1. Titel
2. Verfasser
Über Casimir Füesslin ist kaum etwas bekannt. Sicher ist, dass er dem Bettelorden der Franziskaner angehörte.
3. Publikation
3.1. Erstdruck
Erschienen 1696 in Sulzbach bei Johann Christoph Lochner.
Standorte des Erstdrucks
- Aargauer Kantonsbibliothek, Sign. AKB RQ 17 (a)
- Alte Bibliothek der Abtei Ottobeuren, Sign. k.A.
- Bibliothèque cantonale et universitaire Beauregard,, Sign. GQ 397
- Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg, Sign. 9995/A.Kap. 143
- Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg, Sign. 9995/SWS Conc. 797
- Diözesanbibliothek der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Sign. 20 A 305
- Dombibliothek Freising, Sign. k.A.
- Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Sign. Xb 189
- Médiathèque Valais Sion, Sign. BCV RI 262
- Médiathèque Valais Sion, Sign. BCV RSA 2179b
- Staatsbibliothek Passau, Sign. S nv/Yge 193
- Staatsbibliothek zu Berlin, Sign. Du 4202
- Universitätsbibliothek Eichstätt, Sign. 18/1 SB VII 1263
- Universitätsbibliothek Eichstätt, Sign. 04/1 AÖ 1314
- Universitätsbibliothek Regensburg, Sign. 20/B707860
- Universitätsbibliothek Tübingen, Sign. Gi 581 a.4
- University of Glasgow Libraries, Sign. Sp Coll S.M. 480
- Zentralbibliothek Zürich, Sammlung Alte Drucke, Sign. RRl 86
3.2. Weitere Ausgaben
Neudrucke 1699, 1712.
3.2.1. Digitale Ausgaben
- Digitale Ausgaben der Ausgabe von 1696
- Wolfenbüttel: Herzog August Bibliothek 2010 (= Emblematica Online). Vorlage: Exemplar der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Sign. Xb 189.
- Illinois: Archive.org 2010 Books (= Emblem Collection of the University of Illinois, Urbana-Champaign). Vorlage: nicht ermittelbar.
- Digitale Ausgaben der Ausgabe von 1699
- München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. Hom. 2099 o.
- Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. Hom. 2099 o.
- Digitale Ausgabe der Ausgabe von 1712
- Google ebooks 2011. Vorlage: Exmeplar der Bibliothèque jésuite des Fontaines Lyon, Sign. k.A.
- Digitale Ausgaben der Ausgabe von 1728
- München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. Hom. 2096 i.
- Google ebooks 2011. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. Hom. 2096 i.
4. Inhalt
Die Abhandlung vereinigt Predigten zu den Festtagen des Kirchenjahres, von denen viele durch Kupferstiche visuell eingeleitet werden. Der „Index Concionum“, das Predigtregister, ist vorangestellt. Der Inhalt ist chronologisch gegliedert, wobei das Buch nicht mit dem Anfang des Kirchenjahres, sondern mit dem Beginn des weltlichen Jahres im Januar einsetzt und infolgedessen auch im Dezember endet. Georgius Bartholdus Pontanus’ Bibliotheca Sive Theatrum Concionum hatte noch mit dem Ersten Advent begonnen. Während letzteres bilderlos ist, zeichnet sich das Theatrum Gloriae Sanctorum durch zahlreiche, zum jeweiligen Festtag passende Abbildungen aus. Am Ende des fünfhundertseitigen Buches befindet sich noch als Sachregister ein „Index Copiosissimus Rerum Memorabilium“.
Das Frontispiz zeigt eine barocke Schauarchitektur im Stile eines Puppenhauses. Auf dem gegenüber positionierten Porträtstich ist Lothar Franz von Schönborn (1655-1729), der Fürstbischof von Bamberg, der zugleich Erzbischof des Bistums Mainz war, abgebildet. Ihm ist die Abhandlung gewidmet. Die Abbildungen erscheinen stets im querformatigen Oval, versehen mit girlandeskem Rahmen und Schriftband oben und unten. Außerhalb des Bildrahmens ist ein Spruch aus der Bibel in lateinischen Großbuchstaben abgedruckt. Die im ovalen Querformat dargestellten Illustrationen erscheinen in ihrer Aufmachung wie Embleme. Sie sind es aber nur bedingt, da eigentlich keine Sinnsprüche, keine Allegorien veranschaulicht werden. Stattdessen bemüht sich der anonyme Künstler, Schlüsselereignisse der biblischen Heilsgeschichte und der Hagiographie möglichst realistisch wiederzugeben. So ist zum Fest der unschuldigen Kinder Ende Dezember (S. 420-427) ein Medaillon mit einer relativ drastischen Gewaltdarstellung der herodischen Knabenermordung beigefügt mit dem Untertitel: „Herodes iratus, occidit multos Pueros, ecclesia.“ Zum 26. Dezember, dem Märtyrertag des heiligen Stephan (S. 401-410), sieht man einen knienden Heiligen im Angesicht des sich auf einem Hügel befindlichen Kreuzes. Wenige Meter hinter ihm stehen zwei junge Männer, Steine in den Händen haltend, die gerade im Begriff sind, ihn zu steinigen. Beim Fest des Heiligen Martin ist die berühmte Mantelteilungsszene dargestellt (S. 330ff.).
5. Kontext und Klassifizierung
Das Theatrum Gloriae Sanctorum stellt einen Versuch dar, die Heilsgeschichte möglichst wörtlich abzubilden. Wenn es sich daher auch von den üblichen Emblembüchern unterscheidet, die allegorisch geprägt sind, weist es doch im äußeren Aufbau einige Parallelen auf.
Das Emblem gehört zu einer in der Frühen Neuzeit weit verbreiteten Kunstform, die durch die Vereinigung von Wort und Bild zu einem in sich geschlossenen allegorischen Gebilde gekennzeichnet ist. Sein Aufbau ist festen Regeln unterworfen, die bereits mit der ersten gedruckten Sammlung von Emblemen, dem 1531 in Augsburg erschienenen Emblematum liber des Andrea Alciati, angelegt sind und für die Folgezeit beispielhaft blieben: 1. Lemma bzw. inscriptio oder Motto; 2. Icon bzw. pictura; 3. Epigramm bzw. subscriptio. Das Lemma deutet in sentenzenhafter, knapper Form – meist auf Lateinisch – den Sinnbezug des Icon an. Das Icon kleidet den Gedanken des Emblems, seine „significatio“, in ein Sinnbild. Im religiösen Bereich gibt es u.a. christologische, mariologische und biblisch-moralische Emblembücher, wie zum Beispiel Georgette de Montenays Monumenta emblematum christianorum virtutum (Lyon 1571); Johann Mannichs Sacra emblemata LXXVI in quibus summa uniuscuiusque evangelii rotunde adumbratur (Nürnberg 1625) oder Celestino Sfondratis Innocentia Vindicata (St. Gallen 1695).
Sind Kirchen oder Klöster eines Ordens mit emblematischen Gestaltungen geschmückt, so gehen diese häufig auf Emblematiken zurück, die von Mitgliedern des Ordens verfasst wurden. Theologische Themen aller Art werden in Form von wissenschaftlich-exegetisch-dogmatischen Veröffentlichungen, dann in Form von Andachtsbüchern, Predigtsammlungen, ja noch als religiöse Kartenspiele emblematisch behandelt. Joseph Kuckeisens Compendiosum Vitae et Mortis Theatrum (Köln 1745) und Vincenzo Riccis Sacre Imprese (Venedig 1654) sind die wichtigsten Autoren emblematischer Bücher von Bettelorden, die außerdem die Heiligenverehrung durch Emblematiken mit heroischen Impresen förderten. Bei den Franziskanern stand naturgemäß das Leben des Heiligen Franziskus im Mittelpunkt der Darstellungen, wie bei S. Francisci Vitae et Miraculorum Epitome Emblematis [...] expressa (Antwerpen 1632) oder den Emblêmes sacrés sur la vie et les miracles de St. François (Paris 1637). Das Theatrum Gloriae Sanctorum ist von einem Angehörigen des Franziskanerordens verfasst worden.
Die Gattung „Festtags-Emblematik“ ist eine Schöpfung der Protestanten: Im Jahre 1660 gaben in Nürnberg (bei Endter) Johann Michael Dilherr und Georg Philipp Harsdörffer ihre Drei-ständige Sonn- und Festtag-Emblemata, oder Sinne-bilder heraus. Diese Abhandlung besteht aus dreiständigen Emblemen, d.h. die Embleme sind stets aus drei Teilbildern zusammengesetzt, die denselben Bildgegenstand in leichter Variation zeigen. Die Embleme dort sind allegorisch gestaltet. Am Fest des heiligen Märtyrers Stephanus tritt die Steinigungsszene in den Bildhintergrund, wohingegen auf den drei Emblemen eine Henne mit ihren Küken in unterschiedlichen Handlungskonstellationen abgebildet ist. Für die Küken kommt es nun darauf an, sich in die Obhut der Henne zu begeben. Jede andere Option ist ein Abfall von Gott. Nur mit Mühe kann Füesslins Theatrum Gloriae Sanctorum zu derartigen Festtags-Emblematiken gezählt werden, da die dortigen Illustrationen eher Ereignisbilder als Sinnbilder sind.
6. Rezeption
Füesslins Theatrum Gloriae Sanctorum ist insbesondere ein Nachschlagewerk für Prediger. Es erschien auf dem Höhepunkt der Barockzeit, im Hochgefühl einer selbstgewissen katholischen Religion. Die Illustrationen haben die Funktion, das Verständnis zu erleichtern. Als mnemotechnischer Kunstgriff und Blickfang fördern sie die Einprägsamkeit des biblischen bzw. hagiographischen Stoffes. Auch für den Verleger sind emblematische Illustrationen ein verkaufstrategischer Aktivposten, mit dem er seine materiellen Interessen durchsetzen und sich seinen Marktanteil gegenüber der unliebsamen Konkurrenz sichern kann.
So manches Emblem in diesem Buch fand seine Übertragung in die Dekoration von barocken Kirchen. Im späteren 17. und im 18. Jahrhundert werden im süddeutsch-österreichischen Raum Embleme vielfältig in die Freskodekoration von Kirchen und Klöstern einbezogen, so ist die Illustration zum Festtag der Dreieinigkeit im Theatrum Gloriae Sanctorum nur mit leichten Abwandlungen bis heute in der Votiv- und ehemaligen Klosterkirche der Karmeliterinnen zur Heiligen Dreifaltigkeit in München zu besichtigen.
7. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
- VD17 23:303554S. [vd17]
- William S. Heckscher, Karl-August Wirth: Art. "Emblem/Emblembuch", in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte 5 (1959), Sp. 115f.
- Lore Kaute: Art. "Emblem", in: Lexikon der christlichen Ikonographie. Freiburg/Breisgau 1990, Bd. 1, Sp. 618-622
- Cornelia Kemp: Angewandte Emblematik in süddeutschen Barockkirchen. München 1981
- John Manning: The Emblem, London 2004, S. 220
- Dietmar Peil: Nachwort, in: Johann Michael Dilherr, Georg Philipp Harsdörffer, Drei-ständige Sonn- und Festtag-Emblemata, oder Sinne-bilder. Hildesheim, New York 1994 [Nachdruck der in Nürnberg im Jahr 1660 erschienenen Ausgabe], S. 1-28