Einführung

[Johann Andreas Endter/Christoph Peller]: Theatrum Pacis
Stefan Laube

1. Titel1
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Bd. 1: [Johann Andreas Endter] Theatrum Pacis, Hoc est: Tractatuum atque Instrumentorum Præcipoarum, Ab Anno Inde MDCXLVII. Ad MDCLX. Vsque, In Europa Initorum Et Conclusorum Collectio. Friedens-Schauplatz/ Das ist: Alle die fürnemste Friedens-Instrumenta und Tractaten/ so vom Jahr 1647. an/ biß auf das 1660. in Europa aufgerichtet und beschlossen worden. Mit sonderbahrem Fleiß/ auf diese Art zusammen gerichtet. Samt einem nutzlichem Register. Nürnberg/ Bey Johann Andr. Endter/ und Wolffg. deß Jüngern Seelg. Erben. Anno M.DC.LXIII.Bd. 2: [Christopher Peller von und zu Schoppershof (Hrsg.)] Theatri Pacis, Pars altera, Hoc est: Tractatum atque Instrumentorum Praecipuarum, ab anno inde MDCLX. Ad annum MDCLXXXV. Inter Europaeos, atque aliis cum nationibus, initorum et conclusorum, Collectio secunda. Cum indicibus. Des Friedens-Schauplatzes, Anderer Theil, Das ist: der vornehemsten Friedens-Tractaten und Instrumenten, so vom Jahr 1660 an, bis auf Annum 1685. in Europa und sonsten, getroffen beschlossen worden. Anderer Zusammentrag, Samt dazu gehörigen Registeren, Nürnberg, in Verlegung Wolfgang Moritz Endters, Anno M.DC.LXXXV. Nürnberg: Johann Andreas Endter, Christoph Peller von und zu Schoppershof, 1685. - Bd. 1: Porträt, Frontispiz, Titelblatt, 658 pag. S., 4°. - Bd. 2: Frontispiz, Titelblatt, 1071 pag. S., 4°. [opac ↗091796644] [vd17 ↗23:233878K]

2. Verfasser
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Es ist davon auszugehen, dass das Werk zwei Herausgeber bzw. Verfasser hatte, wobei der Nürnberger Verleger Johann Andreas Endter den ersten Band und der Nürnberger Jurist Christoph Peller von und zu Schoppershof den zweiten Band verantwortete. Grundlage dieser Vermutung sind die Widmungstexte. Im ersten Band zeichnet als Verfasser Endter, in zweiten Peller.

Johannes Andreas Endter (1625-1670) stammte als Sohn von Wolfgang Endter d.Ä. aus einer bekannten nürnbergischen Buchhändler- und Buchdruckerfamilie. Nach einer Phase der Wanderschaft in Genf und einem Aufenthalt bei den Elzevier, einem bekannten holländischen Buchdruckergeschlecht, erhielt er zusammen mit seinem älteren Bruder Wolfgang d.J. im Jahre 1651 vom Vater das heimische Sortiment. Zudem erwarb er mit seinem Bruder die Druckerei des Jeremias Dümmler. Nach dem Tod seines Bruders führte er ab 1655 das Geschäft für sich und die Söhne des verstorbenen Bruders, bis diese das väterliche Geschäft übernahmen.

Christoph Peller von und zu Schoppershof (1630-1711) war angesehener Rechtsgelehrter und beriet in Nürnberg mehrere Reichsstände. Er machte sich auch als Prokanzler der Universität zu Altorf sowie als Publizist einen Namen. Er stammte aus einer wohlhabenden fränkischen Patrizierfamilie. Bereits 1585 wurde sein Vorfahre Martin Peller mit kaiserlichem Diplom in den erblichen Adelsstand des Reiches erhoben. Im Erbschloss der Familie zu Schoppershof wurden die Präliminarien des Westfälischen Friedens zwischen dem kaiserlichen Befehlshaber Ottavio Piccolomini und dem schwedischen Bevollmächtigten Graf Ochsenstierna unterzeichnet. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Nürnberg begann Christoph Peller in Tübingen Rechtswissenschaft zu studieren. 1651 ging er an die heimische Hochschule nach Altorf. Auf ausgedehnten Reisen besuchte er das Elsaß und Holland. Insbesondere in Utrecht hielt er sich längere Zeit auf, weil er sich dort bei Paul Poëtius auf die juristische Dissertation vorbereiten konnte, die er im Jahre 1658 in Altorf einreichte. 1659 verheiratete er sich mit der Kaufmannstochter Clara Einwag aus Nürnberg. Aus der Ehe gingen 14 Kinder hervor, von denen jedoch nur eine Tochter den Vater überlebte. 1659 trat Peller in den Dienst der Reichsstadt Nürnberg und wurde „Genannter des größeren Rathes“, 1665 Konsulent und Assessor am Untergericht, 1674 am Stadtgericht, 1692 Assessor des Appellationsgerichts. Oft widmete er sich staatsrechtlichen Studien, wobei er von seiner reichhaltigen Bibliothek schöpfen konnte, die nach seinem Tod im Jahre 1717 versteigert werden sollte. Besonders bekannt und bis heute genutzt ist das von ihm gemeinsam mit dem Verleger Johann Andreas Endter herausgegebene Theatrum Pacis in zwei Bänden. Zudem gab er 1671 Kaspar Klocks Tractatus de aerario mit Anmerkungen heraus. Aufsehen erregte Peller mit seiner Widerlegung der in der unter dem Pseudonym Pacificus a Lapide erschienenen Abhandlung Homo Politicus niedergelegten Thesen , die dem Kompilator Philipp Andreas Oldenburger (1620-1678) zugeschrieben werden. Diese Kritik mit dem Titel Politicus seleratus impugnatus, i. e. compendium politices novum, sub schemate hominis politici erschien 1664 und wurde 1665, 1669 und 1698 neu aufgelegt.

3. Publikation
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3.1. Erstdruck
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Der erste Band des Theatrum Pacis ist bereits 1663 in Nürnberg erschienen, der zweite folgte 1685.


Standorte des Erstdrucks


Bd. 1


Bd. 2

3.2. Weitere Ausgaben
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3.2.1. Digitale Ausgaben
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- Digitale Ausgabe des ersten Bandes der Ausgabe von 1663

  • Bd. 1: München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 257-1.
  • Bd. 1: Google ebooks 2010. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 257-1.

- Digitale Ausgabe der Ausgabe von 1684/85

  • Bd. 1: München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 258-1.
  • Bd. 2: München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 258-2.
  • Bd. 2: München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 117#Beibd.1.
  • Bd. 2: München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 259-2.
  • Bd. 1: Google ebooks 2010. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 258-1.
  • Bd. 2: Google ebooks 2010. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 258-2.
  • Bd. 2: Google ebooks 2010. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 259-2.

- Digitale Ausgabe der Ausgabe von 1702

  • Bd. 1: München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 259-1.
  • Bd. 1: Google ebooks 2010. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 J.publ.e. 259-1.

4. Inhalt
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Abgedruckt sind staatsrechtliche Texte von Friedensverträgen und zwar in Gestalt eines lateinisch-deutschen Paralleltextes. Jede Doppelseite besteht aus vier Kolumnen, wobei die inneren lateinisch verfasst sind, während die äußeren parallel dazu den deutschen Text abdrucken. Der Inhalt des ersten Bandes sei hier vollständig weitgehend in der zeitgenössischen Diktion wiedergeben: Münsterische Friedens-Tractate zwischen Spanien und Holland (S. 1-48); Traktat zwischen dem König von Spanien und den Generalstaaten der Vereinigten Niederlande (S. 49-78); Osnabrücker Friedensschluss zwischen der Römisch-kaiserlichen Majestät und der schwedischen Krone (S. 79-203); Münsteraner Friedensschluss zwischen der Römisch-Kaiserlichen Majestät und der französischen Krone (S. 204-281); Nürnberger Friedens-executions Haupt-Recess (S. 282-318); Designatio Restituendorum in tribus Terminis (S. 319-329); Designatio Restituendorum in tribus Mensibus (S. 330-337); Repartitio sive Distributio quinque Millionum (S. 338-350); Abdankung der Kaiserlichen und schwedischen Soldateska (S. 351-361); Friedens-Exekutionsvergleich zwischen der Römischen Kaiserlichen Majestät und der französischen Krone (S. 361-368); Friedens-Artikel zwischen Oliver Cromwell und den Generalstaaten (S. 369-391); Roschildische Friedensschluß zwischen der dänischen und der schwedischen Krone (S. 392-413); Nordischer Friedensschluss zwischen Dänemark und Schweden (S. 414-443); Friedens-Traktate zwischen Frankreich und Spanien (S. 444-560); Traité de Paix entre les Courones des France & d´ Espagne [Text ausschließlich auf Französisch] (S. 561-616); Olivischer Friedensschluß zwischen Schweden, Polen und Brandenburg (S. 613-658). Am Ende befindet sich ein relativ ausführliches „ Index Rerum et Verborum“.

Das Inhaltsverzeichnis des zweiten Bandes umfasst 54 Friedensschlüsse aus dem Zeitraum von 1660-1685, vom Friedens-Artikel zwischen England und Tripolis im Jahr 1662 (S. 180-186) über die Lissabonner Friedens-Artikel zwischen Spanien und Portugal im Jahr 1668 (S. 524-531) bis zum zwanzigjährigen Regensburger Waffenstillstand zwischen dem Kaiser und dem Römischen Reich und Frankreich im Jahr 1684 (S. 1038-1049). Am Ende ist ein „Index Rerum Memorabilium“ abgedruckt. Gewidmet ist die Abhandlung im ersten Band Johann Philipp von Schönborn (1605-1673), der als Bischof von Würzburg (seit 1642) und später (seit 1647) zugleich auch als Erzbischof von Mainz amtierte. Johann Philipp wurde als „Deutscher Salomo“ gerühmt. Im Umfeld des Dreißigjährigen Krieges stieg er zu einer einflussreichen politischen Gestalt auf, wobei er sich gegenüber den protestantischen Reichsständen als kompromissbereit erwies. Johann Philipp ist auch in Form eines Porträtmedaillons abgebildet. Das Frontispiz gegenüber zeigt ganzseitig eine Art Theaterbühne. Der Vorhang ist geöffnet. Auf einem sich entfaltenden weißen Tuch, das an einem Seil befestigt ist, steht „Theatrum Pacis“ geschrieben. Personifikationen in antiken Gewändern geben sich ein friedliches Stell-dich-ein. Am Sockel befinden sich drei kleinere Medaillonabbildungen, in der Mitte die Arche Noah, rechts ein pflügender Bauer, links ein Herrscher im Kreise seiner Berater, Sinnbilder des friedlichen Nebeneinanders von Ackerbau und Diplomatie.

Der zweite Band des Theatrum Pacis ist Ferdinand von Schwarzenberg (1652-1703) gewidmet, der aus einem hochadligen fränkischen und böhmischen Adelsgeschlecht stammt und der sich in Wien während der Pestzeit und der Türkenkriege große Verdienst erworben hatte. Das Frontispiz im zweiten Band zeigt gekrönte Putti, die sich friedlich und vergnügt um eine Weltkugel tummeln. Die Putti mit ihren präzise gestalteten Kronen und Mitren verkörpern die einzelnen Territorialherrschaften. Sie umflattern eine lorbeerbekränzte Frauenfigur als Personifikation des Friedens. Pacis umfasst schützend die Weltkugel, die durch eine Eisenklammer eher notdürftig gesichert scheint, denn mitten durch Europa ist ein deutlicher Riss erkennbar. Die beiden im Vorderund befindlichen Putti mit dem Hammer und Ölzweig unterstützen die Figur des Friedens in ihrer Aufgabe, Europa wieder zu befrieden.

5. Kontext und Klassifizierung
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Der Titel Theatrum Pacis zeigt, dass die Metaphorik des Theaters nicht nur im martialischen Sinn, als „Kriegstheater“ oder „theatrum belli“, Verwendung fand, indem aus der Schlacht eine Bühne, aus Soldaten Akteure, aus der Niederlage eine Tragödie gemacht wurden, sondern auch als Inszenierung des guten Endes von kriegerischen Auseinandersetzungen. In anderen Abhandlungen wurden Berichte von Schlachten und Friedenschlüsse in einem Band vereint, wie zum Beispiel in dem Neu-eröffneten Kriegs- und Friedens-Theatrum von Johann Steislinger (Augsburg 1742) oder im Neueröfneten Schauplatz aller vorfallenden Staats-, Kriegs- und Friedens-Begebenheiten, das zwischen 1751 und 1760 in Erfurt erschien. Als „Theatrum Pacis“ wurden nicht nur Bücher, sondern auch Festarchitekturen bezeichnet. Theaterhistorisch interessant ist dasjenige aus Antwerpen aus dem Jahr 1594 anlässlich des Einzugs von Erzherzog Ernst von Österreich. Der Kupferstich zeigt ein halbkreisförmiges Gerüst, auf dessen sechs aufsteigenden Sitzreihen 91 schön gekleidete Figuren als Personifikationen der Tugenden, der freien Künste und der neun Musen sowie der Grafschaften des Landes Platz gefunden haben. 1697 wurde ein Flugblatt mit dem Titel Theatrum Pacis Risvicanum gedruckt. Es zeigt die Eintracht europäischer Völker, aber mit dem kriegslüsternen Türken bereits das damals dominante Feindbild. Bedingung und Perspektive des Friedens zwischen den europäischen Ländern bleibt der „Türkenkrieg“.

6. Rezeption
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Aus dem Theatrum Pacis wird bis heute eifrig zitiert, sonst wäre es nicht im Abkürzungsverzeichnis des Institutes für Europäische Geschichte in Mainz verewigt unter THP. Auch die Bibliographie von historicum.net umfasst eine Auswahl einschlägiger älterer und neuerer Friedensvertragseditionen und relevanter Forschungsliteratur und kommt nicht umhin, unter „Friedensvertragseditionen bis 1818“ auf das Theatrum Pacis hinzuweisen. Schon Gottfried Wilhelm Leibniz wusste diese Quelle zu schätzen, als er Anfang 1700 in einem Brief an den englischen Dichter und Diplomaten George Stepney zum Ausdruck brachte: „II n’y a presque rien, qui ne soit imprime ailleurs, et presque tout est pris d’un petit nombre de livres assez communs, comme de Goldastus, d’Aizema, du Theatrum pacis, du Recueil des Traites de la Couronne de France de Leonard“. Die Bestimmungen des Pyrenäenfriedens von 1659 zwischen Frankreich und Spanien, auf die das Theatrum Europaeum (Bd. 8, S. 1191-1223) ausführlich eingeht, ist im Theatrum Pacis bereits im Jahre 1685, also acht Jahre vorher, abgedruckt worden (S. 1666ff.).

7. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
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1Grundlage für die formale und inhaltliche Bearbeitung bilden die Ausgaben von 1684/85.
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