Lukas Osiander d. Ä.: Bericht vom Nachtmahl (1572)
bearbeitet von Johannes Hund
[Inhaltsverzeichnis]

|| [989]

|| [A 2r:] An den Christlichen Leser.

Dieweil ich teglich je mehr vnd mehr in erfahrung kome, das etliche guthert-
zige Christen, so die Dresnische Bekentnus vom Nachtmal Christi lesen,
durch die scheinbarliche Wort, so darinnen sein, dahin beredet werden, als
(5)were durch solche Bekentnis die Zwinglische Lere gnugsam widersprochen
vnd hette sich die Kirche Gottes etlicher vnreinen Bcher halben, durch wel-
che dem Zwinglischen Jrthumb frschub beschehen, nichts mehr zu befah-
ren,1 vnd aber der Zwinglisch Jrthumb auch vnter gemelter Dresnischen Be-
kentnis
verschlagen vnd behalten wrde, daraus mit der zeit vnwiderbringli-
(10)cher schaden bey der Kirchen Gottes hin vnd wider entstehen. So habe ich
getrewer meinung denjenigen, welche dergleichen zweifelhafftige Schrifften
fr sich selbs nicht gnugsam vrtheilen knnen vnd erinnerung bedrffen, mit
dieser kurtzen Schrifft dienen wllen, allein der meinung, damit nicht die
reine, heilsame Lere, so vns D. Luther heiliger Gedechtnus aus Gottes Wort
(15)mit grosser mhe vnd arbeit, sorg vnd gefahr widerumb herfrgebracht,
durch zweiffelhafftige Schrifften widerumb verdunckelt vnd endlich verlo-
ren werde. Der Allmechtige Gott wlle vns bey der reinen Lere bis an das
ende erhalten. Amen.
|| [A 2v:]
a Marginalie am rechten Rand
Es haben etliche Theologi zu Wittenberg jnnerhalb einem Jar durch
(20)allerley in den Truck daselbsten ausgegangenen Schrifften, den Artickel des
Nachtmals Christi belangend, sich nicht wenig verdechtig vnd guthertzigen
eyferigen Christen billich nachgedencken gemacht, als ob sie von der reinen
Lere D. Luthers seligen abweichen vnd zu den Zwinglianern tretten wllen.
Denn in den Propositionibus,2 welche vnder etlichen newen Doctorn der hei-
(25)ligen Schrifft namen damaln ausgangen, wurde die reine Lere D. Luthers
b Marginalie am rechten Rand

seligen, da er aus dem Artickel der Persnlichen vereinigung beyder Naturen
in Christo vnd aus dem sitzen Christi zur gerechten des Vaters gewaltig
wider die Zwinglianer erwiesen, das Christus auch nach seiner Menscheit
allenthalben vnd also auch mit seinem Leib vnd Blut knne vnd vermge
(30)seiner zusagung im heiligen Abendmal gegenwertig sein, vielfeltig vnd mit
grosser bitterkeit, gleichwol vnuermeldet seines Namens, verworffen. Dage-
gen aber werden die Zwinglianer mit jrer Lere in denselbigen Propositioni-
bus
nicht gestraffet, sondern wrde jrer sehr vleissig verschonet, da doch
sonsten viel Jrthumb, so bey des Herren Nachtmal in der Kirchen vnder dem
Bapsthumb eingeschlichen, daselbsten austrucklich verworffen werden.

|| [990]

So haben sie auch ein Lateinischen Catechismum3 fr die Studierenden ju-
gend ausgehen lassen, in welchem sie – das ich anderer seltzamer, vnge-
reumpter Hendel, so sonsten darinnen, jetzt geschweige – den gantzen Han-
del vom Nachtmal Christi auff eine sol- || [A 3r:] che weise beschrieben, das
(5)kein Zwinglianer sich beschweren wrde, dasselbige alles anzunemen vnd
zu vnderschreiben, wenn er gleich am wenigsten von seinem Zwinglischen
Jrthumb nicht abzutretten gedencket, vnd wrde darinnen der Artickel von
der vereinigung beyder Naturen, auch die Artickel von der Himelfart Christi
mit verkehrung der heiligen Schrifft gezeugnis auch auff Zwinglische weise
(10)vnd nicht Christlich oder Lutherisch geleret vnd erkleret.
c Marginalie am rechten Rand
Nach dem Catechismo ist von jnen ein Latinisch Tractetlin heraus komen,
genennet „Grammatica disputatio“,4 darin sie sich noch mehr verdechtig ma-
chen oder viel mehr offentlich mit der Zwinglianera Sprach reden. Denn in
derselbigen sagen sie also: „Wiewol aber Stephanus auch in diesem Leben
(15)den Himel offen vnd den Son des Menschen zur gerechten Gottes stehend
gesehen, jedoch das er vor der zeit (da er nemlich widerkomen sol am Jngs-
ten Tage) auff Erden komen werde oder dasjenige,“ nemlich sein Leib, „das
er in den Himel gebracht, auff Erden darstellen werde, das wrde nirgend
gelesen. Das er aber hiezwischen, nachdem er gen Himel gefahren, nicht
(20)auffhrte bey vns zu sein, hat er seinen heiligen Geist von dannen auff Erden
geschickt, wie Ignatius vnd Tertullianus schreiben, auff das wir denselben
zum pfand haben vnd er durch denselben bey vns were bis an das ende der
Welt, das ist bis auff die zeit seiner widerkunfft“5 etc. Bis hieher die Witten-
berger etc. Dieses ist ja nicht Christlich oder Lutherisch, sondern auff
(25)Zwinglische weise von der sachen geredet.
Hiezwischen ist auch ein Schrifft bey jnen ausgangen von dem Artickel der
Himelfart Christi vnd dem sitzen zur gerechten Gottes,b 6 in welcher sie sich
d Marginalie am rechten Rand
|| [A 3v:] viel mehr bevleissen, mit etlichen sprchen der Veter zu beweisen,
das Christus solte nach seiner Himelfart mit seinem Leib allein droben im
(30)Himel vnd nicht hie vnden auff Erden sein, denn das sie mit rechter Ausle-
gung gedachter Artickel den Zwinglianern einigen abbruch zu thun vnter-
stnden.

|| [991]

Sonderlich in jrem langen Buch, „Grundfest“7 genant, treiben sie fast von
Anfang bis an das Ende nichts anders, denn das sie obgemelte Lehre Lutheri
(doch vnvermeldet seines Namens) von der Person Christi vnd seinem sitzen
zu der gerechten Gottes, mit deren er den Zwinglianern grossen abbruch ge-
(5)than, mit grosser vngestmme vnd bitterkeit verlestern vnd fr grewliche
Ketzerey verdammen.
e Marginalie am rechten Rand
Sagen auch austrcklich, das der Menschen Natur,
auch nach verklertem Leib, eigenschafft sey, das sie begreifflich sey – draus
folgen mste, das Christus nicht im Nachtmal were, weil er nicht begreiff-
lich ist –, vnd geben fr, das Christus nach seiner Menscheit nicht alles ver-
(10)mge,
f Marginalie am rechten Rand
sagen austrcklich, das ers nicht wisse (auch jetzund im stand seiner
Herrligkeit) vnd schewen sich nicht, mit den Zwinglianern nachfolgende
Wort zu reden: Christi Leib, Adern vnd Bein sey vnd bleib im Himel, aber
durch seine Allmechtige gegenwertige Krafft seiner Gottheit regiere er alles
gegenwertig im Himel vnd auff Erden etc.
g Marginalie am rechten Rand
Vnd ist das gantze Buch dahin
(15)gerichtet, das ja niemand gleuben sol, das Christus auch nach seiner
Menscheit jetzt alles wste vnd vermge vnd allenthalben gegenwertig sey,
inmassen solchs bis daher die Zwinglianer auch hefftig bestritten haben vnd
noch, ob sie kndten, hierdurch die ware gegenwertigkeit des Leibs vnd
Bluts Christi aus seinem heiligen Abendmal ausschliessen.11 Dagegen, ob-
(20)wol von || [A 4r:] etlichen reinen Theologen vor ausgang jrer „Grundfest“ al-
bereit hart in sie getrungen, das sie sich der Zwinglischen Lehre halben lau-
ter erkleren sollen, ob sie die verwerffen oder nicht,12 wird dennoch in einer
so langen Schrifft nirgend der Zwinglianer Lere austrcklich ordenlich ge-
setzt vnd verworffen, wie billich geschehen hette sollen.
(25)Vnd sind etliche Wittenbergische Theologi
h Marginalie am rechten Rand
des Herrn Lutheri seligen Christ-
licher Lere von der Persnlichen vereinigung beyder Naturen in Christo vnd
seinem sitzen zur gerechten Gottes so feind, das als D. Jacobus Andreae,
Probst vnd Cantzler bey der Vniuersitet zu Tbingen, jetzgedachte Lere Lu-
-
theri vnd Brentij seligen in etlichen Propositionibus widerholet vnd vertheti-
get13 vnd aber etliche Jesuiter zu Ingelstat andere widerwertige Propositiones
wider jne in diesem Artickel ausgehen lassen,14 hat man zu Wittenberg aus
befehl des Herrn Rectors (wie offentlich auff den getruckten Exemplarn
(5)steht) die Jesuitische Propositiones, als die recht vnd gut sein sollen, nachge-
truckt vnd mit einer angehenckten vermanung gelobt, als die es wol in die-
sem Artickel sollen getroffen haben, vnd werden also die offentliche feind
des H. Euangelij (mit nicht geringer verkleinerung desselbigen) zu Zeugen
von etlichen Wittenbergern wider D. Luthern vnd Brentium seligen frge-
(10)stellet vnd angezogen.15
Derwegen
i Marginalie am rechten Rand
sind durch jetzerzelte verdechtige Schrifften etliche guthertzige,
hochgelerte, eyfferige, reine, christliche Lerer nicht vnbillich beweget wor-
den, die Christenheit zu verwarnen, sich vor solchen verdechtigen vnd vn-
reinen Schrifften vnd newer Lehr etlicher Theologen zu Wittenberg zu
(15)hten, welche ernstliche einheilige warnungen dennoch so viel nachgeden-
ckens || [A 4v:] gebracht, das die Theologi zu Wittenberg dahin angehalten
worden, sich auff die beschene16 Beschuldigungen in einer offentlichen
Schrifft zu erkleren.17
Wiewol
j Marginalie am rechten Rand
aber hierauff ein Schrifft von des Herrn Nachtmal vnd von der Per-
(20)son vnd Menschwerdung Christi, seiner Maiestet Himelfart vnd sitzen zur
rechten Gottes vnder dem Namen beyder Vniuersiteten Leipsig vnd Witten-
berg, der dreyen Geistlichen Consistorien vnd aller Superattendenten des

|| [993]

gantzen Churfrstenthumbs Sachsen
k Marginalie am rechten Rand
im verschinen18 Monat October des 71.
Jars zu Dresden ausgegangen19 Der meinung, gedachter Schulen vnd Kir-
chen jetzige Lerer allesampt vnd aller ding von dem verdacht des zwingli-
schen Jrthumbs zu entledigen, so mag doch jetzgemelte Schrifft solches
(5)nicht verrichten vnd diejenige Wittenbergische Theologi, so hieuor den Cat-
echismum, Grammaticam disputationem, vermeindte „Grundfest“ vnd an-
dere dergleichen Schrifften gestellet, vor der Kirchen Gottes nicht gnugsam
entschldigen.
Denn die gantze gemeldte Schrifft durchaus in beyden puncten, von des
(10)Herrn Nachtmal vnd von der Person vnd Maiestet Christi, je selbst sehr vn-
gleich vnd also zusamengetragen ist, das vnderschiedliche zweyerley wider-
wertige Lerer vnd Geist darinnen gespret werden, deren der ein theil gern
die reine Lere D. Luthers seligen, so er aus heiliger Gttlicher Schrifft in die-
sem Artickel herfr gebracht, handhaben vnd forttreiben wolte, der ander
(15)theil aber dieselbige reine Lere mutwillig widerumb verkeret, verfelschet
vnd das zwinglisch Gifft, wo er kan, darunder menget vnd darneben ein-
schleichet vnd dasjenige, so an jm selbs recht bekand vnd geschrieben, ver-
|| [B 1r:] dunckelt vnd mit zweiffelhafftigen reden widerumb hinwegnimpt vnd
verderbt, wie jetzt mit der hilff Gottes sol gleichwol krtzlich, aber doch
(20)grndlich dargethan werden.20
Recht ist es geredt
l Marginalie am rechten Rand
von der gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi, das
in gemelter Schrifft mit Lutheri seligen worten bekant wird, das Sacrament
des Nachtmals Christi sey „der ware Leib vnd Blut vnsers Herrn Jesu Christi
vnter dem Brod vnd Wein vns Christen zu essen vnd zu trincken von Christo
(25)selbs eingesetzt.“21 Vnd wird auff diese meinung recht der Spruch Irenaei
angezogen, das Sacrament oder Eucharistia halte zwey ding in sich, nemlich
ein Jrrdisch vnd Himlisch.22 Recht ist es auch, das mit des Herrn Lutheri se-
ligen worten vermeldet wird, die vnwirdigen versndigen sich an dem Leib
vnd Blut des Herrn darumb, das sie den Leib Christi handeln vnd mit dem-
(30)selben vmbgehen, als achteten sie des nicht mehr als anderer Speise etc.23

|| [994]

Recht ist es auch, das in diesem puncten D. Luthers seligen kleiner Kinder-
catechismus gelobt vnd der Christenheit als ein reine heilsame Schrifft ge-
rhmetc wird. Vnd diese Stcke haben ohn allen zweyfel etliche Lerer, so
noch nicht Zwinglisch worden, in diese Dresnische Schrifft hienein gebracht,
(5)welche wort auch an jnen selbs recht vnd zu loben sein, da es allein dabey
geblieben were.
Darneben
m Marginalie am rechten Rand
aber die Zwinglische Theologen jre tcke auch nicht lassen kn-
nen, sondern zweiffelhafftige reden mutwillig in diesem Handel mit vnter-
geschoben, welche sie auff jre Zwinglische meinung deuten, die gantze Be-
(10)kentnis also auff jren verstand ziehen vnd jren vorigen Irrthumb darunter
behalten. Als da sie || [B 1v:] sagen,
n Marginalie am rechten Rand
der Son Gottes sey warhafftig vnd gewis-
lich gegenwertig bey dem Ministerio oder Ampt seines heiligen Worts vnd
hochwirdigen Sacrament, wircke vnd sey krefftig durch dieselbigen. Item
o Marginalie am rechten Rand

das der lebendig Son Gottes Jesus Christus warhafftig mit dieser Ordnung im
(15)Abendmal sey vnd in dieser niessung vns mit Brod vnd Wein sein Leib vnd
Blut gebe, appliciere vns sich selbs vnd seine verheissunge, mache vns
Gliedmas seines Leibs vnd wircke Trost in vns, vnd geschehe diese wir-
ckung durch diese Person, die Menschliche Natur an sich genomen hat, vnd
wircke nu in derselbigen vnd vmb derselbigen willen in vns etc. Diese Wort
(20)kan man alle auff Zwinglisch also drehen: Der Son Gottes, das ist die Gtt-
liche Natur in Christo, ist bey dem heiligen Sacrament gegenwertig vnd gibt
alda denen, so den Glauben haben, durch welchen allein vnd sonsten nicht
anders vns der Herr Christus vnd seine Wolthaten knnen appliciert oder
zugeeigenet werden, geistlicher weise den Leib vnd Blut Christi. Vnd die
(25)Person, welche Menschliche Natur an sich genomen hat – es hat aber Chris-
tus allein nach seiner Gottheit Menschliche Natur an sich genomen – das ist,
die Gottheit Christi wircke im heiligen Nachtmal. Welche Gottheit ist nach
der Zwinglianer meinung droben im Himel an einem gewissen ort in der
Menschlichen Natur Christi vnd wircket vmb der Menschlichen Natur wil-
(30)len, das ist, darumb in vns, weil sich der Son Gottes vnser angenomen vnd
vmb vnsertwillen Menschliche Natur an sich genomen hat. Welcher Zwing-
lianer aber wolte sich beschweren, solche jetzerzelte Bekentnis vom Nacht-
mal Christi zu vnterschreiben? Wie sie || [B 2r:] denn albereit im offentlichen

|| [995]

Truck thun.26 So wissen die Wittenbergischen Theologen auch sehr wol, wie
sie reden solten, wenn sie sich allerdings des Zwinglianismi, der jnen nicht
one vrsach zugemessen worden, ernstlich entledigen wlten, vnd hetten sich
billich solcher schlupfferigen zwifachen Reden zu dieser gefehrlichen zeit
(5)vnd vber beschehene beschuldigung vnd verdacht gentzlich enthalten, hierin-
nen jr selbs vnd der Kirchen Gottes des Ergernis halben verschonen sollen.
So wird auch in gedachter Schrifft kein einiges mal gemeldet, das wir im
heiligen Abendmal den Leib Christi nicht allein mit dem Glauben, sondern
auch mit dem Munde empfahen, da sie doch wol wissen, das zwischen vns
(10)vnd den Zwinglianern dis der streit ist, was man mit dem Mund empfahe, ob
es nichts denn Brod vnd Wein, oder ob mit demselbigen auch warhafftig der
Leib vnd Blut Christi mndlich empfangen werde. Vnd hetten sich alhie die
Wittenbergische Theologi, wenn sie gewlt, mit diesem einigend wrtlein
„Mndlich“ des verdachts ein grossen theil entladen vnd sich hiemit von den
(15)Zwinglianern absondern knnen.
Auch ist dis wol warzunemen, da sie gleich von den Vnwirdigen sagen sol-
len, ob dieselbige den Leib Christi empfahen oder nicht, erzelen sie gleich-
wol D. Luthers Wort hiervon,27 wie droben vermeldet ist. Sie sagen aber nir-
gend, das die Vnbusfertigen den Leib vnd Blut Christi essen vnd trincken
(20)(gleichwol zum Gericht), da sie doch solches mit wenigen worten fein lauter,
rund vnd mit vnzweiffelhafftigen Reden hetten darthun vnd sich auch in die-
sem Puncten des Verdachts leichtlich entschtten28 knnen. || [B 2v:] Aber
noch viel weniger tauge es, das sie den Wittenbergischen Catechismum, in
welchem Christus im
p Marginalie am rechten Rand
Himel droben auff Zwinglische weise eingeschlossen
(25)vnd vmpfangen wird, gleich im anfang dieser Schrifft verthedigen vnd Cano-
nisirt, der doch in diesem wie auch in etlichen andern mehr puncten nicht
rein ist. Daraus zu sehen, das die zwinglischen Theologos, so bey verferti-
gung dieser Schrifft gewesen, jres vnreinen Catechismi nie gerawen.30 So
weist man auch wol, aus welchem Fass diese reden sein, da in der Dresni-
-
schen Schrifft gesagt wird
q Marginalie am rechten Rand
, das Christus die sichbaren Himel durchdrungen
(die sichbaren Himel, merck wol) vnd die Himlische Wohnung eingenomen
habe, welche Rede aus des Bullingeri Schrifften entlehnet vnd gelernet wor-
den ist.32 Vnd reucht dis so starck nach der Zwinglianer Jrthumb, das wer es
(5)nicht mercken kan, freylich die Schnuppen haben mus.
Darmit aber machen sie sich noch mehr suspect vnd verdacht. Als sie sollen
der Zwinglianer Lere verwerffen, thun es die Theologi, in denen albereit der
Zwinglische Irrthumb stecket, so law, kalt vnd schalckhaffttig, das sich des-
selbigen die heutigen Zwinglianer nicht annemen drffen. Denn sie ver-
(10)werffen allein solche Zwinglische Reden, zu welchen sich die Zwinglianer
heutigs tags nicht bekennen, sondern selbige selbs verwerffen,
r Marginalie am rechten Rand
als das die
Sacramenta leere vnd blosse Deutzeichen seyen. Jtem da sie sagen, die Sa-
cramentirer geben fr, der Herr Christus sey nicht wesentlich bey seinem
Nachtmal
s Marginalie am rechten Rand
vnd theile seinen Leib vnd Blut nicht gegenwertig aus, vnd sagen,
(15)das nichts denn Brod vnd Wein im Nachtmal sey, vnd halten die Sacrament
allein fr eusserliche Kenzeichen, || [B 3r:] darbey die Christen jr Bekentnis
thun etc. Jtem da sie sagen, die Niessung ist nicht wie ein Heidnisch Ge-
denckzeichen,
t Marginalie am rechten Rand
als so man ein Spectackel helt von Julio Caesare oder derglei-
chen Helden, die da Todt sein vnd haben nichts mit vns zu schaffen etc. Die-
(20)se reden alle zumal thun der sachen nicht gnug, den Zwinglischen Jrthumb
auszuschliessen. Denn die Zwinglianer bekennen auch, das Christus wesent-
lich im Nachtmal gegenwertig sey,36 sie meinen aber allein seine Gttliche
Natur, vnd hetten die Wittenberger alhie wol knnen sagen, er were gegen-
wertig auch nach seiner Menschlichen Natur, darmit sie sich abermals alles
Verdachts hetten entledigen knnen, wenn sie gewolt.
Weiter:
u Marginalie am rechten Rand
die Zwinglianer bekennen auch, das vns Christus seinen Leib vnd
Blut im heiligen Nachtmal gebe,38 ja Caluinus sagt, das vns wesentlich vnd
warhafftig der Leib vnd Blut Christi gegeben werde vnd das mit der Sub-
stantz des Leibs Christi vnsere Seelen gespeiset werden. Jtem Christus sey
nicht ein Betrieger, der vns mit leeren Zeichen betriege, sondern gebe vns

|| [997]

den Leib, der da im Nachtmal bedeutet werde.39 Er meinet aber mit allen die-
sen scheinbarlichen worten nichts anders, wie er sich selbs am selbigen ort
hernach endlich erkleret,
v Marginalie am rechten Rand
denn das ein lebendigmachende Krafft aus dem
Leib Christi durch den heiligen Geist ausgegossen werde, obwol der Leib
(5)Christi weit von vns abwesend sey. So sagen auch die Zwinglianer nirgend,
das Christus Todt sey wie Julius Caesar oder das er nichts mit vns alhie auff
Erden zuschaffen habe. Auch haben die Widerteuffer selbs im gehaltnen Ge-
sprech zu Franckental nicht gestehen wllen, das sie das heilig Nachtmal
allein fr ein blosses Kenzeichen halten.41 Darumb ist || [B 3v:] in der Dres-
(10)nischen Schrifft
noch nichts weiters verworffen denn allein dasjenige, wel-
ches die Zwinglianer selbs verwerffen vnd hetten gedachte Wittenbergischen
Theologen austrcklich sollen verdammen der Zwinglianer meinung, da sie
halten, das aus dem abwesenden Leib Christi ein Krafft allein – vnd nicht der
gegenwertig Leib selbs – vns im H. Nachtmal mit Brod vnd Wein gegeben
(15)werde, wie sie wol hetten wissen zu thun, wenn sie sich von den Zwinglia-
nern ernstlich absondern wllen.42 Vnd hilfft sie nicht, das einmal oder zwey
das wrtlin „Sacramentierer“ gesetzt wird, denn die Zwinglianer sich heutigs
tags zu solchem Namen nicht bekennen, sonderlich weil am ende der Dres-
nischen
Schrifft diejenigen, welche sich bisher wider den Zwinglischen Jr-
(20)thumb gesetzt, fr Sacramentschwermer ausgeruffen werden. Demnach wer-
den sich die Zwinglianer des Namens der Sacramentirer in der Dresnischen
Schrifft
nicht annemen, dieweil jr Lere, jre Lere sage ich, nicht austrcklich
lauter gesetzt vnd verdampt wird.
Wenn man aber gleich gern aus Christlicher Liebe verhoffen wolte, es hette
(25)die Theologos zu Wittenberg gerawen,43 das sie in dem Catechismo, Gram-
matica Disputatione
, Auslegung der Artickel des Gaubens von der Himelfart
Christi, Propositionibus vnd jrer Grundfest so nahe zu den Zwinglianern
getretten, so benemen sie doch vns solche Hoffnung selbs. Denn sie ziehen
sich in der Dresnischen Schrifft
w Marginalie am rechten Rand
zum vierdten mal widerumb auff jetztge-
(30)dachte jre Schrifften, welche sie gleichwol mit Namen nicht nennen, aber
doch mit solchen Circumstantijs oder Vmbstende beschreiben, das es ein
Blinder greiffen mus, sie wllen alle gedachten Schrifften fr recht ge-

|| [998]

|| [B 4r:] halten vnd darinnen das wenigst nicht widerrufft oder als vnrecht ver-
worffen haben.
Darumb obwol hernach man sich auff die Viertzig- oder Fnfftzigjerig Lere
zu Wittenberg vnd auff Lutheri seligen Catechismum zeucht vnd nach der-
(5)selben Lere diese Schrifften verstanden vnd was selbiger Lere zuwider
x Marginalie am rechten Rand
ver-
worffen haben wil, so ist doch solches in der Warheit ein protestatio contra-
ria facto, da man sich eines dings bezeuget, man wlle dasselbig thun vnd
man thut nichtsdestoweniger eben das Widerspiel. Denn sie in der Dres-
nischen Schrifft
(wie an seinem ort ferner erkleret werden sol) den Zwingli-
(10)anern sowol als in vorigen Schrifften vnter die Arm greiffen vnd jren Jr-
thumb nirgend lauter verdammen wllen. Darumb mag obgehrte Protestatio
das grosse Ergernis, so in der Kirchen Gottes durch sie leider angerichtet
worden, nicht auffheben, noch viel weniger jre vnreine ausgegangene
Schrifft gutmachen oder auch Cassirn, dieweil sie eben in dieser Dresnischen
(15)Schrifft
zum vierdten mal dieselbigen in jren wrden zu erhalten vnd zu be-
stetigen begeren. Darumb ist hieraus offenbar, das die Dresnische Schrifft
sich im ersten puncten, von der gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi,
noch nicht gnugsam erkleret, sondern also guts vnd bses zusamen mischet,
das sich deren die Lutherische vnd Zwinglische jede in etlichen Stcken
(20)behelffen knnen. Aber so solte man nicht in Gttlichen sachen handeln,
sondern ein gleichfrmige bestendige Bekentnis thun, die sich nicht auff wi-
derwertige vnd zwo widereinander streitende Lere ziehen liesse, sonderlich,
da man sich auffgelegter Ketzereyen entladen vnd derhalben sich notwendi-
ge vor der gantzen Christenheit, zuforderst fr || [B 4v:] dem Angesicht Gottes
(25)entschldigen sol. Aber dis sey von dem ersten Puncten gnug, wllen von
dem andern auch hren, soviel die Notturfft erfordert.
Was denn den andern Puncten von der Person Christi belanget, da Doctor
Luther vnd Brentius seliger Gedechtnis sampt jren guthertzigen Collegis aus
heiliger
y Marginalie am rechten Rand
Schrifft erwiesen, das der Herr Christus von wegen Persnlicher ver-
(30)einigung beyder Naturn in einer Person nach seiner Menschlichen Natur sol-
che Maiestet, Allmacht vnd Herrligkeit empfangen, das er hierin weit vber
alle Menschen erhaben vnd derwegen leisten vnd halten knne, was er im
heiligen Abendmal zugesagt, welcher sein empfangener Gewalt durch sein
Himelfart vnd sitzen zur Gerechten Gottes so gar nicht jme benomen, ge-
(35)schwecht oder geschmelert, das er so viel desto mehr jetzt seiner verheissung
im heiligen Abendmal gnug thun knne, als der zur gerechten Gottes vnd
also in die volkomene Regierung auch nach seiner Menscheit eingesetzt, al-
lenthalben gegenwertig sey nach art der gerechten Gottes vnd derwegen
gewislich laut seiner zusagung vns sein warhafftigen Leib vnd Blut gegen-

|| [999]
-
wertig geben knne vnd wlle,46 werden von diesem Puncten in der Dres-
nischen Schrifft
nicht allein gantz vngleiche vnd zweiffelhafftige reden, son-
dern gantz widerwertige Meinung gesetzt, wie alsobald sol Augenscheinlich
dargethan werden.
(5)Denn von diesem Handel an etlichen orten recht geredt, als da gesagt wird,
Christi Fleisch sey ein lebendigmachend Fleisch, welches der Welt das Le-
ben bringet.47 Jtem da sie sagen: „So ist Christus in dieser Natur von den
Todten erwecket vnd in derselben || [C 1r:] zur rechten seines Himlischen Va-
ters gesetzt vnd also zum stetwehrenden Kniglichen vnd Priesterlichen
(10)Ampt erhhet vnd zum Haupt seiner Kirchen verordnet, welches alles in al-
lem wircket.“48 Jtem
z Marginalie am rechten Rand
das gesagt wird, es habe Christus auch nach der
Menschlichen Natur die flle aller Gaben des heiligen Geistes, so doch an-
dere Heiligen nur etliche vnd dieselbige mit verordneter mas haben.
aa Marginalie am rechten Rand
Jtem das
sie die erhhung zur gerechten Gottes auch von der Menschlichen Natur er-
(15)kleren etc. Dieses alles ist recht geredt von der Maiestet des Menschen
Christi, die er aus der Persnlichen vereinigung hat nach seiner Menschheit,
vnd sind gewislich diese reden von denen Theologis, so noch nicht Zwing-
lisch, in diese Schrifften hieneingebracht worden vnd sollen billich diese
Stcke nicht gestraffet werden, da es allein darbey bliebe vnd nicht wider
(20)mit Zinglischer Auslegung verderbet wrden.
Aber was hieruon
ab Marginalie am rechten Rand
jetztgedachter meinung recht geschrieben, das wird wide-
rumb durch nachfolgende reden verkeret. Als da frgeben wird, das Christus
durch seine Menschliche Natur heutigs tags viel (mercke wol: viel, nicht al-
le) herrlicher Wercke vnd Thaten, die zu seiner Kniglichen Regierung vnd
(25)Priesterlichen Ampt gehren, vollende vnd ausrichte. Jtem
ac Marginalie am rechten Rand
das Christus fr
vnd fr in des Vatter allergeheimsten Rhat vnd Schos vnd also warhafftig in
das allerheiligst ein- vnd ausgeht, siehet vnd erkennet den willen des Vaters
etc. Was nu zwar dem Herrn Christo nach seiner Menschlichen Natur gege-
ben ist, nemlich das er als das Haupt alles in allem wircke, das wird alhie wi-
(30)derumb restringirt52 oder zun orten eingezogen vnd allein auff etliche viel,
|| [C 1v:] aber nicht alle Wercke Christi gezogen. Vnd wird dem Herrn Christo

|| [1000]

hie ein Instruction gegeben, welcher Hendel er sich nach seiner Menscheit
(auch jetzt, im stand seiner Herrligkeit) annemen vnd welcher er sich ent-
schlagen sol. Vnd scheinet die Rede von dem ein- vnd ausgehn in den rhat
Gottes vnd in das allerheiligst, als wlle darmit zu verstehen geben werden,
(5)das Christus nach seiner Menscheit (der gut redlich man) msse in etlichen
Gttlichen Rhatschlegen aus der Rhatstuben der H. Dreyfaltigkeit austretten,
vnd wird jm wol zugelassen, das er den willen des Vaters (doch auch nu in
etlichen Puncten vnd nicht in allen) wisse. Das er aber vnser seufftzen, elend
vnd alles (auch nach seiner Menscheit) wisse, was auff Erden an allen orten
(10)geschicht, das wird in der Dresnischen Schrifft nirgend gesagt. In jrer
Grundfest aber wie auch in jren Propositionibus sagen sie austrcklich,e das
Christus nach seiner Menscheit nicht alles wisse,53 wie droben angezeiget ist.
Darumb siehet man, das sie auch diesen Puncten in der Dresnischen Schrifft
nicht verbessern.
(15)Es bleibet aber
ad Marginalie am rechten Rand
nicht allein bey diesen listigen zweifelhafftigen Reden, son-
dern was die Theologi, so nicht Zwinglisch sein, gehrtermassen von der
Herrligkeit vnd gantzer volkomener Regierung Christi nach der Menscheit in
diese Schrifft gebracht, das strtzen die andern Theologi, so den Zwinglia-
nismum in dem bsen haben, am ende der Dresnischen Schrifft auff einmal
(20)alles vmb vnd lestern obgehrten Grund D. Luthers seligen von der Maiestet
des Menschen Christi auffs allergrewlichst, da sie reden de reali vel physica
Communicatione Idiomatum,54 das ist von der wesentlichen oder natrlichen
Mittheilung der Eigenschafften bey- || [C 2r:] der Naturen, dadurch sie mit zu-
samenknpffung der beyder Wrtlin, welche doch nicht zusamen gehren,
(25)nicht allein die falsche Eutichianischeg Lere, welche wir sowol als sie ver-
werffen, sondern auch D. Luthers vnd Brentij seligen reine Lere verstehn
vnd verdammen, vnangesehen das selbige wol ein Realem, aber nicht Physi-
cam, das ist ein warhafftige wesentliche, aber nicht Natrliche Mittheilung
der Eigenschafften geleret. Da, sage ich, die Wittenberger anzeigen wllen,
(30)warumb gedachte Lere nicht in der Kirchen Gottes zu gedulten sey, lestern
sie mit offentlichem Vngrund gemelde reine, heilsame Lere mit diesen grim-
migen worten:
ae Marginalie am rechten Rand
Das diejenigen, so sich aus obgehrten mittheilungen der Ei-
genschafften, fundamenta vnd Grnde der Lere vom Nachtmal zu suchen
vnterstehen, den hohen Artickel von beyden Naturen in Christo verfelschen
(35)vnd hergegen alle alte Ketzereyen der Marcioniten, Valentinianer, Maniche-

|| [1001]
-
er, Samosatener, Sabellianer, Arianer, Nestorianer, Eutychianerh vnd Mono-
theleten56 auff die bane bringen.
Diese Lesterungen alle gehen vber D. Luthern seligen,
af Marginalie am rechten Rand
der diese Lere von
der Maiestet des Herrn Christi, welche er auch nach seiner Menschlichen
(5)Natur hat, daher das er Gott vnd Mensch in einer Person ist vnd zur gerech-
ten Gottes sitzet, zum grund der warhafftigen gegenwertigkeit Christi im
Abendmal mit austrcklichen worten in seiner grossen Bekentnis gesetzt fol.
18957 vnd hernach gewaltig vnd weitleufftig ausfhret fol. 190. 191. 192.
193. 194. 195. 196. 197.58 Jtem in dem Buch „Das die wort ‚Das ist mein
(10)Leib‘ noch fest stehen“, fol. 135. 136. 137. 138. 139. 14059 vnd in der „ Pre-
digt vom Sacrament wider die Schwarmgeister“ fol. 114. 115.60 Welche Lere
er auch in seinem || [C 2v:] Commentario vber den Prediger Salomonis, anno
etc. 32 geschrieben, widerholet61 Vnd widerumb dem Zwinglischen
Schwarm diese Lere entgegen gesetzt,
ag Marginalie am rechten Rand
in seiner auslegung des 17. Capitel
(15)Johannis, anno etc. 39 geschrieben, fol. 294. 295,62 vnd in seinem Bchlin
„Von den letzten worten Dauids“, welches er Anno etc. 43 ausgehen lassen,
fol. 544. 545. 546.63 Vnd mus also der frome, vnschldige Luther (nach der
Wittenberger frgeben) alle alte verdampte Ketzereyen der Marcioniten,

|| [1002]

Valentinianer, Manicheer, Samosatener, Sabellianer, Arianer, Nestorianer,
Eutychianeri vnd Monotheletenj widerumb auff die bane gebracht haben.64
Denn obwol in der Dresnischen Schrifft frgeben wird, als solte D. Luther
seliger sein Lere von der gegenwertigkeit des Menschen Christi an allen
(5)orten widerumb fr seinem ende verworffen oder ja zum wenigsten als die
zu dem Handel des Nachtmals Christi vnntig vnd vndchtig hinweg gelegt
haben,65 jedoch knnen die Wittenbergische
ah Marginalie am rechten Rand
Theologi mehr zur vermeindten
Beweisung nicht frlegen denn ein einigen Spruch, den Lutherus seliger sol
einem in ein Bchlein geschrieben haben,66 in welchem Spruch vnter andern
(10)gelesen wird, das von der allenthalbenheit oder allenthalbensein nicht sol
disputirt werden. Wiewol nu dis phrasis oder art zu reden im selbigen Spruch
gibt, das er nicht Lutheri, sondern eines andern sey, vnd billich dieser einih
Spruch, da er gleich Lutheri were, so vielen seinen herrlichen ausfrlichen
Schrifften vom heiligen Nachtmal ausgegangen, billich nicht solte frgezo-
(15)gen werden, jedoch dieweil gedachter Spruch auch etlichen guthertzigen
nachgedencken gemacht,67 wil ich hieruon || [C 3r:] einfeltigen Bericht thun,
so viel mir vom Handel wissend:
Mir hat Anno etc. 63 ein guthertziger Kirchendiener, J. F., so dazumal zu
Reichenweiler im Elsas war, in einem Brieff den obgedachten Spruch, aller-
(20)dings wie hienach folget, zugeschickt, auch ist er mir newlich auch von dem
Edlen vnd Vesten F. von F. allerdings, wie er mir von Reichenweiler ge-
schickt, zugestelt worden, vnd lauten beyde Exemplaria von wort zu wort
also:
„D. Philippus Melanthon propria manu scripsit haec verba de sacramento
(25)corporis et sanguinis Christi in dominica Palmarum ante mortem Anno 1560
in libellum D. Maioris:
Verum corpus et verus sanguis exhibetur in pane et poculo. Quaestio iam
oritur, quomodo Christus possit esse corporaliter in sacramento, cum idem

|| [1003]

corpus non possit esse in diuersis locis? Respondeo: Christus dixit se affutu-
rum. Ergo vere adest in sacramento et corporaliter. Nec quaerenda est alia
ratio. Verbum ita sonat. Ergo necesse est ita fieri. Quod vero ad corpus atti-
net: Christus quando vult potest esse vbicunque vult. Quare alia iam est sui
(5)corporis et nostri ratio. De vbiquitate non est disputandum in hac controver-
sia. Nec scholastici dicunt de hoc vbiquitate, sed recitant simplicem sententi-
am de corporali praesentia Christi. Deitas neque corpus neque sanguinem
habet et est coniuncta humanitati Christi et est vbique humanitas Christi con-
iunctissima diuinitati et sunt deitas et humanitas in Christo inseparabiles.
(10)Ergo Christi corpus et sanguis in sacramento eiusque actione sunt vbique
iuxta verbum: ‚Hoc est corpus meum. Hic est sanguis meus‘ et ‚ero vobis-
cum usque ad consumationem seculi.‘“68 || [C 3v:] Ehe denn ich aber diese wort verdeutsche, beruffe ich mich auff alle
gelerte guthertzige Menner, das sie wllen vrtheilen nach jrem Gewissen, ob
(15)in diesen erzelten worten stylus Philippi oder Lutheri sey, das ist, ob die
gantze art zu reden des Philippi oder Lutheri seligen Schrifften ehnlich sey.
Warlich, wer Lutheri vnd Philippi art zu schreiben kennet, der wird diesen
Spruch nimmermehr Luthero seligen, sondern vielmehr Philippo zuschrei-
ben. Die Wort aber lauten zu deutsch also:
(20)„Der Herr Philippus Melanthon hat mit seiner eigen Hand die Wort vom
Sacrament des Leibs vnd Bluts Christi am Palmtag vor seinem Todt Anno
1560 in Herrn Maioris Bchlin geschrieben:
Es wird der ware Leib vnd das ware Blut Christi im Brod vnd im Kelch dar-
gereicht. Hie enstehet ein frage: Wie Christus knne leiblich im Sacrament
(25)sein, so doch ein einiger Leib nicht knne zumal an vielen orten sein? Ant-
wort: Christus hat gesagt, er wlle da sein, darumb ist er warhafftig da im
Sacrament vnd leiblich. Vnd sol kein ander Vrsach gesuchet werden. Das
wort lautet also, darumb mus es notwendig also geschehen. Was aber den
Leib anlanget, kan Christus, wen er will, allenhalben sein, wo er wil. Da-
(30)rumb hat es ein andere gestalt mit seinem Leib denn mit den vnsern. Von der
Allenthalben sol nicht disputirt werden in diesem Streit: Es sagen auch die
Schullerer nicht von dieser Allenthalbenheit, sondern erzelen die einfeltige
Meinung von der leiblichen Gegenwertigkeit Christi: Die Gottheit hat weder
Leib noch Blut vnd ist vereiniget mit || [C 4r:] der Menscheit Christi, vnd ist
(35)die Menscheit Christi auffs allergenawest bey der Gottheit, vnd sein die
Gottheit vnd Menscheit in Christo vnzertrenlich. Darumb ist Christi Leib
vnd Blut im Sacrament allenthalben, da dasselbig gehalten wird nach dem

|| [1004]

Wort: ‚Das ist mein Leib, das ist mein Blut‘ vnd: ‚ich werd bey euch sein bis
an das ende der Welt.‘“ Bis hieher Philippus.
Wiewol ich nu aus diesem Spruch wol anziehen knte, das hierin die Leib-
liche Gegenwertigkeit vnd niessung des Leibs Christi im H. Nachtmal be-
(5)kant vnd steiff auff die wort der Einsatzung Christi gedrungen vnd also die
Zwinglische Lere verworffen wird, item das zugelassen, Christus knne mit
seinem Leib allenthalben sein, wo er wlle, vnd das es dieses Stcks halber
mit seinem Leib viel andere gestalt habe denn mit vnseren Leiben vnd son-
derlich, das endlich alhie geschlossen wird, dieweil beyde, die Gttliche vnd
(10)Menschliche Naturen in Christo, vnzertrenlich in einer Person auffs allerge-
nawest an allen orten vereiniget vnd verbunden seyen, das vmb derselbigen
Vrsach willen Christi Leib vnd Blut im heiligen Abendmal gegenwertig sey,
wie denn wir eben auch mit dieser Beweisung aus der Persnlichen vereini-
gung den rechten Verstand der Wort Christi in einsatzung des Nachtmals wi-
(15)der die Zwinglianer handhaben vnd also dieser Spruch den Wittenbergischen
Theologis zuwider ist, indem er die gegenwertigkeit des Leibs Christi im H.
Nachmal aus dem Artickel von der Persnlichen vereinigung beweiset,
welchs die Wittenbergischen Theologi nicht gut heissen wllen; jedoch wil
ich diesen Spruch lassen stehen, wie er ist vnd so gut er ist, vnd sage einfel-
(20)tig nach || [C 4v:]
ai Marginalie am rechten Rand
meinem Gewissen, da gleich der Tittel desselben nicht aus-
trcklich Philippum vermeldete, knte ich jne dennoch nicht fr ein Schrifft
Lutheri halten, darumb das er gar ein andere weis zu reden fret, weder D.
Luther seliger in seinem reden vnd schreiben ein art gehabt, wie droben ver-
meldet, welches sonderlich in der Lateinischen sprach gar leichtlich zu prf-
(25)fen ist. Zudem, so schwancket er in dem Handel von der Persnlichen verei-
nigung vnd von der Maiestet Christi, nach deren er allenthalben auch als ein
Mensch gegenwertig, etwas vnbestendig, das er denselben Puncten weder
offentlich lauter gnug verwerffen noch auch annemen darff. Er wil die
Menscheit mit der Gottheit auffs allergenawest an allen orten verbunden las-
(30)sen sein vnd wil doch die Menscheit Christi nicht an allen orten haben. So
weist auch menniglich D. Luthers seligen Eyfer vnd auffrichtigen Geist, wel-
cher sich nicht geschemet, da er dem Bapsthumb in den allerersten Schrifften
etwas zu viel eingeraumpt, dieselbige seine schwacheit hernach in ffentli-
chen getruckten Schrifften zu bekennen,69 da er nu die Disputation von der
(35)Maiestet Christi, nach deren er allenthalben gegenwertig, nicht allein fr vn-
ntig vnd zum Handel des Nachtmals fr vntaugenlich, sondern auch fr
jrrig vnd vnchristlich fr seinem end erkant hette, wrde er gewislich alles
das, was er hieruon vielfeltig vnd weitlaufftig geschrieben, in einer offentli-
chen Schrifft widerrufft vnd die Christenheit fr Jrthumb gewarnet haben.

|| [1005]

Das aber dieser Spruch
aj Marginalie am rechten Rand
Lutheri seligen vnter andere seine Sprche, die er
guten freunden in jre Bchlin geschrieben – gleichwol etwas weitleufftigers
verdeutsch vnd am end krtzer abgebrochen – durch || [D 1r:] samlung mis-
fang komen,70 ist nicht wunder, da man in zusamensamlung selbiger Sprche
(5)von mancherley orten vnd aus allerley Bchlin auch diesen vngefehrlich
erwischet, der von eim guthertzigen man fr ein Spruch Lutheri gehalten
worden, dieweil er anfangs auff die Leibliche gegenwertigkeit Christi im H.
Nachtmal vnd auff die Wort der Einsatzung, auch auff den vnterscheid des
Leibs Christi vnd vnserer Leib dringet. Das er aber darumb Lutheri sey, kan
(10)ich mich aus gehrten vrsachen nicht bereden lassen. Darumb, wenn die
Wittenbergische Theologen wllen frgeben, das D. Luther sein Lere von
der Persnlichen vereinigung in Christo vnd seinem sitzen zur gerechten
Gottes vor seinem ende, mit deren er die Zwinglianer vberwunden, fallen
lassen vnd verworffen, mssen sie viel andere vnd sterckere Beweisungen
(15)einbringen, denn diese mag es keinswegs thun.
Jtem, sagen die Wittenberger ferner, obgedachte Lere sey der gantzen Recht-
glaubigen Kirchen vnbekant vnd in der Christenheit von anfang bis auff die-
se zeit nie gehret worden. Das dieses ein vberzeugte greiffliche vnwarheit
sey, bezeugen alle obenangezeigte Schrifften Lutheri. Das auch solche Lere,
(20)welche von Wittenbergern alhie vnbillich verworffen wird, der ersten reinen
Kirchen vnd der alten heiligen Veter gewaltige gezeugnis habe, ist von den
Ehrwirdigen hochgelerten Herrn D. Johann Marbachen, Pfarherrn vnd Su-
perintenden zu Strasburg,71 D. Martino Kemnitio, Pfarherrn vnd Superinten-
denten zu Braunschweig,72 vnd ander frtrefflichen Theologen mehr73 bis-
(25)hieher in ausgegangenen Bchern klar bewiesen.
|| [D 1v:] Weiter sagen die Wittenberger, diese gegenwertigkeit Christi, die wir
gleuben von wegen der Maiestet des Menschen Christi, sey der ordnung vnd
stifftung Christi gantz vngemes, denn dardurch frgegeben werde, das Chris-

|| [1006]
-
ti Leib nicht anders im Nachtmal sey denn in Stein vnd Holtz.74 Dieses ist
ein Calumniak oder Verkerung der reinen Lere in diesem Handel. Denn ob-
wol D. Luther recht geleret, das Christus auch als ein Mensch nach art der
gerechten Hand Gottes, zu deren er gesetzt, allen Creaturen warhafftig ge-
(5)genwertig, jedoch hat er eben darbey geleret, Christus mit seiner
ak Marginalie am rechten Rand
Menscheit
sey im heiligen Abendmal nicht schlechts75 bey dem Brot vnd Wein gegen-
wertig wie bey andern Creaturen, sondern alda sey er vns gegenwertig darge-
stellet, das er sich alda mit seinem Wort anbindet, wie er daselbst redet, vnd
bescheidet vns zu eim sonderlichen Tisch durch sein Wort vnd deutet vns
(10)selbs auff das Brod durch sein Wort, da wir in essen sollen, wie man mag
hieruon weiter lesen Lutherum fol. 139.76
Ferner geben die Wittenberger
al Marginalie am rechten Rand
fr, durch bemelte Lere von der Maiestet des
Menschen Christi werden die Leut von den waren vngezweifelten Worten
des Nachtmals Christi abgefhret auff ein vnbestendigs zweifelhafftigs Fun-
(15)dament etc. D. Luther seliger hat diese Lere eben darumb ausfhrlich darge-
than, damit man bey den worten der Einsatzung Christi bestendig bleiben
knne vnd ein Christ aus den Artickeln von der Persnlichen vereinigung
beyder Naturen in Christo vnd seinem sitzen zur Gerechten Gottes erlerne,
Christus habe nach seiner Menscheit warhafftige Allmechtigkeit vnd Ge- || [D 2r:]
(20)walt empfangen, das er knne leisten vnd halten, was er in den worten
des H. Abendmals versprochen, nemlich vns sein Leib vnd Blut zu geben,
derwegen die Lere die Leut nicht von den Worten der Einsatzung Christi,
sondern zu denselbigen worten vns weiset vnd leitet.Die Wittenberger sagen auch,
am Marginalie am rechten Rand
dis sey eben die Lere, darmit Caspar
(25)Schwenckfeld
fr Jaren hab wllen seine newe Meinung von einer vnerhr-
ten gegenwertigkeit des Leibs Christi in dem Nachtmall beweisen. Dieweil
D. Luther vnd andere mit jme nie gegleubet oder geleret, Christi Menscheit
sey also mit Gttlicher Allmechtigkeit vnd Herrligkeit begabet, das sie nach
jrem Wesen sey zur Gottheit worden, so hat er auch nie geleret, das Christi

|| [1007]

Leib auff ein solche weise, wie Schwenckfeld frgeben, im Nachtmal sey.79
Wird derhalben abermal D. Luther seliger vnter der Erden hiemit vnbillich
gelestert, als ob er in den Schwenckfeldischen Jrthumb gefallen were.
Es klagen auch die Wittenberger one Vrsach vnd one Grund,
an Marginalie am rechten Rand
als ob durch
(5)diese Lere die Artickel des Glaubens entweder vmbgestossen oder vngewis
gemacht werden, welches die allergrste Sacramentschwermerey sey, vnd
bringe gedachte Lere schreckliche verfelschung in alle Artickel des Glau-
bens von Christo vnd hebe den vnterscheid beyder Naturen in Christo zu
grund auff also, das die rechte Lere vom H. Nachtmal Christi nicht knne
(10)grewlicher geschendet werden denn durch die allenhalbenheit Christi etc.
Hie ist wol zu mercken, wenn die Wittenberger von den Sacramentschwer-
mern reden, das sie frnemlich Lutherum vnd Brentium seligen meinen, wel-
che || [D 2v:] die Artickel von der Menschwerdung des Sons Gottes, von der
Himelfart vnd sitzen Christi zu der gerechten Gottes aus grund heiliger Gtt-
(15)licher Schrifft also erkleret, das die Zwinglianer sich derselbigen nicht allein
nichts behelffen knnen, sondern sich befindet, das sie eben mit demselbigen
Schwerd zu boden geschlagen werden, wird jnen aber alhie dieser lohn dar-
fr gegeben, das jnen nachgeschrieben wird, als solten durch jre einhellige
Lere die Artickel des Glaubens vmbgestossen oder vngewis gemacht,
(20)schreckliche verfelschung in alle Artickel des Glaubens von Christo eingef-
ret, der vnterschied beyder Naturen in Christo zu grund auffgehebt vnd die
rechte Lere vom Abendmal auffs grewlichst geschendet werde. Das aber
dem thewren Man Gottes D. Luthern seligen vnd seinem getrewen Discipulo
vnd gehlffen D. Brentio seligen vnrecht hierin beschehe, ist aus jren
(25)Schrifften zu sehen.
Weiter, sagen die Wittenberger, mste aus dieser Lere folgen, das Christus
keinen waren Menschlichen Leib hette, wenn derselbig allenthalben were
vnd vns nichtsdestoweniger im heiligen Nachtmal gegeben wrde.81 Eben
dieses hat der Zwingel auch dem D. Luther frgeworffen, als solte Lutherus
(30)mit seiner Lere von der allenthalbenheit Christi die ware Menscheit Christi
verleugnen vnd ein Marcionist werden.82 Darauff sich aber D. Luther seliger

|| [1008]

gewaltig verantwortet vnd erwiesen,
ao Marginalie am rechten Rand
m das durch solche Lere von der Maiestet
Christi die ware Menscheit Christi keinswegs verleugnet werde, wie in sei-
ner grossen Bekentnis fol. 149 zu sehen,83 vnd ist billich zur barmen,84 das
etliche Wittenbergische Theologen sollen in diesem || [D 3r:] Puncten zum
(5)Zwinglio tretten vnd jme helffen, Lutherum seliger gedechtnis der Marcioni-
tischen Ketzerey beschldigen. Aber hie steckt ein anders darhinder, nem-
lich, wenn man knte die Leut bereden, das Christi Leib nicht zuuor allent-
halben nach art der gerechten Gottes gegenwertig auff Erden, sondern allein
droben im Himel were, vnd aber D. Luther selbs Anno etc. 36 in der auffge-
(10)richten Concordi bekennet, das Christus mit seinem Leib nicht auff- vnd ab-
oder hin- vnd widerfahre,85 so wolte der Zwinglisch Geist endlich die Con-
clusion oder Beschlus machen, das Christi Leib keinswegs im heiligen
Nachtmal were. Denn ist er nicht zuuor auff Erden (nach der Wittenberger
meinung) vnd fehret darzu nicht herab ins Nachtmal, wie kan er vns denn im
(15)Nachtmal hie auff Erden mit Brod vnd Wein sein Leib vnd Blut geben? Die-
ses ist warlich nichts anders im Grund, denn das dem Zwinglischen Jrrthumb
hiemit Thr vnd Thor geffenet werden.
Endlich sagen sie von vngehrter reiner Lere,
ap Marginalie am rechten Rand
es seyen jrrige Trewme wider
das Bekentnis der Allgemeinen rechtgleubigen Kirchen, welche nicht allein
(20)zur eussersten schmach der Ehre des Sons Gottes gereichen, sondern auch
die gantze Lere vom Abendmal auffs schendlichst verderben, schenden vnd
lestern etc.
Ob die Lere, so D. Luther seliger aus hellen gezeugnissen der heiligen
Schrifft erwiesen, billich fr jrrige Trewme ausgeruffen vnd ob es zur Ehre
(25)oder Vnehre Christi gereicht, da man beweiset, das Christus von wegen Per-
snlicher vereinigung vnd seines sitzens zur gerechten Hand Gottes so herr-
lich vnd allmechtig sey auch nach seiner Menscheit, das er || [D 3v:] knne
vnd wlle leisten, was er seiner Christenheit im heiligen Nachtmal zugesagt,
vnd ob hierdurch die Lere vom Nachtmal Christi verderbet, geschendet vnd
(30)gelestert werde, das gibt man allen den Gottseligen verstendigen Christen,
welche die heilige Schrifft vnd D. Luthers vnd Brentij seligen Schrifften mit
vleis gelesen, zu vrtheilen. Diese lesterung aber, da sie nicht aus vnwissen-

|| [1009]
-
heit beschehen, wrde Gott nach seinem gerechten Gericht an diesen Leuten
zu seiner zeit erschrecklich straffen.
Beschliessen also die Wittenberger jr
aq Marginalie am rechten Rand
Dresnische Bekentnis mit jetzgehrten
grewlichen lesterungen der reinen Lere, welche D. Luther seliger zu erhal-
(5)tung der gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi im H. Nachtmal aus
heiliger Gttlicher Schrifft gewaltig ausgefhret vnd den Zwinglianern ge-
waltig dardurch widerstanden vnd jre Philosophische oder vielmehr Sophis-
tische vermeinte Argumenta als mit Donner vnd Blitz zu boden geschlagen
hat.
(10)Vnd da die Wittenbergische Theologen im Beschlus der Dresnischen Schrifft
solten gebrlichen Christlichen Eyfer billich beweisen vnd gegen den
Zwinglianern vnd Caluinisten sich rund erkleren, das sie mit jrer verfhri-
scher Lere weder theil noch gemein hetten, drffen sie im Beschlus, wie
auch in der gantzen Schrifft, weder Zwinglianer noch Caluinianer nennen,
(15)sondern stossen den Zorn vber D. Luthers Lere von der Maiestet Christi vnd
vber diejenige aus, welche bisher aus selbigen satten grund wider die Zwing-
lisch Ketzerey ernstlich gestritten vnd noch streiten. Was dieses Stck mit
sich bringet, knnen verstendige Leute leichtlichn ermessen.
Das diese vnbestendigkeit bey reiner Lere etlicher || [D 4r:] Wittenbergischen
(20)Theologen Herr D. Luther seligen aus erleuchtung des heiligen Geists zuuor-
gesehen, ist daraus abzunemen, das er die Christliche Gemein zu Wittenberg
in seiner letzten Predig, die er alda gethan, trewlich vnd Vetterlich fr den
Lerern gewarnet, welche zu Wittenberg wrden die reine Lere verkeren, da
er also saget:
ar Marginalie am rechten Rand
„Die Ketzer suchen allweg rencke, das wir jnen sollen wei-
(25)chen, nachlassen, zugeben. Aber wir wllens mit Gottes hilff nicht thun. So
sprechen sie denn: ‚Jr seid stoltze Tropffen.‘ Jch will gern allerley Schelt-
wort leiden, aber nicht eines Fingers breid weichen von dessen Mund, der da
sagt: ‚Diesen hret.‘ Jch sehe fr augen, wenn vns Gott nicht wird geben
trewe Prediger vnd Kirchendiener, so wird der Teuffel durch die Rottengeis-
(30)ter vnser Kirche zerreissen vnd wird nicht ablassen noch auffhren, bis ers
hat geendet. Das hat er kurtzumb im sine, wo ers nicht kan durch den Bapst
vnd Keyser, so wird ers durch die, so noch mit vns in der Lere eintrechtig
sein, ausrichten. Derhalben ist hoch vonnten, das man von Hertzen bete,
das Gott vns reine Lerer geben wlle. Jtzt sind wir sicher vnd sehen nicht,
(35)wie grewlich vns der Frst dieser Welt durch den Bapst, Keyser vnd vnsere
Gelerten allhie nachtrachtet, welche sagen: *
as Marginalie am rechten Rand
‚Was schadet, das man das
nachlest?‘ Nein, nicht ein Haar breit sollen wir nachlassen! Wllen sie es mit
vns halten, gut. Wllen sie nicht, so lassen sie es. Ich habe von jnen die Lere
nicht empfangen, sondern durch Gttliche Gnad von Gott. Ich bin wol gewit-

|| [1010]
-
ziget,87 darumb bittet den lieben Gott mit ernst, das er euch das Wort lasse.
Denn es wird grewlich zugehen“88 etc. Bis hieher Lutherus.
|| [D 4v:] Diese Prophecey Lutheri heiliger gedechtnis erfllen leider jetzt et-
liche newe Wittenbergische Theologi, welche den Zwinglischen Jrthumb in
(5)die vnschldige Jugend vnd einfeltigen gemeinen Man zu giessen vnter eim
andern schein sich vnterstehen vnd sich doch darneben stellen, als ob sie
nicht Zwinglisch sein oder werden wlten, sondern allein etlichen gefehrli-
chen grewlichen Ketzereyen der Marcioniten, Eutychianer vnd Schwenck-
feldianer aus not gedrungen wehren vnd begegnen msten.
(10)Ist also hiermit erwiesen vnd am Tage,
at Marginalie am linken Rand
das die Schrifft, so in der versamlung
zu Dresden gestelt, nicht gnugsam89 darzu,90 die Wittenbergische Theologen
des Zwinglianismi halben zu entschldigen, sondern vielmehr darin zu
sehen, das diejenigen, welche zum Zwinglischen Jrthumb vnter jnen lust vnd
liebe gewonnen, dessen noch nicht gerawen91 hat, noch viel weniger jme wi-
(15)derstand zu thun begeren, sondern selbigen vnter allerley zwiefachen vnd
zweifelhafftigen Reden, zum theil auch vnter offentlichen lesterungen der
reinen Lere, behalten vnd fortzupflantzen sich befleissen vnd also nicht al-
lein sich des Verdachts nicht entladen, sondern auch diejenigen, so noch
nicht Zwinglisch vnd doch solche vngnugsame zwiefache vnd vnreine Be-
(20)kentnis zu vnterschreiben beredt worden, etlicher massen auch fr der Ge-
mein Gottes mit sich in den Verdacht bringen, als ob sie den Christlichen
Eyfer, dem Zwinglischen Jrrthumb zu widerstreben, fallen lassen, D. Luthers
seligen reine Lere numehr hinlegen vnd allgemechlich zu den Zwinglianern
tretten wlten. Ich wil aber gentzlich hoffen, es werden etliche, welche
(25)gleichwol mit andern vnbedechtlich vnterschrieben, den Schandfleck des
Zwin- || [E 1r:] glischen Jrthumb nicht tragen, sich auch dieses Ergernis ferner
nicht theilhafftig machen, sondern durch runde, lautere vnd gnugsame Be-
kentnis der reinen Lere vnd klarer gnugsamer verwerffung des Zwinglischen
Jrthumbs fr der Kirchen noch entschldigen vnd purgirn, welches zu wn-
(30)schen vnd jnen fr Gott allen Engeln vnd waren rechtschaffenen Christen
nicht verkleinerlich, sondern rhmlich vnd der Christenheit ntzlich sein
wird.

|| [1011]

Denn vielgemeldte Dresnische Schrifft also geschaffen,
au Marginalie am rechten Rand
das sich die Zwing-
lische Lerer vnter derselben enthalten92 knnen. Denn da sich ein Zwingli-
scher Lerer wil bey einer gemein gebrauchen lassen, wird er vnbeschwert
sein, die Dresnische Bekentnis zu approbiren vnd zu vnterschreiben. Wenn
(5)er nu also angenomen vnd fr ein reinen Lerer gehalten, kan er zu seiner ge-
legenheit nach vnd nach das Fundament des Zwinglischen jrtumbs heimlich
vnd gemehlich legen, bis er zu seiner zeit (wenn er der Zuhrer hertzen ein-
genomen, an sich gezogen vnd gnugsam starcken beifal vnd beistand be-
komen) offentlich mit der Zwinglischen Sprach darff herausfaren, wie sol-
(10)cher Leut gebrauche ist. Das dem also, beweisets die that an jr selbs. Denn
Petrus Dathenus zu Heidelberg, ein offentlicher, bekanter, halsstarriger
Zwinglischer Lerer, newlich ein Schrifft in den Druck verfertigt, in welcher
er nit allein die gantze Dresnische Schrifft annimpt vnd sich zu derselbigen
frey ffentlich bekennet, sondern auch beweiset, das die Lere, in gedachter
(15)Bekentnus begriffen, in dem verstand, welchen der Wittenbergischen Theo-
logen eigne Schrifft geben, der Zwinglischen Lere gar nicht zuwider seyen.93
Derhalben da die Wittenbergischen Theologen darzu werden stil schweigen
|| [E 1v:] vnd nicht austrcklich den Zwinglischen Jrthumb von stck zu st-
cken lauter werden verwerffen, so muste man alsdenn greiffen, das sie
(20)offentlich zu den Zwinglianern getretten weren. Denn die Dresnische Be-
kantnis
, vnter deren auch die Zwinglische Lerer vnterschleuff94 haben, mag,
wie gehret, die sich so beschwerlich verdacht gemacht, nicht entschldigen.
Da auch gleich ein Lerer,
av Marginalie am rechten Rand
so noch nicht Zwinglisch worden, vermeinte, er
knte sich nicht vergreiffen mit vnterschreibung oder annemung vielgedach-
(25)ter Dresnischer Schrifft, weil er in derselben allein, das da gut ist, anneme
vnd das ander nach demjenigen, so recht geredt ist, jm selbs auslegte vnd
erklerte vnd also solche Bekantnis nicht im Zwinglischen, sondern im Lu-
therischen Christlichen verstand anneme, so ist doch der sachen nicht darmit
geholffen, sondern treget solches noch grosse gefahr vnd beschwerden auff
(30)sich. Denn es werden alle jre hiervor in diesem handel ausgegangene vnreine
Schrifften in dieser Dresnischen Bekantnis bestettiget, wie droben vermeltet.
Jtem D. Luthers reine Lere von der Persnliche vereinigung beider Naturen
in Christo vnd seinem sitzen zur gerechten Gottes, mit welchen man den
rechten verstand der Wort Christi im H. Nachtmal gewaltiglich wider die
(35)Zwinglianer erhalten kan vnd sol, ist rund in der Dresnischen Schrifft ver-
worffen vnd als Ketzerey verdampt. Wer nun in einer gemein solche Schrifft
annimpt vnd approbiert, der approbieret vnd nimpt damit an alle jre hieuor
ausgegangene vnreine Schrifften vnd verleugnet hiemit D. Luthers seligen
Lere in diesem Puncten vnd gibt sich gegen den Zwinglianern dermassen
(40)blos, das er sich jrer in die lenge nicht erwehren || [E 2r:] mag. Denn er lest

|| [1012]

sich von dem grund vnd fundament abtreiben, mit welchem man die aller-
scheinbarlichsten Argument der Zwinglianer, so sie von der Himelfart Chris-
ti vnd den eigenschafften seines waren Leibs auff die Ban bringen, widerle-
gen kan vnd mus.
(5)Ist also die gedachte Dresnische Schrifft
aw Marginalie am linken Rand
zusamengesetzt von zweyerley wi-
derwertiger Lere, denn sie hat etliche Lutherische Christliche Reden vnd Ar-
tickel, wie droben grndlich angezeiget, wird darin Liecht vnd Finsternus,
Warheit vnd Lgen vntereinander gemischet, gleichwie vor zwentzig Jaren
in dem Papistischen Interimo 95 auch gute vnd bse Artickel vntereinander
(10)vermengt waren, vnd wirds die erfarung geben, wens der Almechtig nicht
gnedig verhtet, das solches newes Zwinglisch Interim, da es nicht beyzeiten
wider durch andere Christliche, lautere, reine erklerung abgeschafft, nicht
geringere vnreinigkeit, spaltung, zerrttung, ergernis vnd schaden in der
Christenheit anrichten wird, denn das Bepstisch Interim angerichtet hat.
(15)Welchem vnglck allem aber die Wittenbergischen Theologen noch fr-
komen knten, wenn sie beyzeiten ein andere gnugsame, reine Bekantnis mit
lauterer verwerffung der Zwinglischen Lere stelleten vnd dieselbige das-
jenig, so sie bisher vnrecht geschrieben, cassirten vnd auffhben.
Da es aber bey vielgedachter Dresnischen Schrifft bleiben vnd im lblichen
(20)Frstenthumb Sachssen bey den Vniuersiteten vnd Kirchen nichts anders
geleret werden sol, denn wie aus etlichen newen Wittenbergischen Schriff-
ten, welche in der Dresnischen Bekantnis bestettiget werden, zu vernemen,
so musse es Gott im Himel geklagt sein, das der Brunne der || [E 2v:] Gttli-
chen Lere im Artickel des H. Nachtmals an denen orten, da anfangs die Lere
(25)des heiligen Euangelij widerumb lauter durch D. Luthern seligen herfrge-
bracht, nicht mehr rein vnd heilsam quillet vnd leufft, sondern mit Zwingli-
scher Ketzerey vergifftet ist, vnd wird sich meniglicher, dem Gottes ehre, die
heilsame reine Lere des heiligen Euangelij vnd sein eigen vnd der seinen
Heil lieb ist, vor dergleichen Lerern vnd Schrifften wissen zu hten. Wer
(30)sich aber nicht warnen lassen will, der mage nach dem Gerechten vrtheil
Gottes vber die, so der reinen Lere vberdrssig worden sein vnd sie die
Ohren nach etwas newes jucket,96 seiner zeitlichen vnd ewigen straff gewer-
tig sein. Der Allmechtig wlle die jrrige widerbringen vnd sein Kirch vnter
so grossen Ergernissen vetterlich bewaren. Amen.

Marginalien
aEtliche Wittenber-
gische Theologi
haben sich in jren
schrifften des
Zwinglianismi
halben verdacht
gemacht.
bDer Wittenbergi-
schen Theologen
Propositiones lau-
ten Zwinglisch.
cDie Grammatica
disputatio
der
Wittenberger lautet
Zwinglisch.
dDer Wittenberger
Bchlein von der
Himelfart Christi
lautet mehr Zwing-
lisch denn
Lutherisch.
eEsa. 4.8
fHierem. 1. 9
gNum. 2. 10
hDie Wittenberger
stellen zur bewei-
sung eins Zwingli-
schen grunds auch
die Jesuiter zu
zeugen.
iDie Notturfft hat
erfodert, vor obge-
dachten vnreinen
schrifften die Chris-
ten zu verwarnen.
jDie Dresnisch Be-
kendnus
kan etliche
Wittenbergische
Theologos der
Zwinglischen lere
khalben nicht ent
schldigen.
lRechte lere in der
Dresnischen Be-
kentnis
von dem
Sacrament.
mZweifelhafftige
zwinglische Lere in
der Dresnischen
Bekentnis
vom
Sacrament.
nDeut. 3.24
oIbidem.25
pApoc. 2 vnd 3. 29
qC. 2.31
rC. 3.33
sDeut. 2 fa. 2.34
tDeut. 3.35
uCal. in I Cor. 2 ca. 37
vCal. in I. Cor. 2
ca. 40
wB 3.44
xF 3 fa. 2.45
yVon der Person
Christi redet das
Dresnisch Bekent-
nis
auch vngleich
vnd widerwertig.
zC 1.49
aaC 3.50
abZweifelhafftige
Lere in der Dresni-
schen Bekentnis
der
Person Christi.
acC 3.51
adLesterliche Lere
von der Person
Christi in der Dresni-
schen
f
Bekentnis.
aeF. 1.55
afJn der Dresnischen
Bekentnis
wird D.
Luthers seligen Le-
re (gleichwol vn-
vermeldet seines
Namens) auff das
grewlichste
gelestert.
agTo. Wittenberg.
ger. 4. To. Witten-
berg. ger. 5.
ahWas von dem
spruch zu halten,
der vnter Lutheri
Namen wider die
allenthalben gegen-
wertigkeit des
Leibs Christi von
etlichen angeben
wird.
aiVrsach, warumb
gedachter Spruch
nicht vnter andere
Schrifften Lutheri
seligen gehre.
ajWie dieser spruch
vnter die Sprche
Lutheri mag komen
sein.
akTo. Wittenberg.
ger. 2.
alF 2.77
amJbidem.78
anJbidem.80
aoTo. Wittenberg.
ger. 2. 
apF 3.86
aqDie Dresnische Be-
kentnis
wird mit
lesterung der reinen
Lere Lutheri,
gleichwol vnuer-
meldet seines Na-
mens am selben ort,
beschlossen. N. B.
arTo. Wittenberg.
ger. 8, fol. 284.
as*Man weis wol,
wer die Leute ge-
wesen, die jmerdar
nachgeben wolten
in Gttlichen sa-

|| [1010]
chen, das nicht jr
eigen gewesen.
N. B.
atDurch die Dresni-
sche Bekentnis

werden die ver-
dechtige Wittenber-
gische Theologen
nicht entschldig.
auVnter der Dresni-
schen Bekentnis

knnen sich Zwing-
lische Lerer
enthalten.
avReine lerer knnen
die Dresnische
Bekantnis
nicht
annemen.
awDie dresnische
Schrifft
ist von gu-
ten vnd bsen Arti-
ckeln zusamenge-
setzt wie vor Jarn
das Jnterim.

Textapparat
a Korrigiert aus „Zwiglianer“.
b Korrigiert aus „Gorttes“.
c Korrigiert aus „gerhümer“.
d Korrigiert aus „eininigen“.
e Korrigiert aus „autrcklich“.
fKorrigiert aus „Drenischen“.
g Korrigiert aus „Entichianische“.
h Korrigiert aus „Entychianer“.
i Korrigiert aus „Entychianer“.
j Korrigiert aus „Monothelen“.
k Korrigiert aus „Calummia“.
l Korrigiert aus „Natchmal“.
mKorrigiert aus „5.“
n Korrigiert aus „leichlicht“.
o Die ersten fünf Buchstaben sind im Druck durch Versalien hervorgehoben.

Kommentar
1 befürchten. Vgl. Art. befahren, in: DWb 1, 1246.
2 Gemeint sind die „Propositiones“, die Wittenberger Promotionsdisputation der fünf Theologie-
professoren Friedrich Widebram, Caspar Cruciger d.J., Heinrich Moller, Christoph Pezel und
Johannes Bugenhagen d.J. und des Generalsuperintendenten von Braunschweig-Wolfenbüttel,
Nikolaus Selnecker, unsere Ausgabe, Nr. 1: Propositiones (1570), 25–74.
3 Vgl. den „Wittenberger Katechismus“, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus
(1571), 94–288.
4Osiander meint die anonym erschienene „Disputatio grammatica“, deren Autor Esrom Rudin-
ger
war und die mit einer offiziellen Verlautbarung der Universität Wittenberg veröffentlicht
worden war, unsere Ausgabe, Nr. 6: Disputatio grammatica (1571), 365–381.
5„Disputatio grammatica“, B 2v–3r, unsere Ausgabe, Nr. 6: Disputatio grammatica (1571), 372.
6 Vgl. die „Fragstück“, unsere Ausgabe, Nr. 8: Christliche Fragstück (1571), 681–702.
7 Vgl. unsere Ausgabe, Nr. 7: Grundfest (1571), 391–673.
8Osiander gebraucht die Namen biblischer Bücher für die Blattzählung. „Esa. 4.“ stellt also kei-
nen Verweis auf Jes 4 dar, sondern meint das Blatt „E 4“. Die Zählung bezieht sich auf die Aus-
gabe: Von der Person vn Menschwerdung vnsers HErrn Jhesu Christi / Der waren Christlichen
Kirchen Grundfest [...], Wittenberg 1571
(VD 16 W 3769), E 4r. Vgl. hierzu auch unsere Aus-
gabe, Nr. 7: Grundfest (1571), 391–673.
9Vgl. Von der Person vn Menschwerdung vnsers HErrn Jhesu Christi / Der waren Christlichen
Kirchen Grundfest [...], Wittenberg 1571
(VD 16 W 3769), H 1r. Vgl. hierzu auch unsere Aus-
gabe, Nr. 7: Grundfest (1571), 418.
10Vgl. Von der Person vn Menschwerdung vnsers HErrn Jhesu Christi / Der waren Christlichen
Kirchen Grundfest [...], Wittenberg 1571
(VD 16 W 3769), N 1v. Vgl. hierzu auch unsere Aus-
gabe, Nr. 7: Grundfest (1571), 442f.
12 Vgl. hierzu beispielsweise die „Warnung vor dem unreinen Catechismo“, E 4v, unsere Aus-
gabe, Nr. 5: Warnung vor dem unreinen Catechismo (1571), 355.
16 geschehenen.
18 vergangenen.
19 Gemeint ist der „Consensus Dresdensis“, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis
(1571), 807–822.
20 Zu den unterschiedlichen theologischen Positionen, die von den Theologen Kursachsens, die
den „Consensus Dresdensis“ erstellten, vertreten wurden, vgl. unsere Ausgabe, Historische Ein-
leitung, 11f.
21 Martin Luther, Der kleine Katechismus. Das Sakrament des Altars 2, in: BSLK, 519,41–
520,2. Vgl. „Consensus Dresdensis“, C 4v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis
(1571), 814.
22 Irenäus von Lyon, Adversus haereses IV, 18, 5, in: PG 7, 1029 (FC 8/4, 146,10–11). Vgl.
„Consensus Dresdensis“, D 1r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571), 814f.
23 Vgl. hierzu etwa Martin Luther, Daß diese Wort Christi „Das ist mein Leib“ noch fest stehen
wider die Schwärmgeister (1527), in: WA 23, 243,24–27. Vgl. „Consensus Dresdensis“, E 1r;
unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571), 818.
24„Consensus Dresdensis“, D 3r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571), 816f.
25„Consensus Dresdensis“, D 3v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571), 817.
26 Der Heidelberger Hofprediger Petrus Dathenus hatte 1572 in der Auseinandersetzung mit den
lutherischen Frankfurter Predigern den „Consensus Dresdensis“ konsequent calvinistisch inter-
pretiert. Vgl. Bestendige Antwort etlicher fragstück so die Predicanten zu Franckfurt am Mayn
zur prob vber die jüngst zu Dreßden der Churfürstlichen Sächsischen Theologen gestelte be-
kandtnuß / in truck zur warnung haben außgehen lassen / durch Petrum Dathenum verfertiget
[…], Heidelberg 1572
(VD 16 D 261). Im folgenden zitiert als Dathenus, Bestendige Antwort.
27 Der „Consensus Dresdensis“ zitiert in D 4v–E 1r zum Thema „Wer empfehet dis Sacrament
wirdiglich?“ aus dem Kleinen Katechismus Luthers, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus
Dresdensis (1571), 818.
28 los, frei machen. Vgl. Art. entschütten 5), in: DWb 3, 614.
29Vgl. „Consensus Dresdensis“, A 2v–3r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis
(1571), 807.
30 gereuen.
31Vgl. „Consensus Dresdensis“, C 2r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
812.
33Vgl. „Consensus Dresdensis“, C 3v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
813.
34Vgl. „Consensus Dresdensis“, D 2v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
816.
35Vgl. „Consensus Dresdensis“, D 3r–v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
816f.
36 Vgl. hierzu beispielsweise Bullinger, Bescheidne Antwort, 9v–10r.
37Vgl. Johannes Calvin, Institutio christianae religionis (1559) IV, 17, 11, in: OS 5, 354,19–25.
39 Vgl. Johannes Calvin, Institutio christianae religionis (1559) IV, 14, 17, in: OS 5, 275,8–15.
40Vgl. Johannes Calvin, Institutio christianae religionis (1559) IV, 17, 10, in: OS 5, 351,25–36.
41Osiander spielt an auf das Frankenthaler Gespräch zwischen den kurpfälzischen Theologen
und einer Gruppe täuferischer Theologen, das vom 28. Mai bis zum 19. Juni 1571 stattfand. In
diesem Gespräch hatten die Täufer der pfälzischen Abendmahlslehre in allen Punkten zuge-
stimmt. Vgl. hierzu: Protocoll. Das ist / Alle handlung des gesprechs zu Franckenthal inn der
Churfürstlichen Pfaltz / mit denen so man Widertäuffer nennet […], Heidelberg 1571
(VD 16 P 5105), 699–775.
42 Zur calvinistischen Deutung des „Consensus Dresdensis“ in der Abendmahlsfrage vgl. Dathe-
nus, Bestendige Antwort
, 14.
43 gereut.
44Vgl. „Consensus Dresdensis“, B 3r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
810.
45Vgl. „Consensus Dresdensis“, F 3v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
822.
46 Zur Christologie Luthers vgl. unter anderem: Lienhard, Luther; Hilgenfeld, Elemente und
Streiff, Novis linguis loqui. Zur Christologie des Johannes Brenz vgl. die Darstellung bei Brandy,
Christologie
.
47 Vgl. „Consensus Dresdensis“, B 4v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
811.
48„Consensus Dresdensis“, B 4v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571), 811.
49Vgl. „Consensus Dresdensis“, C 1r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
811.
50Vgl. „Consensus Dresdensis“, C 3r–v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
813.
51Vgl. „Consensus Dresdensis“, C 2v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
812.
52 zurückgenommen.
53 Vgl. „Grundfest“, 54v, unsere Ausgabe, Nr. 7: Grundfest (1571), 462.
54 Vgl. „Consensus Dresdensis“, F 1r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
819f.
55Vgl. „Consensus Dresdensis“, F 1r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
820.
56 Vgl. unsere Ausgabe, Nr. 1: Propositiones (1570), Anm. 50, 51, 8, 43, 39, 46, 54, 55, 56.
57 Vgl. Martin Luther, Vom Abendmahl Christi. Bekenntnis (1528), in: WA 26, 326,12–327,4.
Die Seitenangabe bezieht sich auf die zeitgenössische Ausgabe: Der ander Teil der Bücher D.
Mart: Luth. Darin alle Streitschrifften sampt etlichen Sendbrieuen an Fürsten vnd Stedte etc.
zusamen gebracht sind […], Wittenberg 1548
(VD 16 L 3311), 189v. (Im Folgenden zitiert als
„Wittenberger Ausgabe, Bd. 2“)
58 Vgl. Martin Luther, Vom Abendmahl Christi. Bekenntnis (1528), in: WA 26, 327,16–349,16.
Die Seitenangabe bezieht sich auf die zeitgenössische Wittenberger Ausgabe, Bd. 2, 190r–197v.
59 Vgl. Martin Luther, Daß diese Wort Christi „Das ist mein Leib“ noch fest stehen wider die
Schwärmgeister (1527), in: WA 23, 130,7–157,7. Die Seitenangabe bezieht sich auf die zeitge-
nössische Wittenberger Ausgabe, Bd. 2, 135r–140v.
60 Vgl. Martin Luther, Sermon von dem Sakrament (1526), in: WA 19, 486,10–493,15. Die
Seitenangabe bezieht sich auf die zeitgenössische Wittenberger Ausgabe, Bd. 2, 113v–115v.
61 Vgl. Martin Luther, Vorlesung über den Prediger Salomo (1526). Annotationes in Ecclesias-
ten (1532), in: WA 20, 163,2–7.
62 Vgl. Martin Luther, Das Siebenzehend Capitel Johannis. Gepredigt und ausgelegt (1528/9), in:
WA 28, 141,14–143,28. Die Seitenangaben beziehen sich auf die zeitgenössische Ausgabe:
Martin Luther, Der Vierdte Teil der Bücher des Ehrnwirdigen Herrn Doctoris Martini Lutheri
[…], Wittenberg 1551
(VD 16 L 3315), 294v–295r.
63 Vgl. Martin Luther, Von den letzten Worten Davids (1543), in: WA 54, 47,38–54,6. Die
Seitenangaben beziehen sich auf die zeitgenössische Ausgabe: Martin Luther, Der fünffte Teil
der Bücher des Ehrnwirdigen Herrn Doctoris Martini Lutheri […], Wittenberg 1552
(VD 16 L
3318), 544r–546r.
64Osiander bezieht sich auf die in der Wittenberger „Grundfest“ erhobenen Anschuldigungen,
die Gegner riefen alle altkirchlichen Ketzereien wieder hervor. Vgl. nur den Titel der „ Grund-
fest“
, unsere Ausgabe, Nr. 7: Grundfest (1571), 382f.
65 Vgl. „Consensus Dresdensis“, D 4r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
817f.
66Osiander meint die Auslegung von I Kor 11,24, die unter dem Namen Luthers kursierte. Vgl.
WA 48, 237,1–18. Vgl. hierzu das Zitat dieser Stelle in der „Grundfest“ durch die Wittenberger
Theologen: „Grundfest“, 115v–116r, unsere Ausgabe, Nr. 7: Grundfest (1571), 548.
68 Die Textfassung, die Osiander bietet, ist umfangreicher als die in der Jenaer Luther-Ausgabe
und der WA edierte Version. Der letzte Abschnitt, beginnend mit „Deitas“, fehlt dort. Vgl. Mt
26,26
par; Mt 28,20.
69 Vgl. Martin Luther, De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium (1520), in: WA 6,
498,1–8.
70 misfang komen = irrgelaufen. Vgl. Art. miszfang, in: DWb 12, 2285.
72 Vgl. das christologische Hauptwerk des Braunschweiger Theologen, in dem ebenfalls eine
Fülle patristischer Zitate zu finden sind: Chemnitz, De duabus naturis.
73 Vgl. hierzu u.a. die Zitatensammlung Hermann Hamelmanns zur Realpräsenz von Christi Leib
und Blut, erschienen im März 1572: SYNODVS VEL CHORVS SANCTORVM IN ECCLESIA
patrum, qui inde ab Apostolis vsque ad tempora Gregorij Magni Papae vixere. De praesentia
Corporis et Sanguinis CHRISTI in Coena Domini. […], Wolfenbüttel 1572
(VD 16 H 444).
74 Vgl. „Consensus Dresdensis“, F 1v–2r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis
(1571), 820.
75 einfach.
76 Vgl. Martin Luther, Daß diese Wort Christi „Das ist mein Leib” noch fest stehen wider die
Schwärmgeister (1527), in: WA 23, 151,25–35. Die Seitenangabe bezieht sich auf die zeitgenös-
sische Wittenberger Ausgabe, Bd. 2, 139v.
77Vgl. „Consensus Dresdensis“, F 2r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
820.
78Vgl. „Consensus Dresdensis“, F 2r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
821.
79 Zur Christologie und Abendmahlslehre Schwenckfelds und Luthers Haltung dazu vgl. Maron,
Individualismus und Gemeinschaft
, 52–66. 86–92; Horst Weigelt, Art. Schwenckfeld, in: TRE
30 (1999), 712–716.
80Vgl. „Consensus Dresdensis“, F 2v, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571),
821.
81 Vgl. „Consensus Dresdensis“, F 2v–3r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis
(1571), 821.
82 Vgl. Huldrych Zwingli, Daß diese Worte: „Das ist mein Leib“ etc. (1527), in: CR 92 (= Z 5),
917,7–921,22. Zwingli wirft Luther vor, mit seiner Lehre von der Allgegenwart Christi auch
seiner menschlichen Natur nach dem Leib Christi seine wahre Menschheit zu rauben und damit
die marcionitische Vorstellung von einem Scheinleib, der von den menschlichen Leibern zu
unterscheiden ist, zu vertreten.
83 Vgl. Martin Luther, Vom Abendmahl Christi. Bekenntnis (1528), in: WA 26, 339,14–340,2.
Die Seitenangabe bezieht sich auf die zeitgenössische Wittenberger Ausgabe, Bd. 2, 149r–v.
84 erbarmen. Vgl. Art. barmen, in: DWb 1, 1134.
85Osiander/ meint den Brief Luthers an die Schweizer Städte Zürich, Bern, Basel, Schaffhausen,
St. Gallen, Mülhausen und Biel vom 1. Dezember 1537, der im Kontext der Wittenberger Kon-
kordie geschrieben wurde. Hier verwendet Luther das angeführte Argument, um die Schweizer
doch noch zur Unterschrift unter die Konkordie zu bewegen. Vgl. WA.Br 8, 152,68–71.
86Vgl. „Consensus Dresdensis“, F 3r, unsere Ausgabe, Nr. 10: Consensus Dresdensis (1571), 821.
87 durch Erfahrung klug geworden. Vgl. Art. witzigen 1), in: DWb 30, 898.
89 genug. Vgl. Art. genugsam 1), in: DWb 5, 3514.
90 lies: darzu ist.
91 bereut.
92 erhalten. Vgl. Art. enthalten B 4.), in: DWb 3, 549.
93 Vgl. Anm. 26.
94 Unterschlupf.
95Osiander meint das Augsburger Interim von 1548, hg. v. Joachim Mehlhausen, Neukirchen-
Vluyn 19962 (TGET 3)
. Zur Debatte, die dieser kaiserliche Text hervorrief, vgl. den Band 1
unserer Ausgabe.
96 Vgl. II Tim 4,3.
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