||
[
A 2r:] Wiederholte Christliche
gemeine Confession vnd Erklerung,wie in den Sechsisschen Kirchen verm
ge der H. Schrifft vnd Augßp
uͤrgischen
Confession nach der alten Grundfest D. Lutheri wieder die Sacramentierer
gelehret wird:
Vom Abendmal des Herrn.Von der pers
nlichen vereinigung der G
ttlichen vnd Menschlichen Natur in Christo.Von seiner Himelfart vnd Sitzen zur Rechten Gottes.Dem fromen trewen Gott dancken wir billich von Hertzen, das er vns vmb seines
lieben Sohnes, vnsers Herrn Jesu Christi willen durch seinen Heiligen Geist in
diesen Sechsisschen Kirchen reine Lehr seines G
ttlichen allein
seligmachenden Worts, wie dieselbige durch das außerwelte Rustzeug D.
Martinum Lutherum aus heiliger G
ttlicher Schrifft wieder alle Rotten vnd Secten ist
erkleret vnd erstritten, auß sondern gnaden biß daher in einhelliger,
einm
uͤtiger Consension
1 beide, Prediger vnd zuhörer, erhalten hat. Vnd bitten denselbigen im
Namen Jesu Christi von grund vnsers Hertzen, das er hinf
uͤrter
durch gnade seines heiligen Geistes mit derselbigen Lehre
||
[
A 2v:]
seines Worts in rechtem gesundem verstande reichlich vnter vns wohnen, alle falsche, jrrige, verf
uͤhrische opiniones
2 von diesen Kirchen in gnaden abwenden vnd durch krafft seines Geistes
Prediger vnd zuhörer erleuchten, regieren vnd stercken w
lle,
das sie nach Gottes ernsten befehl die heilsame Lehr zur erbawung also f
uͤhren vnd fassen m
gen, das sie das k
stliche vom schn
den scheiden, Jerem. 15
3 , die wiedersprecher straffen
4 ,
Tit. 15 , den Wolff melden, frembde stimme fliehen,
Johan. 106 , vnd die Ohren nicht j
uͤcken
7 lassen nach newer, frembder Lehre, 2. Timoth. 4.
8 Es w
lle aber ja der gnedige trewe Vater, insonderheit zu diesen letzten
gefehrlichen zeiten, das Testament des hochwirdigen Abendmals seines lieben
Sohns, vnsers
Herrn Jesu Christi, in einfeltigem, rechtem,
gesunden verstande der waren wesentlichen gegenwart seines Leibs vnd Bluts
wieder alle Zwinglische vnd Caluinische Sacramentschwermerey gnediglich in
diesen Kirchen zu seines Namens Ehre vnd sterckung vnsers Glaubens vnuerfelschet
erhalten. Amen.Demnach, weil nach vielen verdeckten, verdechtigen hendeln vnd schreiben in
diesem 1571. Jahre allerley Schriffte (als nemlich ein
newer Lateinischer Catechismus
9 , eine lange bittere Schrifft mit dem Titel „Grundfeste“
10 etc., item „Grammatica disputatio de loco Actor.
11 3“ vnd newe „Fragst
uͤck von der Himelfart Christi"
12 Christi“ etc.) zum vortheil, behelff vnd f
uͤrschub der Zwinglischen vnd
Caluinischen Sacramentschwermerey von etlichen jungen newen Theologen (denn wir
gantze Kirchen vnd Schulen, in welchen viel an solchen Caluinischen Practiken
mißfallen tragen,
||
[
A 3r:] [A 3r:] nicht besch
uͤldigen) eben von dem ort, do der Man Gottes
Lutherus die Sacramentschwermereye mit reichem Geist vnd grossen eyffer auß Gottes
Worte
ffentlich gestrafft, wiederlegt vnd auß den Kirchen der Augßp
uͤrgischen
Confession außgemustert hat, durch
ffentlichen Druck außgesprenget sind, jn welchen
etliche dieser Kirchen Lehrer vntheologischerweise also außgemacht werden, das
dardurch mit einem vnleidlichen verdacht vieler vngehewrer Ketzereyen alle diese
Kirchen beschweret werden vnd durch solch geschrey man dem Caluinismo auch in diesen
Kirchen gerne einen zutrit vnd eingang machen wolte, haben wir Ampts vnd gewissens
halben, weil dieselbige scripta durch wunderliche Practiken an alle
rter
eingeschoben werden, nicht vmbgehen k
nnen noch sollen, sondern vns
der sachen annhemen m
uͤssen, die vnerfindliche, vnwarhafftige aufflagen bey vnsern
zuh
rern vnd bey jedermenniglich mit warhafftigem bericht ablehnen, die vnsern vnd
wer es sonst begeret f
uͤr der Zwinglischen vnd Caluinischen Sacramentschwermerey, vmb
welche es im grunde zu thun, trewlich warnen, die thewre beylage der reinen Lehr vom Abendmal des Herrn, so wir auß Gottes Wort durch den trewen dienst D.
M. Lutheri
entfangen, durch Gottes gnad in diesen Kirchen bewaren vnd dauon allerley
Sacramentierische jrthumb abhalten. Vnd zweiffeln nicht, andere Kirchen, so der
Sacramentschwermerey feind, werden desgleichen auch thun.Haben aber solches in forma einer Gemeinen Confession stellen vnd außgehen lassen
w
llen, auff das es ein
||
[
A 3v:] [A 3v:]
ffentlichs zeugniß sey, das in diesen Kirchen nicht
ein jeder jme etwas newes erdichte vnd besondere opiniones f
uͤhre, das auch nicht nur
etliche wenig Personen
Lutheri sententiam de coena domini bekennen vnd verthedigen,
sondern das die bestendige,
klare, rechtschaffene Lehre vnd Bekentniß
Lutheri vom
Abendmal des Herrn vnd von den Artickeln, so dieser controuersiae anhengig, in diesen
Kirchen einhellig, deutlich vnd außtrucklich affirmatiue et negatiue
13 wieder alle Sacramentierische jrth
uͤmb gef
uͤret vnd getrieben werde.
Vnd w
llen solch vnser Bekentniß einfeltig, schlecht
14 vnd recht, mit geb
uͤlicher Christlicher bescheidenheit thun,
niemand zu liebe oder leide, sondern nur allein der lieben Warheit zu stewr
15 vnd der in Augustana confeßione verworffener vnd außgesetzter
Sacramentschwermerey zuwieder.W
llen derhalben anfenglich anzeigen vnd erweisen, das es in diesem streit im grunde
vmb nichts anders dann darumb zu thun sey, das die newe Theo-
logi den Caluinismum in die Kirchen der Augßp
uͤrgischen
Konfession vnter einem frembden schein gern einschieben vnd eindringen w
llen.
Darnach w
llen wir wiederholen
Lutheri Lehr vnd meinung, dazu sich die Kirchen vnd
Stende der Augßp
uͤrgischen Confession bißdaher allzeit bekennet haben
vom Abendmal des Herrn,
von der Pers=nlichen vereinigung beider Naturen
in der Person Christi, von der Himelfart Christi vnd seinem sitzen z
uͤr rech-
ten Gottes, vnd w
llen in einem jeden Artickel die Antithesin jrriger falscher meinung, so der reinen gesunden
Lehr zuwieder vnd entgegen, ausdrucklich setzen vnd verwerffen vnd, wof
uͤr sich ein
jeder Christ in diesem certamine
16 h
uͤten soll, trewlich warnen.
||
[
A 4r:] [A 4r:] Das es in diesem gegenwertigen streit warhafftig vnd im grund des Caluinismi
halben zu thun sey
Das ist: Ob der Leib vnd das Bluth Christi auch warhafftig vnd wesentlich hienieden
bey vns auff Erden in dieser sichtbaren Welt, da das Abendmal des Herrn nach seiner
einsetzung gehandelt wird, gegenwertig sey?Es ist ein
a Regula der alten Sophisten, wenn man in bawfelligen, b
sen sachen nicht
gleich zugehen vnd geradezu antworten will, das man dieweil von andern sachen
vnd hendeln
17 ein groß geschrey machen soll, damit des Heupthandels vergessen
werde. Also macht man jetzundt ein groß, lang Re-gister von allen alten Ketzereyen,
welche doch in diesen Kirchen je vnd allwege außdrucklich vnd
ffentlich verworffen
sind vnd auch noch verdampt werden. Aber von der Zwinglischen vnd Caluinischen
Sacramentschwermerey, das ist Von der gegenlehre, welche im 10. Artickel in
Augustana
confeßione verworffen wird,
18 da ist es gantz vnd gar stille von. Das nun durch solche Sophisterey
der Leser
||
[
A 4v:] [A 4v:] von dem Heupthandel nicht abgef
uͤhret werde, ist diß der beste,
richtigste weg: Wir w
llen vns von den andern Artickeln gnugsam erkleren vnd die
angezogene Ketzereyen deutlich vnd gr
uͤndlich verwerffen vnd verdammen. Es thu der
ander theil desgleichen auch also von der Zwinglischen vnd Caluinischen Ketzerey, so
wird die sache bald klar werden. Wo aber der ander theil das nicht thun wird noch
thun will, so hat ein jeder leicht abzunehmen, worumb vnd worüber es zu thun sey.Nu ist aber ja (Gottlob) in den Kirchen der Augsp
uͤrgischen Confession bewust vnd
bekannt, was man meyne vnd verstehe, wenn man nennet die Zwinglische vnd Caluinische
Sacramentschwermerey. Denn die gegenlehr, welche im 10. Artickel der Augsp
uͤrg.
Confession verworffen wird, ist dazumal diese gewesen vnd ists noch, wie die Acta vnd
besondere Con-feßiones
Zwinglij19 vnd seiner adherenten,
20 so domals vbergeben, aber weder vom Reich noch von den
Protestierenden angenommen sein, zeugen vnd außweisen, das
Zwinglius mit den seinen
geleret hat, weil der Leib Christi ein warhafftiger Menschlicher Leib sey, welcher
gegen Himel gefahren, im Himel sey vnd von dannen am J
uͤngsten tage kommen werde, das
derwegen Christus mit seinem wesentlichen Leib vnd Blut nunmehr hienieden bey vns
auff Erden in dieser sichtbaren Welt nicht gegenwertig sey. Vnd weil das Abendmal des
Herrn hienieden bey vns auff erden in dieser sichtbaren Welt gehalten wird, so folge
darauß, das Christus mit seinem waren wesentlichen Leib vnd Blut in seinem Abendmal
hienieden auff Erden nicht gegenwertig sey, sondern das man den wor-
||
[
B 1r:] [B 1r:]ten der
Einsetzung einen andern verstande geben m
uͤsse. Vnd das ist eben auch
Caluini vnd
seines gantzen anhangs grundt vnd meinung. Diß ist so klar als die helle Sonne am
Mittage.Nun hat man dar
uͤber geklagt, das die newe Theologen zu
Wittenberg in jhrem Catechismo
solche gegenlehre nicht gemeldet noch verworffen, sondern dagegen Caluinische rede,
wort, grund vnd meinung gef
uͤret vnd gebraucht. Hie hat sich einer vnterwunden,
21 denselben Theologen also vberzuhelffen,
22 das die Anthitesis der Sacramentierischen gegenlehr derhal
ben
vnterlassen sey, nicht das man dieselbe billiche vnd f
uͤr recht halte, sondern weil
certamina vnd streitige disputationes nicht geh
ren in die Catechismos, sondern in
andere, außf
uͤhrliche scripta. Jtem ob sie wol
Bezae versionem Actor. 3, „Oportet
Christum coelo capi“,
23 brauchten vnd mit
Caluino von der Himelfart Christi also redeten, das
sein Leib an einem gewissen orth im Himel sey, vnd sonst andere
Caluinische phrases
f
uͤhreten, so verw
uͤrffen vnd verdampten sie doch sonst
Bezae Glossen vnd was die
Sacramentierer hierauß folgern vnd schliessen.Vnd wiewol auff solche Feigenbletter mit grunde alsobaldt hette k
nnen ge-
antwortet werden, das eben derselbige Catechismus, dar er handelt vom
Abendmall, allerley andere streitige Punct der Papisten vnd wiederteuffer, nur allein
den Caluinismum aussgenomen, meldet vnd verwirfft, vnd trawen
24 Lutherus in seinem grossen Catechismo,
||
[
B 1v:] [B 1v:] welchen er ja auch
f
uͤr die eintfeltigen (wie er selbs spricht) Geschrieben, meldet vnd verwirfft
außtr
uͤcklich der Sacramentirer Gegenlehr; jtem wenn man nicht Caluinisch sein wolle,
warumb man denn Caluinische phrases et fundamenta, rede, grundt vnd meinung in diese
Kirchen sich vnterstehe einzuf
uͤhren. Es ist aber dasselbige bißher eingestellet
worden darumb, das man hat sehen wollen, ob vnd wie denn dem verheissen vnd erbieten
nach die Caluinische Sacramentische jrthumb von den Newen Wittenbergischen Theologen
w
uͤrden verworffen vnd verdampt werden. Nu ist aber
Bezae glossa diese: „Christum
coelo capi, hoc est, contineri et comprehendi, ita vt corpore absens sit“
25 etc. Das ist: „Christus sey mit seinem Leibe im vnd mit dem Himel also
vmbfangen, gefasset vnd begriffen, das er numehr mit seinem Leibe bey vns auff Erden
nicht gegenwertig, sondern abwesend sey“ etc. Vnd
Caluinus schleußt auß der Himelfart
Christi also, das Christus nunmehr biß auff den j
uͤngsten tag hienieder bey vns auff
Erden in dieser sichtbaren Welt mit seinem Leib vnd Blut nicht gegenwertig sey.
26 Vnd auff den grundt setzen sie alle semptlich jre
Sacramentschwermerey.Hie hat nun jederman gewartet, das die Wittenbergische newe Theologi sich von
Caluini
vnd
Bezae lehr, dauon vnd dar
uͤber der jetzige streit ist, selbs erkleren sollten. Vnd
weil ein groß Buch vorhanden sein solt, hat sich jeder
man getröstet, es w
uͤrde die
Anthitesis, der Sacramentierer gegenlehr, darin deutlich, gr
uͤndtlich vnd außdrucklich
gemeldet, verworffen vnd verdampt werden. Aber in dem gantzen grossen Buch wirstu das
nicht finden, wenn du
||
[
B 2r:] [B 2r:] gleich alle Liecht anz
uͤndest, das solche
Sacramentierische Lehr vnd meinung verworffen vnd verdampt w
uͤrde, sondern wenn sie
daran komen, so heißt es „Noli me tangere“.
27 Wie sie sich aber bem
uͤhen vnd bearbeiten, dieselbige
Sacramentirische Lehr vnd meinung wieder Lutheri Bekentniß
28 auch auß etlichen Patribus one gnugsame erklerung vnd verwarnung zu
bestetigen, kan der Leser sehen in jrer Grundfest S 2 vnd 4, T 1 vnd 2.
29 Andere Lerer, so bißhero den Sacramentschwermern in
ffentlichen Schrifften
wiedersprochen, ziehen sie mit namen so Vntheologisch, mit solchem stoltz vnd hoffart
30 herdurch, das alle verstendige Christen es dahin deuten, das es eine
anzeigung sey einer b
sen sachen, weil sie eben thun, wie verwo
gene Zungendrescher
pflegen zu thun, welche diese Regel haben: Wenn die sache nicht taug, so schlage
nur fluchts
b auff die Personen dick auff. Aber der Sacramentschwermer wird in dem
Buche lange so nicht gedacht, das jre jrth
uͤmb gemeldet, gestraffet,
31 verworffen vnd verdampt w
uͤrden, sondern do jr Patronus im
geschriebenen Exemplar gesetzt hatte „Bezae meinung wird in Corpore doctrinae
verdampt“, da haben sie im gedrucktem das „ver-dampt“ weg gethan vnd daf
uͤr gesetzt
„ist darinnen nicht zu befinden“.
32 Dann sie w
llen es vnuerdampt haben.Sie wenden wol f
uͤr, sie w
llen keine newe Confeßiones schreiben, welches niemandt
begeret. Dann eben darüber streitet man, das es bey der alten Confession
Lutheri vom
Abendmal bleiben vnd nicht
Caluini opiniones in diese Kirchen eingeschoben m
gen
werden. Es ist aber nicht die
||
[
B 2v:] [B 2v:] frage, ob Augustana confeßio et apologia vom
Abendmal des Herrn recht lehren, sondern dauon wird Bekentniß erfordert, was die
Newen Theologi von
Caluini vnd anderer Sacramentschwermer opinionibus halten, weil
sie derer versiones, phrases vnd Grundfeste
33 brauchen. Was mag aber wol der Christlicher Leser gedencken, weil
sie eben in jrer Grundfest von andern Artickeln sonderliche lange, newe,
außf
uͤhrliche Confeßiones stellen vnd mit verdammen gegen andere so milde sein,
worumb sie vom Abendmal des Herrn auff die
streitige Punct jhre außdruckliche
Confession zu thun vnd der Zwinglischen oder Caluinischen Sacramentschwermer
gegenlehre zu melden vnd zu verdammen so grosse schew tragen. Es ist ja ein seltzam
ding, das einer will nicht Caluinisch sein vnd will gleichwol nicht
Lutheri, sondern
Caluini wort, rede, grundt vnd meinung f
uͤhren vnd sonderlich hinter dem Berge halten,
wenn man die Caluinische Sacramentschwermerey verdammen sol.Aber es
c stehet nunmehr nicht auff blossem argwon vnd vermuhtung, dann do sie es
lange in jrer Grundtfest verschlagen haben, drucken sie endlich gar loß vnd geben
sich gantz bloß in den Fragst
uͤcken von Christi Himelfart, dann daselbst B 4 sagen sie
rund vnd außdrucklich eben mit
Caluini worten, was jre meinung sey.
34 Nemlich das Christus nunmehr mit seinem Leib vnd Seele nicht hirnieden
auff Erden, sondern droben im Himel vber vnd ausser-
||
[
B 3r:] [B 3r:]halb dieser sichtbaren
Welt sey. Jtem das es ein gedicht
35 sey, wenn man f
uͤrgibt, das Christus wol in einer sichtbaren gestalt
hinauffgefahren vnd doch mit seinem wesentliche leibe vnsichtbar hienieden sey. Denn
was sie von der Vbiquitet daran hengen, daruon wllen wir hernach sagen. Desgleichen
auch in jrer Grammatica disputatione
36 Christum coelo capi explicant prorsus vt
Beza per contineri et
includi, das ist, das Christus im vnd mit dem Himel vmbfangen, begriffen, eingefasset
vnd beschlossen sey, vnd setzen diese Exempel: wie das Haußgesind im Hause, das gerehde
37 in gefessen, das Bluth in den Adern, das Wasser in den r
ren gefasset
vnd begriffen wird. Jtem: „Quomodo reuertetur, qui iam adest? Et maiestas illa
vestra, si iam Christum (scilicet cum corpore suo) in terris praesentem facit, non
habebit necesse in terras reuerti?“ Das ist: „Wie kan der wiederkomen, so bereit
gegenwertig ist. Wo nun die Maiestet, dauon jr disputiret, verschaffet, das Christus
mit seinem leibe auff Erden jetzund gegenwertig sey, so wird er nicht d
uͤrffen von
dannen wieder auff Erden komen zu richten.“ Jtem „Quod ante iudicium hoc, quod in
coelum intulit, terris exhibiturus sit, nusquam scribitur.“
38 Ad haec verba conferatur decimus articulus Apologiae, qui sic
habet: „Confitemur nos sentire, quod in coena domini“ (quae certe in terris
celebratur) „vere et substantialiter adsint corpus et sanguis Christi et vere
exhibeantur cum pane et vino his, qui sacramentum accipiunt.“
39 Et fiat iudicium.
Das sind doch ja vnuerholen, rund, außdrucklich vnd gut grob Lateinisch vnd Deutsch
Caluini vnd aller Sacramentschwermer rede, wort, grund vnd
meinung, nemlich das Christus mit seinem leibe nunmehr bey vns hienieden auff Erden in dieser sichtbaren
Welt nicht gegenwertig sey. Vnd nun rechne ein jeder einfeltiger Christ,
||
[
B 3v:] [B 3v:] was
hierauß volge, dann wir ja das Abendmal des Herrn nicht im Himel noch in den
Wolcken, sondern hienieden auff Erden in dieser sichtbarn Welt handeln. Jst nu
Christus mit seinem wesentlichen Leibe nicht gegenwertig hienieden bey vns auff
Erden in dieser sichtbaren Welt, was werden wir dann wol im Abendmal gegenwertig
haben?Hierauß kann nun ein jeder, auch ein einfeltiger sehen, ja (leider) greiffen vnd
f
uͤlen, wohin vnd worauff diß certamen gerichtet vnd worumb das es zu thun sey,
nemlich, das man anstadt der Luterischen lehr, nach welcher man bißhero auß vnd nach
den klaren worten des Testamentes Christi geleret hat, das wir Christum mit seinem
Leib vnd Blut hienieden bey vns auff Erden in dieser sichtbaren Welt in seinem
Abendmal vnsichtbar, aber doch warhafftig vnd wesentlich gegenwertig haben, nunmehr
Caluini meinung in die Kirchen der Augßp
uͤrgischen confession gern einschieben wolte,
welcher Summa ist, das Christus mit seinem Leibe nirgend sey, dann da er sichtbar
empfindtlich vnd greifflich ist. Hie vrtheile die gantze Kirche vnd thue die Augen
auff. Vns ist hiebey nicht wol, haben auch daran kein lust noch gefallen, sondern
vermanen, bitten vnd flehen, das solches wiederumb eingestellet vnd eingezogen,
Lutheri Lehr, phrases et fundamenta, rede vnd grundfest von diesen Artickeln
behalten, Cinglij,
40 Caluini vnd anderer Sacramentschwermer gegenlehr ausdrucklich vnd
gr
uͤndtlich auß der Augustana confeßione außgesetzt vnd von vnsern Kirchen abgehalten
m
ge werden. Wo diß geschicht, so ist die sache in diesem Artickel richtig. Wie leicht vnd
||
[
B 4r:] [B 4r:] bald k
ndten nun die Newen Theologi dieser
sachen raten vnd dem streit abhelffen, wenn sie nicht Caluinisch sein wolten. Do man
aber solches – wie gemelt vnd gebeten – nicht thun wird noch thun will,
sondern wie angefangen fortfaren, so werden auch die Kirchen
Lutheri lehr vom Abendmal des Herrn,
von der Person Christi vnd seiner Himelfart, welche sie souiel Jahr geh
ret vnd
bekennet, vmb zweyer oder dreyer Newen Theologen willen nicht fallen vnd die
Zwinglische oder Caluinische Sacramentschwermerey so verdeckter weise jnen
auffdringen oder einschieben lassen. Vnd ob man gleich schmehe- vnd lestercharten
41 vber vns außwerffen wird, m
uͤssen wir vns derhalben vom
Bekentnis des thewren depositi
42 Lutheri nicht abschrecken lassen. Wollen derhalben von volgenden
Artickeln nicht ein eigene newe oder sonderliche Confession stellen, sondern die alte
lehr vnd Confession, so wir von
Luthero auß Gottes Worte empfangen, wie dieselbige
in diesen vnd andern Kirchen, so der Augsp
uͤrgischen Confession zugethan, allwege
wieder die Sacramentschwermer gef
uͤhret ist, repetieren vnd zur warnung wiederholen.
||
[
B 4v:] [B 4v:] Vom Hochwirdigen Abendmal des Leibs vnd Bluts vnsers Herrn Jesu Christi.
Wir w
llen dissmal nicht die gantze Controuersiam außf
uͤhrlich handeln, sondern nur
allein die f
uͤrnemsten Lehrpunct, vber welchen biß daher zwischen den Kirchen der
Augsp
uͤrgischen Confession vnd zwischen den Sacra-mentierern allwege streit gewesen,
artickelsweise, wie dieselbige je vnd allwege in diesen Kirchen gef
uͤret, repetiren.
43 Auff das wir den verdacht, damit man diese Kirchen, aber doch
vng
uͤtlichen (wie mit der groben, Teuffelischen l
uͤgen von einem leibe, der sieben
Schuch lang), gerne beschweren wolte, als w
uͤrden darin newe, frembde opiniones
getrieben, mit warheit ablehnen vnd dem Christlichen Leser deutlich weisen m
gen,
wor
uͤber der streit sey vnd was es f
uͤr Punct sein, darauff vnd dauon die Newen
Wittenbergische Theologi sich deutlich vnd außdrucklich affirmatiue et negatiue
wieder die Sacramentierer zu erkleren so groß beschweer haben. Vnd doch mitlerweile
nicht mit Lutherischen, sondern Caluinischen Newen Zungen von den sachen reden,
darauß frome Christen zu vrtheilen haben, was darunter verborgen sey.Erstlich hat man allwege in diesen vnd in allen Kirchen, so der Augsp
uͤrgischen
confession verwandt, gelehret, das die Wort der Einsetzung der rechte grundt vnd
propria sedes
44 sey der lehr vom Abendmal des Herrn, wie
||
[
C 1r:] [C 1r:]
dann
Paulus die
Corinther auff die wort der Einsetzung also weiset, das sie darauß vnd darnach alles,
was von diesem handel f
uͤrfelt, verstehen, richten vnd vrtheilen sollen. Vnd darüber
halten wir mit
Luthero so fest, das wir die Sacramentschwermer eben darumb straffen
vnd verwerffen, das sie mit jren disputationibus die leute von den worten der
Einsetzung auff gleissende gedancken der vernunfft de localitate abf
uͤhren Oder auß
andern
rten vnd spr
uͤchen der Schrifft, so vom Abendmal nicht reden, den worten der
Einsetzung einen andern verstandt dann wie sie lauten auffdringen w
llen.Das aber
Lutherus vnd alle vnsere Kirchen in diesem handel auch Disputieren von der
Pers
nlichen vereinigung der G
ttlichen vnd Menschlichen Natur in der Person
Christi, item von der Himelfart Christi vnd von seinem sitzen zur rechten Gottes,
das geschicht in keinem wege der meinung, als wolte man die leute von den Worten der
Einsetzung abf
uͤhren vnd andere frembde
fundamenta der Lehre vom Abendmal ausser der
Einsetzung suchen, sondern es k
mpt daher, weil die Sacramentierer
f
uͤrgeben, das die meinung, welche die wort der Einsetzung in jrem eigentlichen
gemeinen verstande von der wahren wesentlichen gegenwertigkeit vnd m
uͤndlicher
niessung des Leibs vnd Bluts Christi im Abendmal geben, darumb nicht bestehen k
nne, weil es streiten solle wieder die Artickel vnsers Christlichen
Glaubens von der waren Menschlichen Natur in Christo vnd von seiner Himelfahrt
etc.Hie erfordert trawn
45 die notturfft, den rechten wahren verstandt der wort der Einsetzung
wieder der Sacramentirer
||
[
C 1v:] [C 1v:] verfelschung zu erhalten, das dieselbigen Artickel
also m
uͤssen auß Gottes Wort erkleret werden, das dardurch der einfeltige verstandt
der Einsetzung von der wesentlichen gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi im
Abendmal nicht vmbgestossen, sondern vielmehr bestettiget werde. Der meinung vnd der
vrsachen halben, den rechten verstande der Einsetzung zu erhalten, hat
Lutherus,
Brentius, Pomeranus
46 vnd vnsere Kirchen in diesem handel vom Abendmal des Herrn, auch
von den Artickeln Disputieren m
uͤssen, das Christus nicht allein Mensch, sondern auch
warer Gott sey. Jtem das er also sey gegen Himel gefahren, das er sich gesetzt habe
zur rechten der Maiestet vnd krafft Gottes, weil auß falscher deutung derselbigen
Artickel die Sacramentierer sich vnterstehen, den einfeltigen eigentlichen verstandt
der Einsetzung des Testaments Christi vmbzustossen. Vnd ist hierauß leicht zu
verstehen, was diejenigen im Schilde f
uͤhren, welche von diesen Artickeln auff gut
Zwinglisch oder Caluinisch reden,
Lutheri streitschrifften von diesen Artickeln auff
ein orth setzen
47 vnd also verdechtig machen, ja alle, die so
Lutheri meinung von diesen
Artickeln behalten vnd volgen, schmelich verdammen, allein das sie an den Caluinisten
in diesen Artickeln gar kein mangel nicht haben vnd w
llen die leute bereden, das
diese Artickel gar nicht zu dem handel vom Abendmal geh
ren. Als k
nne einer in diesen Artickeln wol Zwinglisch vnd Caluinisch vnd gleichwol in der
lehre vom Abendmal Luterisch sein, do doch die Sacramentschwermer jhren grund wieder
Lutherum allzeit auff mißdeutung dieser Artickel gesetzt haben. Derhalben, wer in
diesen Artickeln Caluinisch ist, der kan in der Lehre vom Abendmal nicht recht
Lutherisch sein.
||
[
C 2r:] [C 2r:] Zum Andern: Wir haben von
Luthero gelernet,
die wort der Einsetzung des
Abendmals in grosser Gottesfurcht zu handlen, weil es wort sind des Propheten, von
welchem Moses spricht
Deut. 18: „Wer seine wort nicht h
ren wird, an dem wils
Gott rechnen.“
48 Vnd er, der Sohn Gottes, mit diesen worten sein Testament gemacht
hat, do man sich sonst an eines Men
schen Testament ohne verletzung des gewissens
nicht vergreiffen kann.
Paulus aber spricht außdrucklich: Wer diese speise, so im
Abendmal des Herrn gegenwertig gereicht vnd mit dem Munde empfangen wird, nicht also
von andern Speisen vnterscheidet, das es sey der Leib des Herrn, der esse vnd
trincke jme
49 das Gerichte.
50 Derhalben halten wirs mit
Luthero, das es ein n
tiger ernst sey, wider die Sacramentschwermer vber den einfeltigen eigentlichen
verstande der Einsetzung zu streiten, vnd straffen derwegen billich diejenigen,
welche die jugendt darauff f
uͤhren vnd darzu gewenen, das sie von den worten des
Testaments des Sohns Gottes leichtfertig disputieren vnd es ohn gefehr halten, wie
man die wort deute, Caluinisch oder Lutherisch. Daher sie endlich so weit komen,
das sie den streit wieder die Sacramentschwermer fFr ein vnn
uͤtz gezenck halten vnd
Lutheri streitschrifften wieder die Sacramentierer entweder verwerffen oder ja
verdechtig halten.Zum Dritten: Die wort der Einsetzung des Abendmals verstehen wir mit
Luthero in jren
eigentlichen, gemeinen, einfeltigen verstande, das im Abendmal, welches hienieden
bey vns auff Erden in dieser sichtbaren Welt nach Christi einsetzung gehalten wird,
nicht allein Brod
||
[
C 2v:] [C 2v:] vnd Wein, sondern auch der wahre wesentliche Leib vnd Blut
Christi gegenwertig vorhanden sey, gereicht vnd emfangen werde. Vnd wieder das
Papistische ein-schliessen, vmbtragen, opfern vnd andere mißbreuche behalten vnd
brauchen wir die Regulam, das ausser dem eingesetztem gebrauch kein Sacrament sey.
51 Vnd damit wir vns auch erkleren, das wir die Papistische
Transsubstantiation verwerffen, behalten wir die art vnd form zu reden, welche in
den Patribus, in Augustana confeßione, im kleinen vnd grossen Catechismo
Lutheri
gebrauchet werden, nemlich, das mit, in oder vnter dem gesegneten, außgetheilten vnd
genossenen brod vnd Wein warhafftig vnd wesentlich gegenwertig sey, gereichet vnd
empfangen werde der Leib vnd das Blut Christi. Vnd das nennet
Lutherus
vnionem sacramentalem.
52 Vnd auff die meinung verstehn wir auch die wort Pauli 1. Co.
10: „Das Brodt, das wir brechen, ist die gemeinschafft“ – das ist eine außteilung –
„des Leibs Christi“
53 oder ist der außgetheilte Leib Christi, wie in Visitatione Saxonica
der Spruch außgelegt wird,
54 mitnichte aber von der gemeinschafft am abwesen-
den Leibe Christi. Denn
solche außlegung verwirfft
Lutherus ad
VValdenses55 außdrucklich.Vnd diß halten, lehren vnd bekennen wir nicht allein affirmatiue, sondern halten mit
Luthero, das es n
tig sey, auch die Antithesin zu f
uͤhren, das die
gegenlehre, wie Augustana confeßio spricht,
56 verworffen werde aller derer, welche dichten, das der wesentliche
Leib vnd Blut Christi hienieden bey vns auff Erden in dieser sichtbarn Welt, do das
Abendmal des Herrn gehalten wird, nicht gegenwertig sey, sondern deuteln die wort der
Einsetzung entweder von Zeichen, bedeutung vnd erinnerung oder von der
||
[
C 3r:] [C 3r:]
krafft, wirckung, verdienst vnd wolthaten des abwesenden Leibs vnd Bluts Christi.
Derhalben warnen wir die leute f
uͤr solche Sacramentschwermerey, vnd auff das sie sich
daf
uͤr h
uͤten m
gen, werden die Autores vnd sectatores, da es der zuh
rer gelegenheit
vnd erbawung erfordert, zur warnung genennet. Vnd hierauß ist abermal klar, was von
solchen Theologen zu halten, welche in affirmatiua
Lutheri et Apologiae wort vnd rede
meiden vnd allein solche wort f
uͤhren vnd brauchen, welche auch die Sacramentierer
annemen vnd brauchen, vnd vber das in Antithesi, was der Zwinglischen vnd
Caluinischen Sacramentschwermer gegenlehr belanget, sich nicht deutlich vnd
außdrucklich erkleren w
llen.Zum Vierden halten vnd lehren wir mit
Luthero auß diesem grunde der Einsetzung des
Abendmals, das Christus mit seinem wesentlichen Leibe nicht allein im Himel, sondern
auch bey vns hienieden auff Erden an allen den
rtern, da sein Abendmal nach seiner
Einsetzung gehandelt wird, warhafftig, wiewol vnsichtbarlich vnd vnempfindlich,
57 gegenwertig sey. Vnd obgleich dasselbige nicht ist eine
Nat
uͤrliche eigenschafft eines Menschlichen Leibs, so sey doch Christo, der
warhafftig vnd Allmechtig ist, weil ers in seinem Testament außgesprochen vnd
verheissen hat, solches mit seinem Leibe nicht allein m
uͤglich, sondern auch leicht zu
thun, weil er nicht allein Mensch, sondern zugleich auch warer Gott ist in einer
Person vnd seine an-genomene Menschliche Natur erh
het hat zu der rechten der
Maiestet vnd krafft Gottes. M
uͤssen derhalben auß diesem grunde mit
Luthero verwerffen
alle, die da f
uͤrgeben, das Christus nunmehr mit seinem Leibe
||
[
C 3v:] [C 3v:] nirgends anders
denn allein im Himel sey, vnd das er mit seinem Leibe vnd Blute von dem Brodt vnd
Wein, so hienieden bey vns auff Erden im Abendmal gereichet vnd empfangen wird,
ferner vnd weiter abwesend sey denn der
Himel von der Erden.
58 Vnd das derhalben Christi Leib nicht hienieden auff Erden in seinem
Abendmal, sondern allein droben im Himel zu suchen sey. Diesen jrthumb hat
Lutherus
mit grossem eyfer vnd ernst widerlegt. Jst derhalben leicht zu urtheilen, ob die
Newen Wittenbergischen Theologen Calui-nisch oder Lutherisch sein, weil sie in jren
Fragst
uͤcken schreiben, das Christus numehr mit seinem leib vnd Seele nicht hienieden
auff Erden gegenwertig sey.
59 Zum F
uͤnfften lehren vnd bekennen diese Kirchen mit
Luthero auß grunde der Einsetzung,
das wie im Abendmal nicht allein das Brodt, sondern auch der wahre Leib Christi
gegenwertig vorhanden, das also auch mit dem Munde nicht allein das Brodt
sichtbarlicher, nat
uͤrlicher weise gegessen, sondern zugleich in vnd mit solchen essen
des Nat
uͤrlichen Brodts auch der wahre Leib Christi mit dem Munde empfangen werde,
aber nicht sichtbarer, nat
uͤrlicher, fleischlicher, empfindlicher weise, sondern
vnsichtbarer, verborgener, vnempfindlicher vnd vnerforschlicher weise. Derhalben,
wer nicht Sacramentierisch sein wil, der muß sich mit
Luthero des rund
60 erkleren, das ers nicht halte mit denen, so lehren, das der leib Christi
im Abendmal nicht mit dem Munde, sondern allein Geistlich mit dem Glauben empfangen
werde. Was aber sonst die lehre vom rechten gebrauch des Abendmals anlanget,
behalten wir mit
Luthero beide das Sacramentliche vnd das
||
[
C 4r:] [C 4r:]
Geistliche essen vnd trincken des Leibs vnd Bluts Christi im Abendmal.Zum Sechsten: Die frage, was die vnwirdigen im Abendmal des Herrn, wiewol zum
Gericht, empfangen, helt
Lutherus f
uͤr ein sonderlich merckzeichen der
Sacramentschwermer, denn weil nicht vnsere wirdigkeit oder vnwirdigkeit, sondern
allein das Wort der Einsetzung ein Sacrament macht, so spricht
Lutherus in seinem
letztem Bekentniß: „Jch rechne sie alle in einen Kuchen, wie
d sie auch sind, die nicht gleuben w
llen, das des Herrn Brodt im Abendmal
sey sein rechter, nat
uͤrlicher leib, welchen der Gottlose oder Judas ebensowol
m
uͤndlich empfehet als S. Petrus vnd alle Heiligen.“
61 Zum Siebenten: Was f
uͤr herlichen trost, nutz, frucht vnd krafft die lehre von der
waren wesentlichen gegenwertigkeit vnd niessung des leibs vnd Bluts Christi in seinem
Abendmal mit sich brenge
e vnd wie durch waren Glauben derselbige nutz vnd trost empfangen werde,
wird sonst außf
uͤhrlich erkleret.
Dißmal haben wir nur von der Substantz des Abendmals
die st
uͤcke repetieren vnd mit deutlicher Confession in Thesi vnd Antithesi erkleren
w
llen, von welchen f
uͤrnemlich jetziger zeit streit f
uͤrfelt, auff das jedermenniglich
hierauß vernemen vnd verstehen k
nne, das in diesen Kirchen keine
newe, frembde opiniones vom Abendmal des Herrn außgesprengt vnd verthediget, sondern
das die rechte, alte Lutherische lehre von des Herrn Abendmal, wie dieselbige
bißdaher von allen Kirchen, so der Augßp
uͤrgischen Confession mit warheit verwandt,
||
[
C 4v:] [C
4v:] wieder die Sacramentierer auff allen Reichßtagen, Colloquijs vnd versamlungen
bekennet ist worden, gef
uͤret, behalten vnd verthedinget werde. Vnd das wir hiemit
ffentlich bezeugen, das wir anderst nicht suchen vnd streiten, dann das dieselbige
lehre in reinem, gesundem verstande erhalten vnd das vnkraut der Zwinglischen vnd
Caluinischen Sacramentschwermerey von diesen Kirchen durch deutliche, außdruckliche
Antithesin vnd verwerffung der gegenlehr durch Gottes Gnad m
ge abgehal-ten vnd
außgesetzt werden, sein vnd bleiben.Zum Achten: Weil aber diesen vnd andern Kirchen auffgedichtet wird, als
Disputiere man nicht de ipsa praesentia, sed de modo praesentiae, nicht von der gegenwertigkeit
des leibes Christi im Abendmal, sondern von der weise, wie er gegenwertig sey, w
llen
wir auch dauon vnserer Kirchen lehr k
uͤrtzlich repetieren. Wir lehren in keinem wege,
quod corpus Christi adsit in coena per transsubstantiationem, per localem
inclusionem, naturalem permixtionem, affixionem, das ist, das Christus leib im
Abendmal gegenwertig sey durch verwandlung des Brodts in den leib Christi, durch
reumliche einschliessung, durch Nat
uͤrliche vermischung, anbindung oder wie mans
nennen mag, sondern bekennen mit
Luthero, wie die Apologia sagt, das der leib
Christi warhafftig vnd wesentlich im Abendmal gegenwertig sey.
62 Wie aber oder auff was weise das geschehe, zugehe oder m
uͤglich sey, das
der leib Christi, so gegen Himel gefahren, zugleich hienieden bey vns auff Erden an
alle den
rtern, da sein Abendmal nach seiner Einsetzung gehalten wird,
vnsichtbarlich vnd vnempfindlich, aber doch warhafftig vnd we-
||
[
D 1r:] [D 1r:]sentlich laut
der wort seines Testaments gegenwertig sey, das befehlen wir dem Stiffter, der
allein weiß, warhafftig vnd allmechtig ist. Wir haben allzeit behalten vnd behalten
noch
Lutheri worte vnd meinung, wie er schreibet an die Schweitzer (Tomo Jenen. 6
pag. 507): „Vom Sacrament des leibs vnd Bluts Christi haben wir auch noch nie
gelehret, lehren auch noch nicht, das Christus vom Himel oder von der rechten Handt
Gottes hernieder vnd auff fahre, noch sichtbarlich noch vnsichtbarlich. Bleiben fest
bey dem Artickel des Glaubens ‚Auffgefahren gen Himel, sitzend zur rechten Gottes,
zuk
uͤnfftig‘ etc. vnd lassens G
ttlicher allmechtigkeit befolen sein, wie sein leib
vnd blut im Abendmal vns gegeben werde, wo man auß seinem beuelch zusammenk
mpt vnd seine Einsetzung gehalten wird. Wir gedencken da keiner
auffart
noch niederfart, die da solt geschehen, sondern bleiben schlechts vnd
einfeltig bey seinen Worten ‚Das ist mein leib. Das ist mein bluth.‘“
63 Haec
Lutherus.M
uͤssen aber gleichwol hiebey auch diese Sophisterey
64 melden, das man schreyet: „Wir w
llen de modo praesentiae
disputieren“, wenn wir mit den Caluinischen generalitatibus,
65 welche auff die Geistliche niessung des abwesenden leibs
gezogen werden, nicht zufrieden sind, sondern vnsern Glauben mit der Apologia
bekennen, „das der leib Christi warhafftig vnd wesentlich mit brodt vnd wein im
Abendmal gegenwertig sey.“
66 So heißt auch das nicht de modo praesentiae disputieret, wenn
Lutherus
vnd die seiner lehr volgen der Sacramentierer Argumenta, welche sie spinnen aus dem
Artickel von der wahren Menschlichen Natur in
||
[
D 1v:] [D 1v:] Christo vnd von seiner
Himelfart, wiederlegen vnd also erkleren, das sie auß der Schrifft erweisen, das
dieselbige artickel die wesentliche gegenwertigkeit des leibs vnd bluts Christi im
Abendmal, welche durch die Wort des Testaments Christi klerlich bezeuget wird, nicht
allein nicht auffheben, sondern vielmehr bestetigen. Aber diß will die newe
Sophisterey jedoch mit vnwarheit alles dahin weisen, das es sol heissen de modo
praesentiae gedisputieret, so doch sie, die Sacramentierer, durch jre Tropos
67 vnd Exempel nichts anders thun, dann das sie de modo disputieren.
Derhalben muß auch diß zur warnung recht erkleret werden.Zum Neunden: Weil man auch die weitleufftige Disputation de vbiquitate gerne mengen
wolt in den handel vom Abendmal des Herrn, damit der Heupthandel, vber welchen man
wieder die Sacramentschwermer gestritten hat vnd noch streitet, versetzt vnd
vertuschet m
cht werden, haben wir vor dieser zeit in
ffentlichen Schrifften
bezeuget vnd bezeugen noch, das wir hierin
Lutheri rath gefolget haben vnd noch
folgen, nemblich das wir den grundt der Lehre vom Abendmal des Herrn setzen auff die
Wort des Testaments Christi. Vnd gleuben, weil er warhafftig, allmechtig vnd
allein weiß
68 ist, das er werde, k
nne, verm
ge vnd wisse die ware,
wesentliche gegenwertigkeit seines leibs vnd bluts im Abendmal, welches auff erden
gehalten wird, weil er dieselbige in seinem Testament versprochen hat, verschaffen
vnd zu wege bringen, ob wir gleich nicht verstehen k
nnen, wie das
zugehe.
Schreiben jm also keine weise fFr, wie er da k
nne sein.
Derhalben, obwol das wahr ist vnd nicht kann vmbgestossen werden, wie
||
[
D 2r:] [D 2r:]
Lutherus disputieret, das Christus, weil er ein allmechtiger Herr ist, wenn er nur
mit seinem leibe k
nne allenthalben oder an allen
rten sein, so
spricht doch
Lutherus selber, das er vber solcher seiner angezeigten weise mit den
Sacramentierern nicht streiten w
lle darumb, das sie dardurch vrsach nehmen, nicht
zu antworten auff den rechten Knotten, der sie drucket, nemlich auff die Word der
Einsetzung, vnd gleichwol ein Buch vmbs ander schreiben, jre vnn
uͤtz gepleuder in die
Welt zu speyen. Sondern diß sey der grundt: „Weil Christus gesagt hat ‚Das ist mein
leib‘ vnd wir seiner G
ttlichen weißheit, macht vnd gewalt kein ende noch masse
wissen, das er wol andere weise mehr wisse vnd verm
ge zu treffen, das beides war
sey, Christus im Himel vnd sein leib im Abendmahl.“ Haec
Lutherus, Tomo 2
VVittemberg. pag. 187.
69 Vnd auff die meinung lautet auch der Spruch Tomo Ienensi 8 pagina 340.
70 Vnd lau-ten die wort also: „Es wird der ware leib vnd das ware blut
Christi im brodt vnd wein zu essen vnd zu trincken gegeben. Nun erhebt sich ein
frage: Wie kan Christus leiblich im Sacrament sein, so doch ein leib an vielen
rtern
zugleich nicht sein kan? Hierauff antworte ich also: Christus hat gesagt: Er w
lle da
sein, darumb ist er warhafftig im Sacrament vnd darin leiblich, darumb ist er
warhafftig da. Vnd sol auch kein andere vrsach solcher leiblichen gegenwertigkeit
gesucht werden denn diese: ‚Die wort lauten also‘. Darumb muß es also geschehen, wie
sie lauten. Was aber den leib belanget, kan Christus, wenn er nur wil, allenthalben
oder an allen
rten sein. Darumb hats ein andere meinung mit seinem vnd vnserm leib.
Vom allenthalben- oder an allen
rten sein sol nicht disputieret
||
[
D 2v:] [D 2v:] werden. Es
ist viel ein ander ding in dieser sache. So reden auch die Schueltheologen hie nichts
vom allenthalben, sondern behalten den einfeltigen verstandt von der leiblichen
gegenwertigkeit Christi.“
71 Haec
Lutherus.Letzlich: Was wir alhie von der wesentlichen gegenwart des leibs vnd bluts Christi im
abendmal bekennet haben, das ist nichts newes, sondern eben dasselbige, das von
Luthero,
Pomerano vnd andern wieder die Sacramentierer in
ffentlichen Schrifften, auch von
Philippo in
ffentlichen, gemeinen Con
feßionibus, auff Reichßtagen,
Colloquijs vnd versamlungen, auch in forma visitationis Saxonicae
72 vnd entlich von D.
Ebero im Namen der Kirchen vnd Schulen zu
Wittenberg73 bekennet vnd gestritten ist worden. Vnd weil darzumal allweg die
Antithesis mit gef
uͤret worden ist, kan ja ein jeder Christ leicht vrtheilen, das es
nicht sey das alte Lutherische f
uͤrbild der lehr vom abendmal, dz jetzund die Newen
Theologi die affirmatiuam nicht mit
Lutheri, sondern mehr
mit
Caluini worten setzen
vnd die Antithesin der Caluinischen gegenlehr nicht w
llen ausdrucklich vnd in
specie erkleren vnd verwerffen, damit die Kirche nothwendig berichtet m
chte werden,
das
Caluini meinung vom Abendmal, welche
ffentlich vnd am tag, zu fliehen vnd zu
verweffen sey. Das ist aber noch viel schedlicher vnd erger, das sie der
Sacramentschwermer fundamenta von dem abwesenden leib Christi
ffentlich vnd
vnuerholen einschieben w
llen, als da sie in jren Fragst
uͤcken schreiben, das Christus
nunmehr mit seinem leibe hienieden bey vns auff Erden nicht gegenwertig sey.
74 Dann weil das Abendmal des Herrn hienieden bey vns auff Erden gehalten
wird,
||
[
D 3r:] [D 3r:] kan ein jeder wol greiffen, wo man hinaußw
lle.Wer nun wil Lutherisch bleiben vnd nicht Caluinisch werden, der siehet vnd verstehet,
worumb es zu thun sey vnd auß was vrsachen es vonn
ten sey, das
erfordert werde eine deutliche außdruckliche erklerung von den Caluinischen
opinionibus et fundamentis. Man berufft sich wol auff das Corpus doctrinae,
75 wie auch
Caluinus selbs sich auff die Augustanam confeßionem
berufft, aber was in Confeßione et Apologia von der gegenwart Christi im Abendmal
gelehret wird, das wil man nun verstanden haben nicht, wie es an jm selber lautet
vnd wie es in Lutheri Confeßionibus erkleret ist, sondern nach andern scriptis, auff
welche die Sacramentierer als jres theils vnd jrer meinung sich
ffentlich beruffen,
als in der Grundfest ggg 4,
76 das die Sprüche ‚Christus ist in euch‘ etc. sollen verstanden werden
Communicatione Idiomatum, das ist von der Person nach der G
ttlichen vnd nicht
zugleich auch nach der Menschlichen Natur.
77 Jtem, das der Leib Christi an einem gewissen orte sey, welchs sie in
jren Fragst
uͤcken also erkleren, das Christus nunmehr mit seinem leib vnd Seele nicht
hienieden bey vns auff Erden
gegenwertig sey.
78 Das aber ist die alte Grundfeste aller Sacramentierer, dadurch wie
augenscheinlich im grunde verkeret vnd auffgehaben wird, das die Apologia
außdrucklich setzet vnd verthediget corporalem praesentiam Christi in coena, quod
scilicet corpus ipsius vere et substantialiter adsit in coena, die leibliche
gegenwertigkeit Christi, das nemlich sein leib warhafftig vnd wesentlich im Abendmal
gegenwertig sey, vnd lehret, das Christus nicht allein durch Geistliche einigkeit in
vns sey, sondern auch secundum carnem participatione naturali.Wir begeren niemandts mit falschem verdacht zu beschwe-
||
[
D 3v:] [D 3v:]ren, man
macht sich aber damit selbs verdacht: 1. das man in diesem handel nicht Lutherische, sondern
Caluinische wort vnd rede brauchet; 2. das man sich nicht außdrucklich erkleren wil
wieder die Caluinische Sacramentschwermerey; 3. das man der Sacramentierer
fundamenta von dem abwesenden leib Christi hin vnd wider so fleissig vnderbawet vnd
verthediget. Sie sagen selbs, Vniuersiteten sind darumb bestellet, das reine lehr
erhalten vnd falsche meinungen gestrafft
79 vnd wiederlegt sollen werden. Jst denn nun die Zwinglische vnd
Caluinische Sacramentschwermerey kein jrthumb mehr? Worumb wil man denn jetzundt den
jrthumb nicht straffen vnd verwerffen, da man sonst mit verdammen gegen jederman so
milde ist? Es saget ja trawen
80 Augustana confeßio, das zu der reinen lehre vom Abendmal geh
re, das
auch die gegenlehre verworffen werde. Vnd das allein suchen vnd begeren wir; k
nnen wir das erhalten, wol vnd gut. Wo nicht, so w
llen wir doch mit
jnen oder vmb jrentwillen nicht Sacramentierer oder Caluinisten werden, sondern
w
llen die Sacramentschwermereye f
uͤr vnser Person fliehen vnd vnsere beuholene
Kirchen daf
uͤr trewlich warnen.
Von der Persnlichen vereinigung Gttlicher vnd Menschlicher Natur in der Person
Christi.
Droben ist vermeldet, wie diese Disputation geraten sey in den handel vom Abendmal
des Herrn.
||
[
D 4r:] [D 4r:] Nemlich weil wieder den einfeltigen verstande
der einsetzung von der wahren wesentlichen gegenwertigkeit des Leibs vnd
Bluts Christi im Abendmal, welches bey vns auff Erden gehalten wird, die
Sacramentierer diß als zu einer Grundfest haben entgegengesetzt: Weil Christus einen wahren Menschlichen leib an sich
genommen, darinn er vns, seinen Br
uͤdern allenthalben, außgenommen die S
uͤnd, gleich
worden vnd aber die nat
uͤrliche arth vnd eigenschafft eines wahren Menschlichen
C
rpers nicht vermag noch leidet, das ein leib zugleich mehr als an einem orth
wesentlich gegenwertig sey, derhalben sey Christus nunmehr nach seiner Himelfart mit
seinem leibe nicht hienieden bey vns auff Erden an alle den
rten, da sein Abendmal
gehalten wird, gegenwertig, sondern man m
uͤsse den worten der Einsetzung einen andern
verstandt geben etc.Darumb vnd daher hat man zur erhaltung des rechten verstands der einsetzung den
artickel Von der Person Christi auß Gottes Worte also m
uͤssen erkleren: Weil Christus
nicht allein warer Mensch, sondern auch wahrer Gott vnd die Menschliche Natur in jme
erh
het ist vber alles, was herlich, gewaltig vnd hoch kan genennet werden, also das
jme auch nach seiner Menschlichen Natur alle gewalt gegeben vnd alles jme
vnterworffen ist; derhalben, weil derselbe in seinem Testament die wahre wesentliche
gegenwertigkeit seines leibs vnd bluts im Abendmal versprochen vnd verheissen, so
k
nnen vnd sollen wir daran nicht zweiffeln, denn er mit seinem
Fleische vnd blute viel anders mehr vnd h
hers nach seinem worte vermag,
||
[
D 4v:] [D 4v:] thut
vnd außrichtet, dann die Nat
uͤrliche eigenschafften eines andern gemeinen Menschlichen
C
rpers verm
gen.Auff die meinung vnd so ferne hat
Lutherus vnd andere die lehre von der Person
Christi gezogen in den handel vom abendmal, denn man sonst der Sacramentierer
Obiectiones nicht refutiren
81 noch wieder sie den einfeltigen verstandt der Einsetzung erhalten kan. Darumb wer den
artickel von der Person Christi gentzlich absondert von dem handel vom abendmal vnd
mitlerweil streitet, das Christus mit seinem leibe anders vnd mehr nicht verm
ge vnd
schaffe, denn so ferne die Nat
uͤrlichen eigenschafften eines gemeinen Menschlichen
c
rpers sich erstrecken, jtem, das Christus mit seinem leibe nur an einem orte sey
vnd derwegen jetzundt hienieden bey vns auff erden nicht gegenwertig sey: der ist ein
Sacramentierer inn der haut,
82 er mag sich gleich so rein vnd sch
n machen, wie er jmmer wil oder mag.Derhalben m
uͤssen wir auch von dem artickel vnserer Kirchen Bekentniß thun, weil vns,
die wir ja gerne bey
Lutheri lehr bleiben wolten, allerley vngehewre Ketzereyen von
den newen Wittenbergern zugemessen werden, an welchen doch die Censores selber vnsere
Kirchen vnd derselben lehrer vnsch
uͤldig wissen, allein das sie die Kirchen im lande
zu
Wirtembergk damit beschweren w
llen, welche doch vor der zeit in
ffentlichen
Schrifften gegen jedermenniglich, auch gegen vns, schrifftlich vnd m
uͤndlich solcher
aufflagen, da sie von den
ffentlichen Sacramentschwer-
||
[
E 1r:] [E 1r:]mern damit
beschweret w
uͤrden, sich gnugsam entsch
uͤldiget vnd entnomen
83 haben. Vnd
werden sie ohne zweiffel dieselbige besch
uͤldigung f
uͤr
sich vnd von wegen des frommen woluerdienten
Brentij seligen zur geb
uͤhr verantworten.
84 Wir w
llen k
uͤrtzlich die lehr, so von diesem Artickel in vnsern Kirchen
ffentlich gef
uͤhret wird, repetieren vnd die zugemessene alte Ketzereyen
außdrucklich verdammen, auff das die gantze Kirche erkennen m
ge, das es nicht vmb die alte verdampte
Ketzereyen, sondern vmb die Sacramentschwermerey zu thun sey, vnd das
vnterschiedlich k
nne angezeiget werden, was auch in diesem Artickel
zum vorteil vnd f
uͤrschub des Caluinismi von den Newen Theologis gesucht vnd
vnterbawet werde.Wir nehmen in dieser Disputation nach Gottes worte die gegründte Testimonia der
alten Rechtgleubigen patrum et synodorum gerne an, haben auch derselbigen vns zu
erk
uͤndigen zimliche m
uͤhe vnd arbeit angewendet, m
uͤssen aber zum anfang gleichwol diß
melden: Das man jetzundt fast den gantzen handel auff die Patres stellen wil vnd wenn
man etwan ein spr
uͤchlein ex patribus von Christi abwesen et localitate f
uͤrbringen
kan, so fraget man schier nach keiner Schrifft weiter. Was von
Theodoreti lehre
Cyrillus vnd das Concilium Ephesinum geurteilet vnd gehalten,
ist bewust.
85 Aber jetzundt sol
Theodoretus mit seinem sectatore
86 Vigilio
87
nicht allein alle andere Patres, sondern fast die gantze Schrifft
regulieren vnd reformieren. Vnd wird also mehlich
88 die Kirche widerumb von der schrifft auff die Patres abgef
uͤhret, do
doch
Lutherus mit grosser m
uͤhe vnd arbeit die Kirche von den Patribus
auff die Schrifft gef
uͤhret hat.
||
[
E 1v:] [E 1v:] So haben wir nun allezeit gelehret vnd bekennet, wie vnser alter
Lutherischer Catechismus sagt, das „vnser Herr Jesus Christus warhafftiger Gott sey, vom Vater in
ewigkeit geborn, vnd auch warhafftiger Mensche, von der Jungfrawen Maria geboren.“
89 Nemblich das in der person Christi nunmehr nach der Menschwerdung
nicht nur eine Natur alleine, entweder die G
ttliche oder die Menschliche sey,
sondern das zwo warhafftige, gant
ze, volkommene, vnterschiedene Naturen, die
G
ttliche vnd die Menschliche, pers
nlich vereiniget sein in eine person Also, das
nicht zwen Christi oder zwo personen, sondern das Gott vnd Mensch ein Christus vnd
eine person sey. Denn die Menschliche Natur in Christo ist nicht f
uͤr sich eine
besondere person, sondern der Sohn Gottes, welcher von ewigkeit eine G
ttliche
person gewesen vnd blieben, hat die menschliche Natur in einigkeit
f seiner person angenommen, das er nun nicht allein Gott, sondern
auch wahrer Mensch ist, vnd zu seiner person nunmehr nicht allein die G
ttliche,
sondern auch die angenomene Menschliche Natur geh
re, welche pers
nliche vereinigung
beider naturen in Christo vnzertrenlich vnd vnzerst
rlich ist vnd bleibet in
ewigkeit. Vnd sind durch solche pers
nliche vereinigung die Naturen nicht vermischet,
vermenget Oder eine in die andere verwandelt,
90 sondern es sind vnd bleiben in Christo zwo warhafftige,
volkommene, vnterschiedene naturen: die G
ttliche, nach welcher er dem Vater gleich
ist von ewigkeit, vnd die Menschliche, nach welcher er vnter Gott vnd vns, seinen
Br
uͤdern, gleich worden ist, außgenomen die S
uͤnde. Vnd behelt in der pers
nlichen
vereinigung eine jede natur jre nat
uͤrliche, we-
||
[
E 2r:] [E 2r:]sentliche,
vnterschiedene eigenschafften vnuermischet vnd vnuermenget. Daher die alten recht gesagt haben, das
in Christo beider naturen nicht einerley eigenschafften, wille vnd wirckung sey,
sondern das in Christo nach art der vnterschiedenen naturen zwen nat
uͤrliche,
vnterschiedene willen vnd wirckungen sein.
91 Vnd sind doch die vnterschiedene naturen sampt jren eigenschafften
vnuermischet vereiniget in eine Person, die das alles will, thut vnd wircket, wie
dieselbige lehre von den beiden vnterschiedenen naturen sampt jren nat
uͤrlichen
eigenschafften vnd von der pers
nlichen vereinigung beider naturen in diesen
Kirchen in
ffentlichen Schrifften außf
uͤhrlicher vnd weitleufftiger erkleret ist.
Da auch expliciert wird, das Christus in seiner menschlichen natur in der zeit der
erniedrigung auch alle vnsere schwacheit, doch ohne S
uͤnde, auff sich genommen, das er
also ein Opfer w
uͤrde f
uͤr vnsere S
uͤnde.Weil man aber alhie ein groß geschrey machet mit erzelung vnd bezichtigung aller
alten Ketzereyen, do doch aller welt dieser Kirchen vnschuldt auß
ffentlichen
Schrifften bekannt, w
llen wir vns nochmals deutlich erkleren vnd die zugemessene
Ketzereyen außdrucklich verwerffen vnd verdammen. Auff das jedermenniglich erkennen
m
ge, das es nicht von wegen der alten verdampten Ketzereyen, sondern darumb zu thun
sey, das die newen Theologen die Sacramentschwermerey außdrucklich nicht verdammen
w
llen, sondern dagegen die Zwinglische vnd Caluinische fundamenta in diese Kirchen
gerne einschieben vnd einf
uͤhren wolten. W
llen sie daran vnsch
uͤldig sein,
welches wir jhnen der Kirchen halben gar wol g
nnen, so verwerffen vnd verdammen sie so
außdrucklich die Sacramentschwermerey wie andere
||
[
E 2v:] [E 2v:] Ketzereyen: Denn ja
Lutherus kurtz vor seinem ende im 27. Artickel wieder die zu
Luen schreibt: „Von den
Zwinglianern vnd allen Sacramentierern, so da verneinen, das Christus Leib vnd Blut
im Hochwirdigen Sacrament mit leiblichen Munde empfangen werde, halten wir
ernstlich, das sie Ketzer vnd abgeschnittene Gliedmassen von der Gemeine Gottes seyen“
92 etc. Aber das ist eben die klage, das die newen Theologen dasselbige
nicht allein nicht thun, sondern die neruos
93 et fundamenta Caluinismi in die Kirchen einschieben w
llen.Es ist in
ffentlichen schrifften der gantzen Welt f
uͤr Augen, das in vnsern Kirchen
nach den bewerten Symbolis
Nicaeno, Athanasiano,
Ephesino,
Chalcedonensi,
94 darauff wir vns noch beruffen, von der person Christi
geleret wird vnd das außdrucklich diserta taxatione errorum
95 verdampt werden alte vnd newe Arrianer, Sabellianer,
Manicheer,
Samosatener, Ebioniter, Marcioniter, Apollinaristen
96 vnd was des vngeziefers mehr ist. So wird auch in
ffentlichen
Schrifften dieser Kirchen verdampt Nestorianismus, vnd nicht allein in genere,
sondern mit außdrucklicher specificierung, was
Nestorius f
uͤr modos vnionis gedichtet
hat, indem er nicht eine wahre pers
nliche vereinigung der beiden naturen in Christo
geleret, sondern gedichtet hat, das Gottes Sohn in Marien Sohne wie in andern
Heiligen wone vnd denselbigen allein wie ein Organon oder Werckzeug zu seiner
wirckung brauche, wie er durch die Aposteln vnd andere Heiligen grosse thaten gethan.
Dergleichen werden auch in vnserer Kirchen, wie die
ffentliche schrifften bezeugen,
verworffen Eutyches,
97 Monophysiten,
98 ||
[
E 3r:] [E 3r:] Monotheleten,
99 Schwenckfeldt100 vnd dergleichen, welche zum teil eine verwandlung der
menschlichen natur in die Gottheit, zum teil eine vermischung oder vergleichung
beider naturen vnd jrer nat
uͤrlichen wesentlichen eigenschafften vnd wirckungen
getreumet haben. So behalten wir auch Athanasij regulam, das Christus „dem Vater
gleich sey nach der Gottheit, sey aber kleiner denn der Vater vnd vnder Gott nach
der menscheit.“
101 Vnd verwerffen mit
Athanasio vnd
Cyrillo exaequationem naturarum
et proprietatum naturalium
vtriusque naturae in Christo, die vergleichung beider
naturen vnd jrer eigenschafften in Christo.
102 Haltens in keinem wege mit
Schwenckfeldt, das die menschliche natur
in Christo sey ein stück oder teil von der substantia trinitatis, von dem wesen der
Heiligen Dreyfaltigkeit. Denn wiewol Christus, Gott vnd Mensch, pers
nlich geh
ret in
die Heilige Dreyfaltigkeit, so ist doch seine menscheit eine erschaffene Creatur.Wir lehren auch nicht, das Christus Gott sey von wegen seiner erh
heten menscheit.
Erdichten auch nicht zweyerley Gottheit vnd Allmechtigkeit in Christo, eine Ewige vnd
eine erschaffene, sondern gleuben vnd bekennen, das Christus wahrer Gott sey darumb
vnd daher, weil er nach seiner G
ttlichen natur auß des Vaters wesen von ewigkeit
geboren ist. Also verwerffen vnd verdammen wir außdrucklich alle andere alte vnd newe
Ketzerey von der person Christi, von seinen beiden vnterschiedlichen naturen, von
derselbigen nat
uͤrlichen eigenschafften vnd von der pers
nlichen vereinigung
beider naturen in eine person, wie solche Antithesis in andern
ffentlichen
||
[
E 3v:] [E 3v:] schrifften vnser Kirchen weitleufftiger außgef
uͤhret ist, darauff wir
vns beruffen, das also der streit nicht ist von wegen der angemasten alten Ketzereyen.
De Communicatione Idiomatum, vnd was mehr auß solcher Persnlichen vereinigung
volget.
Vnd das sey k
uͤrtzlich, so viel in forma confeßionis vonn
ten, von
den beiden vnterscheidenen naturen, von jren nat
uͤrlichen wesentlichen
eigenschafften vnd von der pers
nlichen vereinigung beider Naturen gesagt. W
llen
nun gleichsfals auch von den effectis hypostaticae vnionis, was auß solcher
Per-s
nlichen vereinigung volget, kurtzlich vnserer Kirchen lehr vnd Bekentniß
repetieren. Denn was auß solcher Pers
nlichen vereinigung beyder Naturen in Christo
volget, das pflegen wir in diesen Kirchen, wie die publica scripta bezeugen,
simpliciter et docendi gratia zu teilen in tria genera:Erstlich, weil beide Naturen in Christo mit jhren nat
uͤrlichen eigenschafften
volkommen, vnuerr
uͤckt vnd vnterscheiden bleiben vnd gleichwol nicht eine jede Natur
jre sonderliche Person hat, sondern beyde pers
nlich vereiniget sein in eine Person,
volget hierauß: Wenn man von den Naturen vnd jren eigenschafften insonderheit redet,
weil die Naturen in eine Person vereiniget sein, das solches alles, wens gleich nur
einer natur eigenschafft ist, dennoch der gantzen Person, welche zugleich Gott vnd
Mensch ist, zugeschrieben wird. Weil aber gleichwol die naturen durch die Pers
nliche
vereinigung nicht confundiert
103 sind, so braucht man nach dem Exempel der Schrifft vnd der alten
rechtgleubigen Kirchen particula di-
||
[
E 4r:] [E 4r:]stinctiuas et differentiam
inter nomina concreta et abstracta,
104 vnd das heißt man vsitate et proprie in scholis
105 Communicationem Idiomatum. Wie dieselbige lehr anderstwo von
Luthero
im B
uͤchlein De concilijs, von den letzten worten Dauids vnd vber das 53. cap. Esai,
106 item von D.
Philippo,
107 auch von den vnsern
108 gr
uͤndlich erkleret ist, darauff wir vns referieren. Denn also vnd
nicht anderst haben wir von dem stück allwege gelehret, vnd hieuon ist kein streit.
Derhalben wir ohne noth geachtet,
109 dieselbige gantze lehre alhie zu wiederholen.Zum Andern, was aber belanget Appellationes oder descriptiones des Ampts Christi,
110 weil darumb die beyde naturen Pers
nlich in Christo vereinget sein,
werden dieselbige der Person zugeschrieben nicht nach einer Natur allein, sondern
nach beiden naturen, denn Christus verrichtet sein Ampt in vnd nach beyden
naturen also,
g das die gantze Person zu dem Ampt jhre wirckung thut in, mit vnd nach
beiden naturen,
h do eine jede natur, was jrer arth vnd eigenschafft ist, darzu thut.
Dasselbige ist auch anderstwo gr
uͤndlich vnd außf
uͤhrlich erkleret. Vnd ist hierüber
kein streit allein de vocabulis seu de appellatione, damit diß andere von dem ersten
genere vnderscheiden m
chte werden. Nun streiten wir nicht de vocabulis, modo res
distinctae et verae maneant.
111 Die Alten haben gesagt: „Vtraque natura in Christo agit cum
communicatione alterius, quod cuiusque proprium est.“
112 „Beide Naturen in Christo wircken, eine mit Gemeinschafft der andern,
was einer jeden eigenschafft ist.“ Do wirds genennet Communicatio. Et additur: quod
cuiusque proprium est, das heißt ja Idioma. Achten derwegen, das es keine Todts
uͤnde
sey, wenn jemandt diß auß der alten spr
uͤchen eine Communicationem Idiomatum nennete
vnd vnterschei-
||
[
E 4v:] [E 4v:]dete es mit notwendiger erklerung von dem ersten. Aber wie
gesagt, wir w
llen kein wortgezenck
hier
uͤber machen. Was aber die Patres f
uͤr vocabula
gebrauchet, ist anderstwo von den vnsern erwisen.
113 Zum Dritten, weil die menschliche natur in Christo nicht f
uͤr sich alleine bestehet,
sondern vereinigt ist mit der Gottheit, nicht wie dieselbige in andern Heiligen
wohnet vnd in denen wircket, sondern durch pers
nliche vereinigung, wie die Seele
mit des menschen Leibe vnd das Fewr mit einem gl
uͤenden Eysen (welche gleichnussen
die alten offt vnd gerne in erklerung dieses geheimnuß gebrauchet haben), so folget
darauß verm
ge vieler herrlicher spr
uͤche der schrifft vnd einhelliger Bekentniß der
Alten rechtgleubigen Kirchen (von welchen spr
uͤchen der schrifft vnd zeugnissen der
Alten hernach die f
uͤrnemsten sollen angezogen werden), obwol der G
ttlichen natur
durch solche vereinigung an jrem wesen vnd eigenschafften nichts ab- oder zugangen
ist, wie die Patres das erweisen, das gleichwol daher vnd dadurch die angenommene
menschliche natur in Christo nicht alleine jre nat
uͤrliche wesentliche eigenschafften
habe, quae ex constitutione humanae naturae naturaliter seu essentialiter ei insunt,
welche sie auch in ewigkeit behelt, sondern das sie darumb vnd daher, weil sie mit
der Gottheit pers
nlich vereiniget ist, neben vnd vber solchen jre nat
uͤrliche oder
wesentliche bleibende eigenschafften auch sonderliche hohe, grosse, vbernat
uͤrliche,
vnerforschliche, vnaußsprechliche praerogatiuas
114 f
uͤr allen andern Creaturen empfangen habe, in dem sie begabet
vnd gezieret ist mit vnaußsprechlicher, hoher, grosser, wunderbarer,
vbernat
uͤrlicher, Himlischer, G
ttlicher
||
[
F 1r:] [F 1r:]
herrligkeit, Maiestet, krafft vnd gewalt etc. Vnd wird darauß gleichwol keine exaequatio vel naturarum, proprietatum
et operationum vtriusque naturae.Diß tertium genus, so auß der pers
nlichen vereinigung volget, wie mans auch trawen
115 nennen wil, muß man vmb vieler herlicher Spr
uͤch willen, die in der
Schrifft darauff außdrucklich vnd gewaltig dringen, setzen, welcher Spr
uͤche etliche
D.
Pomeranus in seinem B
uͤchlein
„Von den Kelchdieben“
116 k
uͤrtzlich zusamen gezogen hat: „Christus ist gesetzt vber
alles, was genennet mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der
zuk
uͤnfftigen“, Ephes. 1,
117 „hat einen Namen bekomen vber alle Namen“, Philipp. 2,
118 vnd „der Vater hat alle ding vnter seine F
uͤsse gethan vnd jhn
gesetzt zum
Heupt seiner Gemein vber alles, welche ist sein leib, die f
uͤlle des, der alles in
allen erf
uͤllet“, Ephe. 1.
119 Er hat „alle macht bekomen im Himel vnd auff Erden“, Matth. 28,
120 vnd „ist gesetzt zum herrscher vber alle Creaturen“, Psalm 8, Heb. 2.
121 „Er ist eingangen in die herrligkeit des Vaters“, Luc. 24, Matth. 16.
122 Vnd ist diß Genus vnterschieden von den zweyen v
rigen Generibus. Denn im ersten
Genere werden die Naturen consideriret nach jren nat
uͤrlichen oder wesentlichen
eigenschafften, welche sie auch in vnd nach der pers
nlichen vereinigung behalten. Jm
andern Genere werden jre nat
uͤrliche wirckungen betrachtet, wie in dem Ampt Christi
eine jede natur jre eigene nat
uͤrliche wirckung nach jren wesentlichen eigenschafften
darzuthun. Aber in diesem dritten wird auß der Schrifft erkleret, was der
Menschlichen na-
||
[
F 1v:] [F 1v:]tur in Christo von wegen der pers
nlichen vereinigung neben
vnd vber jre nat
uͤrliche eigenschafften, wie die Schrifft saget, gegeben oder, wie
die Patres reden, communicieret vnd mitgeteilet sey, non verbaliter sed realiter,
quia vnio non est verbalis.Vnd an dieser lehre ist gar hoch vnd viel gelegen, dann Christus in seinem Ampt des
Erl
sers, Mitlers vnd Seligmachers, wie er ist das Heupt, k
nig,
Hoherpriester seiner Kirchen, handelt vnd wircket nicht allein nach, mit oder durch
seine G
ttliche natur, sondern in vnd nach beyden naturen also, das er in vnd zu den
wercken seines Ampts nicht am Creutz allein, sondern auch jetzundt, wie er ist das
Heupt, k
nig vnd Hoherpriester seiner gemein, auch seine angenomene
Menschliche natur gebrauchet, welche in den Amptswirckungen auch jhre efficaciam
hat; nicht allein die efficaciam, welche sie hat aus vnd nach jhren nat
uͤrlichen
eigenschafften oder so ferne sich das verm
gen jrer nat
uͤrlichen eigenschafften
erstrecket, sondern f
uͤrnemlich auß vnd nach der Maiestet, Herrligkeit, krafft vnd
gewalt, damit sie vbernat
uͤrlicher, vnaußsprechlicher, himlischer, g
ttlicher weise
vber alles, was nicht allein in dieser, sondern auch in der zuk
uͤnfftigen Welt kan
genennet werden, begabet vnd gezieret ist. Dann sonst w
uͤrde sein Fleisch nicht k
nnen lebendig machen, wie
Cyrillus wieder
Nestorium erhalten hat.
123 Darauß vnd daher, weil in Christo die G
ttliche natur mit der
angenomenen Menschlichen pers
nlich vereiniget vnd mit jhrer G
ttlichen krafft darin
gewaltig leuchtet vnd dardurch sich herlich, wie vnd wenn er wil, als ein
Allmechtiger Herr
||
[
F 2r:] [F 2r:] beweiset vnd erzeiget, kan er auch mit seinem Leibe sein
nicht allein an einem ort auß vnd nach den nat
uͤrlichen eigenschafften, sondern auch
wo er wil, auß vnd nach der empfangenen, vbernat
uͤrlichen, vnerforschlichen
G
tt-
lichen herrligkeit, krafft vnd gewalt. Kan auch mit vnd durch seine angenomene
Menschliche natur schaffen vnd wircken nicht allein die nat
uͤrlichen wirckungen,
sondern was er wil, auß vnd nach der empfangenen, vbernat
uͤrlichen, vnaußsprechlichen
G
ttlichen Maiestet, herrligkeit, krafft vnd gewalt, wens gleich sonst aller
menschlicher, jha Englischer natur vnm
uͤglich were. Denn auch nach der angenomenen
Menschlichen natur jm gegeben ist alle gewalt im Himel vnd auff Erden, Matth. 28,
124 vnd alles jhm vnterworffen, Ebr. 2, Eph. 1.
125 Daher die Patres sagen, das Christus mit seinem Leibe thun vnd schaffen
k
nne, was er wil, wens nicht allein vber, sondern auch wieder
die nat
uͤrliche eigenschafften ist. Von seinem willen aber, wo er mit seinem Leibe
sein, was er damit vnd dadurch schaffen vnd wircken w
lle, vrtheilen wir nicht nach
vnsern gedancken, sondern aus vnd nach seinem Worte, welches er vns dauon offenbaret
hat.Diß ist die einfeltige Summa der lehre von diesem Stuck, das wir beides lehren vnd
behalten: Erstlich, das Christus vns, seinen Br
uͤdern (außgenommen die S
uͤnde),
allenthalben gleich sey vnd bleibe nach den nat
uͤrlichen wesentlichen eigenschafften
seiner angenomenen Menschlichen natur. Zum Andern, das seine Mensch-
||
[
F 2v:] [F 2v:]liche
natur neben vnd vber jre nat
uͤrliche bleibende eigenschafften aus der pers
nlichen
vereinigung mit der Gottheit auch empfangen habe vbernat
uͤrliche, vnerforschliche,
vnausprechliche, hohe, grosse, himlische, g
ttliche herrligkeit, Maiestet, krafft,
gewalt etc. vber alles, was genennet mag werden. Daher
Lutherus sagt vber das
Euangelium am Christage: „Wir sollen vnsers Glaubens grund haben vnd Christum lassen
sein einen nat
uͤrlichen Menschen allermassen wie wir, vnd jne nicht s
ndern an der
natur, ohne wo es die S
uͤnde vnd Gnade betrifft.“
126 Von der Maiestet des Menschen Christi.
Weil aber diese lehre mit w
uͤnderlicher Sophisterey verdrehet vnd verkeret wird,
m
uͤssen wir diß St
uͤck etwas weiter erkleren, das ein jeder sehen vnd verstehen m
ge,
was der handel sey, dar
uͤber der streit ist. Man ist nun (Gottlob) so weit komen, da
etliche vorhin der Menschlichen natur in Christo nicht mehr noch anderst denn nur
allein die nat
uͤrliche wesentliche eigenschafften zugeben wolten, das man jetzundt
bekennet, die Menschliche natur in Christo sey neben vnd vber jhre nat
uͤrliche
eigenschafften mit liecht, weißheit, Maiestet, herrligkeit, krafft, gewalt Vnd Summa
nicht mit etlichen allein, sondern mit allen gaben, so gedacht k
nnen werden, vbernat
uͤrlicher, vnerforschlicher, vnaußsprechlicher weise vber alle
Engel vnd Menschen in vnd f
uͤr sich begabet vnd gezieret. Aber dasselbige, wie sie
sich erkleren,
sein erscha-
||
[
F 3r:] [F 3r:]ffene gaben, welche dem G
ttlichen wesen vnd dessen
eigenschafften nicht gleich sind. Diß ist nu nicht vnrecht, vnd wir gleuben, lehren
vnd bekennen das auch. Aber dieselbige erschaffene gaben erreichen noch nicht die
Maiestet, welche die Schrifft vnd die Patres auß der Schrifft dem Menschen Christo
zuschreiben, nemlich das die gantze f
uͤlle der Gottheit, G
ttliche krafft, Leben vnd
Herligkeit, Coloss. 2, Johan. 5,
127 in der angenomenen natur leibhafftig oder pers
nlich wohne nach art der
pers
nlichen vereinigung, welchs die Graeci nennen περιχώρησιν also, das die f
uͤlle
der Gottheit nicht bloß oder m
uͤssig in der angenomenen menscheit wohne, sondern darin
als in jrem eigenem Tempel leuchte, darin vnd dadurch sich erweise, wenn vnd wie er
wil, also, das sein Fleisch daher eine lebendigmachende Speise ist. Denn das ist
eine einhellige Regula der gantzen Alten, rechtgleubigen Kirchen: Was Christus in der
zeit empfangen hat, das er dasselbige nicht nach der G
ttlichen, nach welcher er
alles von ewigkeit hat, sondern das die Person respectu humanae naturae oder nach der
angenommenen menschlichen natur dasselbige empfangen habe, wie das anderstwo in
ffentlichen Schrifften vnserer Kirchen mit vielen Spr
uͤchen der Vetter erweiset ist.
128 Auff die meinung sagt nun die Schrifft Matth. 28: „Mir ist gegeben“ nicht allein
viele hohe, grosse, sondern „alle gewalt im Himel vnd auff Erden.“
129 Nun ist die Allmacht oder Allmechtigkeit nicht etwas erschaffenes,
sondern, wie sie Daniel 7 genennet wird, eine ewige gewalt.
130 Johan 5: „Er hat dem Sohn gegeben, zu haben das Leben in
||
[
F 3v:] [F 3v:] jhm
selber; vnd hat jhm macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darumb das er des
menschen Sohn ist.“
131 Das leben aber ist jhm also gegeben, das er nicht allein f
uͤr sich lebe,
sondern das auch sein Fleisch vns lebendig machen kan, wie das Ephesinum Concilium
aus dem 6. Cap. Johan. wieder
Nestorium gewaltig erstritten hat.
132 Das leben aber, so andere lebendig machen kan, ist nicht ein
erschaffenes leben. Jtem Coloss. 2: Jn Christo wohnen nicht allein hohe grosse
erschaffene gaben, sondern „die gantze f
uͤlle der Gottheit wohnet in Christo leibhafftig.“
133 Nu kan man nicht sagen, das die f
uͤlle der Gottheit in der
G
ttlichen natur Christi wohne, dann die ist sie selber, sonder von der
angenomenen menschlichen natur muß der spruch verstanden werden, das darinn die
f
uͤlle der Gottheit leibhafftig oder pers
nlich wohne. Johan. 17: „Verklere mich,
Vater, bey dir selbs mit der klarheit, die ich bey dir hatte, ehe die Welt war.“
134 Nemlich das dieselbige nach abgelegter schwacheit leuchte, sich also
beweise vnd erzeige in dem Fleisch, das man darauß erkenne, das die person Gott sey.
Johan. 3 vnd 13: „Der Vater hat jhm alles in seine Hende gegeben“;
135 Ebr. 2 vnd 1. Corin. 15: „Er hat jhm alles vnterthan, nichts
außgelassen, nur allein außgenomen den,
i der jhm alles vnterthan hat“;
136 Eph. 1 vnd 4: „Er hat jhn erh
het vber alles, was genennet kan werden,
vnd hat jhn gesetzt zum Heupt der Gemeine vber alles, auff das er alles erf
uͤlle.“
137 Johan. 1: „Das Wort ward Fleisch, vnd wir sahen seine herrligkeit
als des eingebornen Sohns vom Vater.“
138 Auß diesen vnd dergleichen Spr
uͤchen haben die alten
||
[
F 4r:] [F 4r:]
rechtgleubigen Patres der angenomenen menschlichen natur in Christo nicht allein hohe, grosse, erschaffene
gaben zugeschrieben, sondern dauon viel herrlicher geredet, nemlich das durch die
pers
nliche vereinigung die G
ttliche Maiestet, leben, herrligkeit, krafft vnd
wirckung in der angenomenen natur pers
nlich wohne. Aber nicht schlecht,
139 bloß vnd m
uͤssig, sondern also, das sie sich darinn vnd dardurch
beweise vnd erzeige, wenn vnd wie er wil, sine confusione naturarum, sine
exaequatione operationum et salua differentia proprietatum naturalium,
140 das ist ohne vermischung vnd vergleichung der naturen vnd jrer
wirckungen also, das die naturen vnd jre eigenschafften vnterscheiden sein vnd
bleiben, wie solches hernach bald weiter sol erkleret werden. Solche dicta patrum
sind anderstwo von den vnsern colligiert,
141 w
llen von denselbigen nur etliche k
uͤrtzlich alhie erzelen, weil
die Sacramentierer vnd jhre Consorten, wenn sie sonst grosse hauffen Spr
uͤche auß den
Patribus colligieren, diese vnd dergleichen gentzlich vbergehen vnd vertuschen.
Wie die Patres von der Maiestet des Menschen Christi gelehret vnd geredet haben.
Origenes, De principijs lib. 2 cap. 6: „In anima Christi non fuit gratia Spiritus vt
in prophetis, sed ipsius verbi in ea substantialis inerat plenitudo.“
142 Das ist: „Jn Christus Seele war nicht die gnade des Geistes wie
in den Propheten, sondern die wesentliche f
uͤlle des Worts selber war darin.“
||
[
F 4v:] [F 4v:]
Eusebius lib. 4 cap. 13 demonstrat: „Verbum ex se ipso sua
communicabat homini, non autem vicißim ex mortali ea, quae ipsius sunt, in se recipiebat. Et
diuinam quidem virtutem mortali subministrabat, non autem vicißim ad consortium
mortalitatis natura verbi detracta est.“
143 Ibidem cap. 14: „Verbum hominem ornauit vita illa aeterna, quam intra
se ipsum habet, assumens illum ad communionem in diuinitate et beatitudine.“
144 Das ist: „Das Wort hat auß jhm selber das seine dem angenomenen
menschen mitgetheilet, hat aber nicht herwieder von dem sterblichen, was dessen
eigenschafft ist, in sich angenommen. Denn das Wort hat die G
ttliche krafft dem
sterblichen wol mitgetheilet. Aber dargegen ist die natur des Worts nicht
heruntergezogen zur gemeinschafft der sterblicheit.“ Jtem: „Das Wort hat den
angenomenen menschen gezieret mit dem Ewigem Leben, welches es in jhm selber hat
also, das es denselbigen angenomen hat zur gemeinschaft in der Gottheit vnd
Seligkeit.“
Athanasius ad Epictetum: „Corpus Christi plenum est diuinitatis.“
145 Idem, De Arriana et catholica confeßione: „Ita in se ipse quam
assumpsit glorificabat naturam, vt humana caro atque natura diuinam profecerit in
gloriam, ita vt omnem potestatem in coelo et in terra habeat, quam antequam a verbo
assumeretur non habebat.“
146 Das ist: „Der Leib Christi ist voller Gottheit.“ Jtem „Der Sohne
Gottes hat die natur, so er angenomen, selber in sich verkleret, das menschliche
natur zur G
ttlichen Herrligkeit gekomen ist also, das sie alle gewalt im Himel vnd
auff Erden hat, welche sie zuuor, ehe dann sie von dem Wort angenommen ward, nicht
hatte.“
Basilius, In sanctam natiuitatem: „Deitas est in carne Christi sicut ignis est in
ferro. Et sicut ignis ferro communicat propriam suam
||
[
G 1r:] [G 1r:] facultatem,
atque illud, quod particeps sui facit, totum se ipso implet.“ Item: „Sicut ignis ferri
proprietates non transsumit, sic sane etiam humana domini caro ipsa particeps facta
est deitatis, non suam propriam tradidit deitati imbecillitatem.“
147 Das ist: „Wie das Fewr im gl
uͤenden Eysen ist, also ist die
Gottheit
im Fleisch Christi. Vnd wie das Fewr sein eigene krafft dem Eysen mittheilet
vnd durch solche gemeinschafft mit sich selbs das gantze Eysen erf
uͤllet, jtem wie das
Fewr des Eisen eigenschafften nicht an sich nimpt, also ist auch wol das Menschliche
Fleisch Christi der Gottheit theilhafftig worden. Es hat aber nicht herwieder seine
eigene schwacheit der Gottheit mitgetheilet.“
Gregorius Nissenus contra Eunomium: „Dextera Dei, omnium creatrix, ipsa vnitum
hominem euexit per vnionem ad propriam celsitudinem.“
148 Das ist: „Die rechte Handt Gottes, so alles erschaffen, hat
den angenomenen Menschen durch die vereinigung erh
het zu jrer selber eigener
hocheit.“Hippolytus apud
Theodoretum: „Corpus domini habet in se vitae
j potestatem, vt posset
k nobis profundere, quae vitae caussa sunt.“
149 Das ist: „Des Herrn Leib hat in sich des Lebens krafft also, das vns
darauß k
mpt, welches ein vrsach ist des lebens.“
Theodoretus in capite De antichristo: „Verbum incarnatum non particularem gratiam
contulit assumptae naturae, sed totam plenitudinem diuinitatis complacuit in
ipso habitare.“
150 Das ist: „Das Wort, so Fleisch worden, hat der angenomme-
||
[
G 1v:] [G
1v:]nen natur die gnade nicht st
uͤckweiß mitgeteilet, sondern es hat jhm wolgefallen,
das die gantze f
uͤlle der Gottheit darin wohnen solte.“
Epiphanius, Contra Arrium: „Glorificatio praedicatur de Christo propter
incarnationem, ne carnale amplius sit carnale potentia, sed counitum diuinitati
regnet cum Patre, Filio et Spiritu sancto.“
151 Idem: „Caro, a Maria et ex nostro genere existens, transfigurabatur
in gloriam, acquirens gloriam deitatis, honorem, perfectionem et gloriam coelestem,
quam caro non habuit a principio, sed accepit in counitione Dei verbi.“
152 In Ancorato: „Non fecit confusionem naturarum nec humanam naturam
aboleuit, sed corpus terrenum vna cum diuinitate potens efficiens in vnam virtutem
seu potentiam vniuit, vnus existens Christus, non duo.“
153 Das ist: „Die verklerung wird Christo von wegen der menschwerdung
zugeschrieben, auff daß das Fleischliche nicht mehr fleischlich sey, so viel krafft
vnd gewalt belanget, sondern das es vereiniget mit der Gottheit regire mit Vater,
Sohn vnd Heiligem Geiste.“ Jtem: „Das Fleisch Christi, so von Marien vnd vnsers
geschlechts ist, ward verkleret in die herrligkeit also, das es vberkam die
G
ttliche herrligkeit, ehre, vol
komenheit vnd Himlische Glory, welchs menschlich
fleisch von anbegin nicht gehabt, sondern hat dieselbige empfangen in der
vereinparung mit der Gottheit.“ Jtem: „Er hat keine vermischung der naturen gemacht,
auch die menschliche natur nicht abgetilget, sondern den jrdischen Leib hat er
zugleich mit der Gottheit krefftig gemacht vnd vereiniget in eine krafft, weil er ein
Christus ist vnd nicht zween Christi.“
Augustinus, Contra Felicianum cap. 10: „Iniuria sui corporis affectam non fateor
deitatem, sicut maiestate deitatis glorificatam nouimus carnem.“
154 ||
[
G 2r:] [G 2r:] Das ist: „Jch bekenne nicht, das die schmach des Leibes
Christi also an die Gottheit gelanget sey, wie wir gleuben vnd wissen, das sein
Fleisch mit der Maiestet der Gottheit gezieret vnd verkleret sey.“
Cyrillus, 6. Dialog.: „Glorificatur a Patre non quia Deus, sed quoniam erat
homo, quasi propriae naturae fructum, non habens potentiam operandi efficaciter diuine,
accipit quodammodo illam per vnionem Dei verbi cum huma-nitate.“
155 Ibidem: „Humanitatis paruitas in summae et excellentißimae
naturae dignitatem peruenit, et ipsam in dignitatis solio collocauit et cum carne
verbum vnigenitus Dei dominatur omnibus non absque patre.“
156 Das ist: „Christus wird vom Vatter verkleret, nicht in dem, do er
Gott war, sondern nachdem er mensch war; als der die gewalt, auff G
ttliche weise
krefftiglich zu wircken, aus den eigenschafften menschlicher natur nicht hatte,
empfenget dieselbige auff seine weise, nemlich durch die vereinigung der Gottheit
mit der menscheit.“ Jtem: „Die niedrigkeit der menschlichen natur ist gekomen zu der
wirde der allerh
chsten natur, welche die angenomene natur auff dem Stuel der
herrligkeit gesetzt hat, das nun der Eingeborne des Vaters mit seinem Fleisch vber
alles herrschet nicht ohn den Vater.“Idem in Thesauro lib. 8: „Vt homo per gratiam a deitate accipit, quae vt Deus
naturaliter habet.“
157 Lib. 9: „Hominem assumpsit, non vt liberam deitatis naturam in formam
serui submergeret, sed vt seruitutem nostram in dominandi honorem extolleret et
dedecus nostrum ad suam nobilitatem traduceret.“
158 Lib. 10: „Paternam gloriam in hominem, quem
l assumpsit, petendo vt homo traducit.“
159 ||
[
G 2v:] [G 2v:] Lib. 12: „Natura nostra a Filio Dei assumpta mensuram
suam exceßit et in conditionem assumentis eam
m per gratiam
translata est.“
160 Das ist: „Was Christus als warer Gott von natur hat, das empfenget er
als wahrer Mensch auß Gnaden von der Gottheit.“ Jtem: „Gott hat den Menschen
angenomen, nicht das er die freye natur der Gottheit in die Knechtische gestalt
erseuffen wolte, sondern das er vnsere dienstbarkeit zu der ehren der herschafft
erh
hen vnd vnsere schmach in seine herrligkeit versetzen wolte.“ Jtem: „Christus als
ein Mensch bringt durchs Gebet des Vaters herrligkeit in den menschen, den er
angenommen hat.“ Jtem: „Vnsere natur, weil sie von dem Son Gottes angenomen, hat sie
jhr nat
uͤrliche maß vnd ziel vberschritten vnd ist aus gnaden versetzt in den Standt
oder Condition des, der sie angenomen hat.“Idem in Iohannem lib. 3 cap. 37: „Viuificat corpus Christi et ad incorruptionem
participatione sui reducit.“
161 Das ist: „Der Leib Christi macht lebendig vnd bringt vns durch
seine gemeinschafft zur vnsterbligkeit.“ Lib. 4 cap. 14: „Quoniam saluatoris caro
verbo Dei, quod naturaliter vita est, coniuncta viuifica effecta est, quando eam
comedimus, tunc vitam habemus in nobis, illi coniuncti, quae vita effecta est.“
162 Das ist: „Weil vnsers Seligmachers Fleisch durch die Pers
nliche
vereinigung mit dem Worte, welches von natur das leben selber ist, ein
lebendigmachendes Fleisch worden ist, darumb, wenn wir dasselbige essen, so haben wir
das Le-
||
[
G 3r:] [G 3r:]ben in vns, weil wir mit dem Fleisch, welches das leben worden ist,
vereinigt werden.“ Cap. 15: „Ineffabiliter verbum humanitati coniunctum totam in se ipsum reduxit, vt
indigentia vitae posset viuificare.“
163 Item: „Sicut si quis scintillam ignis in foeno occultauerit,
totum inde ignitum necessario fiet. Sic verbum Dei tanquam scintilla in naturam
nostram immissum totam inde inflammauit, atque ad vitam reduxit.“
164 Das ist: „Weil das Wort mit der Menschlichen natur
vnaußsprechlicher weise vereiniget ist, hat es dieselbige gantz in sich gezogen also,
das die Menschliche natur in Christo lebendig machen kan, was des lebens mangelt.“
Jtem: „Gleich als wenn jemandt eine funck fewrs im hew verbirget, so wirdts daher aus
noth alles fewrig: Also hat das Wort, welchs wie ein funck mit vnser natur vereinigt,
dieselbige daher gantz fewrig gemacht vnd also ins leben gezogen.“ Cap. 18: „Mortalem
carnem assumpsi, sed quia naturaliter vita existens habito in ipsa, totam ad vitam
meam refor
maui.
n 165 “ Das ist: „Christus spricht: ‚Jch habe sterblich Fleisch angenomen, aber weil
ich, der von natur das leben selber bin, darin wohne, hab ichs gantz zu meinem leben
reformieret.‘“ Cap. 23: „Si caro sola intelligatur, nihil prorsus viuificare potest, quippe quae
viuificante indigeat. Cum vero incarnationis mysterium laudabili cura scrutati
fueritis et vitam habitantem in carne cognoueritis, quamuis nihil penitus caro per se
ipsam poßit, viuificam tamen esse factam credetis. Nam quoniam cum viuificante verbo
coniuncta est, tota est effecta viuifica. Non enim ad corruptibilem suam naturam
iunctum Dei verbum detraxit, sed ad melioris virtutem eleuata est. Quamuis ergo
natura carnis vt caro est viuificare nequeat, facit tamen hoc, quia
o totam verbi operationem suscepit. Corpus enim est non cuiusuis hominis,
cuius caro prodesse non potest, sed ipsius vitae corpus, in quo deitatis plenitudo
corporaliter habitat, fa-
||
[
G 3v:] [G 3v:]cere hoc potest.
Nam si mel, cum naturaliter dulce sit, ea dulcia facit, quibus immisce-tur, nonne stultum erit viuificam verbi naturam
putare non dedisse homini in quo habitat viuificandi virtutem. Quas ob res caro
caeterorum omnium nihil prodest. Christi autem caro, quia in ipsa vnigenitus Dei
Filius habitat, sola viuificare potest.“
166 Das ist: „Wenn das Fleisch allein verstanden wird, so kans gar
nichts lebendig machen. Wenn jr aber dem geheimnuß der Menschwerdung mit l
blichen
vleiß nachforschen vnd erkennen werdet, daß das leben in dem Fleische Christi wonet,
so werdet jhr gleuben, obgleich Fleisch von jhm selber nichts vermag, das es
gleichwol in Christo ein lebendigmachendes Fleisch worden sey. Denn weil es mit dem
lebendigmachenden Worte vereinigt, ist es gantz lebendigmachend worden, denn das
Fleisch hat das vereinigte Wort nicht heruntergezogen zu seiner sterblichen natur,
sondern ist zu der krafft des Worts erh
het worden. Derhalben, wiewol des Fleisches
natur wie ein Fleisch nicht lebendig machen kan, so thuts doch dasselbige in
Christo, weil es die gantze wirckung des Worts empfangen hat. Denn es ist nicht ein
leib eines gemeinen Menschen, welches fleisch nicht helffen kan, sondern der Leib,
welcher ein leib des lebens selber ist, weil die f
uͤlle der Gottheit darinn
leibhafftig wohnet, vermag dasselbige zu thun. Dann so h
nig, weil es von natur s
uͤß
ist, dasjenige s
uͤß machet, damit es vermenget wird, were es nicht eine grosse
thorheit zu gedencken, das die lebendigmachende Natur des Worts nicht solte dem
menschen, darin es pers
nlich wohnet, die krafft lebendig zu machen gegeben haben.
Auß der vrsach ist
alles ander fleisch nicht n
uͤtze aber Christi Fleisch alleine, weil
darinn der eingeborne Sohn Gottes wohnet, kan lebendig machen.“
||
[
G 4r:] [G 4r:] Ibidem cap. 24: „Totum corpus suum viuifica Spiritus virtute plenum
esse ostendit. Spiritum enim hic ipsam carnem nuncupauit, non quia naturam carnis amiserit
et in Spiritum mutata sit, sed quia cum Spiritu coniuncta totam viuificandi vim hausit.“
167 Das ist: „Christus zeiget an, das sein gantzer leib voller
lebendigmachender krafft des Geistes sey. Denn an diesem ort nennet er das fleisch
den Geist nicht darumb, als hette es die natur des fleisches verloren vnd were in
einen Geist verwandelt, sondern weil es daher, das es mit dem Geiste pers
nlich
vereiniget, die gantze krafft lebendig zu machen gesch
pfft vnd empfangen hat.“ Item:
„Quod modo diximus, id iterum repetere non erit inutile: Natura carnis ipsa per se
viuificare non potest, quid enim maius natura a deitatis haberet. Nec sola esse in
Christo intelligitur, sed habet Filium Dei sibi coniunctum, qui substantialiter vita
est. Quan-do igitur viuificam ipsam Christus appellat non ita illi, vt sibi siue
proprio Spiritui vim viuificandi attribuit, nam propter se ipsum Spiritus viuificat,
ad cuius virtutem per coniunctionem caro conscendit. Quomodo autem id fiat nec mente
intelligere nec lingua dicere possumus, sed silentio atque firma fide id suscipimus.“
168 Das ist: „Das wir jetzundt gesagt, ist nicht vnn
uͤtz abermal zu
erwiedern: Nemlich Das die natur des fleisches f
uͤr sich nicht lebendig machen kan,
denn was hette sonst die G
ttliche Natur h
hers vnd mehres. Auch wirds nicht also
verstanden, als were das fleisch allein in Christo, sondern es hat den Sohn Gottes,
der das wesentlich leben ist, mit sich vereiniget. Wenn nun Christus sein Fleisch
lebendigmachend nennet, so schreibet er die krafft lebendig zu machen nicht also
seinem fleische zu wie seinem eigenem Geiste. Dann der Geist machet f
uͤr sich
lebendig, das fleisch aber wird zu desselbigen krafft durch die pers
nliche
vereini-
||
[
G 4v:] [G 4v:]gung erhoben. Wie aber das zugehe, k
nnen wir weder
mit vnserm verstande vernemen noch mit vnser Zunge außreden, sondern mit festem
Glauben in der stille nehmen wirs an.“ Idem lib. 11 cap. 17: „Gloriam suam, quam
semper habet vt Deus, vt homo petijt. Nec quia gloriae vnquam proprie expers fuit,
haec ab eo dicuntur, sed quia in gloriam, quae sibi adest vt Deo, proprium templum
subducere volebat.“
169 Das ist: „Die herrligkeit, welche Christus allzeit hat als wahrer
Gott, die bittet er als wahrer Mensch. Vnd das redet er nicht der meinung, als hette
er jemals seiner eigenen herrligkeit nach der Gottheit gemangelt, sondern weil er in
die herrligkeit, so er als wahrer Gott hat, auch seinen eigenen Tempel erheben vnd
einsetzen w
llen.“
Cyrillus in Anathematismo 8 citat
Athanasij sententiam: „Λόγον incarnatum
adorandum esse cum carne sua vna adoratione“, item „qui dicit
p non adorandam domini nostri carnem vt domini et Dei carnem, hunc
anathematisat sancta et catholica ecclesia.“
170 Das ist: „Athanasij Spruch ist, das man das Wort, so fleisch
worden, anbeten solle mit seinem fleische mit einerley anbeten.“ Jtem: „Wer da
spricht, das man vnsers Herrn Christi fleisch nicht anbeten solle als Gottes
Fleisch, den verbannet die Heilige allgemeine Kirche.“
Augustinus Tractatu in Ioh. 14: „Ego dominicam carnem imo perfectam in Christo
humanitatem ideo adoro, quia deitati vnita est.“
171 Das ist: „Jch bete des Herrn Christi fleisch, jha die gantze Menscheit
in Christo darumb an, weil sie mit der Gottheit pers
nlich vereinigt ist.“
||
[
H 1r:] [H 1r:] Damascenus lib. 3 cap. 8: „Timeo carbonem tangere propter ligno
copulatum ignem. Adoro Christi Dei mei simul vtramque naturam propter carni vnitam deitatem.“
172 Das ist: „Jch schewe eine gl
uͤende kolen anzugreiffen darumb, weil
das fewr mit dem holtz vereiniget ist. Also bete ich Christi meines Gottes beide
Naturen zugleich an, weil die Gottheit mit dem fleisch pers
nlich vereiniget
ist.“
Cyrillus, De recta fide ad Theodosium: „Anima vnionem sortita ad verbum
descendit ad infernum, diuina autem virtute et efficacia vtens spiritibus, qui illic erant,
apparuit dicens compeditis: Egredimini.“
173 Das ist: „Christi Seele, so mit dem ewigen Worte vereiniget,
ist niederfahren zur Helle. Weil sie aber G
ttlicher krafft vnd wirckung sich
gebrauchte, hat sie den Gefangenen gesagt: Gehet herauß.“ Ibidem: „Viuificare dicitur
propter ineffabilem natiuitatem. Attamen est uidere, ubi tribuitur propriae carni
diuinae efficacia gloriae. Viuificat igitur nos vt Deus, veruntamen non in solo hoc,
quod particeps est Spiritus, sed et manducabilem apponens carnem filij hominis.
Verbum
vero non est esibile.“
174 Das ist: „Christus machet lebendig von wegen seiner ewigen Geburt.
Jedoch findt man in der Schrifft, das auch seinem eigenem fleische die krafft der
G
ttlichen herrligkeit zugeschrieben wird. So macht vns nun Christus lebendig als
warer Gott, aber nicht allein darin, das er des Geistes teilhafftig ist, sondern
auch, das er das fleisch des Menschensohns vns zu essen f
uͤrlegt. Dann das Wort kan
man nicht essen.“ Item: „Ociosam confitebimur terrenam carnem, ad hoc vt possit
viuificare, quatenus pertinet ad propriam naturam, quomodo igitur viuificat
||
[
H 1v:] [H 1v:]
caro? Secundum vnionem cum viuente verbo, quod et suae naturae bonae, proprio
corpori solet communia facere, vt poßit viuificare mortuos.“
175 Das ist: „Wir w
llen gerne bekennen, daß das Jrdisch fleisch darzu
nichts verm
uͤge, das es lebendig machen k
nne, souiel belanget seine
eigene natur. Wie machet aber Christi fleisch lebendig? Antwort: Von wegen der
vereinigung mit dem lebendigem Worte, welches die g
uͤter seiner natur auch seinem
eigenen leibe pflegt mitzutheilen oder mit demselbigen gemein zu machen, das
derselbige auch k
nne die Todten lebendig machen.“ Idem, Ad reginas lib. 1 citat hanc
Athanasij sententiam: „Fastigium deitatis
occultans humili sensu incarnationis. Humilitatem autem corporis, quod videbatur
efficacia, deitatis extollebat, nec interrogeris, quomodo? Vbi enim Deus vult, ibi
naturae vertitur ordo.“
176 Das ist: „Athanasij Spruch ist, das Christus die hoheit seiner
Gottheit vnter die niedrigkeit der Menschwerdung verborgen, aber die niedrigkeit
seines sichtlichen Leibes durch die thetige krafft der Gottheit erh
het habe. Vnd
q hie soltu nicht fragen: Wie? Dann wo Gott wil, da muss der Natur Ordnung
weichen.“
r De incarnatione vnigeniti cap. 7: „Communes facit tanquam cum sua carne diuinae suae
maiestatis operationes, vt poßit etiam viuificare mortuos.“
177 Das ist: „Christus machet die wirckungen seiner G
ttlichen Maiestet
mit seinem fleisch, als das sein eigen ist, gemein also, das sein fleisch auch die
Todten k
nne lebendig machen.“ Ibidem cap. 11: „Verbum in id, quod
non erat, se immisit, vt et hominis natura id, quod non erat, fieret diuine
maiestatis dignitatibus per adunationem
||
[
H 2r:] [H 2r:]
nitescens, quae subleuata magis est
vitra naturam, quam deiecit infra naturam inuertibilem Deum.“
178 Das ist: „Das Wort hat sich eingesencket in das, das es nicht war,
auff das auch des Menschen natur werden m
chte, das sie nicht war, nemlich durch die
pers
nliche vereinigung gezieret vnd leuchtend mit der wirde der G
ttlichen
Maiestet, welche Menschliche natur viel mehr erh
het ist vber jre natur, denn das sie
den vnwandelbaren Gott vnter seine natur herunter solt gezogen haben.“Idem, Ad Successum epistola 1: „Post resurrectionem erat ipsum corpus, quod passum
fuerat. Veruntamen iam non habens in se infirmitates humanas, sed iam incorruptibile
confitemur, neque hoc solum, sed et viuificum vitae enim corpus est, glorificatum
claritate Deo dignißima. Idcirco si quis illud diuinum dicat sicut et hominis humanum
a decentißima ratione non deuiat. Vnde puto Paulum dicere: ‚Etsi cognouimus Christum
secundum carnem, sed nunc non nouimus.‘ Dei enim proprium corpus existens omnia
s humana transcendit
t .“
179 Das ist: „Nach der Aufferstehung war es eben der Leib Christi, der gelitten
hat. Aber wir bekennen, das derselbige nunmehr nicht in sich habe menschliche
schwacheit, sondern sey nu vnuerweßlich vnd nicht allein das, sondern auch ein
lebendigmachender Leib. Denn es ist ein Leib des lebens, verkleret mit G
ttlicher
klarheit. Derhalben so es jemandt einen G
ttlichen Leib nennet, wie man eines
menschen leib menschlich nennet, der jrret nicht. Daher ich achte, das Paulus sage:
‚Ob wir Christum gekant haben nach dem Fleisch, so kennen wir jhn doch jetzt nicht
mehr.‘ Denn der Leib, der Gottes eigener Leib ist, vbertritt
u oder vberschreitet weit alles, was Menschlich ist.
v “
||
[
H 2v:] [H 2v:]
Damascenus lib. 3 cap. 15: „Diuinitas
ipsa quidem proprias glorificationes carni communicat, manet vero expers paßionum carnis.“
180 Das ist: „Die Gottheit teilet dem fleische mit jhre eigene
herrligkeit. Sie aber wird nicht theilhafftig des leidens des fleisches.“ Idem cap.
17: „Caro Christi deificata non abiecit suam naturam aut naturalia alia sua
idiomata. Manserunt enim etiam post vnionem naturae incommixtae et earum proprietates
illaesae. Caro vero domini locupletata est diuinis operationibus propter arctißimam
ad verbum vnionem, non passa elapsionem eorum, quae secundum naturam sibi propria
sunt. Caro enim Christi non secundum propriam suam operationem, sed propter vnitum
sibi verbum diuina operabatur verbo per
carnem propriam suam operationem ostendente
sicut ferrum ignitum vrit.“
181 Das ist: „Das fleisch Christi, do es verg
ttet ist, hat dardurch seine
Natur oder seine nat
uͤrliche eigenschafften nicht abgelegt. Dann die Naturen sind in
Christo auch nach der vereinigung vnuermenget blieben vnd jhre eigenschafften
vngeschmelert. Aber sein fleisch ist gezieret vnd gemehret mit G
ttlichen wirckungen
von wegen der pers
nlichen vereinigung mit dem Worte, hat aber dardurch jre
nat
uͤrliche eigenschafften nicht verloren. Dann Christi fleisch wirckte G
ttliche
wirckungen nicht nach seiner eigenen nat
uͤrlichen wirckung, sondern von wegen des
Worts, damit es pers
nlich vereinigt ist also, daß das Wort seine eigene wirckung
durch das fleisch beweiset vnd erzeiget, gleich wie ein gl
uͤendes Eysen brennet.“ Idem
cap. 19: „Caro communicat diuinitati verbi operanti eo, quod tanquam per organon
corporis efficiantur diuinae operationes. Mens communicat diuinitati operanti omnia
intelligens, cognoscens et administrans non vt nuda hominis mens, sed vt Deo vnita et
Dei mens existens.“
182 ||
[
H 3r:] [H 3r:] Das ist: „Das fleisch Christi hat gemeinschafft mit der
Gottheit des Worts, die da wircket, also vnd darumb, weil die G
ttliche wirckungen
durchs fleisch als durch ein werckzeug verrichtet werden. Christi Synn oder Seele
hat gemeinschafft mit der Gottheit, so da wircket also, das sie alles verstehet,
erkennet vnd regieret nicht wie eine blosse Menschliche Seele, sondern als eine
Seele, die da mit Gott Pers
nlich vereiniget vnd Gottes Seele ist.“Dialog. 5
Athanasij contra
Apollinaristas: „Sicut anima in corpore ita Deus Verbum
vnitus homini edit prodigia non separatus a natura assumpta, sed placuit ei per
ipsam, in ipsa et cum ipsa potentiam suam diuinam exercere. Item, facit eam supra
quam ferat propria eius natura perfectam nec tamen prohibet eam esse animal rationale.“
183 Das ist: „Das Wort oder Gott, so mit der menschlichen natur
Pers
nlich vereiniget, thut die wunder nicht abgesondert von der Menschlichen Natur,
sondern es hat jhm also wolgefallen, seine G
ttliche krafft durch die angenommene
Menschliche Natur in derselben vnd mit derselben wircklich zu beweisen. Vnd machet
dieselbige vber jre Natur volkommen, lesset sie aber gleichwol eine vern
uͤnfftige
Creatur bleiben.“
Cyrillus in Iohannem lib. 4 cap. 19: „Corpus Christi panis de coelo est, quia
aeternam comedentibus vitam largitur. Magnum certe signum deitatis in hoc corpore
naturam habitare, quoniam illa
w huic donantur, quae certe omnem
x naturam excedunt,
y atque ideo a rudioribus minus creduntur“
184 etc. Das ist:
„Christi Leib ist das Brodt vom Himel, denn es gibt
||
[
H 3v:] [H 3v:] das ewige leben denen, die es essen. Vnd das ist f
uͤrwar eine grosse
anzeigung, das die G
ttliche Natur in diesem Leibe wohne, weil demselbigen das
gegeben wird, welches alle
z Natur vbertrifft.
aa Vnd derhalben wirds auch von vnuerstendigen nicht
gegleubet“ etc.Andere mehr gleichlautende testimonia patrum von der Maiestet des Menschen Christi
sind sonst in vnsern Kirchen publicieret worden. Diese aber haben wir alhie einf
uͤhren
w
llen zu erweisen, das wir nichts newes von der Maiestet des menschen Christi
lehren, auch nicht mit newen vnsern oder eigenen worten von diesem geheimnuß reden,
sondern das wir mit der Schrifft vnd mit allen rechtgleubigen alten Patribus, jha mit
jren worten lehren vnd reden, das der Mensch Christus nicht allein naturalia
idiomata, nat
uͤrliche wesentliche eigenschafften habe, auch nicht allein mit hohen,
grossen, erschaffenen gaben in vnd f
uͤr sich begabet vnd gezieret sey, sondern das jm
auch gegeben sey (wie die Schrifft redet) oder communiciert vnd mitgetheilet sey
(wie die Patres reden) non per essentialem aut physicam transfusionem, sed propter
personalem vnionem per περιχώρησιν (nicht durch wesentliche nat
uͤrliche außgiessung,
sondern nach arth der Pers
nlichen vereinigung wie in einem gl
uͤenden Eysen)
G
ttliche krafft, leben, gewalt, Maiestet vnd herrligkeit; nicht, das die menschliche
natur in vnd f
uͤr sich oder an jrem wesen solche diuina idiomata hette, sondern das
die f
uͤlle der Gottheit darinn wohnet leibhafftig oder Pers
nlich, aber nicht
schlecht, bloß vnd m
uͤssig, sondern also, das sie in der angenomenen natur nunmehr
v
llig, doch freywillig, wenn vnd wie er wil, leuchte, sich darinn
||
[
H 4r:] [H 4r:] als in
jhrem eigenem Tempel vnd dardurch als durch jr proprium et diuinum organon, jhr
sonderlichs eigen G
ttliches werckzeug, gewaltig vnd herrlich beweise vnd erzeige,
wie die angezogene Spr
uͤche der Schrifft vnd die testimonia patrum solches starck vnd
klar außweisen.Aber hie schreyet man, das wir durch solche lehre, die wir doch nicht von vns selbs
erdacht, sondern auß der Schrifft vnd von den Patribus genommen haben vnd nicht mit
vnsern, sondern der Patrum worten außreden, machen sollen ein exaequationem oder
vergleichung beider naturen in Christo vnd jrer eigenschafften et essentialem seu
physicam transfusionem idiomatum diuinitatis in humanitatem, das ist: vnd eine
wesentliche oder nat
uͤrliche außgiessung der eigenschafften der G
ttlichen natur in
die Menschliche, dadurch die naturen mit jren eigenschafften vermenget oder eine gar
abgetilget w
uͤrde. Es haben sich aber dagegen vnsere Kirchen vor dieser zeit in
ffentlichen Schrifften erkleret vnd erkleren wir vns noch also, das wirs in keinem
wege halten mit den alten Ketzern, sondern verwerffen jre jrrige meinungen, welche in
probatis concilijs auß gutem grunde verdampt sein, do sie diese Communicationem, wie
es die orthodoxi patres nennen, also verstanden ha
ben, als hette dardurch die
menschliche natur in Christo jre nat
uͤrliche wesentliche eigenschafften gar außgezogen
oder abgelegt vnd were nunmehr entweder in die Gottheit verwandelt oder qualitatibus,
attributis et proprietatibus in vnd f
uͤr sich derselbigen gleich worden, oder das
nunmehr beider naturen einerley oder ja gleiche nat
uͤrliche wesentliche eigenschafften
vnd wirckungen sein solten. Dann darauß w
uͤrde
||
[
H 4v:] [H 4v:] folgen, das auch die naturen in
Christo nicht mehr vnterschieden weren. So halten vnd lehren wir auch in keinem wege,
das solche Maiestet der menschlichen natur in Christo also communicieret sey, wie der
Vater dem Sohn nach der G
ttlichen Natur sein wesen vnd alle G
ttliche eigenschafften
communicieret hat, daher er eines wesens mit dem Vater vnd Gott gleich ist. Es ist
auch vnsere meinung nicht, als solten zweyerley Gottheit vnd zweyerley Allmechtigkeit
in Christo sein: eine ewige in der Gottlichen, eine andere, erschaffene oder
mitgeteilte in der menschlichen natur. Vnd Summa wir verstehen diß nicht also, halten vnd lehren nicht so, wie man vns mit
vnwarheit schuld gibt, als hette die Gottheit solche jre Maiestet ausser jrem wesen
essentiali aut physica transfusione aut communicatione, durch wesentliche oder
natFrlich außgiessung oder mittheilung in die menscheit außgegossen also, das die
menschliche natur dieselbige Maiestet von der Gottheit abgesondert vnd vnterscheiden
in vnd f
uͤr sich selbs an vnd in jrem wesen, essentialiter seu formaliter inhaerentem
hette, wie die Gottheit dieselbige Maiestet in jrem wesen hat. Dann dieselbige
meinungen sind in den Alten Concilijs aus der schrifft billich
185 verdampt, wie in der vnsern Schrifften solches weitleufftiger
186 außgef
uͤhret ist. Sondern wir halten vnd lehren mit allen
Patribus, wie sie diese lehr selbs erkleret haben, das diese communication der
G
ttlichen Maiestet geschehn sein vnd die menschliche natur in Christo solche
Maiestet empfangen habe nach art der Pers
nlichen vereinigung, per adunationem vel
propter coniunctionem seu secundum vnionem Dei Verbi cum humanitate per περιχώρησιν,
ita enim veteres loquuntur. Das ist: Weil die f
uͤlle der Gottheit in Christo wohnet,
||
[
I 1r:] [I 1r:] nicht wie in anderen Heiligen, sondern ist mit der angenomenen menschlichen
natur pers
nlich vereinigt also, das sie darin nicht schlecht, bloß vnd m
uͤssig sey,
sondern das sie mit jhrer Maiestet, herrligkeit, krafft vnd wirckung leuchte,
scheine, sich beweise vnd erzeige jhn,
187 mit vnd durch die angenommene menschliche natur freywillig, wie vnd
wenn er wil, wie er solche seine G
ttliche herrligkeit in vnd durch sein Fleisch
auch zur zeit der niedrigung, wenn er gewolt, herf
uͤr hatt
ab leuchten lassen. Aber jetzund, nach
abgelegter schwacheit,
erzeiget er
ac dieselbige v
llig
ffentlich vnd gewaltig in vnd durch seine angenommene
menschliche natur freywillig. Vnd das solche communicatio geschehen sey sine
confusione et exaequatione naturarum, ohne vermischung vnd vergleichung der
naturen, haben die alten fast alle durch das gleichniß eines fewrigen Eysens
erkleret, da das Fewr sein wesen, liecht vnd hitze dem gl
uͤenden Eysen mittheilet,
vnd sind gleichwol vnd bleiben hitz vnd liecht allein des fewers wesentliche
eigenschafften, allein das sie nun in vnd durch das gl
uͤende Eysen sich beweisen.
188 Vnd ist wol zu mercken, das ein groß vnderscheidt ist, wenn das
Leiden vnd Sterben dem Sohn Gottes zugeschrieben wirdt, denn da leidet vnd stirbet
gleichwol die Gottheit nicht. Aber wenn diese Maiestet dem Menschen Christo
mitgetheilet wirdt, so wirdt sein Fleisch dadurch vnd daher eine lebendigmachende
speise, vnd bleiben gleichwol die naturen in Christo mit jhren wesentlichen
eigenschafften vnterscheiden in aller Ewigkeit. Vnd ob wir gleich nicht außdencken
oder begreiffen k
nnen, wie das zugehe, sollen wir darumb das nicht
leugnen oder in zweiffel ziehen, dauon wir Gottes Wort haben, sondern mit dem lieben
Cyrillo sagen
||
[
I 1v:] [I 1v:] „Quomodo id fiat
nec mente intelligere, nec lingua dicere possumus, sed silentio atque firma fide id recipimus.“
189 Das ist: „Wie das zugehe, k
nnen wir mit vnserm
sinn nicht verstehen, auch mit vnser Zungen nicht außsprechen, sondern nehmen es mit
festem Glauben an vnd schweigen still.“
Wie
Lutherus von der Maiestet des Menschen Christi gelehret vnd geredet hat.
Eben also vnd auff die weise wie die Schrifft vnd die Patres hat auch
Lutherus von
der Maiestet des Menschen Christi gelehret als im Buch „das diese Wort noch fest
stehen etc.“ Da stehet der
ffentliche artickel vnsers glaubens, das Christi Fleisch
voll Gottheit, voll ewiges guttes, lebens, seligkeit ist, vnd wer das nimpt, der
nimpt damit zu sich Ewigs gut, leben, alle seligkeit vnd alles, was in dem
Fleisch ist.
190 Jn dem grossen bekentniß vom Abendmal: „Die menscheit Christi, wiewol sie auch eine
Creatur ist, aber weil sie alleine vnd keine also an Gott klebet, das sie eine Person
mit der Gottheit ist, so muß sie auch h
her, vber vnd ausser allen anderen Creaturen
sein, doch vnter Gott alleine. Wolan, das ist vnser glaub, hie kommen wir mit Christo
ausser allen Creaturen, beyde nach
der menscheit vnd Gottheit, da sind wir in einem
anderen Lande mit der menscheit, denn da sie auff Erden gieng, nemblich ausser vnd
vber alle Creaturen bloß in der Gottheit.“
191 Vber das Euangelion an Christag: „Es ist sonderlich
||
[
I 2r:] [I 2r:]
wahrzunehmen, das Johannes das leben Christo als dem Ewigem Wort gibt vnd nicht alß dem Menschen.“
„Denn die menscheit were kein n
uͤtze, wenn die Gottheit nicht darinne were, doch
wiederumb wil vnd mag Gott nicht funden werden denn durch vnd in dieser menscheit.“
192 Jtem: „Das Wort Gottes im anfang, vnd Gott selbs muß vnser leben,
speise, liecht, seligkeit sein, darumb ists nicht der blossen menscheit Christi zuzuschreiben,
ad das sie vns lebendig mache, sondern in dem Wort ist das leben,
welches in dem fleisch wohnet vnd durchs fleisch vns lebendig macht.“
193 Vber die Epistel am Christage: „Voller gnaden vnd weißheit ist er gewesen, das alles,
was jhm f
uͤrkommen ist, hat er k
nnen vrtheilen vnd lehren darumb,
das die Gottheit, die allein alle ding siehet vnd weiß, in jhm pers
nlich vnd
gegenwertig war, vnd endlich alles, was von Christus Nidrigung vnd Erh
hung gesaget
ist, soll dem menschen zugelegt werden. Denn G
ttliche natur mag weder geniedert
noch erh
het werden.“ Jtem das er jhn zum Erben gesetzt hat vber alles, „das ist nach
der menscheit geredt, denn wir m
uͤssen gleuben, das Christus nicht allein ist nach der
Gottheit vber alle ding, sonder auch nach der menscheit also, das Christo dem
menschen alle Creatur vnterthan vnd vnterworffen sind.“
194 Et postea: „Nun siehestu, wie fein sich die Wort reimen, das er jhn
einen Erben nennet nach der menscheit. Denn wem solten alle Gottesg
uͤtter billicher zu
Erbe gegeben werden denn dem, der da Son ist? Er hat alle g
uͤter oder Creatur mit dem
Vater zugleich geschaffen, aber nun er auch Mensch ist vnd Sohn, beerbet er sie auch
vmb des willen, das er Sohn ist, vnd ist nun Sohn in beyden naturen.“
195 ||
[
I 2v:] [I 2v:] Vber das Euangelium nach dem Christage:
„Die menscheit Christi ist gewesen ein handzeug vnd Hauß der Gottheit.“
196 Vber den 110. Psalm Anno 18: „Das er nicht spricht: ‚Setze dich zu meinem Heupt oder
zu meiner Lincken‘ druckt er aus zum Ersten, das Christus nach der menscheit Gott
nicht gleich, sondern vnter Gott ist, wiewol er aller ding
ein Herr vnd heupt ist vnd
niemandt denn allein Gott vnterthan.“
197 Vber denselbigen Psalm Anno 39: „Das Christus warhafftiger Gott
sey, wird durch diese Wort starck gnug erweiset, das er jn Gott aller ding gleich
setzet, nemblich zu seiner rechten in derselbigen Maiestet vnd gewalt, so keiner
Creatur kan zugemessen werden.“ „Weil nun Dauid also redet, das dieser Herr zur
rechten Gottes sitzt an dem orth, da keinem lauterm Menschen, jha auch keinem Engel
geb
uͤrt zu sitzen, nemblich auff Gottes eigenen Thron oder Stuel, so leidet sichs
nicht zu sagen oder zu gleuben, das er lauter Mensch sey oder eine andere Creatur
vnter Gott, denn das ist in der Schrifft hart verbotten, das man keine Creatur sol
Gott gleich machen.“ „Weil er denn diesen Christum selbs jhm gleich setzet, da
niemand denn Gott sitzen soll noch kan, so muß er eben desselbigen G
ttlichen wesens
vnd gleich Allmechtiger Ewiger gewalt vnd Maiestet sein.“ „Nun kan er aber solches
nicht haben von menschlicher natur, dauon w
uͤrde jhm die G
ttliche ehre nicht
gegeben, das er solt zur rechten Gottes sitzen vnd ein Herr sein vber alle Creatur.“
198 Jtem: „Mir ist gegeben alle gewalt im Himel vnd auff Erden.“
„Solche gewalt aber w
uͤrde jhm nicht gegeben, wo er nicht jhm gleich vnd derselbige
Gott
||
[
I 3r:] [I 3r:] were. Wiewol aber solche spr
uͤche von
dem Menschen Christo gesagt werden, nach dem er in derselben menschlichen natur von Todten aufferstanden vnd gegen Himel
gefahren ist, doch hat er solch eigentlich daher, das er von natur warhafftiger Gott
von Ewigkeit. Wie auch S. Paulus Rom. 1 sagt, das ‚Christus krefftiglich erweiset ist
ein Sohn Gottes daher, das er aufferstanden ist von den Todten.‘ Vnd allhie, da er
spricht: ‚Setze dich zu meiner rechten‘, damit gibt er jhm die Gottheit nicht,
sondern verkleret dieselbige, wie er warhafftiger ewiger Gott mit dem Vater ist vnd
nun auch in der menschlichen natur zu derselbigen herrligkeit erhaben, das man muß
gleuben vnd bekennen, Christus der Mensch sitzet zur rechten handt Gottes vnd hat
gewalt vber die Engel vnd ist nichts im Himel vnd Erden, das nicht vnter jhme sey.
Vnd heisset also beyde, warhafftiger Mensch vnd warhafftiger Gott, zur rechten des
Vaters sitzend, Herr vber alle Creaturen, der da in G
ttlicher Maiestet vnd doch
auch in menschlicher natur gewaltiglich vns regieret als vnser Herr vnd k
nig in Ewigkeit, das wir von vnd durch jn alles haben. Denn daher,
das er von natur Gottes Sohn ist, hat er alles macht vnd gewalt bey dem Vater. Weil
er aber warhafftiger Mensch ist, damit er vns zugeh
ret, hat er solche seine gewalt
vnd alle macht vns, die wir derselbigen natur, geschenckt vnd gegeben.“
199 Von den letzten worten Dauids: „Christus vnser Herre hat zwo Geburt oder zwo natur in
einer vnzertrenten Person.“ „Nach der ersten geburt hat er nicht
zeitlich, sondern
von Ewigkeit her vom Vatter empfangen die Ewige gewalt oder Gottheit.“ „Nach der
andern, zeitlichen, mensch-
||
[
I 3v:] [I 3v:]lichen geburt ist jhm auch der ewige gewalt Gottes
gegeben, doch zeitlich vnd nicht von ewigkeit her.“ „Denn von dem augenblick an,
da Gottheit
ae vnd menscheit ist vereiniget in einer Person, da ist vnd heißt der
mensch Marien Sohn, allmechtiger Ewiger Gott, der ewige gewalt hat vnd alles
erschaffen hat vnd erhelt per Communicationem Idiomatum darumb, das er mit der
Gottheit eine Person vnd auch rechter Gott ist. Dauon redet er Matth. 21: ‚Alles ist
mir vom Vatter gegeben.‘ Matth. vltimo: ‚Mir ist alle gewalt gegeben im Himel vnd
Erden.‘ Welchem mir? Mir, Jhesu von Nazareth, Marien Sohn vnd Menschen geboren. Von
ewigkeit hab ich sie vom Vater, ehe ich mensch ward. Aber do ich mensch ward, hab ich
sie zeitlich empfangen nach der menscheit vnd heimlich gehalten biß auff mein
aufferstehen vnd Himelfarth, da es hat sollen offenbaret vnd verkleret werden.“
200 Haec
Lutherus.Was man nun f
uͤr eine sonderliche appellation dieser herrligkeit vnd Maiestet des
menschen Christi geben solle, dauon wollen wir kein Wortgezenck anrichten. Die
Patres, wie jhre Testimonia außweisen, heissen es communicationem. Et diuina
maiestas, vita et potentia sunt idiomata diuinitatis, wie nun vnio hypostatica non
est verbalis, sed vera et realis. Also vnd daher hat D.
Brentius es genennet
Communicationem Idiomatum realem vnd
Lutherus heißt es exaltationem realem in 51.
cap. Isaiae.
201 Vnd achten wir, da es recht erkleret vnd verstanden wird, wie jetzt
ex patribus angezeiget, das es keine Ketzerey sey also reden, heißt es doch Petrus
communicationem diuinae naturae, 2. Pet. 1,
202 wenn wir nach Gottes bilde ernewert werden, welches doch ferne ist von der
maiestet vnd herrligkeit, zu welcher Christus nach seiner menschlichen natur erh
het
ist.
||
[
I 4r:] [I 4r:] Diß ist eins, dar
uͤber in dieser lehre streit ist, welches wir derhalben alhie
etwas lenglich erholen
203 vnd erkleren haben m
uͤssen, weil die newen Theologi in jrer Grundfest,
da sie sonst auß der Caluinisten b
uͤcher allerley sententias patrum mit grossen
hauffen zusamengelesen haben von beyden vnterscheidenen naturen in Christo vnd
derselben nat
uͤrlichen wesentlichen eigenschafften (welche lehre in rechtem verstande
wir auch bekennen vnd verthetigen), solche vnd dergeleichen spr
uͤche ex patribus von
der Maiestet des menschen Christi gentzlich vbergehen oder mit verkerter außlegung
ver-tuschen. Vnd ob sie wol Christo nach seiner menschlichen natur viel herrli
che,
hohe, erschaffene gaben zuschreiben, welches wir auch bekennen, so lassen sie doch
das h
heste, dauon jetzund meldung geschehen, aussen vnd w
llen außdrucklich die rede
vnd lehre nicht leiden noch d
uͤlden, das die menscheit Christi auß der pers
nlichen
vereinigung etwas empfangen habe, das vber die arth vnd eigenschafft menschlicher
natur sey,
af quod superet conditionem et proprietatem humanam yy 3.
204 Wo das hinauß sehe, das w
lle ein jeder wol bedencken, denn der
Sacramentirer Regula ist, das Christus wol viel empfangen habe nach seiner
menschlichen natur, aber was vns vber oder wieder die arth vnd eigenschafft der
menschlichen natur bed
uͤncket zu sein, das solle man jhme nicht zuschreiben,
wenngleich die Wort des Testaments Christi aussagen, das sein Leib, der im Himel
ist, auch hieniden bey vns auff Erden in seinem Abendmal gegenwertig sey. Vnd darauff
gehets, ist auch dahin gemeinet, das die newen Theologi diese rede nicht leiden
w
llen, das die menscheit Christi etwas empfangen habe, das vber die arth vnd
eigenschafft menschlicher natur
||
[
I 4v:] [I 4v:] sey.
Denn sie sagen außdrucklich selbs in jhren Fragst
uͤcken, das Christus nunmehr mit seinem Leibe
nicht hieniden bey vns auff Erden gegenwertig sey.
205 Wir aber setzen vnd behalten die Regel, welche sicher vnd gewiß ist vnd
nicht feilen
206 kan, nemblich das niemand eigentlicher vnd besser wissen k
nne denn vnser Herre Gott selbs, was f
uͤr herrligkeit die menscheit
Christi empfangen habe vnd durch Gottes Allmacht leiden k
nne also,
das sie gleichwol eine wahre menschliche natur bleibe vnd jhre nat
uͤrliche wesentliche
eigentschafften behalte. Derhalben was Gottes Wort von der menscheit Christi
aussaget, wens vns gleich d
uͤncket zu sein nicht allein vber, sonder auch wieder die
arth vnd eigenschafft aller menschlicher natur (als von der wesentlichen gegenwert
seines Leibs vnd Bluts im Abendmal), so nehmen wirs doch in einfeltigem gehorsam des
glaubens an, weil wir in Christo nicht allein die nat
uͤrliche menschliche
eigenschafften erkennen, sondern auch wissen vnd gleuben, das er nach seiner
angenommenen menschlichen natur erh
het ist vber alles, was genennet kan werden, vnd
gleuben, das der da Gott vnd Mensch ist in einer Person, habe vnd wisse wol weise
vnd wege, wie dasselbige, was er in seinem Worte aussaget als
ag im Abend
ah , geschehen vnd bestehen k
nne ohn abtilgung vnd
verruckung seiner menschlichen natur vnd jhrer wesentlichen eigenschafften, ob wir
gleich dasselbige nicht verstehen k
nnen. Diese Regula ist gewiß vnd
kan nich feilen, da bleiben wir bey.
||
[
K 1r:] [K 1r:] Das der gantze Christus nicht allein nach seiner G
ttlichen, sondern auch
nach seiner menschlichen natur bey seiner Kirchen auff Erden sey.
Zum Andern: Das die newen Theologi mit den Caluinisten so genaw nach den nat
uͤrlichen
eigenschafften der menschlichen natur abzirckeln vnd abmessen, was dieselbige in
Christo weder empfangen noch haben k
nne oder solle, ist alles dahin
gerichtet, das Christus hieniden auff Erden bey seiner Kirchen allenthalben
gegenwertig sein solle allein nach vnd mit seiner G
ttlichen natur vnd nicht auch
zugleich nach vnd mit seiner menschlichen natur, wie denn der newe Catechismus lehret
vnd die newe Fragst
uͤcke klerlich außweisen; vnd die Grundfeste sagt ggg 4, das die
spr
uͤche in der Schrifft „Christus ist in vns vnd wohnet bey vns“
207 verstanden sollen werden von der Person nach der G
ttlichen natur vnd
nicht auch zugleich nach der menschlichen natur.
208 Hie w
lle nun ein jeder frommer Christ bedencken, was an diesem handel gelegen sey.
Der gantze Christus spricht: „Jch wil mitten vnter euch sein.“ Matth. 18.
209 Vnd „siehe, ich bin bey euch biß ans ende der Welt.“
210 Nun ist der gantze Christus nicht nach einer natur allein, sondern
Gott vnd Mensch in, mit vnd nach beyden naturen. Das er nun nach der G
ttlichen natur
bey seiner Kirchen sey, ist klar, weil er nach derselbigen Himel vnd Erden erf
uͤllet;
das er aber nach seiner mensch-
||
[
K 1v:] [K 1v]lichen natur bey dem Predigampt vnd bey seiner
Kirchen auff Erden sein w
lle, das hat er bezeuget vnd bestetigt in seinem Testament
mit dem allertewresten pfande, da er eingesetzt vnd versprochen hat die wahre
wesentliche gegenwertigkeit seines Leibs vnd Bluts im Abendmal, welches hieniden auff
Erden in seiner Kirchen gehalten wird. Nu w
llen die newen Theologi Christum bey
seiner Kirchen auff Erden nur die helffte oder das halbe theil lassen, nemblich die
Gottheit allein. Aber seine menschliche natur, nach welcher er vns am nehesten als
vnser Bruder verwandt ist, will man von vns, die wir in dieser Welt in der
Christlichen Kirchen sein vnd leben, scheiden, sondern vnd trennen weiter denn der
Himel von der Erden ist.
211 Vnd was daran gelegen sey, wolle ein jeder frommer Christ wol
betrachten: Die G
ttliche natur ist vns armen Menschen viel zu hoch. Vnd weil wir
durch die S
uͤnde von Gott, so viel die gnade vnd leben belanget, entfrembdet vnd
gescheiden sind, Jsai. 59, Eph. 4,
212 ist die
G
ttliche natur, wenn sie gegen vns ohn mittel handelt, wie ein
verzerendes fewr.
213 Derhalben hat sich der Sohn Gottes als ein mitler mit vnser natur
vereiniget, auff das mit der natur vnd durch die natur, nach welcher er vns am
negesten als vnser Bruder zugethan vnd verwand, nach welcher wir auch Fleisch von
seinem Fleisch vnd Bein von seinem Bein sein,
214 die Gottheit mit vns in gnaden zum leben handelen m
chte. Der Sch
ne,
n
tige trost wird vns genommen vnd geraubet, wenn man lehret, das
Christus bey seiner Kirchen auff Erden gegenwertig sey vnd handle allein nach vnd
mit seiner G
ttlichen natur vnd nicht auch zugleich nach vnd mit seiner menschlichen
natur.
||
[
K 2r:] [K 2r:]
Lutherus aber
sagt recht:
215 Wer da lehret, das Christus wol im Himel mit vnd nach beyden naturen
gegenwertig sey, aber bey seiner Kirchen auff Erden sey er nur mit vnd nach einer
natur, nemblich nach der G
ttlichen, gegenwertig, der trennet die Person Christi,
indem er dichtet, das Christus seine angenommene menschliche natur im Himel wol mit
vnd bey sich habe, aber bey seiner Kirchen auff Erden habe er dieselbige nicht mit
vnd bey sich, sondern dieselbige sey (wie eine hohe person gesagt)
216 im Himel re et corpore arrestiret, so werden auch die Engel vnd die
Außerwelten im Himel einen andern Christum, nemblich mit vnd nach beyden naturen
gegenwertig haben, wir aber werden auff Erden allein die G
ttliche natur ohn vnd
ausser seiner angenommenen menschlichen natur gegenwertig haben. Vnd darauß wird
folgen, wie
Lutherus sagt, das Christus nicht mehr denn an einem entzelen
ai 217 orth gantz sey, da er seine menschliche natur mit vnd bey sich habe. An
aj allen andern
rtern aber wird nur allein die blosse abgesonderte
ak Gottheit sein, ohn vnd ausser der menscheit, die sie nicht mit
bey vnd mit sich habe, wo sie jetzund bey der Kirchen auff Erden ist. Mir aber des
Christi nicht,
218 spricht
Lutherus, denn ausser diesem Menschen wil ich Gott nicht suchen.
219 Denn wie er an einem andern orth spricht, wil vnd mag Gott nicht
gefunden werden denn durch vnd in dieser menscheit.
220 Solche trennung vnd theilung der naturen in der Person Christi in den sachen, die zu
seinem Ampt geh
ren, da er als vnser k
nig, Hoherpriester vnd
das
Haupt bey seiner Kirchen auff Erden sein vnd wircken wil, k
nnen wir
in keinem wege billichen
||
[
K 2v:] [K 2v:] noch annemen.
Denn erstlich, wie wir von der gegenwart der G
ttlichen natur Christi gewisse zeugniß haben,
also hat Christus die wahre wesentliche gegenwertigkeit seines Leibs vnd Bluts in seinem Abendmal, welches
bey vns auff Erden, da die Christliche Kirche zusamen kompt, gehandelt wird, durch
eine sonderlichs Sygel in seinem Testament bezeuget vnd bestettiget. Derhalben
verstehen wir die spr
uͤche (Matth. 18 „Jch wil mitten vnter euch sein“,
221 Matth. 28 „Jch wil bey euch sein“)
222 von dem gantzen Christo, das derselbige mit vnd nach beiden seinen
naturen als Gott vnd Mensch bey seiner Kirchen auff Erden als jhr Haupt gegenwertig
sey. Denn wie
Pomeranus sagt von den Kelchdieben, „wie weit vnd fern ist wol heupt
vnd leib voneinander.“
223 Zum Andern: Die alten Patres reden wol de illa absentia, das die sichtbare
gegenwertigkeit, gemeinschafft vnd beywohnung des Fleisches Christi vns entzogen sey.
Aber sonst halten vnd lehren sie einhellig, das Christus sich mit vns, die wir noch
auff Erden sein, vereinige, in vnd bey vns sey nicht Aallein mit seinem Geist oder mit
seiner G
ttlichen natur, auch nicht allein mit seiner wirckung, sondern auch mit der
natur oder wesen seines Leibes vnd Blutes in seinem Abendmal, wie die meinung der
alten Kirchen auch in Apologia angezogen wird,
224 vnd handlen solches die Patres mit grossem eyfer auch wieder die
Ketzer:
Cyrillus In Iohannem lib. 10 cap. 13 et 26; lib. 11 cap. 26 et 27;
225 Hilarius lib. 8 De trinitate,
226 Chrysostomus Homilia in Matt. 85,
227 In Iohan. 1, 45,
228 Ad Antiochenos homilia 60 et 61.
229 Zum Dritten:
Lutheri vnd
Pomerani
bestendige lehr
||
[
K 3r:] [K 3r:] vnd meinung wieder die
Sacramentirer ist diese gewesen, das Christus, wo er sey, gantz sey, nemblich Gott
vnd Mensch, vnd das der gantze Christus, Gott vnd mensch, nicht allein nach der
G
ttlichen, sondern auch nach vnd mit seiner menschlichen natur bey seiner Kirchen
auch auff Erden sey. Jtem das man Christum ohn vnd ausser seiner angenommenen
menschlichen natur nicht erkennen noch suchen k
nne oder solle, wie
er in den Weichnachtspredigten spricht.
230 Also haben bey
Lutheri leben auch andere seine getrewe Collegae gelehret, als D.
Philippus in epistola ad
Oecolampadium, do er den Sacramentschwermern, welche vom
abwesenden Leibe Christi disputieren, entgegensetzt die verheissung: „Jch bin bey
euch biß zum ende der Welt“
231 vnd spricht, das man in derselben verheissung nicht d
uͤrffe die Gottheit
von der Menscheit absondern, als were Christus allein nach vnd mit seiner G
ttlichen
Natur bey vns, do doch das abendmal ein gewiß zeugniß sey der wahren gegenwertigkeit
seines Leibs vnd Bluts bey seiner Kirchen auff Erden.
232 Eben dasselbige handelt vnd bestettiget er auch in libello de
sententijs veterum.
233 Also da
Bucerus sich mit
Luthero vnd seinen Collegis Anno 1536 in
der lehre vom Abendmal verglichen, hat er in seinen Retractationibus in 26. Capit.
Matthaei vnter andern außdr
uͤcklich auch diß gesetzt, das Christus nicht allein als
wahrer Gott, sondern auch als wahrer Mensch, das ist, wie ers selber erkleret, als
Fleisch vnd Blut bey vnd in vns gegenwertig sey, wohne vnd wircke.
234 Daraus klar zu ersehen, was
||
[
K 3v:] [K 3v:] dazumal die einhellige bekentniß
der Lutherischen Kirchen gewesen sey, darauff die Formula concordiae
235 gestifftet.Zum Letzten: Diß ist allzeit vnd allwege aller Sacramentirer grundt gewesen, das
Christus nunmehr bey seiner Kirchen auff erden sey nicht nach vnd mit seiner
menschlichen natur, sondern allein nach vnd mit seiner G
ttlichen natur. Vnd weil nun
die newen Theologi in jhren Catechismo, Grundtfeste, Grammatica disputatione vnd
Fragst
uͤcken eben dasselbige streiten vnd vertetigen,
236 kan ein jeder Christ wol mercken, wo sie hinauß wollen vnd
warumb sie
Lutheri Streitb
uͤcher, so er wieder die Sacramentirer mit reichem Geist vnd
grossem eyfer geschrieben, an seinen orth setzen. Sie thun auch daran vbel, das sie
des Herrn
Philippi Schrifften wieder
Lutheri vnd seine eigene v
rige Bekentniß, so er
publico nomine auff Reichstagen, colloquijs vnd andere versamlungen gethan, jetzund
auff der Sacramentirer meinung anziehen, als in jhre Grundtfeste ggg 4.
237 Nu haben sie solcher Caluinische meinung keinen andern grundt denn diesen: Weil
Christus das wahrhafftige wesen seiner angenommenen menschlichen natur mit derselben
nat
uͤrlichen wesentlichen eigenschafften auch in der herrligkeit hat vnd behelt vnd
aber eines wahren wesentlichen C
rpers nat
uͤrliche wesentliche arth vnd eigenschafft
sey, das er entlich vmbschrie
ben, sichtbar, begreifflich, empfindlich sey, auch
reumlich an einem gewissen orth sein m
uͤsse, derhalben k
nne
Christus ohne zerst
rung des wesens vnd der nat
uͤrlichen eigenschafften sei-
||
[
K 4r:] [K 4r:]nes
Leibs mit demselbigen nicht zugleich im Himel vnd bey vns hieniden auff Erden
gegenwertig sein. Darauff hat
Lutherus allweg geantwortet, das es wahr sey, das der
Leib Christi solche nat
uͤrliche arth vnd eigenschafften, sichtbar vnd begreifflich an
einem orth zu sein, habe vnd behalte vnd dieselbige auch brauche, wenn vnd wo er wil,
wie er denn also in sichtbarer, vmbschriebener gestalt gen Himel gefahren, also
wieder vom Himel kommen wird vnd jetzundt also den ausserwehlten im Himel sich
erzeiget wie Stephano
238 vnd wie er auch also Paulo sich offenbaret hat, Acto. 9 vnd 23.
239 Denn vnser meinung ist nicht, wie
Origenes vnd andere Ketzer geschwermet,
das der verklerete Leib Christi nunmehr verwandelt sey in ein Geistlichs vnendlichs
wesen, welches proprietate naturae, nach nat
uͤrlicher arth vnd eigenschafft
vnsichtbar, vnbegreifflich sey.
240 Sonder wir gleuben vnd lehren, das Christus auch in der herrligkeit die
wesentliche menschliche eigenschafften hat vnd behelt. Aber weil er die wahre
wesentliche gegenwertigkeit seines Leibs vnd Bluts im Abendmal, welches hieniden bey
vns auff erden gehalten wird, versprochen hat vnd jhm auch nach seiner menschlichen
natur nicht nur etzliche viel, sondern alle gewalt gegeben ist im Himel vnd auff
Erden also, das alles seiner gewalt vnterworffen ist, daher seine angenommene
menschliche natur nicht allein jhre nat
uͤrliche wesentliche eigenschafften hat,
sondern neben vnd vber dieselbige vnaußsprechliche, vbernat
uͤrliche, grosse, hohe
krafft, gewalt vnd herrligkeit empfangen hat, so gleuben wir, weil derselbige, so es
versprochen hat, wahrhafftig vnd allmechtig ist, das er auch hieniden bey vns auff
Erden in seinem Abendmal
||
[
K 4v:] [K 4v:] vnd bey seiner Kirchen mit
seinem wesentlichen Leibe warhafftig gegenwertig sey, nicht zwar nach oder durch die nat
uͤrliche arth vnd
eigenschafft eines menschlichen C
rpers, sondern nach vnd durch die vbernat
uͤrliche,
Himlische, vnerforschliche, vnaussprechliche krafft, gewalt vnd herrligkeit, welche
die menschliche natur in Christo auß der pers
nlichen mit der Gottheit vereinigung
empfangen hat. Wir gleuben auch, das seine vnendliche Weißheit wol die weise vnd wege
wissen vnd habe, das solches geschehe vnd geschehen k
nne salua
veritate humanae naturae, saluis etiam essentialibus eius proprietatibus, weil es
beides Gottes Wort ist vnd nirgents geschrieben ist, das solchs Gott vnm
uͤglich sey;
wir wolten denn sagen, das dem menschen Christo alles vnter seine gewalt
vnterworffen sey, außgenommen stete vnd
rter, die jhne arrestiren, hemmen vnd
auffhalten k
nnen, wenn er sich gleich mit seinem Leib da zu sein
alß im Abendmal außdrucklich in seinem Wort versprochen hat.
Das der gantze Christus sein hochpriesterliches vnd knigliches ampt
in seiner Kirchen verrichtet nicht allein nach seiner Gttlichen, sondern auch nach
seiner Menschlichen Natur.
Zum dritten Geh
rt auch hieher die lehre vom Ampt Christi, wie er vnser Erl
ser,
Mitler, Seligmacher, k
nig, Hoherpriester vnd das Haupt seiner
gemeine ist. Denn was zu solchem Ampt Christi geh
ret, das wird jhm
||
[
L 1r:] [L 1r:]
zugeschrieben nach beyden naturen, also das nicht eine natur f
uͤr sich allein,
entweder die G
ttliche oder die menschliche, die wercke, so zum ampt geh
ren,
verrichte, sondern der gantze Christus, Gott vnd Mensch, nach, mit vnd durch beyde
vnterschiedliche naturen sein k
nigreich vnd Priesterthumb f
uͤhre vnd
dasselbige nicht allein, da er durch sein Leiden vnd Sterben das werck der Erl
sung
verrichtet hat, sondern auch jetzundt, da er als ein Ewiger k
nig,
Priester vnd Haupt seiner gemein in vnd bey seiner Kirchen alles schaffet vnd
wircket. Diß kan niemandt leugnen. Es ist aber alhie die frage, ob in solchen
wercken, so zum k
nigreich vnd Priesterthumb Christi, wie er ist das
haupt seiner gemein, geh
ren, seine menschliche natur allein das vnd souiel thue vnd
wircke, als jhre nat
uͤrliche wesentliche eigenschafften vnd wirckung geben vnd
verm
gen. Daher etzliche jetzund f
uͤrgeben, das Christus nicht alle wercke, so zu
seinem ampt geh
ren, sondern nur etliche durch seine angenommene menschliche natur
verrichte, nemblich die er mit anlegung seiner hende, gebein, Adern oder anderer
Glieder seines Leibs außrichtet. Wir aber bekennen, halten vnd lehren, weil Christus
vnser k
nig, Hoherpriester vnd das haupt seiner gemeine ist nicht
allein nach der G
ttlichen, sondern auch nach der menschlichen natur, das er zu
verrichtung nicht etlicher allein, sondern aller werck, so zu seinem ampt geh
ren,
gebrauche nicht allein der G
ttlichen, sondern auch seiner angenommenen menschlichen
natur vnd das in solchen wercken seine menschliche natur auch jhre efficatiam habe
nicht allein, die sie auß jhrer nat
uͤrlichen arth vnd eigenschafften hat vnd vermag,
sondern
||
[
L 1v:] [L 1v:] das sie eben darumb vnd dazu die vbernat
uͤrliche, vnaußsprechliche
herrligkeit, Maiestet, krafft vnd gewalt empfangen habe, das sie in den wercken, so
zum ampt Christi geh
ren, nicht m
uͤssig sey, sondern auch vbernat
uͤrlicher weise
mitwircken k
nne. Das also Christus alle werck, so zu seinem ampt
geh
ren, verrichte nicht allein durch seine G
ttlichen, sondern zugleich auch mit
seiner menschlichen natur, denn sonst w
uͤrde Christus sein ampt nicht allein in allen,
sondern nur in etzlichen, vielleicht
al wenigen wercken nach beiden naturen verrichten vnd w
uͤrde auch also
in vielen vnd den nehesten wercken, so zu seinem ampt geh
ren, seine menschliche
natur m
uͤssig sein. Derhalben, weil wir daraus einen herrlichen trost haben, das
Christus vnser haupt die werck seines ampts nicht allein durch seine G
ttliche,
sondern zugleich auch durch seine
menschliche natur, nach welcher er vnser Bruder vnd
allenthalben versucht ist, auff das er „ein Barmhertziger trewer Hoherpriester
w
uͤrde“, Ebr. 2,
241 verrichtet, bleiben wir einfeltig dabey, das der gantze Christus, Gott vnd
Mensch, mit vnd durch beide vnterschiedliche naturen sein k
nigreich
vnd Priesterthumb als ein haupt der Kirchen f
uͤhre vnd seine menschliche natur dazu
auch das jhre thu, nicht allein, was sie nach jhren nat
uͤrlichen wesentlichen
eigenschafften hat vnd vermag, sondern f
uͤrnemblich, was sie durch die vbernat
uͤrliche,
vnerforschliche erh
hung empfangen hat. Vnd wird dadurch keine exaequation oder vergleichung
242 der vnterschiedlichen wirckung beider naturen, denn wie
Lutherus am Sontag nach dem Christage
243 et tota antiquitas reden vnd lehren, ist die menschliche natur in
Christo wie ein werckzeug, dadurch
||
[
L 2r:] [L 2r:] er seiner G
ttlichen krafft wirckung in
seinem ampt verrichtet, welches von Nestorij ertrewmeten Organo durch gnugsame
erklerung vnterscheiden wirdt, wie droben gemeldet,
244 haben also beide naturen in Christo in den wercken, sein ampt
belangendt, jhre wirckung nicht auff einerley oder gleiche weise, sondern
vnterschiedlich. „Quomodo autem id fiat nec mente intelligere, nec lingua dicere
possumus, sed silentio atque firma fide id suscipiamus,“ inquit
Cyrillus.
245 Das ist: „Wie aber das zugehe, k
nnen wir mit
vnserm verstande nicht erreichen, mit vnser Zunge nicht auß-reden, sondern m
uͤssen
schweigen vnd mit festem Glauben dasselbige annehmen.“Was sonst andere wirckung der G
ttlichen krafft ausser diesem ampt belanget, wissen
wir auß der schrifft, das Christus auch nach seiner menschlichen natur vber alles,
was im Himel, auff erden, auch vnter der erden ist, gewaltig regiret vnd zu solcher
regierung auch seine menschliche natur freywillig gebraucht. Weil aber solches ist
„supra omne nomen“, „vber alles, was genennet kan werden,“
246 Eph. 1, ists am sichersten, das wir bey dem bleiben, dauon wir
außdr
uͤckliche schrifft haben, vnd das vbrige dahin sparen, da wir in jenem leben
seine gantze herrligkeit v
lliglich von angesicht zu angesicht schawen w
llen, wie er
selber bittet Jo. 17.
247 Vnd das wir jhm gleichwol auß vnseren argumentationibus nicht abstricken,
248 wozu wir vermeinen, das er seine menschliche natur nicht
gebrauchen k
nne, sondern hierin Gottes Wort lassen eine leuchte
vnser f
uͤsse sein.
249 Derhalben bek
uͤmmern wir vns f
uͤrnemlich damit, was zum Ampt Christi, der
vnser Haupt ist, geh
ret, weil
wir dauon außdruck-
||
[
L 2v:] [L 2v:]liche Schrifft haben vnd ein
gewisses zeuchniß im Testament Christi, das er auch mit seinem Fleisch vnd Blut bey
seiner Kirchen sein vnd dadurch wircken wolle, wie auch sonst die Schrifft sagt: „Das
Blut Christi macht vns rein von allen SFnden“, 1. Johan. 1,
250 item „es reiniget vnsere gewissen“, Ebr. 9.
251 „Christi Fleisch macht lebendig“, Johan. 6.
252 Welches wir in keinem wege also verstehen, als thete das die menschliche
natur f
uͤr sich alleine, sondern das die gantze person nicht allein durch die
G
ttliche, sondern auch durch die menschliche natur solches verrichte. Aber eben
darumb nennet die Schrift in solchen wercken außdrucklich Fleisch vnd Blut, welches
jha nicht zur G
ttlichen, sondern zur menschlichen natur geh
ret, das nicht jemandes
trewmen m
chte, die menschlich natur in Christo thethe zu solchen wercken nichts,
sondern wer darin gar m
uͤssig.
Von dem stande der Erniedrigung vnd Erhhung Christi.
Zum Vierdten ist auch das bey den newen Theologen eine grosse S
uͤnde, wenn man sagt,
das die menschliche natur in Christo jhre vbernat
uͤrliche G
ttliche herrligkeit,
krafft vnd gewalt habe per hypostaticam vnionem, das ist darauß vnd daher, weil die
gantze f
uͤlle der Gottheit in jhm leibhafftig wohnet. Denn, sagen sie, die pers
nliche
vereinigung ist geschehen in Mutterleibe, aber die glorification vnd erh
hung ist
allererst nach seinem Leiden gefolget. Diß recht zu verstehen muß die lehre von dem
stande der erniedrigung Christi recht erkleret werden. Denn
||
[
L 3r:] [L 3r:] das er allererst
nach seinem Leiden in seine herrligkeit eingangen vnd erh
het, ist nicht darumb
geschehen, als hette er seine herrligkeit nicht aus der f
uͤlle der Gottheit, die in
jhm leibhafftig wohnete, nehmen k
nnen, sondern dieselbige ab extra,
anderstwoher, leihen oder borgen m
uͤssen, sondern das ist von wegen der eusserung
oder erniedrigung geschehen. Nun ist die frage, was die niedrigung sey vnd ob die
niedrigung vnd erh
hung Christi zu der G
ttlichen natur ebensowol geh
re als zu der
menschlichen. Vnd ist klar, das die G
ttliche natur f
uͤr sich, in jhrem wesen vnd an
jhren wesentlichen eigenschafften, nie geschwecht oder geringert gewesen sey. Daher
Lutherus in der Epistel am Christage spricht: „Alles, was von Christus niedrigung vnd
erh
hung gesagt ist, sol dem Menschen zugelegt werden. Denn G
ttliche natur mag weder
geniedriget noch erh
het werden.“
253 Also ist auch eine einhellige regula totius antiquitatis, das nicht
die G
ttliche, sondern die menschliche natur in Christo erh
het sey, es wird aber
beide, die niedrigung vnd erh
hung, der person
zugelegt, dann Exinanitio ist nicht
carentia vel absentia diuinae maiestatis in persona Christi, als were die G
ttliche
Maiestet zur zeit der niedrigung in der Person Christi nicht gewesen, sondern das
heißt exinanitio, die niedrigung, das die G
ttliche natur, welche leibhafftig in
Christo wohnete, jhre Maiestet, herrligkeit, krafft vnd gewalt in der angenommenen
menschlichen natur vnd durch dieselbige zu der zeit nicht hat v
llig vnd
ffentlich
gebrauchen oder beweisen noch leuchten lassen w
llen, sondern gleichwie heimblich vnd
verborgen gehalten, auff das die menschliche natur, mit aller schwacheit ohn S
uͤnden
beladen, leiden vnd sterben k
nte. Wiewol er auch biß-
||
[
L 3v:] [L 3v:]weilen
in der niedrigung seine G
ttliche herrligkeit in seinem Fleisch hat lassen
herf
uͤrleuchten, Joh. 1, Math. 17.
254 Vnd zu dieser niedrigung geh
ret auch das zunehmen der gaben in seiner
menscheit, dauon Lutherus vber das Euangelium nach dem Christage also schreibet: „Ob
er wol vol Geistes vnd gnade ist allzeit gewesen, hat jhn doch der Geist nicht
allzeit bewegt, sondern jetzt hiezu erweckt, jetzt dazu. Also auch, ob der Geist wol
in jm ist gewesen von anfang seiner empfengniß, doch gleichwie sein leib wuchs vnd
seine vernunfft zunam nat
uͤrlicher weise als in andern Menschen, also senckte sich
auch jmmer mehr vnd mehr der Geist in jhm vnd beweget jhn je lenger je mehr“ etc.,
255 biß das nach abgelegter schwacheit solches alles ist vollkommen
worden. Vnd diß ist die allertieffeste niedrigung, da die G
ttliche krafft der
Gottheit Christi sonst alles allenthalben mit dem Vater gewaltig regierete,
Johan. 5,
256 das sie in der menscheit, in welcher sie doch mit gantzer f
uͤlle pers
nlich
wohnete, sich in dem stande der niedrigung so geeussert, das sie jhre macht vnd
herrligkeit darin nicht v
llig vnd
ffentlich beweiset, sonder alle schwacheit, doch
ohn S
uͤnde, dar
uͤber hat gehen lassen. Denn durch solche demuth hat vnsere Hoffarth
m
uͤssen geb
uͤsset werden.Herwieder ist das die erh
hung, das nunmehr alle schwacheit abgelegt vnd die
G
ttliche Maiestet mit jrer krafft vnd herrligkeit in der angenommenen menscheit vnd
durch dieselbige v
llig vnd
ffentlich sich also beweiset vnd erzeiget, das man
darauß erkennet, das die Person wahrer Gott sey. Daher nun die angenommene mensch-
||
[
L 4r:] [L
4r:]liche natur auch in vnd f
uͤr sich mit vnaussprechlicher, hoher, grosser
herrligkeit, krafft vnd gewalt v
llig vnd
ffentlich begabet vnd gezieret ist.Auß dieser warhafftigen erklerung kan ein jeder leicht vrtheilen, ob es ein solcher
grosser jrrthumb sey, wie die newen Theologi f
uͤrgeben, wenn man sagt, das die
menschliche natur in Christo alle jhre herrligkeit, krafft vnd gewalt daher empfangen
habe, weil sie mit der G
ttlichen natur pers
nlich vereinigt ist also, das die gantze
f
uͤlle der Gottheit darin leibhafftig
wohnet.
257 Denn jha trawn
258 das coelum empyreum
259 ab extra
260 solches nicht in die menschliche natur Christi getragen, sondern von
vnd auß der gantzen f
uͤlle der Gottheit, mit welcher sie pers
nlich vereinigt ist, hat
sie alle jhre herrligkeit freywillig, wenn vnd wie er gewolt, genommen vnd
empfangen.Wie auch die Patres also lehren vnd reden, als
Nyßenus contra Eunomium: „Euexit
vnitum hominem per
am unionem
an ad propriam celsitudinem.“
261 Cyrillus 6. Dialog.: „Potentiam operandi diuine accepit per
ao unionem
ap .“
262 In Iohan. lib. 11 cap. 20: „Caro Christi non a se sancta fuit, sed coniunctione
aq verbi
ar ad virtutem verbi reformata est.“
263 Leo Epist. 81: „Forma serui in gloriam diuine potestatis euecta est in
tantam vnitatem ab
as ipso conceptu virginis
at deitate et humanitate connexa, vt nec sine homine
diuina nec sine Deo agerentur humana.“
264 Primasius Heb. 1: „Potestas verbi
au requieuit in assumpto homine ex
av tempore conceptionis
aw .“
265 Damascenus lib. 3 cap. 17: „Caro domini locupletata est diuinis
operationibus propter
ax unionem ad verbum
ay .“
266 Wie vnd warumb aber die Schrifft exaltationem et glorificationem, die erh
hung vnd
verklerung, nicht baldt in der
||
[
L 4v:] [L 4v:] empfengnuß, sondern erst nach dem Leiden
setzet vnd schreibet, ist auß dem, was jetzundt von der erniedrigung vnd eusserung
gesagt, klar. Denn vor dem Leiden vnd in dem leiden ist der standt oder die zeit der
erniedrigung gewesen, darauff hernach die erh
hung gefolget, do er nach seiner
Aufferstehung in seine herrligkeit eingangen. Vnd heißt das nicht die Exaltation,
als hette allererst nach dem Leiden die gantze f
uͤlle der Gottheit angefangen,
leibhafftig in Christo zu wohnen, sondern das die f
uͤlle der Gottheit, welche vom
ersten augenblick
der empfengniß in Christo leibhafftig gewohnet, nach der
Aufferstehung jre G
ttliche Maiestet, Herrligkeit vnd krafft ohne eusserung vnd
hinderhalt v
llig vnd
ffentlich in der Menschlichen Natur hat angefangen zu
erweisen, welches sie im stande der niedrigung also nicht gethan, sondern sich
geeussert; nicht darumb vnd also, als hette dazumal in Christo nicht die gantze
v
lle der Gottheit gewohnet, sondern weil sie jre herrligkeit in der angenommenen
Menschlichen Natur zu erweisen sich dazumal geeussert hat vnd hat doch mitten in der
schwacheit beweiset, das in jhm die v
lle der Gottheit leibhafftig wohnete, wie er
denn dieselbige hat lassen herf
uͤrleuchten in der verklerung, Matth. 17,
267 vnd in vielen herrlichen wunderthaten. Daher Johannes sagt: „Wir haben
seine herrligkeit gesehen als eine herrligkeit des eingebornen Sons vom Vater.“
268 De ubiquitate.
Letzlich f
rdern die Newen Theologi mit grossem vngest
uͤm, das wir die Vbiquitatem vnd
alle, die so gedisputiret
||
[
M 1r:] [M 1r:] haben, das Christus, welches Allmacht kein Ziel
noch ende hat, wenn er nur wil mit seinem Leibe, damit er sich pers
nlich vereinigt,
k
nne allenthalben vnd an allen
rten sein, als die ergeste
Ketzer simpliciter vnd ohn vnderscheidt verdammen sollen. Nu wissen wir gar wol,
sagen vnd lehrens auch, daß das vnrecht vnd falsch sey, wer da lehret, das die
menschliche natur in Christo ein ewiges, vnendliches wesen worden sey vnd das sie
durch solche jhre vnendlichkeit gleichwie die Gottheit allenthalben sey oder das sie
außgespannet vnd außgedehnet
az sey durch Himel vnd Erde also, das sie die Gottheit vmbzeune
(wie
Lutherus die Calumnja beschreibet),
269 vnd auff solche außgespannete weise allenthalben sey.Wir wissen aber, das
Lutherus nicht also, sondern viel anderst wieder die
Sacramentirer dauon gedisputiret hat nicht allein in den Streitb
uͤchern, sondern auch
in den Predigten vber das 17. Cap. Joh.,
270 Jn Ecclesi. cap. 9
271 vnd in
dem spruch Tomo 8 Jenensi pag. 340.
272 Vnd wiewol er, wie droben gemeldet,
273 bedinget, das er dar
uͤber mit den Sacramentirer nicht streiten
w
lle, so setzt er doch dabey, das jhm die Sacramentirer solche Disputation nicht
vmbstossen k
nnen, weil die rechte Gottes allenthalben ist vnd
Christus auffgefahren vber alle Himel, auff das er alles erf
uͤlle. Derhalben k
nnen vnd w
llen wir vnseren lieben Lutherum, welcher f
uͤrnemblich vnd
im grunde hiemit gemeinet wirdt, nicht als einen verfluchten Ketzer verdammen, wie
die newen Theologi so hefftig fordern vnd begeren, auff das jhre Caluinisten allein
in der Kirchen raum vnd platz m
chten haben. So k
nnen vnd wollen
wir auch
||
[
M 1v:] [M 1v:] mit den Sacramentarijs, als mit
Martyre274 vnd andern, nimmermehr sagen oder lehren, das
ba Christus mit aller seiner Allmacht souiel nicht verm
ge, das er mit
seinem Leibe, mit welchem er sich pers
nlich vereinigt, wenn er w
lle k
nne allenthalben sein. Denn wer seind wir, das wir der vnendtlichen,
vnerforschlichen allmacht Gottes ziel vnd masse solten setzen? Sonst, weil wir von
Gottes willen auß vnd nach seinem offenbarten Worte vrtheilen, folgen wir gern
Lutheri radt, von welchen droben meldung geschehen,
275 das wir diese weitleufftige disputationem de ubiquitate nicht
einmengen in den handel vom Abendmal, sonder bleiben bey der einfalt, das Christus
bey vns gegenwertig sey vnd sein k
nne nicht allein nach seiner
G
ttlichen natur, sondern auch allenthalben, da er laut seines Worts mit seiner
menschlichen natur sein wil vnd dahin er sich mit seinem Wort auch nach seiner
menschlichen natur verbunden vnd versprochen hat, wie wir dauon im Abendmal ein
klares Wort vnd verheissung haben.
Von der Himelfarth Christi Vnd von seinem sitzen zur Rechten Handt Gottes.
Es ist jedermenniglich kundt vnd offenbar vnd am hellen lichten Tage, das alle
Zwinglische vnd Caluinische Sacramentirer zu bestetigung vnd erhal
tung jhres
Sacramentirischem jrrthumbs von dem abwesenden vnd nicht gegenwertigen Leibe vnd
Blute Christi in seinem
||
[
M 2r:] [M 2r:] Abendmal, welchs in der Kirchen Gottes auff Erden
gehalten wirdt, den artickel von der Himelfarth Christi also verkerlich deuten vnd
außlegen, als wer Christus durch seine Himelfarth von dem Himel also vmbfangen,
eingenommen vnd beschlossen, das er nunmehr biß auff den J
uͤngsten Tage nach seiner
menschlichen natur oder mit seinem wesentlichen Leibe nur alleine im Himel an einem
gewissen orthe vnd keineswegs auch hieniden bey seiner Kirchen auff Erden gegenwertig
sey.Eben dasselbige streiten jetzundt auch die newen Theologen zu
Wittenberg, w
llen
dennoch nicht f
uͤr Caluinisten vnd Sacramentirer gehalten sein. Also vnterstehet man
sich jetzundt, die Sacramentirische reden, glossen vnd grunde meuchlings vnter einem
andern schein in die Kirche einzuschieben vnd in die vnsch
uͤldige jugendt einzubilden,
auff das also endlich vnuersehens die Caluinisterey in die Kirchen der Augsp
uͤrgischen
Confession
ffentlich eingef
uͤrt m
chte werden. Hierauff wolle ein jeder frommer
christ gute acht haben vnd darff hie nicht hohes verstandes, sondern nur fleißiges
auffsehens vnd nachdenkens.Es hatten die newen Theologi in jhrem newen Catechismo gesetzt, das Christus von dem
Himel also eingenomen, das er mit seinem Leibe an einem orthe im Himel were.
276 Diß hat einer jhnen zum besten also w
llen deuten vnd außlegen, das
Christus nach der
ffentlichen, sichtbarlichen gegenwertigkeit, gemeinschafft vnd
beywohnung mit seinem Leibe im Himel vnd nicht hieniden bey vns
||
[
M 2v:] [M 2v:] auff Erden
sey, aber gleichwol sey er laut der Wort seines Testaments anderer, verborgener,
vnbegreifflicher, vnendfindtlicher, vnsichtbarer weise mit seinem wesentlichen Leibe
auch hieniden bey seiner Kirchen auff Erden, da sein Abendmal gehalten wirdt,
wahrhafftig vnd wesentlich gegenwertig.
277 Vnd zwar, wenn die newen Theologi sich also selbs deutlich
erklereten, so were die sache baldt richtig. Aber dasselbige w
llen sie nicht allein
nicht thun, sondern in jhrer Grammatica disputatione
278 vnd jhren newen Fragst
uͤcken
279 setzen vnd streiten sie außdr
uͤcklich, das sie den artickel von
der Himelfahrt Christi also verstehen, das Christus nunmehr mit seinem wesentlichen
Leib vnd Seele also an einem orthe im Himel sey, das
er damit hieniden bey seiner
Kirchen auff Erden nicht gegenwertig, sondern abwesendt sey.Hie darffs nun keiner scharffen Dialectica, sonder das kan ein Pawr
280 an seinen F
uͤnff Fingern wol rechnen. Sol das wahr sein, wie die newen
Theologi sagen, das Christus mit seinem wesentlichem Leibe hieniden bey vns auff
Erden nicht gegenwertig, sondern abwesendt sey, vnd aber sein Abendmal wirdt nicht in
coelo empyreo,
281 sondern hieniden bey vns auff Erden gehalten, so kan vnd wird nichts
bb anders folgen, denn das im Abendmal sein Leib vnd Blut nicht
gegenwertig, sonder abwesendt sey. Diß ist der gantze handel, dar
uͤber wir jetzundt
streiten, darauff w
lle ein jeder frommer Christ, dem das Testament des Sohns Gottes
vnd die wahre wesentliche gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi im Abendmal
lieb ist, gut acht geben. Es w
llen die newen Theologi in
||
[
M 3r:] [M 3r:] diesem artickel
sich nicht recht auff Lutherisch erkleren, sondern w
llen Caluinische
Sacramentirische rede, grundt vnd meinung f
uͤren vnd gleichwol nicht Caluinisch oder
Sacramentirisch sein. Diß reime einer zusamen: W
llen sie nicht Caluinisch vnd
Sacramentirisch sein, so erkleren sie sich deutlich vnd ausdr
uͤcklich affirmatiue wie
Lutherus vnd negatiue mit klarer, außdr
uͤcklicher verwerffung der
opinionum et glossarum, darauff die Zwinglianer vnd Caluinisten den grundt jhrer
Sacramentschwermerey setzen. Das ist der status controuersiae, dauon w
llen wir vns
durch andere frembde disputationes nicht lassen abf
uͤren.Weil man aber schreyet, als w
llen wir, so bey dem alten Catechismo
Lutheri bleiben,
die artickel des glaubens vermengen oder verleugnen vnd auffheben, w
llen wir die
confeßionem repetiren, wie von den artickeln biß auff diese zeit in allen Kirchen, so
sich von den Sacramentirern abgesondert vnd zur Augsp
uͤrgischen Confession warhafftig
bekennen, gelehret worden ist.Vnd erstlich wissen wir wol, das es zween vnderscheidene artickel sein: „Auffgefahren
gen Himel“, „sitzende zur rechten Gottes“, aber also, das einer durch den andern
erkleret werde. Nemblich was fFr erh
hung Christi in dem artickel von seiner
Himelfarth begriffen werde Vnd zu was herrligkeit er durch seine Himelfart erh
het
sey, das dasselbige erkleret werde durch den folgenden artickel: „Sitzend zur rechten
Gottes“, wie Petrus Acto. 2 also einen artickel durch den andern erkleret, da er
spricht: „Dauid ist nicht gen Himel gefaren. Aber von dem Messia sagt Gott:
||
[
M 3v:] [M 3v:]
‚Setze dich zu meiner rechten.‘“
282 Denn Christus ist gehn Himel gefahren nicht allein, das er wie die
andern Heiligen, als Enoch vnd Elias, im Himel sein w
lle, sondern das er sich hat
setzen w
llen zur rechten der Maiestet vnd krafft Gottes, wie auch Augustana
confeßio, Arti. 3 die beyde artickel also zusamen setzt:
„Ascendit ad coelos, vt
sedeat ad dexteram Patris.“
283 Vnd Paulus Eph. 4 auß dem 68. Psalm begreiffet vnd fasset die
erh
hung Christi in dem artickel von der Himelfarth.
284 Aber die newen Scribenten
bc w
llen die beide artickel gern also voneinander reissen, das sie
gar keine gemeinschafft miteinander haben, jha einer durch den andern nicht solt
erkleret werden.Zum Andern: Die historiam von der Himelfarth Christi lassen wir bleiben in dem
einfeltigem verstande, wie denselbigen der Buchstabe gibt. Denn wir lehren vnd halten
nicht, das Christus da sey gegen Himel gefahren, wie er zu Emaus f
uͤr den zween J
uͤnger
verschwunden ist,
285 oder das er auff dem Oelberge, wie er gegen Himel gefahren,
286 pl
tzlich f
uͤr seinen Aposteln wie zu Emaus verschwunden sey,
sondern wie die historia sagt, so gleuben vnd lehren wir einfeltig, das Christus,
wie er auff den Oelberg mit Fleisch vnd Bein f
uͤr seinen Aposteln gestanden, in
sichtbarer, begreifflicher, vmbschriebener form vnd gestalt von der Erden vber sich
in die Lufft vnd in die h
he vnd also in den Himel gefahren sey. Jn welcher form vnd
gestalt er auch wiederumb vom Himel kommen wirdt zu richten die Lebendigen vnd die
Todten.Zum Dritten: Wir gleuben vnd lehren auch, das die
||
[
M 4r:] [M 4r:]
ffentliche, sichtbare
gegenwertigkeit, gemeinschafft vnd beywohnung Christi, wie er vor seinem leiden vnd
nach seiner aufferstehung bey seinen Aposteln nach arth vnd eigenschafft dieses
sichtbaren weltlichen lebens vnd wesens sich erzeiget vnd auch, wie er jetzundt in
seiner herrligkeit von den Engeln vnd außerwelten sich im Himel schawen lest, durch
die Himelfarth den Aposteln vnd allen Menschen auff Erden weggenommen vnd entzogen
sey biß auff den Tag seiner
ffentlichen, sichtbarlichen wiederkunfft zum gericht.
Vnd das von derselben sichtbarn gegenwertigkeit, gemeinschafft vnd beywohnung Christi
reden vnd zu verstehen sein die spr
uͤche der Schrifft Matth. 29: „Armen habt jhr
allzeit bey euch. Mich aber habt jhr nicht allzeit.“
287 Johan. 16: „Jch verlasse die Welt vnd gehe zum Vater.“
288 Johan. 17: „Jch bin nicht mehr in der Welt.“
289 Vnd das auch die Patres eben das meinen, wenn sie reden vom abwesen
Christi nach dem Fleisch, wie auch Paulus 2. Corint. 5 spricht: „Ob wir auch Christum
gekandt haben nach dem Fleisch, so kennen wir jhn doch jetzt nicht mehr.“
290 Denn sonst, wie droben erweiset, haben die Patres wieder die Ketzer
erstritten, das Christus mit seiner Kirchen auff Erden sich vereinige nicht allein
mit seinem Geist oder nach seiner Gottheit,
sondern auch, wie
Cyrillus spricht, mit
leiblicher vereinigung durch die m
uͤndtliche niessung des gegenwertigen Leibs im
Abendmal, wie auch D.
Eberus in seiner Confession dieselbige spr
uͤche der Schrifft vnd
der Veter also außleget.
291 Zum Vierdten: Das aber die Himelfarth Christi nichts mehr vnd h
hers in sich
begreiffen oder das darauß volgen
||
[
M 4v:] [M 4v:] solte, das Christus also im Himel were, das
er nunmehr mit seinem wesentlichen Leibe nicht auch anderstwo auff himlische,
vbernat
uͤrliche weise, wo er wil, sein k
nte vnd sonderlich, wo er
durch sein außdrFckliches Wort, als in seinem Testament im Abendmal, gegenwertig zu
sein sich versprochen hat, da sagen wir mit
Luthero lauter Nein zu, welcher alle die
f
uͤr Sacramentirer helt, welche diesen artickel also verkerlich außlegen vnd
verfelschen. Denn Paulus
bd Eph. 4 auß dem 68. Psalm begreiffet vnd fasset in dem artickel von der
Himelfarth Christi die vnaußsprechliche, vnerforschliche erh
hung der menschlichen
natur in Christo, welche er Eph. 1 also beschreibet: „Er hat jhn erh
het vber alle
gewalt, macht, herrschafft vnd alles, was genennet mag werden, nicht allein in dieser
Welt, sondern auch in der zuk
uͤnfftigen, vnd hat alle ding vnter seine
F
uͤsse gethan.“
292 Vnd Ebr. 2 aus dem 8. Psalm: „Mit ehre vnd preise hastu jhne
gekr
net vnd hast jhn gesetzt vber die werck deiner hende. Alles hastu vnterthan zu
seinen F
uͤssen vnd nichts außgelassen, das jhm nicht vnterthan sey.“
293 Weil nun Christus mit seinem Leibe also ist zu Himel gefahren, das er
dadurch ist erh
het vber alle krafft, gewalt vnd macht, vnd nun alles in seiner macht
vnd gewalt hat, wer wil denn (außgenommen die Sacramentschwermer) sagen, weil er die
wahre wesentliche gegenwertigkeit seines Leibs vnd Bluts in seinem Abendmal
versprochen hat, das jhm der Himel zu gewaltig sey vnd er nicht auch stedte vnd
rte
in seiner macht vnd gewalt habe, das er laut seines versprechens k
nne mit seinem Leibe zugleich im Himel vnd auch hienieden im Abendmal bey seiner
Kirchen auff Erden gegenwertig sein, weil er doch auch nach seiner
||
[
N 1r:] [N 1r:]
menschlichen natur vber alles, was herrlich, krefftig vnd gewaltig genennet kan
werden, erh
het, oder wie Jsaias spricht, „sehr hoch erhaben ist“
294 also, das er alles in seiner handt habe.Vnd wiewol Christus, wie vor gemeldet, nach der sichtbaren,
ffentlichen,
erfindtlichen weise mit seinem Leibe jetzundt im Himel ist, so saget die schrifft
doch nirgend, das er mit dem Himel also vmbfangen, eingenommen, vmbzirckelt,
beschlossen vnd, wie jener sagte, re et
be corpore arrestiret sey,
das er nicht k
nne auch
anderstwo, wo er wil, mit seinem leibe sein, vnd sonderlich dahin er sich mit seinem
Worte versprochen hat, als im Abendmal. Denn er ist nicht also in den Himel
gefahren, das der Himel sein Herre worden, jhn beweltiget, auffgehalten oder, wie man
sagt, arrestiret hette, sondern er hat den Himel wie ein Herr vnd Himelk
nig vnter seine gewalt eingenommen vnd ist, wie Paulus sagt,
„auffgefahren vber alle Himel“, Eph. 4,
295 also, das er h
her ist denn alle Himel, Ebr. 7,
296 durch welche phrases die schrifft nicht physicam locationem oder localem
compraehensionem, reumlich einschliessen, sonder die allerh
heste herrligkeit,
G
ttliche Maiestet, krafft vnd gewaldt anzeiget, wie dessen klare exempla sind Psalm
56, 68, 107 vnd Job 11 vnd 22.
297 Vnd in diesem artickel haben wir Paulum Eph. 4 einen gewissen
interpretem: „Er ist auffgefahren vber alle Himel, auff das er alles erf
uͤlle.“
298 Denn wenn man gleich das erf
uͤllen deutelt vnd drehet, wie man wil,
so kans doch in keinem wege physicam locationem oder localem compraehensionem
heissen, das alles erf
uͤllen so viel
||
[
N 1v:] [N 1v:] solt heissen, das Christus mit seinem
leibe nur allein an einem orthe vnd zugleich sonst nirgendts anderstwo k
nne sein.So lehret auch die schrifft nicht, das der Himel, dahin Christus gefahren, solche
reumliche arth vnd eigenschafft habe nach gelegenheit der stete vnd
rte in diesem
weltlichen leben vnd wesen, das eben darumb vnd daher Christus, weil er im Himel ist,
nicht k
nne verm
ge seines versprechens auch hieniden auff Erden in
seinem Abendmal mit seinem Leibe vnd Blute gegenwertig sein. Denn die schrifft nennet
Erstlich auch die Lufft, so vber vns ist, einen Himel, als wenn sie nennet die Vogel
des Himels.
299 Zum andern nennet Moses das Firmament, daran Sonne, Mond vnd Sternen
sind, den Himel.
300 Aber vber vnd ausser den Himeln nennet die schrifft coelos coelorum,
die Himel aller Himel, welche sie beschreibet non physicis locationibus, sed luce,
beatitudine, gloria, maiestate, virtute et potentia diuina, das ist: nicht nach
nat
uͤrlichen, reumlichen stete vnd
rter, sondern mit G
ttlichem
liecht, Seligkeit, herrligkeit, Maiestet, krafft vnd gewalt. Also, das sie dieselbigen Himel nennet
„Gottes Stuel“, Jsaie 66, Psalm 103,
301 „Gottes wohnung“, Deutero. 26,
302 die stete oder den orth seiner wohnung. Daher wir sprechen „Vnser Vater,
der du bist im Himel“ nicht der meinung, als were das G
ttliche wesen allein im
Himel vnd sonst nirgendts, sondern weil er im Himel seine Maiestet, krafft vnd alle
g
uͤter nicht in einem spiegel durch den glauben, wie
auff Erden, sondern von angesicht
zu angesicht schawen lest vnd daselbst nicht verdeckter weise vnd durch mittel vnterm
||
[
N 2r:] [N 2r:] Creutz, wie auff Erden wircket, sondern ist
ffentlich, herrlich vnd
gewaltig alles in allen. Weil nun Christus als ein gewaltiger Herr in dem Himel, da
Gott seinen Thron vnd Stuel hat, gefahren ist, so kan man f
uͤrwar darauß mit keinem
grunde schliessen, das Christus mit seinem Leibe an einem orthe im Himel, wo
derselbige auch sey, also vmbschrenckt, vmbfangen vnd beschlossen sey, das er
zugleich sonst anderstwo nicht sein k
nte, denn sonst w
uͤrde eben
dasselbige auch von der Gottheit folgen, weil wir gleuben, das Gott im Himel wohne,
ja das der Himel, wie die schrifft redet, der orth oder die stete der wohnung Gottes
sey. Item, das er von Himel herab komme vnd vber alle Himel sich erhebe. Darauß ist
klar, das in keinem wege folge, auch keinen bestendigen grundt in der schrifft habe,
weil Christus im Himel ist, das er des himels halben zugleich sonst nicht k
nne auch anderstwo sein, da er seine gegen-wertigkeit versprochen
hat.Ja, sprechen sie, wir haben von dem G
ttlichem wesen außdr
uͤckliche schrifft, das
dasselbige also im Himel sey, das er sonst zugleich auch allenthalben sey, Jsaiae
66, Jeremi. 23, Psalm 139.
303 Antwort: Wir aber haben nicht allein schrifft-, sondern Testamentsweise
ein herrliches pfandt vnd
ffentliches zeugniß im Abendmal, das Christus mit seinem
Leibe also im Himel sey, das er auch mit demselbigen bey seiner Kirchen auff Erden
gegenwertig sein w
lle. Vnd wissen gar wol, das solches nicht geschehe nach oder auß
nat
uͤrlicher arth vnd eigenschafft eines menschlichen C
rpers. Wir wissen aber auch
vnd
||
[
N 2v:] [N 2v:] gleuben, das Christus mit seinem Leibe wircke nicht allein nach vnd auß
desselbigen nat
uͤrlichen wesentlichen eigenschafften, sondern das er denselbigen
erh
het habe vber alles, was herrlich, hoch vnd krefftig genennet mag werden.
Derhalben, weil wir sein Wort haben, darin er versprochen hat, das er mit seinem
Leibe im Himel vnd zugleich auch in seinem Abendmal auff Erden gegenwertig sein
w
lle, gleuben wir, das ers verm
ge ohn zerst
rung oder verwandlung seines wahren
Leibes. Vnd das seine Himelfarth daran nicht alleine nicht hindere, sondern
dasselbige vielmehr bestetige, weil er dadurch vber alles erh
het vnd alle gewalt
auch nach seiner menschlichen natur bekommen hat, vnd bleibet gleichwol ein
wahrhafftiger Leib. So ist auch das Abendmal eingesetzt vor seiner himelfarth. Vnd da
er nach seiner himelfarth im Himel war, hat er zum Paulo das bestetiget, was auff
Erden in seinem Abendmal mit dem gebrochenen Brote außgetheilet wird, daß das sein
Leib sey, der f
uͤr vns gegeben ist. Vnd Summa Paulus, der im dritten Himel gewesen
ist, disputiret nicht de physicis locationibus ibidem, wie daselbst vmbschrieben
reumliche stete vnd
rte
sein, sondern spricht, er wisse nicht, ob er im Leibe
oder ausser
bf dem Leibe gewesen sey, vnd setzt dazu, das es vnaussprechliche Wort
sein, die er da geh
rt habe.
304 Wie kommen denn wir dazu, die wir auff Erden kriechen, das wirs nach
leiblichen, nat
uͤrlichen, reumlichen
rthe vnd steten abzirckeln vnd abmessen w
llen,
wie es im Himel aller Himel mit Christi Leibe zugehe? Augustinus, da er im gantzen
Concilio Africano sein bekentniß thut, spricht, es sey f
uͤrwitzig vnd vergebens zu
forschen, wie vnd wo Christi Leib
||
[
N 3r:] [N 3r:] im Himel sey. Man solle allein gleuben, das
er im Himel sey, denn es sey vnser gebrechlichen schwacheit viel zu hoch, des Himels
geheimniß zu erforschen. Es sey aber vnsers glaubens von der herrligkeit des leibes
Christi hoch vnd herrlich zu halten.
305 Haec Augustinus.Also vnd auff die meinung hat man von dem Artickel der himelfarth Christi in den
Kirchen der Augsp
uͤrgischen Confession bißhero gelehret, wie auch D.
Eberus in seiner Confession bezeuget, das auß der himelfarth Christi nicht folge, das er mit seinem
Leibe nicht auch auff Erden im Abendmal gegenwertig sey.
306 Vnd ist auch bey
Lutheri leben Anno 36 darauff Concordia in re
sacramentaria auffgerichtet, wie sich
Bucerus in Retractationibus erkleret, vbi
inquit: „Cum coeli, ad quos Christus ascendit, sint super omnes coelos, equidem non
ausim illos definire nisi scripturae verbis, non nostrae rationis praedicamentis.
Scripturae autem illos non nisi beatitudine, maiestate, sublimitate et virtute
bg diuina definiunt, non locorum intercapedinibus.“
307 Item: „Ista testificatione de abitione sua e mundo ad
Patrem, certum est dominum nihil docere amplius voluisse, quam se ex ratione viuendi
huius saeculi aerumnosa et sensibus exposita in gloriosam ac coelestem viuendi
rationem concedere, quae propria est resurrectionis et futuri saeculi. Haec ratio
futurae vitae sic habet, vt sicut eam nec oculus vidit, nec auris audiuit, ita nec in
cor hominis venire poßit, hoc est ratione nostra compraehendi. Nihil itaque de eo
firmum affirmari potest, an dominus corpore suo circumscriptus sit loco aliquo
coeli, sicut Augustinus et alij aliqui patres scribunt, certo verbo Dei nostra omnia
niti oportet.“
308 Haec
Bucerus.
Diese Wort
Buceri lauten auff einfeltig teutsch also: „Weil die Himel, dahin Christus
auffgefahren, vber alle Himel sind, darff ich f
uͤrwar dieselbige nicht anderst denn
allein mit vnd auß der heiligen Schrifft Worten be-
||
[
N 3v:] [N 3v:]schreiben vnd nicht nach
vnser vernunfft nat
uͤrlicher beschreibung. Die heilige Schrifft aber beschreibet
dieselbige Himel nicht anderst denn allein mit G
ttlicher seligkeit, Maiestet,
herrligkeit, hoheit vnd krafft, vnd beschreibet sie gar nicht mit vnterscheit der
stette vnd
hrter.“ Jtem: „Wenn Christus bezeuget, das er auß dieser Welt zum Vater
gehe, so ist gewiß, das er damit anderst nichts hab lehren w
llen, denn das er auß
der arth vnd weise zu le-ben, so in dieser Welt elendt vnd empfindtlich ist, in eine
herrliche vnd himlische arth vnd weise zu leben gehe, welche eigentlich geh
ret zu
der Aufferstehung vnd in die k
uͤnfftige Welt. Mit derselbigen arth aber des
k
uͤnfftigen lebens verhelt sichs also, das wie dieselbige kein Auge gesehen vnd kein
Ohr geh
ret, also kan sie auch in keines Menschen Hertz kommen, das ist: Wir k
nnen sie mit vnser vernunfft nicht begreiffen. Derhalben k
nnen wir auch dauon nichts, das bestendig vnd gewiß sey, sagen, ob
Christus nach seinem Leib mit einem gewissen orth des Himels vmbschrieben sey.
Augustinus vnd etliche andere Patres schreiben wol also, aber vnser ding muß alles
grundt haben in klaren gewissen außdr
uͤcklichem Worte Gottes.“ Das sind
Buceri Wort,
darin er fasset die meinung, auff welche Anno 1536 die vereinigung der Oberlendischen
Kirchen mit den Sechsischen vber den Sacramentshandel gemacht worden ist.
Philippus etiam in libello De sententijs veterum inquit: „Augustinus in dicto illo
‚Corpus domini, in quo resurrexit, in vno loco eße oportet‘ non loquitur de coena
domini, sed loquitur de conuersatione visibili, qualem oportet esse docentis, hanc
negat Christo competere passim. Neque vero quisquam mihi persuaserit, Augustinum hoc
loco sic alligare corpus Christi ad vnum
||
[
N 4r:] [N 4r:] locum, vt nusquam alibi esse
confirmet, praesertim cum scriptura nusquam affirmet, Christum ita vno in loco esse,
vt alibi esse non possit. Quid enim afferri potest praeter humanae rationis iudicium,
cur hoc modo Christum includamus in vnum locum?“
309 Haec
Philippus. Das ist: Also schreibt auch
Philippus in dem
B
uͤchlein, darin er der alten Veter spr
uͤch vom Sacrament zusamen bracht hat: „Man hat
wol einen Spruch
Augustini, das des Herrn Christi Leib, in welchem er Aufferstanden,
m
uͤsse an einem orthe sein. Aber
Augustinus handelt in dem Spruch nicht vom Abendmal,
sondern redet von der sichtlichen beywohnung vnd wandel, wie eines lehrers oder
Predigers sein muss, vnd auff solche weise, spricht er, sey Christus nicht
allenthalben. Es wird mich aber niemandt bereden, das
Augustinus in dem spruche
Christum also an einen orthe binde, als were er sonst nirgendts anderstwo,
f
uͤr-nemlich weil die schrifft nirgents sagt, das Christus also an einem orthe sey,
das er sonst anderstwo nicht sein k
nne. Denn was kan man sonst
anderst f
uͤrbringen als menschlicher vernunfft gedancken vnd vrtheil, warumb man
Christum auff solche weise an einen orth einschliessen solte?“ So fern
Philippus.Bey der alten lehre vnd bey dem alten Glauben der Kirchen der Augsp
uͤrgischen
Confession wieder alle Sacramentschwermer begeren wir zu bleiben, klagen allein
dar
uͤber, das etliche newe Theologen dauon abweichen vnd an des stadt Zwinglische vnd
Caluinischen reden, grundt vnd meinung in die Kirchen einf
uͤren w
llen vnd sich nicht
schewen, auch
Lutheri Haußpostil (da er spricht, Christus sey nicht hieniden auff
Erden blieben)
310 auff die
||
[
N 4v:] [N 4v:] Sacramentirische meinung anzuziehen, weil er doch
eben an demselbigen orthe die erklerung bald dabey setzt, Christus sey nicht auff
Erden blieben, der welt vnd jhres Reichs zu gebrauchen, wie er auch daselbst eben
auff die meinung redet, Christus f
uͤre sein reich nicht hie vnten auff Erden, nemlich
nach weltlicher weise, da doch sonst sein Himelreich auff Erden bey vns, jha in vns
ist, Luc. 17.
311 Lutheri meinung von der Himelfarth Christi.
Vnd weil die newen Theologi sich auff
Lutherum in diesem artickel beruffen, w
llen
wir einen illustrem locum ex
Luthero von demselbigen artickel alhie einf
uͤhren, auff
das die newen Theologi darin sich spiegeln m
uͤgen vnd sehen, wer vnd was sie sein, vnd
das der Leser diesen orth
Lutheri gegen der newen Theologen Catechismum, Grundfest,
Grammaticam disputationem vnd Fragst
uͤcken halten vnd also vrtheilen m
uͤge, wof
uͤr er
die newen Theologes halten solle. Wir w
llen aber solchen orth dißmal nicht nehmen
auß
Lutheri Streitschrifften wieder die Sacramentschwermer, denn dieselbige stellen
die newen Theologi an seinen orth
312 (wie sie reden), sondern auß seinen sch
nen trostreichen Predigten vber
das 17. Capittel Johannis, Tomo Jenensi 6 pag. 189:
313 „Hie hebet sich eine frage“, spricht
Lutherus: „Weil Christus sagt, er
komme zum Vater, so muß er je in der Welt bleiben. Denn wir gleuben ja also, das Gott
||
[
O 1r:] [O 1r:] an allen
rthen sey, also das er allenthalben, wo man jhn suchet vnd
anruffet, gegenwertig ist vnd lest sich fin
den.“ „Wie spricht er denn hie, das er
nicht mehr in der Welt sey, vnd macht ein gepler fFr die Augen als fFre er ferne
hinweg, das wir jhn nicht mehr k
nten bey vns haben? Antwort: Dauon
pflegt man auff zweierley weise zu reden. Einmal Schwermerisch, das er so
hinauffgefahren sey vnd droben im Himel sitze als in einem Schwalbennest; gauckeln
also mit den gedancken nach den Augen vnd gesicht, welches nur an einem orthe auff
einmal hafftet vnd nicht zugleich gehn Himel vnd auff Erden sehen kan, als mFsse er
auch also an einem orth gefangen vnd vmbzirckelt sein, das er dieweil nicht anderstwo
sein mFge. Wollen darnach nach jhrem sehen vnd gedancken auß diesem vnd dergleichen
sprFchen folgern, Christus k
nne nicht mit seinem Leib vnd Blut
allenthalben im Sacrament sein. Wir aber antworten nach der Schrifft vnd sagen: Jn
der Welt sein heißt in diesem eusserlichem, sinnlichen, entfindtlichen wesen sein,
das ist in dem Leben, das die Welt braucht vnd lebet, welches heißt ein natFrlich
Leben, darin man Essen, Drincken, Schlaffen, Arbeyten, hauß vnd hoff haben Vnd Summa
der Welt brauchen muß vnd aller noturfft dieses lebens. Wiederumb heissen die nicht
mehr in der Welt sein, die von dem allen, so jetzt erzelet, entzogen vnd gescheiden
sind, das sie nicht dFrffen Essen, Drincken, gehen, stehen vnd kurtz keiner
natFrlichen leiblichen wercken leben, welches hat der Proph. Jsa. 53 mit feinen
worten geredt, da ers heißt ‚von dem Lande der lebendigen weggerissen‘ [O 1v:] oder,
wie wir sagen, von diesem Leben abgeschnitten. Nicht das er allerding auß der Welt
gescheiden vnd nimmer bey vns sey, sondern das er sein nicht darff pflegen wie ein
Mensch seines leiblichen lebens, darumb lebt er nun nimmer weltlich, das ist diß
leiblichen lebens vnd notturfft. Darumb ists eitel
314 alfentzerey vnd lose
315 teiding mit jhren gedancken, wenn sie trewmen, auß der Welt zum Vater fahren
sey auß Himel vnd Erden weggefahren an einen sondern orth. Sonst mFste der Teuffel
allein in der welt regieren, das Gott keinen raum hette vnd Christus weder im
Sacrament noch in der Tauffe, jha nach jhrer volge auch nicht in der gleubigen
hertzen kFnte sein. So ists nun viel ein ander ding in der Creatur sein – das ist an
dem orth, da die Creatur ist – vnd in der welt sein. Sie sind in der welt, sagt er,
das ist sie leben, wie man in der welt lebt, brauchen des leibes wercken, der FFnff
sinne, aller Element, ohn welches diß weltliche wesen vnd leibs leben nicht kan
erhalten werden. Jch aber gehe dauon, das ist Jch verzeihe vnd entziehe mich alles
leiblichen wesens, Essens vnd Drinckens, wircken vnd leidens vnd aller eusserlichen
geselschafft. Darumb bleib dabey, das Christus, wenn er mit seinem Leib vnd Blut im
Sacrament vnd mit seinem Heiligen Geist vnd gantzem G=ttlichem wesen in der Tauffe
ist, so ist er nicht in der welt, denn er gehet, stehet vnd wandelt, redet nicht vnd
treibet kein werck, so auff Erden geschicht. Sonst k
nte der Text
nicht stehen, so da folget: ‚Vnd ich komme zu dir.‘ Denn sage mir, wo ist der Vater?
Freilich nicht droben im Schwalbennest. Kompt [O 2r:] er aber zum Vater, so muß er
vberall sein, da der Vater ist. Nun ist der Vater allenthalben in vnd ausser Himel
vnd Erden vnd alle Creaturen, das man jhn an kein sonderlich orth binden oder hefften
kan, wie die Stern am Himel gehefftet sind. Denn wir mFssen sagen vnd gleuben, das er
bey vns sey, wo wir jhn anruffen im Kerker, Wasser, Fewr vnd allen n
ten. Aber diesen Text
316 mFssen vnsere Schwermer nicht h=ren noch sehen, sondern
317 vberhinfladern vnd nur ein stFck herauß zwacken, das sie fFr sich nehmen k
nnen. Aber dauon ist anderstwo gnug
318 gehandelt.“ Haec Lutherus.Also schreibet auch der alte D. Pomeranus im BFchlein von den Kelchdieben: „Vnser
Sacramentschender
319 geuckeln mit menschlichen vnd vernFnfftigen gedancken wider die Warheit der
wort Christi vom Sacrament vnd gehen zu Rath, in welchem orth oder winckel im Himel
sie den verklerten Leib Christi w=llen hinsetzen, das er vns jha im Abendmal nicht
hindere, vnangesehen das er vns solches zusagt, gleich ob der allmechtige Christus,
der in der herrligkeit des Vaters ist, nicht k
nne thuen, was er
wil, oder nicht geben seinen Leib vnd Blut im Sacramente darumb, das es menschliche
sinne vnd vernunfft nicht begreiffen k
nnen, wie es zugehe.“ Jtem:
„Sie lauffen das wilde hundert mit jhren Schwarmk
pffen, so sind sie
in Mose, so im newen Testament, so in den Propheten oder Historien, so in Apocalipsi,
so in Jndien, so in Jßlandt, vnd suchen allenthalben, das sie mFgen beweisen, das
wir nicht Essen vnd Drincken den wahren Leib vnd Blut Christi im Sacramente. Darnach
fFhret sie jhr Geist [O 2v:] auch in den Himel, das sie sagen, Christus sey zu der
rechten Handt Gottes, darumb k
nne er vns nicht sein Leib vnd Blut
im Abendmal geben, wenn er auch gleich saget:
bh ‚Das ist mein Leib.‘“ Jtem: „Das aber die tolle vernunfft hie lestert: ‚Wie
kan ein menschlich Leib außgerecket werden vber Himel vnd Erden, das er sey, da Gott
ist?‘, das gibt dem glauben nicht zu schaffen, der helt sich an Gottes Wort
vnangesehen die sinne oder vernunfft. Vnd Christus hat nach seinem leiden nicht einen
menschlichen Namen bekommen,
bi den die vernunfft außspeculiren kan, sondern einen Namen vber alle Namen,
vnd sol nun erkandt vnd bekandt werden in der herrligkeit seines Vaters“
320 etc. Haec Pomeranus.Vom sitzen zur Rechten Gottes.Zum FFnfften: Weil Christus also gehn Himel gefahren, das er sich gesetzt hat zu der
rechten der Maiestet vnd krafft Gottes, muß derselbige artickel auch erkleret vnd
nach demselbigen die Himelfarth Christi verstanden werden. Weil aber Gott ein
Geistliches vnendlichs wesen ist, welches leiblicherweise weder lincke noch rechte
seite hat, muß diß sitzen nicht also verstanden werden, spricht Lutherus, „wie man
den Kindern pfleget fFrzubilden einen gauckel Himel, darin ein GFlden Stuel stehet
vnd Christus neben dem Vater sitze in einer
321 Korkappen vnd GFlden Krone gleich wie es die Mahler
322 mahlen“, sondern weil das sitzen [O 3r:] vnd der Stuel oder Thron eine
Herrschaft vnd Regiment in der Schrifft bedeuten, muß dieser artickel verstanden
werden, wie jhn die Schrifft außleget. Denn das Psa. 110 Dauid spricht: „Setze dich
zu meiner
323 rechten“, das erkleret Paulus 1. Corinth. 15 also: „Er muß herrschen, biß das
er alle seine Feinde zu seinen FFssen
324 lege“, vnd Ebr. 8: „Wir haben einen solchen hohenpriester, der da sitzt zu
der rechten auff dem Stuel der Maiestet im Himel vnd ist ein pfleger der Heiligen
GFter vnd der wahrhafftigen hFtten, welche Gott auffgerichtet hat vnd kein
325 Mensch.“ Derhalben heißt das sitzen Christi zur rechten Gottes seine
volkommene vnd von aller schwacheit gefreyete erh=hung zum k
niglichen vnd Priesterlichen ampt, das er sey das Haupt seiner Gemeine, das er
seine herrschafft vnd regierung als ein gewaltiger k
nig,
hoherpriester vnd haupt herrlich vnd gewaltig erzeige vnd beweise, nicht allein in
=ffentlichen schawen im Himel, sondern auch durchs Wort vnd im Glauben hieniden bey
seiner Kirchen auff Erden, Acto. 2 vnd 5, 2. Corinth.
326 5. Er fFret aber vnd verrichtet solch sein k
niglich vnd
hohes Priesterlichs ampt nicht allein nach der G=ttlichen, auch nicht allein nach der
menschlichen, sondern in vnd nach beiden naturen als Gott vnd Mensch. Daher wird das
sitzen Christi zur rechten Gottes erstlich also verstanden, das Christus dem Vater
allenthalben gleich wahrer Gott, eines wesens, gleicher macht vnd ehre sey mit dem
Vater, wie es Lutherus vber den 110. Psalm
327 außlegt, welchs der G=ttlichen natur in Christi eigenschafft ist. Vnd nach
derselben G=ttlichen natur ist er von Ewigkeit zur rechten Gottes gesessen, jha ist
die rechte Gottes selbs. Aber weil die Schrifft sagt, das [O 3v:] Christus in der
zeit nach seinem leiden vnd durch seine Himelfarth sey zur rechten Gottes gesetzt,
kan dasselbige nicht nach der Gottheit alleine (sicut apud Philastrium quidem
haeretici
328 finxerunt), sondern muß auch nach der menscheit et respectu humanitatis
verstanden werden, wie Theodoretus ex patribus beweiset, das nach der erh=heten
menschlichen natur das sitzen zur rechten Gottes verstanden solle
329 werden. Vnd Lutherus vber die Epistel am Christage spricht, das sitzen zur
rechten der Maiestet ist nach der menschlichen natur gesagt, in welcher er auch der
SFnden reinigung zugerichtet
330 hat. Also ists war, das Gottes Sohn sitze zur rechten der Maiestet, wiewol
das allein nach der menscheit geschicht, denn nach der Gottheit ist er auch selbs die
einige Maiestet mit dem Vater, zu welcher rechten er sitzet etc.Vnd durch solch sitzen zur rechten Gottes wirdt die menschliche natur in Christo mit
der Gottheit nicht confundiret oder derselbigen gleich, sondern ist vnd bleibet auch
in der herrligkeit eine Creatur vnter Gott, wie Lutherus
331 spricht. Sie wird aber durch solch sitzen erh=het zur rechten der Maiestet
vnd krafft Gottes, Ebre. 1, Lucae
332 22. Vnd dieselbige erh=hung begreifft in sich erstlich, wie Paulus es
erkleret Ephe. 1, das die wirckung der Allmechtigen G=ttlichen krafft pers=nlich,
v=llig, herrlich vnd =ffentlich wircket in der erh=heten vnd nunmehr von aller
schwacheit befreyeten menschlichen natur in
333 Christo. Darnach, das dieselbige menschliche natur in Christo nun auch in vnd
fur sich vber alle gewalt vnd herrschaft so genennet werden mag, erh=het ist vnd
alles vnter jhrer gewalt hat sine confusione et exaequatione naturarum, wie droben
erkleret
334 ist. Daher [O 4r:] spricht Lutherus vber die Epistel am Christage: „Wir
mFssen gleuben, das Christus nicht allein ist nach der Gottheit vber alle ding,
sondern auch nach der menscheit also, das Christo dem menschen alle Creatur vnterthan
vnd vnterworffen
335 sindt“ etc. Derhalben geh=ren zu dem gantzen Christo, auch nach seiner
menschlichen natur, salua tamen naturarum differentia, diese sprFche Mat. 28: „Mir
ist gegeben alle gewalt im Himel vnd auff
336 Erden“, Joh. 3 vnd 13: „Der Vater hat jm alles in seine hende
337 gegeben“, Psalm 8, Eph. 1, Ebre. 2, 1. Corinth. 15: „Er hat jhm alles
338 vnterthan.“ Weil nun Christus also ist gehn Himel gefahren, das er auch nach
seiner menschlichen natur sitzet zur rechten der Maiestet vnd krafft Gottes, so
volget vnwidersprechlich, das Christus auch mit seiner angenommenen menschlichen
natur sein vnd wircken k
nne, fFrnemlich was sein ampt belanget, wo
vnd wie er wil, nicht allein so ferne, weit vnd hoch die natFrliche wesentliche
eigenschafften seiner menschlichen natur sich erstrecken, sonder fFrnemlich nach der
herrligkeit, krafft vnd gewalt, zu welcher sie zur rechten Gottes erh=het ist. Das
er aber bey seiner Kirchen auff Erden sein vnd wircken w=lle nicht allein nach seiner
G=ttlichen, sondern auch nach vnd mit seiner menschlichen natur, des haben wir ein
gewisses Wort vnd verheissung in dem Testament des Sohns Gottes in seinem Abendmal,
wie das droben weitleufftiger erkleret ist.Hierauß ist nun klar, das alle diejenigen, so mit den Sacramentarijs Christum also an
einen gewissen orth im Himel setzen, das er mit seinem Leibe nicht solle auch
hieniden bey seiner Kirchen auff Erden sein, da ers doch in sei-[O 4v:]nem Testament
bezeuget hat, das sie jn damit von der rechten der Maiestet vnd krafft Gottes gerne
stFrtzen wolten. Vnd wird damit erfFllet werden, das Lutherus sagt vber die drey
Symbola: „Es werden kommen vnd sind bereid viel fFrhanden, die werden nicht gleuben,
das Christus sey von den Todten aufferstanden noch sitze zur rechten Gottes, die
werden dem faß den boden außstossen vnd des spiels ein ende machen, denn damit wird
der gantze Christus
339 vntergehen.“ Haec Lutherus.Von dem Spruch Actorum iij:ob Christus den Himel als ein Herre eingenommenOder ob der
Himel Christum gefangen habe.Zum letzten mFssen wir auch erinnerung thun von der Sacramentirischen Version Acto.
3, „Oportet Christum coelo capi.“ Das ist, da wir in vnser Deutschen Bibel haben:
„Christus muß den Himel
340 einnehmen“, braucht der newe Catechismus eine Sacramentirische dolmetschung:
„Christus muß vom Himel eingenommen
341 sein.“ Nun ist kunt vnd offenbar, das in allen Kirchen der AugspFrgischen
Confession biß auff diese zeit dieselbige Version nicht allein vngebreuchlich
gewesen, sondern als Sacramentirisch verworffen ist worden, jha die Sacramentirer
selbs, als Caluinus vnd die
342 Tigurini, haben bißhero dieselbige Version nicht dFrffen brauchen noch k
nnen billichen. Allein das es Beza post
343 Castalionem gewagt hat vnd also
344 vertiret: [P 1r:] „Oportet Christum coelo capi“, hoc est, sicut ipse
interpretatur, „coelo contineri et
345 comprehendi“. Dieselbige Sacramentirische Version haben nun die jungen
Theologi nicht allein in jhrem newen Catechismo brauchen, sondern in erfolgten
schrifften gar Canonisieren w=llen. Vnd das der Leser die sache recht verstehe, ist
es nicht darumb zu thun, wie jhr
346 Procurator glosieret, ob man auch von der Himelfarth Christi paßiue m=ge
reden, wie Lucas vnd Marcus reden: „Er ist auffgenommen gehn Himel“ oder „ist
auffgehaben gehn
347 Himel“, wie sie jetzundt
bj den deutschen Leser auch gerne bereden wolten, „Coelo capi“ heisse nicht
anders denn „im Himel auffgenommen sein“, sondern es weiß ein jeder, der ein wenig
Latein verstehet, das „Coelo capi“ localem inclusionem mit sich bringe. Als wenn die
Lateinische Bibel von Gott spricht 3. Reg. 8: „Coeli coelorum te capere non
348 possunt“. Vnd die newen Theologi erkleren sich in jrer Grammatica
disputatione eben vnd gleich wie Beza, daß sie das „Coelo capi“ verstehen „pro
contineri“. Das ist, das Christus mit dem Himel vmbfangen, eingefasset oder
beschlossen sey wie das Blut in den Adern, das Wasser in den
349 R=ren. Vnd das erkleren sie in jhren newen FragstFcken dermassen, das
Christus mit seinem Leibe an einem gewissen orthe im Himel also sey, das er mit
seinem wesentlichen Leibe hieniden bey seiner Kirchen auff Erden nicht gegenwertig,
sondern abwesend
350 sey. Vnd das ists, darumb es zu thun ist in der Version Actorum 3. Denn
dieselbige verfelschung des Texts, damit sie dem Caluinischen Schwarm auch in die
Bibel gern bringen wolten, beschFldigen wir, k
nnen, w=llen vnd
sollen dieselbige in vnser Kirchen vnd Schulen nicht einschieben lassen. Es w=lle
aber auch der guthertzige Leser betrachten, [P 1v:] was fFr glosen die newe Theologi
herfFrbringen, solche Sacramentirische Version zu vertheidigen vnd also der Kirchen
auffzudringen. Sie sagen, weil es oratio
351 infinitiua ist, so mFge man das einnehmen deuten auff Christum oder auff
den
352 Himel. Das ist, wie vor zeiten die LFgengeister jhre oracula auff schrauben
setzten, das sie zu beiden henden recht k
nten sein, als „Aio te
Aeacida Romanos vincere
353 posse“, welches man deuten kan ebensowol, das die R=mer Pyrrhum, als das
Pyrrhus die R=mer vberwinden wFrde. Also wil man nun auch die SprFche der schrifft
auff solche schrauben setzen, das man jha balde Actorum 3 verstehen mFge, das der
Himel Christum eingenommen, beschlossen oder, wie man in gemeiner sprache redet,
arrestirt habe, als das Christus den Himel als des Himels Herre eingenommen
habe.Noch viel
bk liederlicher
354 aber ist, das sie in Grammatica disputatione schreiben, sie haben dieselbige
Sacramentirische Version darumb in jhrem Catechismo gebraucht, denn zu der zeit sey
jhnen dieselbige also in den sinn
355 kommen. Was h=re ich aber? Wenn newen Leuten etwas in den sinn k
mpt, wens gleich Sacramentirisch ist, wie von dieser Version
offenbar, so sol balde alle Welt schweigen? Vnd nach dem Bepstischen recht niemandt
sagen dFrffen: „Quid facis?“ Es m=chte jhne wol was anders in den sinn kommen
etc.Aber das ist allererst ein MeisterstFck, das sie fFrgeben, Lutherus selbs hab es
ebenso wie die Sacramentirer vertiret, denn im Lateinischen Testament, so Anno [P
2r:] 29 vnter Lutheri namen
356 gedruckt, stehe also „Oportet Christum coelo suscipi“. Vnd da w=lle der
fromme Leser gute acht auff geben, das man vns zugleich Lutheri Catechismum vnd seine
Bibel wil vngewiß machen. Es leben noch glaubwirdige Personen, die noch wol gedencken
vnd wissen, das dieselbige latina translatio, etzliche Jahr nachdem sie albereit
gedruckt gewesen, von Luthero hinterhalten sey worden, ohn zweiffel nicht ohn vrsach,
denn er sie selbs nicht gemacht, wie auch die BFcher darin nicht auff Lutherisch
nacheinandergeordnet sindt. Aber was
357 dFrffen wir dieses disputiren? Wer da eigentlich vnd grFndtlich wissen wil,
welches Lutheri rechte wahre dolmetschung sey, der nehme nur sein new Teutsch
Testament fFr sich, da wirdt er finden baldt im anfang eine kurtze prefation, darin
diese Wort Lutheri stehen: „Diß Testament sol des Luthers newe Testament sein, denn
meisterns vnd klFgens ist jetz weder maß noch ende, vnd sey jederman gewarnet fFr
anderen Exemplaren, denn ich bißhero wol erfaren, wie vnfleissig vnd falsch vns
andere
358 nachdrucken“ etc. Vnd wenn man gleich hart vber das „Coelo suscipi“ halten
wil, so gibts allein den verstandt wie Marcus vnd Lucas reden: „Er ist auffgenommen
gehn
359 Himel.“ Es verstehet aber jha alle Welt wol, die nur ein wenig Latein weiß,
das es nicht ein ding ist „Coelo suscipi“ et „coelo capi, hoc est, contineri seu
comprehendi“, wie sie es selber interpretiren. Derhalben werden sie auß dem suscipi
noch lange des Beza capi oder comprehendi vnd jhr contineri nicht beweisen.Eben solch ein sch=n Argument ist auch diß, das in Nazianzeno, da der Arrianer
obiectiones recitiret werden, [P 2v:] der locus Actorum 3 paßiue angezogen
360 wirdt. Denn wir jha von den Arrianern nicht werden den rechten text nehmen,
vnd Nazianzenus, eben da es gleich paßiue angezogen wirdt, in keinem wege verstehet
localem inclusionem wie Beza, sondern das Reich Christi, das er im Himel eingenommen
vnd mit herrlicher gewalt fFret, nicht allein im Himel, sondern allenthalben. Was
sonst von arth vnd eigenschafft der Griechischen w=rter in dem spruch zu sagen, sol
etwa in einer Lateinischen schrifft außgefFret werden.Letzlich, da sie nicht fFrFber k
nnen, sondern den text Lucae vnd
Lutheri versionem actiuam mFssen stehen lassen, hangen sie doch daran, das Bezae
paßiua versio, nemlich das Christus im Himel eingefasset oder beschlossen sey, zum
text sich besser schicke denn des Lutheri dolmetschung, das Christus den Himel
eingenommen habe, wie Beza jetzunt =ffentlich schreibet, das Lutheri dolmetschung an
diesem orth praua, falsch vnd vnrecht
361 sey. Aber der gantze text saget Nein dazu. Denn auß dem wunderwerck, so an
dem Lamen geschehen, nimpt Petrus vrsach zur vermanung an seine zuh=rer, das sie
Christum wolten annehmen, vnd auch zur warnung, das sie jhn jha nicht verachten
sollen. Vnd auff beides fFret er das Argument, Christus sey nun nicht mehr in solcher
schwacheit wie zur zeit seiner niedrigung, sondern habe nun als ein gewaltiger
Himelk
nig den Himel vnd das Reich des Himels eingenommen,
darumb er den gleubigen helffen k
nne, wie er an dem Lamen beweiset,
vnd auch k
nne die verechter vnd verfolger straffen. Weil aber
dasselbige auff Erden nicht =ffentlich geschawet, sondern vnter dem Creutz mit Gottes
lang-[P 3:]mFtigkeit verdecket wirdt, daher die gleubigen kleinmFtig vnd die
Gottlosen verstockt werden. Darumb spricht Petrus, Christus habe den Himel
eingenommen, da er die herrligkeit vnd gewalt seines Reichs =ffentlich schawen lest.
Aber auff Erden sey es noch verdecket, es werde aber ein Tag kommen, da alles auch
auff Erden also werde zurechte gebracht werden, wie es jetzundt im Himel ist. Das ist
die eigentliche meinung der Predigt Sanct Petri, wie ein jeder jm text sehen kan.So ist auch der spruch, darFber wir disputiren, also gesetzt, das er mit dem anhange
„biß auff die zeit“ gleichwie mit Fingern die außlegung selbs zeiget vnd weiset. Denn
da Petrus spricht: „Christus muß den Himel einnhemen biß auff die zeit der
362 erwiederbringung“, das redet Dauid also: „Setzte dich zu meiner rechten, biß
ich deine Feinde dir lege zum
363 Fußschemel.“ Vnd Paulus erkleret das also 1. Co. 15: „Er muß herschen, biß
das er alle seine Feinde vnter seine FFsse
364 lege.“ Da siehet ein jeder klerlich, das den Himel einnhemen heisse
ebensouiel als zur rechten Gottes sitzen vnd herrschen. Darumb kan vnd sol man fFrwar
wieder der Schrifft außlegung aus dem spruche Acto. 3 keine localem inclusionem
machen, wie die newen Theologi mit jhrem Beza thun.Vnd das wir darFber so hart streitten, das wir Christum nicht allein nach seiner
Gottheit, sondern auch nach seiner menscheit bey vnd auff Erden in seinem Abendmal
gegenwertig haben vnd behalten mFgen, dazu bringen vns die Wort des Testaments
Christi vnd der herr-[P 3v:]liche sch=ne trost, den wir darauß in dieser vnser
schwacheit auff Erden haben, welchen wir nicht mit vnserm, sondern mit D. Eberi
worten hieher setzen w=llen, auff das darauß ein jeder sehen m=ge, das man noch vor
Neun jharn zu Wittenberg so nicht gelehret hat, wie die newe Theologi jetzundt
schreiben, nemblich das die verheissungen Christi, das er bey vns auff Erden sein
w=lle, von seiner Gottheit allein verstanden sollen werden, vnd das er mit seinem
Leibe vnd Seele hieniden auff Erden bey vns nicht gegenwertig, sondern abwesend
sey.Die Wort D. Eberi sindt diese: „Es w=lle ein jeder verstendiger betrachten, wie
gefehrlich mit armen hochbeschwerten vnd geengsten gewissen diese handelen, die nur
die Geistliche niessung des Leibs Christi im Abendmal zulassen, den man mit dem
Glauben zur rechten Handt Gottes im Himel suchen vnd also Geistlich Essen mFsse. Denn
obwol dieses auch ein trost ist, da man mich in solchem schmertzen vnd angst meines
gewissens gehn Himel weiset vnd heisset mich, den Herren Christum, zur rechten Gottes
sitzende vnd herschenden, anschawen vnd mit brFnstigem Geist vnd glauben Essen vnd
fassen, so ist doch nicht jederman so geistreich vnd starck im glauben, das er sich
also mit seinen gedancken baldt kFndte in die h=he schwingen vnd den trost an dem
Herrn Christ zur rechten Gottes suchen. Denn vielen betrFbten hertzen mangelt es an
solchem
365 steyfen Glauben, derer gewissen von SFnden so hart beschweret vnd geengstet
ist, das sie jhre Augen nicht wol
366 dFrffen gehn Himel auffheben aus forcht G=ttliches zorns; wil
367 geschwiegen, das sie baldt solten mit einem star-[P 4r:]cken glauben so
frisch vnd keck durch alle Himel hindurch rauschen vnd des Herrn Leib alda
368 anplatzen vnd gleichsam gefangen nehmen. Vnser lieber Herr Christus aber
weiß, wie er mit vns Elenden Leuten vmbgehen solle, denn er kennet der verderbten
menschen schwacheit vnd sonderlich der armen, erschrockenen SFnder
369 bl=digkeit vnd weiß, wie ein zart ding es ist vmb eines Christen glauben.
Darumb rufft er jhn nicht baldt zu sich hinauff in seine vnendliche Maiestet zur
rechten seines Himlischen Vaters, sondern weiset vns auff sein Wort, das er auff
Erden durch einen anderen Menschen mir in meine Ohren sprechen vnd schallen lesset,
da sol sich mein hertz auffleihnen vnd also der glaube anfahen, vnd da er noch
schwach ist, weiset er mich weiter zu seinem Abendmal, das auff Erden gehalten wirdt.
Da wil er selbst pers=nlich gegenwertig sein vnd mir seinen wahren Leib, den er zur
rechten Gottes sitzen hat, hie auff Erden selbst geben in meinen mundt zu essen vnd
sein Reines lebendigmachendes Blut zu drincken mit vberreichung des natFrlichen Brots
vnd Weins; daran sol ich nicht zweiffeln, sonder jhm sicher gleuben, er wil vnd kan
mich nicht betriegen, des sol ich mich gentzlich zu jhm versehen. Also k
mpt mein lieber getrewer Herr zu mir, da mir vnmFglich ist, zu jhm
zu kommen, vnd dahin fordert er mich auch mit seiner tr=stlichen lockung vnd
ernstlichem beuelch, da er spricht: ‚Kommet her zu mir alle, die jhr mFhselig vnd
beladen seidt. Jch wil euch erquicken. Kompt her‘, [P 4v:] spricht er. ‚Wohin, lieber
Herr? Wo bistu anders denn zur rechten Gottes im Himel, wie mein artickel des
Glaubens außweiset vnd wie mich diese Geistreiche vnd starckgleubige lehrer heissen
dich suchen?‘ ‚Recht ists, das du s=lches gleubest, das ich zur rechten meines Vaters
sitze. Aber wenn ich dich heisse zu mir kommen, so beger ich nicht, das du baldt mit
deinem gedancken vnd glauben in die vnendliche h=he vnd weite vber alle Himel
fahrest, denn solchs (weiß ich wol) ist deinem mFden vnd hochbeschwerten vnd mit
SFnden hart beladenen hertzen nicht mFglich, so wenig einem alten, krancken Man
mFglich wer, mit einem
370 Malder Korn auff einen hohen Berg auffzusteigen. Aber kom her zu mir an den
orth, dahin ich zuuor zu dir kommen bin.‘ ‚Wo ist das?‘ ‚Auff Erden, da du
kriechest, da ich zuuor geprediget hab vnd durch meine Diener noch Predige, da ich
im Abendmal meinen Leib vnd Blut wesentlich gegenwertig außtheile, da wirstu mich
gewißlich finden, nemblich im Heiligen
371 Predigampt.‘“ Haec Eberus.Diß ist kFrtzlich vnd einfeltig die lehre, wie in diesen Sechsischen Kirchen von den
obgemelten artickeln bißhero einfeltig vnd bestendig wieder die Sacramentirer
gelehret worden ist. Vnd weil dieselbige lehre in der Schrifft gegrFndet, in der
alten rechtgleubigen Kirchen bestetiget vnd in allen Kirchen der AugspFrgischen
Confession bißhero also wieder die Sacramentschwermer gefFret, sindt [Q 1r:] wir
durch Gottes gnade entschlossen, dabey zu bleiben vnd zu verharren, haben aber
jetziger zeit dieselbige wie eine gemeine Confession dieser Kirchen repetiren vnd
publiciren w=llen, auff das wir durch diesen warhafftigen bericht vnd durch solche
klare grFndtliche erklerung die vnerfindtliche aufflagen aller alten, grewlichen,
verdampten Ketzereyen, damit etzliche diese Kirchen vnd jhre lehrer felschlich in
=ffentlichen schrifften außtragen vnd beschweren, ablehnen Vnd fFr allen Kirchen, so
der AugspFrgischen Confession mit warheit verwandt, hiemit =ffentlich bezeugen
m=chten, das wir von diesen artickeln nichts frembdes noch newes, sondern schlecht
vnd recht nach dem fFrbild der lehre, so diese Kirchen auß Gottes Worte durch den
lieben Lutherum empfangen, wie auch dieselbige von den stenden der AugspFrgischen
Confession wieder die Sacramentschwermer auff allen Reichstagen bekennet worden,
also halten vnd lehren, das wir der Zwinglischen vnd Caluinischen Sacramentirer
gegenlehr außdrFcklich vnd =ffentlich straffen, verwerffen, widerlegen vnd vnsere
zuh=rer dafur trewlich nach dem exempel der AugspFrgischen Confession, welche im
Zehenden artickel spricht, das der Sacramentirer gegenlehre solle verworffen werden,
wahrnen.Haben auch hiemit ampts halben vnsere Kirchen vnd alle, so die reine Lutherische
lehre von dem einfeltigen verstande der Worte des Testaments Christi von der wahren
wesentlichen gegenwertigkeit seines Leibes vnd Blutes im Abendmal wieder alle
Sacramentirer durch Gottes gnade zu behalten begeren, trewlich warnen w=llen vnd [Q
1v:] sollen, das sie darauff fleissig achtgeben, was die newe Theologi damit vnd
darunter suchen, das sie alle der Caluinisten phrases, neruos et fundamenta, rede,
lehr, meinung vnd Grundtfest brauchen, billigen, verthetigen vnd dagegen die
fundamenta, so Lutherus allzeit vnd allwege wider die Sacramentschwermer gefFret vnd
getrieben, verkeren vnd dieselbige verketzern vnd verdammen. Haben also vnsere von
Gott vns befohlene Kirchen durch desselbigen gnade hiemit verwahren w=llen fFr den
schedlichen Caluinistischen pracktiken, dadurch man jetzundt die Caluinische phrases,
neruos et fundamenta, sprache vnd Grundtfest vnter die leute sprenget vnd vnter einem
anderen schein in vnsere Kirchen einschieben will.Haben aber diß alles ohn schmechwort vnd ohn alle bitterigkeit thun w=llen, das
jedermenniglich in der that vnd im wercke spFren vnd vernehmen mFge, das wir nichts
anders suchen vnd begeren, denn das die reine Lutherische lehr vom Abendmal des Herrn
neben den fundamentis von der pers=nlichen vereinigung beider naturn in Christo, von
seiner Himelfarth vnd sitzen zur rechten Gottes, so Lutherus auß Gottes Worte in
diesem streidt wieder die Sacramentirer gefFret vnd gebraucht, in rechtem gesunden
verstande erhalten mFge werden also, das die Sacramentirische phrases, nerui et
fundamenta, rede, meinung vnd Grundtfest, sie sein Zwinglisch oder Caluinisch, in
diese Kirchen nicht eingeschoben, sonder wie sie dauon in Augustana confeßione
außdrucklich eingesetzt sein, hinfFro auch abgehalten, =ffentlich vnd außdrFcklich
gestraffet vnd verworffen mFgen werden, denn das ist, wie offt gemeldet, der status,
darFber wir streiten vnd darumb es zu thun ist. [Q 2r:] Den newen Theologis aber
w=llen wir zu bedencken gegeben haben die wort des Herrn Phillippi in libello De
sententijs veterum: „Fieri potest, vt alia sententia“, Sacramentariorum scilicet,
„blandiatur ocioso animo, quae est magis consentanea humano iudicio, praesertim sic
instructa et ornata argumentis erudite cogitatis. Sed quid fiet in tentatione cum
disputabit conscientia, quam habuerit causam dissentiendi a recepta sententia in
ecclesia? Tunc ista verba
bl ‚hoc est corpus meum‘ fulmina erunt. Quid his opponet mens perterrefacta,
quibus scripturis, qua voce Dei muniet se ac sibi persuadebit necessario fuisse hic
interpretandam metaphoram? Non satis periti videntur horum certaminum isti, qui tam
facile ferunt noua dogmata, qui sic delectantur ingenio, vt magis admirentur vafre
cogitatas rationes quam verba scripturae. Ego scio, quam leuiter excuciantur nobis e
manibus rationes illae dissentientes a scriptura, quantumuis antea visae
plausibiles. Et accidit hoc in ista controuersia magis quam in alijs, quae vniuersae
ecclesiae et toti imperio minatur horribilem mutationem. Tanti scandali sustinere
conscientiam sine claro et certo testimonio scripturae quis
372 possit?“Diese Wort des Herrn Phillippi lauten im Deutschen also: „Es kan geschehen, das ein
vngeFbt hertz zu der Sacramentirer meinung lust vnd gefallen gewinne, weil sie
menschlicher vernunfft mehr gemeß ist, fFrnemlich, wenn sie mit so gelerten,
spitzigen argumenten gezieret vnd außgerFstet wirdt. Aber was wirdt in der anfechtung
werden, wenn das gewissen disputiren wirdt, was es fFr vrsachen gehabt, von dem
verstande abzuweichen, welcher in der Kirchen gebreuchlich vnd angenommen? Alßdann
werden die Wort
bm ‚Das ist mein Leib‘ eitel Donnerschlege sein. Was wil ein erschrocknes
gewissen dem entgegensetzen, mit was schrifft, mit welchem Wort Gottes wirdt es sich
schFtzen vnd sich bestendig bereden k
nnen, das man die Wort des
Abendmals auß noth verblFmder weise verstehen vnd außlegen habe mFssen? Sie mFssen
nicht viel [Q 2v:] geFbt vnd erfahren sein in solchen gewissenskempfen, die so
leichtlich newe lehre aussprengen, die an jhren geschwinden k
pfen
so grosse lust haben, das sie von spitzigen argumenten, die listiglich erdacht sein,
mehr halten als von außdrFcklichen worten der schrifft. Jch weiß es, wie leichtlich
solche argument, die von der schrifft abweichen vnd damit nicht einstimmen, vns
entfallen vnd genommen werden, wenn sie gleich vorhin noch so einen grossen schein
gehabt. Vnd das geschicht in diesem Sacramentshandel viel mehr als in andern, denn
dieser streit
373 drewet der gantzen Kirchen vnd dem gantzen Reich eine schreckliche
verenderung. Vnd wer k
ndt einer solchen grossen ergerniß gewissen
ertragen, da er nicht hat gewisse klare vnd außdruckliche zeugniß der schrifft?“
Haec Philippus.Sunt et haec Philippi verba: „Illae geometricae et physicae speculationes magnum
tumultum excitant in animo vacuo et qui consueuit rationes quaerere de doctrina
religionis. Et facimus hoc omnes paulum modo studiosi, sed recurrendum est ad
scripturam, vbi cum non inueniam testimonium, quod corpus Christi neget adesse in
coena, aut interpretetur verba coenae aliter quam sonant, non habeo rationem satis
firmam nouae sententiae docendae, praesertim quae tanta scandala excitat, quae ego
scio non posse perferri, nisi habeamus firma et certa scripturae
374 testimonia.“Das ist: Auch sindt diß Philippi Wort, die auff Teutsch also lauten: „Die
speculationes von orth, stett vnd natFrlicher abmessung der C=rper, so auß der
Geometri vnd physica genommen werden, richten groß getFmmeln an, in Religionssachen
vrsach zu suchen, wie vnd warumb ein jedes so sey oder sein k
nne,
wie wir gemeinlich thun, die wir ein wenig fleißig sein. Aber man sol sich zu der
schrifft wen-[Q 3r:]den, vnd weil ich darin kein zeugniß findt, das do verneine die
gegenwertigkeit des leibs Christi im Abendmal oder daß die Wort des Abendmals anders
deute als wie sie lauten, so habe ich fFrwar keine vrsach, die gewiß vnd fest gnug
wer, eine newe meinung einzufFren, fFrnemlich dadurch so grosse ergerniß angerichtet
werde, welche, wie ich weiß, nicht k
nnen ertragen werden, wenn wir
nicht haben feste vnd gewisse zeugniß der schrifft.“ Das sindt D. Philippi Wort, so
er Anno 1530 geschrieben, vnd ist die meinung, auff welche volgendts in demselbigen
jhare die AugßspFrgische Confeßion vnd Apologia geschrieben vnd dem Reich vbergeben
worden sindt.Den frommen trewen Gott bitten wir vmb seines lieben Sohns willen von hertzen, das er
durch seinen Heiligen Geist lehrer vnd zuh=rer bey vns vnd an allen =rtern erleuchten
vnd regieren w=lle, das wir jha fleissig wieder den Wolff wachen vnd die tewre
beylage der reinen Lutherischen lehre vom Abendmal des Herrn wieder alle
Sacramentirer vnd jhre genossen trewlich ein jeder vermFge seines beruffs vnd ampts
verwahren, der frembden stimmen nicht h=ren noch folgen, sonder dieselbige melden,
straffen vnd flihen m=gen. Amen.[Q 3v:] Zu dieser Confession vnd Erklerung bekennen sich.Die Theologen.Jm FFrstenthumb Braunschweig: Beider theil.Jm FFrstenthumb LFneburg.Jm FFrstenthumb GrubenhagenJm FFrstenthumb Mekelburg.Jn der Vniuersitet vnd Kirchen zu Rostock.Jn der Kirchen zu LFbeck.Jn der Kirchen zu Hamburg.Jn der Kirchen zu Hildesheim.Jn der Kirchen zu G=ttingen.Jn der Kirchen zu Hannouer.Jn der Kirchen zu Eimbeck.Jn der Kirchen zu Hamelen.Jn der Kirchen zu Braunschweig.Jn der Kirchen zu Gosslar.Jn der Kirchen zu Halberstadt
bn etc.[Q 4r:]
bo Errata.B2. fac. 1. versu 20. dele (sie) C3. fac. 2. versu 2. fFr einem liß seinem. G1. fac.
1. versu 19 lege reformaui. J1. fac. 1. versu 26. fFr die liß mit. M4. fac. 1. versu
7. fFr der liß den. N1. fac. 1. ver. 9. lege re et corpore. M1. fac. 2. versu. 2.
lege das man jha so baldt.
bp
bq
Gedruckt in der gefreyten Heinrichstadt bey der L=blichen Vhestung WulffenbFttel
durch Cunradt Horn.
br
bs
M.D. LXXI.