Sind dieses vnterschiedene Artickel des Christlichen Glaubens?
Antwort.
Es sind zween vnterschiedliche Artickel: Der eine, das Christus auffgefaren ist gen
Himel; der ander, das er nu sitzet zur Rechten des Vaters. Derwegen sind diese Artickel
in vnserm Christlichen Symbolo1 nicht vntereinander zu mengen noch beide fuͤr einen zu nemen. Denn darunter wuͤrde
der Artickel von der Himelfart Christi endlich gar miteinander auffgehoben werden,
welcher nicht weniger als die andern mit vnwidersprechlichen Zeugnissen der Schrifft
bestetigt ist.
Beweise mir, das diese zween Artickel vnterschiedlich im Apostolischen Symbolo gesetzt
sind.
Weil die Artickel vnsers Allgemeinen || [A 2v:] Christlichen Glaubens auffs krtzste
gestellet vnd das Symbolum gleichsam eine Summarien sein sol der Historien, so vom Herrn
Christo anderswo weiter beschrieben sind, kan man, was in vnterschiedenen Artickeln von
der Historien Christi erzelet wird, nicht fuͤr einerley halten. Derwegen do eines so viel
als das andere sein solte, das Christus gen Himel gefaren vnd zur Rechten Gottes sitzet,
wuͤrde folgen, das ein Artickel der Historien von Christo zweymal mit geenderten worten
gesetzet Vnd demnach vnntige vnd vberfluͤssige weitleufftigkeit in dem kurtzen vnd
einfeltigen Glaubensbekentnis gesuchet worden were.
Haben auch die Apostel vnd Euangelisten in jren Schrifften diese Artickel
vnterschieden?
Sanct Marcus am ende des letzten Capitels seines Euangeliumbuchs schreibet diese zwey
ding vnterschiedlich von Christo: Erstlich, das er sey auffgehaben gen Himel vnd
darnach, das er sich gesetzt habe zu der rechten Hand Gottes.
„
Der Herr
“
, spricht er,
„
nachdem er mit jnen geredt hatte, ward er auffgehaben gen Himel VND2 sitzet zur rechten Hand Gottes
“
, ἀνελήφθη εἰς τὸν οὐρανὸν καὶ ἐκάθισεν ἐκ δεξιῶν
τοῦ θεοῦ.3 Sanct Petrus in seiner ersten Epistel am dritten Capitel redet es auch
vnterschiedlich, || [A 3r:] wie sunderlich aus dem Griechischem Text zu vernemen ist, dann
er spricht, das Christus sey zur rechten Gottes, nachdem er sey in den Himel
geschieden: ὅς ἐστιν
ἐν δεξιᾷ τοῦ θεοῦ, πορευθεὶς εἰς οὐρανὸν,4 welches vnsere Deudsche Bibel mit diesen worten geben: „Christus ist zur rechten
Gottes in den Himel gefaren.“
Hat man es dann bisher in vnsern Kirchen auch fuͤr vnterschiedliche Artickel gehalten?
In der Augsburgischen Confession im dritten Artickel wird ein deutlicher vnterschied
geweiset: „Ascendit ad coelos, ut sedeat ad dexteram Patris“,5 „Er ist auffgefaren gen Himel, auff das er zur Rechten des Vaters sitze.“ Mit
diesem stimmet vberein, das bisher vnsere Kirchen also haben geteilet den andern
Artickel von Christo, das derselbe von dreyerley wercken des Herrn Christi rede: Von den
vergangenen, gegenwertigen vnd kuͤnfftigen wercken, denn der Ewige vnd einige Son Gottes,
der vns von anbegin zum Herrn verordnet, ist einmal Mensch worden, empfangen vom
heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrawen, hat gelidden vnter Pontio Pilato, ist
gecreutziget, gestorben, begraben, nidergefaren zur Hellen, auffgefaren gen Himel.
Dieses alles ist an Christo allbereit erfuͤllet vnd ist warhafftig geschehen, wie es die
Euangelisten nach der || [A 3v:] lenge beschrieben. Itzund aber sitzet vnd regirt er als
vnser Hoherpriester vnd ewiger Knig zur Rechten des Vaters vnd vortritt vnd
vorbitt6 vns vnd samlet jm fuͤr vnd fuͤr eine Kirche aus Menschlichem Geschlecht vnd
teilet vergebung der Suͤnden, seine Gerechtigkeit vnd das ewige Leben aus allen, die
sich in warer Busse zu jm bekeren, vnd heiliget alle Gleubigen mit seinem heiligen
Geist, erhelt vnd beschuͤtzt seina Kirche wider die list vnd gewalt des Teuffels vnd alle desselben Werckzeug.
Diese Werck richtet der Herr Christus heutiges tages aus vnd pfleget seines
Priesterlichen vnd Kniglichem Ampts noch fuͤr vnd fuͤr bis zu ende der Welt. Kuͤnfftig
aber ist er, das er wird widerkomen zu richten die Lebendigen vnd die Todten. Weil
dann nu die Himelfart Christi zu dem stuͤcke der Historien gehrt, so allbereit an
Christo erfuͤllet vnd geschehen, vnd aber das Sitzen zur rechten des Vaters, die
gegenwertige vnd fuͤr vnd fuͤr werende Regirung Christi vnd sein Ampt beschreibet,
welches er noch heutiges tages fuͤret, folget vnwidersprechlich, das es vnterschiedne
Artickel sein, das Christus sichtbarlich von dieser Erden gen Himel einmal auffgefaren
vnd das er numehr fuͤr vnd fuͤr sitzt zur rechten Gottes des Allmechtigen Vaters etc.
Wie sol man verstehen den Artickel von der Himelfart Christi?
Die wort des Artickels lauten also: „Er ist auffgefaren gen Himel.“ Solche wort sollen
einfeltig vnd schlecht7 wie sie lauten nach dem Buchstaben verstanden werden, denn weil es ein
bekentnis ist, das sich gruͤndet auff die Historien vnd Geschicht, die sich mit Christo
hat zugetragen, so darff es keiner Allegorien oder frembdes heimlichen verstandes anders
als die wort lauten.
Was heisst denn auffaren?
Auffaren heisst in der Schrifft vnd im gemeinen brauch zu reden eigentlich von einem
nidrigen ort in ein hhers ort komen; vnd wird dieses auffaren Christo zugeschrieben von
wegen seiner warhafften Menscheit. Denn nach seiner Gttlichen Natur hat Christus nicht
duͤrffen auffaren, weil er nach derselben (auch da er auff Erden mit seinem Leibe
wandelt) in der schos8 des Vaters im Himel vnd Erden an allen orten zugleich gegenwertig gewesen vnd
alles erfuͤllet. Derhalben spricht Damascenus: τὸ ἀναβῆναι ἐκ γῆς εἰς οὐρανὸν καὶ τὸ
καταβῆναι δὲ πάλιν || [A 4v:] ἐνέργειαί εἰσι περιγραφομένου σώματος,9 „Von der Erden in Himel auffaren vnd widerumb hernider faren gehren dem Leib
Christi zu, welcher vmbschrieben ist“, vnd der alte Lehrer Athanasius schreibt in
Disputatione contra Arium: „Eius est ire et uenire, qui aliquibus locorum terminis
circumscribitur, et eum, in quo erat, deserens locum ad eum, ubi non erat, ueniebat.
Caeterum verbi diuinitas uniuersa implens nullis locorum terminis separatur sicut nihil
est unde discedat ita nihil est, quo ueniat.“10
Wird das wort „auffaren“ in der Schrifft allzeit in diesem verstand gebraucht?
In der Epistel an die Epheser am vierden Capitel machet Paulus eine vergleichung
zwischen der ernidrigung des Sons Gottes vnd seiner erhhung, welcher zeugnis seine
sichtbare Himelfart, so im angenomenen Fleisch geschehen, gewesen ist. „Das er
auffgefaren ist“, spricht er, „Was ists, denn das er zuuor ist hinunter gefaren in die
vntersten orter der Erden? Der hinunter gefaren ist, der ist derselbige, der
auffgefaren ist vber alle Himel, auff das er alles erfuͤllet.“11 In dieser zusamenhaltung heisset das Niderfaren nichts anders denn die gantze
ernidrigung des Sons Gottes, von welcher auch der Herr selber sagt Johannis 3, das er
hernider komen sey vom Himel.12 Vnd das Nicaenische Symbolum spricht: „Qui propter nos || [B 1r:] homines et
propter nostram salutem descendit de coelis.“13 Vnd was diese ernidrigung sey, erkleret S. Paulus zun Philippern am
2. Capitel: „Welcher als erb Gttlicher gestalt war, eussert er sich selbs vnd nam Knechtsgestalt an“14 etc. Hiergegen aber setzt S. Paulus das auffaren vber alle Himel vnd beschreibt
damit die erhhung Christi, welche ist, das er nach seiner ernidrigung widerumb erhaben
ist zu seiner Herrligkeit vnd dessen zum gewissen zeugnis mit seinem erwecktem vnd
vorklertem Leib durch die sichtbare Himelfart in die hhe gefaren. Auff das man
ffentlich erkenne, das er das Heupt vnd der Herr sey, welcher den Menschen gaben gebe
vnd der alles erfuͤllet,15 das ist, „der alles in allen dingen wirckt vnd on den nichts gethan, geredt noch
gedacht werde“, wie Herr Lutherus das wort S. Pauli in seinem Deudschen Testament
klerlich also ausleget.16 An diesem ort geben es die vmbstende des Texts, weil eine vorgleichung
angestellet ist, das Auffaren heisse: nach der ernidrigung erhhet vnd sehr hoch erhaben
werden, wie Esaias redet.17 Hiermit wird aber die leibliche vnd sichtbare Himelfart Christi nicht
vorneinet, sondern S. Paulus braucht eben das wort Auffaren, welches er aus dem
68. Psalm nimet, „Er ist auffgefaren in die Hhe“,18 damit er anzeige, das Christus nach verrichtetem werck der Erlsung seine
angenomene Menschliche Na- || [B 1v:] tur in die Hhe gefuͤret habe zum zeugnis, das die zeit
der Ernidrigung numehr furuͤber vnd er in seine Herrligkeit eingehe, wie dann auch
solche leibliche Himelfart der Herr Christus zugleich mit einschleusset, do er Johan. 3
spricht: „Niemand feret gen Himel, denn der vom Himel ernider komen ist, nemlich des
Menschen Son, der im Himel ist“19 vnd Johan. 6: „Wie, wenn jr sehen werdet des Menschen Son auffaren dahin, da er
vor war?“20 Vnd Johan. am 20.: „Ich fare auff zu meinem Vater vnd zu ewrem Vater.“21
Was heisst das Wort Himel?
Die Schrifft redet vom Himel auff dreierley weis: Erstlich nennet sie den Himel auch
die lufft, als wenn sie gedencket der Vgel des Himels. Zum andern Nennet sie den Himel
das schne sichtbare Gebew, daran Sonn vnd Mond vnd die Sterne gesehen werden, als wenn
der 34. Psalm spricht: „Der Himel ist durchs Wort des Herrn gemacht Vnd all sein Heer
durch den Geist seines Mundes.“22 Zum dritten heisst der Himel auch die Himlische wonung Gottes vnd seiner
auserwelten Engel vnd Menschen, welche ist vber alle sichtbare Himel. Denn wiewol Gott
als ein vnendlich wesen alles erfuͤllet vnd mit keinem ort vmbfangen noch vmbschrieben
werden kan, wie im Jeremia 23 geschrieben stehet: „Bin ichs nicht, der Himel vnd Erden
erfuͤllet?“23 Vnd 2. || [B 2r:] Chron. 6: „Sihe der Himel vnd aller Himel Himel kan dich nicht
versorgen oder vmbfangen“,24 jedoch wird die Himlische wonung, so ausserhalb dieser sichtbaren Welt ist,
Gottes Thron genennet vnd die wonung der Auserwelten, dieweil Gott daselbst seine
Maiestet in vnaussprechlichem Glantz vnd Klarheit die Auserwelten schawen lest vnd
sich jnen zu erkennen gibt one mittel, so er in diesem Leben gebrauchet, vnd one allen
gebrechen vnd duͤrfftigkeit, vnd sie erfuͤllet mit ewigem Leben, Gerechtigkeit,c Freude, Seligkeit vnd Herrligkeit, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehret vnd
die in keines Menschen hertz nie komen ist. Von diesem Himel redet der Artickel des
Glaubens, das Christus gen Himel gefaren sey, welches zu den Ephesern S. Paulus auch
also redet, das er hinauff gefaren sey vber alle Himel,25 vnd zu den Hebreern, das er durch die Himel gefaren sey vnd das er vber die
Himel erhhet sey,26 da er von den sichtbaren Himeln redet vber vnd ausser welchen die Himlische
wonung Gottes vnd aller Auserwelten sind.
Haben auch die alten Lehrer auff diese weise von dem Himel geschrieben?
Damascenus lib. 2. cap. 6. schreibt nach der meinung der alten Lehrer hieruon also:
„Der Himel der Himeln ist der erste Himel. Der ist vber dem Firmament. Dis Firmament
hat Gott || [B 2v:] auch den Himel genennet. Sihe das sind zwen Himel. Die Schrifft pflegt
auch die lufft den Himel zu nennen, als wenn sie sagt: ‚Lobet jn alle gefluͤgel des
Himels‘, das ist des luffts. Denn die Vogel nicht im Himel, sondern in der lufft
fliegen. Da sihestu, das dreierley Himel sind. Daruon auch der Apostel spricht, das er
sey entzuͤcket bis in den dritten Himel“,27 2. Corinth. 12,28 welchen S. Paulus nennet das Paradis, da er auch gehrt habe vnaussprechliche
wort, welche kein Mensch sagen kan. Basilius Hexaem.d Homil. 2,29 welchem auch Ambrosius nachfolget lib. 1. Hexa. cap. 8,30 schreibet, das vber dem Himel sey ein Liecht, darinnen die Engel in aller
Geistlichen freuden sind, vnd die guts gethan haben werden in demselben Liecht, so vber
dieser Welt ist, jre ruge haben, gleichwie die Verdampten in die eussersten finsternis
werden geworffen werden etc. Das auch diese Himlische wonung nicht hierniden auff Erden,
nicht allenthalben, sondern droben in der Hhe sey, zeuget die Schrifft an vielen
orten, als Coloss. 3: „Trachtet nach dem, das droben ist, da Christus ist“31 etc., Gala. 4: „Das Jerusalem, welches droben ist“32 etc.
So sage mir nu den eigentlichen verstand des Artickels von der Himelfart Christi.
In diesem Artickel bekennet die Christli- || [B 3r:] che Kirche, das vnser Herr Jhesus
Christe mit seinem warhafften vnd wesentlichem Leib, den er aus der Jungfrawen Maria an
sich genomen, in dem er gelidden, gestorben, aufferstanden ist vnd den er in der
aufferstehung verkleret hat, von der Erden sich in die hhe erhaben vnd die sichtbaren
Himel durchdrungen vnd die Himlische wonung eingenomen, do er in der Glori vnd
Herrligkeit das wesen, eigenschafft, form vnd gestalt des waren Leibs behelt vnd am
Juͤngsten tag in den Wolcken des Himels mit Krafft vnd grosser Herrligkeit zum Gericht
leiblich vnd sichtbarlich wird widerkomen vnd nach der allgemeinen aufferweckung der
Todten vnsere nichtige Leibe wird ehnlich machen seinem herrlichen Leib vnd vns zu sich
nemen, da wir auch bey jme sein werden allezeit.
Wo ist dieser vorstand des Artickels in der heiligen Schrifft gegruͤndet?
Das die Auffart nicht ein blosser schein vnd nur ein sichtbar spectakel gewesen sey,
dadurch, wie etliche tichten, der Herr Christus vnsichtbar, vnbegreifflich, vnendlich
vnd mit dem Leib allenthalben gegenwertig worden sey,33 sondern das Christus warhafftig sein Leib vnd Seel habe von der Erden hinauff
gefuͤret in den Himel, das ist in das Liecht der herrlichen Offenbarung Gottes, do er
auch jtzund mit seinem Leibe ist, mit welchem er vor der Auffart || [B 3v:] im Himel nicht
gewesen ist, bezeugen erstlich die Historien der Euangelisten, darnach auch die hellen
vnd klaren Spruͤche der Aposteln, die sich mit keiner Sophisterey34 lassen verdrehen. S. Marcus spricht deutlich: „Der Herr, nachdem er mit jnen
geredt hatte, ward er auffgehaben gen Himel.“ Oder wie das Griechische wort eigentlich
vermag: ἀνελήφθη εἰς τὸν οὐρανόν, „Er ist hinauff genomen gen Himel.“35 S. Lucas beschreibt es noch deutlicher: „Es geschahe, da er sie segnet, schiede
er von jnen vnd fure auff gen Himel“, διέστη ἀπ᾿ αὐτῶν, „discessit ab eis“, καὶ
ἀνεφέρετο εἰς τὸν οὐρανὸν, „ferebatur sursum in coelum“.36 In Geschichten der Apostel spricht er: „Er ward auffgehaben zusehens“, βλεπόντων
αὐτῶν ἐπήρθη, „vnd eine Wolcke nam jn auff von jren augen weg“, νεφέλη ὑπέλαβεν αὐτὸν.
„Vnd als sie jm nachsahen (ἀτενίζοντες) gen Himel farend (πορευομένου, cum iret), sihe,
da stunden bey jnen zween Menner in weissen Kleidern, welche auch sagten: ‚Jr Menner von
Galilea, was stehet jr vnd sehet gen Himel? Dieser Jhesus, welcher von euch ist
auffgenomen (ἀναληφθεὶς, sursum receptus) gen Himel, wird komen wie jr jn gesehen habt
gen Himel faren ( πορευόμενον εἰς τὸν οὐρανόν).‘“37 || [B 4r:] Hiermit stimmen vberein die Spruͤch der Apostel Acto. 3: „Jhesus Christus
mus den Himel einnemen bis auff die zeit, da alles herwider bracht werde (δεῖ οὐρανὸν
δέξασθαι)“,38 welches one einigen abbruch des Sententzs39 nach art des Griechischen Texts auch passiue kan gegeben werden, wie es die
Syriaca versio eigentlich vermag40 vnd Gregorius Nazianzenus vnd Oecumenius bey den Griechischen also
erkleren41 vnd nicht allein viel andere gelerte Leute, sondern auch Herr Lutherus in seinem
Latinischen Testament geben hat: „Oportet Christum coelo capi oder excipi oder suscipi:
Christus must vom Himel auffgenomen werden“.42 Oder wie in dem alten Deudschen Testament, so in Sechsischer Sprach mehr als
fur hundert Jharen gedruckt worden, stehet: „Der Himel muste Christum vffnemen“43 etc. S. Pauli Spruͤche sind auch bekand: Philip. 3: „Vnser wandel (πολίτευμα)
ist im Himel, von dannen wir auch warten des Heilands Jhesu Christi des Herrn, welcher
vnsern nichtigen Leib verkleren wird, das er ehnlich werde seinem verklerten
Leibe“;44 Coloss. 3: „Seid jr mit Christo aufferstanden, so suchet was droben ist. Da
Christus ist sitzend zur rechten Gottes“;45 Ebre. 4: „Dieweil wir einen grossen Hohenpriester haben, Jhesum, den Son Gottes,
der gen Himel gefaren ist“ oder wie es der Griechische Text vermag: διεληλυθότα τοὺς
οὐρανούς,46 „Der || [B 4v:] durch die Himel gefaren ist“; Ephe. am 4.: „Er ist auffgefaren in
die Hhe Vnd hat das Gefengnis gefangen genomen.“47
Solche vnd dergleichen viel vnd manchfeltige Spruͤche duͤrffen nicht mehr denn vleissiges
ansehens vnd christlichen nachdenckens, sintemal sie klerlich bezeugen, das Christi
Leib von der Erden hinauff in den Himel leiblichen vnd sichtbarlich genomen sey, vnd
das Christus nu mehr mit seinem Leib vnd Seele nicht hieniden auff Erden, sondern droben
im Himel vber vnd ausserhalb dieser sichtbaren Welt sey. Vnd wird hiemit deutlich
widerleget derjenigen fuͤrgeben, welche tichten, das Christus in einer sichtbaren
gestalt hinauff gefaren Vnd doch mit dem wesentlichen fleisch vnd gebein seines Leibs
vnsichtbar hierniden blieben vnd allenthalben mit dem Leib gegenwertig worden sey.
Sage mir etliche fuͤrneme zeugnis der alten Lehrer von dem eigentlichen verstand des
Artickels von der Himelfart Christi.
Erstlich wird dieser Artickel in den allgemeinen Symbolis vnd Glaubenbekentnissen, so
die gantze Christliche Kirche angenomen, one einige Allegorien mit hellen klaren
worten widerholet als im Symbolo Apostolico, Nicaeno, Constantinopolitano, Ephesino,
Chalcedonensi. || [C 1r:] Nachmals widerholen diesen Artickel auch die andern bewerten
particularia Symbola, so als erklerung der allgemeinen Symbolorum von heiligen Lehrern
geschrieben worden sein.48 Als do Athanasius in seinem Symbolo beide Artickel ausdruͤcklich vnd
vnterschiedlich erzelet von der Himelfart vnd vom sitzen zur Rechten.49 Item, do Epiphanius in paraphrasi symboli Nicaeni spricht: „Christus ist
aufferstanden vnd gen Himel gefaren eben mit seinem Leib Vnd sitzet in der herrligkeit
zur Rechten des Vaters Vnd wird widerkomen in demselben Leibe in der Herrligkeit zu
richten“50 etc. Jtem do S. Damasus, welches glaubenbekentnis auch die Christlichen Keiser
im Codice de summa Trin.51 jederman befehlen, spricht in seinem Symbolo: „Christus, nachdem er die macht
des Todes vberwunden hat, ist er eben mit dem fleisch, in dem er geborn, gelidden,
gestorben vnd aufferstanden, zum Vater auffgefaren vnd sitzet zur Rechten desselbigen in
der Herrligkeit, die er stets gehabt vnd noch hat.“52 Inn S. Hieronymi Symbolo stehen diese wort: „Er ist gen Himel auffgefaren,
sitzet zur rechten Gottes des Vaters manente ea natura carnis, in qua natus et passus
est, in qua etiam resurrexit.“53 Das ist: Es bleibet in jme die Natur des fleisches, in welchem er geboren ist
vnd ge- || [C 1v:] lidden hat, in welchem er auch aufferstanden ist. Einzele Spruͤche der alten Scribenten sind hieruon vnzelich viel. Ignatius, welcher von
S. Petro zu Antiochia zu einem Bischoff ordinirt vnd endlich ein Merterer Christi worden
ist, spricht in Epistola ad Smyrnenses: „Ich erkenne nicht allein aus seiner geburt vnd
aus seiner creutzigung, das er ins fleisch komen sey, sondern weis auch, das er nach der
aufferstehung im fleisch gewesen sey, vnd gleube, das er noch im fleisch sey.“54 Vnd bald hernach: „Er hat sich nach der Aufferstehung jnen selbs erzeiget, das
er warhafftig vnd nicht wie ein Gespenst erstanden sey, vnd hat mit jnen gessen vnd
getruncken vierzig gantzer tag Vnd ist also f mit dem Fleischf zusehens auffgenomen zu dem, der jn gesand hatte. Vnd wird mit
demselben Fleisch widerkomen in der Herrligkeit vnd Krafft.“55 Irenaeus, auch ein Merterer Christi, welcher Polycarpig – der Johannis des Euangelisten vnd Apostels zuhrer – Discipel gewesen ist,
sagt lib. 3 also: „Ein jeder, der da gleubt, das Jhesus sey der Christ, der ist aus Gott
geboren, nemlich der eben diesen Jhesum Christum erkennet, welchem die Pforten des
Himels geffnet sind von wegen der auffart sei- || [C 2r:] nes fleisches, welcher auch in dem
fleisch, in deme er gelidden hat, wird widerkomen vnd des Vatern Herrligkeit
offenbaren.“56
Tertullianus, welcher in der Latinischen Kirchen noch vor dem Nicaenischen Synodo gelebt
hat, spricht in libro De resurrectione carnis: „Hic, sequester Dei et hominum
appellatus ex utriusque partis deposito commisso sibi, carnis quoque depositum seruat
in semetipso, arrabonem summae totius. Quemadmodum enim nobis arrabonem Spiritus
reliquit, ita et a nobis arrabonem carnis accepit et uexit in coelum, pignus totius
summae illuc quandoque redigendae. Securae estote, caro et sanguis usurpastis et
coelum et regnum Dei in Christo. Aut si negent uos in Christo, negent et in coelo
Christum, qui uobis coelum negauerunt.“57 S. Cyprianus sagt: „Er ist gen Himel gefaren, nicht da Gott das Wort zuuorhin
nicht war, denn er war allzeit im Himel, sondern da das Wort im fleisch vor nicht
sasse.“58 Cyrillus lib. 10 in Iohannem cap. 8: „Daran zweiuelt niemand, weil er gen Himel
gefaren, das er nach dem fleisch abwesend sey, ob er wol mit der Krafft allzeit
gegenwertig ist.“59 Item lib. 9 cap. 2: „Die Gleubigen muͤssen gewis sein, obgleich Christus mit dem
Leib von vns abwesend ist, das gleichwol durch seine Krafft alles – vnd wir auch selbs
– regiret wer- || [C 2v:] den etc. Denn nach dem fleisch spricht er allein, das er wlle
hinweggehen, aber mit der Krafft der Gottheit ist er allzeit gegenwertig.“60 Item lib. 11 cap. 22: „Es kan euch nichts bses begegnen, ob ich gleich mit dem
fleisch abwesend bin, sintemal die Krafft meiner Gottheit, die euch bisher erhalten hat,
wird euch hinfuro auch erhalten. Dis sagen wir nicht derhalben, als achten wir den Leib
des Herrn nicht gros gnug, sondern das diese wunderbarliche wirckunge der Herrligkeit
Gottes zuzuschreiben sind.“61 Theodoretus Dialo. 2: „Der Leib des Herrn ist nach der aufferstehung noch ein
Leib vnd bleibt so wol als zuuor vmbschrieben. Auch nach der Himelfart wil ich mich mit
Menschlichen gutduͤncken nicht vberreden lassen, das ich sagte, er sey in ein Gttliche
Natur verwandelt. Denn ich bin nicht so kuͤne, das ich etwas sagen wolte, dauon die
heilige Schrifft still schweiget. Ich habe von den heiligen Engeln gelernet, das er
also komen wird wie jn die Juͤnger haben gesehen in den Himel faren. Sie haben aber eine
vmbschriebene, nicht eine vnumbschriebene oder vnermessliche Natur gesehen“62 etc. Augustinus libro De agone christiano: „Wir sollen die nicht hren, die da leugnen, das
der Herr nicht eben seinen Leib mit sich hinauff gefuͤrt hab in Himel.“63 || [C 3r:] Item Epistola ad Dardan.: „Nach der Menscheit war er auff Erden – nicht
im Himel, da er jtzund ist –, da er sprach: ‚Niemand feret gen Himel denn der vom Himel
hernider komen ist, nemlich des Menschen Son‘, der im Himel ist, so er doch nach der
Gttlichen Natur im Himel, nach der Menschlichen aber noch auff Erden vnd noch nicht gen
Himel gefaren war.“64 Item: „Du solt nicht zweiueln, das der h Mensch Christus Jhesus jtzund daselbst sey,h von dannen er komen wird; vnd gedenck
vnd behalt mit vleis dis Christliche bekentnis, das er aufferstanden ist von den Todten,
auffgefaren gen Himel, sitzend zur Rechten des Vaters vnd wird nicht anderswoher denn
von dannen komen vnd wird also komen, wie man jn hat sehen gen Himel faren, das ist Eben
in derselben gestalt vnd wesen des Fleischs, welchem er zwar die vnsterbligkeit geben,
aber seine Natur nicht genomen hat. i Nach dieser Natur sol man nicht gedencken, das er allenthalben sey.i Denn man mus
sich huͤten, das wir nicht also die Gottheit dieses Menschen verteidingen, das wir jm
die warheit des Leibes benemen. Es folget auch nicht, das auch dasjenige, das in Gott
ist, vberal sey wie Gott.“65 Vigilius Martyr. Lib. 1: „Nach der gestalt des Knechts, die er von vns hinweg
hat genomen in den Himel, ist er vns abwesend. Nach der gestalt Gottes, die von vns auff
Erden nicht || [C 3v:] weichet, ist er vns gegenwertig vnd ist doch eben derselbe einige
Christus“66 etc. Jtem lib. 4: „Weil das Fleisch auff Erden war, da war es freilich nicht im
Himel. Vnd itzund, weil es im Himel ist, so ist es freilich nicht auff Erden vnd ist so
gewis nicht auff Erden, das wir auch gewertig sind, das nach dem Fleisch Christus von
Himel komen werde, welchen wir doch gleuben nach der Gottheit bey vns auff Erden sein.
Dis ist der allgemeine Christliche Glaub vnd bekentnis, so die Apostel geleret, die
Merterer bestetiget haben vnd die Gleubigen bis auff diese stunde behalten.“67
Lutherus in der Hauspostill am tage der Himelfart: „Der Heilige Geist predigt,
Christus sey nicht auff Erden blieben, sondern in die Hhe gefaren.“68 Vnd im Gesang „Nun frewt euch lieben Christen gemein“ etc.: „Gen Himel zu dem
Vater mein fahr ich von dieser Erden“69 etc. Philipp. Melanth. in enarratione Epist. ad Col.: „Der Artickel des Glaubens
sol verstanden werden wie der Buchstab lautet von dem Leib vnd dem Raum, den ein Leib
einnimet. Er ist auffgefaren – verstehe also, das er mit seinem Leibe Natuͤrlicher
weiss ein ander ort hat eingenomen – gen Himel – das ist an einem ort im Himel, es sey
wo es sey –, denn man sol hie nicht andere deutung ausserhalb des Buchstabens such- || [C 4r:] en. Die Auffart ist sichtbarj vnd Leiblich gewesen, vnd also haben alle alten allezeit geschrieben, das
Christus mit seinem Leib einen Raum einnimet an einem ort, an welchem er will, vnd ist
aber Leiblich auffgefaren in die Hhe; darumb nennet S. Paulus dasselbe ort droben“70 etc.
Was heisst die Rechte Gottes?
Weil Gott kein Leiblich, sondern ein Geistlich wesen ist, hat er fuͤr sich keine rechte
oder lincke Hand oder Seiten, zu welcher Christus stehe oder sitze, sondern diese rede,
wie auch S. Hieronymus schreibt,71 ist genomen von Menschlichen dingen, denn bey den Menschen heisset zur Rechten
stehen oder sitzen gemeiniglich die gleiche oder nechste ehre, wirde vnd herrligkeit
haben. Denn diejenigen, welchen die Menschen gleiche oder nechste Ehre nach jnen selbs
geben vnd erzeigen, die pflegen sie zu jrer rechten zu setzen, als do Salomon I.
Reg. 272 seiner Mutter Bettscha lesset einen Stuel setzen, das sie sich setze zu seiner
Rechten. Vnd also redet der 45. Psalm: „Die Braut stehet zu deiner Rechten in eitel
kstlichem Golde“,73 das ist in nechster Ehre nach dem Breutgam. Syrach || [C 4v:] 12 spricht: „Setze
deinen Feind nicht zu deiner Rechten, das er nicht nach deinem stule trachte“,74 das ist: Erhebe jn nicht zu hoch zu Ehren. Matthei am 20. bittet die Mutter der
Kinder Zebedei von Christo, das er jre Söne lasse sitzen einen zur Rechten, den andern
zu Lincken,75 das ist, das er sie zu seinen fuͤrnemsten vnd bersten Amptleuten vnd vber alle
andere Vnterthanen zu Herrn setzen wolte.Also, wenn die Schrifft saget, das Christus der Son Gottes sitze oder sey vom Vater
gesetzt zu seiner Rechten, heisset die Rechte Gottes so viel als die hchste Ehre vnd
Herrligkeit Christi. Nemlich, das er mit dem Vater gleiche vnd nach jm nechste Ehre,
Wirde, Herrligkeit vnd Maiestet habe fur alle Creaturn, vnd Brauchet die Schrifft von
dieser Herrligkeit diese dreyerley art zu reden, das Christus sitzet, stehet, ist zur
Rechten Gottes.
Was ist nu der eigentliche verstand dieses Artickels, das Christus zur rechten Gottes
gesetzt sey?
Dieser Artickel weiset, was fuͤr ein vnterscheid sey zwischen Christo, der gen Himel
gefaren ist, und zwischen Helia76 vnd andern Heiligen vnd auserwelten Engeln, die auch im Himel sind, nemlich das
Christus nicht allein wie die Auserwelten das angesicht Gottes gegenwertig anschawet vnd
ist in ewiger freude || [D 1r:] vnd wonne, sondern auchk vber alle Creaturn in die hchste Majestet vnd Herrligkeit Gottes gesetzt ist.
Denn also erkleret die Schrifft anderswo selber diesen Artickel: Luc. 24: „Muste nicht
Christus solchs leiden vnd zu seiner Herrligkeit eingehen?“77 Psal. 8, Ebre. 2: „Du hast jn eine kleine zeit Gottes mangeln lassen. Mit Preis
vnd Ehren hastu jn gekrnet.“78 Hie heisset: „in die Herrligkeit eingehen“, item: „mit Preis vnd Ehren gekrnet
werden“ nichts anders denn das im Glaubensartickel genent wird: „zur Rechten Gottes
gesetzt sein.“
Nach welcher Natur sol dieser Artickel von Christo verstanden werden?
Das sitzen zur Rechten Gottes sol von der gantzen Person Christi nach seinen beiden
Naturn verstanden werden, gleichwie auch die ernidrigung der gantzen Person Christi mus
zugeschrieben werden. Denn eben der vom Himel hernider komen ist vnd Menschliche Natur
vff Erden an sich genomen hat, der ist sampt seinem fleisch zur rechten Gottes nach der
zeit der ernidrigung erhoben worden. Es wird aber hiermit der vnterschied beider Naturn
nicht auffgehoben, sintemal auch in der Maiestet vnd Herrligkeit der Herr Christus seine
warhaffte Menschliche Natur an sich behelt, nicht allein nach der Substantz vnd wesen,
sondern auch jrer eigenschafften nach, mit welchen sie von dem Gttlichen, vnendlichem,
geistlichem wesen || [D 1v:] als eine leibliche, sichtbare vnd endliche Creatur in alle
ewigkeit vnterschieden bleibet, welches zu der waren erkentnis Christi – das er warer
Gott vnd Mensch sey vnd bleibe – vnd damit die Artickel vnsers Christlichen Glaubens
einhellig miteinander vberein komen vnd die folgenden nicht die vorgehenden zunichte
machen in sonderheit zu betrachten vonnten ist. Denn weil der grund vnsers Glaubens ist
die Menschwerdung Christi, muͤssen vnd sollen alle folgende Artickel, als auch dieser vom
Sitzen zur Rechten, also vnd anders nicht verstanden werden, damit nicht der gruͤndliche,
rechte vnd vnwidersprechliche verstand des Artickels von den vnterschiednen Naturn in
Christo, der Gttlichen vnd Menschlichen, werde auffgehaben.
Was begreifft dann die Herrligkeit vnd Maiestet in sich, zu welcher Christus nach der
ernidrigung erhoben ist?
Die erhhung Christi zur Herrligkeit nach erklerung der heiligen Schrifft stehet
fuͤrnemlich in diesen dreien stuͤcken: Erstlich bedeutet das Sitzen zur Rechten die
volkomenheit der Gttlichen Natur Christi, nach welcher er dem Vater in allem gleich ist
am wesen, willen, wercken vnd eigenschafften; nicht das er solche volkomenheit von
ewigkeit nicht gehabt hette, sondern das solche Gottheit Christi nach der
wunderbarlichen ernidrigung von allen Crea- || [D 2r:] turn auch in der angenomenen Menscheit
erkand wird. Darneben bedeutet dis sitzen auch die hchste Herrligkeit vnd vorklerung
der Menschlichen Natur, welche auch jr volkomenheit empfangen hat nach jrer art vnd
eigenschafft. Denn wiewol Christus nach der Menschlichen Natur Gott nicht ist gleich
worden – Sintemal in ewigkeit die Creatur der Gottheit vnterworffen bleibet: 1
Corinth. 1579 –, jedoch ist er auch nach der Menscheit fuͤrtrefflicher worden als alle Engel
vnd Menschen. Denn wiewol die Menscheit Christi zuuor in der empfengnis diese hchste
Ehre empfangen hat, das sie Gottes Sons eigner Leib vnd Seel ist vnd zugleich in jrer
erschaffung mit demselben Persnlichen voreiniget ist – welches etliche alte
Scribenten80 auch bisweilen zur Rechten Gottes gesetzt sein nennen, do sie durch die Rechte
Gottes eigentlich vorstehen die person des sons Gottes –, so gehrt doch dasselbe
eigentlich vff den artickel von der Menschwerdung Christi, nicht aber zu diesem
Artickel, darinnen wir bekennen, das er nach der Himelfart mit seinem fleisch gesatzt
sey zur Rechten Gottes des Vaters. Dis aber wird hie von der Menscheit Christi bekennet,
das sie numehr nach der vorklerung,81 darinnen sie alle schwacheit, duͤrfftigkeit82 vnd sterbligkeit abgeleget, an Leib vnd Seel auch in vnd fuͤr sich gezieret ist
vnaussprechlicher weis mit herrlichem Liecht vnd glantz, mit hoher Weisheit,
Gerechtigkeit, Heiligkeit, Freude, || [D 2v:] Stercke, Macht vnd allen andern Gaben, so an
der zal vnd Hoheit aller andern Creaturn gaben weit vbertreffen. Diese Gaben lassen sie
gleichwol eine ware, erschaffne, menschliche Natur bleiben, machen sie der Gottheit
nicht gleich, weder am Wesen noch an vnendlichen Gttlichen eigenschafften, denn auch
die vorklerte Menscheit in Christo vnser Menschlichen Natur an wesen vnd eigenschafften
gleich vnd eine Creatur bleibet, vnterschieden von dem vnendlichen Gttlichen wesen, vnd
ist dennoch eine jede Creatur volkomen nach jrer art, wenn sie also ist, wie sie Gott
gefellig ist, ob sie schon jrem Schpffer nicht gleich ist. Von diesem stuͤck der
Herrligkeit vnd Maiestet Christi redet der Herr selber Johan. 17: „Las sie sehen meine
Herrligkeit, die du mir gegeben hast.“83 Jtem: „Vorklere mich, Vater, mit der Herrligkeit bey dir selbs, die ich gehabt
hab von anbegin der Welt.“84 Luc. 22: „Von der zeit an wird des Menschen Son sitzen zur Rechten der Krafft
Gottes.“85 Actorum 7: „Stephanus sahe die Herrligkeit Gottes vnd Jhesum stehen zur Rechten
Gottes.“86
Das ander stuͤck, so zur Herrligkeit vnd Maiestet Christi gehrt, ist die erhhung nach
beiden Naturn zum Kniglichem vnd Priesterlichem ampt. „Denn diesen Jhesum“, wie
S. Petrus spricht Act. 2, „hat Gott zum Herrn vnd Christ gemacht“,87 das ist zu einem gesalbten Knig vnd Hohenpriester, sintemal allein Christus fuͤr
|| [D 3r:] vnd fuͤr in des Vaters allergeheimsten Rat vnd Schos vnd also warhafftig in
sancta sanctorum ein- vnd ausgehet, sihet vnd erkennet den willen des Vaters, samlet jm
fuͤr vnd fuͤr eine Kirche im Menschlichen Geschlecht, erhelt das Predigampt, bittet fuͤr
vns, bedecket vnd vberschattet vns mit seines Leidens, sterbens, tewren Blutvergiessens
vnd gantzen Gehorsams verdienst, vergibet die suͤnde, schencket den heiligen Geist,
wircket Leben, trost vnd freude in Gott, beschuͤtzet, stercket, bewaret vnd errettet
seine Kirche wider die Teuffel vnd der Hellen Pforten vnd wider der Tyrannen vnd gantzer
Welt gewalt, grim, zorn vnd wuͤten, wird auch endlich die Todten erwecken vnd seine
Gleubigen einsetzen in ewige Freude vnd Herrligkeit, wenn er sie zu sich in Himel
bringen wird.Diese werck, so zum Ampt Christi gehren, werden der gantzen Person, welche Gott vnd
Mensch ist, zugeschrieben, nicht allein, weil zuuor das werck der Erlsung in der
Menschlichen Natur ist ausgerichtet,l sondern weil noch fuͤr vnd fuͤr der Herr Christus die werck seines Ampts in der
angenomenenm Menschlichen Natur, die er nimermehr von sich leget, ausrichtet, auch eben
durch diese Natur viel herrlicher Werck vnd Thaten, die zu seiner Kniglichen regierung
vnd Priesterlichem Ampt gehren, volendet, wie er auch in der Menschlichen Natur am
Juͤngsten tag sichtbarlich widerkomen vnd das Gericht vber Lebendige vnd Todten halten
wird. || [D 3v:] Von dieser erhhung zum Kniglichen vnd Priesterlichem Ampt reden fuͤrnemlich
die Spruͤche der Schrifft als Ephe. 1: „Er hat jn aufferweckt von den Todten vnd gesetzt
zu seiner Rechten im Himel Vber alle Fuͤrstenthumb, gewalt, macht, Herrschafft vnd
alles, was genennet mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der
zukuͤnfftigen, vnd hat alle ding vnter seine Fuͤsse gethan vnd hat jn gesetzt zum Heupt
der Gemeinde vber alles, welche da ist sein Leib, nemlich die fuͤlle des, der alles in
allen erfuͤllet.“88 Hebre. 8: „Wir haben ein solchen Hohenpriester, der da sitzet zu der Rechten
auff dem stuel der Maiestet im Himel vnd ist ein Pfleger in der Heiligen guͤter vnd der
warhafftigen Huͤtten, welche Gott auffgerichtet hat vnd kein Mensch.“89 Item Psalm 110: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: ‚Setze dich zu meiner
Rechten‘“90 etc., welches S. Paulus erkleret mit dem wort „herrschen“: 1. Corinth 15: „Er
mus herrschen, bis er alle seine Feinde vnter seine Fuͤsse lege.“91 Von dieser Herrschaft, welche Christo vom Vater gegeben ist als personae missae,
das ist zum Priesterthumb vnd Knigreich verordnet, die er krefftiglich vnd mechtig
beweiset in samlung, heiligung, beschuͤtzung vnd seligmachung aller Gleubigen, ist auch
der Spruch Christi zu verstehen: „Mir ist aller gewalt gegeben in Himel vnd vff
Erden.“92
Das dritte stuͤck, so zur Herrligkeit Christi || [D 4r:] gehret, darzu er zur Rechten des
Vaters erhhet, ist die Ehre der anruffung oder anbetung, so Christo seiner Person vnd
Ampts halben von allen Creaturn erzeigt wird. Denn weil er nach seiner Gttlichen Natur
warhaffter Natuͤrlicher Gott ist vnd nach beiden seinen Naturn zum Herrn vnd Heupt seiner
Kirchen gesetzt ist, wird er von Engeln vnd Menschen als jr Gott vnd Herr erkandt,
angebetet vnd gepreiset. Hiervon redet der spruch S. Pauli Philip. 2: „Gott hat jn
erhhet vnd hat jm einen Namen gegeben, der vber alle Namen ist, das in dem Namen Jhesu
sich beugen sollen aller der Knie, die im Himel, auff Erden vnd vnter der Erden sind,
vnd alle Zungen bekennen sollen, das Jhesus Christus der Herr sey zur Ehre Gottes des
Vaters.“93 1. Pet. 3: „Welcher ist zur rechten Gottes in den Himel gefaren, vnd sind jm
vnterthan die Engel vnd die Gewaltigen vnd die Krefften.“94 Apoca. 5: „Das Lamb, das erwuͤrget ist, ist wirdig zu nemen Krafft vnd Reichtumb
vnd Weisheit vnd Stercke vnd Ehre vnd Preis vnd Lob“95 etc.
Warumb wird das Sitzen zur Rechten des Vaters dem Herrn Christo erst nach der Himelfart
zugeschrieben?
Die Schrifft redet vom Herrn Christo auff zweierley weis: Erstlich beschreibet sie jn
|| [D 4v:] als waren Natuͤrlichen ewigen Gott zusampt dem Vater vnd Heiligen Geist. Auff
diese weis ists recht geredt, das Christus nach seiner Gttlichen Natur ist von Ewigkeit
zur Rechten des Vaters gesessen, welches, wie die Epistel zu den Ebreern sagt, nie zu
keinem Engel ist gesagt worden.96 Es wird auch offt der Son Gottes die Rechte des Vaters selbs genennet, sintemal
er gewesen ist im anfang bey dem Vater gleicher Gott von Macht vnd Ehren vnd der Vater
alle ding durch jn geschaffen hat etc. Zum andern redet die Schrifft von Christo als „de
persona missa“, das ist als von einer solchen Person, die im allergeheimsten Ratschlag
Gottes verordnet ist zum Mittler, Knig vnd Hohenpriester des Menschlichen Geschlechts,
vnd dern endlich in der fuͤlle der zeit warer Mensch geboren vnd mit seinem Leiden vnd
Sterben der Gerechtigkeit Gottes gnug gethan, die Suͤnde der Welt bezalt vnd
Gerechtigkeit vnd ewiges Leben widerbracht hat.Dieser betrachtung nach beschreibet die schrifft zweierley stende oder zeit des Herrn
Christi, nachdem er ins Fleisch komen ist, nemlich den stand der ernidrigung vnd den
stand der erhhung. Denn wiewol auch in der ernidrigung der Son Gottes seine ware
Gottheit nie von sich gelegt noch verloren hat, jedoch hat er sich derselben, wie Paulus
redet Philip. 2, geeussert vnd || [E 1r:] sich ernidriget,97 also das er wider vnd zu entgegen seinem Beruff, darzu er als ein Opffer fuͤr das
Menschliche Geschlecht in die Welt gesand war, seiner Gttlichen Natur, Allmacht vnd
Krafft nicht gebrauchen noch allzeit erweisen wllen, sondern dieselbe seiner
Gttlichen Natur, Allmechtigkeit vnd ewige Maiestet vnd Herrligkeit gleichsam in
vnsern armen Fleisch vnd Blut verborgen vnd von wegen der duͤrfftigkeit, Leidens vnd
Sterbens seines eignen Fleisch sich verleugnen, lestern vnd spotten lassen. Als nu
diese zeit der Ernidrigung furuͤber, folget endlich die erhhung dieser Person also, das
seine Menschliche Natur numehr vnsterblich, verkleret vnd herrlich gemacht, die
Gottheit aber, so in Christo von ewigkeit war vnd doch jrer Gttlichen Allmacht vnd
Herrligkeit im Leiden nicht gebrauchet, numehr auch in der Menscheit von aller Welt
erkand vnd diese gantze Person – Gott vnd Mensch – als der ewige Knig vnd Hoherpriester
offenbaret vnd von Engeln vnd Menschen angeruffen vnd angebetet wird. Diese ffentliche
erhhung vnd volkomene vnd von aller schwacheit gefreiete vnd offenbarlich erzeigte
Regierung, Ehre, Maiestet vnd Herrligkeit Christi nennet der Artickel des Glaubens
eigentlich das sitzen zur Rechten des Vaters vnd rhuͤmet dasselbe, nachdeme Christus von
Todten erstanden vnd gen Himel gefaren ist, do er mit vnaussprechlicher || [E 1v:]
Herrligkeit sich als einen Herrn aller Creaturen in angesicht aller seiner heiligen
Engel vnd Menschen erzeiget. Welche Herrligkeit vns itzund vnerforschlich vnd
vnbegreifflich, gleichwol aus der wunderbarlichen samlung, regierung vnd erhaltung der
Christlichen Kirchen in diesem Leben etlichermassen erkand, aber als denn erst fuͤr der
gantzen Welt wird offenbar werden, wenn er vom Himel herab komen vnd in den Wolcken in
der Herrligkeit des Vaters mit allen seinen heiligen Engeln vnd grosser Krafft vnd Ehr
als ein Richter der Lebendigen vnd der Todten erscheinen vnd vns hinauff zu sich nemen
wird, das wir ewig bey jm sein vnd seine Herrligkeit schawen.
Von der Maiestet Christi, so jm gebuͤret von wegen der Persnlichen voreinigung zweier
Naturn Des Ehrwirdigen Herrn Doctoris Lutheri zeugnis, welches dieser zeit von vielen
mutwillig missbrauchet vnd vorstuͤmmelt wird, getrewlich vnd volkmlich angezogen.
In der auslegung vber die letzten wort Dauidis.98
Wir Christen, aus dem Newen Testament erleucht, knnen richtig, deutlich vnd fein
ant- || [E 2r:] worten auff den einwuͤrff, do Fraw Kluͤglinge, die Vernunfft, fragt: Wie kan
Gott seine ewige gewalt von sich einem andern geben? Sonderlich einem Menschen kan er
sie nicht geben, der nicht von ewigkeit her gewesen ist wie Gott, sondern hie zeitlich
angefangen, geborn vnd sterblich ist, wie wir Christen von Jhesu, Dauids vnd Marien Son,
bekennen vnd predigen.99 Nemlich wir antworten also: Christus vnser Herr hat zwo geburt oder zwo Natur in
einer vnzurtrenten Person. Denn er ist ein Christus, nicht, wie der tolle Geist Nestorij
narret, zween Christi.100 Nach der ersten geburt hat er nicht zeitlich, sondern von ewigkeit her vom
Vater empfangen die ewige gewalt oder Gottheit. Vnd der Vater hat sie jm gegeben gantz
vnd vllig, wie er sie selbs hat von ewigkeit. Nicht hat er sie jm also gegeben, das er
sich derselben beraubet oder entledigt habe, sondern dieselbige gewalt vnd kein ander,
die er von ewigkeit behelt, hat er dem Son gegeben. Denn es sind nicht zwo Gottheit,
sondern beider Person ist ein einige Gottheit, vnd bleibet recht geredet Esaiae am 42.:
„Ich will meine Ehre keinem andern geben noch mein Lob den Gtzen“,101 denn der Son ist kein ander Gott noch Gtze, sondern mit dem Vater ein einiger,
rechter, ewiger Gott. Hieuon spricht er selbs Johan. 16: „Alles, was der Vater hat, das
ist mein“,102 spricht nicht: „der Vater hat nichts mehr, ich habe es alles || [E 2v:] allein“,
oder: „der Vater hats alles allein, ich habe nichts“, sondern „der Vater hats alles,
aber dasselbige alles, das er hat, das ist mein.“ Das ist ja klerlich so viel gesagt,
das der Vater vnd Son ein einige Gottheit haben vnd von demselben alles des Vaters, das
des Sons ist, hats der Heilige Geist auch, wie er daselbst spricht: „Er wirds von den
meinen nemen.“103 Von welchen meinem? On zweiuel von den meinem, das der Vater hat. Also nimpt der
Heilige Geist von beiden, dem Vater vnd Son, dieselbige vllige gantze Gottheit von
Ewigkeit her. Item Joh. 5: „Wie der Vater das Leben hat in jm selber, also hat er dem
Son geben, das Leben zu haben in jm selber“,104 vnd „wie der Vater Todten aufferweckt vnd Lebendig macht, also auch der Son
macht Lebendig welche er wil, auff das sie alle den Son ehren wie sie den Vater
ehren“.105 Das alles ist von der ersten, ewigen, gttlichen Geburt gesagt. Nach der andern,
zeitlichen, menschlichen Geburt ist jm auch die ewige gewalt Gottes gegeben, doch
zeitlich vnd nicht von Ewigkeit her. Denn die Menscheit Christi ist nicht von Ewigkeit
gewest wie die Gottheit, sondern wie man zelet vnd schreibt ist Jhesus, Marien Son, dis
jar 1543 Jar alt. Aber von dem Augenblick an, da Gottheit vnd Menscheit vereiniget ist
in einer Person, da ist vnd heist der Mensch, Marien Son, allmechtiger ewiger Gott, der
ewige gewalt hat vnd alles geschaffen hat vnd || [E 3r:] erhelt per Communicationem
Idiomatum,106 darumb
das er mit der Gottheit eine Person vnd auch rechter Gott ist, darumb redet er
Matth. 21: „Alles ist mir vom Vater gegeben.“107 Matth. vltimo: „Mir ist alle gewalt gegeben im Himel vnd auff Erden“.108 Welchem Mir? Mir, Jhesu von Nazareth, Marien Son vnd Mensch geboren, von
Ewigkeit hab ich sie vom Vater, ehe ich Mensch ward, aber da ich Mensch ward, hab ich
sie zeitlich empfangen nach der Menscheit vnd heimlich gehalten bis auff mein
Aufferstehen vnd Auffart, da es hat sllen offenbart vnd verklert werden, wie S. Paulus
Rom. 1 spricht: „Er ist verkleret oder erweiset ein Son Gottes krefftiglich.“109 Johannes nennet es verklert, Joh. 5: „Der heilige Geist war noch nicht, denn
Jhesus war noch nicht verkleret.“110
In der Kirchenpostill vber die Epistel Ebre. I.111
Zu der Rechten der Maiestet Sitzen ist gewislich der Maiestet gleich sein. Darumb, wo
Christus wird beschrieben, das er zur Rechten Gottes sitzet, da wird gruͤndlich beweret,
das er warer Gott sey, sintemal Gott ist niemand gleich denn Gott selber. Darumb das der
Mensch Christus wol wird gesagt, er sitzet zur Rechten Gottes, ist doch so viel gesagt,
er sey warer Gott, wie der 110. Psalm spricht: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: ‚Setze
dich zu meiner Rechten‘“112 etc. Das ist, er hat zu Christo gesagt, || [E 3v:] der ein Mensch ist: „Sey mir
gleich“, das ist: „Du solst nicht allein ein Mensch, sondern auch Gott erkennet
werden.“ Wie dann allhie113 der Apostel diesen Spruch desselbigen Psalmen auch einfuͤret. Jtem Psalm 8: „Du
hast jm vnter die Fuͤsse geworffen alle werck deiner Hende“114 , das ist: „Du hast dir jn gleich gemacht“, nicht das er nu allererst angefangen
hab, Gott zu sein, sondern das der Mensch vorhin nicht ist Gott vnd Gott gleich
gewesen, denn zugleich er angefangen hat, Mensch zu werden, hat dieser Mensch auch
angefangen, Gott zu sein. Vnd also redet die Schrifft gar viel fuͤglicher von Christo
denn wir Vnd wickelt die Person so fein in die Natur vnd scheidet widerumb die Natur,
das wenig sind, die es recht verstehen, vnd ich selbs offt in diesen vnd dergleichen
geirret hab, das ich der Natur habe zugeeignet, was der Person gebuͤret vnd widerumb.
Vom Sacrament des Leibs vnd Bluts Christi haben wir auch noch nie geleret, lehren auch
noch nicht, das Christus vom Himel oder von der rechten Hand Gottes hernider- vnd
auffare, noch sichtbarlich, noch vnsichtbarlich. Bleiben fest bey dem Artickel des
Glaubens: „Auffgefaren gen Himel, sitzend zur Rechten Gottes zukuͤnfftig“ etc. vnd
lassens Gttlicher Allmechtigkeit befohlen sein, wie || [E 4r:] sein Leib vnd Blut im
Abendmal vns gegeben werde, wo man aus seinem Befehl zusamen kuͤmpt vnd sein einsetzung
gehalten wird. Wir dencken do keiner Auffart noch Niderfart, die da solt geschehen,
sondern bleiben schlechts vnd einfeltig bey seinen worten: „Das ist Mein Leib“, „Das ist
Mein Blut“116 etc.
Nazianzeni Spruch, so von etlichen dieser zeit auch verstuͤmmelt vnd wider des Autoris
eigentliche meinung felschlich angezogen wird.117
Orat. 2 de Filio pag. 214:118 „Es mus Christus so lange herschen vnd von dem Himel eingenomen werden Bis auff
die zeit, da alles herwiderbracht werde, vnd mus den Stuel zur Rechten innen haben, bis
er aller seiner Feinde mechtig werde.“ Bisher hat Nazianzenus die Spruͤche der Schrifft
erzelet, welche die Arianer mißbrauchten vnd daraus folgern wollten, das Christus Reich
nicht ewig sein wuͤrde vnd er also nicht Gott sein kuͤndte, darzu jnen dienen muͤste das
wrtlein o „bis so lange“,o item: p „bis auff die zeit“.p Diese jre vnrechte folge erzelet Nazianzenus mit folgenden
worten vnd widerleget die vorkerten auslegung der wrtlein „so lang“ Vnd: „bis auff die
zeit“: „Was wlt jr denn hieraus erzwingen? Gleich als muͤste Christus als dann nicht
mehr herschen oder aus dem Himel weichen? Wer wird jn aber darzu zwingen oder aus was
vrsach wird Christus solchs thun muͤssen? Du magst mir aber wol ein kuͤner Ausleger der
Schrifft sein vnd kanst das || [E 4v:] Reich Christi zumal vbel leiden, so du doch anderswo
hrest, das seines Reich kein ende sein wird.119 Aber hierinnen stssestu dich, das du nicht weissest, was es geredt sey q ‚bis so lange‘,q vnd: r ‚bis auff die zeit‘,r etc. Nemlich, das diese wort nicht allzeit dem entgegen
gesetzt werden, was zukuͤnfftig ist, auch nicht das, so folgen werde, ausschliesse.“
Diesen rechten verstand des wrtleins Vsque vnd Donec beweiset nachmals Nazianzenus mit
etlichen Exempeln, die der Christliche Leser selber mag nachsuchen.
FINIS.