Christliche Fragstück (1571)
bearbeitet von Henning Jürgens
[Inhaltsverzeichnis]

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|| [A 2r:] Was gleubstu von der Himelfart Christi vnd von dem sitzen zur Rechten des Vaters?

Sind dieses vnterschiedene Artickel des Christlichen Glaubens?
Antwort.
Es sind zween vnterschiedliche Artickel: Der eine, das Christus auffgefaren ist gen Himel; der ander, das er nu sitzet zur Rechten des Vaters. Derwegen sind diese Artickel in vnserm Christlichen Symbolo1 nicht vntereinander zu mengen noch beide fr einen zu nemen. Denn darunter wrde der Artickel von der Himelfart Christi endlich gar miteinander auffgehoben werden, welcher nicht weniger als die andern mit vnwidersprechlichen Zeugnissen der Schrifft bestetigt ist.
Beweise mir, das diese zween Artickel vnterschiedlich im Apostolischen Symbolo gesetzt sind.
Weil die Artickel vnsers Allgemeinen || [A 2v:] Christlichen Glaubens auffs krtzste gestellet vnd das Symbolum gleichsam eine Summarien sein sol der Historien, so vom Herrn Christo anderswo weiter beschrieben sind, kan man, was in vnterschiedenen Artickeln von der Historien Christi erzelet wird, nicht fr einerley halten. Derwegen do eines so viel als das andere sein solte, das Christus gen Himel gefaren vnd zur Rechten Gottes sitzet, wrde folgen, das ein Artickel der Historien von Christo zweymal mit geenderten worten gesetzet Vnd demnach vnntige vnd vberflssige weitleufftigkeit in dem kurtzen vnd einfeltigen Glaubensbekentnis gesuchet worden were.
Haben auch die Apostel vnd Euangelisten in jren Schrifften diese Artickel vnterschieden?
Sanct Marcus am ende des letzten Capitels seines Euangeliumbuchs schreibet diese zwey ding vnterschiedlich von Christo: Erstlich, das er sey auffgehaben gen Himel vnd darnach, das er sich gesetzt habe zu der rechten Hand Gottes. „ Der Herr “ , spricht er, „ nachdem er mit jnen geredt hatte, ward er auffgehaben gen Himel VND2 sitzet zur rechten Hand Gottes “ , ἀνελήφθη εἰς τὸν οὐρανὸν καὶ ἐκάθισεν ἐκ δεξιῶν τοῦ θεοῦ.3 Sanct Petrus in seiner ersten Epistel am dritten Capitel redet es auch vnterschiedlich, || [A 3r:] wie sunderlich aus dem Griechischem Text zu vernemen ist, dann er spricht, das Christus sey zur rechten Gottes, nachdem er sey in den Himel geschieden: ὅς ἐστιν

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ἐν δεξιᾷ τοῦ θεοῦ, πορευθεὶς εἰς οὐρανὸν,4 welches vnsere Deudsche Bibel mit diesen worten geben: „Christus ist zur rechten Gottes in den Himel gefaren.“
Hat man es dann bisher in vnsern Kirchen auch fr vnterschiedliche Artickel gehalten?
In der Augsburgischen Confession im dritten Artickel wird ein deutlicher vnterschied geweiset: „Ascendit ad coelos, ut sedeat ad dexteram Patris“,5 „Er ist auffgefaren gen Himel, auff das er zur Rechten des Vaters sitze.“ Mit diesem stimmet vberein, das bisher vnsere Kirchen also haben geteilet den andern Artickel von Christo, das derselbe von dreyerley wercken des Herrn Christi rede: Von den vergangenen, gegenwertigen vnd knfftigen wercken, denn der Ewige vnd einige Son Gottes, der vns von anbegin zum Herrn verordnet, ist einmal Mensch worden, empfangen vom heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrawen, hat gelidden vnter Pontio Pilato, ist gecreutziget, gestorben, begraben, nidergefaren zur Hellen, auffgefaren gen Himel. Dieses alles ist an Christo allbereit erfllet vnd ist warhafftig geschehen, wie es die Euangelisten nach der || [A 3v:] lenge beschrieben. Itzund aber sitzet vnd regirt er als vnser Hoherpriester vnd ewiger Knig zur Rechten des Vaters vnd vortritt vnd vorbitt6 vns vnd samlet jm fr vnd fr eine Kirche aus Menschlichem Geschlecht vnd teilet vergebung der Snden, seine Gerechtigkeit vnd das ewige Leben aus allen, die sich in warer Busse zu jm bekeren, vnd heiliget alle Gleubigen mit seinem heiligen Geist, erhelt vnd beschtzt seina Kirche wider die list vnd gewalt des Teuffels vnd alle desselben Werckzeug. Diese Werck richtet der Herr Christus heutiges tages aus vnd pfleget seines Priesterlichen vnd Kniglichem Ampts noch fr vnd fr bis zu ende der Welt. Knfftig aber ist er, das er wird widerkomen zu richten die Lebendigen vnd die Todten. Weil dann nu die Himelfart Christi zu dem stcke der Historien gehrt, so allbereit an Christo erfllet vnd geschehen, vnd aber das Sitzen zur rechten des Vaters, die gegenwertige vnd fr vnd fr werende Regirung Christi vnd sein Ampt beschreibet, welches er noch heutiges tages fret, folget vnwidersprechlich, das es vnterschiedne Artickel sein, das Christus sichtbarlich von dieser Erden gen Himel einmal auffgefaren vnd das er numehr fr vnd fr sitzt zur rechten Gottes des Allmechtigen Vaters etc.

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|| [A 4r:] Von der Himelfart Christi.

Wie sol man verstehen den Artickel von der Himelfart Christi?
Die wort des Artickels lauten also: „Er ist auffgefaren gen Himel.“ Solche wort sollen einfeltig vnd schlecht7 wie sie lauten nach dem Buchstaben verstanden werden, denn weil es ein bekentnis ist, das sich grndet auff die Historien vnd Geschicht, die sich mit Christo hat zugetragen, so darff es keiner Allegorien oder frembdes heimlichen verstandes anders als die wort lauten.
Was heisst denn auffaren?
Auffaren heisst in der Schrifft vnd im gemeinen brauch zu reden eigentlich von einem nidrigen ort in ein hhers ort komen; vnd wird dieses auffaren Christo zugeschrieben von wegen seiner warhafften Menscheit. Denn nach seiner Gttlichen Natur hat Christus nicht drffen auffaren, weil er nach derselben (auch da er auff Erden mit seinem Leibe wandelt) in der schos8 des Vaters im Himel vnd Erden an allen orten zugleich gegenwertig gewesen vnd alles erfllet. Derhalben spricht Damascenus: τὸ ἀναβῆναι ἐκ γῆς εἰς οὐρανὸν καὶ τὸ καταβῆναι δὲ πάλιν || [A 4v:] ἐνέργειαί εἰσι περιγραφομένου σώματος,9 „Von der Erden in Himel auffaren vnd widerumb hernider faren gehren dem Leib Christi zu, welcher vmbschrieben ist“, vnd der alte Lehrer Athanasius schreibt in Disputatione contra Arium: „Eius est ire et uenire, qui aliquibus locorum terminis circumscribitur, et eum, in quo erat, deserens locum ad eum, ubi non erat, ueniebat. Caeterum verbi diuinitas uniuersa implens nullis locorum terminis separatur sicut nihil est unde discedat ita nihil est, quo ueniat.“10
Wird das wort „auffaren“ in der Schrifft allzeit in diesem verstand gebraucht?
In der Epistel an die Epheser am vierden Capitel machet Paulus eine vergleichung zwischen der ernidrigung des Sons Gottes vnd seiner erhhung, welcher zeugnis seine sichtbare Himelfart, so im angenomenen Fleisch geschehen, gewesen ist. „Das er auffgefaren ist“, spricht er, „Was ists, denn das er zuuor ist hinunter gefaren in die vntersten orter der Erden? Der hinunter gefaren ist, der ist derselbige, der auffgefaren ist vber alle Himel, auff das er alles erfllet.“11 In dieser zusamenhaltung heisset das Niderfaren nichts anders denn die gantze ernidrigung des Sons Gottes, von welcher auch der Herr

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selber sagt Johannis 3, das er hernider komen sey vom Himel.12 Vnd das Nicaenische Symbolum spricht: „Qui propter nos || [B 1r:] homines et propter nostram salutem descendit de coelis.“13 Vnd was diese ernidrigung sey, erkleret S. Paulus zun Philippern am 2. Capitel: „Welcher als erb Gttlicher gestalt war, eussert er sich selbs vnd nam Knechtsgestalt an“14 etc. Hiergegen aber setzt S. Paulus das auffaren vber alle Himel vnd beschreibt damit die erhhung Christi, welche ist, das er nach seiner ernidrigung widerumb erhaben ist zu seiner Herrligkeit vnd dessen zum gewissen zeugnis mit seinem erwecktem vnd vorklertem Leib durch die sichtbare Himelfart in die hhe gefaren. Auff das man ffentlich erkenne, das er das Heupt vnd der Herr sey, welcher den Menschen gaben gebe vnd der alles erfllet,15 das ist, „der alles in allen dingen wirckt vnd on den nichts gethan, geredt noch gedacht werde“, wie Herr Lutherus das wort S. Pauli in seinem Deudschen Testament klerlich also ausleget.16 An diesem ort geben es die vmbstende des Texts, weil eine vorgleichung angestellet ist, das Auffaren heisse: nach der ernidrigung erhhet vnd sehr hoch erhaben werden, wie Esaias redet.17 Hiermit wird aber die leibliche vnd sichtbare Himelfart Christi nicht vorneinet, sondern S. Paulus braucht eben das wort Auffaren, welches er aus dem 68. Psalm nimet, „Er ist auffgefaren in die Hhe“,18 damit er anzeige, das Christus nach verrichtetem werck der Erlsung seine angenomene Menschliche Na- || [B 1v:] tur in die Hhe gefret habe zum zeugnis, das die zeit der Ernidrigung numehr furber vnd er in seine Herrligkeit eingehe, wie dann auch solche leibliche Himelfart der Herr Christus zugleich mit einschleusset, do er Johan. 3 spricht: „Niemand feret gen Himel, denn der vom Himel ernider komen ist, nemlich des Menschen Son, der im Himel ist“19 vnd Johan. 6: „Wie, wenn jr sehen werdet des Menschen Son auffaren dahin, da er vor war?“20 Vnd Johan. am 20.: „Ich fare auff zu meinem Vater vnd zu ewrem Vater.“21
Was heisst das Wort Himel?
Die Schrifft redet vom Himel auff dreierley weis: Erstlich nennet sie den Himel auch die lufft, als wenn sie gedencket der Vgel des Himels. Zum andern Nennet sie den Himel das schne sichtbare Gebew, daran Sonn vnd

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Mond vnd die Sterne gesehen werden, als wenn der 34. Psalm spricht: „Der Himel ist durchs Wort des Herrn gemacht Vnd all sein Heer durch den Geist seines Mundes.“22 Zum dritten heisst der Himel auch die Himlische wonung Gottes vnd seiner auserwelten Engel vnd Menschen, welche ist vber alle sichtbare Himel. Denn wiewol Gott als ein vnendlich wesen alles erfllet vnd mit keinem ort vmbfangen noch vmbschrieben werden kan, wie im Jeremia 23 geschrieben stehet: „Bin ichs nicht, der Himel vnd Erden erfllet?“23 Vnd 2. || [B 2r:] Chron. 6: „Sihe der Himel vnd aller Himel Himel kan dich nicht versorgen oder vmbfangen“,24 jedoch wird die Himlische wonung, so ausserhalb dieser sichtbaren Welt ist, Gottes Thron genennet vnd die wonung der Auserwelten, dieweil Gott daselbst seine Maiestet in vnaussprechlichem Glantz vnd Klarheit die Auserwelten schawen lest vnd sich jnen zu erkennen gibt one mittel, so er in diesem Leben gebrauchet, vnd one allen gebrechen vnd drfftigkeit, vnd sie erfllet mit ewigem Leben, Gerechtigkeit,c Freude, Seligkeit vnd Herrligkeit, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehret vnd die in keines Menschen hertz nie komen ist. Von diesem Himel redet der Artickel des Glaubens, das Christus gen Himel gefaren sey, welches zu den Ephesern S. Paulus auch also redet, das er hinauff gefaren sey vber alle Himel,25 vnd zu den Hebreern, das er durch die Himel gefaren sey vnd das er vber die Himel erhhet sey,26 da er von den sichtbaren Himeln redet vber vnd ausser welchen die Himlische wonung Gottes vnd aller Auserwelten sind.
Haben auch die alten Lehrer auff diese weise von dem Himel geschrieben?
Damascenus lib. 2. cap. 6. schreibt nach der meinung der alten Lehrer hieruon also: „Der Himel der Himeln ist der erste Himel. Der ist vber dem Firmament. Dis Firmament hat Gott || [B 2v:] auch den Himel genennet. Sihe das sind zwen Himel. Die Schrifft pflegt auch die lufft den Himel zu nennen, als wenn sie sagt: ‚Lobet jn alle geflgel des Himels‘, das ist des luffts. Denn die Vogel nicht im Himel, sondern in der lufft fliegen. Da sihestu, das dreierley Himel sind. Daruon auch der Apostel spricht, das er sey entzcket bis in den dritten Himel“,27 2. Corinth. 12,28 welchen S. Paulus nennet das Paradis,

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da er auch gehrt habe vnaussprechliche wort, welche kein Mensch sagen kan. Basilius Hexaem.d Homil. 2,29 welchem auch Ambrosius nachfolget lib. 1. Hexa. cap. 8,30 schreibet, das vber dem Himel sey ein Liecht, darinnen die Engel in aller Geistlichen freuden sind, vnd die guts gethan haben werden in demselben Liecht, so vber dieser Welt ist, jre ruge haben, gleichwie die Verdampten in die eussersten finsternis werden geworffen werden etc. Das auch diese Himlische wonung nicht hierniden auff Erden, nicht allenthalben, sondern droben in der Hhe sey, zeuget die Schrifft an vielen orten, als Coloss. 3: „Trachtet nach dem, das droben ist, da Christus ist“31 etc., Gala. 4: „Das Jerusalem, welches droben ist“32 etc.
So sage mir nu den eigentlichen verstand des Artickels von der Himelfart Christi.
In diesem Artickel bekennet die Christli- || [B 3r:] che Kirche, das vnser Herr Jhesus Christe mit seinem warhafften vnd wesentlichem Leib, den er aus der Jungfrawen Maria an sich genomen, in dem er gelidden, gestorben, aufferstanden ist vnd den er in der aufferstehung verkleret hat, von der Erden sich in die hhe erhaben vnd die sichtbaren Himel durchdrungen vnd die Himlische wonung eingenomen, do er in der Glori vnd Herrligkeit das wesen, eigenschafft, form vnd gestalt des waren Leibs behelt vnd am Jngsten tag in den Wolcken des Himels mit Krafft vnd grosser Herrligkeit zum Gericht leiblich vnd sichtbarlich wird widerkomen vnd nach der allgemeinen aufferweckung der Todten vnsere nichtige Leibe wird ehnlich machen seinem herrlichen Leib vnd vns zu sich nemen, da wir auch bey jme sein werden allezeit.
Wo ist dieser vorstand des Artickels in der heiligen Schrifft gegrndet?
Das die Auffart nicht ein blosser schein vnd nur ein sichtbar spectakel gewesen sey, dadurch, wie etliche tichten, der Herr Christus vnsichtbar, vnbegreifflich, vnendlich vnd mit dem Leib allenthalben gegenwertig worden

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sey,33 sondern das Christus warhafftig sein Leib vnd Seel habe von der Erden hinauff gefret in den Himel, das ist in das Liecht der herrlichen Offenbarung Gottes, do er auch jtzund mit seinem Leibe ist, mit welchem er vor der Auffart || [B 3v:] im Himel nicht gewesen ist, bezeugen erstlich die Historien der Euangelisten, darnach auch die hellen vnd klaren Sprche der Aposteln, die sich mit keiner Sophisterey34 lassen verdrehen. S. Marcus spricht deutlich: „Der Herr, nachdem er mit jnen geredt hatte, ward er auffgehaben gen Himel.“ Oder wie das Griechische wort eigentlich vermag: ἀνελήφθη εἰς τὸν οὐρανόν, „Er ist hinauff genomen gen Himel.“35 S. Lucas beschreibt es noch deutlicher: „Es geschahe, da er sie segnet, schiede er von jnen vnd fure auff gen Himel“, διέστη ἀπ᾿ αὐτῶν, „discessit ab eis“, καὶ ἀνεφέρετο εἰς τὸν οὐρανὸν, „ferebatur sursum in coelum“.36 In Geschichten der Apostel spricht er: „Er ward auffgehaben zusehens“, βλεπόντων αὐτῶν ἐπήρθη, „vnd eine Wolcke nam jn auff von jren augen weg“, νεφέλη ὑπέλαβεν αὐτὸν. „Vnd als sie jm nachsahen (ἀτενίζοντες) gen Himel farend (πορευομένου, cum iret), sihe, da stunden bey jnen zween Menner in weissen Kleidern, welche auch sagten: ‚Jr Menner von Galilea, was stehet jr vnd sehet gen Himel? Dieser Jhesus, welcher von euch ist auffgenomen (ἀναληφθεὶς, sursum receptus) gen Himel, wird komen wie jr jn gesehen habt gen Himel faren ( πορευόμενον εἰς τὸν οὐρανόν).‘“37 || [B 4r:] Hiermit stimmen vberein die Sprch der Apostel Acto. 3: „Jhesus Christus mus den Himel einnemen bis auff die zeit, da alles herwider bracht werde (δεῖ οὐρανὸν δέξασθαι)“,38 welches one einigen abbruch des Sententzs39 nach art des Griechischen Texts auch passiue kan gegeben werden, wie es die Syriaca versio eigentlich vermag40 vnd Gregorius Nazianzenus vnd Oecumenius bey den Griechischen also erkleren41 vnd nicht allein viel andere gelerte Leute, sondern auch Herr Lutherus in seinem Latinischen Testament geben hat: „Oportet Christum coelo capi oder excipi oder suscipi: Christus must vom Himel auffgenomen werden“.42 Oder wie in dem alten Deudschen Testament, so in Sechsischer Sprach mehr als fur hundert Jharen gedruckt worden, stehet: „Der Himel muste Christum vffnemen“43 etc. S. Pauli Sprche sind auch bekand: Philip. 3: „Vnser wandel (πολίτευμα) ist im Himel, von dannen wir auch warten des Heilands Jhesu Christi des Herrn, welcher vnsern nichtigen Leib verkleren wird, das er ehnlich werde seinem verklerten Leibe“;44 Coloss. 3: „Seid jr mit Christo aufferstanden, so suchet was droben ist. Da Christus ist sitzend zur rechten Gottes“;45 Ebre. 4: „Dieweil wir einen grossen Hohenpriester haben, Jhesum, den Son Gottes, der gen Himel gefaren ist“ oder wie es der Griechische Text vermag: διεληλυθότα τοὺς οὐρανούς,46 „Der || [B 4v:] durch die Himel gefaren ist“; Ephe. am 4.: „Er ist auffgefaren in die Hhe Vnd hat das Gefengnis gefangen genomen.“47 Solche vnd dergleichen viel vnd manchfeltige Sprche drffen nicht mehr denn vleissiges ansehens vnd christlichen nachdenckens, sintemal sie klerlich bezeugen, das Christi Leib von der Erden hinauff in den Himel leiblichen vnd sichtbarlich genomen sey, vnd das Christus nu mehr mit seinem Leib vnd Seele nicht hieniden auff Erden, sondern droben im Himel vber vnd ausserhalb dieser sichtbaren Welt sey. Vnd wird hiemit deutlich widerleget derjenigen frgeben, welche tichten, das Christus in einer sichtbaren gestalt hinauff gefaren Vnd doch mit dem wesentlichen fleisch vnd gebein seines Leibs vnsichtbar hierniden blieben vnd allenthalben mit dem Leib gegenwertig worden sey.

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Sage mir etliche frneme zeugnis der alten Lehrer von dem eigentlichen verstand des Artickels von der Himelfart Christi.
Erstlich wird dieser Artickel in den allgemeinen Symbolis vnd Glaubenbekentnissen, so die gantze Christliche Kirche angenomen, one einige Allegorien mit hellen klaren worten widerholet als im Symbolo Apostolico, Nicaeno, Constantinopolitano, Ephesino, Chalcedonensi. || [C 1r:] Nachmals widerholen diesen Artickel auch die andern bewerten particularia Symbola, so als erklerung der allgemeinen Symbolorum von heiligen Lehrern geschrieben worden sein.48 Als do Athanasius in seinem Symbolo beide Artickel ausdrcklich vnd vnterschiedlich erzelet von der Himelfart vnd vom sitzen zur Rechten.49 Item, do Epiphanius in paraphrasi symboli Nicaeni spricht: „Christus ist aufferstanden vnd gen Himel gefaren eben mit seinem Leib Vnd sitzet in der herrligkeit zur Rechten des Vaters Vnd wird widerkomen in demselben Leibe in der Herrligkeit zu richten“50 etc. Jtem do S. Damasus, welches glaubenbekentnis auch die Christlichen Keiser im Codice de summa Trin.51 jederman befehlen, spricht in seinem Symbolo: „Christus, nachdem er die macht des Todes vberwunden hat, ist er eben mit dem fleisch, in dem er geborn, gelidden, gestorben vnd aufferstanden, zum Vater auffgefaren vnd sitzet zur Rechten desselbigen in der Herrligkeit, die er stets gehabt vnd noch hat.“52 Inn S. Hieronymi Symbolo stehen diese wort: „Er ist gen Himel auffgefaren, sitzet zur rechten Gottes des Vaters manente ea natura carnis, in qua natus et passus est, in qua etiam resurrexit.“53 Das ist: Es bleibet in jme die Natur des fleisches, in welchem er geboren ist vnd ge- || [C 1v:] lidden hat, in welchem er auch aufferstanden ist. Einzele Sprche der alten Scribenten sind hieruon vnzelich viel. Ignatius, welcher von S. Petro zu Antiochia zu einem Bischoff ordinirt vnd endlich ein Merterer Christi worden ist, spricht in Epistola ad Smyrnenses: „Ich erkenne nicht allein aus seiner geburt vnd aus seiner creutzigung, das er ins fleisch komen sey, sondern weis auch, das er nach der aufferstehung im fleisch gewesen sey, vnd gleube, das er noch im fleisch sey.“54 Vnd bald her

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nach: „Er hat sich nach der Aufferstehung jnen selbs erzeiget, das er warhafftig vnd nicht wie ein Gespenst erstanden sey, vnd hat mit jnen gessen vnd getruncken vierzig gantzer tag Vnd ist also f mit dem Fleischf zusehens auffgenomen zu dem, der jn gesand hatte. Vnd wird mit demselben Fleisch widerkomen in der Herrligkeit vnd Krafft.“55 Irenaeus, auch ein Merterer Christi, welcher Polycarpig – der Johannis des Euangelisten vnd Apostels zuhrer – Discipel gewesen ist, sagt lib. 3 also: „Ein jeder, der da gleubt, das Jhesus sey der Christ, der ist aus Gott geboren, nemlich der eben diesen Jhesum Christum erkennet, welchem die Pforten des Himels geffnet sind von wegen der auffart sei- || [C 2r:] nes fleisches, welcher auch in dem fleisch, in deme er gelidden hat, wird widerkomen vnd des Vatern Herrligkeit offenbaren.“56 Tertullianus, welcher in der Latinischen Kirchen noch vor dem Nicaenischen Synodo gelebt hat, spricht in libro De resurrectione carnis: „Hic, sequester Dei et hominum appellatus ex utriusque partis deposito commisso sibi, carnis quoque depositum seruat in semetipso, arrabonem summae totius. Quemadmodum enim nobis arrabonem Spiritus reliquit, ita et a nobis arrabonem carnis accepit et uexit in coelum, pignus totius summae illuc quandoque redigendae. Securae estote, caro et sanguis usurpastis et coelum et regnum Dei in Christo. Aut si negent uos in Christo, negent et in coelo Christum, qui uobis coelum negauerunt.“57 S. Cyprianus sagt: „Er ist gen Himel gefaren, nicht da Gott das Wort zuuorhin nicht war, denn er war allzeit im Himel, sondern da das Wort im fleisch vor nicht sasse.“58 Cyrillus lib. 10 in Iohannem cap. 8: „Daran zweiuelt niemand, weil er gen Himel gefaren, das er nach dem fleisch abwesend sey, ob er wol mit der Krafft allzeit gegenwertig ist.“59 Item lib. 9 cap. 2: „Die Gleubigen mssen gewis sein, obgleich Christus mit dem Leib von vns abwesend ist, das gleichwol durch seine Krafft alles – vnd wir auch selbs – regiret wer- || [C 2v:] den etc. Denn nach dem fleisch spricht er allein, das er wlle hinweggehen, aber mit der Krafft der Gottheit

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ist er allzeit gegenwertig.“60 Item lib. 11 cap. 22: „Es kan euch nichts bses begegnen, ob ich gleich mit dem fleisch abwesend bin, sintemal die Krafft meiner Gottheit, die euch bisher erhalten hat, wird euch hinfuro auch erhalten. Dis sagen wir nicht derhalben, als achten wir den Leib des Herrn nicht gros gnug, sondern das diese wunderbarliche wirckunge der Herrligkeit Gottes zuzuschreiben sind.“61 Theodoretus Dialo. 2: „Der Leib des Herrn ist nach der aufferstehung noch ein Leib vnd bleibt so wol als zuuor vmbschrieben. Auch nach der Himelfart wil ich mich mit Menschlichen gutdncken nicht vberreden lassen, das ich sagte, er sey in ein Gttliche Natur verwandelt. Denn ich bin nicht so kne, das ich etwas sagen wolte, dauon die heilige Schrifft still schweiget. Ich habe von den heiligen Engeln gelernet, das er also komen wird wie jn die Jnger haben gesehen in den Himel faren. Sie haben aber eine vmbschriebene, nicht eine vnumbschriebene oder vnermessliche Natur gesehen“62 etc. Augustinus libro De agone christiano: „Wir sollen die nicht hren, die da leugnen, das der Herr nicht eben seinen Leib mit sich hinauff gefrt hab in Himel.“63 || [C 3r:] Item Epistola ad Dardan.: „Nach der Menscheit war er auff Erden – nicht im Himel, da er jtzund ist –, da er sprach: ‚Niemand feret gen Himel denn der vom Himel hernider komen ist, nemlich des Menschen Son‘, der im Himel ist, so er doch nach der Gttlichen Natur im Himel, nach der Menschlichen aber noch auff Erden vnd noch nicht gen Himel gefaren war.“64 Item: „Du solt nicht zweiueln, das der h Mensch Christus Jhesus jtzund daselbst sey,h von dannen er komen wird; vnd gedenck vnd behalt mit vleis dis Christliche bekentnis, das er aufferstanden ist von den Todten, auffgefaren gen Himel, sitzend zur Rechten des Vaters vnd wird nicht anderswoher denn von dannen komen vnd wird also komen, wie man jn hat sehen gen Himel faren, das ist Eben in derselben gestalt vnd wesen des Fleischs, welchem er zwar die vnsterbligkeit geben, aber seine Natur nicht genomen hat. i Nach dieser Natur sol man nicht gedencken, das er allenthalben sey.i Denn man mus sich hten, das wir nicht also die Gottheit dieses Menschen verteidingen, das wir jm die warheit des Leibes benemen. Es folget auch nicht, das auch dasjenige, das in Gott ist, vberal sey wie Gott.“65 Vigilius Martyr. Lib. 1: „Nach der gestalt des Knechts, die er von vns hinweg hat genomen in

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den Himel, ist er vns abwesend. Nach der gestalt Gottes, die von vns auff Erden nicht || [C 3v:] weichet, ist er vns gegenwertig vnd ist doch eben derselbe einige Christus“66 etc. Jtem lib. 4: „Weil das Fleisch auff Erden war, da war es freilich nicht im Himel. Vnd itzund, weil es im Himel ist, so ist es freilich nicht auff Erden vnd ist so gewis nicht auff Erden, das wir auch gewertig sind, das nach dem Fleisch Christus von Himel komen werde, welchen wir doch gleuben nach der Gottheit bey vns auff Erden sein. Dis ist der allgemeine Christliche Glaub vnd bekentnis, so die Apostel geleret, die Merterer bestetiget haben vnd die Gleubigen bis auff diese stunde behalten.“67 Lutherus in der Hauspostill am tage der Himelfart: „Der Heilige Geist predigt, Christus sey nicht auff Erden blieben, sondern in die Hhe gefaren.“68 Vnd im Gesang „Nun frewt euch lieben Christen gemein“ etc.: „Gen Himel zu dem Vater mein fahr ich von dieser Erden“69 etc. Philipp. Melanth. in enarratione Epist. ad Col.: „Der Artickel des Glaubens sol verstanden werden wie der Buchstab lautet von dem Leib vnd dem Raum, den ein Leib einnimet. Er ist auffgefaren – verstehe also, das er mit seinem Leibe Natrlicher weiss ein ander ort hat eingenomen – gen Himel – das ist an einem ort im Himel, es sey wo es sey –, denn man sol hie nicht andere deutung ausserhalb des Buchstabens such- || [C 4r:] en. Die Auffart ist sichtbarj vnd Leiblich gewesen, vnd also haben alle alten allezeit geschrieben, das Christus mit seinem Leib einen Raum einnimet an einem ort, an welchem er will, vnd ist aber Leiblich auffgefaren in die Hhe; darumb nennet S. Paulus dasselbe ort droben“70 etc.

Vom sitzen zur Rechten Gottes.

Was heisst die Rechte Gottes?
Weil Gott kein Leiblich, sondern ein Geistlich wesen ist, hat er fr sich keine rechte oder lincke Hand oder Seiten, zu welcher Christus stehe oder sitze, sondern diese rede, wie auch S. Hieronymus schreibt,71 ist genomen von Menschlichen dingen, denn bey den Menschen heisset zur Rechten stehen oder sitzen gemeiniglich die gleiche oder nechste ehre, wirde vnd herrligkeit haben. Denn diejenigen, welchen die Menschen gleiche oder nechste Ehre

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nach jnen selbs geben vnd erzeigen, die pflegen sie zu jrer rechten zu setzen, als do Salomon I. Reg. 272 seiner Mutter Bettscha lesset einen Stuel setzen, das sie sich setze zu seiner Rechten. Vnd also redet der 45. Psalm: „Die Braut stehet zu deiner Rechten in eitel kstlichem Golde“,73 das ist in nechster Ehre nach dem Breutgam. Syrach || [C 4v:] 12 spricht: „Setze deinen Feind nicht zu deiner Rechten, das er nicht nach deinem stule trachte“,74 das ist: Erhebe jn nicht zu hoch zu Ehren. Matthei am 20. bittet die Mutter der Kinder Zebedei von Christo, das er jre Söne lasse sitzen einen zur Rechten, den andern zu Lincken,75 das ist, das er sie zu seinen frnemsten vnd bersten Amptleuten vnd vber alle andere Vnterthanen zu Herrn setzen wolte.Also, wenn die Schrifft saget, das Christus der Son Gottes sitze oder sey vom Vater gesetzt zu seiner Rechten, heisset die Rechte Gottes so viel als die hchste Ehre vnd Herrligkeit Christi. Nemlich, das er mit dem Vater gleiche vnd nach jm nechste Ehre, Wirde, Herrligkeit vnd Maiestet habe fur alle Creaturn, vnd Brauchet die Schrifft von dieser Herrligkeit diese dreyerley art zu reden, das Christus sitzet, stehet, ist zur Rechten Gottes.
Was ist nu der eigentliche verstand dieses Artickels, das Christus zur rechten Gottes gesetzt sey?
Dieser Artickel weiset, was fr ein vnterscheid sey zwischen Christo, der gen Himel gefaren ist, und zwischen Helia76 vnd andern Heiligen vnd auserwelten Engeln, die auch im Himel sind, nemlich das Christus nicht allein wie die Auserwelten das angesicht Gottes gegenwertig anschawet vnd ist in ewiger freude || [D 1r:] vnd wonne, sondern auchk vber alle Creaturn in die hchste Majestet vnd Herrligkeit Gottes gesetzt ist. Denn also erkleret die Schrifft anderswo selber diesen Artickel: Luc. 24: „Muste nicht Christus solchs leiden vnd zu seiner Herrligkeit eingehen?“77 Psal. 8, Ebre. 2: „Du hast jn eine kleine zeit Gottes mangeln lassen. Mit Preis vnd Ehren hastu jn gekrnet.“78 Hie heisset: „in die Herrligkeit eingehen“, item: „mit Preis vnd Ehren gekrnet werden“ nichts anders denn das im Glaubensartickel genent wird: „zur Rechten Gottes gesetzt sein.“

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Nach welcher Natur sol dieser Artickel von Christo verstanden werden?
Das sitzen zur Rechten Gottes sol von der gantzen Person Christi nach seinen beiden Naturn verstanden werden, gleichwie auch die ernidrigung der gantzen Person Christi mus zugeschrieben werden. Denn eben der vom Himel hernider komen ist vnd Menschliche Natur vff Erden an sich genomen hat, der ist sampt seinem fleisch zur rechten Gottes nach der zeit der ernidrigung erhoben worden. Es wird aber hiermit der vnterschied beider Naturn nicht auffgehoben, sintemal auch in der Maiestet vnd Herrligkeit der Herr Christus seine warhaffte Menschliche Natur an sich behelt, nicht allein nach der Substantz vnd wesen, sondern auch jrer eigenschafften nach, mit welchen sie von dem Gttlichen, vnendlichem, geistlichem wesen || [D 1v:] als eine leibliche, sichtbare vnd endliche Creatur in alle ewigkeit vnterschieden bleibet, welches zu der waren erkentnis Christi – das er warer Gott vnd Mensch sey vnd bleibe – vnd damit die Artickel vnsers Christlichen Glaubens einhellig miteinander vberein komen vnd die folgenden nicht die vorgehenden zunichte machen in sonderheit zu betrachten vonnten ist. Denn weil der grund vnsers Glaubens ist die Menschwerdung Christi, mssen vnd sollen alle folgende Artickel, als auch dieser vom Sitzen zur Rechten, also vnd anders nicht verstanden werden, damit nicht der grndliche, rechte vnd vnwidersprechliche verstand des Artickels von den vnterschiednen Naturn in Christo, der Gttlichen vnd Menschlichen, werde auffgehaben.
Was begreifft dann die Herrligkeit vnd Maiestet in sich, zu welcher Christus nach der ernidrigung erhoben ist?
Die erhhung Christi zur Herrligkeit nach erklerung der heiligen Schrifft stehet frnemlich in diesen dreien stcken: Erstlich bedeutet das Sitzen zur Rechten die volkomenheit der Gttlichen Natur Christi, nach welcher er dem Vater in allem gleich ist am wesen, willen, wercken vnd eigenschafften; nicht das er solche volkomenheit von ewigkeit nicht gehabt hette, sondern das solche Gottheit Christi nach der wunderbarlichen ernidrigung von allen Crea- || [D 2r:] turn auch in der angenomenen Menscheit erkand wird. Darneben bedeutet dis sitzen auch die hchste Herrligkeit vnd vorklerung der Menschlichen Natur, welche auch jr volkomenheit empfangen hat nach jrer art vnd eigenschafft. Denn wiewol Christus nach der Menschlichen Natur Gott nicht ist gleich worden – Sintemal in ewigkeit die Creatur der Gottheit vnterworffen bleibet: 1 Corinth. 1579 –, jedoch ist er auch nach der Menscheit frtrefflicher worden als alle Engel vnd Menschen. Denn wiewol die Menscheit Christi zuuor in der empfengnis diese hchste Ehre empfangen hat, das sie Gottes Sons eigner Leib vnd Seel ist vnd zugleich in jrer erschaffung mit

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demselben Persnlichen voreiniget ist – welches etliche alte Scribenten80 auch bisweilen zur Rechten Gottes gesetzt sein nennen, do sie durch die Rechte Gottes eigentlich vorstehen die person des sons Gottes –, so gehrt doch dasselbe eigentlich vff den artickel von der Menschwerdung Christi, nicht aber zu diesem Artickel, darinnen wir bekennen, das er nach der Himelfart mit seinem fleisch gesatzt sey zur Rechten Gottes des Vaters. Dis aber wird hie von der Menscheit Christi bekennet, das sie numehr nach der vorklerung,81 darinnen sie alle schwacheit, drfftigkeit82 vnd sterbligkeit abgeleget, an Leib vnd Seel auch in vnd fr sich gezieret ist vnaussprechlicher weis mit herrlichem Liecht vnd glantz, mit hoher Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit, Freude, || [D 2v:] Stercke, Macht vnd allen andern Gaben, so an der zal vnd Hoheit aller andern Creaturn gaben weit vbertreffen. Diese Gaben lassen sie gleichwol eine ware, erschaffne, menschliche Natur bleiben, machen sie der Gottheit nicht gleich, weder am Wesen noch an vnendlichen Gttlichen eigenschafften, denn auch die vorklerte Menscheit in Christo vnser Mensch­lichen Natur an wesen vnd eigenschafften gleich vnd eine Creatur bleibet, vnterschieden von dem vnendlichen Gttlichen wesen, vnd ist dennoch eine jede Creatur volkomen nach jrer art, wenn sie also ist, wie sie Gott gefellig ist, ob sie schon jrem Schpffer nicht gleich ist. Von diesem stck der Herrligkeit vnd Maiestet Christi redet der Herr selber Johan. 17: „Las sie sehen meine Herrligkeit, die du mir gegeben hast.“83 Jtem: „Vorklere mich, Vater, mit der Herrligkeit bey dir selbs, die ich gehabt hab von anbegin der Welt.“84 Luc. 22: „Von der zeit an wird des Menschen Son sitzen zur Rechten der Krafft Gottes.“85 Actorum 7: „Stephanus sahe die Herrligkeit Gottes vnd Jhesum stehen zur Rechten Gottes.“86 Das ander stck, so zur Herrligkeit vnd Maiestet Christi gehrt, ist die erhhung nach beiden Naturn zum Kniglichem vnd Priesterlichem ampt. „Denn diesen Jhesum“, wie S. Petrus spricht Act. 2, „hat Gott zum Herrn vnd Christ gemacht“,87 das ist zu einem gesalbten Knig vnd Hohenpriester, sintemal allein Christus fr || [D 3r:] vnd fr in des Vaters allergeheimsten Rat vnd Schos vnd also warhafftig in sancta sanctorum ein- vnd ausgehet, sihet vnd erkennet den willen des Vaters, samlet jm fr vnd fr eine Kirche im Menschlichen Geschlecht, erhelt das Predigampt, bittet fr vns, bedecket vnd vberschattet vns mit seines Leidens, sterbens, tewren Blutvergiessens vnd gantzen Gehorsams verdienst, vergibet die snde, schencket den heiligen Geist, wircket Leben, trost vnd freude in Gott, beschtzet, stercket, be

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waret vnd errettet seine Kirche wider die Teuffel vnd der Hellen Pforten vnd wider der Tyrannen vnd gantzer Welt gewalt, grim, zorn vnd wten, wird auch endlich die Todten erwecken vnd seine Gleubigen einsetzen in ewige Freude vnd Herrligkeit, wenn er sie zu sich in Himel bringen wird.Diese werck, so zum Ampt Christi gehren, werden der gantzen Person, welche Gott vnd Mensch ist, zugeschrieben, nicht allein, weil zuuor das werck der Erlsung in der Menschlichen Natur ist ausgerichtet,l sondern weil noch fr vnd fr der Herr Christus die werck seines Ampts in der angenomenenm Menschlichen Natur, die er nimermehr von sich leget, ausrichtet, auch eben durch diese Natur viel herrlicher Werck vnd Thaten, die zu seiner Kniglichen regierung vnd Priesterlichem Ampt gehren, volendet, wie er auch in der Menschlichen Natur am Jngsten tag sichtbarlich widerkomen vnd das Gericht vber Lebendige vnd Todten halten wird. || [D 3v:] Von dieser erhhung zum Kniglichen vnd Priesterlichem Ampt reden frnemlich die Sprche der Schrifft als Ephe. 1: „Er hat jn aufferweckt von den Todten vnd gesetzt zu seiner Rechten im Himel Vber alle Frstenthumb, gewalt, macht, Herrschafft vnd alles, was genennet mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zuknfftigen, vnd hat alle ding vnter seine Fsse gethan vnd hat jn gesetzt zum Heupt der Gemeinde vber alles, welche da ist sein Leib, nemlich die flle des, der alles in allen erfllet.“88 Hebre. 8: „Wir haben ein solchen Hohenpriester, der da sitzet zu der Rechten auff dem stuel der Maiestet im Himel vnd ist ein Pfleger in der Heiligen gter vnd der warhafftigen Htten, welche Gott auffgerichtet hat vnd kein Mensch.“89 Item Psalm 110: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: ‚Setze dich zu meiner Rechten‘“90 etc., welches S. Paulus erkleret mit dem wort „herrschen“: 1. Corinth 15: „Er mus herrschen, bis er alle seine Feinde vnter seine Fsse lege.“91 Von dieser Herrschaft, welche Christo vom Vater gegeben ist als personae missae, das ist zum Priesterthumb vnd Knigreich verordnet, die er krefftiglich vnd mechtig beweiset in samlung, heiligung, beschtzung vnd seligmachung aller Gleubigen, ist auch der Spruch Christi zu verstehen: „Mir ist aller gewalt gegeben in Himel vnd vff Erden.“92 Das dritte stck, so zur Herrligkeit Christi || [D 4r:] gehret, darzu er zur Rechten des Vaters erhhet, ist die Ehre der anruffung oder anbetung, so Christo seiner Person vnd Ampts halben von allen Creaturn erzeigt wird. Denn weil er nach seiner Gttlichen Natur warhaffter Natrlicher Gott ist

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vnd nach beiden seinen Naturn zum Herrn vnd Heupt seiner Kirchen gesetzt ist, wird er von Engeln vnd Menschen als jr Gott vnd Herr erkandt, angebetet vnd gepreiset. Hiervon redet der spruch S. Pauli Philip. 2: „Gott hat jn erhhet vnd hat jm einen Namen gegeben, der vber alle Namen ist, das in dem Namen Jhesu sich beugen sollen aller der Knie, die im Himel, auff Erden vnd vnter der Erden sind, vnd alle Zungen bekennen sollen, das Jhesus Christus der Herr sey zur Ehre Gottes des Vaters.“93 1. Pet. 3: „Welcher ist zur rechten Gottes in den Himel gefaren, vnd sind jm vnterthan die Engel vnd die Gewaltigen vnd die Krefften.“94 Apoca. 5: „Das Lamb, das erwrget ist, ist wirdig zu nemen Krafft vnd Reichtumb vnd Weisheit vnd Stercke vnd Ehre vnd Preis vnd Lob“95 etc.
Warumb wird das Sitzen zur Rechten des Vaters dem Herrn Christo erst nach der Himelfart zugeschrieben?
Die Schrifft redet vom Herrn Christo auff zweierley weis: Erstlich beschreibet sie jn || [D 4v:] als waren Natrlichen ewigen Gott zusampt dem Vater vnd Heiligen Geist. Auff diese weis ists recht geredt, das Christus nach seiner Gttlichen Natur ist von Ewigkeit zur Rechten des Vaters gesessen, welches, wie die Epistel zu den Ebreern sagt, nie zu keinem Engel ist gesagt worden.96 Es wird auch offt der Son Gottes die Rechte des Vaters selbs genennet, sintemal er gewesen ist im anfang bey dem Vater gleicher Gott von Macht vnd Ehren vnd der Vater alle ding durch jn geschaffen hat etc. Zum andern redet die Schrifft von Christo als „de persona missa“, das ist als von einer solchen Person, die im allergeheimsten Ratschlag Gottes verordnet ist zum Mittler, Knig vnd Hohenpriester des Menschlichen Geschlechts, vnd dern endlich in der flle der zeit warer Mensch geboren vnd mit seinem Leiden vnd Sterben der Gerechtigkeit Gottes gnug gethan, die Snde der Welt bezalt vnd Gerechtigkeit vnd ewiges Leben widerbracht hat.Dieser betrachtung nach beschreibet die schrifft zweierley stende oder zeit des Herrn Christi, nachdem er ins Fleisch komen ist, nemlich den stand der ernidrigung vnd den stand der erhhung. Denn wiewol auch in der ernidrigung der Son Gottes seine ware Gottheit nie von sich gelegt noch verloren hat, jedoch hat er sich derselben, wie Paulus redet Philip. 2, geeussert vnd || [E 1r:] sich ernidriget,97 also das er wider vnd zu entgegen seinem Beruff, darzu er als ein Opffer fr das Menschliche Geschlecht in die Welt gesand war, seiner Gttlichen Natur, Allmacht vnd Krafft nicht gebrauchen noch allzeit

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erweisen wllen, sondern dieselbe seiner Gttlichen Natur, Allmechtigkeit vnd ewige Maiestet vnd Herrligkeit gleichsam in vnsern armen Fleisch vnd Blut verborgen vnd von wegen der drfftigkeit, Leidens vnd Sterbens seines eignen Fleisch sich verleugnen, lestern vnd spotten lassen. Als nu diese zeit der Ernidrigung furber, folget endlich die erhhung dieser Person also, das seine Menschliche Natur numehr vnsterblich, verkleret vnd herrlich gemacht, die Gottheit aber, so in Christo von ewigkeit war vnd doch jrer Gttlichen Allmacht vnd Herrligkeit im Leiden nicht gebrauchet, numehr auch in der Menscheit von aller Welt erkand vnd diese gantze Person – Gott vnd Mensch – als der ewige Knig vnd Hoherpriester offenbaret vnd von Engeln vnd Menschen angeruffen vnd angebetet wird. Diese ffentliche erhhung vnd volkomene vnd von aller schwacheit gefreiete vnd offenbarlich erzeigte Regierung, Ehre, Maiestet vnd Herrligkeit Christi nennet der Artickel des Glaubens eigentlich das sitzen zur Rechten des Vaters vnd rhmet dasselbe, nachdeme Christus von Todten erstanden vnd gen Himel gefaren ist, do er mit vnaussprechlicher || [E 1v:] Herrligkeit sich als einen Herrn aller Creaturen in angesicht aller seiner heiligen Engel vnd Menschen erzeiget. Welche Herrligkeit vns itzund vnerforschlich vnd vnbegreifflich, gleichwol aus der wunderbarlichen samlung, regierung vnd erhaltung der Christlichen Kirchen in diesem Leben etlichermassen erkand, aber als denn erst fr der gantzen Welt wird offenbar werden, wenn er vom Himel herab komen vnd in den Wolcken in der Herrligkeit des Vaters mit allen seinen heiligen Engeln vnd grosser Krafft vnd Ehr als ein Richter der Lebendigen vnd der Todten erscheinen vnd vns hinauff zu sich nemen wird, das wir ewig bey jm sein vnd seine Herrligkeit schawen.

Appendix.

Von der Maiestet Christi, so jm gebret von wegen der Persnlichen voreinigung zweier Naturn Des Ehrwirdigen Herrn Doctoris Lutheri zeugnis, welches dieser zeit von vielen mutwillig missbrauchet vnd vorstmmelt wird, getrewlich vnd volkmlich angezogen.
In der auslegung vber die letzten wort Dauidis.98
Wir Christen, aus dem Newen Testament erleucht, knnen richtig, deutlich vnd fein ant- || [E 2r:] worten auff den einwrff, do Fraw Klglinge, die Vernunfft, fragt: Wie kan Gott seine ewige gewalt von sich einem andern geben? Sonderlich einem Menschen kan er sie nicht geben, der nicht von ewigkeit her gewesen ist wie Gott, sondern hie zeitlich angefangen, geborn vnd sterblich ist, wie wir Christen von Jhesu, Dauids vnd Marien Son, bekennen

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vnd predigen.99 Nemlich wir antworten also: Christus vnser Herr hat zwo geburt oder zwo Natur in einer vnzurtrenten Person. Denn er ist ein Christus, nicht, wie der tolle Geist Nestorij narret, zween Christi.100 Nach der ersten geburt hat er nicht zeitlich, sondern von ewigkeit her vom Vater empfangen die ewige gewalt oder Gottheit. Vnd der Vater hat sie jm gegeben gantz vnd vllig, wie er sie selbs hat von ewigkeit. Nicht hat er sie jm also gegeben, das er sich derselben beraubet oder entledigt habe, sondern dieselbige gewalt vnd kein ander, die er von ewigkeit behelt, hat er dem Son gegeben. Denn es sind nicht zwo Gottheit, sondern beider Person ist ein einige Gottheit, vnd bleibet recht geredet Esaiae am 42.: „Ich will meine Ehre keinem andern geben noch mein Lob den Gtzen“,101 denn der Son ist kein ander Gott noch Gtze, sondern mit dem Vater ein einiger, rechter, ewiger Gott. Hieuon spricht er selbs Johan. 16: „Alles, was der Vater hat, das ist mein“,102 spricht nicht: „der Vater hat nichts mehr, ich habe es alles || [E 2v:] allein“, oder: „der Vater hats alles allein, ich habe nichts“, sondern „der Vater hats alles, aber dasselbige alles, das er hat, das ist mein.“ Das ist ja klerlich so viel gesagt, das der Vater vnd Son ein einige Gottheit haben vnd von demselben alles des Vaters, das des Sons ist, hats der Heilige Geist auch, wie er daselbst spricht: „Er wirds von den meinen nemen.“103 Von welchen meinem? On zweiuel von den meinem, das der Vater hat. Also nimpt der Heilige Geist von beiden, dem Vater vnd Son, dieselbige vllige gantze Gottheit von Ewigkeit her. Item Joh. 5: „Wie der Vater das Leben hat in jm selber, also hat er dem Son geben, das Leben zu haben in jm selber“,104 vnd „wie der Vater Todten aufferweckt vnd Lebendig macht, also auch der Son macht Lebendig welche er wil, auff das sie alle den Son ehren wie sie den Vater ehren“.105 Das alles ist von der ersten, ewigen, gttlichen Geburt gesagt. Nach der andern, zeitlichen, menschlichen Geburt ist jm auch die ewige gewalt Gottes gegeben, doch zeitlich vnd nicht von Ewigkeit her. Denn die Menscheit Christi ist nicht von Ewigkeit gewest wie die Gottheit, sondern wie man zelet vnd schreibt ist Jhesus, Marien Son, dis jar 1543 Jar alt. Aber von dem Augenblick an, da Gottheit vnd Menscheit vereiniget ist in einer Person, da ist vnd heist der Mensch, Marien Son, allmechtiger ewiger Gott, der ewige gewalt hat vnd alles geschaffen hat vnd || [E 3r:] erhelt per Communicationem Idiomatum,106 darumb das er mit der Gottheit eine Person vnd auch rechter Gott

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ist, darumb redet er Matth. 21: „Alles ist mir vom Vater gegeben.“107 Matth. vltimo: „Mir ist alle gewalt gegeben im Himel vnd auff Erden“.108 Welchem Mir? Mir, Jhesu von Nazareth, Marien Son vnd Mensch geboren, von Ewigkeit hab ich sie vom Vater, ehe ich Mensch ward, aber da ich Mensch ward, hab ich sie zeitlich empfangen nach der Menscheit vnd heimlich gehalten bis auff mein Aufferstehen vnd Auffart, da es hat sllen offenbart vnd verklert werden, wie S. Paulus Rom. 1 spricht: „Er ist verkleret oder erweiset ein Son Gottes krefftiglich.“109 Johannes nennet es verklert, Joh. 5: „Der heilige Geist war noch nicht, denn Jhesus war noch nicht verkleret.“110
In der Kirchenpostill vber die Epistel Ebre. I.111
Zu der Rechten der Maiestet Sitzen ist gewislich der Maiestet gleich sein. Darumb, wo Christus wird beschrieben, das er zur Rechten Gottes sitzet, da wird grndlich beweret, das er warer Gott sey, sintemal Gott ist niemand gleich denn Gott selber. Darumb das der Mensch Christus wol wird gesagt, er sitzet zur Rechten Gottes, ist doch so viel gesagt, er sey warer Gott, wie der 110. Psalm spricht: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: ‚Setze dich zu meiner Rechten‘“112 etc. Das ist, er hat zu Christo gesagt, || [E 3v:] der ein Mensch ist: „Sey mir gleich“, das ist: „Du solst nicht allein ein Mensch, sondern auch Gott erkennet werden.“ Wie dann allhie113 der Apostel diesen Spruch desselbigen Psalmen auch einfret. Jtem Psalm 8: „Du hast jm vnter die Fsse geworffen alle werck deiner Hende“114 , das ist: „Du hast dir jn gleich gemacht“, nicht das er nu allererst angefangen hab, Gott zu sein, sondern das der Mensch vorhin nicht ist Gott vnd Gott gleich gewesen, denn zugleich er angefangen hat, Mensch zu werden, hat dieser Mensch auch angefangen, Gott zu sein. Vnd also redet die Schrifft gar viel fglicher von Christo denn wir Vnd wickelt die Person so fein in die Natur vnd scheidet widerumb die Natur, das wenig sind, die es recht verstehen, vnd ich selbs offt in diesen vnd dergleichen geirret hab, das ich der Natur habe zugeeignet, was der Person gebret vnd widerumb.

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In der Schrifft an die Schweitzerischen Sted Tom. 12 Germ. fol. 205.115
Vom Sacrament des Leibs vnd Bluts Christi haben wir auch noch nie geleret, lehren auch noch nicht, das Christus vom Himel oder von der rechten Hand Gottes hernider- vnd auffare, noch sichtbarlich, noch vnsichtbarlich. Bleiben fest bey dem Artickel des Glaubens: „Auffgefaren gen Himel, sitzend zur Rechten Gottes zuknfftig“ etc. vnd lassens Gttlicher Allmechtigkeit befohlen sein, wie || [E 4r:] sein Leib vnd Blut im Abendmal vns gegeben werde, wo man aus seinem Befehl zusamen kmpt vnd sein einsetzung gehalten wird. Wir dencken do keiner Auffart noch Niderfart, die da solt geschehen, sondern bleiben schlechts vnd einfeltig bey seinen worten: „Das ist Mein Leib“, „Das ist Mein Blut“116 etc.
Nazianzeni Spruch, so von etlichen dieser zeit auch verstmmelt vnd wider des Autoris eigentliche meinung felschlich angezogen wird.117
Orat. 2 de Filio pag. 214:118 „Es mus Christus so lange herschen vnd von dem Himel eingenomen werden Bis auff die zeit, da alles herwiderbracht werde, vnd mus den Stuel zur Rechten innen haben, bis er aller seiner Feinde mechtig werde.“ Bisher hat Nazianzenus die Sprche der Schrifft erzelet, welche die Arianer mißbrauchten vnd daraus folgern wollten, das Christus Reich nicht ewig sein wrde vnd er also nicht Gott sein kndte, darzu jnen dienen mste das wrtlein o „bis so lange“,o item: p „bis auff die zeit“.p Diese jre vnrechte folge erzelet Nazianzenus mit folgenden worten vnd widerleget

|| [702]
die vorkerten auslegung der wrtlein „so lang“ Vnd: „bis auff die zeit“: „Was wlt jr denn hieraus erzwingen? Gleich als mste Christus als dann nicht mehr herschen oder aus dem Himel weichen? Wer wird jn aber darzu zwingen oder aus was vrsach wird Christus solchs thun mssen? Du magst mir aber wol ein kner Ausleger der Schrifft sein vnd kanst das || [E 4v:] Reich Christi zumal vbel leiden, so du doch anderswo hrest, das seines Reich kein ende sein wird.119 Aber hierinnen stssestu dich, das du nicht weissest, was es geredt sey q ‚bis so lange‘,q vnd: r ‚bis auff die zeit‘,r etc. Nemlich, das diese wort nicht allzeit dem entgegen gesetzt werden, was zuknfftig ist, auch nicht das, so folgen werde, ausschliesse.“ Diesen rechten verstand des wrtleins Vsque vnd Donec beweiset nachmals Nazianzenus mit etlichen Exempeln, die der Christliche Leser selber mag nachsuchen.
FINIS.
s Gedruckt zu Wittenberg durch Lorentz Schwenck.Anno 1571.s

Textapparat
a seine: B, C.
b er in: B, C.
c Gerechtigkeit vnd: B, C.
d Korrigiert aus „Haxaim“ nach C.
e Christus: B, C.
f f-f Im Druck durch Versalien hervorgehoben.
g Korrigiert aus „Polycarpo“ nach C.
h h-h Im Druck durch Versalien hervorgehoben.
i i-i Im Druck durch Versalien hervorgehoben.
j sichtbarlich: B, C.
k das er auch: B.
l angerichtet: B, C.
m ausgenommenen: B.
n die: C.
o o-o Im Druck durch größere Type hervorgehoben.
p p-p Im Druck durch größere Type hervorgehoben.
q q-q Im Druck durch größere Type hervorgehoben.
r r-r Im Druck durch größere Type hervorgehoben.
s s-s Nicht in B, C.

Kommentar
1 Das Apostolische Glaubensbekenntnis, in: BSLK 21,15f; Symbolum Nicaeno- Constantinopolitanum, in: BSLK 26,20f.
2 In dieser Weise im Druck hervorgehoben, um das Nebeneinander zwei voneinander zu unterscheidender Glaubensartikel vor Augen zu führen.
5 CA III, in: BSLK 54,14–16.
6 leistet Fürbitte für. Vgl. Art. Vorbitten, in: DWb 26, 920.
7 schlicht. Vgl. Art. schlecht, in: DWb 15, 519.
8 Veraltetes Femininum. Vgl. Art. Schoß, in: DWb 15, 1583–1599.
9 Johannes Damascenus, Expositio fidei LXXIV, in: PG 94,1104 (PTS 12, 173,15–17).
10 Vgl. Ps.-Athanasius, Disputatio contra Arium XXXVII, in: PG 28, 487.
12 Vgl. Joh 3,13.
13 Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum, in: BSLK 26,12f.
15 Nach Eph 4,10.
16WA.DB 7, 200, Marginalie zu Vers 10.
17 Vgl. Jes 52,13.
21Joh 20,17.
25 Vgl. Eph 4,10.
26 Vgl. Hebr 1,14 und 8,1f.
27 Johannes Damascenus, Expositio fidei II, 6 (20), in: PG 94,884 (PTS 12,52,61–53,66). Vgl. Ps 104,12.
29 Basilius von Cäsarea, Homiliae in Hexaemeron II, in: PG 29,40f (SC 26, 162. 164).
30 Vgl. Ambrosius, Exameron I, 8 in: PL 14, 149–153 (CSEL 32/1, 27–34).
33 Gemeint ist die christologische Begründung der Allgegenwart der göttlichen und menschlichen Natur Christi Württemberger Prägung, die von Johannes Brenz entwickelt worden war und von Jakob Andreae und Lukas Osiander d.Ä. in der Debatte um die Wittenberger Abendmahlslehre und Christologie vertreten wurde. Vgl. hierzu Hund, Das Wort ward Fleisch, 185–189; 485–540; 694–698.
34 Haarspalterei.
39 ohne irgendeine Verfälschung des Satzes.
40 Die Wittenberger beziehen sich auf die 1569 durch den Heidelberger Professor Immanuel Tremellius edierte Ausgabe der antiken syrischen Übersetzung des Neuen Testaments, in der das griechische Original und die syrische Version jeweils mit lateinischer Übersetzung abgedruckt waren. Vgl. Η ΚΑΙΝΗ ΔΙΑΘΗΚΗ. TESTAMENTVM NOVVM. at'd'x] aq"yTiy:Di Est autem interpretatio Syriaca Noui Testamenti, Hebraeis typis descripta, plerisque etiam locis emendata. Eadem Latino sermone reddita [...], Genf 1569, 333v: „Quem oportet quidem caelo capi“.
41 Vgl. Gregor von Nazianz, Oratio XXX. Theologica quarta. De Filio 4, in: PG 36, 108 (FC 22, 226,22–228,2) und Oecumenius von Tricca, Commentaria in Acta Apostolorum IV, in: PG 118, 88.
42 Die von Christoph Pezel auch schon in der „Grundfest“ angeführte Stelle aus der „lateinischen Bibelübersetzung Luthers“ stammt aus der Wittenberger Vulgata-Revision von 1529: PENTATEVCHVS. LIBER IOSVE. LIBER IVDICVM. LIBRI REGVM. NOVVM TESTAMENTVM [...], Wittenberg 1529 (VD 16 B 2594/ZV 1534). Vgl. WA.DB 5, 728: „et miserit eum qui praedicatus est vobis Ihesum Christum, quem oportebat coelo suscipi donec restituantur omnia.“ . Die niedersächsischen Theologen lehnten in ihrem im Oktober 1571 erscheinenden Bekenntnis die Autorschaft Luthers ab, weil dieser sich gegen den Druck dieser Übersetzung einige Jahre nach deren Erscheinen eingesetzt habe und die Bücher der Bibel in ihr nicht nach der Reihenfolge Luthers angeordnet seien. Vgl. „Niedersächsisches Bekenntnis“, P 2r, unsere Ausgabe, Nr. 9: Niedersächsisches Bekenntnis, 786f. Vgl. hierzu WA.DB 5, XXIV: „Luther war auf jeden Fall irgendwie an der Ausgabe beteiligt.“
43 Die erhaltenen Inkunabeldrucke deutscher Bibelübersetzungen des 15. Jahrhunderts stimmen in ihrer Übersetzung überein. Vier Beispiele seien genannt: GKW 4296 (Straßburg nicht nach 1470): „den ernstlich der himel gezam zu entpfachen“; GKW 4307 (Köln um 1478): „ihesum xristum de nuw is geprediket den de hemmel entpfanghen mote“; GKW 4308 (Köln um 1478): „Jhesum christum de uw is gepredeket den de hemmele vntfanghen mothe“; GKW 4309 (Lübeck 1494): „ihesum xristum de iuw is ghepredeket. Den de hemmel entfangen mth.“ Die Übersetzung mit der hier angegebenen Fassung „Der Himel muste Christum vffnemen“ lässt sich hingegen nicht verifizieren.
48 Die Fragstück unterscheiden Privatbekenntnisse und Bekenntnisse, die allgemeine Anerkennung gefunden haben.
49 Vgl. Symbolum Athanasianum 37, in: BSLK, 30,37: „ascendit ad caelos, sedit ad dexteram patris.“
50 Epiphanius von Salamis, Ancoratus CXIX, 8, in: PG 43, 232 (GCS 25, 148,23–25).
51 Cod. I,1, De summa trinitate, in: CIC[B].C, 5.
52 So die ‚Fides Damasi‘ genannte Formel. Vgl. Ps.-Hieronymus, Epistola Hieronymi ad Papam Damasum de Symbolo seu Hieronymi de Fide apud Bethleem, in: PLS 1, 514f (DH 71–72).
53 So die ‚Fides Damasi‘ genannte Formel, in: PLS 1, 515 (DH 72), dort: „cum ea carne, in qua natus“. Im 16. Jahrhundert war das „Damasi Symbolum“ eingeordnet unter die Schriften des Hieronymus. Vgl. OMNES QVAE EXTANT D. HIERONYMI STRIDONENSIS LVCVBRATIONES, ADDITIS VNA PSEVDEPIGRAPHIS ET ALIENIS, SCRIPTIS IPSIVS ADMIXTIS, in nouem tomos, per DES. ERASMVM ROTERODAMVM [...] QVARTVS TOMVS [...], Basel 1553 (VD 16 H 3485), 97.
54 Ignatius von Antiochien, Epistula ad Smyrnaeos III, 1, in: PG 5, 709 (SC 10, 156).
55 Ignatius von Antiochien, Epistula ad Smyrnaeos III, 2f, in: PG 5, 709 (SC 10, 156).
56 Irenäus von Lyon, Adversus haereses III, 16, 8, in: PG 7, 927 (FC 8/3, 206,3–7).
57 Tertullian, De carnis resurrectione LI, 13–15, in: PL 2, 869 (CSEL 47, 105,9–17).
58 Tatsächlich: Rufin, Expositio Symboli XXIX, in: PL 21, 367 (CChr.SL 20, 164,17–165,20).
59 Vgl. Cyrill von Alexandrien, In Joannis Evangelium X, 14, 28, in: PG 74, 308 (Pusey II, 511,18–512,19). Die Angaben im Text legen eine heute nicht mehr gebräuchliche Zählung zugrunde, die innerhalb der Bücher des Kommentars die behandelten Versabschnitte nacheinander durchzählt; sie bezieht sich auf folgende Ausgabe: Johannes Oekolampad (Hg.), DIVI CYRILLI ARCHIEPISCOPI ALEXANDRINI OPERA, in tres partita Tomos: in quibus habes non pauca ante hac Latinis non exhibita. HOC PRIMO TOMO INSVNT, In Euangelium Ioannis commentariorum Libri XII. In Leuiticum Libri XVI, Basel 1528 (VD 16 C 6566). Die Zählung innerhalb der Patrologia Graeca orientiert sich an den behandelten Kapiteln und Versen des Evangeliums.
60 Cyrill von Alexandrien, In Joannis Evangelium IX, 13, 33, in: PG 74, 156f (Pusey II, 381,7–22).
61 Cyrill von Alexandrien, In Joannis Evangelium XI, 17, 13, in: PG 74, 528 (Pusey II, 706,27–707,2).
62 Theodoret, Eranistes II, 164, in: PG 83, 164 (Ettlinger, 149,14–23. 26–28).
63 Augustin, De agone christiano XXV, in: PL 40, 304 (CSEL 41, 127,16f).
64 Augustin, Epistola ad Dardanum = Epistulae CLXXXVII, 9 in: PL 33, 835 (CSEL 57, 88,9). Vgl. Joh 3,13.
65 Augustin, Epistola ad Dardanum = Epistulae CLXXXVII, 10 in: PL 33, 835 (CSEL 57, 89,6).
66 Vigilius Thapsensis, Contra Eutychetem I, 6, in: PL 62, 99.
67 Vigilius Thapsensis, Contra Eutychetem IV, 14f, in: PL 62, 126.
69 Martin Luther, Nu frewt euch lieben Christen gmeyn, in: AWA 4, 157, Strophe 9.
70 Philipp Melanchthon, Enarratio epistulae Pauli ad Colossenses (1559), in: CR 15, 1271. Vgl. Kol 3,1.
71 Vgl. Hieronymus, Commentarii in iv epistulas Paulinas. Ad Ephesios 1, in: PL 26, 490.
75 Vgl. Mt 20,21.
76 Elias.
78 Vgl. Ps 8,6; Hebr 2,7.
79 Vgl. I Kor 15,50.
80 Schriftsteller, Autoren.
81 Verklärung.
82 Bedürftigkeit.
96 Vgl. Hebr 1,13.
97 Vgl. Phil 2,7.
98 Martin Luther, Von den letzten Worten Davids (1543), in: WA 54, 49,5–50,12.
99 Die Fragstück zitieren Luther hier und im Folgenden leicht verkürzt und gegenüber dem in WA 54 gebotenen Text in veränderter Reihenfolge. Vgl. WA 54, 48,28–35.
100 Zu Nestorius vgl. unsere Ausgabe, Nr. 1: Propositiones (1570), 37, Anm. 54.
106 Vgl. Notger Slenczka, Art. Communicatio idiomatum, in: RGG4 2, 433f.
107 Eigentlich Mt 11,27; die falsche Kapitelangabe findet sich schon im Luthertext, vgl. WA 54, 50,3.
111 Martin Luther, Weihnachtspostille (1522). Die Epistell der hohen messen am Christag auß Heb. prima., in: WA 10/I/1, 162,18–163,14.
116 Vgl. Mt 26,26f par.
117 Gregor von Nazianz, Oratio XXX. Theologica quarta. De Filio 4, in: PG 36, 108 (FC 22, 226, 22–228,2). Der 1570 zum Aufbau einer lutherischen Kirchenstruktur nach Braunschweig- Lüneburg entsandte Leipziger Theologe Nikolaus Selnecker hatte in seinem „kurzen Bekenntnis“ (Kurtze / Wahre vnd Einfeltige Bekantnuß D. Nic. Selnecceri. Von der Maiestet / Auffart / Sitzen zur Rechten GOTtes / vnd vom Abendtmal vnsers HERRN Jhesu Christi [...], Wolfenbüttel 1571 (VD 16 S 5594), B 2r), einer Reaktion auf den „Wittenberger Katechismus“, dieses Zitat angeführt und behauptet, der Neuchalkedonier verwerfe dort die passivische Übersetzung von Act 3,21 als arianische Häresie. Diese Deutung wird in den „Wittenberger Fragstück“ zurückgewiesen, indem darauf hingewiesen wird, dass sich Gregor in diesem Zitat mit der arianischen Leugnung einer ewigen Herrschaft Christi auseinandersetze, die passivische Übersetzung von Act 3,21 hingegen überhaupt nicht thematisiere.
118 Die Buch- und Kapitelzählung der angegebenen Stelle entspricht der zeitgenössischen Ausgabe ΓΡΕΓΟΡΙΟΥ ΤΟΥ ΝΑΖΙΑΝΖΗΝΟΥ ΤΟΥ ΘΕΟΛΟΓΟΥ ΑΠΑΝτα, τὰ μέχρι νῦν μὲν εὑρισκόμενα [...], Basel 1550 (VD 16 G 3019).
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