||
[
A 2r:] An den Christlichen Leser.
Dieweil ich teglich je mehr vnd mehr in erfahrung kome, das etliche guthertzige
Christen, so die
Dresnische Bekentnus vom Nachtmal Christi lesen, durch die
scheinbarliche Wort, so darinnen sein, dahin beredet werden, als were durch solche
Bekentnis die Zwinglische Lere gnugsam widersprochen vnd hette sich die Kirche Gottes
etlicher vnreinen B
uͤcher halben, durch welche dem Zwinglischen Jrthumb f
uͤrschub
beschehen, nichts mehr zu befahren,
1 vnd aber der Zwinglisch Jrthumb auch vnter gemelter
Dresnischen Bekentnis
verschlagen vnd behalten w
uͤrde, daraus mit der zeit vnwiderbringlicher schaden bey der
Kirchen Gottes hin vnd wider entstehen. So habe ich getrewer meinung denjenigen, welche
dergleichen zweifelhafftige Schrifften f
uͤr sich selbs nicht gnugsam vrtheilen k
nnen vnd
erinnerung bed
uͤrffen, mit dieser kurtzen Schrifft dienen w
llen, allein der meinung,
damit nicht die reine, heilsame Lere, so vns D.
Luther heiliger Gedechtnus aus Gottes
Wort mit grosser m
uͤhe vnd arbeit, sorg vnd gefahr widerumb herf
uͤrgebracht, durch
zweiffelhafftige Schrifften widerumb verdunckelt vnd endlich verloren werde. Der
Allmechtige Gott w
lle vns bey der reinen Lere bis an das ende erhalten. Amen.
||
[
A 2v:]
Es haben etliche Theologi zu
Wittenberg jnnerhalb einem Jar durch allerley in den
Truck daselbsten ausgegangenen Schrifften, den Artickel des Nachtmals Christi belangend,
sich nicht wenig verdechtig vnd guthertzigen eyferigen Christen billich nachgedencken
gemacht, als ob sie von der reinen Lere D.
Luthers seligen abweichen vnd zu den
Zwinglianern tretten w
llen. Denn in den
Propositionibus,
2 welche vnder etlichen newen Doctorn der heiligen Schrifft namen damaln
ausgangen, wurde die reine Lere D.
Luthers seligen, da er aus dem Artickel der Pers
nlichen vereinigung beyder Naturen in
Christo vnd aus dem sitzen Christi zur gerechten des Vaters gewaltig wider die
Zwinglianer erwiesen, das Christus auch nach seiner Menscheit allenthalben vnd also
auch mit seinem Leib vnd Blut k
nne vnd verm
ge seiner zusagung im heiligen Abendmal
gegenwertig sein, vielfeltig vnd mit grosser bitterkeit, gleichwol vnuermeldet seines
Namens, verworffen. Dagegen aber werden die Zwinglianer mit jrer Lere in denselbigen
Propositionibus nicht gestraffet, sondern w
uͤrde jrer sehr vleissig verschonet, da doch
sonsten viel Jrthumb, so bey des Herren Nachtmal in der Kirchen vnder dem Bapsthumb
eingeschlichen, daselbsten austrucklich verworffen werden.
So haben sie auch ein Lateinischen Catechismum
3 f
uͤr die Studierenden jugend ausgehen lassen, in welchem sie – das ich anderer
seltzamer, vngereumpter Hendel, so sonsten darinnen, jetzt geschweige – den gantzen
Handel vom Nachtmal Christi auff eine sol-
||
[
A 3r:] che weise beschrieben, das kein
Zwinglianer sich beschweren w
uͤrde, dasselbige alles anzunemen vnd zu vnderschreiben,
wenn er gleich am wenigsten von seinem Zwinglischen Jrthumb nicht abzutretten gedencket,
vnd w
uͤrde darinnen der Artickel von der vereinigung beyder Naturen, auch die Artickel
von der Himelfart Christi mit verkehrung der heiligen Schrifft gezeugnis auch auff
Zwinglische weise vnd nicht Christlich oder Lutherisch geleret vnd erkleret.
Nach dem Catechismo ist von jnen ein Latinisch Tractetlin heraus komen, genennet
„Grammatica disputatio“,
4 darin sie sich noch mehr verdechtig machen oder viel mehr offentlich mit der
Zwinglianer
a Sprach reden. Denn in derselbigen sagen sie also: „Wiewol aber Stephanus auch in
diesem Leben den Himel offen vnd den Son des Menschen zur gerechten Gottes stehend
gesehen, jedoch das er vor der zeit (da er nemlich widerkomen sol am J
uͤngsten Tage)
auff Erden komen werde oder dasjenige,“ nemlich sein Leib, „das er in den Himel
gebracht, auff Erden darstellen werde, das w
uͤrde nirgend gelesen. Das er aber
hiezwischen, nachdem er gen Himel gefahren, nicht auffh
rte bey vns zu sein, hat er
seinen heiligen Geist von dannen auff Erden geschickt, wie
Ignatius vnd
Tertullianus
schreiben, auff das wir denselben zum pfand haben vnd er durch denselben bey vns were
bis an das ende der Welt, das ist bis auff die zeit seiner widerkunfft“
5 etc. Bis hieher die Wittenberger etc. Dieses ist ja nicht Christlich oder
Lutherisch, sondern auff Zwinglische weise von der sachen geredet. Hiezwischen ist auch ein Schrifft bey jnen ausgangen von dem Artickel der Himelfart
Christi vnd dem sitzen zur gerechten Gottes,
b 6 in welcher sie sich
||
[
A 3v:] viel mehr bevleissen, mit etlichen spr
uͤchen der Veter zu beweisen, das Christus
solte nach seiner Himelfart mit seinem Leib allein droben im Himel vnd nicht hie vnden
auff Erden sein, denn das sie mit rechter Auslegung gedachter Artickel den Zwinglianern
einigen abbruch zu thun vnterst
uͤnden.
Sonderlich in jrem langen Buch,
„Grundfest“7 genant, treiben sie fast von Anfang bis an das Ende nichts anders, denn das sie
obgemelte Lehre
Lutheri (doch vnvermeldet seines Namens) von der Person Christi vnd
seinem sitzen zu der gerechten Gottes, mit deren er den Zwinglianern grossen abbruch
gethan, mit grosser vngest
uͤmme vnd bitterkeit verlestern vnd f
uͤr grewliche Ketzerey
verdammen.
Sagen auch austr
uͤcklich, das der Menschen Natur, auch nach verklertem Leib,
eigenschafft sey, das sie begreifflich sey – draus folgen m
uͤste, das Christus nicht im
Nachtmal were, weil er nicht begreifflich ist –, vnd geben f
uͤr, das Christus nach
seiner Menscheit nicht alles verm
ge,
sagen austr
uͤcklich, das ers nicht wisse (auch jetzund im stand seiner
Herrligkeit) vnd schewen sich nicht, mit den Zwinglianern nachfolgende Wort zu reden:
Christi Leib, Adern vnd Bein sey vnd bleib im Himel, aber durch seine Allmechtige
gegenwertige Krafft seiner Gottheit regiere er alles gegenwertig im Himel vnd auff Erden
etc.
Vnd ist das gantze Buch dahin gerichtet, das ja niemand gleuben sol, das Christus
auch nach seiner Menscheit jetzt alles w
uͤste vnd verm
ge vnd allenthalben gegenwertig
sey, inmassen solchs bis daher die Zwinglianer auch hefftig bestritten haben vnd noch,
ob sie k
ndten, hierdurch die ware gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi aus
seinem heiligen Abendmal ausschliessen.
11 Dagegen, obwol von
||
[
A 4r:] etlichen reinen Theologen vor ausgang jrer
„Grundfest“ albereit hart in sie getrungen, das sie sich der Zwinglischen Lehre halben
lauter erkleren sollen, ob sie die verwerffen oder nicht,
12 wird dennoch in einer so langen Schrifft nirgend der Zwinglianer Lere
austr
uͤcklich ordenlich gesetzt vnd verworffen, wie billich geschehen hette sollen.
Vnd sind etliche Wittenbergische Theologi
des Herrn
Lutheri seligen Christlicher
Lere von der Pers
nlichen vereinigung beyder Naturen in Christo vnd seinem sitzen zur
gerechten Gottes so feind, das als D.
Jacobus Andreae, Probst vnd Cantzler bey der
Vniuersitet zu T
uͤbingen, jetzgedachte Lere
Lutheri vnd
Brentij seligen in etlichen
Propositionibus widerholet vnd verthetiget
13 vnd aber etliche Jesuiter zu
Ingelstat andere widerwertige Propositiones wider
jne in diesem Artickel ausgehen lassen,
14 hat man zu
Wittenberg aus befehl des Herrn Rectors (wie offentlich auff den
getruckten Exemplarn steht) die Jesuitische Propositiones, als die recht vnd gut sein
sollen, nachgetruckt vnd mit einer angehenckten vermanung gelobt, als die es wol in
diesem Artickel sollen getroffen haben, vnd werden also die offentliche feind des H.
Euangelij (mit nicht geringer verkleinerung desselbigen) zu Zeugen von etlichen
Wittenbergern wider D.
Luthern vnd
Brentium seligen f
uͤrgestellet vnd angezogen.
15
Derwegen
sind durch jetzerzelte verdechtige Schrifften etliche guthertzige, hochgelerte,
eyfferige, reine, christliche Lerer nicht vnbillich beweget worden, die Christenheit zu
verwarnen, sich vor solchen verdechtigen vnd vnreinen Schrifften vnd newer Lehr
etlicher Theologen zu
Wittenberg zu h
uͤten, welche ernstliche einheilige warnungen
dennoch so viel nachgedenckens
||
[
A 4v:] gebracht, das die Theologi zu
Wittenberg dahin
angehalten worden, sich auff die beschene
16 Beschuldigungen in einer offentlichen Schrifft zu erkleren.
17
Wiewol
aber hierauff ein Schrifft von des Herrn Nachtmal vnd von der Person vnd
Menschwerdung Christi, seiner Maiestet Himelfart vnd sitzen zur rechten Gottes vnder dem
Namen beyder Vniuersiteten Leipsig vnd Wittenberg, der dreyen Geistlichen Consistorien
vnd aller Superattendenten des
gantzen Churf
uͤrstenthumbs
Sachsen im verschinen
18 Monat October des 71. Jars zu
Dresden ausgegangen
19 Der meinung, gedachter Schulen vnd Kirchen jetzige Lerer allesampt vnd aller
ding von dem verdacht des zwinglischen Jrthumbs zu entledigen, so mag doch jetzgemelte
Schrifft solches nicht verrichten vnd diejenige Wittenbergische Theologi, so hieuor den
Catechismum,
Grammaticam disputationem, vermeindte
„Grundfest“ vnd andere dergleichen
Schrifften gestellet, vor der Kirchen Gottes nicht gnugsam entsch
uͤldigen.Denn die gantze gemeldte Schrifft durchaus in beyden puncten, von des Herrn Nachtmal vnd
von der Person vnd Maiestet Christi, je selbst sehr vngleich vnd also zusamengetragen
ist, das vnderschiedliche zweyerley widerwertige Lerer vnd Geist darinnen gesp
uͤret
werden, deren der ein theil gern die reine Lere D.
Luthers seligen, so er aus heiliger
G
ttlicher Schrifft in diesem Artickel herf
uͤr gebracht, handhaben vnd forttreiben
wolte, der ander theil aber dieselbige reine Lere mutwillig widerumb verkeret,
verfelschet vnd das zwinglisch Gifft, wo er kan, darunder menget vnd darneben
einschleichet vnd dasjenige, so an jm selbs recht bekand vnd geschrieben, ver-
||
[
B 1r:] dunckelt vnd mit zweiffelhafftigen reden widerumb hinwegnimpt vnd verderbt, wie
jetzt mit der hilff Gottes sol gleichwol k
uͤrtzlich, aber doch gr
uͤndlich dargethan
werden.
20
Recht ist es geredt
von der gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi, das in
gemelter Schrifft mit
Lutheri seligen worten bekant wird, das Sacrament des Nachtmals
Christi sey „der ware Leib vnd Blut vnsers Herrn Jesu Christi vnter dem Brod vnd Wein
vns Christen zu essen vnd zu trincken von Christo selbs eingesetzt.“
21 Vnd wird auff diese meinung recht der Spruch
Irenaei angezogen, das Sacrament
oder Eucharistia halte zwey ding in sich, nemlich ein Jrrdisch vnd Himlisch.
22 Recht ist es auch, das mit des Herrn
Lutheri seligen worten vermeldet wird, die
vnwirdigen vers
uͤndigen sich an dem Leib vnd Blut des Herrn darumb, das sie den Leib
Christi handeln vnd mit demselben vmbgehen, als achteten sie des nicht mehr als anderer
Speise etc.
23 Recht ist es auch, das in diesem puncten D.
Luthers seligen kleiner
Kindercatechismus gelobt vnd der Christenheit als ein reine heilsame Schrifft
gerh
uͤmet
c wird. Vnd diese St
uͤcke haben ohn allen zweyfel etliche Lerer, so noch nicht
Zwinglisch worden, in diese
Dresnische Schrifft hienein gebracht, welche wort auch an
jnen selbs recht vnd zu loben sein, da es allein dabey geblieben were.Darneben
aber die Zwinglische Theologen jre t
uͤcke auch nicht lassen k
nnen, sondern
zweiffelhafftige reden mutwillig in diesem Handel mit vntergeschoben, welche sie auff
jre Zwinglische meinung deuten, die gantze Bekentnis also auff jren verstand ziehen vnd
jren vorigen Irrthumb darunter behalten. Als da sie
||
[
B 1v:] sagen,
der Son Gottes sey warhafftig vnd gewislich gegenwertig bey dem Ministerio oder
Ampt seines heiligen Worts vnd hochwirdigen Sacrament, wircke vnd sey krefftig durch
dieselbigen. Item
das der lebendig Son Gottes Jesus Christus warhafftig mit dieser Ordnung im
Abendmal sey vnd in dieser niessung vns mit Brod vnd Wein sein Leib vnd Blut gebe,
appliciere vns sich selbs vnd seine verheissunge, mache vns Gliedmas seines Leibs vnd
wircke Trost in vns, vnd geschehe diese wirckung durch diese Person, die Menschliche
Natur an sich genomen hat, vnd wircke nu in derselbigen vnd vmb derselbigen willen in
vns etc. Diese Wort kan man alle auff Zwinglisch also drehen: Der Son Gottes, das ist
die G
ttliche Natur in Christo, ist bey dem heiligen Sacrament gegenwertig vnd gibt
alda denen, so den Glauben haben, durch welchen allein vnd sonsten nicht anders vns der
Herr Christus vnd seine Wolthaten k
nnen appliciert oder zugeeigenet werden, geistlicher
weise den Leib vnd Blut Christi. Vnd die Person, welche Menschliche Natur an sich
genomen hat – es hat aber Christus allein nach seiner Gottheit Menschliche Natur an
sich genomen – das ist, die Gottheit Christi wircke im heiligen Nachtmal. Welche
Gottheit ist nach der Zwinglianer meinung droben im Himel an einem gewissen ort in der
Menschlichen Natur Christi vnd wircket vmb der Menschlichen Natur willen, das ist,
darumb in vns, weil sich der Son Gottes vnser angenomen vnd vmb vnsertwillen Menschliche
Natur an sich genomen hat. Welcher Zwinglianer aber wolte sich beschweren, solche
jetzerzelte Bekentnis vom Nachtmal Christi zu vnterschreiben? Wie sie
||
[
B 2r:] denn
albereit im offentlichen
Truck thun.
26 So wissen die Wittenbergischen Theologen auch sehr wol, wie sie reden solten,
wenn sie sich allerdings des Zwinglianismi, der jnen nicht one vrsach zugemessen worden,
ernstlich entledigen w
lten, vnd hetten sich billich solcher schlupfferigen zwifachen
Reden zu dieser gefehrlichen zeit vnd vber beschehene beschuldigung vnd verdacht
gentzlich enthalten, hierinnen jr selbs vnd der Kirchen Gottes des Ergernis halben
verschonen sollen.So wird auch in gedachter Schrifft kein einiges mal gemeldet, das wir im heiligen
Abendmal den Leib Christi nicht allein mit dem Glauben, sondern auch mit dem Munde
empfahen, da sie doch wol wissen, das zwischen vns vnd den Zwinglianern dis der streit
ist, was man mit dem Mund empfahe, ob es nichts denn Brod vnd Wein, oder ob mit
demselbigen auch warhafftig der Leib vnd Blut Christi m
uͤndlich empfangen werde. Vnd
hetten sich alhie die Wittenbergische Theologi, wenn sie gew
lt, mit diesem einigen
d w
rtlein „M
uͤndlich“ des verdachts ein grossen theil entladen vnd sich hiemit von
den Zwinglianern absondern k
nnen.Auch ist dis wol warzunemen, da sie gleich von den Vnwirdigen sagen sollen, ob
dieselbige den Leib Christi empfahen oder nicht, erzelen sie gleichwol D.
Luthers Wort
hiervon,
27 wie droben vermeldet ist. Sie sagen aber nirgend, das die Vnbusfertigen den
Leib vnd Blut Christi essen vnd trincken (gleichwol zum Gericht), da sie doch solches
mit wenigen worten fein lauter, rund vnd mit vnzweiffelhafftigen Reden hetten darthun
vnd sich auch in diesem Puncten des Verdachts leichtlich entsch
uͤtten
28 k
nnen.
||
[
B 2v:] Aber noch viel weniger tauge es, das sie den Wittenbergischen
Catechismum, in welchem Christus im
Himel droben auff Zwinglische weise eingeschlossen vnd vmpfangen wird, gleich im
anfang dieser Schrifft verthedigen vnd Canonisirt, der doch in diesem wie auch in
etlichen andern mehr puncten nicht rein ist. Daraus zu sehen, das die zwinglischen
Theologos, so bey verfertigung dieser Schrifft gewesen, jres vnreinen Catechismi nie
gerawen.
30 So weist man auch wol, aus welchem Fass diese reden sein, da in der
Dresnischen
Schrifft gesagt wird
, das Christus die sichbaren Himel durchdrungen (die sichbaren Himel, merck wol)
vnd die Himlische Wohnung eingenomen habe, welche Rede aus des Bullingeri Schrifften
entlehnet vnd gelernet worden ist.
32 Vnd reucht dis so starck nach der Zwinglianer Jrthumb, das wer es nicht mercken
kan, freylich die Schnuppen haben mus.Darmit aber machen sie sich noch mehr suspect vnd verdacht. Als sie sollen der
Zwinglianer Lere verwerffen, thun es die Theologi, in denen albereit der Zwinglische
Irrthumb stecket, so law, kalt vnd schalckhaffttig, das sich desselbigen die heutigen
Zwinglianer nicht annemen d
uͤrffen. Denn sie verwerffen allein solche Zwinglische Reden,
zu welchen sich die Zwinglianer heutigs tags nicht bekennen, sondern selbige selbs
verwerffen,
als das die Sacramenta leere vnd blosse Deutzeichen seyen. Jtem da sie sagen, die
Sacramentirer geben f
uͤr, der Herr Christus sey nicht wesentlich bey seinem Nachtmal
vnd theile seinen Leib vnd Blut nicht gegenwertig aus, vnd sagen, das nichts denn
Brod vnd Wein im Nachtmal sey, vnd halten die Sacrament allein f
uͤr eusserliche
Kenzeichen,
||
[
B 3r:] darbey die Christen jr Bekentnis thun etc. Jtem da sie sagen, die
Niessung ist nicht wie ein Heidnisch Gedenckzeichen,
als so man ein Spectackel helt von
Julio Caesare oder dergleichen Helden, die da
Todt sein vnd haben nichts mit vns zu schaffen etc. Diese reden alle zumal thun der
sachen nicht gnug, den Zwinglischen Jrthumb auszuschliessen. Denn die Zwinglianer
bekennen auch, das Christus wesentlich im Nachtmal gegenwertig sey,
36 sie meinen aber allein seine G
ttliche Natur, vnd hetten die Wittenberger alhie
wol k
nnen sagen, er were gegenwertig auch nach seiner Menschlichen Natur, darmit sie
sich abermals alles Verdachts hetten entledigen k
nnen, wenn sie gewolt.Weiter:
die Zwinglianer bekennen auch, das vns Christus seinen Leib vnd Blut im
heiligen Nachtmal gebe,
38 ja
Caluinus sagt, das vns wesentlich vnd warhafftig der Leib vnd Blut Christi
gegeben werde vnd das mit der Substantz des Leibs Christi vnsere Seelen gespeiset
werden. Jtem Christus sey nicht ein Betrieger, der vns mit leeren Zeichen betriege,
sondern gebe vns
den Leib, der da im Nachtmal bedeutet werde.
39 Er meinet aber mit allen diesen scheinbarlichen worten nichts anders, wie er
sich selbs am selbigen ort hernach endlich erkleret,
denn das ein lebendigmachende Krafft aus dem Leib Christi durch den heiligen
Geist ausgegossen werde, obwol der Leib Christi weit von vns abwesend sey. So sagen auch
die Zwinglianer nirgend, das Christus Todt sey wie
Julius Caesar oder das er nichts mit
vns alhie auff Erden zuschaffen habe. Auch haben die Widerteuffer selbs im gehaltnen
Gesprech zu
Franckental nicht gestehen w
llen, das sie das heilig Nachtmal allein f
uͤr
ein blosses Kenzeichen halten.
41 Darumb ist
||
[
B 3v:] in der
Dresnischen Schrifft noch nichts weiters verworffen
denn allein dasjenige, welches die Zwinglianer selbs verwerffen vnd hetten gedachte
Wittenbergischen Theologen austr
uͤcklich sollen verdammen der Zwinglianer meinung, da sie
halten, das aus dem abwesenden Leib Christi ein Krafft allein – vnd nicht der
gegenwertig Leib selbs – vns im H. Nachtmal mit Brod vnd Wein gegeben werde, wie sie wol
hetten wissen zu thun, wenn sie sich von den Zwinglianern ernstlich absondern
w
llen.
42 Vnd hilfft sie nicht, das einmal oder zwey das w
rtlin „Sacramentierer“ gesetzt
wird, denn die Zwinglianer sich heutigs tags zu solchem Namen nicht bekennen, sonderlich
weil am ende der
Dresnischen Schrifft diejenigen, welche sich bisher wider den
Zwinglischen Jrthumb gesetzt, f
uͤr Sacramentschwermer ausgeruffen werden. Demnach
werden sich die Zwinglianer des Namens der Sacramentirer in der
Dresnischen Schrifft
nicht annemen, dieweil jr Lere, jre Lere sage ich, nicht austr
uͤcklich lauter gesetzt vnd
verdampt wird.Wenn man aber gleich gern aus Christlicher Liebe verhoffen wolte, es hette die Theologos
zu
Wittenberg gerawen,
43 das sie in dem Catechismo,
Grammatica Disputatione, Auslegung der Artickel des
Gaubens von der Himelfart Christi,
Propositionibus vnd jrer
Grundfest so nahe zu den
Zwinglianern getretten, so benemen sie doch vns solche Hoffnung selbs. Denn sie ziehen
sich in der
Dresnischen Schrifft zum vierdten mal widerumb auff jetztgedachte jre Schrifften, welche sie
gleichwol mit Namen nicht nennen, aber doch mit solchen Circumstantijs oder Vmbstende
beschreiben, das es ein Blinder greiffen mus, sie w
llen alle gedachten Schrifften f
uͤr
recht ge-
||
[
B 4r:] halten vnd darinnen das wenigst nicht widerrufft oder als vnrecht
verworffen haben.Darumb obwol hernach man sich auff die Viertzig- oder F
uͤnfftzigjerig Lere zu
Wittenberg
vnd auff
Lutheri seligen Catechismum zeucht vnd nach derselben Lere diese Schrifften
verstanden vnd was selbiger Lere zuwider
verworffen haben wil, so ist doch solches in der Warheit ein protestatio
contraria facto, da man sich eines dings bezeuget, man w
lle dasselbig thun vnd man
thut nichtsdestoweniger eben das Widerspiel. Denn sie in der
Dresnischen Schrifft (wie
an seinem ort ferner erkleret werden sol) den Zwinglianern sowol als in vorigen
Schrifften vnter die Arm greiffen vnd jren Jrthumb nirgend lauter verdammen w
llen.
Darumb mag obgeh
rte Protestatio das grosse Ergernis, so in der Kirchen Gottes durch sie
leider angerichtet worden, nicht auffheben, noch viel weniger jre vnreine ausgegangene
Schrifft gutmachen oder auch Cassirn, dieweil sie eben in dieser
Dresnischen Schrifft
zum vierdten mal dieselbigen in jren w
uͤrden zu erhalten vnd zu bestetigen begeren.
Darumb ist hieraus offenbar, das die
Dresnische Schrifft sich im ersten puncten, von der
gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi, noch nicht gnugsam erkleret, sondern also
guts vnd b
ses zusamen mischet, das sich deren die Lutherische vnd Zwinglische jede in
etlichen St
uͤcken behelffen k
nnen. Aber so solte man nicht in G
ttlichen sachen handeln,
sondern ein gleichf
rmige bestendige Bekentnis thun, die sich nicht auff widerwertige
vnd zwo widereinander streitende Lere ziehen liesse, sonderlich, da man sich
auffgelegter Ketzereyen entladen vnd derhalben sich notwendige vor der gantzen
Christenheit, zuforderst f
uͤr
||
[
B 4v:] dem Angesicht Gottes entsch
uͤldigen sol. Aber dis
sey von dem ersten Puncten gnug, w
llen von dem andern auch h
ren, soviel die Notturfft
erfordert.Was denn den andern Puncten von der Person Christi belanget, da Doctor
Luther vnd
Brentius seliger Gedechtnis sampt jren guthertzigen Collegis aus heiliger
Schrifft erwiesen, das der Herr Christus von wegen Pers
nlicher vereinigung
beyder Naturn in einer Person nach seiner Menschlichen Natur solche Maiestet, Allmacht
vnd Herrligkeit empfangen, das er hierin weit vber alle Menschen erhaben vnd derwegen
leisten vnd halten k
nne, was er im heiligen Abendmal zugesagt, welcher sein empfangener
Gewalt durch sein Himelfart vnd sitzen zur Gerechten Gottes so gar nicht jme benomen,
geschwecht oder geschmelert, das er so viel desto mehr jetzt seiner verheissung im
heiligen Abendmal gnug thun k
nne, als der zur gerechten Gottes vnd also in die
volkomene Regierung auch nach seiner Menscheit eingesetzt, allenthalben gegenwertig sey
nach art der gerechten Gottes vnd derwegen gewislich laut seiner zusagung vns sein
warhafftigen Leib vnd Blut gegen
wertig geben k
nne vnd w
lle,
46 werden von diesem Puncten in der
Dresnischen Schrifft nicht allein gantz
vngleiche vnd zweiffelhafftige reden, sondern gantz widerwertige Meinung gesetzt, wie
alsobald sol Augenscheinlich dargethan werden.Denn von diesem Handel an etlichen orten recht geredt, als da gesagt wird, Christi
Fleisch sey ein lebendigmachend Fleisch, welches der Welt das Leben bringet.
47 Jtem da sie sagen: „So ist Christus in dieser Natur von den Todten erwecket vnd
in derselben
||
[
C 1r:] zur rechten seines Himlischen Vaters gesetzt vnd also zum
stetwehrenden K
niglichen vnd Priesterlichen Ampt erh
het vnd zum Haupt seiner Kirchen
verordnet, welches alles in allem wircket.“
48 Jtem
das gesagt wird, es habe Christus auch nach der Menschlichen Natur die f
uͤlle
aller Gaben des heiligen Geistes, so doch andere Heiligen nur etliche vnd dieselbige
mit verordneter mas haben.
Jtem das sie die erh
hung zur gerechten Gottes auch von der Menschlichen Natur
erkleren etc. Dieses alles ist recht geredt von der Maiestet des Menschen Christi, die
er aus der Pers
nlichen vereinigung hat nach seiner Menschheit, vnd sind gewislich diese
reden von denen Theologis, so noch nicht Zwinglisch, in diese Schrifften
hieneingebracht worden vnd sollen billich diese St
uͤcke nicht gestraffet werden, da es
allein darbey bliebe vnd nicht wider mit Zinglischer Auslegung verderbet w
uͤrden.Aber was hieruon
jetztgedachter meinung recht geschrieben, das wird widerumb
durch nachfolgende reden verkeret. Als da f
uͤrgeben wird, das Christus durch seine
Menschliche Natur heutigs tags viel (mercke wol: viel, nicht alle) herrlicher Wercke
vnd Thaten, die zu seiner K
niglichen Regierung vnd Priesterlichen Ampt geh
ren,
vollende vnd ausrichte. Jtem
das Christus f
uͤr vnd f
uͤr in des Vatter allergeheimsten Rhat vnd Schos vnd also
warhafftig in das allerheiligst ein- vnd ausgeht, siehet vnd erkennet den willen des
Vaters etc. Was nu zwar dem Herrn Christo nach seiner Menschlichen Natur gegeben ist,
nemlich das er als das Haupt alles in allem wircke, das wird alhie widerumb
restringirt
52 oder zun orten eingezogen vnd allein auff etliche viel,
||
[
C 1v:] aber nicht alle
Wercke Christi gezogen. Vnd wird dem Herrn Christo
hie ein Instruction gegeben, welcher
Hendel er sich nach seiner Menscheit (auch jetzt, im stand seiner Herrligkeit) annemen
vnd welcher er sich entschlagen sol. Vnd scheinet die Rede von dem ein- vnd ausgehn in
den rhat Gottes vnd in das allerheiligst, als w
lle darmit zu verstehen geben werden,
das Christus nach seiner Menscheit (der gut redlich man) m
uͤsse in etlichen G
ttlichen
Rhatschlegen aus der Rhatstuben der H. Dreyfaltigkeit austretten, vnd wird jm wol
zugelassen, das er den willen des Vaters (doch auch nu in etlichen Puncten vnd nicht in
allen) wisse. Das er aber vnser seufftzen, elend vnd alles (auch nach seiner Menscheit)
wisse, was auff Erden an allen orten geschicht, das wird in der
Dresnischen Schrifft
nirgend gesagt. In jrer
Grundfest aber wie auch in jren
Propositionibus sagen sie
austr
uͤcklich,
e das Christus nach seiner Menscheit nicht alles wisse,
53 wie droben angezeiget ist. Darumb siehet man, das sie auch diesen Puncten in
der
Dresnischen Schrifft nicht verbessern.Es bleibet aber
nicht allein bey diesen listigen zweifelhafftigen Reden, sondern
was die Theologi, so nicht Zwinglisch sein, geh
rtermassen von der Herrligkeit vnd
gantzer volkomener Regierung Christi nach der Menscheit in diese Schrifft gebracht, das
st
uͤrtzen die andern Theologi, so den Zwinglianismum in dem b
sen haben, am ende der
Dresnischen Schrifft auff einmal alles vmb vnd lestern obgeh
rten Grund D.
Luthers
seligen von der Maiestet des Menschen Christi auffs allergrewlichst, da sie reden de
reali vel physica Communicatione Idiomatum,
54 das ist von der wesentlichen oder nat
uͤrlichen Mittheilung der Eigenschafften
bey-
||
[
C 2r:] der Naturen, dadurch sie mit zusamenkn
uͤpffung der beyder W
rtlin, welche
doch nicht zusamen geh
ren, nicht allein die falsche Eutichianische
g Lere, welche wir sowol als sie verwerffen, sondern auch D.
Luthers vnd
Brentij
seligen reine Lere verstehn vnd verdammen, vnangesehen das selbige wol ein Realem, aber
nicht Physicam, das ist ein warhafftige wesentliche, aber nicht Nat
uͤrliche Mittheilung
der Eigenschafften geleret. Da, sage ich, die Wittenberger anzeigen w
llen, warumb
gedachte Lere nicht in der Kirchen Gottes zu gedulten sey, lestern sie mit offentlichem
Vngrund gemelde reine, heilsame Lere mit diesen grimmigen worten:
Das diejenigen, so sich aus obgeh
rten mittheilungen der Eigenschafften,
fundamenta vnd Gr
uͤnde der Lere vom Nachtmal zu suchen vnterstehen, den hohen Artickel
von beyden Naturen in Christo verfelschen vnd hergegen alle alte Ketzereyen der
Marcioniten, Valentinianer, Maniche
er, Samosatener, Sabellianer, Arianer, Nestorianer,
Eutychianer
h vnd Monotheleten
56 auff die bane bringen.Diese Lesterungen alle gehen vber D.
Luthern seligen,
der diese Lere von der
Maiestet des Herrn Christi, welche er auch nach seiner Menschlichen Natur hat, daher das
er Gott vnd Mensch in einer Person ist vnd zur gerechten Gottes sitzet, zum grund der
warhafftigen gegenwertigkeit Christi im Abendmal mit austr
uͤcklichen worten in seiner
grossen Bekentnis gesetzt fol. 189
57 vnd hernach gewaltig vnd weitleufftig ausf
uͤhret fol. 190. 191. 192. 193. 194.
195. 196. 197.
58 Jtem in dem Buch „Das die wort ‚Das ist mein Leib‘ noch fest stehen“, fol. 135.
136. 137. 138. 139. 140
59 vnd in der „ Predigt vom Sacrament wider die Schwarmgeister“ fol. 114. 115.
60 Welche Lere er auch in seinem
||
[
C 2v:] Commentario vber den Prediger Salomonis,
anno etc. 32 geschrieben, widerholet
61 Vnd widerumb dem Zwinglischen Schwarm diese Lere entgegen gesetzt,
in seiner auslegung des 17. Capitel Johannis, anno etc. 39 geschrieben, fol. 294.
295,
62 vnd in seinem B
uͤchlin „Von den letzten worten Dauids“, welches er Anno etc. 43
ausgehen lassen, fol. 544. 545. 546.
63 Vnd mus also der frome, vnsch
uͤldige
Luther (nach der Wittenberger f
uͤrgeben) alle
alte verdampte Ketzereyen der Marcioniten,
Valentinianer, Manicheer, Samosatener,
Sabellianer, Arianer, Nestorianer, Eutychianer
i vnd Monotheleten
j widerumb auff die bane gebracht haben.
64
Denn obwol in der
Dresnischen Schrifft f
uͤrgeben wird, als solte D.
Luther seliger sein
Lere von der gegenwertigkeit des Menschen Christi an allen orten widerumb f
uͤr seinem
ende verworffen oder ja zum wenigsten als die zu dem Handel des Nachtmals Christi
vnn
tig vnd vnd
uͤchtig hinweg gelegt haben,
65 jedoch k
nnen die Wittenbergische
Theologi mehr zur vermeindten Beweisung nicht f
uͤrlegen denn ein einigen Spruch,
den
Lutherus seliger sol einem in ein B
uͤchlein geschrieben haben,
66 in welchem Spruch vnter andern gelesen wird, das von der allenthalbenheit oder
allenthalbensein nicht sol disputirt werden. Wiewol nu dis phrasis oder art zu reden im
selbigen Spruch gibt, das er nicht
Lutheri, sondern eines andern sey, vnd billich dieser einih
Spruch, da er gleich
Lutheri were, so vielen seinen herrlichen ausf
uͤrlichen Schrifften vom heiligen Nachtmal ausgegangen, billich
nicht solte f
uͤrgezogen werden,
jedoch dieweil gedachter Spruch auch etlichen guthertzigen nachgedencken gemacht,
67 wil ich hieruon
||
[
C 3r:] einfeltigen Bericht thun, so viel mir vom Handel
wissend:Mir hat
Anno etc. 63 ein guthertziger Kirchendiener, J. F., so dazumal zu
Reichenweiler
im Elsas war, in einem Brieff den obgedachten Spruch, allerdings wie hienach folget,
zugeschickt, auch ist er mir newlich auch von dem Edlen vnd Vesten F. von F. allerdings,
wie er mir von
Reichenweiler geschickt, zugestelt worden, vnd lauten beyde Exemplaria
von wort zu wort also:„D.
Philippus Melanthon propria manu scripsit haec verba de sacramento corporis et
sanguinis Christi in dominica Palmarum ante mortem Anno 1560 in libellum D.
Maioris:Verum corpus et verus sanguis exhibetur in pane et poculo. Quaestio iam oritur, quomodo
Christus possit esse corporaliter in sacramento, cum idem
corpus non possit esse in
diuersis locis? Respondeo: Christus dixit se affuturum. Ergo vere adest in sacramento
et corporaliter. Nec quaerenda est alia ratio. Verbum ita sonat. Ergo necesse est ita
fieri. Quod vero ad corpus attinet: Christus quando vult potest esse vbicunque vult.
Quare alia iam est sui corporis et nostri ratio. De vbiquitate non est disputandum in
hac controversia. Nec scholastici dicunt de hoc vbiquitate, sed recitant simplicem
sententiam de corporali praesentia Christi. Deitas neque corpus neque sanguinem habet
et est coniuncta humanitati Christi et est vbique humanitas Christi coniunctissima
diuinitati et sunt deitas et humanitas in Christo inseparabiles. Ergo Christi corpus et
sanguis in sacramento eiusque actione sunt vbique iuxta verbum: ‚Hoc est corpus meum.
Hic est sanguis meus‘ et ‚ero vobiscum usque ad consumationem seculi.‘“
68
||
[
C 3v:] Ehe denn ich aber diese wort verdeutsche, beruffe ich mich auff alle gelerte
guthertzige Menner, das sie w
llen vrtheilen nach jrem Gewissen, ob in diesen erzelten
worten stylus
Philippi oder
Lutheri sey, das ist, ob die gantze art zu reden des
Philippi oder
Lutheri seligen Schrifften ehnlich sey. Warlich, wer
Lutheri vnd
Philippi
art zu schreiben kennet, der wird diesen Spruch nimmermehr
Luthero seligen, sondern
vielmehr
Philippo zuschreiben. Die Wort aber lauten zu deutsch also:„Der Herr
Philippus Melanthon hat mit seiner eigen Hand die Wort vom Sacrament des Leibs
vnd Bluts Christi am Palmtag vor seinem Todt Anno 1560 in Herrn
Maioris B
uͤchlin
geschrieben:Es wird der ware Leib vnd das ware Blut Christi im Brod vnd im Kelch dargereicht. Hie
enstehet ein frage: Wie Christus k
nne leiblich im Sacrament sein, so doch ein einiger
Leib nicht k
nne zumal an vielen orten sein? Antwort: Christus hat gesagt, er w
lle da
sein, darumb ist er warhafftig da im Sacrament vnd leiblich. Vnd sol kein ander Vrsach
gesuchet werden. Das wort lautet also, darumb mus es notwendig also geschehen. Was aber
den Leib anlanget, kan Christus, wen er will, allenhalben sein, wo er wil. Darumb hat
es ein andere gestalt mit seinem Leib denn mit den vnsern. Von der Allenthalben sol
nicht disputirt werden in diesem Streit: Es sagen auch die Schullerer nicht von dieser
Allenthalbenheit, sondern erzelen die einfeltige Meinung von der leiblichen
Gegenwertigkeit Christi: Die Gottheit hat weder Leib noch Blut vnd ist vereiniget mit
||
[
C 4r:]
der Menscheit Christi, vnd ist die Menscheit Christi auffs allergenawest bey der
Gottheit, vnd sein die Gottheit vnd Menscheit in Christo vnzertrenlich. Darumb ist
Christi Leib vnd Blut im Sacrament allenthalben, da dasselbig gehalten wird nach dem
Wort: ‚Das ist mein Leib, das ist mein Blut‘ vnd: ‚ich werd bey euch sein bis an das
ende der Welt.‘“ Bis hieher
Philippus.Wiewol ich nu aus diesem Spruch wol anziehen k
nte, das hierin die Leibliche
Gegenwertigkeit vnd niessung des Leibs Christi im H. Nachtmal bekant vnd steiff auff
die wort der Einsatzung Christi gedrungen vnd also die Zwinglische Lere verworffen wird,
item das zugelassen, Christus k
nne mit seinem Leib allenthalben sein, wo er w
lle, vnd
das es dieses St
uͤcks halber mit seinem Leib viel andere gestalt habe denn mit vnseren
Leiben vnd sonderlich, das endlich alhie geschlossen wird, dieweil beyde, die G
ttliche
vnd Menschliche Naturen in Christo, vnzertrenlich in einer Person auffs allergenawest
an allen orten vereiniget vnd verbunden seyen, das vmb derselbigen Vrsach willen Christi
Leib vnd Blut im heiligen Abendmal gegenwertig sey, wie denn wir eben auch mit dieser
Beweisung aus der Pers
nlichen vereinigung den rechten Verstand der Wort Christi in
einsatzung des Nachtmals wider die Zwinglianer handhaben vnd also dieser Spruch den
Wittenbergischen Theologis zuwider ist, indem er die gegenwertigkeit des Leibs Christi
im H. Nachmal aus dem Artickel von der Pers
nlichen vereinigung beweiset, welchs die
Wittenbergischen Theologi nicht gut heissen w
llen; jedoch wil ich diesen Spruch lassen
stehen, wie er ist vnd so gut er ist, vnd sage einfeltig nach
||
[
C 4v:]
meinem Gewissen, da gleich der Tittel desselben nicht austr
uͤcklich
Philippum
vermeldete, k
nte ich jne dennoch nicht f
uͤr ein Schrifft
Lutheri halten, darumb das er
gar ein andere weis zu reden f
uͤret, weder D.
Luther seliger in seinem reden vnd
schreiben ein art gehabt, wie droben vermeldet, welches sonderlich in der Lateinischen
sprach gar leichtlich zu pr
uͤffen ist. Zudem, so schwancket er in dem Handel von der
Pers
nlichen vereinigung vnd von der Maiestet Christi, nach deren er allenthalben auch
als ein Mensch gegenwertig, etwas vnbestendig, das er denselben Puncten weder offentlich
lauter gnug verwerffen noch auch annemen darff. Er wil die Menscheit mit der Gottheit
auffs allergenawest an allen orten verbunden lassen sein vnd wil doch die Menscheit
Christi nicht an allen orten haben. So weist auch menniglich D.
Luthers seligen Eyfer
vnd auffrichtigen Geist, welcher sich nicht geschemet, da er dem Bapsthumb in den
allerersten Schrifften etwas zu viel eingeraumpt, dieselbige seine schwacheit hernach in
ffentlichen getruckten Schrifften zu bekennen,
69 da er nu die Disputation von der Maiestet Christi, nach deren er allenthalben
gegenwertig, nicht allein f
uͤr vnn
tig vnd zum Handel des Nachtmals f
uͤr vntaugenlich,
sondern auch f
uͤr jrrig vnd vnchristlich f
uͤr seinem end erkant hette, w
uͤrde er gewislich
alles das, was er hieruon vielfeltig vnd weitlaufftig geschrieben, in einer
offentlichen Schrifft widerrufft vnd die Christenheit f
uͤr Jrthumb gewarnet haben.
Das aber dieser Spruch
Lutheri seligen vnter andere seine Spr
uͤche, die er guten
freunden in jre B
uͤchlin geschrieben – gleichwol etwas weitleufftigers verdeutsch vnd am
end k
uͤrtzer abgebrochen – durch
||
[
D 1r:] samlung misfang komen,
70 ist nicht wunder, da man in zusamensamlung selbiger Spr
uͤche von mancherley orten
vnd aus allerley B
uͤchlin auch diesen vngefehrlich erwischet, der von eim guthertzigen
man f
uͤr ein Spruch
Lutheri gehalten worden, dieweil er anfangs auff die Leibliche
gegenwertigkeit Christi im H. Nachtmal vnd auff die Wort der Einsatzung, auch auff den
vnterscheid des Leibs Christi vnd vnserer Leib dringet. Das er aber darumb
Lutheri sey,
kan ich mich aus geh
rten vrsachen nicht bereden lassen. Darumb, wenn die
Wittenbergische Theologen w
llen f
uͤrgeben, das D.
Luther sein Lere von der Pers
nlichen
vereinigung in Christo vnd seinem sitzen zur gerechten Gottes vor seinem ende, mit deren
er die Zwinglianer vberwunden, fallen lassen vnd verworffen, m
uͤssen sie viel andere vnd
sterckere Beweisungen einbringen, denn diese mag es keinswegs thun.Jtem, sagen die Wittenberger ferner, obgedachte Lere sey der gantzen Rechtglaubigen
Kirchen vnbekant vnd in der Christenheit von anfang bis auff diese zeit nie geh
ret
worden. Das dieses ein vberzeugte greiffliche vnwarheit sey, bezeugen alle
obenangezeigte Schrifften
Lutheri. Das auch solche Lere, welche von Wittenbergern alhie
vnbillich verworffen wird, der ersten reinen Kirchen vnd der alten heiligen Veter
gewaltige gezeugnis habe, ist von den Ehrwirdigen hochgelerten Herrn D.
Johann
Marbachen, Pfarherrn vnd Superintenden zu
Strasburg,
71 D.
Martino Kemnitio, Pfarherrn vnd Superintendenten zu
Braunschweig,
72 vnd ander f
uͤrtrefflichen Theologen mehr
73 bishieher in ausgegangenen B
uͤchern klar bewiesen.
||
[
D 1v:] Weiter sagen die Wittenberger, diese gegenwertigkeit Christi, die wir gleuben
von wegen der Maiestet des Menschen Christi, sey der ordnung vnd stifftung Christi gantz
vngemes, denn dardurch f
uͤrgegeben werde, das Chris
ti Leib nicht anders im Nachtmal sey
denn in Stein vnd Holtz.
74 Dieses ist ein Calumnia
k oder Verkerung der reinen Lere in diesem Handel. Denn obwol D.
Luther recht
geleret, das Christus auch als ein Mensch nach art der gerechten Hand Gottes, zu deren
er gesetzt, allen Creaturen warhafftig gegenwertig, jedoch hat er eben darbey geleret,
Christus mit seiner
Menscheit sey im heiligen Abendmal nicht schlechts
75 bey dem Brot vnd Wein gegenwertig wie bey andern Creaturen, sondern alda sey er
vns gegenwertig dargestellet, das er sich alda mit seinem Wort anbindet, wie er
daselbst redet, vnd bescheidet vns zu eim sonderlichen Tisch durch sein Wort vnd deutet
vns selbs auff das Brod durch sein Wort, da wir in essen sollen, wie man mag hieruon
weiter lesen Lutherum fol. 139.
76
Ferner geben die Wittenberger
f
uͤr, durch bemelte Lere von der Maiestet des
Menschen Christi werden die Leut von den waren vngezweifelten Worten des Nachtmals
Christi abgef
uͤhret auff ein vnbestendigs zweifelhafftigs Fundament etc. D.
Luther
seliger hat diese Lere eben darumb ausf
uͤhrlich dargethan, damit man bey den worten der
Einsatzung Christi bestendig bleiben k
nne vnd ein Christ aus den Artickeln von der
Pers
nlichen vereinigung beyder Naturen in Christo vnd seinem sitzen zur Gerechten
Gottes erlerne, Christus habe nach seiner Menscheit warhafftige Allmechtigkeit vnd Ge-
||
[
D 2r:]
walt empfangen, das er k
nne leisten vnd halten, was er in den worten des H.
Abendmals versprochen, nemlich vns sein Leib vnd Blut zu geben, derwegen die Lere die
Leut nicht von den Worten der Einsatzung Christi, sondern zu denselbigen worten vns
weiset vnd leitet.Die Wittenberger sagen auch,
dis sey eben die Lere, darmit
Caspar Schwenckfeld
f
uͤr Jaren hab w
llen seine newe Meinung von einer vnerh
rten gegenwertigkeit des Leibs
Christi in dem Nachtmal
l beweisen. Dieweil D.
Luther vnd andere mit jme nie gegleubet oder geleret,
Christi Menscheit sey also mit G
ttlicher Allmechtigkeit vnd Herrligkeit begabet, das
sie nach jrem Wesen sey zur Gottheit worden, so hat er auch nie geleret, das Christi
Leib auff ein solche weise, wie
Schwenckfeld f
uͤrgeben, im Nachtmal sey.
79 Wird derhalben abermal D.
Luther seliger vnter der Erden hiemit vnbillich
gelestert, als ob er in den Schwenckfeldischen Jrthumb gefallen were.Es klagen auch die Wittenberger one Vrsach vnd one Grund,
als ob durch diese Lere die Artickel des Glaubens entweder vmbgestossen oder
vngewis gemacht werden, welches die allergr
ste Sacramentschwermerey sey, vnd bringe
gedachte Lere schreckliche verfelschung in alle Artickel des Glaubens von Christo vnd
hebe den vnterscheid beyder Naturen in Christo zu grund auff also, das die rechte Lere
vom H. Nachtmal Christi nicht k
nne grewlicher geschendet werden denn durch die
allenhalbenheit Christi etc.Hie ist wol zu mercken, wenn die Wittenberger von den Sacramentschwermern reden, das
sie f
uͤrnemlich
Lutherum vnd
Brentium seligen meinen, welche
||
[
D 2v:] die Artickel von
der Menschwerdung des Sons Gottes, von der Himelfart vnd sitzen Christi zu der gerechten
Gottes aus grund heiliger G
ttlicher Schrifft also erkleret, das die Zwinglianer sich
derselbigen nicht allein nichts behelffen k
nnen, sondern sich befindet, das sie eben
mit demselbigen Schwerd zu boden geschlagen werden, wird jnen aber alhie dieser lohn
darf
uͤr gegeben, das jnen nachgeschrieben wird, als solten durch jre einhellige Lere die
Artickel des Glaubens vmbgestossen oder vngewis gemacht, schreckliche verfelschung in
alle Artickel des Glaubens von Christo eingef
uͤret, der vnterschied beyder Naturen in
Christo zu grund auffgehebt vnd die rechte Lere vom Abendmal auffs grewlichst geschendet
werde. Das aber dem thewren Man Gottes D.
Luthern seligen vnd seinem getrewen Discipulo
vnd geh
uͤlffen D.
Brentio seligen vnrecht hierin beschehe, ist aus jren Schrifften zu
sehen.Weiter, sagen die Wittenberger, m
uͤste aus dieser Lere folgen, das Christus keinen waren
Menschlichen Leib hette, wenn derselbig allenthalben were vnd vns nichtsdestoweniger im
heiligen Nachtmal gegeben w
uͤrde.
81 Eben dieses hat der
Zwingel auch dem D.
Luther f
uͤrgeworffen, als solte
Lutherus
mit seiner Lere von der allenthalbenheit Christi die ware Menscheit Christi verleugnen
vnd ein Marcionist werden.
82 Darauff sich aber D.
Luther seliger
gewaltig verantwortet vnd erwiesen,
m das durch solche Lere von der Maiestet Christi die ware Menscheit Christi
keinswegs verleugnet werde, wie in seiner grossen Bekentnis fol. 149 zu sehen,
83 vnd ist billich zur barmen,
84 das etliche Wittenbergische Theologen sollen in diesem
||
[
D 3r:] Puncten zum
Zwinglio tretten vnd jme helffen,
Lutherum seliger gedechtnis der Marcionitischen
Ketzerey besch
uͤldigen. Aber hie steckt ein anders darhinder, nemlich, wenn man k
nte
die Leut bereden, das Christi Leib nicht zuuor allenthalben nach art der gerechten
Gottes gegenwertig auff Erden, sondern allein droben im Himel were, vnd aber D.
Luther
selbs Anno etc. 36 in der auffgerichten Concordi bekennet, das Christus mit seinem Leib
nicht auff- vnd ab- oder hin- vnd widerfahre,
85 so wolte der Zwinglisch Geist endlich die Conclusion oder Beschlus machen, das
Christi Leib keinswegs im heiligen Nachtmal were. Denn ist er nicht zuuor auff Erden
(nach der Wittenberger meinung) vnd fehret darzu nicht herab ins Nachtmal, wie kan er
vns denn im Nachtmal hie auff Erden mit Brod vnd Wein sein Leib vnd Blut geben? Dieses
ist warlich nichts anders im Grund, denn das dem Zwinglischen Jrrthumb hiemit Th
uͤr vnd
Thor ge
ffenet werden.Endlich sagen sie von vngeh
rter reiner Lere,
es seyen jrrige Trewme wider das
Bekentnis der Allgemeinen rechtgleubigen Kirchen, welche nicht allein zur eussersten
schmach der Ehre des Sons Gottes gereichen, sondern auch die gantze Lere vom Abendmal
auffs schendlichst verderben, schenden vnd lestern etc.Ob die Lere, so D.
Luther seliger aus hellen gezeugnissen der heiligen Schrifft
erwiesen, billich f
uͤr jrrige Trewme ausgeruffen vnd ob es zur Ehre oder Vnehre Christi
gereicht, da man beweiset, das Christus von wegen Pers
nlicher vereinigung vnd seines
sitzens zur gerechten Hand Gottes so herrlich vnd allmechtig sey auch nach seiner
Menscheit, das er
||
[
D 3v:] k
nne vnd w
lle leisten, was er seiner Christenheit im
heiligen Nachtmal zugesagt, vnd ob hierdurch die Lere vom Nachtmal Christi verderbet,
geschendet vnd gelestert werde, das gibt man allen den Gottseligen verstendigen
Christen, welche die heilige Schrifft vnd D.
Luthers vnd
Brentij seligen Schrifften mit
vleis gelesen, zu vrtheilen. Diese lesterung aber, da sie nicht aus vnwissen
heit
beschehen, w
uͤrde Gott nach seinem gerechten Gericht an diesen Leuten zu seiner zeit
erschrecklich straffen.Beschliessen also die Wittenberger jr
Dresnische Bekentnis mit jetzgeh
rten
grewlichen lesterungen der reinen Lere, welche D.
Luther seliger zu erhaltung der
gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi im H. Nachtmal aus heiliger G
ttlicher
Schrifft gewaltig ausgef
uͤhret vnd den Zwinglianern gewaltig dardurch widerstanden vnd
jre Philosophische oder vielmehr Sophistische vermeinte Argumenta als mit Donner vnd
Blitz zu boden geschlagen hat.Vnd da die Wittenbergische Theologen im Beschlus der
Dresnischen Schrifft solten
geb
uͤrlichen Christlichen Eyfer billich beweisen vnd gegen den Zwinglianern vnd
Caluinisten sich rund erkleren, das sie mit jrer verf
uͤhrischer Lere weder theil noch
gemein hetten, d
uͤrffen sie im Beschlus, wie auch in der gantzen Schrifft, weder
Zwinglianer noch Caluinianer nennen, sondern stossen den Zorn vber D.
Luthers Lere von
der Maiestet Christi vnd vber diejenige aus, welche bisher aus selbigen satten grund
wider die Zwinglisch Ketzerey ernstlich gestritten vnd noch streiten. Was dieses St
uͤck
mit sich bringet, k
nnen verstendige Leute leichtlich
n ermessen.Das diese vnbestendigkeit bey reiner Lere etlicher
||
[
D 4r:] Wittenbergischen Theologen
Herr D.
Luther seligen aus erleuchtung des heiligen Geists zuuorgesehen, ist daraus
abzunemen, das er die Christliche Gemein zu
Wittenberg in seiner letzten Predig, die er
alda gethan, trewlich vnd Vetterlich f
uͤr den Lerern gewarnet, welche zu
Wittenberg
w
uͤrden die reine Lere verkeren, da er also saget:
„Die Ketzer suchen allweg rencke, das wir jnen sollen weichen, nachlassen,
zugeben. Aber wir w
llens mit Gottes hilff nicht thun. So sprechen sie denn: ‚Jr seid
stoltze Tropffen.‘ Jch will gern allerley Scheltwort leiden, aber nicht eines Fingers
breid weichen von dessen Mund, der da sagt: ‚Diesen h
ret.‘ Jch sehe f
uͤr augen, wenn vns
Gott nicht wird geben trewe Prediger vnd Kirchendiener, so wird der Teuffel durch die
Rottengeister vnser Kirche zerreissen vnd wird nicht ablassen noch auffh
ren, bis ers
hat geendet. Das hat er kurtzumb im sine, wo ers nicht kan durch den Bapst vnd Keyser,
so wird ers durch die, so noch mit vns in der Lere eintrechtig sein, ausrichten.
Derhalben ist hoch vonn
ten, das man von Hertzen bete, das Gott vns reine Lerer geben
w
lle. Jtzt sind wir sicher vnd sehen nicht, wie grewlich vns der F
uͤrst dieser Welt
durch den Bapst, Keyser vnd vnsere Gelerten allhie nachtrachtet, welche sagen: *
‚Was schadet, das man das nachlest?‘ Nein, nicht ein Haar breit sollen wir
nachlassen! W
llen sie es mit vns halten, gut. W
llen sie nicht, so lassen sie es. Ich
habe von jnen die Lere nicht empfangen, sondern durch G
ttliche Gnad von Gott. Ich bin
wol gewit
ziget,
87 darumb bittet den lieben Gott mit ernst, das er euch das Wort lasse. Denn es wird grewlich
zugehen“
88 etc. Bis hieher
Lutherus.
||
[
D 4v:] Diese Prophecey
Lutheri heiliger gedechtnis erf
uͤllen leider jetzt etliche newe
Wittenbergische Theologi, welche den Zwinglischen Jrthumb in die vnsch
uͤldige Jugend vnd
einfeltigen gemeinen Man zu giessen vnter eim andern schein sich vnterstehen vnd sich
doch darneben stellen, als ob sie nicht Zwinglisch sein oder werden w
lten, sondern
allein etlichen gefehrlichen grewlichen Ketzereyen der Marcioniten, Eutychianer vnd
Schwenckfeldianer aus not gedrungen wehren vnd begegnen m
uͤsten.Ist also hiermit erwiesen vnd am Tage,
das die Schrifft, so in der versamlung zu
Dresden gestelt, nicht gnugsam
89 darzu,
90 die Wittenbergische Theologen des Zwinglianismi halben zu entsch
uͤldigen,
sondern vielmehr darin zu sehen, das diejenigen, welche zum Zwinglischen Jrthumb vnter
jnen lust vnd liebe gewonnen, dessen noch nicht gerawen
91 hat, noch viel weniger jme widerstand zu thun begeren, sondern selbigen vnter
allerley zwiefachen vnd zweifelhafftigen Reden, zum theil auch vnter offentlichen
lesterungen der reinen Lere, behalten vnd fortzupflantzen sich befleissen vnd also nicht
allein sich des Verdachts nicht entladen, sondern auch diejenigen, so noch nicht
Zwinglisch vnd doch solche vngnugsame zwiefache vnd vnreine Bekentnis zu vnterschreiben
beredt worden, etlicher massen auch f
uͤr der Gemein Gottes mit sich in den Verdacht
bringen, als ob sie den Christlichen Eyfer, dem Zwinglischen Jrrthumb zu widerstreben,
fallen lassen, D.
Luthers seligen reine Lere numehr hinlegen vnd allgemechlich zu den
Zwinglianern tretten w
lten. Ich wil aber gentzlich hoffen, es werden etliche, welche
gleichwol mit andern vnbedechtlich vnterschrieben, den Schandfleck des Zwin-
||
[
E 1r:] glischen Jrthumb nicht tragen, sich auch dieses Ergernis ferner nicht theilhafftig
machen, sondern durch runde, lautere vnd gnugsame Bekentnis der reinen Lere vnd klarer
gnugsamer verwerffung des Zwinglischen Jrthumbs f
uͤr der Kirchen noch entsch
uͤldigen vnd
purgirn, welches zu w
uͤnschen vnd jnen f
uͤr Gott allen Engeln vnd waren rechtschaffenen
Christen nicht verkleinerlich, sondern rh
uͤmlich vnd der Christenheit n
uͤtzlich sein wird.
Denn vielgemeldte
Dresnische Schrifft also geschaffen,
das sich die Zwinglische
Lerer vnter derselben enthalten
92 k
nnen. Denn da sich ein Zwinglischer Lerer wil bey einer gemein gebrauchen
lassen, wird er vnbeschwert sein, die
Dresnische Bekentnis zu approbiren vnd zu
vnterschreiben. Wenn er nu also angenomen vnd f
uͤr ein reinen Lerer gehalten, kan er zu
seiner gelegenheit nach vnd nach das Fundament des Zwinglischen jrtumbs heimlich vnd
gemehlich legen, bis er zu seiner zeit (wenn er der Zuh
rer hertzen eingenomen, an sich
gezogen vnd gnugsam starcken beifal vnd beistand bekomen) offentlich mit der
Zwinglischen Sprach darff herausfaren, wie solcher Leut gebrauche ist. Das dem also,
beweisets die that an jr selbs. Denn
Petrus Dathenus zu
Heidelberg, ein offentlicher,
bekanter, halsstarriger Zwinglischer Lerer, newlich ein Schrifft in den Druck
verfertigt, in welcher er nit allein die gantze
Dresnische Schrifft annimpt vnd sich zu
derselbigen frey
ffentlich bekennet, sondern auch beweiset, das die Lere, in gedachter
Bekentnus begriffen, in dem verstand, welchen der Wittenbergischen Theologen eigne
Schrifft geben, der Zwinglischen Lere gar nicht zuwider seyen.
93 Derhalben da die Wittenbergischen Theologen darzu werden stil schweigen
||
[
E 1v:]
vnd nicht austr
uͤcklich den Zwinglischen Jrthumb von st
uͤck zu st
uͤcken lauter werden
verwerffen, so muste man alsdenn greiffen, das sie offentlich zu den Zwinglianern
getretten weren. Denn die
Dresnische Bekantnis, vnter deren auch die Zwinglische Lerer
vnterschleuff
94 haben, mag, wie geh
ret, die sich so beschwerlich verdacht gemacht, nicht
entsch
uͤldigen. Da auch gleich ein Lerer,
so noch nicht Zwinglisch worden, vermeinte, er k
nte
sich nicht vergreiffen mit vnterschreibung oder annemung vielgedachter
Dresnischer
Schrifft, weil er in derselben allein, das da gut ist, anneme vnd das ander nach
demjenigen, so recht geredt ist, jm selbs auslegte vnd erklerte vnd also solche
Bekantnis nicht im Zwinglischen, sondern im Lutherischen Christlichen verstand anneme,
so ist doch der sachen nicht darmit geholffen, sondern treget solches noch grosse gefahr
vnd beschwerden auff sich. Denn es werden alle jre hiervor in diesem handel ausgegangene
vnreine Schrifften in dieser
Dresnischen Bekantnis bestettiget, wie droben vermeltet.
Jtem D.
Luthers reine Lere von der Pers
nliche vereinigung beider Naturen in Christo vnd
seinem sitzen zur gerechten Gottes, mit welchen man den rechten verstand der Wort
Christi im H. Nachtmal gewaltiglich wider die Zwinglianer erhalten kan vnd sol, ist rund
in der
Dresnischen Schrifft verworffen vnd als Ketzerey verdampt. Wer nun in einer
gemein solche Schrifft annimpt vnd approbiert, der approbieret vnd nimpt damit an alle
jre hieuor ausgegangene vnreine Schrifften vnd verleugnet hiemit D.
Luthers seligen Lere
in diesem Puncten vnd gibt sich gegen den Zwinglianern dermassen blos, das er sich jrer
in die lenge nicht erwehren
||
[
E 2r:] mag. Denn er lest
sich von dem grund vnd fundament
abtreiben, mit welchem man die allerscheinbarlichsten Argument der Zwinglianer, so sie
von der Himelfart Christi vnd den eigenschafften seines waren Leibs auff die Ban
bringen, widerlegen kan vnd mus.Ist also die gedachte
Dresnische Schrifft
zusamengesetzt von zweyerley
widerwertiger Lere, denn sie hat etliche Lutherische Christliche Reden vnd Artickel,
wie droben gr
uͤndlich angezeiget, wird darin Liecht vnd Finsternus, Warheit vnd L
uͤgen
vntereinander gemischet, gleichwie vor zwentzig Jaren in dem Papistischen Interim
o 95 auch gute vnd b
se Artickel vntereinander vermengt waren, vnd wirds die erfarung
geben, wens der Almechtig nicht gnedig verh
uͤtet, das solches newes Zwinglisch Interim,
da es nicht beyzeiten wider durch andere Christliche, lautere, reine erklerung
abgeschafft, nicht geringere vnreinigkeit, spaltung, zerr
uͤttung, ergernis vnd schaden in
der Christenheit anrichten wird, denn das Bepstisch Interim angerichtet hat. Welchem
vngl
uͤck allem aber die Wittenbergischen Theologen noch f
uͤrkomen k
nten, wenn sie
beyzeiten ein andere gnugsame, reine Bekantnis mit lauterer verwerffung der Zwinglischen
Lere stelleten vnd dieselbige dasjenig, so sie bisher vnrecht geschrieben, cassirten
vnd auffh
uͤben.Da es aber bey vielgedachter
Dresnischen Schrifft bleiben vnd im l
blichen F
uͤrstenthumb
Sachssen bey den Vniuersiteten vnd Kirchen nichts anders geleret werden sol, denn wie
aus etlichen newen Wittenbergischen Schrifften, welche in der
Dresnischen Bekantnis
bestettiget werden, zu vernemen, so musse es Gott im Himel geklagt sein, das der Brunne
der
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[
E 2v:] G
ttlichen Lere im Artickel des H. Nachtmals an denen orten, da anfangs die
Lere des heiligen Euangelij widerumb lauter durch D.
Luthern seligen herf
uͤrgebracht,
nicht mehr rein vnd heilsam quillet vnd leufft, sondern mit Zwinglischer Ketzerey
vergifftet ist, vnd wird sich meniglicher, dem Gottes ehre, die heilsame reine Lere des
heiligen Euangelij vnd sein eigen vnd der seinen Heil lieb ist, vor dergleichen Lerern
vnd Schrifften wissen zu h
uͤten. Wer sich aber nicht warnen lassen will, der mage nach
dem Gerechten vrtheil Gottes vber die, so der reinen Lere vberdr
uͤssig worden sein vnd
sie die Ohren nach etwas newes jucket,
96 seiner zeitlichen vnd ewigen straff gewertig sein. Der Allmechtig w
lle die
jrrige widerbringen vnd sein Kirch vnter so grossen Ergernissen vetterlich bewaren.
Amen.