|| [A 2r:] Warnung Vor dem vnreinen vnd Sacramentschwermerischen Catechismo
etlicher Theologen zu Wittenberg.
Es halten viel Guthertziger Leute bey vns emsig an, das wir eine Erinnerung
vnd warnung von dem newen, vnreinen vnd Ergerlichen Catechismo, welchen
etliche newe Doctores in Wittenberg newlich haben lassen ausgehen,1 der Christlichen Kirchen mitteilen wolten, damit die vnuerstendige jugendt vnd auch andere, so furchtsam vnd vieleicht auff das Zeitliche sanffte vnd
geruhsame leben mehr denn auff Gottes Ehre vnd jrer selbst eigen Seelen
seligkeit sehen, gewarnet, ermuntert vnd vnterrichtet werden, das sie nicht so
vnbesonnen in die Grewlichen Jrrthume hinein Plumpen, die erkante Warheit
vnd den grund der Lere, so D. Luther aus Gottes Wort aus grosser Barmhertzigkeit
Gottes wider ans Liecht bracht, jnen nicht verrucken, verdunckeln
vnd nemen lassen.Aber wie ist vns muͤglich, auff alle newe Lere, reden vnd streite, welche diese
Leute von tag zu tage je lenger je mehr auffbringen vnd vberheuffen, allezeit
widerlegung anzustellen. Denn wir allezeit vnsers lebens fast damit
muͤssen zubringen. Denn es ja || [A 2v:] ein grosser vnd kleglicher jamer, das
sie aus Gottes ernstem gerichte jmer je weiter gleiten, fallen, jrren, weil sie
keiner Vermanung, keiner erinnerung, keiner vnterweisung wollen statten
noch raum geben, sondern alles, was sie nur gedencken, reden, fuͤrgeben,
thun, wollen verteidigen mit Verfelschung vnd verdrehung Gttliches Worts,
mit vnerhrtem schmehen, fluchen, drewungen, famos libellen,2 one allen
schew fuͤr Gott, fuͤr den Christen vnd ehrliebenden Leuten.Damit aber wir nicht dafuͤr werden angesehen, als wolten wir vnser liechtlin
der Bekentnis vnter den Scheffel stecken,3 wiewol wir vnsere schwacheit
vnd geringe gaben erkennen vnd etliche jar anher durch Gottes Gnade wol
erfahren, was man vns fuͤr einen Lohn gibt, das wir gerne die reine Gttliche
Lere, so wir von Luthero, dem trewen diener Gottes gelernet, wolten erhalten
vnd ausgebreitet sehen, wollen wir im Namen Jhesu Christi vnsers Herrn,
der vnser Praeceptor vnd Ertzbischoff ist, eine kurtze Erinnerung vnd warnung
thun vnd hierinnen vns gesellen zu den Bekentnissen vnd Warnungen
der Sechsischen kirchen,4 hoffen auch, es werden viel andere trewe Wechter
in der Kirchen Jhesu Christi in Deudschland nicht stumme hunde oder blinde
Wechter5 sein, wie wir denn hren, das jhrer etliche, wie sie es denn auch
schuldig sind, jre stimme erheben vnd die einreissende Schwermereien anschreien.
Gott helffe allen, das sie mit vnerschrockenem Geiste dem Sacramentirischen,
Gesetzstuͤrmischen vnd falscher Aposteln geist mgen nach
Gottes Befehl widersprechen vnd Gotte seine Ehre, || [A 3r:] den Armen
Schefflin Christi jhre Seelen Seligkeit retten. Ehe wir aber vnsere Erinnerung vnd warnung anfahen, muͤssen wir von erst6 kuͤrtzlichen darthun vnd beweisen, das wir vnd ein jeder Christ recht, macht
vnd befehl habe, den newen gedruckten vnd in die Christenheit ausgesprengten
Catechismum der newen Doctorn zu Wittenberg nach Gottes Wort zu
vrteilen, das gute zu loben vnd das bse zu verdammen. Denn es fast dahin
wider lauffen wil wie im Bapstum, das man daruͤber wil muͤrrisch werden,
kurren,7 murren vnd brummen, wenn die Christen eine jedere lere, die jnen
fuͤrkmpt, nach Gottes wort vnd befehl wollen vnd sollen richten vnd vrteilen.
Es sind aber dieses die Vrsachen, die da niemand sol noch wird vmbstossen,
er sey wer er wolle.Erstlich Gottes befehl, den kein Mensche sol endern, 1. Thessa. 5 a „Pruͤfet
alles, aber das gute behaltet“,a8 Johan. 10 b „Meine Schefflin hren meine
stimme“,b9
c „aber einem frembden folgen sie nicht nach, denn sie kennen
sein stimme nicht.“c10 Das ist, sie vrteilen, das es nicht Christi rechte stimme
sey vnd verdammen dieselbe. Matt. 7. d „Sehet euch fuͤr fuͤr den falschen Propheten.“d11 Derwegen sol man jre Lere vrteilen vnd verdammen. 2. Johan.
e „So jemand zu euch kmpt vnd bringet diese Lere nicht, den nemet nicht zu
hause vnd gruͤsset jn auch nicht, denn wer jn gruͤsset, der macht sich teilhafftig
seiner bsen Wercke.“12
Fuͤrs ander ist die Gttliche offenbarte Lere nicht || [A 3v:] des Bapsts, der
Concilien, der Vniuersiteten, der Obrigkeit, der Gelerten alleine, sondern ist
ein gemein gut aller Christen vnd der Edleste, tewrste, seligste Schatz, welcher,
wie er alle in gesampt vnd in gemein angehet, also haben vnd sollen
alle darumb reden, wo derselbe jrgent in einem oder mehren stuͤcken verfelscht,
verruckt, verderbet, eingerissen oder zu boden gestossen wird. Fuͤrs dritte, es betrifft Gottes Ehre, welche durch falsche Lere geschmehet
vnd gelestert wird, da sol aber ein jeder Christ seines Gottes Ehre retten,
denn sie semptlich nur einen Gott haben vnd nicht mehr. Fuͤrs vierde Betrifft es vieler Christen Gewissen vnd Seelen seligkeit, derwegen
sollen alle Christen wider den gifft der Seelen jre widerrede thun. Fuͤrs fuͤnffte Betrifft es aller Christen Kinder vnd Nachkomen, denn da sie
lassen den thewren Schatz vnd herrliche Beilage Gottes vnd Lutheri verfelschen,
so werden dieselben wie im Bapstum in den Jrrthumen jmer je tieffer
versincken vnd ersauffen vnd werden am Juͤngsten tage zetter vber jre Eltern
vnd voreltern schreien,13 welche solche Jrrthume vnd Schwermereien haben lassen einreissen. Fuͤrs sechste were solches ein schendlicher abfall von der Augspurgischen
Confession vnd D. Luthers schrifften, darin die Sacramentschwermerey,
Gesetzstuͤrmerey, Werckmengerey in dem Artikel der Rechtfertigung14 so
vleissig, so eiuerig, so bestendig ist widerlegt worden. O jr lieben Christen,
dauon sol sich niemand lassen abfuͤren, sondern jedermann seine Bekentnis
dawider thun. || [A 4r:] Fuͤrs siebende Mus man sein Bekentnis in reiner Lere vnd Widerlegung
der falschen Lere lassen leuchten, auff das auch etliche aus den verfuͤten
mchten zurechte komen, ob gleich die Duxij, wie D. Luther redet,
das ist die anfenger vnd redlinfuͤrer,15 nicht widerkeren.Weil denn nun das Vnkraut heraus ist vnd wird durch den gedruckten Catechismum
hin vnd wider in die Christenheit ausgeseet, so ist billich, recht vnd
ntig, das ein jeder Christ dauon sein vrteil darthue als von einem offentlichen
Vnkraut, vnd solches nach Gottes wort, welches eine leuchte sol sein
vnserer fuͤsse, Psalm 118.16 Derwegen hoffen wir, kein Christ wird vns auch
verargen knnen oder sollen, das wir als Mitchristen mit richtigen, einfeltigen,
Gottfuͤrchtenden hertzen vnser liechtlin, so viel das vnser lieber Herr
Christus durch den heiligen Geist in vns angezuͤndet vnd erhelt, hiemit lassen
scheinen. Der liebe Gott regiere vnser vnd aller Christen Hertzen, das wir in
seiner Warheit bleiben vnd die Luͤgen meiden. Amen. Wir wollen aber durch Gottes segen fein einfeltig, offentlich, klar vnd richtig
anzeigen, erstlich in gemein,17 was in dem Newen etlicher Wittenberger
Catechismo nicht lblich, darnach, was in sonderheit fuͤr Jrrthum vnd falsche
Lere darinnen stecken.
Die Erste Erinnerung: Jn gemein Was im Wittenbergischen Catechismo nicht recht.
|| [A 4v:] One zweiuel sehen alle Christen mit betruͤbten Hertzen, das der Catechismus
fast18 keinen Namen hat. Denn sie setzen aussen im Titel NJEMAND,
der solchen Catechismum sol gemacht haben. Nach der Vorrede
aber setzen sie Dechant,19 der Eltist vnd die Doctorn der Theologischen
facultet zu Wittenberg. Aber wer sind die dann? Der Dechant verendert sich
alle halbe Jar, desgleichen endern sich auch offtmals die Doctores, vnd sind
jtzt fast eitel newe Professores da, junge Menner, welche anfahen zu lernen,
vnd ist jr keiner in keinem Kirchendienste sein Leben lang gewesen. Wer
sind sie denn? Wer bekent sich zu dem Aaronischen kalbe?20 Der alte
Niemand. Dauon sagt Christus, das der Feindselige Mensch sein Vnkraut in
der NACHT aussee.21 Jtem Wer bses thue, schewe das Liecht.22 Also haben
sie zuuor Gott im Himel zu Vnehren, zu hon vnd spot dem orte, da D. Luther
geleret, vnd zu grossem ergernis vieler Kinder Christi vnter dem ertichten
Namen der Studenten grewliche Jrrthume vnd Gotteslesterung lassen ausgehen,23 vnd haben noch nicht gelernet, sich derselben zu schemen. Jtem den
endlichen Bericht24 one ausgedruckte Namen lassen drucken, allein in gemein,
die Superintendenten sollens haben gethan. Wer denn? Wie heissen
sie? Sie endern sich offtmals, wen sol man darumb ansprechen? Du sagst
alle, was sind den jre Namen? Denn sonst bleiben es obscuri viri,25 vnd ist zu
besorgen, das etliche jrer Namen misbrauchen vnd also vnter der
NJEMANDS-Larue allerley grewliche jrrthume vnd lesterung ausschuͤtten. || [B 1r:] Fuͤrs ander sehen alle Christen wol, das man in diesem Newen Catechismo
nicht frey, offentlich vnd auffrichtig von der Lere handelt, sondern
die reden auff schrauben setzt,26 die sie auff vnd nider mgen drehen nach
jrem gefallen, halten den brey im maule,27 wollen nicht gantz vnd gar los
drucken, verdrehen sich also, als solte man jre Sacramentschwermerey vnd
andere Jrrthume nicht mercken, das ein einfeltiger Christe hanget zwischen
himel vnd erden vnd sihet den windwirbeln vnd wetterfahnen zu, weis nicht,
wo sie sich hinaus drehen werden. Gehret dieses redlichen, auffrichtigen,
trewen Lerern zu? Hat solches Christus, die Aposteln, Lutherus auch gethan?
Was vexirt28 man die Leute? Wie lang hincket man zu beiden seiten29 vnd ist
weder kalt noch warm?30
Fuͤrs dritte zusticht,31 verkeret vnd verstret32 man die Lere D. Luthers vnd
den grund vnser Augspurgischen Confession vnd gleichwol fuͤret man zum
deckel33 den Namen D. Luthers. Es hat zuuor der verwirrete Man Lasius zu
Wittenberg grobe, scheutzliche, greifliche luͤgen lassen drucken, als solte D.
Luther seine lere vom Freien willen haben widerruffen,34 welches denn grobe
Landluͤgen sind. D. Pretorius hat D. Luthers Catechismum grewlichen
verfelschet.35 Solche sind von der Kirchen jrer luͤgen erinnert worden.36 Aber
diese newe Lerer in Wittenberg, derer etliche Lutherum nicht gesehen, etliche
gar wenig jn lesen oder predigen gehort vnd seiner buͤcher nicht viel studirt,
wollen dem Luther, das ist seiner lere, den garaus geben vnd doch den
Schaffspeltz vmbhuͤllen, als theten sie es nicht. || [B 1v:] Fuͤrs vierde, da sie jren Catechismum abbrechen, referirn sie sich
nicht auff die Schrifften D. Luthers mit einigem wrtlin, sondern deuten
anderswo hin, da es auch nicht reine. Aus diesem kan allein ein warer Christ genugsam abnemen vnd vrteilen, das
dieser newe Catechismus nicht auff rechten fuͤssen zur warheit gehet, sondern
mit list vnd geschwindigkeit dahin gerichtet, das er Jrrthume in die
arme Jugent see vnd pflantze, betrige vnd verfuͤre. Derwegen Christi wort
hieher gehren: „Sehet euch fuͤr fuͤr den falschen Lerern, die in Schaffskleidern
zu euch komen, inwendig sind sie reissende Wolffe.“37 Jtem S. Pauli,
„Sehet auff die bsen Erbeiter. Sehet auff die zuschneidung“ Philip. 3.38 Aber wir muͤssen auch dem Hasen an den kopff komen39 vnd die Jrrthume
selbst melden. Gott stehe vns bey vnd thue aller Christen augen vnd hertzen
auff, welche Christum, seine Warheit vnd die Lere D. Luthers lieb haben.
Die ander Erinnerung: in Sonderheit.
Es muͤssen billich den Einfeltigen In specie vnd in sonderheit etliche Verfelschunge
vnd Jrthume fuͤr die Augen gelegt vnd die Nebelkappe vnd betriegliche
Larue dauon abgezogen werden, das sie fein klar sehen vnd gleich als
greiffen mgen, wie der Grund der Warheit jnen wird verkeret, verstret vnd
verderbet, vnd also gewar mgen werden durch den heiligen Geist, was vnter
dem Schafs || [B 2r:] peltze fuͤr gesellen verborgen liegen. Es sind aber fuͤrnemlich
fuͤnff verfelschungen:
1. Der Lere von der Tauffe.2. Vom Abendmal des Herrn.3. Von leiblichen vnd reumlichen location Christi im Himel.4. Vom Gesetz Gottes.5. Von der Disciplin.
Von diesen stuͤcken fuͤrnehmlich wollen wir den Catechismum auff den
Pruͤfestein des Gttlichen worts vnd D. Luthers Lere fuͤren.
I. Von verfelschungen der Lere von der Tauffe.40
Es hat D. Luther vnd andere reine Lerer die Sacramentschwermer vorlangst
gestraffet,41 das sie nicht recht leren von der Tauffe, dieweil sie nicht leren,
das die Tauffe ein Mittel sey an das Wort Gottes gehefftet, dadurch die heilige
Dreyfaltigkeit die Widergeburt des suͤndigen Menschen wircket, sondern
sagen nur, es sey eine Obsignatio, eine versiegelung, da sie doch beides ist,
nemlich ein Bad der widergeburt vnd eine versiegelung derselben.42 Darnach
das sie fuͤrgeben, als solten der gleubigen kinder vor der Tauffe mehr zu
Gottes gnade gehren als anderer Leute kinder.Aber den guten alten waren Luther hren diese newe Catechismusschreiber
nicht mehr, sondern || [B 2v:] fuͤren ein, brauchen vnd wollen in die kinderschulen
bringen die reden vnd lere der Sacramentschwermer.Denn erstlich so mustern sie D. Luthers Definition aus vnd setzen eine andere,
welche auff der Sacramentschwermer art vnd klang lautet, wollen also
den Catechismum Lutheri reformiren, das ist verfelschen, denn dieses sol
Lutheri Catechismum, den sie gering, kindisch vnd blos achten, verkleren, ja
verkehren.Fuͤrs ander sagten sie nur alleine, die Tauffe sey ein Zeugnis, das der, so getaufft
wird, versuͤhnet werde. Jtem die Tauffe sey ein zeugnis, damit der
getauffte bekrefftiget werde, das er angenomen werde. Das aber ist zu wenig
geredet vnd darnach ist es nicht nach der heiligen Schrifft geredet. Denn die
Schrifft heisset die Tauffe ein Bad der widergeburt, das ist, leret, das die
Tauffe, daran Gottes Wort gebunden, sey das mittel, dadurch Gott die menschen
wider newe gebirt, Johan. 3, Tit. 3.43 Darumb auch D. Luther in seinem
Catechismo fein rund saget: „On Gottes Wort ist das Wasser schlecht
wasser vnd keine Tauffe, aber mit dem Wort Gottes ists eine Tauffe, das ist
ein Gnadenreich Wasser des Lebens vnd ein Bad der newen geburt im heiligen
Geiste, wie S. Paul sagt Tit. 3.“44 Vnd ist wol zu mercken, das dieser
newe, etlicher newen Wittenberger Catechismus in der gantzen Lere von der
Tauffe nicht mit einem wrtlin gedencket der Widergeburt, vnd das durch
solch mittel Gott dieselbe in vns wircke. || [B 3r:] Darnach aber ist die Tauffe
auch zugleich eine Testification, wie sie es nennen, das der getaufft wird zu
Gnaden wird angenomen vnd geheiliget. Aber da sol nicht vertuscht noch
verschwiegen werden, das die Tauffe auch vornemlich sey ein Mittel von
Christo geordnet vnd in sein Wort verfasset, dadurch Gott vns arme Menschen
wider new gebirt, das muͤssen wir vns durch newe Lerer nicht nemen
lassen. Das aber nicht einerley sey zeugen, das wir versuͤnet werden durch
Christum, oder zeugen, das wir widergeborn vnd zu Gnaden angenomen sind
vnd ein mittel sein, dadurch vns die Widergeburt vnd Versuͤnung zugeeignet
wird, das wird ein redlicher verstendiger Christ leichtlich vrteilen knnen. Vber das45 leren die Sacramentschwermer gleich also wie Beza auch vber
das 10. Cap. Acto im Newen Testament schmiret: „Baptismus non facit
sanctos, sed sanctificationem obsignat.“46 Das ist: „Die tauffe macht nicht
heilig, sondern versiegelt nur die heiligung.“ Weil denn diese newe Lerer zu
Wittenberg im Abendmal zu der Sacramentschwermer Jrrthume tretten,
muͤssen sie denselben auch in diesem stuͤcke beyfallen, denn kein Jrrthum
bleibt alleine.Jtem da die newen Catechismusschreiber vom brauch vnd nutz der Tauffe
sagen sollen, mus widerumb nur die Tauffe eine Testification, das ist ein
zeugnis sein, das der getaufft ist, zu Gnaden angenomen werde. Da wird
abermals ausgelassen, das die Tauffe die widergeburt gebe vnd vergebung
der Suͤnden wircke oder zueigene. Denn es ist war, das sie auch ein zeugnis
sey, das wir zu Gnaden sind ange- || [B 3v:] nomen. Aber wie gesagt, nicht
alleine, sondern ist auch ein mittel, dadurch Gott vns new gebirt vnd Vergebung
der Suͤnden applicirt vnd mitteilet, schencket den heiligen Geist, der
eine newerung anfehet.Hre derwegen fein zu, wie klerlich, wie mechtiglich, wie trstlich D. Luther
in seinem Catechismo, welchen diese newe Lerer verfelschen, von der krafft
vnd nutz der heiligen Tauffe redet, viel anders denn diese Leute, welche, wo
sie sich nicht bekeren, nicht knnen rechte Schuͤler Lutheri gehalten werden.Frage: „Was gibt oder nuͤtzet die Tauffe?“ Antwort: f „Sie wircket vergebung
der Suͤnden, erlset vom Tod vnd Teufel vnd gibt die ewige Seligkeit allen,
die es gleuben, wie die wort vnd verheissung Gottes lauten.“f47 Diese wort
Lutheri sind klar, gewis vnd war, vnd heisset nicht die Tauffe nur eine testification
oder zeugnis, sondern Gottes mittel, die da vergebung der Suͤnden
wircket etc. Jtem im grossen Catechismo, „Die Taufe macht selig“,48 spricht
D. Luther, item „in dem Wasser empfehestu die verheissene seligkeit.“49 Das
aber die Sacramentschwermer von der Tauffe also reden, das es nur eine
Versiegelung sey der Gnaden, kmpt daher, das sie leren, der gleubigen Kinder
gehren mehr zur Gnade Gottes vor der Tauffe denn der vngleubigen,
wie gesagt. Nun lau- || [B 4r:] ten fast auff einerley schlag Obsignatio der
Sacramentirer vnd testificatio der newen Lerer zu Wittenberg, das ist versiegelung
vnd zeugnis; ja Obsignatio, versiegelung, ist besser vnd fasset mehr
in sich denn testification oder zeugnis, vnd ist ein mercklich stuͤcke, wie
gesagt, das diese newe, den meisten teil junge Lerer nicht ein wrtlin von der
Widergeburt in der Lehre von der Tauffe melden. Aber da werden wir lufftspruͤnge
vnd wuͤnderliche verdrehung sampt einen grossen Windprausen
grausamer lester- vnd scheltwort hren, da ist vns kein zweiuel an. Wenn
man aber Gott fuͤrchten vnd recht leren vnd bekennen wolte, solte man
gerade zugehen vnd frey heraus sagen: Erstlich, das die Tauffe sey ein mittel, dadurch Gott die Menschen new
gebirt, jnen appliciret, zueigenet, mittheilet vnd gibt vergebung der Suͤnden,
den heiligen Geist vnd ernewerung.Fuͤrs ander, das die Tauffe auch versiegele, bezeuge vnd bestetige, das wir angenomene
Kinder Gottes sein. Das also eines fein bey dem andern stehe etc.Fuͤrs dritte, das die Sacramentschwermer, Beza vnd andere, falsch vnd vnrecht
leren, als solte die Tauffe nicht selig machen, sondern nur obsignirn,
versiegeln vnd zeugen von der gnedigen annemung Gottes.50 Denn man sol
ja beides erzelen vnd in keinem stuͤcke die heilige Tauffe verkuͤrtzen. Jtem
das sie jrren, als solten der gleubigen kinder mehr zur Gnade Gottes gehren
vor der Tauffe denn der vngleubigen. || [B 4v:] Wenn man fein richtig also heraus redete, so wuͤrde der sachen
gerahten vnd mchte der Catechismus corrigirt werden. Wo auch das nicht
solte geschehen, so were offenbar, das solche gesellen in der Sacramentschwermer
meinung wolten bleiben.
II. Verfelschung der Lere vom Abendmal des Herrn.
Das ist der fuͤrnemeste Knote, da es stickt vnd ligt.51 Denn sie haben nun
etliche jar anher gemuckt,52 im dunckeln gebrummet vnd daran geerbeitet,
wie sie den Schwarm der Sacramentirer herfuͤr bringen vnd D. Luthers Lere
vnd trewe arbeit in diesem stuͤcke vnter den fuss treten mchten. Aber sie
haben besorget, man mchte sie auch in dem groben stuͤcke ergreiffen, das
sie von D. Luthers Lere abgefallen, vnd deste besser lernen kennen vnd
fliehen. Nun wagens aber die newen, geschwinden vnd vngehaltene
Theologi, faren mit voller gewalt heraus vnd machen sich nu mehr als
offentliche Sacramentirer wider D. Luthers Lere kentlich genug, wer nur
augen zu sehen hette.Damit aber wir vnsere Warnunge vnd bekentnisse dawider thun, zeigen wir
in diesem Catechismo diese Sacramentirische stuͤcke.1. Erstlich, das sie D. Luthers definition vnd beschreibung, was das Abendmal
des Herrn sey, fein ausmustern vnd eine andere den kindern wollen einbilden,
welche in vielen stuͤcken wider D. Luthers || [C 1r:] Catechismum, vnd
sonsten betrieglicher weise auff der Sacramentschwermer, Caluini, Bezae
vnd anderer meinung abfuͤret. Denn D. Martinus Luther sagt, es sey der ware
Leib vnd Blut vnsers Herrn Jhesu Christi vnter dem Brot vnd wein.53 Aber
diese newe Lerer sagen, es sey die gemeinschafft des leibs vnd bluts
Christi.54 Da hret vnd merckt ein jeder verstendiger Christ wol, das man die
kinder verwirren wil. Denn die Sacramentschwermer gebrauchen diese rede,
das Abendmal sey eine gemeinschafft des leibs vnd bluts Christi, vnd
wickeln darnach solche rede also aus, das die krafft, wirckung vnd nutz des
leibes vnd bluts Christi nur da im brauch des Abendmals empfangen werde
vnd nicht der Leib Christi gegenwertig sey warhafftig vnd wesentlich,
sondern der sey im Himel, so weit vom Abendmal als der Himel von der
Erden ist.55 Sie blenden aber die Leute mit dem wort Gemeinschafft des Leibes,
das man sol meinen, sie leren wie wir, vnd verbergen doch jhre listige
schalckheit vnd bsen schwarm darunter, wie Boquinus vnd andere in
offentlichen buͤchern gethan.56
Sie wollen auch die vnuerstendigen bereden, als fuͤreten sie S. Pauli Wort. 1.
Corint. 10.57 Aber da ist die antwort auff: Sie reden viel anders dan S.
Paulus, der da sagt, der gesegnete Kelch, welchen wir segenen, ist die gemeinschafft
des Bluts Christi. Jtem das Brot, das wir brechen, ist die gemeinschafft des Bluts58 Christi. Da redet S. Paulus beides von den Elementen des
Abendmals vnd sagt zugleich, das mit denselben mitgeteilet, ausgespendet
vnd gegeben werde der Ware Leib vnd Blut Christi; vnd || [C 1v:] nicht alleine
derselben Frucht, Krafft, wolthaten, wie die Sacramentschwermer es verkeren.
Darnach sind in gemelter definition diese wort betrieglich auff schrauben
gesetzt, „in qua sumptione Filius Dei vere et substantialiter adest.“59 Das
ist: „in welcher niessung der Son Gottes Wahrhafftig vnd wesentlich da ist.“
Denn sie nemen allhier nur den Son Gottes, als der nach seiner Gttlichen
Natur nur gegenwertig bey dem Abendmal sey, vnd nennen jn allhier nicht
Christum, wie Lutherus. Denn darunter wollen sie verbergen die meinung
der Schwarmgeister, das Christi warer vnd Natuͤrlicher Leib nicht warhafftig
alda sey, bey vnd in dem Abendmal, vnd nicht mit Brot vnd Wein ausgeteilet
werde. Jtem sie erkleren hiemit, was sie meinen, das sie gesagt, es sey eine gemeinschafft
des Leibs Christi: Das ist, sagen sie, das Gottes Son warhafftig vnd
wesentlich da ist vnd den gleubigen seine wolthat zueigene. Gleich also
reden die Sacramentirer. Heisset aber das nicht den Herren Christum mit seinen
Naturen trennen? Gottes Son, das ist die Gottheit, sol bey dem Abendmal
wesentlich sein, darumb reden sie also. Aber nach seiner Menscheit sol
Christus nicht warhafftig noch wesentlich da sein. Denn sein Leib vnd Blut
sol im Himel bleiben vnd vom Abendmal nach seinem wesen weit abgesondert sein. Jtem es wird die materia coenae, was wir da essen vnd trincken, fein vertuschet
vnd nur des Glaubens gedacht. Aber das wir beide mit dem munde den
Leib vnd Blut Christi warhafftig vnd wesentlich empfangen vnd auch mit
dem Glauben, das ist allhier ausgeleschet vnd verschwiegen. || [C 2r:] Derwegen ist die definition nimium generalis et ambigua, das ist: zu
weitleufftig vnd vnter verdackten60 vnd betrieglichen worten, welcher die
Sacramentirer brauchen, verdechtig. Darnach druͤcket sie nicht fein klar aus
die Materien, was wir alldar nach den worten Christi essen vnd trincken
sollen, wie D. Luther thut im Catechismo. Jtem redet auch nicht volkomen
vnd deutlich, wie man das Abendmal brauchen vnd geniessen sol. Aber von
diesen stuͤcken bald weiter. Derwegen solche Sacramentirische, verschlagene,
gefehrliche vnd betriegliche definition billich alle Gottfuͤrchtende Christen
verwerffen. Vnd obgleich jemand sagen wolte, etliche andere hetten auch
solcher definition gebraucht, so ist doch die Antwort drauff et male, das ist, es ist drumb nicht recht geschehen. 2. Fuͤrs ander. Jn folgender tractation61 lassen diese newe scribenten mit vleis
vnd aus fuͤrsatz aussen die ntige Lere von den Materien coenae dominicae,
das ist, was doch alldar gegessen vnd empfangen wird, als nemlich das Brot
vnd der ware, wesentlich gegenwertige Leib Christi, welchen er fuͤr vns
gegeben. Jtem der Wein vnd das ware, wesentliche, gegenwertige Blut
Christi, welches er fuͤr vns vergossen. Nun dencke doch, was daran gelegen?
Denn das ist die fuͤrnemeste frage, daruͤber hat D. Luther vnd vnsere Kirchen
fuͤrnemlich gestritten. Diesen Betrug vnd diese entruckung62 – wir hatten
schier gesagt: diebstal – des waren, wesentlichen, gegenwertigen Leibs vnd
Bluts Christi ist in der Christlichen Kirchen nicht gering zu achten. Denn das
hastu in den Sacramentirern, das sie diese Lere || [C 2v:] vertuschen, verschweigen
vnd springen flugs hinuͤber, wie diese auch thun, vnd sagen nur
vom Nutz des Abendmals, da doch nicht eines one das ander sol geleret
werden. 3. Fuͤrs dritte, sie lassen auch gantz vnd gar aussen in causa formali, da sie
solten fein deutlich anzeigen, wie man das Abendmal empfahen sol, das wir,
nach den klaren worten Christi, beyde mit dem munde vnd Glauben den
waren, wesentlichen, gegenwertigen Leib vnd Blut Christi empfangen. Denn
die Sacramentschwermer leugnen, das wir mit vnserm Munde den wesentlichen
vnd gegenwertigen Leib vnd Blut Christi empfahen, vnd gedencken
auch nur allein des Glaubens wie diese jhre gesellen, da doch Christus ausdruͤcklich
spricht, „Nemet, esset, das ist mein Leib, trincket, das ist mein
Blut.“63 Diese newen Lerer sagen auch nirgent, das man auff den worten
Christi: „das ist mein Leib, das ist mein Blut“, feste vnd vnbeweglich stehen
sol vnd da keine glossa,64 keine figur,65 Bedeutnis oder zeichen der
Sacramentschwermer zulassen, wie D. Luther vleissig vnd trewlich gethan.
Da ist alles von geschwiegen vnd der Niemands daheim.66 Jtem sie
vberhuͤpffen auch diese ntige Lere S. Pauli, das nicht allein die Wirdigen,
sondern auch die Vnwirdigen nicht allein die Element Brot vnd Wein,
sondern auch den waren, wesentlichen vnd gegenwertigen Leib Christi
empfahen, doch wie es S. Paulus selbst erkleret, die vnwirdigen zum
Gericht, die wirdigen zur Seligkeit.67 Solches verneinen auch die
Sacramentirer, denen hiemit hoffiret wird. Jtem D. Eberus hat auch hierin
vor we- || [C 3r:] nig Jaren in seinem Buͤchlin vom Abendmal68 geirret, wie
denn solches von etlichen Lerern der Kirchen Christi ist widerlegt worden.69
4. Fuͤrs vierde, sie widerlegen nicht fein klerlich, auffrichtig vnd ausdruͤcklich
der Sacramentirer Lere vnd schwermerey, warnen nicht die Jugent fuͤr
Calvini, Bullingeri, Bezae vnd anderer Buͤcher vom Abendmal, welche das
heilige Testament Jhesu Christi vnsers Heilandes grewlich verkeren, zureissen,
lestern, vnd rauben vns viel mehr daraus denn der Bapst, nemlich den
gegenwertigen, waren, wesentlichen Leib vnd Blut Christi, der da nach den
hellen buchstaben vns darinnen vermacht vnd ausgeteilet wird. Vnd kan sie
der betriegliche ausflucht nicht helffen, das man in Catechismis oder kinderlere
nicht pfleget Disputationes zu setzen, da sie doch in diesem jren
vnreinen Catechismo die Papisten setzen vnd stellen sich, als wolten sie
Antithesin auch fuͤrbringen. Aber sie fahren druͤber hin mit einem gar hohen
vnd weiten Lufftsprunge vnd machen einen wuͤnderlichen windwirbel vnd
verdrehen die sache, wie solche Leute pflegen, welche nicht heraus wollen,
sondern sind in solchem fuͤrhaben, das sie blenden, verfuͤren vnd Luͤgen aussehen70 wollen. Denn das sie sagen, die Leren vnrecht, die nicht vnterscheiden
dieses Abendmal von andern essen, item die da leugnen, das es ein Gemeinschafft
sey des Leibs vnd Bluts Christi, vnd setzen blosse zeichen etc.,71
ist gar ein verdackt essen vnd eine verdrehete rede. Denn das reden auch die
Sacramentirer selbst vnd schreiben in offentlichem druck, das sie derjenigen
Lere vnd meinung verwerffen vnd verdammen, || [C 3v:] die da sagen, das
Nachtmal sey allein ein blosse figure72 vnd sey darinnen keine gegenwertigkeit
vnd empfahung des waren Leibs vnd Bluts Christi.73 Welcher wort sie
fein gelernet haben.5. Fuͤrs fuͤnffte referirn sie sich nicht mit einem wrtlin an diesem orte auff
die herrlichen vnd ausfuͤrlichen buͤcher D. Luthers wider die Sacramentschwermer,
darinnen er durch Gottes Geist vnd sein heiliges Wort jre falsche
Lere gar gewaltig widerlegt, sondern auff jhre buͤcher,74 darinnen dieser
streit nicht also gefuͤhret noch erkleret. Jtem darinnen ausser der Augspurgischen
Confession viel buͤcher in diesem stuͤcke vom Abendmal selbst nicht
rein, vnd sind eben die mengel darinnen, welche in diesem newen Catechismo
erscheinen, vnd werden die Sacramentirer nicht widerlegt, ja die Sacramentschwermer,
als Caluinus, Bullingerus, item Hardeberger, welchen der
Sachsische Kreis haben abgeschaffet,75 bezeugen, das der autor in diesem
Lerestuͤck zu jnen getretten, vnd sind etliche seiner schrifften, an die Sacramentschwermer
geschrieben, im druck verhanden.76 Sol nun das nicht heissen,
die Kinder vnd einfeltigen nerren vnd betrieglich anfuͤhren77 im Testament
des Herrn?Derwegen hastu, lieber Christ, im newen Catechismo etlicher Wittenberger
die Lere, den schwarm, den betrug, die Verfuͤhrung, die verkehrung des heiligen
Testaments Jhesu Christi, das ist die falsche Lere der Sacramentirer
vnd eine betriegliche Geucklerey,78 damit sie die Christenheit wollen narren
vnd die erkante Warheit in diesem stuͤcke hemischer vnd tuͤckischer weise
nemen. || [C 4r:] Was plagen, was vexiren vnd narren sie denn die Christenheit, jung
vnd alt? Warumb sagen sie es nicht frey heraus, das sie von D. Luthers Lere
hierinnen abfallen? Warum wollen sie Gottes vnd der Menschen spotten? So
sie Gott im Himel noch etwas fuͤrchten, so erkleren sie sich deutlich mit runden,
offentlichen worten auff Nachfolgende puncten, wie denn auffrichtigen
Christen, sonderlich Lerern, gebuͤrt vnd zustehet:– Ob da im brauch des Abendmals, mit vnd vnter dem Brot vnd Wein, der
ware, wesentliche, gegenwertige, natuͤrliche Leib vnd Blut Christi, wie die
wort Christi lauten, ausgeteilet vnd empfangen werde?– Ob der Leib vnd das Blut Christi jtzt alleine im Himel sey vnd bleibe bis
an Juͤngsten tag vnd nicht wesentlich vnd gegenwertig im Abendmal sey,
sondern, wie Beza vnd viel andere lestern, so weit vom Abendmal seien als
der Himel von der Erden ist?79
– Ob nicht alleine mit dem Glauben, sondern auch mit dem munde der ware,
wesentliche, gegenwertige Leib Christi empfangen werde?– Ob sie verdammen, die da sagen, man empfahe nicht mit dem munde den
waren, wesentlichen, gegenwertigen Leib Christi?– Ob man das τὸ ῥητόν,80 die wort, „das ist mein Leib, das ist mein Blut“,
steiff vnd feste behalten vnd verteidigen sol vnd dagegen Carlostadij,81
Oecolampadij, Cinglij,82 Bullingeri, Bezae und der andern significat,
symbolum, figuram, typum, das ist, falsche glossen, als bedeute es nur den
Leib, sey ein zeichen des Leibes, der doch nicht allda verhanden,
verdammen? || [C 4v:] – Ob die vnwirdigen im brauch des Abendmals ebensowol den waren,
wesentlichen, gegenwertigen Leib Christi, doch zu jrem gerichte, essen
als die wirdigen zum Leben?– Ob die streitbuͤcher D. Luthers wider die Sacramentschwermer seien warhafftig
vnd bestendig, vnd ob sie dieselben von hertzen annemen, loben vnd
als jhr eigen Bekentnis wider die Sacramentschwermer wollen halten vnd
einerley bekentnis wider sie fuͤren?Jn diesen stuͤcken stickt vnd ligt die gantze sache zwischen den newen Lerern
des newen Catechismi vnd zwischen der rechtgleubenden Christenheit
auff Erden. Da mgen sie richtig aufftreten vnd herausgehen vnd sich von
den Sacramentschwermern entbrechen.83 Wo sie aber das nicht thun, so ist
offentlich, das sie von der gantzen Christenheit auff Erden fuͤr Sacramentschwermer
wollen vnd sollen gehalten werden.Es ist noch vielen in guter gedechtnis vnd wolbekant, das die wort in der
Augspurgischen Confession, „Improbant secus docentes“,84 „Wir verdammen,
die nicht also leren“, dazumal wider die Sacramentirer seien gericht
gewesen, darumb sie denn auch damals aus derselben Confession, ja auch
aus dem Religionsfriede85 ausgeschlossen etc. Aber Lasco vnd etliche andere
haben das Schamhuͤtlin abgezogen86 vnd viel jar hernacher offentlich duͤrffen
schreiben vnd im druck lassen ausgehen, das sie, nemlich die Sacramentirer,
der Augspurgischen Confession zugethan weren.87 Vrsache war die, denn
man hatte die wort aus der Augspurgischen Confession weg gethan, damit
|| [D 1r:] die Sacramentirer knten hineinkriechen.88 Darnach lenckten etliche
sich wider D. Luthers Schrifften auff der Schwermer seiten. Aber das knnen
jnen reine Kirchen nicht gestehen noch nachlassen. Die Sacramentschwermer
sind erstlich in der Augspurgischen Confession ausgeschlossen
vnd darin gestraffet vnd verdampt worden vnd gehren nimermehr hinein,
bis das sie sich bekeren. Weil aber jrer viel nicht wollen Sacramentirer sein, die doch offentlich in der
Lere des Sacraments jrren vnd schwermen vnd also die Leute wollen betriegen,
muͤssen wir eine definition oder beschreibung setzen, welche doch D.
Luther vnd die Christliche Kirche Sacramentirer heisset? Sacramentirer sind
diejenigen, welche sagen vnd halten, das der ware, wesentliche, natuͤrliche,
gegenwertige Leib vnd Blut Christi nicht im Abendmal empfangen werde,
sondern seien alleine im Himel, vnd das man nicht mit dem Munde, sondern
alleine mit dem Glauben den Leib vnd Blut Christi empfange, welche im
Himel sind vnd jre krafft vnd nutz alleine da sein, vnd das die vnwirdigen
nicht den gegenwertigen Leib Christi empfahen vnd die Wort Christi verdrehen
mit den worten Figur, zeichen, bedeutung.D. Luther sagt im kurtzen Bekentnis also: „Jch rechen sie alle in einen kuchen,
wie sie auch sind, die nicht gleuben wollen, das des Herren Brot im
Abendmal sey sein rechter natuͤrlicher Leib, welchen der gottlose Judas
ebensowol muͤndlich empfehet als S. Petrus vnd alle heiligen. Wer das, sage
ich, nicht wil gleuben, der las mich nur zufrieden mit || [D 1v:] briuen, schrifften
oder worten vnd hoffe bey mir keiner gemeinschafft, da wird nicht
anders aus.“89
Solche Sacramentirer sind Carolstadius, Cinglius, Bullinger, Caluinus, Beza
vnd die larua Hessiander90 vnd die das newe Aegyptische Kalb91 jtzt zu Wittenberg
gegossen vnd auffgerichtet haben. Denn sie die ware wesentliche
Natuͤrliche gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi aus dem Abendmal
des Herrn mustern vnd also den hhesten Schatz herausstelen vnd fallen
offentlich von D. Luthers Lere abe, da wird kein tuͤnchen, schmieren, kleistern
helffen. Entweder sie muͤssen zuruͤck vnd bekennen, das sie sich zu weit
verlauffen vnd verstiegen haben, vnd retractirn,92 oder muͤssen fort vber die
zinnen hinab zu den Sacramentschwermern springen, wie sie denn albereit
im sprunge sind. Die Christen aber werden auff das Testament Christi achthaben
vnd solche schwermerey erkennen, von hertzen verdammen vnd ja jre
Kirche vnd kinder damit nicht vergifften lassen.
III. Verfelschung der Lere von dem leiblichen sitzen Christi im Himel.
Die Sacramentschwermer leren, das Christus mit seinem Leibe also sey gen
Himel gefahren, das er nun im Himel vmb- vnd zugeschlossen vnd gefangen
sey vnd bleibe vnd kome mit seinem Leibe oder Blute nicht heraus bis auff
den Juͤngsten tag. || [D 2r:] Das ende solches schwarms ist dahin gerichtet, das
derwegen Christi Natuͤrlicher Leib vnd Blut nicht sey im Abendmal gegenwertig,
sondern alleine die Krafft, wirckung vnd nutz derselben. Solches
weiset der streit Cinglij, Bullingers, Calvini vnd Bezae vnd der andern wider
Brentium, Westphalum, Hesshusium vnd andere aus.93 Aber D. Luther hat in
seinen Streitbuͤchern wider die Sacramentschwermer solche falsche Lere
gruͤndlich vnd herrlich aus Gottes Wort widerlegt. Nun komen aber etliche
newe Lerer, welche auff dem Stuel D. Luthers stehen, die reissen fein ein
vnd stossen danider, was Luther am selben orte aus Gottes Geist geleret vnd
geschrieben hat. Aber doch verwirren vnd verdunckeln sie es mit fuͤrsetzlicher
listigkeit, das man den gifft der Sacramentschwermer viel ehr sol einschlingen
vnd im bauche haben, ehe denn man es schmecket oder mercket,
wie denn der betrieger art ist.Erstlich vermengen sie listiglich ineinander die Himelfart Christi vnd sein im
Himel sein oder sitzen, als nemlich, weil er sichtiglich auff gen Himel gefaren,
so sey er auch nun corporali locatione, leiblicherweise, an einem
orte.94 Aber da brechen sie bltzlich ab vnd lassen das aussen, das er mit
seinem Natuͤrlichen Leibe auch nicht knne sein an vielen Enden oder orten
auff Erden, da sein Abendmal nach seinen worten gehandelt wird, wie die
Wort Christi im Testament lauten vnd D. Luther geleret hat. Denn das ist jr
Ziel mit den Sacramentirern vnd wollen also jre vermeinte Gruͤnde legen vnd
in die arme ju- || [D 2v:] gent einschieben. Gleichwol lecken sie die meuler wie
die Ketzlin vnd haben nicht genaschet.Darnach verfelschen sie Gottes Wort one alle scham offentlich Acto. 3,95 da
also stehet: „Quem oportet coelum capere“. Hic Vuitebergenses vertunt:
„Oportet Christum coelo capi“. Das ist, da D. Luther hat gedeutschet: „ welcher
mus den Himel einnemen“,96 das machen seine newe Dolmetscher also:
„welcher mus vom Himel eingenomen“, das ist: „gefangen“, wie das lateinische
wrtlin heisset, vnd gleichsam eingesperret werden, das er da nicht
herausser kompt bis an den letzten tag. Aber solches ist wider den Griechischen Text ὃν δι οὐρανὸν δέξασθαι vnd
wider den steten brauch des Worts δέχεσθαι im Newen Testament, darinnen
es an vielen orten nur Actiue vnd nicht Passiue gebraucht wird, als Matth. 18,97 Act. 7, da Stephanus betet: „Herr nim meinen Geist auff“, δέξαι τὸ
πνεῦμά μου,98 1. Cor. 2: „Der natuͤrliche Mensch vernimpt nichts“, οὐ δέχεται,99 vnd an anderen sehr viel orten. 2. Wider die Lateinische translation,
welche die Wittenberger selbst haben lassen ausgehen.100 3. Wider D.
Luthers getrewe vnd rechte verdolmetschung, die also lautet: „welcher mus
den Himel einnemen.“101 4. Wider der Zuͤricher dolmetschung selbst, die es
also geben haben: „welcher mus den Himel einnemen.“102 5. Die Syrische
translation ist auch also gegeben: „Quem oportet coelos excipere.“103
Beza hat zum allerersten im newen Testament diese verfelschung gethan vnd
sagt frey rund her- || [D 3r:] aus vnd bekennnet darbey, das er damit seine falsche
meinung vom Sacrament wolle bestetigen.104 Solchem jren Praeceptori
vnd nicht dem Luthero haben diese newe Theologen wollen folgen vnd mit
diesem geschrey die Sacramentirische braut des Bezae einfuͤren. Heisset das
noch nicht von D. Luthers Lere vnd der Bibel abgefallen? Dieselbe verfelschet,
verkeret, verderbet? Wie sind denn etliche Leute so blind, taub, ja toll
vnd tricht, das sie es nicht sehen, hren, greiffen, fuͤlen wollen?Mit gleicher Behändigkeit citirn vnd setzen sie bald hernach nicht die translation,
die sie in jrer Bibel haben oder Erasmi oder Hieronymi, sondern
Bezae, des fuͤrnemen Sacramentschwermers. „Hic Iesus, qui SVRSVM
receptus est a vobis in coelum.“105 Das ist: „der Jhesus, der vber sich genomen
ist von euch in den Himel“, Acto. 1.106 Da doch das wort SVRSVM von
andern in diesem Text nicht ist gebraucht. Darnach so hat es Beza dahin gerichtet,
gleichwie die andern wort „coelo capi“, das Christus nach seiner
Menschlichen Natur, das ist mit seinem Natuͤrlichen waren Leibe, nicht mehr
auff Erden noch im Abendmal sey, sondern alleine im Himel, da er hinauff,
hinauff, sursum, eingenomen, vmbschlossen vnd versperret sey. Also verdolmetschen
oder verkeren die Sacramentirer auff jren vorteil vnd schwarm den
Text der Bibel, vnd die newen Wittenberger fallen also von D. Luthers translation
„qui assumptus est in coelum“, „der von euch ist auffgenomen gen
Himel“.107 Also hastu, lieber Christ, die Sacramentschwermerische art der
newen Lerer zu Wittenberg wider D. Luther. || [D 3v:] Von dem sitzen Christi zur rechten Hand des Vaters verdrehen, verzwicken
vnd verstecken sie den schwarm der Sacramentirer, setzen aber jre
gruͤnde vnd rede, das, wenn sie heut oder morgen mehr lufft vberkomen
mchten, sie mit vollem Siegel mchten herausfaren.108
Sie geben fuͤr, das die Menschliche natur in Christo hab nach der glorification
viel herrligkeiten vnd vorzuͤge fuͤr andern Creaturen bekomen. Aber das
Christus auch nach seiner Menschlichen Natur knte sein, wo er seinem
Worte nach als im Abendmal wolte sein, das vertuschen sie, damit sie den
schwarm bergen mgen.109
Sie brauchen gemeine110 wrtlin, welche die Sacramentirer auch pflegen zu
brauchen. Jtem an andern orten des Catechismi faren sie etwas mehr heraus
als im Artikel „empfangen vom heiligen Geiste“. Denn sie sagen also:
„Creatura non est viuificatrix“, „Die Creatur macht nicht Lebendig“.111 Das
ist indistincte, ohne vnterscheid gered. Denn sie hetten sollen darzu setzen
„sola aut per se“, „alleine oder aus sich selbst“. Aber sie spielen mit worten
vorher auff der Sacramentirischen geigen, denn sie sagen auch von Christi
fleisch, das es kein nuͤtze sey, als were die Menschliche Natur in Christo
auch nicht Viuificatrix, lebendig machend. Es folget auch bald Erklerung
drauff: Wie Logos, das ist Gottes Son, ist Viuificator, ein Lebendigmacher in
der Schpffung (da er noch nicht Mensch war), also werden auch jtzt die an
jhn gleuben durch jhn, nemlich Logon, Gottes Son, lebendig gemacht. Jn
diesen worten gehen sie alleine auff die Gttliche Natur Christi, das die-
|| [D 4r:] selbe Lebendig mache. Der Menschlichen aber in Christo geschweigen
sie. Vnd bald darauff setzen sie, das dieser Mittler one vnterlas fuͤr die
Kirche bete vnd allezeit vnd allenthalben bey der Kirchen sey, sie erhalte
vnd beschuͤtze. Solche wolthaten (hre vnd mercke drauff), ob sie wol der
Person zugeeignet werden, doch seien es WERCKE der Gttlichen NATVR,
die Allmechtig. Dieses sind rede vnd lere der Sacramentirer, welche Christi Natur trennen in
den wolthaten vnd wercken. Denn diese beide wort, nemlich Wolthat vnd
wercke, setzen sie selbst. Dauon schliessen sie die menschliche Natur in
Christo aus. Daraus folget der Sacramentirer schwarm mit vollem gewalt,
das die Menschliche Natur in Christo nicht allezeit vnd allenthalben, wo er
nach seinem worte wil vnd sich hin verbunden hat, bey seiner lieben Kirchen
sey. Das mag geschwermet heissen auff Sacramentirische weise. Haben sie
sich noch nicht bey der grossen herausragenden klawen112 lassen mercken?
Jtem solches wird ferner erkleret in jren Orationibus et Disputationibus,113 da
sie alle realem communicationem auff Sacramentschwermerische art haben
verworffen vnd alleine verbalem setzen wider Gottes Wort vnd D. Lutherum,
item in Ferinarij Buch,114 welches eines schlages mit jnen ist. Wenn nun die newen Wittenberger wollen wider zurechtkomen, das115 wir
jnen von Hertzen wuͤnschen, so muͤssen sie sich offentlich vnd klar bekennen
zu den Streitbuͤchern Lutheri, darin der Sacramentirer jrthume von dem
reumlichen sitzen vnd dem be- || [D 4v:] schlossenen Leibe Christi allein im
Himel aus Gottes Wort Gruͤndlich sind widerlegt. Faren sie aber fort, so
fallen sie jmer je weiter abe von Gottes Wort vnd Lutheri meinung vnd
bleiben in der angefangenen Sacramentschwermerey.
IIII. Verfelschung der Lere vom Gesetz vnd Euangelio.
Es ist sehr war geredet, das kein Jrrthumb alleine bleibet, sondern wie der
krebs kreucht vnd greiffet er jmer weiter. Das sihet man auch in diesen
newen Lerern. Denn weil sie in der Sacramentschwermer Jrrthum gerahten,
so muͤssen sie in mehr Jrrthume sich einlassen.Nun hat aber D. Luther mit hchstem vleis der Antinomer Schwermerey
widerlegt, welche das Gesetz Gottes verkleinerten vnd aus dem Euangelio
beides die Rew vnd den Glauben leren wolten, vnd dargegen den rechten vnterscheid
zwischen Gesetz vnd Euangelio fein klar vnd herrlich an tag gegeben.
Aber diese newen vnd jungen Theologi fallen mit vollem gewalt wider
in der Antinomer schwermerey. Denn sie sagen C. 4 im Catechismo, das dem ewigen fluch des Gesetzes das
Euangelion entgegenhalte die Predigt poenitentiae, der Busse.116 Jtem G. 4,
das Gesetz sey nur eine halbe busse, aber das Euangelium sey vere, das ist:
eigentlich vnd rechtschaffen, eine Predigt der Busse.117 Jtem A. 4: || [E 1r:] Jn
diesen Worten werden Gesetz vnd Euangelium gegeneinander gehalten vnd
doch gesagt, das Euangelium halte dem Gesetz entgegen das Euangelium,
welches sey die Predigt der Busse. Jtem das Euangelium sey die ware Predigt
der Busse, das Gesetz nicht.118 Denn es ist eine Antithesis, das ist, beide
Leren werden gegeneinander gehalten. Aber so redet Gottes Wort nicht, sondern
gibt einer jedern Lere, wenn sie eigentlich gegeneinander gesetzt vnd
gehalten werden, jre eigene Proprietet vnd eigentschafft, als das in der Bekerung
des Menschen zu Gott nur durchs Gesetz kome Erkentnis der Suͤnden,
Ro. 3; 7,119 vnd durchs Euangelium erkentnis Christi vnd vergebung der
Suͤnde, welche mit dem Glauben ergriffen vnd angenomen wird, Roma. 1; 3.120 Es ist wider D. Luthers Lere, der da wider die Gesetzstuͤrmer sagt, das
vnmuͤglich sey, die Suͤnde zu erkennen, denn aus dem Gesetz, vnd vergebung
der Suͤnden, denn aus dem Euangelio.121 Es ist wider die Augsp.
Apologia, die solche vnterscheid auch setzet.122 Da mercke lieber Christ, wie
Gesetz vnd Euangelion von solchen Leuten durcheinander vermenget vnd
der herrliche vnterscheid zwischen den zweien Leren eingerissen vnd
ausgeloschen wird. Jtem sie sagen, das Gesetz zeige nur alle Suͤnde, die wider das Gesetz gehen.
Aber den Son Gottes nicht kennen, den vnglauben an jn, die verachtung des
Sons vnd die verzweiuelung straffe es nicht. Aber das Euangelium ALLEJNE
offenbare vnd straffe die Suͤnde. || [E 1v:] Solche erschreckliche rede ist in der Christenheit nicht erhort denn
von alten vnd newen Antinomern. Denn was kan grewlicher geredt werden,
denn das Gottes Gesetz nicht straffe diese Suͤnden, als nemlich den Son Gottes
(mercke den Son Gottes) nicht kennen, nicht an jn gleuben, jn verachten,
verzweiueln? Redet nicht das erste Gebot vom rechten Gotte, der da ist der
Vater, der Son vnd der heilige Geist, vnd gebeut, das man den Gott erkennen,
jme gleuben sol, vnd straffet andere Gtter haben, darein verachtung
des Sons Gottes vnd verzagung gehret? Lasse das Catechismuslerer sein?
Das mag doch ja ein langes ohre sein, dabey man die falschen Propheten erkennet.123 Ob sie aber schreien wolten, so mus man sie doch feste bey diesen
grossen ohren, welche sie jhnen selbst auffgesetzt, halten, das sie von
verachtung des Sons Gottes reden.Sie werden sagen, sie reden von der Menschwerdung des Sons Gottes vnd
seinem verdienst etc. Aber da sehen die ohren, das sie solches nicht gedencken,
sondern nur vom Sone Gottes reden. Derwegen sind diese Lerer
verfelscher des ersten Gebots Gottes vnd des Catechismi Lutheri vnd anderer
rechtlerenden, in deme das die wissenschafft die annemung vnd ehre des
Sons Gottes nicht im ersten Gebot erfordert, noch die Suͤnde gegen jn darinnen
offenbart vnd gestrafft solte werden. Vber das, wenn sie gleich diese jhre
ohren abschneiden vnd es anders drehen, das das Gesetz von der Menschwerdung
vnd Demut des Sons Gottes nicht wisse, so setzen doch alle rechtlerende
in das erste || [E 2r:] Gebot den Glauben an Christum, weil das Euangelium das Gesetz erkleret vnd demselben hilfft, Rom. 3.124
Derwegen ists eine falsche, grewliche vnd verkerliche Lere, in der Christenheit
fuͤrgeben, das das Euangelium in seinem eigentlichsten Ampt auch Suͤnde
offenbare vnd straffe, schrecke vnd verdamme. Denn 2. Corinth. 3 sagt
Paulus, das Gesetz sey ein wort oder Ampt des todes, aber das Euangelium
sey ein Ampt des lebens.125 Die gantze Christenheit hat bisher gelernet, das
Gesetz sey ein Spiegel zart, der vns zeige vnser Suͤnde art, schrecke vnd
tdte. Aber das Euangelium sey eine frliche botschafft, die den Suͤnder
wider trstet vnd lebendig machet.126
Nu machen diese newe Lerer das Euangelium zu eim schreckenden vnd
tdtenden worte. Denn sie reden hie nicht in gemein vom Euangelio oder
gantzem predigampte, sondern in specie, da Gesetz vnd Euangelion gegeneinander
gehalten vnd vnterscheiden werde. Das heisset ja wider offentlich
einwerffen, einstuͤrmen, vnter die fuͤsse tretten, was D. Luther hieuon geleret
hat. Jtem sie vnterscheiden Judae vnd Petri Rewe, merck jre Rewe, Pezelius
machts in seiner ausgegangener Oration grber, das Judae Rew sey aus dem
Gesetze, Petri aber aus dem Euangelio.127
Aber aus Gottes Wort vnd Lutheri Lere haben die Christen bisher gelernet,
das zweierley Busse sey vnd Judae vnd Petri Busse sind zu vnterscheiden,
nicht im ersten Teil der Busse, das ist in der Rewe oder Erkentnis der suͤnde,
denn sie beide aus dem Gesetz jre Rew bekomen, sondern || [E 2v:] aus dem
andern teil der Busse, nemlich das Petrus durch den Glauben an Christum
sich auffgerichtet, Judas aber nicht, sondern hat verzweiuelt.Jtem sie setzen G. 3 diese beschreibung der Rewe: Rewe ist erschrecken ob
Gottes zorn wider vnsere Suͤnde vnd jme lassen leid sein, das wir Gott erzuͤrnet
haben.128 Aber sie gedencken nicht, wie gebreuchlich, aus welcher Lere
die Rewe herfliesse. Vrsach ist die: Denn sie leren, das sie nicht allein aus
dem Gesetze, sondern auch aus dem Euangelio herkome, da sticket es
jnen.129 Derwegen augenscheinlich vnd greiflich, das diese newe Lerer zu
Wittenberg den grund Gttlicher warheit vnd Lutheri Lere einreissen. Aber
dauon ist weitleufftiger bericht geschehen im Buͤchlin De veteri et noua
antinomia.130 Wollen sie nu hie zuruͤcke, so muͤssen sie diese wort in jrem
Catechismo auskratzen vnd widerruffen. Wo sie aber frder wollen, so bleiben
sie offentliche Gesetzschwermer.
V. Verfelschung von der Lere der Disciplin oder eusserlicher zucht.
Sie setzen klar C. 3, das die Disciplin, das ist eusserliche zucht, sey eine
fuͤrerin zu Christo, poedagogia in Christum, welches eigentlich heisset eine
fuͤrerin in Christum.131 Solche Lere ist eine offentliche verfelschung des
spruchs S. Pauli, Gala. 3: g „Das Gesetz ist vnser zuchtmeister gewesen auff
Christum, das wir durch || [E 3r:] den Glauben gerecht werden.“g132 Denn das
verstehet ja ein jeder einfeltiger Christ, das Lex, Gesetz, vnd Disciplina,
eusserliche zucht, nicht einerley, sintemal das gttliche Gesetz viel mehr
begreifft denn die eusserliche zucht oder disciplin. Vnd hat kein verstendiger
Lerer jemals gesagt, das Lex et disciplina, Gesetz Gottes vnd eusserliche
zucht, ein ding sind.Jtem die Erbare Heiden haben auch Disciplinam gehabt. Ja die Tuͤrcken
haben wol bessere Disciplin vnd eusserliche Zucht in etlichen stuͤcken denn
viel Christen. Wie? Solte man denn nun von derselben sagen, das jre eusserliche
Zucht were eine fuͤrerin in Christum? Das ist warlich auch die Bibel gar
grblich reformirt vnd gemeistert, wie diese junge Theologen an vielen
rtern in diesem Catechismo gethan. Zwar das Tridentinische Concilium,133
Jsengrin134 vnd andere Papisten Leren vnd schreiben, das eusserliche Zucht
vnd Tugende auch vor der gnade causae praeparantes, das ist feine vorbereitung
zur Gnaden vnd seligkeit des menschen, seien. Aber es ist ein grober
Antichristischer Jrrthum vnd ist gewaltig in vnsern Kirchen widerlegt. Derwegen
muͤssen sie allhier auch zuruͤck mit ehren, oder mit schanden vnd
verfuͤhrung der Kirchen fortfaren.Wir wollen hier nicht melden beide kuͤrtze halben vnd auch das ein jeder
Christ, wie wir achten, leichtlich es selbst sehen kan, andere stuͤcke, da sie in
die Bibel hawen, als:Das sie setzen C. vlt., das alle geschaffene ding, beide sichtlich vnd vnsichtbarlich,
sind aus nichts geschaffen,135 welche Wort Mosen reformirn vnd
mei- || [E 3v:] stern, welcher beschreibt, wie Himel vnd Erden aus nichts gemacht.
Aber darnach viel Creaturen aus wasser vnd der erden vnd also nicht
alle Creaturen aus nichts gemacht sind, Gene. 1.136 Aber die newen
Theologen rumpeln in die Bibel jres gefallens.137 Jtem E. 3, das Christus
werde purgiren138 Himel vnd Erden vnd eine newe gestalt machen.139 Esai.
66. Aber Esaias sagt nicht von purgiren, sondern sagt, das Gott newe Himel
vnd Erde machen wolle.140 Jtem solches erkleret S. Petrus 2. Epistel 3.
Capit., das die Himel vnd Element werden zurschmeltzen vnd zergehen.141
Jtem Apoc. 21.142 Aber da wollen wir mit jnen nicht vmbstreiten, zeigen
alleine an, das sie wider den Text reden. Jtem das sie newe Bepstische reden
in die Kinder Schulen vnd in den Kinder Catechismum bringen de positiuis
et priuatiuis gratijs,143 one alle not, vnd man nicht weis, was dahinter steckt
vnd gesucht wird. Jtem in der Beicht G. vlt., man sol in genere beichten.144
Nun ist wol war vnd recht, das man keinen zwingen sol, das er ein
spezialerzelunge aller seiner Suͤnden anstellen sol. Denn solches were
Bepstisch vnd vnmuͤglich vnd eine newe stockerey145 der gewissen. Jedoch
hat D. Luther fein im kleinen Catechismo geleret, wie die einfeltigen ein
jeder nach seinem beruff in warer demut sol etliche Suͤnde erkennen vnd fuͤr
dem Beichtuater beklagen, das er darinnen schuldig vnd bitten vmb trost.146
Jtem wer sonderliche beschwerung etlicher suͤnden habe, das jme frey stehe,
dieselbe dem Beichtuater heimlicher, vertraweter meinung zu klagen vnd
sonderlichen trost darin zu bitten. Jtem wo jemands in offentliche vnd
ergerliche || [E 4r:] Suͤnde gefallen, solte der seinem Seelsorger nicht anzeigen,
das jme dieselbe suͤnde leid vnd wolle sich bessern? Man erfehret auch, das
viel das wrtlin „in genere seine Suͤnde beichten oder sich fuͤr einen Suͤnder
erkennen“ also verstehen, das der Seelsorger nicht macht habe, in specie
jnen fuͤrzuhalten, das sie in denen oder jenen stuͤcken gesuͤndiget,147 vnd
geben schnarchens fuͤr,148 wenn man sie auff jre Spezialsuͤnde fuͤret, dauon
die jungen Lerer, in der Kirchen noch vngeuͤbet, vielleicht noch nicht viel
wissen. Derwegen ntig, das erklerung dabey geschehe. Jtem es werden viel
Definitiones der iugende gesetzet gar auff Heidnische weise, da aus Gottes
wort etwas notwendig darbey zu setzen. Endlich ist es nur ein Schaffspeltz,
das sie in der Vorrede D. Lutheri Catechismum nicht verwerffen.149 Denn er
wird zimlich geringlich angezogen. Fuͤrs ander leschen sie Luthero mit dem
newen Catechismo die schnen Definition der Tauffe vnd des Abendmals
des Herrn aus. Fuͤrs dritte reissen sie die hchsten leren im Catechismo vnd
erklerung Lutheri von der Himelfart Christi, seinem sitzen zur rechten hand,
die Lere vom Gesetz, vom Euangelio, von der Tauffe, vom Abendmal, von
der Beicht, von seiner deudschen Bibel, von seinen streitbuͤchern wider die
Sacramentschwermer vnd Gesetzstuͤrmer ein, wie oben genugsam dargethan.Solches zeigen wir einfeltiger, auffrichtiger, christlicher meinung an, erstlich,
das wir Gotte vnserm Herrn solche Bekentnis schuldig vnd die Lere der
Bibel vnd D. Luthers helffen wider die verfelscher retten. || [E 4v:] Fuͤrs ander, das die newen Theologen nicht so geschwinde im schreiben
fahren vnd, weil sie zu weit aus der bahn gewischt vnd in die Lufftspruͤnge
von der hohen zinne des Tempels150 sich begeben, wider zuruͤckgehen
vnd die Jrrthume widerruffen vnd corrigirn, erkleren sich auch deutlich,
das sie mit Luthero die Sacramentschwermer verdammen. Endlich, da sie ja nicht wollen sich zurechte lassen fuͤren vnd alle vnterrichtung
vnd warnung hochmuͤtiglich verachten vnd nur mit scheltworten wollen
durchbrechen, das vnser Bekentnis bey der Kirchen leuchte vnd etlichen
dienen mge zur warnung, zur vorsichtigkeit vnd zum gebet.Jhesus Christus, der da sitzet zur rechten der Maiestet, erbarme sich der betruͤbten
Kirchen, bringe aus vnendlicher gnaden die jrrenden wider zurechte,
wehre allen, die fuͤrsetzlich jrrthume ausbreiten, vnd erhalte seine arme
Christen in rechtem Glauben, Bekentnis, Gedult vnd bestendigkeit bis ans
ende vnd kome ja bald vnd erlse die seinen aus der betruͤbten Welt ins
ewige Leben, Amen.