Warnung vor dem unreinen Catechismo (1571)
bearbeitet von Henning Jürgens
[Inhaltsverzeichnis]

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|| [A 2r:] Warnung Vor dem vnreinen vnd Sacramentschwermerischen Catechismo etlicher Theologen zu Wittenberg.

Es halten viel Guthertziger Leute bey vns emsig an, das wir eine Erinnerung vnd warnung von dem newen, vnreinen vnd Ergerlichen Catechismo, welchen etliche newe Doctores in Wittenberg newlich haben lassen ausgehen,1 der Christlichen Kirchen mitteilen wolten, damit die vnuerstendige jugendt vnd auch andere, so furchtsam vnd vieleicht auff das Zeitliche sanffte vnd geruhsame leben mehr denn auff Gottes Ehre vnd jrer selbst eigen Seelen seligkeit sehen, gewarnet, ermuntert vnd vnterrichtet werden, das sie nicht so vnbesonnen in die Grewlichen Jrrthume hinein Plumpen, die erkante Warheit vnd den grund der Lere, so D. Luther aus Gottes Wort aus grosser Barmhertzigkeit Gottes wider ans Liecht bracht, jnen nicht verrucken, verdunckeln vnd nemen lassen.Aber wie ist vns mglich, auff alle newe Lere, reden vnd streite, welche diese Leute von tag zu tage je lenger je mehr auffbringen vnd vberheuffen, allezeit widerlegung anzustellen. Denn wir allezeit vnsers lebens fast damit mssen zubringen. Denn es ja || [A 2v:] ein grosser vnd kleglicher jamer, das sie aus Gottes ernstem gerichte jmer je weiter gleiten, fallen, jrren, weil sie keiner Vermanung, keiner erinnerung, keiner vnterweisung wollen statten noch raum geben, sondern alles, was sie nur gedencken, reden, frgeben, thun, wollen verteidigen mit Verfelschung vnd verdrehung Gttliches Worts, mit vnerhrtem schmehen, fluchen, drewungen, famos libellen,2 one allen schew fr Gott, fr den Christen vnd ehrliebenden Leuten.Damit aber wir nicht dafr werden angesehen, als wolten wir vnser liechtlin der Bekentnis vnter den Scheffel stecken,3 wiewol wir vnsere schwacheit vnd geringe gaben erkennen vnd etliche jar anher durch Gottes Gnade wol erfahren, was man vns fr einen Lohn gibt, das wir gerne die reine Gttliche Lere, so wir von Luthero, dem trewen diener Gottes gelernet, wolten erhalten vnd ausgebreitet sehen, wollen wir im Namen Jhesu Christi vnsers Herrn, der vnser Praeceptor vnd Ertzbischoff ist, eine kurtze Erinnerung vnd warnung thun vnd hierinnen vns gesellen zu den Bekentnissen vnd Warnungen

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der Sechsischen kirchen,4 hoffen auch, es werden viel andere trewe Wechter in der Kirchen Jhesu Christi in Deudschland nicht stumme hunde oder blinde Wechter5 sein, wie wir denn hren, das jhrer etliche, wie sie es denn auch schuldig sind, jre stimme erheben vnd die einreissende Schwermereien anschreien. Gott helffe allen, das sie mit vnerschrockenem Geiste dem Sacramentirischen, Gesetzstrmischen vnd falscher Aposteln geist mgen nach Gottes Befehl widersprechen vnd Gotte seine Ehre, || [A 3r:] den Armen Schefflin Christi jhre Seelen Seligkeit retten. Ehe wir aber vnsere Erinnerung vnd warnung anfahen, mssen wir von erst6 krtzlichen darthun vnd beweisen, das wir vnd ein jeder Christ recht, macht vnd befehl habe, den newen gedruckten vnd in die Christenheit ausgesprengten Catechismum der newen Doctorn zu Wittenberg nach Gottes Wort zu vrteilen, das gute zu loben vnd das bse zu verdammen. Denn es fast dahin wider lauffen wil wie im Bapstum, das man darber wil mrrisch werden, kurren,7 murren vnd brummen, wenn die Christen eine jedere lere, die jnen frkmpt, nach Gottes wort vnd befehl wollen vnd sollen richten vnd vrteilen. Es sind aber dieses die Vrsachen, die da niemand sol noch wird vmbstossen, er sey wer er wolle.Erstlich Gottes befehl, den kein Mensche sol endern, 1. Thessa. 5 a „Prfet alles, aber das gute behaltet“,a8 Johan. 10 b „Meine Schefflin hren meine stimme“,b9 c „aber einem frembden folgen sie nicht nach, denn sie kennen sein stimme nicht.“c10 Das ist, sie vrteilen, das es nicht Christi rechte stimme sey vnd verdammen dieselbe. Matt. 7. d „Sehet euch fr fr den falschen Propheten.“d11 Derwegen sol man jre Lere vrteilen vnd verdammen. 2. Johan.

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e „So jemand zu euch kmpt vnd bringet diese Lere nicht, den nemet nicht zu hause vnd grsset jn auch nicht, denn wer jn grsset, der macht sich teilhafftig seiner bsen Wercke.“12 Frs ander ist die Gttliche offenbarte Lere nicht || [A 3v:] des Bapsts, der Concilien, der Vniuersiteten, der Obrigkeit, der Gelerten alleine, sondern ist ein gemein gut aller Christen vnd der Edleste, tewrste, seligste Schatz, welcher, wie er alle in gesampt vnd in gemein angehet, also haben vnd sollen alle darumb reden, wo derselbe jrgent in einem oder mehren stcken verfelscht, verruckt, verderbet, eingerissen oder zu boden gestossen wird. Frs dritte, es betrifft Gottes Ehre, welche durch falsche Lere geschmehet vnd gelestert wird, da sol aber ein jeder Christ seines Gottes Ehre retten, denn sie semptlich nur einen Gott haben vnd nicht mehr. Frs vierde Betrifft es vieler Christen Gewissen vnd Seelen seligkeit, derwegen sollen alle Christen wider den gifft der Seelen jre widerrede thun. Frs fnffte Betrifft es aller Christen Kinder vnd Nachkomen, denn da sie lassen den thewren Schatz vnd herrliche Beilage Gottes vnd Lutheri verfelschen, so werden dieselben wie im Bapstum in den Jrrthumen jmer je tieffer versincken vnd ersauffen vnd werden am Jngsten tage zetter vber jre Eltern vnd voreltern schreien,13 welche solche Jrrthume vnd Schwermereien haben lassen einreissen. Frs sechste were solches ein schendlicher abfall von der Augspurgischen Confession vnd D. Luthers schrifften, darin die Sacramentschwermerey, Gesetzstrmerey, Werckmengerey in dem Artikel der Rechtfertigung14 so vleissig, so eiuerig, so bestendig ist widerlegt worden. O jr lieben Christen, dauon sol sich niemand lassen abfren, sondern jedermann seine Bekentnis dawider thun. || [A 4r:] Frs siebende Mus man sein Bekentnis in reiner Lere vnd Widerlegung der falschen Lere lassen leuchten, auff das auch etliche aus den verften mchten zurechte komen, ob gleich die Duxij, wie D. Luther redet, das ist die anfenger vnd redlinfrer,15 nicht widerkeren.Weil denn nun das Vnkraut heraus ist vnd wird durch den gedruckten Catechismum hin vnd wider in die Christenheit ausgeseet, so ist billich, recht vnd ntig, das ein jeder Christ dauon sein vrteil darthue als von einem offentlichen Vnkraut, vnd solches nach Gottes wort, welches eine leuchte sol sein vnserer fsse, Psalm 118.16 Derwegen hoffen wir, kein Christ wird vns auch

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verargen knnen oder sollen, das wir als Mitchristen mit richtigen, einfeltigen, Gottfrchtenden hertzen vnser liechtlin, so viel das vnser lieber Herr Christus durch den heiligen Geist in vns angezndet vnd erhelt, hiemit lassen scheinen. Der liebe Gott regiere vnser vnd aller Christen Hertzen, das wir in seiner Warheit bleiben vnd die Lgen meiden. Amen. Wir wollen aber durch Gottes segen fein einfeltig, offentlich, klar vnd richtig anzeigen, erstlich in gemein,17 was in dem Newen etlicher Wittenberger Catechismo nicht lblich, darnach, was in sonderheit fr Jrrthum vnd falsche Lere darinnen stecken.
Die Erste Erinnerung: Jn gemein Was im Wittenbergischen Catechismo nicht recht.
|| [A 4v:] One zweiuel sehen alle Christen mit betrbten Hertzen, das der Catechismus fast18 keinen Namen hat. Denn sie setzen aussen im Titel NJEMAND, der solchen Catechismum sol gemacht haben. Nach der Vorrede aber setzen sie Dechant,19 der Eltist vnd die Doctorn der Theologischen facultet zu Wittenberg. Aber wer sind die dann? Der Dechant verendert sich alle halbe Jar, desgleichen endern sich auch offtmals die Doctores, vnd sind jtzt fast eitel newe Professores da, junge Menner, welche anfahen zu lernen, vnd ist jr keiner in keinem Kirchendienste sein Leben lang gewesen. Wer sind sie denn? Wer bekent sich zu dem Aaronischen kalbe?20 Der alte Niemand. Dauon sagt Christus, das der Feindselige Mensch sein Vnkraut in der NACHT aussee.21 Jtem Wer bses thue, schewe das Liecht.22 Also haben sie zuuor Gott im Himel zu Vnehren, zu hon vnd spot dem orte, da D. Luther geleret, vnd zu grossem ergernis vieler Kinder Christi vnter dem ertichten Namen der Studenten grewliche Jrrthume vnd Gotteslesterung lassen ausgehen,23 vnd haben noch nicht gelernet, sich derselben zu schemen. Jtem den endlichen Bericht24 one ausgedruckte Namen lassen drucken, allein in gemein, die Superintendenten sollens haben gethan. Wer denn? Wie heissen sie? Sie endern sich offtmals, wen sol man darumb ansprechen? Du sagst

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alle, was sind den jre Namen? Denn sonst bleiben es obscuri viri,25 vnd ist zu besorgen, das etliche jrer Namen misbrauchen vnd also vnter der NJEMANDS-Larue allerley grewliche jrrthume vnd lesterung ausschtten. || [B 1r:] Frs ander sehen alle Christen wol, das man in diesem Newen Catechismo nicht frey, offentlich vnd auffrichtig von der Lere handelt, sondern die reden auff schrauben setzt,26 die sie auff vnd nider mgen drehen nach jrem gefallen, halten den brey im maule,27 wollen nicht gantz vnd gar los drucken, verdrehen sich also, als solte man jre Sacramentschwermerey vnd andere Jrrthume nicht mercken, das ein einfeltiger Christe hanget zwischen himel vnd erden vnd sihet den windwirbeln vnd wetterfahnen zu, weis nicht, wo sie sich hinaus drehen werden. Gehret dieses redlichen, auffrichtigen, trewen Lerern zu? Hat solches Christus, die Aposteln, Lutherus auch gethan? Was vexirt28 man die Leute? Wie lang hincket man zu beiden seiten29 vnd ist weder kalt noch warm?30 Frs dritte zusticht,31 verkeret vnd verstret32 man die Lere D. Luthers vnd den grund vnser Augspurgischen Confession vnd gleichwol fret man zum deckel33 den Namen D. Luthers. Es hat zuuor der verwirrete Man Lasius zu Wittenberg grobe, scheutzliche, greifliche lgen lassen drucken, als solte D. Luther seine lere vom Freien willen haben widerruffen,34 welches denn grobe Landlgen sind. D. Pretorius hat D. Luthers Catechismum grewlichen verfelschet.35 Solche sind von der Kirchen jrer lgen erinnert worden.36 Aber

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diese newe Lerer in Wittenberg, derer etliche Lutherum nicht gesehen, etliche gar wenig jn lesen oder predigen gehort vnd seiner bcher nicht viel studirt, wollen dem Luther, das ist seiner lere, den garaus geben vnd doch den Schaffspeltz vmbhllen, als theten sie es nicht. || [B 1v:] Frs vierde, da sie jren Catechismum abbrechen, referirn sie sich nicht auff die Schrifften D. Luthers mit einigem wrtlin, sondern deuten anderswo hin, da es auch nicht reine. Aus diesem kan allein ein warer Christ genugsam abnemen vnd vrteilen, das dieser newe Catechismus nicht auff rechten fssen zur warheit gehet, sondern mit list vnd geschwindigkeit dahin gerichtet, das er Jrrthume in die arme Jugent see vnd pflantze, betrige vnd verfre. Derwegen Christi wort hieher gehren: „Sehet euch fr fr den falschen Lerern, die in Schaffskleidern zu euch komen, inwendig sind sie reissende Wolffe.“37 Jtem S. Pauli, „Sehet auff die bsen Erbeiter. Sehet auff die zuschneidung“ Philip. 3.38 Aber wir mssen auch dem Hasen an den kopff komen39 vnd die Jrrthume selbst melden. Gott stehe vns bey vnd thue aller Christen augen vnd hertzen auff, welche Christum, seine Warheit vnd die Lere D. Luthers lieb haben.
Die ander Erinnerung: in Sonderheit.
Es mssen billich den Einfeltigen In specie vnd in sonderheit etliche Verfelschunge vnd Jrthume fr die Augen gelegt vnd die Nebelkappe vnd betriegliche Larue dauon abgezogen werden, das sie fein klar sehen vnd gleich als greiffen mgen, wie der Grund der Warheit jnen wird verkeret, verstret vnd verderbet, vnd also gewar mgen werden durch den heiligen Geist, was vnter dem Schafs || [B 2r:] peltze fr gesellen verborgen liegen. Es sind aber frnemlich fnff verfelschungen:
1. Der Lere von der Tauffe.2. Vom Abendmal des Herrn.3. Von leiblichen vnd reumlichen location Christi im Himel.4. Vom Gesetz Gottes.5. Von der Disciplin.
Von diesen stcken frnehmlich wollen wir den Catechismum auff den Prfestein des Gttlichen worts vnd D. Luthers Lere fren.

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I. Von verfelschungen der Lere von der Tauffe.40 Es hat D. Luther vnd andere reine Lerer die Sacramentschwermer vorlangst gestraffet,41 das sie nicht recht leren von der Tauffe, dieweil sie nicht leren, das die Tauffe ein Mittel sey an das Wort Gottes gehefftet, dadurch die heilige Dreyfaltigkeit die Widergeburt des sndigen Menschen wircket, sondern sagen nur, es sey eine Obsignatio, eine versiegelung, da sie doch beides ist, nemlich ein Bad der widergeburt vnd eine versiegelung derselben.42 Darnach das sie frgeben, als solten der gleubigen kinder vor der Tauffe mehr zu Gottes gnade gehren als anderer Leute kinder.Aber den guten alten waren Luther hren diese newe Catechismusschreiber nicht mehr, sondern || [B 2v:] fren ein, brauchen vnd wollen in die kinderschulen bringen die reden vnd lere der Sacramentschwermer.Denn erstlich so mustern sie D. Luthers Definition aus vnd setzen eine andere, welche auff der Sacramentschwermer art vnd klang lautet, wollen also den Catechismum Lutheri reformiren, das ist verfelschen, denn dieses sol Lutheri Catechismum, den sie gering, kindisch vnd blos achten, verkleren, ja verkehren.Frs ander sagten sie nur alleine, die Tauffe sey ein Zeugnis, das der, so getaufft wird, vershnet werde. Jtem die Tauffe sey ein zeugnis, damit der getauffte bekrefftiget werde, das er angenomen werde. Das aber ist zu wenig geredet vnd darnach ist es nicht nach der heiligen Schrifft geredet. Denn die Schrifft heisset die Tauffe ein Bad der widergeburt, das ist, leret, das die Tauffe, daran Gottes Wort gebunden, sey das mittel, dadurch Gott die menschen wider newe gebirt, Johan. 3, Tit. 3.43 Darumb auch D. Luther in seinem Catechismo fein rund saget: „On Gottes Wort ist das Wasser schlecht wasser vnd keine Tauffe, aber mit dem Wort Gottes ists eine Tauffe, das ist ein Gnadenreich Wasser des Lebens vnd ein Bad der newen geburt im heiligen Geiste, wie S. Paul sagt Tit. 3.“44 Vnd ist wol zu mercken, das dieser newe, etlicher newen Wittenberger Catechismus in der gantzen Lere von der Tauffe nicht mit einem wrtlin gedencket der Widergeburt, vnd das durch solch mittel Gott dieselbe in vns wircke. || [B 3r:] Darnach aber ist die Tauffe auch zugleich eine Testification, wie sie es nennen, das der getaufft wird zu Gnaden wird angenomen vnd geheiliget. Aber da sol nicht vertuscht noch

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verschwiegen werden, das die Tauffe auch vornemlich sey ein Mittel von Christo geordnet vnd in sein Wort verfasset, dadurch Gott vns arme Menschen wider new gebirt, das mssen wir vns durch newe Lerer nicht nemen lassen. Das aber nicht einerley sey zeugen, das wir versnet werden durch Christum, oder zeugen, das wir widergeborn vnd zu Gnaden angenomen sind vnd ein mittel sein, dadurch vns die Widergeburt vnd Versnung zugeeignet wird, das wird ein redlicher verstendiger Christ leichtlich vrteilen knnen. Vber das45 leren die Sacramentschwermer gleich also wie Beza auch vber das 10. Cap. Acto im Newen Testament schmiret: „Baptismus non facit sanctos, sed sanctificationem obsignat.“46 Das ist: „Die tauffe macht nicht heilig, sondern versiegelt nur die heiligung.“ Weil denn diese newe Lerer zu Wittenberg im Abendmal zu der Sacramentschwermer Jrrthume tretten, mssen sie denselben auch in diesem stcke beyfallen, denn kein Jrrthum bleibt alleine.Jtem da die newen Catechismusschreiber vom brauch vnd nutz der Tauffe sagen sollen, mus widerumb nur die Tauffe eine Testification, das ist ein zeugnis sein, das der getaufft ist, zu Gnaden angenomen werde. Da wird abermals ausgelassen, das die Tauffe die widergeburt gebe vnd vergebung der Snden wircke oder zueigene. Denn es ist war, das sie auch ein zeugnis sey, das wir zu Gnaden sind ange- || [B 3v:] nomen. Aber wie gesagt, nicht alleine, sondern ist auch ein mittel, dadurch Gott vns new gebirt vnd Vergebung der Snden applicirt vnd mitteilet, schencket den heiligen Geist, der eine newerung anfehet.Hre derwegen fein zu, wie klerlich, wie mechtiglich, wie trstlich D. Luther in seinem Catechismo, welchen diese newe Lerer verfelschen, von der krafft vnd nutz der heiligen Tauffe redet, viel anders denn diese Leute, welche, wo sie sich nicht bekeren, nicht knnen rechte Schler Lutheri gehalten werden.Frage: „Was gibt oder ntzet die Tauffe?“ Antwort: f „Sie wircket vergebung der Snden, erlset vom Tod vnd Teufel vnd gibt die ewige Seligkeit allen, die es gleuben, wie die wort vnd verheissung Gottes lauten.“f47 Diese wort Lutheri sind klar, gewis vnd war, vnd heisset nicht die Tauffe nur eine testification oder zeugnis, sondern Gottes mittel, die da vergebung der Snden wircket etc. Jtem im grossen Catechismo, „Die Taufe macht selig“,48 spricht D. Luther, item „in dem Wasser empfehestu die verheissene seligkeit.“49 Das

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aber die Sacramentschwermer von der Tauffe also reden, das es nur eine Versiegelung sey der Gnaden, kmpt daher, das sie leren, der gleubigen Kinder gehren mehr zur Gnade Gottes vor der Tauffe denn der vngleubigen, wie gesagt. Nun lau- || [B 4r:] ten fast auff einerley schlag Obsignatio der Sacramentirer vnd testificatio der newen Lerer zu Wittenberg, das ist versiegelung vnd zeugnis; ja Obsignatio, versiegelung, ist besser vnd fasset mehr in sich denn testification oder zeugnis, vnd ist ein mercklich stcke, wie gesagt, das diese newe, den meisten teil junge Lerer nicht ein wrtlin von der Widergeburt in der Lehre von der Tauffe melden. Aber da werden wir lufftsprnge vnd wnderliche verdrehung sampt einen grossen Windprausen grausamer lester- vnd scheltwort hren, da ist vns kein zweiuel an. Wenn man aber Gott frchten vnd recht leren vnd bekennen wolte, solte man gerade zugehen vnd frey heraus sagen: Erstlich, das die Tauffe sey ein mittel, dadurch Gott die Menschen new gebirt, jnen appliciret, zueigenet, mittheilet vnd gibt vergebung der Snden, den heiligen Geist vnd ernewerung.Frs ander, das die Tauffe auch versiegele, bezeuge vnd bestetige, das wir angenomene Kinder Gottes sein. Das also eines fein bey dem andern stehe etc.Frs dritte, das die Sacramentschwermer, Beza vnd andere, falsch vnd vnrecht leren, als solte die Tauffe nicht selig machen, sondern nur obsignirn, versiegeln vnd zeugen von der gnedigen annemung Gottes.50 Denn man sol ja beides erzelen vnd in keinem stcke die heilige Tauffe verkrtzen. Jtem das sie jrren, als solten der gleubigen kinder mehr zur Gnade Gottes gehren vor der Tauffe denn der vngleubigen. || [B 4v:] Wenn man fein richtig also heraus redete, so wrde der sachen gerahten vnd mchte der Catechismus corrigirt werden. Wo auch das nicht solte geschehen, so were offenbar, das solche gesellen in der Sacramentschwermer meinung wolten bleiben.
II. Verfelschung der Lere vom Abendmal des Herrn.
Das ist der frnemeste Knote, da es stickt vnd ligt.51 Denn sie haben nun etliche jar anher gemuckt,52 im dunckeln gebrummet vnd daran geerbeitet, wie sie den Schwarm der Sacramentirer herfr bringen vnd D. Luthers Lere vnd trewe arbeit in diesem stcke vnter den fuss treten mchten. Aber sie haben besorget, man mchte sie auch in dem groben stcke ergreiffen, das sie von D. Luthers Lere abgefallen, vnd deste besser lernen kennen vnd fliehen. Nun wagens aber die newen, geschwinden vnd vngehaltene Theologi, faren mit voller gewalt heraus vnd machen sich nu mehr als

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offentliche Sacramentirer wider D. Luthers Lere kentlich genug, wer nur augen zu sehen hette.Damit aber wir vnsere Warnunge vnd bekentnisse dawider thun, zeigen wir in diesem Catechismo diese Sacramentirische stcke.1. Erstlich, das sie D. Luthers definition vnd beschreibung, was das Abendmal des Herrn sey, fein ausmustern vnd eine andere den kindern wollen einbilden, welche in vielen stcken wider D. Luthers || [C 1r:] Catechismum, vnd sonsten betrieglicher weise auff der Sacramentschwermer, Caluini, Bezae vnd anderer meinung abfret. Denn D. Martinus Luther sagt, es sey der ware Leib vnd Blut vnsers Herrn Jhesu Christi vnter dem Brot vnd wein.53 Aber diese newe Lerer sagen, es sey die gemeinschafft des leibs vnd bluts Christi.54 Da hret vnd merckt ein jeder verstendiger Christ wol, das man die kinder verwirren wil. Denn die Sacramentschwermer gebrauchen diese rede, das Abendmal sey eine gemeinschafft des leibs vnd bluts Christi, vnd wickeln darnach solche rede also aus, das die krafft, wirckung vnd nutz des leibes vnd bluts Christi nur da im brauch des Abendmals empfangen werde vnd nicht der Leib Christi gegenwertig sey warhafftig vnd wesentlich, sondern der sey im Himel, so weit vom Abendmal als der Himel von der Erden ist.55 Sie blenden aber die Leute mit dem wort Gemeinschafft des Leibes, das man sol meinen, sie leren wie wir, vnd verbergen doch jhre listige schalckheit vnd bsen schwarm darunter, wie Boquinus vnd andere in offentlichen bchern gethan.56 Sie wollen auch die vnuerstendigen bereden, als freten sie S. Pauli Wort. 1. Corint. 10.57 Aber da ist die antwort auff: Sie reden viel anders dan S. Paulus, der da sagt, der gesegnete Kelch, welchen wir segenen, ist die gemeinschafft des Bluts Christi. Jtem das Brot, das wir brechen, ist die gemein

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schafft des Bluts58 Christi. Da redet S. Paulus beides von den Elementen des Abendmals vnd sagt zugleich, das mit denselben mitgeteilet, ausgespendet vnd gegeben werde der Ware Leib vnd Blut Christi; vnd || [C 1v:] nicht alleine derselben Frucht, Krafft, wolthaten, wie die Sacramentschwermer es verkeren. Darnach sind in gemelter definition diese wort betrieglich auff schrauben gesetzt, „in qua sumptione Filius Dei vere et substantialiter adest.“59 Das ist: „in welcher niessung der Son Gottes Wahrhafftig vnd wesentlich da ist.“ Denn sie nemen allhier nur den Son Gottes, als der nach seiner Gttlichen Natur nur gegenwertig bey dem Abendmal sey, vnd nennen jn allhier nicht Christum, wie Lutherus. Denn darunter wollen sie verbergen die meinung der Schwarmgeister, das Christi warer vnd Natrlicher Leib nicht warhafftig alda sey, bey vnd in dem Abendmal, vnd nicht mit Brot vnd Wein ausgeteilet werde. Jtem sie erkleren hiemit, was sie meinen, das sie gesagt, es sey eine gemeinschafft des Leibs Christi: Das ist, sagen sie, das Gottes Son warhafftig vnd wesentlich da ist vnd den gleubigen seine wolthat zueigene. Gleich also reden die Sacramentirer. Heisset aber das nicht den Herren Christum mit seinen Naturen trennen? Gottes Son, das ist die Gottheit, sol bey dem Abendmal wesentlich sein, darumb reden sie also. Aber nach seiner Menscheit sol Christus nicht warhafftig noch wesentlich da sein. Denn sein Leib vnd Blut sol im Himel bleiben vnd vom Abendmal nach seinem wesen weit abgesondert sein. Jtem es wird die materia coenae, was wir da essen vnd trincken, fein vertuschet vnd nur des Glaubens gedacht. Aber das wir beide mit dem munde den Leib vnd Blut Christi warhafftig vnd wesentlich empfangen vnd auch mit dem Glauben, das ist allhier ausgeleschet vnd verschwiegen. || [C 2r:] Derwegen ist die definition nimium generalis et ambigua, das ist: zu weitleufftig vnd vnter verdackten60 vnd betrieglichen worten, welcher die Sacramentirer brauchen, verdechtig. Darnach drcket sie nicht fein klar aus die Materien, was wir alldar nach den worten Christi essen vnd trincken sollen, wie D. Luther thut im Catechismo. Jtem redet auch nicht volkomen vnd deutlich, wie man das Abendmal brauchen vnd geniessen sol. Aber von diesen stcken bald weiter. Derwegen solche Sacramentirische, verschlagene, gefehrliche vnd betriegliche definition billich alle Gottfrchtende Christen verwerffen. Vnd obgleich jemand sagen wolte, etliche andere hetten auch solcher definition gebraucht, so ist doch die Antwort drauff et male, das ist, es ist drumb nicht recht geschehen.

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2. Frs ander. Jn folgender tractation61 lassen diese newe scribenten mit vleis vnd aus frsatz aussen die ntige Lere von den Materien coenae dominicae, das ist, was doch alldar gegessen vnd empfangen wird, als nemlich das Brot vnd der ware, wesentlich gegenwertige Leib Christi, welchen er fr vns gegeben. Jtem der Wein vnd das ware, wesentliche, gegenwertige Blut Christi, welches er fr vns vergossen. Nun dencke doch, was daran gelegen? Denn das ist die frnemeste frage, darber hat D. Luther vnd vnsere Kirchen frnemlich gestritten. Diesen Betrug vnd diese entruckung62 – wir hatten schier gesagt: diebstal – des waren, wesentlichen, gegenwertigen Leibs vnd Bluts Christi ist in der Christlichen Kirchen nicht gering zu achten. Denn das hastu in den Sacramentirern, das sie diese Lere || [C 2v:] vertuschen, verschweigen vnd springen flugs hinber, wie diese auch thun, vnd sagen nur vom Nutz des Abendmals, da doch nicht eines one das ander sol geleret werden. 3. Frs dritte, sie lassen auch gantz vnd gar aussen in causa formali, da sie solten fein deutlich anzeigen, wie man das Abendmal empfahen sol, das wir, nach den klaren worten Christi, beyde mit dem munde vnd Glauben den waren, wesentlichen, gegenwertigen Leib vnd Blut Christi empfangen. Denn die Sacramentschwermer leugnen, das wir mit vnserm Munde den wesentlichen vnd gegenwertigen Leib vnd Blut Christi empfahen, vnd gedencken auch nur allein des Glaubens wie diese jhre gesellen, da doch Christus ausdrcklich spricht, „Nemet, esset, das ist mein Leib, trincket, das ist mein Blut.“63 Diese newen Lerer sagen auch nirgent, das man auff den worten Christi: „das ist mein Leib, das ist mein Blut“, feste vnd vnbeweglich stehen sol vnd da keine glossa,64 keine figur,65 Bedeutnis oder zeichen der Sacramentschwermer zulassen, wie D. Luther vleissig vnd trewlich gethan. Da ist alles von geschwiegen vnd der Niemands daheim.66 Jtem sie vberhpffen auch diese ntige Lere S. Pauli, das nicht allein die Wirdigen, sondern auch die Vnwirdigen nicht allein die Element Brot vnd Wein, sondern auch den waren, wesentlichen vnd gegenwertigen Leib Christi empfahen, doch wie es S. Paulus selbst erkleret, die vnwirdigen zum Gericht, die wirdigen zur Seligkeit.67 Solches verneinen auch die Sacramentirer, denen hiemit hoffiret wird. Jtem D. Eberus hat auch hierin

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vor we- || [C 3r:] nig Jaren in seinem Bchlin vom Abendmal68 geirret, wie denn solches von etlichen Lerern der Kirchen Christi ist widerlegt worden.69 4. Frs vierde, sie widerlegen nicht fein klerlich, auffrichtig vnd ausdrcklich der Sacramentirer Lere vnd schwermerey, warnen nicht die Jugent fr Calvini, Bullingeri, Bezae vnd anderer Bcher vom Abendmal, welche das heilige Testament Jhesu Christi vnsers Heilandes grewlich verkeren, zureissen, lestern, vnd rauben vns viel mehr daraus denn der Bapst, nemlich den gegenwertigen, waren, wesentlichen Leib vnd Blut Christi, der da nach den hellen buchstaben vns darinnen vermacht vnd ausgeteilet wird. Vnd kan sie der betriegliche ausflucht nicht helffen, das man in Catechismis oder kinderlere nicht pfleget Disputationes zu setzen, da sie doch in diesem jren vnreinen Catechismo die Papisten setzen vnd stellen sich, als wolten sie Antithesin auch frbringen. Aber sie fahren drber hin mit einem gar hohen vnd weiten Lufftsprunge vnd machen einen wnderlichen windwirbel vnd verdrehen die sache, wie solche Leute pflegen, welche nicht heraus wollen, sondern sind in solchem frhaben, das sie blenden, verfren vnd Lgen aussehen70 wollen. Denn das sie sagen, die Leren vnrecht, die nicht vnterscheiden dieses Abendmal von andern essen, item die da leugnen, das es ein Gemeinschafft sey des Leibs vnd Bluts Christi, vnd setzen blosse zeichen etc.,71 ist gar ein verdackt essen vnd eine verdrehete rede. Denn das reden auch die Sacramentirer selbst vnd schreiben in offentlichem druck, das sie derjenigen Lere vnd meinung verwerffen vnd verdammen, || [C 3v:] die da sagen, das Nachtmal sey allein ein blosse figure72 vnd sey darinnen keine gegenwertigkeit vnd empfahung des waren Leibs vnd Bluts Christi.73 Welcher wort sie fein gelernet haben.5. Frs fnffte referirn sie sich nicht mit einem wrtlin an diesem orte auff die herrlichen vnd ausfrlichen bcher D. Luthers wider die Sacramentschwermer, darinnen er durch Gottes Geist vnd sein heiliges Wort jre falsche

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Lere gar gewaltig widerlegt, sondern auff jhre bcher,74 darinnen dieser streit nicht also gefhret noch erkleret. Jtem darinnen ausser der Augspurgischen Confession viel bcher in diesem stcke vom Abendmal selbst nicht rein, vnd sind eben die mengel darinnen, welche in diesem newen Catechismo erscheinen, vnd werden die Sacramentirer nicht widerlegt, ja die Sacramentschwermer, als Caluinus, Bullingerus, item Hardeberger, welchen der Sachsische Kreis haben abgeschaffet,75 bezeugen, das der autor in diesem Lerestck zu jnen getretten, vnd sind etliche seiner schrifften, an die Sacramentschwermer geschrieben, im druck verhanden.76 Sol nun das nicht heissen, die Kinder vnd einfeltigen nerren vnd betrieglich anfhren77 im Testament des Herrn?Derwegen hastu, lieber Christ, im newen Catechismo etlicher Wittenberger die Lere, den schwarm, den betrug, die Verfhrung, die verkehrung des heiligen Testaments Jhesu Christi, das ist die falsche Lere der Sacramentirer vnd eine betriegliche Geucklerey,78 damit sie die Christenheit wollen narren vnd die erkante Warheit in diesem stcke hemischer vnd tckischer weise nemen. || [C 4r:] Was plagen, was vexiren vnd narren sie denn die Christenheit, jung vnd alt? Warumb sagen sie es nicht frey heraus, das sie von D. Luthers Lere hierinnen abfallen? Warum wollen sie Gottes vnd der Menschen spotten? So sie Gott im Himel noch etwas frchten, so erkleren sie sich deutlich mit runden, offentlichen worten auff Nachfolgende puncten, wie denn auffrichtigen Christen, sonderlich Lerern, gebrt vnd zustehet:

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– Ob da im brauch des Abendmals, mit vnd vnter dem Brot vnd Wein, der ware, wesentliche, gegenwertige, natrliche Leib vnd Blut Christi, wie die wort Christi lauten, ausgeteilet vnd empfangen werde?– Ob der Leib vnd das Blut Christi jtzt alleine im Himel sey vnd bleibe bis an Jngsten tag vnd nicht wesentlich vnd gegenwertig im Abendmal sey, sondern, wie Beza vnd viel andere lestern, so weit vom Abendmal seien als der Himel von der Erden ist?79 – Ob nicht alleine mit dem Glauben, sondern auch mit dem munde der ware, wesentliche, gegenwertige Leib Christi empfangen werde?– Ob sie verdammen, die da sagen, man empfahe nicht mit dem munde den waren, wesentlichen, gegenwertigen Leib Christi?– Ob man das τὸ ῥητόν,80 die wort, „das ist mein Leib, das ist mein Blut“, steiff vnd feste behalten vnd verteidigen sol vnd dagegen Carlostadij,81 Oecolampadij, Cinglij,82 Bullingeri, Bezae und der andern significat, symbolum, figuram, typum, das ist, falsche glossen, als bedeute es nur den Leib, sey ein zeichen des Leibes, der doch nicht allda verhanden, verdammen? || [C 4v:] – Ob die vnwirdigen im brauch des Abendmals ebensowol den waren, wesentlichen, gegenwertigen Leib Christi, doch zu jrem gerichte, essen als die wirdigen zum Leben?– Ob die streitbcher D. Luthers wider die Sacramentschwermer seien warhafftig vnd bestendig, vnd ob sie dieselben von hertzen annemen, loben vnd als jhr eigen Bekentnis wider die Sacramentschwermer wollen halten vnd einerley bekentnis wider sie fren?Jn diesen stcken stickt vnd ligt die gantze sache zwischen den newen Lerern des newen Catechismi vnd zwischen der rechtgleubenden Christenheit auff Erden. Da mgen sie richtig aufftreten vnd herausgehen vnd sich von den Sacramentschwermern entbrechen.83 Wo sie aber das nicht thun, so ist offentlich, das sie von der gantzen Christenheit auff Erden fr Sacramentschwermer wollen vnd sollen gehalten werden.Es ist noch vielen in guter gedechtnis vnd wolbekant, das die wort in der Augspurgischen Confession, „Improbant secus docentes“,84 „Wir verdammen, die nicht also leren“, dazumal wider die Sacramentirer seien gericht gewesen, darumb sie denn auch damals aus derselben Confession, ja auch

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aus dem Religionsfriede85 ausgeschlossen etc. Aber Lasco vnd etliche andere haben das Schamhtlin abgezogen86 vnd viel jar hernacher offentlich drffen schreiben vnd im druck lassen ausgehen, das sie, nemlich die Sacramentirer, der Augspurgischen Confession zugethan weren.87 Vrsache war die, denn man hatte die wort aus der Augspurgischen Confession weg gethan, damit || [D 1r:] die Sacramentirer knten hineinkriechen.88 Darnach lenckten etliche sich wider D. Luthers Schrifften auff der Schwermer seiten. Aber das knnen jnen reine Kirchen nicht gestehen noch nachlassen. Die Sacramentschwermer sind erstlich in der Augspurgischen Confession ausgeschlossen vnd darin gestraffet vnd verdampt worden vnd gehren nimermehr hinein, bis das sie sich bekeren. Weil aber jrer viel nicht wollen Sacramentirer sein, die doch offentlich in der Lere des Sacraments jrren vnd schwermen vnd also die Leute wollen betriegen, mssen wir eine definition oder beschreibung setzen, welche doch D. Luther vnd die Christliche Kirche Sacramentirer heisset? Sacramentirer sind diejenigen, welche sagen vnd halten, das der ware, wesentliche, natrliche, gegenwertige Leib vnd Blut Christi nicht im Abendmal empfangen werde, sondern seien alleine im Himel, vnd das man nicht mit dem Munde, sondern alleine mit dem Glauben den Leib vnd Blut Christi empfange, welche im Himel sind vnd jre krafft vnd nutz alleine da sein, vnd das die vnwirdigen nicht den gegenwertigen Leib Christi empfahen vnd die Wort Christi verdrehen mit den worten Figur, zeichen, bedeutung.D. Luther sagt im kurtzen Bekentnis also: „Jch rechen sie alle in einen kuchen, wie sie auch sind, die nicht gleuben wollen, das des Herren Brot im Abendmal sey sein rechter natrlicher Leib, welchen der gottlose Judas ebensowol mndlich empfehet als S. Petrus vnd alle heiligen. Wer das, sage ich, nicht wil gleuben, der las mich nur zufrieden mit || [D 1v:] briuen, schrifften oder worten vnd hoffe bey mir keiner gemeinschafft, da wird nicht anders aus.“89

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Solche Sacramentirer sind Carolstadius, Cinglius, Bullinger, Caluinus, Beza vnd die larua Hessiander90 vnd die das newe Aegyptische Kalb91 jtzt zu Wittenberg gegossen vnd auffgerichtet haben. Denn sie die ware wesentliche Natrliche gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi aus dem Abendmal des Herrn mustern vnd also den hhesten Schatz herausstelen vnd fallen offentlich von D. Luthers Lere abe, da wird kein tnchen, schmieren, kleistern helffen. Entweder sie mssen zurck vnd bekennen, das sie sich zu weit verlauffen vnd verstiegen haben, vnd retractirn,92 oder mssen fort vber die zinnen hinab zu den Sacramentschwermern springen, wie sie denn albereit im sprunge sind. Die Christen aber werden auff das Testament Christi achthaben vnd solche schwermerey erkennen, von hertzen verdammen vnd ja jre Kirche vnd kinder damit nicht vergifften lassen.
III. Verfelschung der Lere von dem leiblichen sitzen Christi im Himel.
Die Sacramentschwermer leren, das Christus mit seinem Leibe also sey gen Himel gefahren, das er nun im Himel vmb- vnd zugeschlossen vnd gefangen sey vnd bleibe vnd kome mit seinem Leibe oder Blute nicht heraus bis auff den Jngsten tag. || [D 2r:] Das ende solches schwarms ist dahin gerichtet, das derwegen Christi Natrlicher Leib vnd Blut nicht sey im Abendmal gegenwertig, sondern alleine die Krafft, wirckung vnd nutz derselben. Solches weiset der streit Cinglij, Bullingers, Calvini vnd Bezae vnd der andern wider Brentium, Westphalum, Hesshusium vnd andere aus.93 Aber D. Luther hat in seinen Streitbchern wider die Sacramentschwermer solche falsche Lere grndlich vnd herrlich aus Gottes Wort widerlegt. Nun komen aber etliche newe Lerer, welche auff dem Stuel D. Luthers stehen, die reissen fein ein vnd stossen danider, was Luther am selben orte aus Gottes Geist geleret vnd geschrieben hat. Aber doch verwirren vnd verdunckeln sie es mit frsetzlicher listigkeit, das man den gifft der Sacramentschwermer viel ehr sol einschlingen vnd im bauche haben, ehe denn man es schmecket oder mercket, wie denn der betrieger art ist.

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Erstlich vermengen sie listiglich ineinander die Himelfart Christi vnd sein im Himel sein oder sitzen, als nemlich, weil er sichtiglich auff gen Himel gefaren, so sey er auch nun corporali locatione, leiblicherweise, an einem orte.94 Aber da brechen sie bltzlich ab vnd lassen das aussen, das er mit seinem Natrlichen Leibe auch nicht knne sein an vielen Enden oder orten auff Erden, da sein Abendmal nach seinen worten gehandelt wird, wie die Wort Christi im Testament lauten vnd D. Luther geleret hat. Denn das ist jr Ziel mit den Sacramentirern vnd wollen also jre vermeinte Grnde legen vnd in die arme ju- || [D 2v:] gent einschieben. Gleichwol lecken sie die meuler wie die Ketzlin vnd haben nicht genaschet.Darnach verfelschen sie Gottes Wort one alle scham offentlich Acto. 3,95 da also stehet: „Quem oportet coelum capere“. Hic Vuitebergenses vertunt: „Oportet Christum coelo capi“. Das ist, da D. Luther hat gedeutschet: „ welcher mus den Himel einnemen“,96 das machen seine newe Dolmetscher also: „welcher mus vom Himel eingenomen“, das ist: „gefangen“, wie das lateinische wrtlin heisset, vnd gleichsam eingesperret werden, das er da nicht herausser kompt bis an den letzten tag. Aber solches ist wider den Griechischen Text ὃν δ῰ι οὐρα­νὸν δέξασθαι vnd wider den steten brauch des Worts δέχεσθαι im Newen Testament, darinnen es an vielen orten nur Actiue vnd nicht Passiue gebraucht wird, als Matth. 18,97 Act. 7, da Stephanus betet: „Herr nim meinen Geist auff“, δέξαι τὸ πνεῦμά μου,98 1. Cor. 2: „Der natrliche Mensch vernimpt nichts“, οὐ δέχεται,99 vnd an anderen sehr viel orten. 2. Wider die Lateinische translation, welche die Wittenberger selbst haben lassen ausgehen.100 3. Wider D. Luthers getrewe vnd rechte verdolmetschung, die also lautet: „welcher mus den Himel einnemen.“101 4. Wider der Zricher dolmetschung selbst, die es also geben haben: „welcher mus den Himel einnemen.“102 5. Die Syrische

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translation ist auch also gegeben: „Quem oportet coelos excipere.“103 Beza hat zum allerersten im newen Testament diese verfelschung gethan vnd sagt frey rund her- || [D 3r:] aus vnd bekennnet darbey, das er damit seine falsche meinung vom Sacrament wolle bestetigen.104 Solchem jren Praeceptori vnd nicht dem Luthero haben diese newe Theologen wollen folgen vnd mit diesem geschrey die Sacramentirische braut des Bezae einfren. Heisset das noch nicht von D. Luthers Lere vnd der Bibel abgefallen? Dieselbe verfelschet, verkeret, verderbet? Wie sind denn etliche Leute so blind, taub, ja toll vnd tricht, das sie es nicht sehen, hren, greiffen, flen wollen?Mit gleicher Behändigkeit citirn vnd setzen sie bald hernach nicht die translation, die sie in jrer Bibel haben oder Erasmi oder Hieronymi, sondern Bezae, des frnemen Sacramentschwermers. „Hic Iesus, qui SVRSVM receptus est a vobis in coelum.“105 Das ist: „der Jhesus, der vber sich genomen ist von euch in den Himel“, Acto. 1.106 Da doch das wort SVRSVM von andern in diesem Text nicht ist gebraucht. Darnach so hat es Beza dahin gerichtet, gleichwie die andern wort „coelo capi“, das Christus nach seiner Menschlichen Natur, das ist mit seinem Natrlichen waren Leibe, nicht mehr auff Erden noch im Abendmal sey, sondern alleine im Himel, da er hinauff, hinauff, sursum, eingenomen, vmbschlossen vnd versperret sey. Also verdolmetschen oder verkeren die Sacramentirer auff jren vorteil vnd schwarm den Text der Bibel, vnd die newen Wittenberger fallen also von D. Luthers translation „qui assumptus est in coelum“, „der von euch ist auffgenomen gen

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Himel“.107 Also hastu, lieber Christ, die Sacramentschwermerische art der newen Lerer zu Wittenberg wider D. Luther. || [D 3v:] Von dem sitzen Christi zur rechten Hand des Vaters verdrehen, verzwicken vnd verstecken sie den schwarm der Sacramentirer, setzen aber jre grnde vnd rede, das, wenn sie heut oder morgen mehr lufft vberkomen mchten, sie mit vollem Siegel mchten herausfaren.108 Sie geben fr, das die Menschliche natur in Christo hab nach der glorification viel herrligkeiten vnd vorzge fr andern Creaturen bekomen. Aber das Christus auch nach seiner Menschlichen Natur knte sein, wo er seinem Worte nach als im Abendmal wolte sein, das vertuschen sie, damit sie den schwarm bergen mgen.109 Sie brauchen gemeine110 wrtlin, welche die Sacramentirer auch pflegen zu brauchen. Jtem an andern orten des Catechismi faren sie etwas mehr heraus als im Artikel „empfangen vom heiligen Geiste“. Denn sie sagen also: „Creatura non est viuificatrix“, „Die Creatur macht nicht Lebendig“.111 Das ist indistincte, ohne vnterscheid gered. Denn sie hetten sollen darzu setzen „sola aut per se“, „alleine oder aus sich selbst“. Aber sie spielen mit worten vorher auff der Sacramentirischen geigen, denn sie sagen auch von Christi fleisch, das es kein ntze sey, als were die Menschliche Natur in Christo auch nicht Viuificatrix, lebendig machend. Es folget auch bald Erklerung drauff: Wie Logos, das ist Gottes Son, ist Viuificator, ein Lebendigmacher in der Schpffung (da er noch nicht Mensch war), also werden auch jtzt die an jhn gleuben durch jhn, nemlich Logon, Gottes Son, lebendig gemacht. Jn diesen worten gehen sie alleine auff die Gttliche Natur Christi, das die- || [D 4r:] selbe Lebendig mache. Der Menschlichen aber in Christo geschweigen sie. Vnd bald darauff setzen sie, das dieser Mittler one vnterlas fr die Kirche bete vnd allezeit vnd allenthalben bey der Kirchen sey, sie erhalte vnd beschtze. Solche wolthaten (hre vnd mercke drauff), ob sie wol der Person zugeeignet werden, doch seien es WERCKE der Gttlichen NATVR, die Allmechtig. Dieses sind rede vnd lere der Sacramentirer, welche Christi Natur trennen in den wolthaten vnd wercken. Denn diese beide wort, nemlich Wolthat vnd wercke, setzen sie selbst. Dauon schliessen sie die menschliche Natur in Christo aus. Daraus folget der Sacramentirer schwarm mit vollem gewalt, das die Menschliche Natur in Christo nicht allezeit vnd allenthalben, wo er nach seinem worte wil vnd sich hin verbunden hat, bey seiner lieben Kirchen sey. Das mag geschwermet heissen auff Sacramentirische weise. Haben sie

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sich noch nicht bey der grossen herausragenden klawen112 lassen mercken? Jtem solches wird ferner erkleret in jren Orationibus et Disputationibus,113 da sie alle realem communicationem auff Sacramentschwermerische art haben verworffen vnd alleine verbalem setzen wider Gottes Wort vnd D. Lutherum, item in Ferinarij Buch,114 welches eines schlages mit jnen ist. Wenn nun die newen Wittenberger wollen wider zurechtkomen, das115 wir jnen von Hertzen wnschen, so mssen sie sich offentlich vnd klar bekennen zu den Streitbchern Lutheri, darin der Sacramentirer jrthume von dem reumlichen sitzen vnd dem be- || [D 4v:] schlossenen Leibe Christi allein im Himel aus Gottes Wort Grndlich sind widerlegt. Faren sie aber fort, so fallen sie jmer je weiter abe von Gottes Wort vnd Lutheri meinung vnd bleiben in der angefangenen Sacramentschwermerey.
IIII. Verfelschung der Lere vom Gesetz vnd Euangelio.
Es ist sehr war geredet, das kein Jrrthumb alleine bleibet, sondern wie der krebs kreucht vnd greiffet er jmer weiter. Das sihet man auch in diesen newen Lerern. Denn weil sie in der Sacramentschwermer Jrrthum gerahten, so mssen sie in mehr Jrrthume sich einlassen.Nun hat aber D. Luther mit hchstem vleis der Antinomer Schwermerey widerlegt, welche das Gesetz Gottes verkleinerten vnd aus dem Euangelio beides die Rew vnd den Glauben leren wolten, vnd dargegen den rechten vnterscheid zwischen Gesetz vnd Euangelio fein klar vnd herrlich an tag gegeben. Aber diese newen vnd jungen Theologi fallen mit vollem gewalt wider in der Antinomer schwermerey. Denn sie sagen C. 4 im Catechismo, das dem ewigen fluch des Gesetzes das Euangelion entgegenhalte die Predigt poenitentiae, der Busse.116 Jtem G. 4, das Gesetz sey nur eine halbe busse, aber das Euangelium sey vere, das ist:

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eigentlich vnd rechtschaffen, eine Predigt der Busse.117 Jtem A. 4: || [E 1r:] Jn diesen Worten werden Gesetz vnd Euangelium gegeneinander gehalten vnd doch gesagt, das Euangelium halte dem Gesetz entgegen das Euangelium, welches sey die Predigt der Busse. Jtem das Euangelium sey die ware Predigt der Busse, das Gesetz nicht.118 Denn es ist eine Antithesis, das ist, beide Leren werden gegeneinander gehalten. Aber so redet Gottes Wort nicht, sondern gibt einer jedern Lere, wenn sie eigentlich gegeneinander gesetzt vnd gehalten werden, jre eigene Proprietet vnd eigentschafft, als das in der Bekerung des Menschen zu Gott nur durchs Gesetz kome Erkentnis der Snden, Ro. 3; 7,119 vnd durchs Euangelium erkentnis Christi vnd vergebung der Snde, welche mit dem Glauben ergriffen vnd angenomen wird, Roma. 1; 3.120 Es ist wider D. Luthers Lere, der da wider die Gesetzstrmer sagt, das vnmglich sey, die Snde zu erkennen, denn aus dem Gesetz, vnd vergebung der Snden, denn aus dem Euangelio.121 Es ist wider die Augsp. Apologia, die solche vnterscheid auch setzet.122 Da mercke lieber Christ, wie Gesetz vnd Euangelion von solchen Leuten durcheinander vermenget vnd der herrliche vnterscheid zwischen den zweien Leren eingerissen vnd ausgeloschen wird. Jtem sie sagen, das Gesetz zeige nur alle Snde, die wider das Gesetz gehen. Aber den Son Gottes nicht kennen, den vnglauben an jn, die verachtung des Sons vnd die verzweiuelung straffe es nicht. Aber das Euangelium ALLEJNE offenbare vnd straffe die Snde. || [E 1v:] Solche erschreckliche rede ist in der Christenheit nicht erhort denn von alten vnd newen Antinomern. Denn was kan grewlicher geredt werden, denn das Gottes Gesetz nicht straffe diese Snden, als nemlich den Son Gottes (mercke den Son Gottes) nicht kennen, nicht an jn gleuben, jn verachten, verzweiueln? Redet nicht das erste Gebot vom rechten Gotte, der da ist der Vater, der Son vnd der heilige Geist, vnd gebeut, das man den Gott erkennen, jme gleuben sol, vnd straffet andere Gtter haben, darein verachtung des Sons Gottes vnd verzagung gehret? Lasse das Catechismuslerer sein? Das mag doch ja ein langes ohre sein, dabey man die falschen Propheten er

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kennet.123 Ob sie aber schreien wolten, so mus man sie doch feste bey diesen grossen ohren, welche sie jhnen selbst auffgesetzt, halten, das sie von verachtung des Sons Gottes reden.Sie werden sagen, sie reden von der Menschwerdung des Sons Gottes vnd seinem verdienst etc. Aber da sehen die ohren, das sie solches nicht gedencken, sondern nur vom Sone Gottes reden. Derwegen sind diese Lerer verfelscher des ersten Gebots Gottes vnd des Catechismi Lutheri vnd anderer rechtlerenden, in deme das die wissenschafft die annemung vnd ehre des Sons Gottes nicht im ersten Gebot erfordert, noch die Snde gegen jn darinnen offenbart vnd gestrafft solte werden. Vber das, wenn sie gleich diese jhre ohren abschneiden vnd es anders drehen, das das Gesetz von der Menschwerdung vnd Demut des Sons Gottes nicht wisse, so setzen doch alle rechtlerende in das erste || [E 2r:] Gebot den Glauben an Christum, weil das Euangelium das Gesetz erkleret vnd demselben hilfft, Rom. 3.124 Derwegen ists eine falsche, grewliche vnd verkerliche Lere, in der Christenheit frgeben, das das Euangelium in seinem eigentlichsten Ampt auch Snde offenbare vnd straffe, schrecke vnd verdamme. Denn 2. Corinth. 3 sagt Paulus, das Gesetz sey ein wort oder Ampt des todes, aber das Euangelium sey ein Ampt des lebens.125 Die gantze Christenheit hat bisher gelernet, das Gesetz sey ein Spiegel zart, der vns zeige vnser Snde art, schrecke vnd tdte. Aber das Euangelium sey eine frliche botschafft, die den Snder wider trstet vnd lebendig machet.126 Nu machen diese newe Lerer das Euangelium zu eim schreckenden vnd tdtenden worte. Denn sie reden hie nicht in gemein vom Euangelio oder gantzem predigampte, sondern in specie, da Gesetz vnd Euangelion gegeneinander gehalten vnd vnterscheiden werde. Das heisset ja wider offentlich

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einwerffen, einstrmen, vnter die fsse tretten, was D. Luther hieuon geleret hat. Jtem sie vnterscheiden Judae vnd Petri Rewe, merck jre Rewe, Pezelius machts in seiner ausgegangener Oration grber, das Judae Rew sey aus dem Gesetze, Petri aber aus dem Euangelio.127 Aber aus Gottes Wort vnd Lutheri Lere haben die Christen bisher gelernet, das zweierley Busse sey vnd Judae vnd Petri Busse sind zu vnterscheiden, nicht im ersten Teil der Busse, das ist in der Rewe oder Erkentnis der snde, denn sie beide aus dem Gesetz jre Rew bekomen, sondern || [E 2v:] aus dem andern teil der Busse, nemlich das Petrus durch den Glauben an Christum sich auffgerichtet, Judas aber nicht, sondern hat verzweiuelt.Jtem sie setzen G. 3 diese beschreibung der Rewe: Rewe ist erschrecken ob Gottes zorn wider vnsere Snde vnd jme lassen leid sein, das wir Gott erzrnet haben.128 Aber sie gedencken nicht, wie gebreuchlich, aus welcher Lere die Rewe herfliesse. Vrsach ist die: Denn sie leren, das sie nicht allein aus dem Gesetze, sondern auch aus dem Euangelio herkome, da sticket es jnen.129 Derwegen augenscheinlich vnd greiflich, das diese newe Lerer zu Wittenberg den grund Gttlicher warheit vnd Lutheri Lere einreissen. Aber dauon ist weitleufftiger bericht geschehen im Bchlin De veteri et noua antinomia.130 Wollen sie nu hie zurcke, so mssen sie diese wort in jrem Catechismo auskratzen vnd widerruffen. Wo sie aber frder wollen, so bleiben sie offentliche Gesetzschwermer.
V. Verfelschung von der Lere der Disciplin oder eusserlicher zucht.
Sie setzen klar C. 3, das die Disciplin, das ist eusserliche zucht, sey eine frerin zu Christo, poedagogia in Christum, welches eigentlich heisset eine frerin in Christum.131 Solche Lere ist eine offentliche verfelschung des spruchs S. Pauli, Gala. 3: g „Das Gesetz ist vnser zuchtmeister gewesen auff Christum, das wir durch || [E 3r:] den Glauben gerecht werden.“g132 Denn das verstehet ja ein jeder einfeltiger Christ, das Lex, Gesetz, vnd Disciplina, eusserliche zucht, nicht einerley, sintemal das gttliche Gesetz viel mehr begreifft denn die eusserliche zucht oder disciplin. Vnd hat kein verstendiger

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Lerer jemals gesagt, das Lex et disciplina, Gesetz Gottes vnd eusserliche zucht, ein ding sind.Jtem die Erbare Heiden haben auch Disciplinam gehabt. Ja die Trcken haben wol bessere Disciplin vnd eusserliche Zucht in etlichen stcken denn viel Christen. Wie? Solte man denn nun von derselben sagen, das jre eusserliche Zucht were eine frerin in Christum? Das ist warlich auch die Bibel gar grblich reformirt vnd gemeistert, wie diese junge Theologen an vielen rtern in diesem Catechismo gethan. Zwar das Tridentinische Concilium,133 Jsengrin134 vnd andere Papisten Leren vnd schreiben, das eusserliche Zucht vnd Tugende auch vor der gnade causae praeparantes, das ist feine vorbereitung zur Gnaden vnd seligkeit des menschen, seien. Aber es ist ein grober Antichristischer Jrrthum vnd ist gewaltig in vnsern Kirchen widerlegt. Derwegen mssen sie allhier auch zurck mit ehren, oder mit schanden vnd verfhrung der Kirchen fortfaren.Wir wollen hier nicht melden beide krtze halben vnd auch das ein jeder Christ, wie wir achten, leichtlich es selbst sehen kan, andere stcke, da sie in die Bibel hawen, als:Das sie setzen C. vlt., das alle geschaffene ding, beide sichtlich vnd vnsichtbarlich, sind aus nichts geschaffen,135 welche Wort Mosen reformirn vnd mei- || [E 3v:] stern, welcher beschreibt, wie Himel vnd Erden aus nichts gemacht. Aber darnach viel Creaturen aus wasser vnd der erden vnd also nicht alle Creaturen aus nichts gemacht sind, Gene. 1.136 Aber die newen Theologen rumpeln in die Bibel jres gefallens.137 Jtem E. 3, das Christus werde purgiren138 Himel vnd Erden vnd eine newe gestalt machen.139 Esai. 66. Aber Esaias sagt nicht von purgiren, sondern sagt, das Gott newe Himel vnd Erde machen wolle.140 Jtem solches erkleret S. Petrus 2. Epistel 3. Capit., das die Himel vnd Element werden zurschmeltzen vnd zergehen.141 Jtem Apoc. 21.142 Aber da wollen wir mit jnen nicht vmbstreiten, zeigen alleine an, das sie wider den Text reden. Jtem das sie newe Bepstische reden in die Kinder Schulen vnd in den Kinder Catechismum bringen de positiuis

|| [354]
et priuatiuis gratijs,143 one alle not, vnd man nicht weis, was dahinter steckt vnd gesucht wird. Jtem in der Beicht G. vlt., man sol in genere beichten.144 Nun ist wol war vnd recht, das man keinen zwingen sol, das er ein spezialerzelunge aller seiner Snden anstellen sol. Denn solches were Bepstisch vnd vnmglich vnd eine newe stockerey145 der gewissen. Jedoch hat D. Luther fein im kleinen Catechismo geleret, wie die einfeltigen ein jeder nach seinem beruff in warer demut sol etliche Snde erkennen vnd fr dem Beichtuater beklagen, das er darinnen schuldig vnd bitten vmb trost.146 Jtem wer sonderliche beschwerung etlicher snden habe, das jme frey stehe, dieselbe dem Beichtuater heimlicher, vertraweter meinung zu klagen vnd sonderlichen trost darin zu bitten. Jtem wo jemands in offentliche vnd ergerliche || [E 4r:] Snde gefallen, solte der seinem Seelsorger nicht anzeigen, das jme dieselbe snde leid vnd wolle sich bessern? Man erfehret auch, das viel das wrtlin „in genere seine Snde beichten oder sich fr einen Snder erkennen“ also verstehen, das der Seelsorger nicht macht habe, in specie jnen frzuhalten, das sie in denen oder jenen stcken gesndiget,147 vnd geben schnarchens fr,148 wenn man sie auff jre Spezialsnde fret, dauon die jungen Lerer, in der Kirchen noch vngebet, vielleicht noch nicht viel wissen. Derwegen ntig, das erklerung dabey geschehe. Jtem es werden viel Definitiones der iugende gesetzet gar auff Heidnische weise, da aus Gottes wort etwas notwendig darbey zu setzen. Endlich ist es nur ein Schaffspeltz, das sie in der Vorrede D. Lutheri Catechismum nicht verwerffen.149 Denn er wird zimlich geringlich angezogen. Frs ander leschen sie Luthero mit dem newen Catechismo die schnen Definition der Tauffe vnd des Abendmals des Herrn aus. Frs dritte reissen sie die hchsten leren im Catechismo vnd erklerung Lutheri von der Himelfart Christi, seinem sitzen zur rechten hand, die Lere vom Gesetz, vom Euangelio, von der Tauffe, vom Abendmal, von

|| [355]
der Beicht, von seiner deudschen Bibel, von seinen streitbchern wider die Sacramentschwermer vnd Gesetzstrmer ein, wie oben genugsam dargethan.Solches zeigen wir einfeltiger, auffrichtiger, christlicher meinung an, erstlich, das wir Gotte vnserm Herrn solche Bekentnis schuldig vnd die Lere der Bibel vnd D. Luthers helffen wider die verfelscher retten. || [E 4v:] Frs ander, das die newen Theologen nicht so geschwinde im schreiben fahren vnd, weil sie zu weit aus der bahn gewischt vnd in die Lufftsprnge von der hohen zinne des Tempels150 sich begeben, wider zurckgehen vnd die Jrrthume widerruffen vnd corrigirn, erkleren sich auch deutlich, das sie mit Luthero die Sacramentschwermer verdammen. Endlich, da sie ja nicht wollen sich zurechte lassen fren vnd alle vnterrichtung vnd warnung hochmtiglich verachten vnd nur mit scheltworten wollen durchbrechen, das vnser Bekentnis bey der Kirchen leuchte vnd etlichen dienen mge zur warnung, zur vorsichtigkeit vnd zum gebet.Jhesus Christus, der da sitzet zur rechten der Maiestet, erbarme sich der betrbten Kirchen, bringe aus vnendlicher gnaden die jrrenden wider zurechte, wehre allen, die frsetzlich jrrthume ausbreiten, vnd erhalte seine arme Christen in rechtem Glauben, Bekentnis, Gedult vnd bestendigkeit bis ans ende vnd kome ja bald vnd erlse die seinen aus der betrbten Welt ins ewige Leben, Amen.
D. Johannes Wigandus.D. Tilemanus Hesshusius.D. Johan. Fridericus Coelestinus.D. Timotheus Kirchnerus.

Textapparat
a a-a In allen Drucken durch eine größere Type hervorgehoben.
b b-b In allen Drucken durch eine größere Type hervorgehoben.
c c-c In allen Drucken durch eine größere Type hervorgehoben.
d d-d In allen Drucken durch eine größere Type hervorgehoben.
e e-e In allen Drucken durch eine größere Type hervorgehoben.
f f-f In allen Drucken durch eine größere Type hervorgehoben.
g g-g In allen Drucken durch eine größere Type hervorgehobe

Kommentar
1 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 94–288. Die Autoren beziehen sich in ihren Stellenangaben auf die Blattzählung der Wittenberger Erstausgabe (VD 16 C 1553), die noch keine Illustrationen und keine Seitenzählung aufweist, vgl. die Einleitung zu unserer Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 88f. Im Folgenden werden die entsprechenden Seiten in dem in unserer Ausgabe edierten Druck VD 16 C 1552 nachgewiesen.
2 Schandschriften. Vgl. Art. Schandschrift, in: DWb 14, 2156.
3 Vgl. Mt 5,15 par.
5 Vgl. Jes 56,10.
6 zuerst. Vgl. Art. erst 14), in: DWb 3, 993f.
7 gurren, Geräusch des Mißfallens machen; vgl. Art. kurren, in: DWb 11, 2816.
13 sich beklagen; vgl. Art. Zeter, in: DWb 31, 808.
14 Gemeint sind die Auseinandersetzungen um die Sakramentslehre, den Antinomismus und den Synergismus in der Rechtfertigungslehre.
15 Aufrührer und Rädelsführer.
16 Vgl. Ps. 119,105.
17  im Allgemeinen.
18 absolut.
19 Dekan.
20 Vgl. Ex 32,4.
21 Vgl. Mt 13,25.
22 Vgl. Joh 3,20.
23 In den Auseinandersetzungen mit den Theologen in Jena veröffentlichten die Wittenberger zahlreiche Schriften unter der Autorenangabe „Wittenberger Theologen“, „Studenten“ oder „ Professoren“. Vgl. die Datenbank auf http://www.controversia-et-confessio.adwmainz.de, Sucheingabe „Autor = Wittenberg“.
25 Anspielung auf die „Dunkelmännerbriefe“, anonym erschienene satirische Schriften, mit denen deutsche Humanisten in der Reuchlin-Pfefferkorn-Kontroverse das schlechte Latein und die mangelnde Gelehrsamkeit der Gegner Reuchlins aufs Korn nahmen. Vgl. Siegfried Raeder, Art. Epistolae obscurorum virorum, in: RGG4 2 (1999), 1377f.
26 doppeldeutig redet. Vgl. Art. Schraube 4), in: DWb 15, 1651.
27 reden undeutlich. Vgl. Art. breymaul, in: DWb 2, 355. Vgl. auch Martin Luther, Sendschreiben an die zu Frankfurt a. M. (1532), in: WA 30/III, 561,26.
28 plagen, ärgern; vgl. Art. vexieren, in: DWb 26, 37.
30 Vgl. Apk 3,15.
31 zersticht.
32 zerstört.
33 zur Tarnung, als Vorwand.
34 Vgl. Christoph Lasius, Fundament Warer vnd Christlicher Bekerung / Wider die Flacianische Klotzbus / aus vier Irrthumen widers Fundament ersetzt / Klerlich erwiesen / vnd grndlich widerlegt [...], Wittenberg 1568 (VD 16 L 568). Lasius studierte bei Melanchthon, hatte verschiedene kirchliche Ämter inne und trat mit scharfer Polemik gegen Flacius hervor. Vgl. Heinrich Holtzmann, Art. Lasius, Christoph, in: ADB 17, 733.
35 Vgl. Petrus Praetorius, Der Kleine Catechismus Doctoris Martini Lutheri. Fr die Jugent vnd Einfeltigen der Christlichen Gemeine / in Knigsbergk / zu derselben jerlichen vnterweisung die Fasten vber / mit etlichen nothwendigen Fragestcken kurtz vnd einfeltig erkleret [...], Wittenberg 1563 (VD 16 L 5105). Prätorius studierte in Wittenberg und promovierte 1554; seine Stelle als Superintendent in Königsberg in der Neumark musste er 1563 aufgeben, weil Tilemann Heshusius seine Bearbeitung von Luthers Kleinem Katechismus als kryptocalvinistisch kritisiert hatte. Vgl. Johannes Bolte, Art. Praetorius, Petrus, in: ADB 26, 533f.
37 Vgl. Mt 7,15.
39 den Narren zu fassen bekommen; Hasenkopf = törichter Mensch, Narr. Vgl. Art. Hasenkopf, in: DWb 10, 538.
40 Zur Tauflehre vgl. „Wittenberger Katechismus“, 123–126, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 272–276.
41 getadelt.
42 Aussagen Martin Luthers über die Tauflehre der „Sakramentsschwärmer“ gibt es in zahlreichen Schriften und Predigten. Vgl. etwa Der Große Katechismus (1529). Von der Taufe, in: BSLK 692; Reihenpredigten über Johannes 6–8 (1530/32), in: WA 33, 119. Allerdings finden sich keine direkten Äußerungen zu dem Begriff der obsignatio/Versiegelung im Zusammenhang mit der Taufe.
44 Martin Luther, Der Kleine Katechismus. Die Taufe 10, in: BSLK 516,16–22.
45 Darüber hinaus.
47 Martin Luther, Der Kleine Katechismus. Das Sakrament der heiligen Taufe, in: BSLK 515,36–516,2.
48 Vgl. Martin Luther, Der Große Katechismus. Von der Taufe, in: BSLK 695,43.
49 Vgl. Martin Luther, Der Große Katechismus. Von der Taufe, in: BSLK 698,19f.
50 Vgl. Anm. 46.
51 Das ist der Sachverhalt, mit dem alles steht und fällt.
52 heimlich geredet; vgl. Art. mucken 2), in: DWb 12, 2609.
53 Vgl. Martin Luther, Der Kleine Katechismus. Das Sakrament des Altars, in: BSLK 519,41–520,2.
54 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 127, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 278.
55 Die Jenaer Theologen spielen auf eine Äußerung Bezas im Religionsgespräch von Poissy an. Vgl. ORation des Edlen vnnd Hochgelerten Herren Theodori von Beza / dieners des Worts Gottes / das an gefangen Gespräch in Franckreych / von Religions sachen belangende [...], Heidelberg 1561 (VD 16 B 2523), D 4r: „so man auf die ort sihet / wie weit die voneinander gelegen sein [...] so sagen wir / dz sein leib so weit von brot vn von wein abgesundert ist so fern der aller oberst himel von d(er) erden.“
56 Vgl. Pierre Bouquin, EXEGESIS DIVINAE ATQVE HVMANAE ΚΟΙνωνίας. Autore PETRO BOQVINO D. Theologo [...], Heidelberg 1561 (VD 16 B 6837); ders., CANONES QVIBVS DEFENDITVR ΔΙΑΝΟΙΑ IN VERBIS CHRISTI, HOC EST CORPVS MEVM: ET CONTROVERSIAE DE COENA DOMIni [...] dijudicandae certissima ratio demonstratur, Heidelberg 1563 (VD 16 B 6835). Bouqin, ursprünglich Karmeliterprior in Bourges, promovierte dort in Theologie, musste wegen seiner protestantischen Lehre Frankreich verlassen, wurde 1557 Professor in Heidelberg und arbeitete am Heidelberger Katechismus mit. Bouquin vertrat seine reformierten Positionen unter anderem beim Maulbronner Gespräch 1564. Vgl. Friedrich-Wilhelm Bautz, Art. Bouquin (Boquinus), Pierre, in: BBKL 1, 718.
58 Sic! Gemeint ist, wie auch aus dem Folgendem hervorgeht: des Leibs.
59 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 128, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 278.
60 verdeckten, verschleiernden.
61 Abhandlung. Zur Abendmahlslehre vgl. den „Wittenberger Katechismus“, 126–132, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 276–286.
62 plötzliche Entfernung; vgl. Art. entrücken, in: DWb 3, 589.
63 Vgl. Mt 26,26–28 par.
64 Randbemerkung, Kommentar.
65 rhetorische Figur, hier: rhetorischen Kunstgriff, uneigentliche Redeweise.
66 Das alles wird mit Schweigen übergangen und es wird so getan, als sei niemand zuhause. Die Autoren bedienen sich der im 16. Jahrhundert beliebten Personifizierung des Niemand, vgl. Hannes Fricke, „Niemand wird lesen, was ich hier schreibe“. Über den Niemand in der Literatur, Göttingen 1998.
68 Vgl. Paul Eber, Vom heiligen Sacrament des Leibs vnd Bluts vnsers HERren IESV CHRISTI Vnterricht vnd Bekentnis [...], Wittenberg 1562 (VD 16 E 64), 349–360. Eber, Generalsuperintendent und Theologieprofessor in Wittenberg, verneint hier den mündlichen Empfang des Leibes und Blutes Christi durch die Ungläubigen und Gottesverächter. Solchen „Sewen vnd Hunden“ (ebd., 360) wolle der Herr Christus seinen Leib und sein Blut nicht mitteilen. Zu Eber vgl. Heinz Scheible, Art. Eber, Paul, in: RGG4 2 (1999), 1040.
70 aussäen.
71 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 131f, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 282. 284.
72 ein reines Zeichen.
74 Gemeint ist das Corpus doctrinae Philippicum, das seit 1566 offizielle kursächsische Bekenntnisgrundlage war: CORPVS Doctrinae Christianae. Das ist / Gantze Summa der rechten waren Christlichen Lehre des heiligen Euangelij / nach jnnhalt Göttlicher / Prophetischen vnd Apostolischen Schrifften / in etliche Bücher gantz richtig / Gottselig / vnd Christlich verfasset / Durch den Ehrnwirdigen Herren Philippum Melanthonem. Zu nutz vnd anleitung der Pfarherrn vnd Kirchendienern / vnnd aller andern Christlichen Haußwirten vnnd bekennern vnserer warhafftigen Religion [...], Leipzig 1560 (VD 16 G 2894). Es enthielt nach den drei altkirchlichen Symbolen die Confessio Augustana (in den deutschen Ausgaben die editio von 1533, d.h. die prima variata; in den lateinischen die editio von 1542, d.h. die tertia variata), außerdem die Apologie der CA (deutsch 1540, lateinisch 1542). Darauf folgte die Confessio Saxonica (1551), die Loci Theologici (1556), das Examen Ordinandorum (1554), die Responsio ad articulos Bavaricae inquisitionis (1559) sowie die Refutatio erroris Serveti et Anabaptistarum. In der lateinischen Fassung des Corpus Doctrinae wurde zusätzlich die Responsio de controversia Stancari (1553) abgedruckt. Vgl. auch Dingel, Melanchthon und die Normierung, 203f.
75Albert Hardenberg (ca. 1510–1574), Prediger am Dom in Bremen, musste nach langjährigen Streitigkeiten um seine Abendmahlstheologie und einer Verurteilung auf dem Kreistag des Niedersächsischen Reichskreises am 8. Februar 1561 in Braunschweig sein Amt aufgeben; vgl. Wim Janse, Albert Hardenberg als Theologe. Profil eines Bucer-Schülers, Leiden 1994 (SHCT 54), 89.
77 zum Narren halten und betrügen, hinters Licht führen.
78 ein betrügerisches Vorgauckeln.
79 Vgl. Anm. 55.
80 das Gesagte, hier: die Einsetzungsworte.
81Andreas Bodenstein, gen. Karlstadt.
83 lossagen, distanzieren; vgl. Art. entbrechen 3), in: DWb 3, 503.
84 CA X, in: BSLK 64,5f.
85 Der Augsburger Religionsfriede von 1555 gewährte – neben den Anhängern des alten Glaubens – lediglich den Augsburger Religionsverwandten reichsrechtliche Duldung. Auf welche Fassung der Confessio Augustana sich der Frieden allerdings bezog, blieb offen. Vgl. dazu Dingel, Bekenntnisbildung, 52f.
86 die Scham abgelegt, die Zurückhaltung aufgegeben. Vgl. Art. Schamhut, Schamhütlein, in: DWb 14, 2117.
87Johannes a Lasco, polnischer Adliger und Leiter der Flüchtlingsgemeinden in London und Frankfurt am Main, berief sich in seinen Schriften gegen die Angriffe Joachim Westphals und in seinem Gespräch mit Johannes Brenz 1556 auf die CA variata von 1540. Vgl. Henning Jürgens, Johannes a Lasco. Ein Leben in Büchern und Briefen, Wuppertal 1999, 80–83.
88 In der CA variata von 1540 fehlt die Verwerfung der Gegenlehre; von Leib und Blut heißt es nicht mehr „vere adsint et distribuantur“, sondern „cum pane et vino vere exhibeantur“. Vgl. CA X, in: BSLK 64,2–6; 65,45f.
89 Martin Luther, Kurzes Bekenntnis vom heiligen Sakrament (1544), in: WA 54,155,29–156,5.
91 Vgl. Ex 32,4. Die Jenaer werfen damit ihren Gegnern vor, ihre Abendmahlslehre zu einem Wahrheitskriterium und Abgott zu machen.
92 widerrufen.
93 Im sog. Zweiten Abendmahlsstreit kam es im Gefolge des Consensus Tigurinus von 1549 ab 1552 zu erneuten Auseinandersetzungen um Christologie und Abendmahlslehre zwischen den genannten lutherischen und Schweizer Theologen; vgl. Lohse, Dogma und Bekenntnis, 129–134, und Neuser, Dogma und Bekenntnis, 272–281.
94 Zur Lehre von der Auffahrt Christi und seinem Sitzen zur Rechten Gottes vgl. „Wittenberger Katechismus“, 72–74, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 202–208.
96 Vgl. die Übersetzungen dieser Stelle durch Luther von 1522: „wilcher mus den hymel eynnehmen“ und von 1546: „welcher mus den himel einnemen“, in: WA.DB 6/1, 428f.
100 Die Jenaer Theologen beziehen sich auf die Übersetzung von Act 3,21 in folgender Ausgabe: PENTATEVCHVS. LIBER IOSVE. LIBER IVDICVM. LIBRI REGVM. NOVVM TESTAMENTVM [...], Wittenberg 1529 (VD 16 B 2594/ZV 1534), O 1v: „et miserit eum qui praedicatus est vobis Ihesum Christum, quem oportebat coelo suscipi donec restituantur omnia.“ Vgl. WA.DB 5, 728.
101 Vgl. Anm. 96.
102 Vgl. Die gantze Bibel der vrsprünglichen Ebraischen vnd Griechischen waarheyt nach / auffs aller treüwlichest verteütschet. Getruckt zů Zürich bey Christoffel Froschouer / im Jar als man zalt M. D. XXXI. Faksimile-Ausgabe Zürich 1983, Das ander Teil, 250v.
103 Die Autoren beziehen sich auf die 1569 durch den Heidelberger Professor Immanuel Tremellius edierte Ausgabe der antiken syrischen Übersetzung des Neuen Testaments, in der das griechische Original und die syrische Version jeweils mit lateinischer Übersetzung abgedruckt waren, und auf die sich die Wittenberger in ihren „Fragstück“ bezogen hatten. Vgl. Η ΚΑΙΝΗ ΔΙΑΘΗΚΗ. TESTAMENTVUM NOVVM. Est autem interpretatio Syriaca Noui Testamenti, Hebraeis typis descripta, plerisque etiam locis emendata. Eadem Latino sermone reddita [...], Genf 1569, 333v–334r: Die lateinische Übertragung des Griechischen lautet dort „Quem oportet quidem caelo capi“, die der syrischen Fassung „Quem oportet caelos excipere“.
104 Vgl. hierzu die Übersetzung von Act 3,21 durch Beza von 1565: „Quem oportet quidem caelo capi“ und seine Interpretation dieser passivischen Übersetzung: „Caelo capi, τὸν οὐρανὸν δέξασθα, Id est, Caelo contineri. [...] Quod autem passiuum dicendi genus potius quam actiuum vsurpauerimus, factum est a nobis, vt amphibolia omnis vitaretur. Nam operae pretium est in Ecclesia Dei extare perspicuum hoc testimonium, aduersus istos qui pro eo quod fide ascendendum est nobis in caelos, vt capiti nostro coniungamur, Christi corpus vel iterum e caelo, veluti Iouem quendam Elicium, censent, atque adeo pertinacissime tuentur nobis euocandum: vel adhuc in terris versari existimant.“, Theodor Beza, IESV CHRISTI D.N. Nouum testamentum, siue Nouum foedus. Cuius Graeco textui respondent interpretationes duae: vna, vetus: altera, noua, Theodori Bezae, diligenter ab eo recognita [...], Genf 1565, 18. 1567 wiederholte Beza die passivische Übersetzung von Act 3,21 ebenfalls in einer exegetischen Schrift: Theodor Beza, IESV CHRISTI D. N. Nouum testamentum, Gr. et Lat. [...], Genf 1567, 183.
107WA.DB 6, 421.
108 mit vollem Segel, d.h. mit großem Antrieb an die Öffentlichkeit gehen.
109 ihre erdachte Lehre unterbringen können.
110 übliche.
111 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 63, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 188.
112 Klaue, also der Pferdefuß des Teufels, vgl. Art. Pferdefuß, in: Lutz Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg 1994, 1169. Gemeint ist, dass die Wittenberger sich schon durch ihre Lehre als teuflisch offenbart haben.
113 Die Jenaer Theologen spielen an auf den Sammelband DE PRAECIPVIS HORVM TEMPORVM CONTROVERSIIS: PROPOSITIONES, ORATIONES ET QVAESTIONES, CONTINENTES SVMMAM CONFESSIONIS ACAdemia VVitebergensis, congruentem cum perpetua sententia purioris et orthodoxae antiquitatis, Wittenberg 1570 (VD 16 W 3749), der unter anderem auch die Doktordisputation vom 5. Mai 1570 enthielt, in der die „Communicatio Idiomatum realis“ eine deutliche Absage erhalten hatte. Vgl. ebd., E 8r–F 1r. Vgl. unsere Ausgabe, Nr. 1: Propositiones (1570), 25–74.
114 Vgl. Johannes Ferinarius, ORATIO DE PERPETVA PRAESENTIA FILII DEI IN GENERE HUMANO, ET IN ECCLEsia, inde ab initio Mundi, vsque ad reditum ipsius ad iudicium [...], Wittenberg 1567 (VD 16 W 3082). Ferinarius studierte in Wittenberg bei Melanchthon, war als Rektor in Schlesien aktiv und übernahm 1566 die Professur für Ethik in Wittenberg. Er war mit Kaspar Peucer und Zacharias Ursinus befreundet. Vgl. Heinrich Kämmel, Art. Ferinarius, in: ADB 3, 711–713.
115 was.
116 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 42, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 158.
117 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 110, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 254.
118 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 8, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 114.
119 Vgl. Röm 3,20; 7,7.
121 Vgl. Martin Luther, Praefatio in disputationem primam contra Antinomos (1537), in: WA 39/I, 362. Vgl. auch die Disputatio prima contra Antinomos (1537), in: WA 39/I, 386–388.
122 Vgl. AC IV, 5–7, in: BSLK 159,30–160,35.
123 Vgl. die Redensart „ jemanden an den Ohren erkennen “ , d.h. jemanden durchschauen, der versucht, einen Makel zu verbergen. Die Redensart geht zurück auf die Geschichte von Midas im 11. Buch der Metamorphosen Ovids, dem Apollon Eselsohren wachsen läßt, vgl. Art. Ohr, in: Lutz Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg 1994, 1113. Die Autoren sehen in den Aussagen der Wittenberger über die Strafwirkung des Gesetzes die Indizien, an denen deren antinomistische Haltung offenbar werde.
124 Vgl. Röm 3,31.
126 Vgl. Paul Speratus, Ein lied vom gesetz vnd glauben / gewaltiglich mit gtlicher schrifft verlegt [Es ist das Heil uns kommen her (1523)], in: Wackernagel III, 31f, Nr. 55, Strophe 3: „ Es war ein falscher won dabei / Gott hett sein gesetz drum geben / Als ob wir mchten selber frei / Nach seinem willen leben / So ist es nůr ein spiegel zart / Der uns zaigt an die sündig art / Jn vnserm fleysch verborgen. “ Strophe 9: „ Es wirt die sündt durchs gsetz erkant / Vnd schlecht das gwissen nider / Das Ewangeli kumbt zů handt / Vnd sterckt den sünder wider / Vnd spricht nůr kreuch zum cretz herzů / Jm gsetz ist weder rast noch rů / Mit allen seinen Wercken “ . Vgl. das sog. „ Achtliederbuch “ : Etlich Christlich lider Lobgesang / vnd Psalm / dem rainen wort Gottes gemeß / auß der heyligen schrifft / durch mancherley hochgelerter gemacht / in der Kirchen zů singen / wie es dann um tayl berayt zů Wittenberg in bung ist. Wittenberg. M. D. Xiiij. [!]. Als Faksimile beigelegt zu JLH 2 (1956). Im EG sind die beiden Strophen ausgelassen, vgl. EG Nr. 342.
128 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 109, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 252.
129 darum geht es ihnen.
131 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 39f, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 154.
133 Vgl. Concilium Tridentinum, Sessio VI, Decretum de iustificatione, in: DH 1525f.
134Martin Eisengrein, römisch-katholischer Theologe, damals Inspektor an der Universität Ingolstadt. Zu seiner Biographie vgl. Bautz, Friedrich-Wilhelm, Art. Eisengrein, Martin, in: BBKL 1 (1990), 1481.
135 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 53, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 172.
136 Vgl. Gen 1,11; 2,7.
137 benutzen willkürlich die Bibel, wie es ihnen beliebt.
138 reinigen.
139 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 75, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 208.
140 Vgl. Jes 65,17.
142 Vgl. Apk 21,1.
143 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 96, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 234. Die Wittenberger verwenden in der Behandlung des Vaterunsers die scholastische Unterscheidung, wie sie sich etwa bei Thomas von Aquin findet, zwischen den gratia positiva und gratia privativa, also den positiven Gaben wie das Kommen des Reichs Gottes oder das tägliche Brot, und den Gaben, die in der Hinwegnahme von etwas bestehen, wie die Vergebung der Sünden. Vgl. Thomas von Aquin, In quatuor libros sententiarum, dist. 1, q. 2, a. 4, quaestiuncula 3. Die Jenaer Theologen kritisieren hier, dass damit unnötigerweise und mit unklarer Absicht auf die scholastische Tradition zurückgegriffen werde.
144 In der von den Autoren zitierten Ausgabe eigentlich auf G 6v, nicht auf G 8. Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 115, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 262.
145 Irreführung. Vgl. Art. Stockerei, in: DWb 19,86.
146 Vgl. Martin Luther, Der Kleine Katechismus. Wie man die Einfältigen soll lehren beichten., in: BSLK 517,8–519,34.
147 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, 115f, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 262. 264.
148 stellen sich schlafend.
149 Vgl. „Wittenberger Katechismus“, A 5r–A 7r, unsere Ausgabe, Nr. 2: Wittenberger Katechismus (1571), 98. 100.
150 Vgl. Mt 4,5
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