Wittenberger Katechismus (1571) - Deutsches Vorwort
bearbeitet von Johannes Hund
[Inhaltsverzeichnis]

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|| [201r] An den christlichen vnd gütthertzigen Leser.

Aus was christlichen vndt wollmeynenden vrsachen dieses catechismus buchlein erstlich in latinischer sprach aus den schriefften des herrn Philippj Melanthonis zusammengezogen vndt fur die knaben in der particularschuelen vf biette vndt anhalten vieler gelertten vndt gottseligen schuelmeister in druck vorordnet, damit es denen, so des herrn Lutherj catechismum gelernet, ferner gleychsam eine vorbereytung sein möchte zu den hohern schriefften vnserer lieben veter vndt praeceptorn, darinnen alle stuck vnserer christlichen religion weytleufftiger gehandlet vndt ausgefuhrt worden sindt, solchs ist nach der lenge vndt getrewlich angezeigt in nachfolgender praefation, so fur dem latinischen catechismo auch zuuor furher gesetzt worden.Doraus gnugsam zu ersehen, das wier den deutzschen catechismum des ehrwirdigen herren doctoris Lutherj als ein edles vndt tewres kleinod in dieser lande kirchen vndt schulen hoch vndt werdt haltten vndt vnser kinder von jugendt auf dartzu mit vleiß vndt ernst gewehnen, vndt das wier nicht aus ehrgeitz, nicht vnsers nutzes halben, nicht vmb zancksucht wiellen, nicht aus eynigem furwitz, sondern allein der jugendt in latinischen schulen, welche || [201v] allgemehlich in studiren weyter gebracht werden sollen, zum besten diese epitomen oder auszugk in form eines latinischen catechismj gestellet, darinnen wier auch nichts newes, nichts frembdes, sondern eben die lehre, die in den bewerthen vndt bekandten buchern vnserer praeceptorn zu befinden vndt in diesen landen bey allen gottsvorstendigen vndt der warheyt vndt friedt liebenden leutten stetts fur recht gehaltten, mit trewem vleiß wiederholet, auch denen allen, so es besser nicht fassen köndten vndt mit der schulen zu Wittenbergk vndt dieser lande kirchen christliche eynigkeit suchten vndt begerten, sich solches buchlins zu gebrauchen frey heimgestellet vndt niemandes vngeburlicher weyse aufgedrungen worden sey.Nachdem aber bißher wieder solchen latinischen catechismum so viel vndt mancherley vorleumbdung vndt lesterschriefft vnder den gemeinen mahn, welcher der latinischen sprach vnberichtet, von denen, so vnder sich der lehre halben selbs nicht eins sindt, ausgesprenget vndt noch kein auffhorens sein will, vnangesehen aller richtigen vndt warhafften vorantworttung, wirdt hiemit auch im nahmen Gottes gemelter latinischer catechismus in deutzscher sprach dem christlichen vndt gutt- || [202r] hertziegen leser furgestellet, nicht das yemandt weiter vrsach zu feindtseligem zanck vndt hader gegeben werde – wie dan derhalben der nahmen, so diesen catechismum angefochten, meldung alhie ausgelassen –, sondern das diejenigen, so bißhero durch die falschen lesterungen vndt giefftigen vorleumbdungen irre gemacht vndt geergert worden, selbst mit eygenen augen sehen vndt im grundt der warheit vorstehen mugen, was doch fur eine lehre in dem buchlin des latinischen catechismj gefasset vndt mit was warheit, gewiessen vndt vorsatz dieses buchleins halben die schuel zu Wittenbergk so gar feindtselig ein zeytlang her geschmehet vndt vorlestert sey.

|| [92]
[Die deutsche Vorrede hat keine Entsprechung im lateinischen Text.]

|| [93]
Was nun christliche hertzen sindt, die bietten vndt vormahnen wier, das sie ihr gewiessen mit vnzeittigem vndt vngegrundtem vrtheilen vndt vordammen nicht beschweren, sondern des ernsten geboths vndt beuehlichs Gottes sich erinnern wollen: „Du solt nicht falsch gezeugnus reden wieder deinen nechsten“,1 item: „Du solt den nahmen deines Gottes nicht vnnutzlich fuhren.“2 Andere, so muttwillig trennung machen vndt die wunden der zuuor hoch betrubten vndt hart vorwundten kirchen je lenger je grösser reyssen vndt nicht allein vnschuldige vndt trewe lehrer vnbillich lestern, sondern auch || [202v] vorfelschung oder vnderdruckung der reinen vndt offentlichen warheit suchen, nur allein, das sie jhre selbst ertichte treume einfuhren vndt bey dem vnerfahrnen hauffen erhaltten mögen, die mussen wier dem gerechten vrthel Gottes befehlen, welchen wier hiemit von hertzen bietten, das er in diesen landen ihme fur vndt fur eine ewige kirche samblen vndt ihme stetts vnder vns einen heyligen sahmen erhaltten
a
vndt seiner göttlichen warheit selbst zeugnuß geben vndt dem sathan vndt allen seinen schuppen3 wiederstehen wolle, damit wier ihm fur die gnedige samblung vndt krefftigen schutz seiner kirchen in diesem leben vndt in alle ewigkeit dancken vndt preysen mögen. Amen. Amen.

Marginalien
a Vgl. Jes 6,13.

Kommentar
3 Anhänger. Vgl. Art. Schuppe, in: DWb 15, 2014
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