Text

190322
Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
|| [120]

190322

Heinrich von Börstel an Fürst Ludwig


Heinrich v. Börstel (FG 78; 1623) bietet an, für F. Ludwig 3000 Taler in Köthen auszahlen zu lassen. Er überschickt F. Ludwig einige der gewünschten Bücher und stellt die weiteren in Aussicht, da sein Bruder Adolph v. Börstel deren Versendung von der Frankfurter Buchmesse aus in einem Brief angekündigt habe. — Bei seinem letzten Aufenthalt in Köthen hat Heinrich v. Börstel eine von ihm entliehene Küchenrechnung wieder der fürstlichen Kammer zustellen lassen. — Er sendet mit seinem Brief einen Auszug aus einem Schreiben seines Bruders Ernst v. Börstel (FG 61; 1623), welchem einige Bücher für F. Ludwig beigefügt gewesen waren. Um für F. Ludwig außerdem eine Arbeit von Pierre Davantes und bestimmte reformierte Bekenntnisschriften zu erlangen, hatte Ernst nach Paris bzw. nach Genf geschrieben.

Beschreibung der Quelle

QLHA Sachsen-Anhalt/ Oranienbaum: Abt. Köthen A 9a Nr. 90 Bd. I, Bl. 36rv u. 38rv [A: 38v], 36v u. 38r vacant; eigenh.; Sig.; Eingangsvermerk F. Ludwigs .

Anschrift

ADem Durchlauchtigen hochgebornen Fürsten vnd Hern, Hern Ludewigen , Fürsten zue
Anhaldt, Graffen zu Ascanien, Hern zue Bernburgk vnd Zerbst etc. Meinem gnedigen Fürsten vnd Herrn etc. Zu S F G selbst eigen handen, Eingangsvermerk: Ps: 23 Martij 619.

Text


Durchleuchtiger, vndt Hochgeborner Furst, Gnediger Herr, Jn entbietung meiner vnterth. gehorsamen dienst Laße EFg ich hiermit unverhalten sein, das do es EFg also in gnaden gefellig, ich mich darnach achten1 wolte, deroselben künfftig dinstagk in der Osterwoche die bewusten 3000a th. zu Cöten ausheben zulaßen,2 So thue deroselben ich auch etzliche bücher von denen, welche Sie begeret hiermitt vnterth. zusenden, Die andere ermangelnde, hoffe ich sollen baltt folgen, wie EFg auß den beylagen gnedig zuersehen Habe auch diese Tage von meinen Bruder Adolph 3 schreiben überkommen, welcher ebendieselbe4 durch die Franckforter Meß herauserfertigen5 wirt,
Die Kuchen Rechnung,6 darmit EFg mier gn. gewilfahret, darfür ich auch noch vnterth. danckbar, Habe ich, wie ich letzst zu Cöten gewesen, in EFg. Cammerb wieder einliefern laßen,
Vor diesmahl nicht mehr, Als das EFg. sambt dero gantzen Furstl. Familie ich dem Lieben Gott zu väterlichem Obhaltt7 entpfele, Verbleibende

EFG Vnterth. vnd gehorsamer diener
Heinrich von Borstell

Von Bernb .8 22. Martij 1619
|| [121]

190322I

Auszug aus einem Brief Ernsts von Börstel an seinen Bruder Heinrich

Beschreibung der Quelle

QA. a. O., Bl. 37rv; 37v vacat; eingelegtes Blatt, Schreiberh.

Text


Verzeichnüs aus Ernst von Börstels 1 schreiben,
Die Bücher vor Jhr F. Gn: Furst Ludwigen , habe Jch mit allem fleiß bestellett vndt vor wenig tagen diese hierbeygefügte empfangena seindt, von Cöln kommen, aldar deß Antesignani Opus2 nicht zufinden gewesen,b Auß beygefügten des keyßerlichen Postmeisters Johan von der Burghden Schreiben zu sehen, Eß ist aber auch nach Pariß geschrieben, Was von dannen kömptt, soll ehistes auch hienaus geschicktt werden, Gestaltt Jch dan auch der begerten Symbolorum3 halben nach Genff geschrieben, vndt deßwegen andtwortt gewertig bin, Bitte freunndtlichen, Nebenst vberschickung gemelter beigefügter Bucher, Mich Jhr F. Gn. vnterthenig zu recommendiren, vndt die moram zuendtschuldigen, Datum ut in literis.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T T I: Der eilige Kopist dürfte vermutlich einige Satzzeichen und Wörter verrückt bzw. ausgelassen haben.
a Aus <1>000
b Eingefügt.

T I
a Konj. empfangen, Sie seindt von
b Konj. gewesen, Wie auß

Kommentar
1 ,beachten', ,Obacht geben', hier etwa ,dafür sorgen.' DW I, 169.
2 Unbekannter Vorgang.
3 Adolph v. Börstel (1591–1656; PA) war „Gentil-homme ordinaire de la Chambre du Roy, Conseiller & Agent" deutscher protestantischer Fürsten am französischen Königshof, s. 231006 u. 231101. Vgl. Bernard Yon: Mais qui était Borstel? In: Mélanges offerts à Georges Couton. Lyon 1981, 137–146.Börstel korrespondierte bis zu seinem Tode (kurz vor dem 14. 7. 1656) mit F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51). Vgl. LHA Sa.-Anh./OB: Bernb. A 10 Nr. 465, bes. die Antwort des Fürsten v. 7. 8. 1656 (Bl. 220r–221v) auf ein Schreiben der Witwe Börstels („Madame de Börstel, née de la mayson de Farou, de St. Marçolle, a La saille près de Loudün.") v. 14. 7. 1656. Noch am 7. 3. 1656 hatte Börstel an Christian II. geschrieben. Zu Börstels Rolle in der Académie des Parfaits Amants vgl. 240400, 240301 u. Conermann II, 39ff.
4 Noch fehlende Bücher. Vgl. 191124.
5 heraußer (heraus) + fertigen. DW IV.2, 1052.
6 Küchenrechnung.
7 DW VII, 1107: „Obhalt, m. f. schützender halt über einem”
8 Bernburg , wo H. v. Börstel (FG 78) als Oberhauptmann die Regierungsgeschäfte F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) führte.

K I
1 Heinrichs Bruder Ernst v. Börstel (FG 61) lebte als Geheimer Rat, Oberhofmarschall und Präfekt des Collegium Mauritianum am Hof Lgf. Moritz' des Gelehrten v. Hessen-Kassel (FG 80). Vgl. 191124 u. 191129.
2 D. i. Pierre Davantes . Vgl. Nicolaus Clenardus: Institvtiones ac medidationes in græcam lingvam ... cvm scholiis & praxi P. Antesignani Rapistagnensis (Paris 1580). Darin S. 321–414: Petri Antesignani ... De thematis verborum & partecipiorum inuestigandi ratione libellus. Diese Ausgabe, die sich noch 1650 in F. Ludwigs Bibliothek befand (IP 304r), könnte für die Köthener ratichianische Schulreform und speziell für die Abfassung der beiden folgenden Werke erwor- || [122] ben worden sein: ΓPAMMATIKH KAΘOΛIKH. (Kothenesi 1619); TOY EΛΛHNIΣMOY ΓYMNAΣMA. (Kothenesi 1620). Anfang 1619 mag F. Ludwig allerdings eher an einer anderen Arbeit Davantes ' interessiert gewesen sein, die sich auch bei seinem Tode noch in seiner Büchersammlung (IP 304v Antesignam Terentius, undat.) befand: Terentius, In quem triplex edita est P. Antesignani ... commentatio. Primum exemplar commentariolum est ex omni interpretationum genere: in quo affixi sunt ad singula vocabula hyperdisyllaba accentus, appositæque ad singulos versus dimensiones, ... argumenta, annotationes, castigationes. Secundum exemplar ... commentarios ... annotationesque complectitur. Tertium exemplar ... Gallicam præterea translationem ad verbum in tres priores comœdias ... continet. (Lugduni 1560). 3 Bde. Vgl. HAB: 7. 4 Eth.: Lugduni: Bonhome 1560; HAB: LH 2384: Lugduni: Vincentius 1560. Der Druck der ersten Köthener Terenz-Ausgabe wurde zwar schon am 12. 3. 1619 abgeschlossen [Publii Terentii comoediæ sex, pro didactica Ratichii recensitæ. (Cothenis Anhaltinorum 1619)], jedoch erschienen hiervon 1619 noch eine titelverschiedene Auflage und 1620 eine Übersetzung [Publii Terentii Sechs Frewden Spiel. Zur Lehrart. (Cöthen 1620); Titelvariante: FrewdenSpiel.]
3 Eine oder mehrere Ausgaben von Bekenntnisschriften der schweizerischen oder französischen Reformierten? In F. Ludwigs Bibliothek befand sich 1650: „Defense de la Confession des Eglises reformées" (IP 275r). D. i.: Défense de la confession des églises réformées de France, contre les accusations du sieur Arnould, jésuite, déduites en un sermon fait en la présence du roi, à Fontainebleau, par lesquelles il soutient que les passages cotés en marge de notre confession sont faux et inutiles. [Signiert v. Montigni, Durand, Du Moulin u. Mestrezat] (Charenton: J.-A. Joallin 1617) bzw. eine der anderen Ausgaben. S. Bibliothèque Nationale [Paris]: Catalogue de l'histoire de France. Reproduction de l'édition publiée de 1855 à 1895. T. 5. Paris 1968, 664, vgl. S. 563. F. Ludwig ließ später eine deutsche Übersetzung der Confession de foy der französischen Reformierten in Köthen drucken: Glaubens Bekentnüß/ Der Evangelischen Kirchen in Franckreich (Cöthen 1639).
Seite drucken

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000213/briefe/190322.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000213/tei-transcript.xsl