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190707
Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar
[Inhaltsverzeichnis]
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190707

Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar


F. Ludwig bedankt sich dafür, daß Hz. Johann Ernst (FG 3) ihn und die Seinen so wohl in Weimar empfangen und ihm (für die Ferien) das herzogliche Haus in Reinhardsbrunn eingeräumt hat. — Er überschickt Schreiben seiner Brüder an seine Schwester, Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1), und an Hz. Johann Ernst . Sie bevollmächtigen die Empfänger zu Verhandlungen über den zu Darmstadt hinterlegten holsteinischen Schmuck. — F. Ludwig steht im Begriff, sich in Reinhardsbrunn einzurichten und seine Übersetzung von Giovan Batista Gellis I capricci del bottaio vorzunehmen. — Er werde wohl im August Gfn. Anna Sophia in Rudolstadt besuchen.

Beschreibung der Quelle

QThüring. HSTA Weimar: Fürstl. Haus A 285, Bl. 106rv u. 109rv [A: 109v], 106v u. 109r vacant; eigenh.; Sig.

Anschrift

A[Handschrift: [109v]]
Dem Hochgebornen fürsten, herren Johan Ernsten den Jüngern, Hertzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve vnd Bergk, landtgraffen in düringen, und Marggraffen zu Marck vnd Ravensperg, herren zu Ravenstein, vnsern freündtlichen vielgeliebten herren vettern

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[Handschrift: [106r]]
Hochgeborner fürst, freundtlicher viellgeliebter herr Vetter, E. L. sage ich freundtvetterlichen grossen danck für die gutte ausrichtung so sie mir in dero hofflager nebst denn meinigen wiederfaren lassen, vnd darüber mir dero hauss alhier, so woll bequemett, eingereumett,1 verschulde es gerne hinwieder zu aller begebenheitt: Als ich auch gleich gestern ein schreiben von meinen brüdern,2 samptt einer volmachtt auff El. vnd die Schwester von Schwartzburg gerichtett, des Holsteinischen Schmucks zu Darmstadt3 hinterlegte Acta betreffende, entpfangen, habe El. ich solches sampt einem schreiben an hochgemeltte meine Schwester hiermitt zuschicken sollen, mitt freundtlicher bitt, sie ihnen ingesamptt diese aufftragung nichtt zuwieder sein lassen wollen, inmassen mir dan die brüder berichtett, Ell: ihr beyderseits solches belieben lassen, vnd diese vorichtung auff sich zunehmen erklerett. Wan El., geliebts Gott, auff der nehe, oder gar her kommen wollen, bitte ich mir solches zuberichten, vnter dessen verhoffe ich mich gar baldt eingerichtt zu haben, vnd denn mitt dem Bötticher daran zu sein:4 Wir grüssen El. von hinnen aller seits, mitt nochmaliger dancksagung, das El. vns so woll bequemen wollen. Von hinnen auff Rudelstadt soll eine grosse tagereise, vnd der weg auff Arnstedt zu sein, ich werde nichtt vnterlassen die schwester, wills Gott, zubesuchen,5 so ihr El. vermelden können, ob es aber in diesem Monatt geschehen wirdt, zweiffele ich, thue El. hiermitt nebst dero gebrüdere in den schutz göttlicher Almachtt zu aller wollfartt befhelen. Geben zu Reinhardtsbrun den 7. Julij 1619.

E.l. treuer dienstwilliger Vetter
Ludwig fzu Anhalt.

Textapparat und Kommentar

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Kommentar
1 || [127] F. Ludwig hatte am 17. 6. 1619 Hz. Johann Ernst d. J. (FG 3) seine für den Zeitraum vom 2.-4. 7. geplante Reise von Köthen über Warmsdorf , Oldisleben und Erfurt nach Reinhardsbrunn angekündigt. Thür. HSTA Weimar, a. a. O., Bl. 102v. Da Johann Ernst ihn zu einem Abstecher nach Weimar drängte, kündigte ihm Ludwig am 27. 6. seine Ankunft in der Residenzstadt für den 3. 7. an. Am 5. 7. sollten jedoch wenigstens seine Frau (Fn. Amoena Amalia ; AL 1618, TG 2), seine Kinder (Pz. Ludwig d. J. , FG 6; Pzn. Loysa Amoena , TG 6) und die Diener in Reinhardsbrunn sein (Bl. 104r). Im sachsenweimarischen Reinhardsbrunn , einer ehemaligen Benediktinerabtei in Thüringen (Kr. Gotha ), verbrachte F. Ludwig mit seiner Familie seinen Sommerurlaub.
3 Wohl eine Erbschaftsangelegenheit. Die Anhaltiner — darunter F. Ludwigs Schwester, Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt , geb. Fn. v. Anhalt (TG 1) — und ihr Neffe Johann Ernst d. J. , der Sohn der Hzn. Dorothea Maria , geb. Fn. v. Anhalt, dürften Ansprüche auf den Schmuck ihrer Schwester bzw. Tante Agnes Hedwig (1573-1616) erhoben haben, die in 2. Ehe mit Hz. Johann v. Schleswig-Holstein-Sonderburg verheiratet gewesen war. Das Testament mag in Darmstadt hinterlegt worden sein, weil Fn. Eleonora v. Anhalt (1552–1618), die Mutter Agnes Hedwigs , Anna Sophias , Augusts , Dorothea Marias , Ludwigs und Rudolphs , 1589 in zweiter Ehe Lgf. Georg I. v. Hessen-Darmstadt geheiratet hatte.
4 F. Ludwig edierte im selben Jahr den italienischen Text und ließ ihn mit seiner eigenen Übersetzung (mit Kommentar u. Register) drucken: I capricci del bottaio di Giovan Batista Gelli accademico firentino (O. O. [Köthen] 1619); Johannis Baptistae Gelli Vornehmen Florentinischen Academici Anmutige Gespräch Capricci del Bottaio genandt. ... Mit angehenckter kurtzer Erklärung ... vnd ... Register (Cöthen 1619). Vgl. DA II A: Ludwig I. Vorhanden in F. Ludwigs Bibliothek (IP 282v, 322v u. 327v), in der sich 1650 auch noch „Giovan Baptista Gellj verdeutscht Manuscriptum" (IP 333v) und ein sonst unbekanntes französisches Manuskript („Ein Frantzoïsch buch in 8vo mit golde auf dem Schnidt eijus inscriptio J capriccj del Bottajo de Giovan Baptista Gellj") fanden. Vgl. Conermann: Nachlaßinventar, 78 u. 84.
5 Am 16./26. 7. 1619 meldete F. Ludwig Hz. Johann Ernst , daß ihm Gfn. Anna Sophia stattdessen ihren Besuch in Reinhardsbrunn angekündigt hatte. Thür. HSTA Weimar, a. a. O., Bl. 107r.
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