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Peter von Sebottendorf an Fürst Ludwig
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Peter von Sebottendorf an Fürst Ludwig


Sebottendorf (FG 57) dankt F. Ludwig für die überschickten Exemplare von Werken des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas (hg. u. übers, v. Tobias Hübner , FG 25). Er bedankt sich auch für den von Ludwig v. Börstel (FG 53) überbrachten Gruß des Fürsten und seine Aufnahme in die FG. — Sebottendorf schlägt seine Imprese und als Reimgesetz ein Sonett vor. Er bittet den Fürsten, ihm einen Text zu nennen, damit er als Mitglied der Gesellschaft seiner Übersetzungspflicht genügen könne.

Beschreibung der Quelle

QHM Köthen: E I, Bl. 2v [A], 3r-3v; eigenh., mit Eingangsvermerk F. Ludwigs . Veröffentlicht in KE 27f.; besprochen in Conermann III, 61.

Anschrift

ADem Durchleuchtigen vnd Hochgebornen Fürsten vnd Herrn. Herrn Ludwig ,
Fürsten zu Anhalt, Graven zu Ascanien, Herrn zu Zerbst vnd Bernburg, Meinem Gnedigen Fürsten vnd Herrn,
Eingangsvermerk: Pres. 31 Aug. 1622.a

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Durchlauchtiger vnd Hochgeborner Fürst Gnediger Fürst vnd Herr, E. F. G. Sindt Meine Vnterthenige Treue, gehorsame Dienste, nechst herzlicher treuer Wünschungk, alles glücklichen bestendigen, Fürstlichen Wolstandes, bevor. Vnd habe hiebevorn, was in Mr. Bartas Sachen, 1 Sie in die deuzsche Sprache verseczen, vnd in den druck bringen laßen, mitt schuldiger Demuth, vnd tieffster ehrerbiettungk, gar wol empfangen. Nicht allein deßen, daczumahl durch den von Börstell2 entbotenen gnedigen grußes, vnd überschickten gnedigen Presents iecztgedachter schöner bücher, Sondern auch, das Sie meine wenige Person, für ein gliedt der hochlöblichen vnd Fruchtbringenden gesellschafft, zu haben vnd zu erkennen, in Gnaden sich gefallen laßen, mich in aller tieffsten Demuth, zum höchsten bedanckendt. Jnmaßen denn nun solches, für eine Sonderbare gnade vnd Ehre, mir ich billichen zu achten,b Also hab ich auch nicht vnterlaßen, vff etwa eines, zu dieser hochlöblichen gesellschafft bequämes gemälde,3 zu denken, nach welchem ich auch meinen Nahmen, Zweck vnd meinungk richten möchte. Worauff denn mir eben das Kreutlein Wolgemuth eingefallen, so von einem Leuen, der halb sich sehen lessett, gehallten, vnd den Nahmen des Zertreybenden4 genohmen, Weill es vim attenuendi et resolvendi hatt,5 Wie die Naturkündiger darvon schreiben. Vnd So viel damehr auch, was ich etwa hierdurch verstehe, zuerkennen zugeben, Deuzsche Reyme, in form vnd artt eines Sonetti6 darbey setzen wollen. Gancz Vnterthenigk bittendt [3v] E. F. G. Solches alles, Ob es zwar schlecht vnd gering [in]c Gnaden doch auffzunehmen, vnd Sich gefallen zu laßen geruhen. Demnach ich aber auch beynebenst vernohmen, das der Jhenige, so etwa in solche gesellschafft auff vnd angenohmen, zu mehrer erbauungk der Löblichen Deuzschen Sprachen etwas in dieselbe, aus anderen zuverseczen schuldigk, Als wirdt billichen zu E. F. G. gnedigem gefallen vnterthenigk vnd demütigst, gestellet, Was Sie etwa in || [168] diesem fall, mir anzubefehlen, vnd auffczulegen, gemeinett, So soll daßelbe mitt höchstem vleiß, vnd aller mögligkeit nach, von mir in das werck gestellett werden. Dieselbe hiemitt, Sambt deren Herczlieben Gemahlin, Fürstlichen Jungen Herren vnd Freulein,7 dem schucz des Allerhöchsten, Treulich vnd von herczen, befehlendt. Datur Franckfurt an der Oder8 den . Augusti / 3. Septembris 1622.

E. F. G. Vntertheniger, Treuer vnd gehorsamer Diener
Peter v. Sebottendorff MP

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T T: Komma und Punkt sind in der Handschrift Sebottendorfs selten deutlich unterschieden.
a Letzte Ziffer der Tagesangabe durch 1 übermalt
a Zu ergänzen: habe
b Zusatz wie KE 27.

Kommentar
1 Tobias Hübners (FG 25) Ausgabe und Übertragung des französischen Schöpfungsepos von Guillaume de Saluste sieur Du Bartas La seconde sepmaine [...] Die Andere Woche (Cöthen 1622) findet sich nicht unter den in die Gymnasialbibl. zu Brieg (heute UB Wrocław) eingegangenen Büchern Sebottendorfs (FG 57), wohl aber der frühere Teildruck: La vocation Oder Der Beruff [...] Frantzösisch Reymen Gedicht Aus derselben Sprache vnd dem gegenüber gedrucktem Text [...] in Deutsche Reymen versetzet (Cöthen 1619). UB Wrocław: 402921. F. Ludwig mag Sebottendorf auch andere Teildrucke der Anderen Woche geschickt haben. Später muß S. Hübners Ausgabe und Übersetzung erhalten haben: L'Uranie. La Judith: La Lepanthe: La Victoire d'Yvry, &c. [...] Das ist: Die himmlische Musa: Die History von Judith [...] Die Wasser-Schlacht und Sieg der Christen wieder die Türcken vor Lepantho/ &. Die Schlacht und sieg vor Jvry [...] Aus dem Frantzösischen gegenübergesetzten/ in Teutsche Reime. [...] gebracht (Cöthen 1623). UB Wrocław: 402944.
2 Vielleicht F. Ludwigs Vertreter Ludwig v. Börstel (FG 53). S. Conermann III, 61.
3 S.s Vorschlag entspricht wegen des emblematischen Einfalls (Tier und Pflanze) noch nicht dem im GB ausgebildeten Muster, das in der Imprese nur eine Pflanze erlaubte. Vgl. GB 1624 bzw. GB Kö. Nr. 57. Der Name einer Wolgemut-Art (Origanum Heracleoticum) mag Sebottendorf zu diesem Einfall angeregt haben. Vgl. z. B. Kreutterbuch Desz [...] D. Petri Andreæ Matthioli [...] zum ander mal [...] verfertigt Durch Ioachimum Camerarium (Franckfort am Mayn 1585), Bl. 238v. —
4 S. erhielt den Gesellschaftsnamen des Wohlgemuten.
5 Vgl. das Zitat aus dem „Kräuterbuch" des Pedanius Dioskurides in Conermann III, 61 f. Vgl. Galenus: De victu attenuante 2, 7 nach Galeni De sanitate tvenda. De alimentorvm facvltatibvs. De bonis malisqve svcis de victv attenvante. De Ptisana. Hg. Konrad Koch u. a. Leipzig 1923 (Corpvs Medicorvm graecorvm ς 4,2), 434: Οτι μεν οϋν σϰόϱοδα ... ϰαί ν͂απυ τ͂ων λεπότυνντων ̓εστίν, ὀυδ̓ ̓αν ὀυδ̓ ̓ιδιώτην λάθοι δια το σφοδϱον τ͂ησ ̓εν ἀυτο͂͂σ δυνάμεωσ, ̓εφεξ͂ησ δε τούτων σμύϱνιόν τε ϰαι πύϱεθϱον ̓οϱίγανόν ...
6 Fehlt in E. Ein Sonett oder „Kling-gedicht” wurde im GB später allein der FG gewidmet (GB Kö., Bl. [Aiiij]v; vgl. dagegen GB 1624 u. GB 1628). Die Reimgesetze der Mitglieder, welche zuerst im GB 1624 erschienen, bestehen nur aus acht Alexandrinerversen.
7 Fn. Amoena Amalia (AL 1618, TG 2), Pz. Ludwig d. J. (FG 6) und Pzn. Loysa Amoena v. Anhalt-Köthen (TG 6).
8 S. hielt sich als Hofmeister der Söhne Hz. Johann Christians in Schlesien zu Brieg damals an der Universität Frankfurt a. d. Oder auf. Drei der Söhne - Christian (FG 505), Ludwig (FG 508) und Georg III. (FG 520) - wurden 1648 von F. Ludwig in die Akademie aufgenommen.
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