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Fürst Ludwig an Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
[Inhaltsverzeichnis]
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Fürst Ludwig an Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar


F. Ludwig , der seine Antwort auf ein Schreiben Hz. Wilhelms (FG 5) über den geplanten geheimen Deutschen Friedbund mit seinem Gesellschaftsnamen Der Nährende unterzeichnet, hofft, daß die gewünschte Vereinigung der Truppen Hz. Wilhelms mit den Kräften Hz. Friedrichs II. v. Sachsen-Altenburg (FG 103) nicht durch die Brüsseler Nachricht über eine spanische Bestallung dieses Herzogs zunichte gemacht wird. Wilhelm müsse gegebenenfalls zuerst die Offiziere Friedrichs auf sich verpflichten und dann eine bundesgemäße Ordnung für dessen Hof- und Kriegsstaat und das Kriegsvolk aufstellen. Außerdem solle er zum 24. DezemberFriedrichs Entschluß aufgreifen und mit den Bundesmitgliedern schnell beraten oder, falls man des Herzogs sicher sei, gleich mit Oberst Frenck und anderen beispielsweise zu Liebstadt Pläne für das weitere Vorgehen schmieden. — Ludwig schickt einen Revers (Pgf. Ludwig Philipps v. Simmern ?) zurück und verspricht, sich um eine Summe Geldes zu bemühen, spätestens erst zu Neujahr. Die zur Werbung anderer Bundesgenossen gewechselten Briefe sendet F. Ludwig Hz. Wilhelm nicht zurück. — In Coburg könne Wilhelm die rothenburgischen Gesandten hören und auch Dr. Daniel Volks Bericht über dessen Mission in den fränkischen Städten vernehmen. Um nicht Verdacht auf Oberst Hans Philipp Fuchs v. Bimbach zu lenken, sollen diese den Offizier mit ihrer Korrespondenz verschonen. — Grüße an Hz. Johann Casimir v. Sachsen-Coburg . Ein Schreiben Gf. Ernst Casimirs v. Nassau-Dietz an Frenck läßt hoffen, daß Wilhelms Gesandter Jacob Scherl (FG 56) auch in den Niederlanden und den angrenzenden Gebieten Entgegenkommen finden wird. — Nachrichten über Württemberg , den Tod der Kurfürstinwitwe zu Sachsen, die Vorbereitungen der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg auf ihre Teilnahme am Regensburger Kurfürsten- und Fürstentag, die Ambitionen des würzburgischen Bischofs auf das vakante Stift Fulda und die Bedrohung des Stifts Hersfeld durch Tilly .

Beschreibung der Quelle

QThüring. HSTA Weimar: Fürstl. Haus A 205, Bl. 146r-147v [A: 147v], 147r vacat;
eigenh.; Sig. Veröffentlicht v. Karl Menzel: Die Union des Herzogs Wilhelm IV. zu Sachsen-Weimar und seine Gefangenschaft in Neustadt (1622-1624). In: Archiv für die Sächsische Geschichte. Bd. 11, Leipzig 1873, 32-80, hier 77f.

Anschrift

A[Handschrift: [147v]]A Monsieur Monsieur mon tresaymé nepveu le Duc Guillaume de Saxe, Juliers Cleve et Berge.
Es mains propres. Cito Cito Cito

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[Handschrift: [146r]]Hochgeborner furst, freundtlicher viellgeliebter herr Vetter, E. L. freundtVetterliches handtschreiben nechst seinen beylagen, ist mir heuttiges tages gegen zwölff vhren, woll vberreichett worden, daraus ich mitt mehrem vernommen, was El. beydes mitt dero Vettern hertzog Frietzen1 fur vertrauligkeitt gepflogen, vnd dan von bekanter person bey etzlichen Fränckischen von Adeln vorgangen.2 Anreichende nun das erste, wiewoll ich wuntschen möchtte, die sachen also derseits gentzlich beschaffen were, das nichtt ettwa vnter dessen die resolution von Brüssell3 einkehme, vnd aus diesem vorschlag4 dan nichts würde, so ist doch das beste darbey zu hoffen, E. L. seits aber es also verantwortlich anzustellen, das sie erstlichen S L.5 officirer zu ihrem dienst gnugsam versiehett vnd dan der Statt6 so woll hertzog Fritzens selbsten, als des kriegsvolcks also || [173] dem schlus nach, gerichtett sey, damitt vberall gleichheitt gehalten, es dem wergke zuträglich sey, vnd allezeitt gutter Rahtt gefolgett werde: zu welchem ende ich ferners die notturft erachte, das entweder E. L. auff den 24. dieses die resolution von hertzog Fritzen auffnehmen, vnda auff schleunige communication mitt dieses wercks verwanten stelleten, oder aber wen man nun seiner gnugsam versichertt, vnd zu tractaten schreitten soltte, ettwa nach Liebstedt 7 den Ob. Frencken ,8 vnd wenn sie mehr darbey zu sein nützlich erachten, kommen ließen, vnd sie ihres rahts sich zu gebrauchen an der handt hetten, woltte ich verhoffen, EL. wurden in allem desto sicherer verfharen, vnter dessen soll ich den sachen auch ferner nachdencken, vnd haben El. den begherten Revers9 hier inliegendt wieder zuentpfahen, den sie gleichwoll woll verwarlich bey sich behalten vnd auffheben wollen, Anreigende die angedeutete summa geldes,10 will ich mich zwartt alles fleißes auch gegen die zeitt dahin bemuhen, furchte aber es werde in dieser enge11 gar schwerlich darzu zugelangen sein, im ubrigen bleibett es bey genommenem schlusse des Neuen Jharmarks, darbey es doch auch noch gnug wirdt zuthun haben, an fleiß vnd vorsichtigkeitt soll es meines theils nichtt ermangeln. Den andern paß12 belangende, will ich El. zuschreiben nach, die brieffe bey mir behalten, do EL. die Roth:13 zu Coburg antreffen, können sie ihre erklerung, wie auch was bewuste person von den Städt.14 wiederbrachtt, vernehmen, den vereydeten schreiber nichtt vnbillich zulaßen, des Ob. Fuchsens 15 halber aber es bey ihnen dahin richten, das weill er selbsten verdachts wegen furb viele communication gebetten, bey El.,16 er auch von ihnen damitt, mehrers bedenckens zu geschweigen, möge verschonett bleiben. Wuntsche sonsten EL. vberall gutte verrichtung, vnd eine gluckliche wiederkunfftt, den herrn Vetter zu Coburg17 wollen EL. meinettwegen dienstsöhnlichen grußen. Graff Ernst Casimir zu Nassaw 18 schreibtt [Handschrift: [146v]] ietzo an Ob. Frencken , das die sachen, so drunten fortgehen, diesen wagen desto beßer sollen helffen forttreiben, Das schreiben ist vom 7. Novemb. neues Calenders, zwartt ettwas altt, doch hoffe ich, Scharle ,19 wan er nur kan fortkommen, zu rechter zeitt angelangen werde. Von andern örtern haben wir ferner keine nachrichtt, was aber gleich etzliche zeittungen auch geben, finden EL. hierbey. Das Chur Sachsen fraw Mutter gestorben,20 werden El. vernommen haben, sonst haben beyde Churfursten im Obersächsischen Kreise sich noch starck zu der Regenspurgischen reisse21 gerustett gehabtt darzu dan Chur Brandenburg viell von Adell verschrieben. Die Zeittung mitt Wirtenberg22 hatt ettwas auff sich, El. haben ein auge darauff, ingleichen das der Aptt von Fulda solle gestorben sein, Wurtzburg Abtt werden,23 vnd das Tilli das Stifftt Hirschfeldt von dannen wuschenc dürffte.d 24 El. hiermitt zu allem festlichen wollergehn, in den schutz göttlicher Almachtt befhelende. Cöthen den 14. Decemb. 1622.

El. dienstwilliger treuer Vetter
Der Nährende

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Für ⟨um⟩.
b Für ⟨d⟩ur
c Wortanfang gebessert
d durffte

Kommentar
2 Hz. Wilhelm (FG 5) hatte am 17./ 27. 10. 1622 die Akte eines geheimen patriotischen 'Deutschen Friedbunds' entworfen, in dem sich Fürsten wie der Bruder des Winterkönigs , Pgf. Ludwig Philipp v. Simmern (FG 97), oder F. Fürst Ludwig , dazu Grafen, Reichsstädte, Reichsritter und böhmische Exulanten zusammenschließen sollten. Die erklärten Ziele waren: der Schutz der freien Religionsausübung (bis zur Vereinigung der christlichen Konfessionen), die Verteidigung der Libertät und Rechte der Reichsstände (bis zur Einrichtung eines höchsten Regiments nach von der Nation gebilligten Satzungen) und die Restitution der Vertriebenen. Die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen und die besetzten Pässe auszuliefern. Eine Versammlung aller Reichsstände mit dem Kaiser sollte die nötigen Beschlüsse treffen. Der Plan, der die Aufstellung eines starken Heeres vorsah, scheiterte jedoch an der ungenügenden finanziellen Unterstützung. Die genannten Fürsten traten dem Bund allerdings bei. Der Name des Gesandten an die fränkischen Grafen und Ritter war Dr. Daniel Volk . Dieser sollte auch Städte für den Bund gewinnen, zuerst Schweinfurt , Rothenburg ob der Tauber , Windsheim und Nürnberg . An den vertriebenen Winterkönig schickte Wilhelm seinen Vizekanzler Dr. Peter Müller (Instruktion v. 15. 12. 1622), an F. Moritz von Oranien und Gf. Ernst Casimir v. Nassau-Dietz sandte er Jacob Scherl , FG 56 (Instruktion v. 12. 12. 1623). Bundesakte und Vorgänge im Bayer. HSTA, München, Bayer. Abt. 425/7; Menzel (a. a. O., s. Q), XI, 41f., 66 u. 75; Friedrich v. Hurter: Geschichte Kaiser Ferdinands II. und seiner Eltern. 11 Bde. Schaffhausen 1850-1864, IX, 283ff.; Bernhard Röse: Herzog Bernhard von Weimar, 2 Tle. Weimar 1828-1829, I, 100 u. 336 Anm. 33. Schon 1621 hatte Wilhelm einen anderen hochfliegenden Plan mit der Gründung eines Ordens der Beständigkeit verfolgt, dessen Mitglieder sich zum kriegerischen Leben, zur Gewährung von Darlehen an die Ordensgenossen und zu deren Ranzionierung verpflichten mußten. Abschrift der Stiftungsurkunde in ZB Weimar: Aa, 3: 131; nach dem verschollenen Original (mit Siegeln und Unterschriften) veröffentlicht in Gottlob Ephraim Heermann: Beytrag zur Ergänzung und Berichtigung der Lebensgeschichte Johann Ernsts d. Jüngeren Herzogs zu Sachsen Weimar aus Herzogl. Weimar. Archiv Urkunden. Weimar 1784, 331-334, vgl. 331: „Hertzog Wilhelms zu Weimar Original-Stiftungsbrief eines militairischen Ordens datiert den 21. Julius 1621, im Feldlager zu Weidhausen in der Ober-Pfalz.” Da Hz. Wilhelm schon selber im Thüringischen Truppen geworben hatte, der Bund von Patrioten aller Stände sich aber noch nicht seinen Absichten gemäß formieren wollte, mußte er sich in einem Vertrag mit F. Ludwig die Möglichkeit ausbedingen, einstweilen in den Dienst des Niedersächsischen Kreises zu treten. Am 12. 1. 1623 hatte er sich deshalb an Kg. Christian IV. v. Dänemark gewandt, seinen Hofmeister Heinrich v. Sandersleben (FG 34) an den niedersächsischen Kreisobersten Hz. Christian d. Ä. v. Braunschweig-Lüneburg geschickt und außerdem Oberstleutnant Georg v. Uslar (FG 59), ein Mitglied im Orden der Beständigkeit, an Hz. Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) geschickt. OpelI, 395ff., Ritter III, 144 u. 237; vgl. Klopp II, 278f. u. Conermann III, 64. Obgleich ihn der Niedersächsische Kreis am 6. 2. 1623 abwies (Opel I, 400), zog er Ende Februar/ Anfang März 1623 durch die Gft. Mansfeld dem Administrator des Bst.s Halberstadt , Hz. Christian d. J. v. Braunschweig- Wolfenbüttel , zu Hilfe und trat als Generalleutnant in dessen Dienst. Opel I, 421. Die Vollmacht zur Werbung der Truppen will Christian Hz. Wilhelm nach eigener Aussage etwa im Oktober 1622 erteilt haben. Da der Halberstädter, der zum Schein die Verzeihung des Kaisers erstrebte, selber in die Dienste seines Bruders Friedrich Ulrich trat, wurde auch Wilhelm am 23. 3. 1623 den beiden Herzögen unterstellt. Opel I, 424f. Vgl. den Aktenauszug in LHA Sa.-Anh./OB: Kö. A 14 Nr. 11, Bl. 34v „23. Vorzeichnüß || [175] derjenigen Schriften, welche hinder dem gefangenen Hertzog Wilhelm zu Sachßen gefunden worden.” Das 11te mit einem x bezeichnete Schreiben, lautet wörtlich: „Schreiben Graff Philipßen von Solmß an Hertzog Wilhelm , sub dato Cöthen d. 24. 8bris. 1622., darauß zu verspüren, daß Fürst Ludwig zu Anhalt sich auch in diese Hendel mit eingeflechtet.” Ferner mit einem x bezeichnet: „Fürst Ludwig zu Anhalt Schreiben an Hertzog Wilhelm , dato Cöthen 29 Xbris. 1622. begeret müntliche Conferentz mit Hertzog Wilhelm zu pflegen.” Drittes x „Etliche gewiße Artikel und Bedingnüßen, vnter welchen Hertzog Wilhelm bei dem Niedersächsischen Crayß sein will, darunter die vornembsten, daß er nichtß desto minder die fortsetzung der neuen Union ihme zum höchsten angelegen sein laßen, ohne Fürst Ludwigs zu Anhaltt Raht vnd beistandt nichts vornemen, Herrmann Frank über 2000 Mann zu Fuß und 200. Pferdt, welche von des Fürsten zu Anhalt vorgeschoßenen 35000. r. zu werben &c. signirt am 17. Januar 1623.”
3 Hz. Friedrich warb 1000 Reiter und 12 Fahnen Fußsoldaten für Spanien , da er so die Kurwürde für den ernestinischen Zweig des Hauses Sachsen zurückzugewinnen hoffte. Über die Anbahnung der Verhandlungen mit der Infantin Isabella in Brüssel berichtete der päpstl. Nuntius am 19. 2. 1622 n. St.: „Le duc Frédéric de Saxe-Altemburg , luthérien, est venue à Bruxelles offrir à l'infante ses services contre les Hollandais et lui proposer de lever des troupes. L'infante l'a bien accueillie et demandera l'avis du roi d'Espagne.” Correspondance du nonce Giovanni-Francesco di Bagno (1621-1627). Première partie, publiée par Bernard de Meester. Bruxelles, Rome 1938 (Analecta Vaticano-Belgica. 2e Série V), 161. Am 24. 2. 1623 n. St. berichtete wohl der Liga-Oberst Gabriel Pechman an den kursächsischen Agenten Friedrich Lebzelter : „Den Hg. Friedrich von Sachsen-Altenburg wollte man durch die spanische Bestallung und mit Vertröstungen auf die sächsische Kur zur päpstlichen Religion bringen; es ist ein Glück, dass die Bestallung sich zerschlagen hat.” BA II.1, 89. Da diese Bestallung und die erhofften Gelder ausblieben, überließ es Friedrich seinen meuternden Soldaten, sich in den letzten Dezemberwochen 1622 im erfurtischen Gebiet ihre Nahrung gewaltsam zu beschaffen. Der Widerstand erfurtischer Bauern und vor allem die Drohungen Kf. Johann Georgs I. v. Sachsen zwangen Friedrich , seine Truppen abzudanken. Nachdem auch ein Versuch Hz. Johann Ernsts d. J. v. Sachsen-Weimar (FG 3) Ende Februar 1623 gescheitert war, der Friedrich eine niederländische Bestallung vermitteln wollte (Opel I, 398), führte der Altenburger die Reste seiner Truppen im Juni 1623 dem Tollen Christian zu. Vgl. Conermann III, 107 u. Opel I, 425f.
4 Betrifft die Vereinigung mit Hz. Friedrich im Rahmen des Bundesprojekts. Am 12. 12. 1623 n. St. traf Friedrich mit Wilhelm darüber die gewünschte Vereinbarung. Klopp II, 279.
5 Seiner Liebden, d. i. Hz. Friedrich .
6 Hof- bzw. Kriegsstaat Hz. Friedrichs .
7 Liebstadt in der Mgft. Meißen , bei Pirna .
8 Hermann Frenck (Franck, Fränck), ehedem Oberst des Mansfelders und Gesandter der Generalstaaten, damals in Diensten Christians von Halberstadt ; zur Zeit der Vereinigung der Truppen Hz. Wilhelms mit denen des Tollen Christian (7./ 9. 3. 1623 n. St.) Kommandant zu Quenstedt (Mansfelder Gebirgskreis/Hettsted ). BA I.1, Nr. 80 u. 106; Documenta Bohemica II, Nr. 843 u. ö., Klopp II, 37 u. 39, Opel I, 422. Hz. Wilhelm sandte Frenck Mitte Januar 1623 mit Nachrichten an F. Ludwig , der ihn am 19. 1. 1623 mit der Bemerkung zurückschickte: „So viell an ietzo beyhanden gewesen, vnd mittgebrachtt werden können, wirdt der Oberste Frencke bey sich haben, vnd was er zu seinem eigenen thuen nichtt nöttig bedarff, El. folgen lassen [...].” Thür. HSTA Weimar: Fürstl. Haus A 205, Bl. 150r. Am 20. 2. 1623 war der Oberst wieder bei Ludwig und wurde laut Schreiben des Fürsten in dessen Angelegenheiten wieder an Wilhelm gesandt, wobei ihn Ludwigs Kanzler Johannes Stalmann (FG 214) zur Beratung in seiner eigenen Sache begleiten durfte. Thür. HSTA Weimar, a. a. O., Bl. 148r.
9 || [176] Am 18. 11. 1622 hatte Ludwig ein Schreiben Wilhelms vom Vortage beantwortet und über die Beilagen bemerkt: „[...] wie ich dan auch was hertzog ludwig Philips , deßen Ld. die bewuste Revers vollenzogen mittgeschickett, vnd graff Wilhelm von Solms [Gf. Heinrich Wilhelm v. S.-Laubach, FG 91] an mich geschrieben erbrochen vnd verlesen, vnd dem jehnigen gantz gemeß befinde, was sie beyderseits auch disfals an EL geschrieben. [...] Alle schreiben will ich, wils Gott, bis zu El anherokunfftt, dero ich nechsten donnerst. oder freytags gewerttig, bey mir verwarlich behalten [...].” Thür. HSTA Weimar, a. a. O., Bl. 144r. Ludwigs Anteilnahme an den Plänen Wilhelms geht auch aus den folgenden Sätzen hervor: „Von bewustem ortt habe ich auch nachrichtt empfangen, das der Generalat bey den Anser Städten [Hansestädte] noch vaciret, vnd verhoffe ebener gestaltt so viell an einem gutten ortt vnterbauett zu haben, als auch anderwerts in Kurtzem geschehen soll, das derselbe ohne Raht Printz Moritzen nichtt ersetzett werden soll. Mitt dem Cantzl. zu Halb. ist es lauter missverstandt, als ich woll vermutett, gewesen. Die vertrauten B. haben sich zimlich, doch auff nichts eigentliches in summa erklerett; der vagirenden schreiben aber an EL. gefellett mir gantz nichtt, sehe auch so viell aus dem gantzen procedere, das dieses die alleinige vrsach, das hertz. J. C. z. L v. Br. so lange zurück blieben, ja woll gar durch ihn weittleufftige vnzimligkeitt, darinnen sie sich E. L. nahmens sehr durfften mißbrauchett haben, möge abgewandt sein: den man es dero orts so vorbrachtt, das man sich gegen den B. nichts, ihnen etwas zuentdecken, solte mercken laßen, welches Sibbett. höchlich approbiret, vnd darauff gutte sperantz gemachtt, nun aber noch zur zeitt zukommen sich entschuldigett, vnd diese schutten, durch ihre vnbesonnene weittleufftigkeitt den Kanen vollend vmb: Ferners kan ich mich nichtt besinnen, was sie dan an den G. z. B. bringen wollen, do ihnen nichts von den sachen communiciret, sondern sie nurt zur einigkeitt vnter ihnen gewiesen worden. Rahte also nochmals El gantz treulich, sie entschlagen sich dieser leute, vornemlich in brieffwechselung, vnd auch des jehnigen, so ihr recommendiret, dan sie endtlichen mitt ihrer thorheitt El. auch in schimpff bringen durfften.”
10 F. Ludwig schloß am 27. 1. 1623 mit Wilhelm einen Vertrag, in dem er seinem Neffen die Zahlung von 35000 Talern zusagte. Ritter III, 237.
11 In der knappen Zeit, kurzfristig.
12 Passus in Wilhelms Schreiben.
13 Gesandte aus Rothenburg ob der Tauber . Menzel, a. a. O., las falsch „Rethe".
14 Städten, Städtischen.
15 Hans Philipp Fuchs v. Bimbach Frh. v. Möhren (ca. 1567-1626). DBL VII, 502f. Aus einem reichsritterlichen fränkischen Geschlecht, das sich auch in Anhalt niederließ. Vgl. Köbler, 159 u. Beckmann VII, 224, außerdem 230809, 230913 u. 260617. Am 4. 3. 1623 n. St. wies Kf. Maximilian I. v. Bayern die Liga darauf hin, „dass der Oberst Fuchs auf dem Sprung stehen soll, sich mit Mansfeld zu vereinen.” BA II. 1, 57.
16 D. h., weil er selbst wegen des durch häufige Kommunikation entstehenden Verdachts Euer Liebden darum gebeten.
18 Gf. Ernst Casimir v. Nassau- Dietz (1573-1632), Statthalter in Friesland u. niederländ. Feldmarschall.
19 Jacob Scherl , s. o. Anm. 2. Vgl. 250305.
20 Sophia , geb. Mgfn. v. Brandenburg (1568- 1622), Witwe Kf. Christians I. , verstarb am 7. 12. 1622.
21 Am 18. 11. 1622 hatte F. Ludwig Hz. Wilhelm mitgeteilt: „Ob der Churfurst zu Brandenburg nach Regenspurg zeuchtt, ist noch keine gewisheitt” Thür. HSTA Weimar: Fürstl. Haus A 205, Bl. 144r. Wegen der kaiserlich-königlichen Konfessionspolitik (Vertreibung der lutherischen Prediger und Lehrer aus Prag ) mieden die beiden Kurfürsten Johann Georg I. v. Sachsen und Georg Wilhelm v. Brandenburg (FG 307) den zum 1. 11. 1622 einberufenen Regensburger Kurfürsten- und Fürstentag (7. 1. - 25. 2. 1623 n. St.); Ritter III, 182f. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) erfuhr damals, daß der sächsische Kurfürst vorgab, wegen des Todes seiner Mutter nicht nach Regensburg reisen zu können. KT || [177] 74; vgl. 220919. Die beiden Kurfürsten schickten nur Gesandte. Opel I, 374.
22 Vgl. Christian Friedrich Sattler: Geschichte des Herzogthums Würtenberg. VI (Ulm 1773), 187. Den Vorschlag des ehemaligen Unions-Generals, Mgf. Joachim Ernst v. Brandenburg-Ansbach , an einem Treffen einiger protestantischer Fürsten teilzunehmen, hatte Hz. Johann Friedrich v. Württemberg abgelehnt, aber doch in ungewissen Worten versprochen, sich von den Beschlüssen dieser Fürsten nicht absondern zu wollen. (Gemeint sind damit wohl die im vorliegenden Brief F. Ludwigs angsprochenen Bundespläne Hz. Wilhelms .) Da der Kaiser von dieser Antwort Kenntnis erhielt, mußte Johann Friedrich durch seinen Geheimen Rat Benjamin Buwinghausen v. Walmerode am 28. 12. 1622 n. St. in Regensburg versuchen, den Verdacht Ks. Ferdinands II. auf Beteiligung an einer neuen Union auszuräumen. Der kaiserliche Hof versuchte darauf, den Herzog durch Einladung zum Regensburger Tag (?) an die kaiserliche Politik zu binden. Nicht ganz auszuschließen ist, daß sich F. Ludwig an der vorliegenden Stelle auch auf einen anderen Punkt der zwischen Württemberg und dem Kaiser im Vorfeld des Regensburger Konvents betriebenen Verhandlungen bezieht. Anlaß gaben hierzu Johann Friedrichs Politik der bewaffneten Neutralität, Durchmärsche oder Einquartierungen ligistischer Truppen, schleppende Verproviantierung dieser Armee und die Kontakte des Herzogs zum Winterkönig und anderen protestantischen Fürsten.
23 Abt Johann Friedrich v. Schwalbach war am 8. 12. 1622 gestorben. Zedler IX, 2304. Vgl. Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe. Frankfurt am Main 1989, 124-128, hier 125: „Als nach dem Tod Abt Schwalbachs die Wahl des Nachfolgers anstand, war Schweinsberg für Kaiser Ferdinand nur Ersatzkandidat. [...] Der kaiserliche Gesandte [...] sollte die Wahl des aus trierischem Adel stammenden Fuldaer Stiftskapitulars Peter Ernst von der Fels zu erreichen versuchen und nur, wenn sich diese als unmöglich erwies, auf die Wahl des Fuldaer Stiftsdekans hinarbeiten.” Am 12. 1. 1623 n. St. wurde Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg zum neuen Abt gewählt. Der damalige Bischof von Bamberg und Würzburg, Johann Gottfried v. Aschhausen (1609-1622), starb schon am 29. 12. 1622 n. St. (vgl. KT74). In dem erwähnten Brief vom 19. 1. 1623 teilt F. Ludwig Hz. Wilhelm die Namen der neuen Bischöfe von Bamberg und Würzburg mit (Namen infolge der Aktenbindung unlesbar) und bemerkt, daß Schenk Abt geworden sei. Dies sei alles „der Jesuiten geschöpff” ; Thür. HSTA Weimar, a. a. O., Bl. 150r. Vgl. Georg Ignaz Komp: Fürstabt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg, der zweite Restaurator des Katholizismus im Hochstift Fulda (1623-1632). Fulda 1878, 32: „Die Wahl ging im Beisein der Gesandten Kaisers Ferdinand II. und des Kurfürsten Suicard von Mainz vor sich [...].” Dort auch ein Hinweis auf die Jesuiten. Die Wähler beichteten vor dem Wahlgang bei ihnen, und Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg wählte zu seinem Seelenführer den Würzburger Jesuiten Oswald Hegewein . Tatsächlich kürte das Kapitel erst am 6. 2. 1623 n. St. Philipp Adolph v. Ehrenberg zum Nachfolger Aschhausens als Bischof von Würzburg. Zum Nachfolger in Bamberg wurde am 13. 2. 1623 n. St. Johann Georg Fuchs v. Dornheim gewählt. Hierarchia catholica medii et recentioris aevi sive summorum pontificum, S. R. E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series. Vol. quartum, per Patritium Gauchat. Monasterii 1935, 201.
24 Tilly, der damals in der Wetterau stand, 'wischte' die hessen-kasselsche Herrschaft über die Reichsabtei Hersfeld tatsächlich bis zum Westfälischen Frieden vom Tisch, als er das Territorium am 30. 5. 1623 n. St. besetzte. Administrator der Abtei war damals Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65). Ritter III, 246f.
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