Ludwig hat
Christian (FG 51) während dessen Italienaufenthalt je einmal italienisch und
französisch geantwortet, will aber nun dem Gebrauch der FG gemäß
Christians Brief
vom 12. 8. deutsch erwidern. Die von Deutschen gegründete, der Pflege ihrer Muttersprache
gewidmete FG nennt er auch deshalb eine deutsche Gesellschaft, weil ungeachtet
anderer Erklärungsmöglichkeit vornehmlich Aventinus das Wort
German ebenfalls von
lat.
germinare, fruchtbringen, herleite. — Dank für die Übersendung von
Tassos La
Gerusalemme liberata, das der Fürst
Diederich v. dem Werder (FG 31) für ein Vorhaben
überreichen will.
Ludwig legt eine deutsche Versübertragung aus
Luigi Alamannis Girone
il cortese bei [vgl. Anhang I], die er nach einer metrischen Umarbeitung vielleicht
zusammen mit dem Italienischen drucken lassen will. —
Hempo v. dem Knesebeck (FG
88), der
Christian in
Köthen gedruckte Bücher mitbringe, solle auf der Rückreise nach
Friedrichs v. Schilling (FG 21) Anleitung in
Venedig abholen, was
Bastiano de' Rossi
dort vom neuen
Vocabolario hinterlassen habe. —
Ludwig bekundet
Christian , der am
Fieber leidet, sein Mitleid und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, daß sich der Prinz
inzwischen erholt hat. — Nachrichten aus dem Niedersächsischen Kreis, die Truppenhilfe
Kg.
Christians IV. v. Dänemark , die Sicherung der Pässe durch Hz.
Georg v.
Braunschweig-Calenberg (FG 231), die Stärke der Kreisarmee und Gesandtschaften an
den Kaiser und Kursachsen betreffend. Im Obersächsischen Kreis hoffe man nach der
Schlacht von Stadtlohn auf Ruhe. — Um Martini herum werde in
Köthen Hz.
August
der J. v. Braunschweig u. Lüneburg (FG 227) mit Pzn.
Dorothea v. Anhalt-Zerbst
vermählt. — Bevorstehende Ankunft Pz.
Ernsts v. Anhalt-Bernburg (FG 47) in
Padua .
Sobald der Prinz das Italienische begriffen habe, will
Ludwig ihn zur Abfassung einer
Arbeit veranlassen.
Text
Hochgeborner furst, fr
eundlicher viellgel
iebter Vetter, als ich, weill
1 El. in
Jtalien
dero in zweyen schreiben vnd vnterschiedenen Jtaliänischer vnd Französischer
Sprache geantwortett,
2 auch
b also nichtt unbillich so weitt denselben den
vorzug vor unsere Muttersprache gelassen, hatt mich doch beduncken wollen,
es würde El. nichtt zu wieder, vnd unserer der
c fruchtbringenden deutschen
gesellschafftt nichtt ungemeß sein, wen ich dero dieses briefflein darinnen zu
schriebe, vnd zugleich auff
d ihres vom 12. instehenden Augstmonatts
3
antworten
thette. Worumb ich
e aber hier diese gesellschafftt nechst ihrem bekanten
nahmen (der fruchttbringenden) auch die deutsche nenne, geschichtt nichtt
alleine darumb billich, das sie zu außubung dieser
e vnserer Muttersprache von
deutschen angerichtett, sondern auch weill in bewehrten
f geschichttschreibern,
furnemlich
g aber
e in
h der Beyerrischen Chronicka Hans Thurmeyers von
Abenßperg, zu latein
Johannes Aventinus genantt,
4
von dem ursprung des nahmens
i German, oder
Germani vnter andern diese meinung gesetzett, als wen es
j
bey
k etzlichen von dem lateinischen wortt
Germinare, sproßen
l , herfurscheußen
e || [
202]
oder fruchtbringen, hergenommen
m werde, worinnen dan also der
n rechte verstandt
des
o erwehlten
p nahmens
q dieser gesellschafftt außer
r zweifels vorerst in
s
einem wortt angedeutett, dan
t sie ist
e erstlich
Germann, deutsch, vnd hatt
e dan
den nahmen der
e fruchtbringenden als
germinantisu an sich genommen, (wiewoll
v
sonsten hierbey
w zu bemercken, das die eigentliche bedeutung des nahmens
Germans
x dessen ist, der gerne an den Man
y oder des Mannes ihn zu
bestreiten begierig ist)
5
So sage ich nun nechst
z diser eigenung
6 der El. im
besten vermercken wollen dero freundtvetterlichen großen, vnd wegen der gesellschafftt
hochfleißigen danck, das sie zu beföderung eines gutten wercks,
darinnen der viellgekörnte die
aa probe zuthun sich anerbotten, mir das erlösete
Jerusalem des
eTorquato Tasso zugesendett,
7
so ich nichtt allein woll sehr
ab
reinlich auff schon pappier getruckett, vnd
ac also herlich
e eingebunden empfangen,
sondern auch ehestes tages vnd gelegenheitt vorbenantem unserem gesellschafter
uberreichen will, damitt er seinem erbieten ein gnuegen thuen, vnd El.
ebenes fals ihr hochverstendiges vrtheill wen es
ad erfullet, daruber fellen könne.
Vnter deßen entpfhahen sie beygefugtt die gesetz der Ritter von der Runden
taffell in deutsche Reim gefast, vnd aus dem jehnigen genommen, so in der
vorrede des
luigi Alamanni vber seinen
Girone il Cortese zu finden,
8
wen sie dergestaltt
auch in
ae Jtalianische
af sprache ihrer
ag art nach möchten reimweise
ah
[2v] gebracht sein, vnd
ai sie der wurdigkeit geachtett wurden, liesse ich sie woll
einmall zur lust alhier gegen einander trucken;
9 Was sich von hiesigen getruckten
buchern mehrmals
10 bey
Knesebecken wollen fortbringen laßen, will ich
verhoffen El. er werde wöll
aj vberlieffern, wan
ak das andere ferttig
al so ich
jungsten verheißen
11 soll es auch folgen. Alleine bitte ich El. freundtlichen sie
durch ihme
Knesenbecken , was
Bastiano de Rossi 12 in
Venedig vom letzgetruckten
Vocabolario alda hinterlaßen, darvon ihm der hoffmeister
Schilling 13
schrifftliche anleitung, bey weme er es zuerlangen, geben wirdt, unbeschwertt
mitt wollen laßen heraußer bringen. Mitt El. trage ich ein vetterliches mittleiden,
wegen des
ihr zugestoßenen fiebers,
14 so ich aber zu Gott verhoffen will, dieselbe nun
wieder wirdt verlaßen haben; Von zeittungen habe ich ihr vber weniges nichts
sonderlichs zu melden, der könig von Dennemarck
15 will über die schuldige
e
Nieder Sächsische Kreißhilffe von seinem eigenen noch drey tausendt Man zu
fuß vnd sechshundertt pferde halten, ist nach der Weser verreisett die päße zu
besehen, vnd durch den feldtobristen
H. G. zu luneburg 16 besetzen zulaßen.
den
am 24. dieses alten Calenders soll das volck zusammen gefhurtt werden,
wirdt sein an 15000 Man des Kreißes alleine So seindt gesandt[e] von S. K.
M.
17
vnd dem Kreiße an die keyserliche May
est
ät, vmbe des Kreißes mitt
durchzugen vnd einlägerungen zu verschonen zu
an bitten, vnd die verfaßung
deßelben
ao zu vertheidigung vnd verwahrung
ap deßelben eintzig angesehen, zu
entdecken, wie auch an Chur Sachsen abgeschickett. Jn diesem Kreiß
18 sitzett
man noch still,
aq vnd vermeintt man weill die niederlage bey
Stadtloo 19 jungst
berichtermaßen erfolgett, es werde nun in diesen Kreißen desto beßer friede,
vnd keine gefahr mehr vorhanden sein, Gott helffe das es also erfolge. Jn
Köthen werden wir eine frische heuraht in vnserm hauße haben, mitt fr.
Do-
|| [203]
rothea meines bruders f.
Rudolffs L. sehligen eltesten tochter, vnd hertzog
Augustußen zu Lüneburg einem witwer, Tannenbergischer lini zu Hitzgar
wohnendt, gegen Martini dörffte die hochzeitt sein.
20 Meine gemahl vnd Kinder
21
entbieten El. ihren gruß vnd dienste, vnd verhoffe ich es werde dero
bruder f.
Ernst 22 nunmehr bey deroselben auch baldt anlangen, vnd sie also
ihre zeitt im besten vertreiben können, wan El. bruder in etwas die sprache
begriffen, will ich meinen sohn
23 versuchen lassen was er
ar darinnen in schrifften
zu thun vermeindt, thue Ell. allerseits hiermitt in den schutz gottlicher
Almachtt hochster gesundtheit, vnd allem glucklichen wollergehen entpfelen
Cöthen 19
as des Augstmonats 1623.