Text

230819
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
[Inhaltsverzeichnis]
|| [201]

230819

Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg


Ludwig hat Christian (FG 51) während dessen Italienaufenthalt je einmal italienisch und französisch geantwortet, will aber nun dem Gebrauch der FG gemäß Christians Brief vom 12. 8. deutsch erwidern. Die von Deutschen gegründete, der Pflege ihrer Muttersprache gewidmete FG nennt er auch deshalb eine deutsche Gesellschaft, weil ungeachtet anderer Erklärungsmöglichkeit vornehmlich Aventinus das Wort German ebenfalls von lat. germinare, fruchtbringen, herleite. — Dank für die Übersendung von Tassos La Gerusalemme liberata, das der Fürst Diederich v. dem Werder (FG 31) für ein Vorhaben überreichen will. Ludwig legt eine deutsche Versübertragung aus Luigi Alamannis Girone il cortese bei [vgl. Anhang I], die er nach einer metrischen Umarbeitung vielleicht zusammen mit dem Italienischen drucken lassen will. — Hempo v. dem Knesebeck (FG 88), der Christian in Köthen gedruckte Bücher mitbringe, solle auf der Rückreise nach Friedrichs v. Schilling (FG 21) Anleitung in Venedig abholen, was Bastiano de' Rossi dort vom neuen Vocabolario hinterlassen habe. — Ludwig bekundet Christian , der am Fieber leidet, sein Mitleid und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, daß sich der Prinz inzwischen erholt hat. — Nachrichten aus dem Niedersächsischen Kreis, die Truppenhilfe Kg. Christians IV. v. Dänemark , die Sicherung der Pässe durch Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231), die Stärke der Kreisarmee und Gesandtschaften an den Kaiser und Kursachsen betreffend. Im Obersächsischen Kreis hoffe man nach der Schlacht von Stadtlohn auf Ruhe. — Um Martini herum werde in Köthen Hz. August der J. v. Braunschweig u. Lüneburg (FG 227) mit Pzn. Dorothea v. Anhalt-Zerbst vermählt. — Bevorstehende Ankunft Pz. Ernsts v. Anhalt-Bernburg (FG 47) in Padua . Sobald der Prinz das Italienische begriffen habe, will Ludwig ihn zur Abfassung einer Arbeit veranlassen.

Beschreibung der Quelle

QHM Köthen: VS 447b; Doppelblatt, Bl. 2rv [1rv: 230809]; eigenh., Konzept. Teilw.
zit. in Conermann II, 89, paraphrasiert in Beckmann V, 481.

Anschrift

AAn fürst Christian den Jungen zu Anhalt a

Text


Hochgeborner furst, freundlicher viellgeliebter Vetter, als ich, weill1 El. in Jtalien dero in zweyen schreiben vnd vnterschiedenen Jtaliänischer vnd Französischer Sprache geantwortett,2 auchb also nichtt unbillich so weitt denselben den vorzug vor unsere Muttersprache gelassen, hatt mich doch beduncken wollen, es würde El. nichtt zu wieder, vnd unserer derc fruchtbringenden deutschen gesellschafftt nichtt ungemeß sein, wen ich dero dieses briefflein darinnen zu schriebe, vnd zugleich auffd ihres vom 12. instehenden Augstmonatts3 antworten thette. Worumb iche aber hier diese gesellschafftt nechst ihrem bekanten nahmen (der fruchttbringenden) auch die deutsche nenne, geschichtt nichtt alleine darumb billich, das sie zu außubung diesere vnserer Muttersprache von deutschen angerichtett, sondern auch weill in bewehrtenf geschichttschreibern, furnemlichg abere inh der Beyerrischen Chronicka Hans Thurmeyers von Abenßperg, zu latein Johannes Aventinus genantt,4 von dem ursprung des nahmensi German, oder Germani vnter andern diese meinung gesetzett, als wen esj beyk etzlichen von dem lateinischen wortt Germinare, sproßenl , herfurscheußene || [202] oder fruchtbringen, hergenommenm werde, worinnen dan also dern rechte verstandt deso erwehltenp nahmensq dieser gesellschafftt außerr zweifels vorerst ins einem wortt angedeutett, dant sie iste erstlich Germann, deutsch, vnd hatte dan den nahmen dere fruchtbringenden als germinantisu an sich genommen, (wiewoll v sonsten hierbeyw zu bemercken, das die eigentliche bedeutung des nahmens Germansx dessen ist, der gerne an den Many oder des Mannes ihn zu bestreiten begierig ist)5 So sage ich nun nechstz diser eigenung6 der El. im besten vermercken wollen dero freundtvetterlichen großen, vnd wegen der gesellschafftt hochfleißigen danck, das sie zu beföderung eines gutten wercks, darinnen der viellgekörnte dieaa probe zuthun sich anerbotten, mir das erlösete Jerusalem deseTorquato Tasso zugesendett, 7 so ich nichtt allein woll sehrab reinlich auff schon pappier getruckett, vndac also herliche eingebunden empfangen, sondern auch ehestes tages vnd gelegenheitt vorbenantem unserem gesellschafter uberreichen will, damitt er seinem erbieten ein gnuegen thuen, vnd El. ebenes fals ihr hochverstendiges vrtheill wen esad erfullet, daruber fellen könne. Vnter deßen entpfhahen sie beygefugtt die gesetz der Ritter von der Runden taffell in deutsche Reim gefast, vnd aus dem jehnigen genommen, so in der vorrede des luigi Alamanni vber seinen Girone il Cortese zu finden, 8 wen sie dergestaltt auch inae Jtalianischeaf sprache ihrerag art nach möchten reimweiseah [2v] gebracht sein, vndai sie der wurdigkeit geachtett wurden, liesse ich sie woll einmall zur lust alhier gegen einander trucken;9 Was sich von hiesigen getruckten buchern mehrmals10 bey Knesebecken wollen fortbringen laßen, will ich verhoffen El. er werde wöllaj vberlieffern, wanak das andere ferttigal so ich jungsten verheißen11 soll es auch folgen. Alleine bitte ich El. freundtlichen sie durch ihme Knesenbecken , was Bastiano de Rossi 12 in Venedig vom letzgetruckten Vocabolario alda hinterlaßen, darvon ihm der hoffmeister Schilling 13 schrifftliche anleitung, bey weme er es zuerlangen, geben wirdt, unbeschwertt mitt wollen laßen heraußer bringen. Mitt El. trage ich ein vetterliches mittleiden, wegen des
ihr zugestoßenen fiebers,14 so ich aber zu Gott verhoffen will, dieselbe nun wieder wirdt verlaßen haben; Von zeittungen habe ich ihr vber weniges nichts sonderlichs zu melden, der könig von Dennemarck15 will über die schuldigee Nieder Sächsische Kreißhilffe von seinem eigenen noch drey tausendt Man zu fuß vnd sechshundertt pferde halten, ist nach der Weser verreisett die päße zu besehen, vnd durch den feldtobristen H. G. zu luneburg 16 besetzen zulaßen. denam 24. dieses alten Calenders soll das volck zusammen gefhurtt werden, wirdt sein an 15000 Man des Kreißes alleine So seindt gesandt[e] von S. K. M.17 vnd dem Kreiße an die keyserliche Mayestät, vmbe des Kreißes mitt durchzugen vnd einlägerungen zu verschonen zuan bitten, vnd die verfaßung deßelbenao zu vertheidigung vnd verwahrungap deßelben eintzig angesehen, zu entdecken, wie auch an Chur Sachsen abgeschickett. Jn diesem Kreiß18 sitzett man noch still,aq vnd vermeintt man weill die niederlage bey Stadtloo 19 jungst berichtermaßen erfolgett, es werde nun in diesen Kreißen desto beßer friede, vnd keine gefahr mehr vorhanden sein, Gott helffe das es also erfolge. Jn Köthen werden wir eine frische heuraht in vnserm hauße haben, mitt fr. Do- || [203] rothea meines bruders f. Rudolffs L. sehligen eltesten tochter, vnd hertzog Augustußen zu Lüneburg einem witwer, Tannenbergischer lini zu Hitzgar wohnendt, gegen Martini dörffte die hochzeitt sein.20 Meine gemahl vnd Kinder21 entbieten El. ihren gruß vnd dienste, vnd verhoffe ich es werde dero bruder f. Ernst 22 nunmehr bey deroselben auch baldt anlangen, vnd sie also ihre zeitt im besten vertreiben können, wan El. bruder in etwas die sprache begriffen, will ich meinen sohn23 versuchen lassen was erar darinnen in schrifften zu thun vermeindt, thue Ell. allerseits hiermitt in den schutz gottlicher Almachtt hochster gesundtheit, vnd allem glucklichen wollergehen entpfelen

Cöthen 19as des Augstmonats 1623.

230819I

Die Gesetze der Ritter der Tafelrunde aus Luigi Alamannis Girone il Cortese

Beschreibung der Quelle


Q Bayer. Staatsbibl. München: 4 P. o. it. 10: [Holzschnittrahmen] GIRONE IL CORTESE | DI LVIGI ALAMANNI AL | CHRISTIANISSIMO, ET | INVTTTISSIMO RE | ARRIGO SECONDO. | NVOVAMENTE RIVEDVTO | ET CORRETTO CON ALTRE | AGIVNTE DEL AVTORE | MEDESIMO. | Con Priuilegi del Santißimo .S.N .PP. Paolo III. | Del Christianißimo Re Arrigo Secondo. | Della Serenißima Signoria di Venetia. | De gli Illustrißimi Signori il Duca di Firenze, | & Duca di Ferrara. | IN VENETIA | IN VINEGIA PER COMIN DA | TRINO DI MONFERRATO. | L'ANNO M. D. XLIX. Bl. [a vj]v - [vij]v.

Text


[...] Et1 percio che appresso cio non mi par fuor del suggetto nostro il saper'anchara breue [vij r] mente â quanto fusser tenuti quei che dal Re Artus furon chiamatib compagni della tauola tonda dirò breuemente quel che se ne puo intender â questi tempi. II primo articolo era che quando alcuno hauesse promesso, ô, fatto uoto di seguire alcuna inchiesta, ò, disposto di cercar marauigliose auuenture: che durante il tempo esso non si spoglierebbe arme fuor solamente che alcuna uolta per necessario riposo della notte: Che in seguendo dette inchieste, o, auuenture non schîferebbe alcun periglioso passaggio, ne sí torcerebbe dal cammin diritto, per non incontrarsí in caualier forti, di che era ottimamente fornito il regno di logres,2 ò, per non trouarsí con monstri, bestie seluaggie, spirìti, ô, altro spauentoso impedimento che un corpo d'un solo huomo potesse menar'â fine: Ch'ei deuesse sostener'il dritto sempre de i men forti, di uedoue, di pupilli; & di donzelle, hauendo buona querela, & per loro esporsí (se il bisogno il richiedesse) â mortalissima battaglia: se cio non fusse, ò, con tro all'honor proprio, ò, contro al Re Artus: Che non deuesse offender persona alcuna, ne usurpar l'altrui, anzi muouer l'arme contro â chi 'l facesse: Ch'ei deuesse portar' immacchiata fede & lealtà a i suoi compagni, seruando l'honor e 'l profitto di essi intero, non meno in lontananza che in presenza: ne || [204] combatter contro â quelli, se cio per disconoscenza non auuenisse: Ch'egli esporrebbe beni & uita per l'honor del suo Signor, & della sua patria. Che l'util non mouesse ad atto alcun, ma solla gloria, & la uirtude. Che diligentemente reuerirebbe Dio, udendo una messa per giorno, ò, uisítando la chiesa farebbe oratione, o, per mancamento di essa dauanti una croce, delle quali molte per tale uficio assise n'erano sopra tutti i cammin della gran Brettagna. Ch' ei non prenderebbe prezzo di seruigio fatto, & nei suoi paesí propri non farebbe danno a persona, quantunque a lui nemicissima, anzi con la sua uita la guarderebbe di ogni danno: Che prendendo la condotta di alcuna Dama, ò, morrebbe, ò la saluerebbe da tutte offese: Che sendo ricerco di battaglia pari, non [vij v] la rifiuterebbe senza esser'impiagato, o, hauer altro ragioneuole impedimento, Che prendendo impresa, ò, la menerebbe â fine, ò, starebbe in inchiesta uno anno intero, & un giorno, in caso che il Rê Artûs per suoi affari no'l richiamasse, Che non sí ritirerebbe dal uoto fatto di acquistar qualche honor, se non uentuone al fine, ò, condotto in quel mezzo da qualcun'altro dispostosí al medesímo, perche in tal caso n'era disciolto: Che ritornando alla Corte dalle auuenture & dall'inchieste, direbbe tutta la uerita (et sí fuss'ella a sua gran uergogna) a quei ch'era ordinati per descriuer le pruoue dei compagni della tauola tonda: et cio sotto pena di priuation di caualleria: Che essendo fatti al torneamento prigioneri, oltre al lassar liberamente al uincitor l'arme, e 'l cauallo, non ardirebbe di tornar'in guerra senza licenza di esso: Che non combatterebbe mai accompagnato contro ad un solo: Che non porterebbe due spade, se non hauesse cuore & uolontà di mettersí in pruoua contro a due caualieri, ò, maggior numero, et chi ardiua di portarle, lecito era che fusse da piu d'uno combattuto senza uergogna de gli assalitori: ne sí trouò chi con taî conditioni la portasse se non Balaàm3 et Palamedes :4 Che in torneamento non ferirebbe di punta: Che non farebbe uiolenza a Dame, ò, Damigelle (quantunque guadagnate per ragion d'arme) senza piacer d'esse & consentimento, Et che sopra tutte altre cose, per accidente che auuenir potesse non fallirebbe la sua parola sotto pena di mai piu non esser caualiere appellato.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Papierriß.
a Aus ⟨vnd⟩.
b Bis deutschen eingefügt, zunächst ⟨oder⟩ deutschen, dann gebessertes der ⟨oder⟩ fruchtbringenden
c Folgt ⟨der⟩
d Eingefügt.
e Folgt ⟨germ⟩[?]
f Für ⟨vntter denen⟩
g Bis Chronicka für ⟨der Avent⟩
h Für ⟨wortts⟩ Folgt ⟨G⟩ [?].
i Aus einem unleserl. Wort (bzw. Silbe) u. eingefügt für ⟨fur⟩ [?].
j Für ⟨von⟩
k Aus herfursprossen
l her eingefügt.
m Folgt ⟨zweifache⟩
n Für ⟨dieses⟩
o Aus ersonnen
p Folgen zwei eingefügte Wörter.
q Bis vorerst eingefügt für ⟨außer keinem⟩ [?]
r Bis wortt eingefügt.
s Folgt ⟨sie erstli⟩
t Aus germinans
u Folgt ⟨noch keine⟩ [?]. über (dieses hierbey) [?].
v sonsten hierbey eingefügt.
w Folgen ⟨diese ist,⟩ und wohl drei unleserl., gestr. Wörter.
x Für ⟨Mahn ist, oder den seinen⟩
y Bis dero eingefügt. Folgt ⟨El.⟩
z Für ⟨eine⟩
aa Gebessert aus einem unleserl. Wort.
ab Für ⟨auch⟩
ac Aus ⟨solch⟩es
ad Aus ⟨im⟩
ae Gebessert aus Jtalianischen
af Bis nach eingefügt.
ag Auf Kustode ⟨auch⟩ gebracht folgt auf Bl. 2v ⟨auch⟨
ah Bis wurden eingefügt.
ai Folgt ⟨vbertragen⟩
aj Aus das [?]
ak Bis verheißen eingefügt
al Bis alleine eingefügt.
am Bis bitten eingefügt
an Aus des gebessert, gefolgt von ⟨Kreises⟩
ao Aus bewahrung
ap folgt ⟨doch⟩
aq Eingefügt für ⟨sie⟩
ar Wohl || [205] 19. gebessert aus 20. Da Knesebeck schon am 31. 8. 1623 a. St. mit dem Brief Ludwigs in Padua eintraf (s. K), darf die undeutliche Tagesangabe nur dann als 29. entziffert werden, wenn F. Ludwig seine Antwort auf 230802 (d. d. 12. 8. 1623 n. St.) auch nach dem neuen Stil umdatierte.

T I
a Druckfehler, für ancor ?
b Druckfehler chiamtai

Kommentar
1 Solange (als). Götze, 225.
2 Wohl F. Ludwigs Schreiben v. 8./18. 7. 1623 (verloren; erwähnt in 230802; wohl italienisch, da Christian in dieser Sprache antwortete) und 9. 8. 1623 (230809; französ.).
3 Gemeint ist 230802 (a. St.), das im Original nach dem Gregorianischen Kalender (12. 8. 1623) datiert ist. Vgl. T Anm. as. Ludwigs Überlegung ist auch als eine Entgegnung auf (damals konventionelle) Gedanken anzusehen, die Christian am 12. 6. 1623 in einem Schreiben an seinen Oheim geäußert hatte: „Essendo jo hormaj giunto in Italia , e' mj conviene d'iscriver in quel linguaggio, in questo paese nato, e grato a V. A. benche il mio stile non Le debba essere, senon fastidioso. Nondimeno jo ardisco di scriverle in cotal guisa, sapendo che la grandezza dell'amore e benivolenza di V. A. inverso di me, non vede, o piú tosto cuopre cortesemente glj diffettj, oltre che j commandamentj suoj, miravano, s' io hó ben inteso, a quell'iscopo, che mj conviene meritamente d'esseguirlj.” LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 13r
4 Aventinus IV.1, 213. Vgl. Johannis Aventini/ Des [...] Beyerischen Geschichtschreibers Chronica [...] durch [...] Niclaus Cisner [...] in Druck gegeben/ vnd mit nützlichen Glossen illustriert [...] . An jetzo [...] von newem durchsehen [...] vermehret. (Franckfort am Mayn: Jacob Fischers S. Erben 1622), 83. Diese die bairischen Spracheigentümlichkeiten des Originals tilgende Ausgabe befand sich 1650 auch in F. Ludwigs Bibliothek (IP 277v: "Johan Aventinj Bayerische Chronica 1622"). Vgl. 240109 u. Conermann TG, 609.
5 Aventinus IV. 1, 26, 'Einleitung': „German, der des mans gert, ist der alt gemain nam der Teutschen, davon Germania, Teutschland, bei den Römern und Kriechen noch heutigen tag haist sider von Christi geburt her.” Vgl. IV. 1, 548, Kap. 222 'Von dem neuen nam der Teutschen, damit man noch im latein und kriechischen uns nent': „Obgenanter künig Ernst hat sein kriegsvolk [...] so pisher lange zeit under dem kriechischen kaisertum Galli, Celtae in der gemein genant sein worden, ein neuen nam geschöpft, hats 'Germannen', das ist 'die des mans gern' genent [...]” . Vgl. Aventinus: Chronica Von vrsprung/ herkomen/ vnd thaten/ der vhralten Teutschen. (Nürnberg 1541), L 1 v: „German/ der des mans begert/ vnd darff in kampff tretten/ wie noch ein sprichwort ist/ Er gert des mans/ daruon die Teutschen Germani genent.”
6 Stieler, 25: „vindicatio, vulgò appropriatio.” Zum frühnhd. Verb eigen, eignen, zueignen, vgl. DW III, 104f.; kaum zu eigen, zeigen, offenbaren. Götze, 60.
7 Der Vielgekörnte, Diederich v. dem Werder (FG 31), übersetzte Torquato Tassos Epos La Gerusalemme liberata unter dem Titel Gottfried von Bulljon, Oder Das erlösete Jerusalem (Franckfurt am Mayn 1626: Daniel u. David Aubri u. Clemens Schleichen); 2., überarb. Aufl. Franckfurt am Mayn 1651. Welche Ausgabe(n) Werder seiner Übertragung zugrundelegte, konnte bisher nicht eindeutig ermittelt werden. Vgl. v. dem Werder 20*. Der italienische Text, der in keiner überprüften Ausgabe völlig dem der Übersetzung Werders entspricht (Gesang XVI, Str. 20, V. 4 entsprechend der Ausg. Lione 1581: A. Marsilii; X, 78, 1-4 wie Vinegia: A. Salicato, verschiedene Ausgaben seit 1584), findet sich jedoch in dem wohl aus der Bernburger Schloßbibliothek stammenden Exemplar einer in der StB Dessau (BB 11910) erhaltenen Edition. Da in dem Buch der Anfang (Titelbl. bis Bl. † 2v) herausgerissen wurde, zitiere ich den Titel nach || [206] Kat. Dessau BB 11910, obgleich Wilhelm Gröpler, dem Bearbeiter dieses Katalogs, vor dem Ersten Weltkriege schon nicht mehr das vollständige Exemplar vorgelegen haben mag: „1) Tasso, Torquato, Il Goffredo, overo Gierusalemma liberata. — 2) Camilli, Camillo, Cinque canti aggiunti al Goffredo etc. Venetia, 1613, Pietro Milocho. 1 Bd. 12°. Prgtbd.” Der handschriftliche Rückentitel lautet nämlich: „Il Goffrido overò Gierusalemm[ a] liberata [...].” Die Identifizierung der Ausgabe wird duch den erhaltenen Titel der beigebundenen Schrift unterstützt: „CINQVE | CANTI | DI CAMILLO | CAMILLI, | AGGIVNTI AL GOFFREDO | DEL SIG. TORQVATO TASSO, Di nuovo da lui con somma diligenza | reuisti, & corretti. | Con aggiunta de gli ARGOMENTI à ciascun Canto del Signor Francesco | Melchiori Opitergino. | Con Licenza de' Superiori. | [Signet] | In Venetia, M DC XIII. | [Linie] | Appresso Pietro Milocho.” Inhalt: 1) - Bl. 5r Vorrede; 5v - [† 10]v ALLEGORIA DEL POEMA.; [† 11] r - [12]v STANZE DEL SIGNOR LORENZO FRIZOLI, In lode del Poeta.; Bl. Ar/S. 1 - [Aa 12]v/576 IL GOFFREDO, OVERO GIERVSALEMME LIBERATA, DEL S. TORQVATO TASSO. (zwanzig Canti, vor jedem ein Argomento, hinter jedem Gesang Annotationi, & dichiarationi). — 2) Titelbl., Rückseite vacat; Bl. a 2r Sonett des Francesco Melchiori Opitergino für Camilli ; Bl. a 2v/S. 4 - [f ll]v/144 fünf Canti mit Argomento, aber ohne Kommentar; [f 12]r - [g 10]v TAVOLA DI TVTTI I NOMI PROPRII, Et di tutte le materie principali contenute nel presente Libro. 12°, Blattgröße 13,3 x 7,3 cm. Zeitgenössische Eintragung von unbekannter Hand auf der Versoseite des vorderen fliegenden Blattes: „Don Angelo Grillo , nella sua lettera al Sig.r Gian Nettino Spinola: Tal è stato il Tasso, e tanto in ogni genere di Lettere, che la sua eruditione et la sua eloquenza più conoscero gli huomini col mancarne, che prima non facevano col goderne.” Vgl. BLC 136, 158. Auch eine Auflage dieser Ausgabe aus dem Jahre 1616 kommt als Werders Vorlage in Betracht. Das Dessauer Exemplar könnte dem Titel und Format („il più bello e minuto chjo seppj trovare" 230802) nach Werders Vorlage repräsentieren. Wenn Christian sein Buch nicht schon auf einer früheren Italienreise erstanden hatte, kaufte er es möglicherweise zur selben Zeit wie das für Werder bestimmte Exemplar. In der Vorrede zu seiner Übertragung spricht der Vielgekörnte davon, daß er seine Arbeit „auff einer hochlöblichen vertrawlichen Gesellschafft/ so Schrifft: so Mündtlich instendiges anhalten” hin unternommen habe (v. dem Werder 28). Die Beschaffung der (zusätzlichen?) Textvorlage durch zwei Mitglieder der FG, F. Ludwig und F. Christian , schuf die Voraussetzung für die Verwirklichung des Akademieauftrags durch den Vielgekörnten. Dazu könnte auch der auffällige Umstand passen, daß sich in der Bibliothek Ludwigs später kein Exemplar des italienischen Texts fand (IP, aus dem Jahre 1650).
8 Alamannis (1495-1556) Nachdichtung des französischen Artusromans Guiron le courtois befand sich in F. Ludwigs Bibliothek: „Girone il Cortese di Luigi Alamanni in Venetia 1594" (IP 321r). Wenn es sich dabei nicht um einen bisher unbekannten Druck des Werks handelte, dürfte damit die zweite Auflage (1549) falsch zitiert sein. S. Anhang I. Christian mag ein in der StB Dessau erhaltenes Exemplar der ersten Ausgabe (Kat. Dessau BB 11903) nach der Zusendung der deutschen Verse angeschafft haben: Gyrone il cortese (Parigi, Stampato da Rinaldo Calderio, & Claudio suo figliulo [1548]). Die Vorlage für die von F. Ludwig bezeichnete Prosa Alamannis findet sich schon in: Gyron le Courtoys. Auecques la deuise des armes de tous les Chevaliers de la table ronde. A. Verard: Paris [1501?], Reprint mit Einl. v. Cedric E. Pickford. (Arthurian romances, 4). London 1977, Bl. a ii r - a iiii v: 'La deuise des armes de cheualiers de la table ronde'. Pickford vermerkt zu den „Devisen” der 169 Ritter in der Einleitung [S. 2]: „He (sc. Vérard) [...] placed at the very beginning of it all a sort of Arthurian Who's Who [...]. This is a register of the knights, with brief descriptions of || [207] the arms they bore, but it does not contain the biographical sketches which are to be found in the rather longer self-contained work La Devise des Armes des Chevaliers de la Table Ronde, of which several manuscript copies and two sixteenth-century éditions are known.” Dazu a. a. O., [3], Anm. 6: „The first was published in Paris at the beginning of the sixteenth Century: it was reissued in roman type in 1590, by Benoist Rigaud of Lyons. Cf. E. Sandoz, 'Tourneys in the Arthurian Tradition', Speculum, XIX (1944), pp. 389-420.” Vgl. auch Roger Lathuillère: Guiron le Courtois. Étude de la tradition manuscrite et analyse critique. (Publications romanes et françaises, no. 86) Genève 1966. Die Vorlage für die F. Christian gesandte Abschrift — oder eine spätere Fassung der Arbeit - läßt sich bis ins 19. Jahrhundert verfolgen. Vgl. LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 14 Nr. 11 (nicht foliiert): „Die Eröffnung eines in dem Regiminal-Archive befindlichen 'schwarzen Schrankes' sowie die Sichtung und Ordnung der darin aufgefundenen Skripturen 1840-46” , darin: „Verzeichniß der in dem im Herzogl. Regiminal=Archive befindlichen 'Schwarzen Schrank' enthaltenen Urkunden, Documente, Scripturen und gedruckte Sachen 1840” , Verzeichniß I Paket A: „8. Die Gesetz der Ritter von der Runden Taffel. Jn Prosa | 9. Die Gesetz der Ritter von der Runden Taffel. Metrisch.” Vermerk zu beiden Eintragungen: „Ohne Datumb". Der Verfasser der verschollenen deutschen Dichtung dürfte Diederich v. dem Werder gewesen sein, da er der Notiz des Bibliothekars Gottfried Sturm zufolge das Exemplar aus F. Ludwigs Büchersammlung empfing: „Gjrone Cortese in 4to, welches h. Obrister werder [...] nach inhaldt h. Sturmij hinderlaßenen handt, auß solcher Bibliotheca bekommen haben sol:” (IP 327r). Wenn diese Eintragung im Katalog der italienischen Bücher des Fürsten nicht ein zweites Exemplar Ludwigs verzeichnet, handelte es sich um die angegebene Ausgabe von 1549.
9 Die deutsche Übersetzung ahmte wohl noch nicht die Stanzen in Alamannis Übertragung des Guiron le courtois nach. Von einer Überarbeitung oder einem Druck der Verhaltensregeln (mit gegenübergestelltem italienischen und deutschen Text) ist nichts bekannt, falls die im soeben erwähnten Verzeichnis genannten Gesetz nicht einen Druck bezeichnen. Er hätte allerdings keine Versifizierung des italienischen Textes enthalten.
10 Mehrere Exemplare der Hempo v. dem Knesebeck von F. Ludwig auf die Reise nach Padua mitgegebenen Köthener Drucke. S. 230809.
11 Vgl. 230809. Eine damals in Köthen gedruckte italienische Übertragung von Marie Le Gendres Le cabinet des saines affections und Hans Ernst von Börstels (FG 41) deutsche Übertragung dieses Werks.
12 Zu Rossi und der von Ludwig gewünschten zweiten Auflage des Wörterbuchs der Accademia della Crusca vgl. 230802 u. 231203.
13 F. Ludwigs Hofmeister Friedrich v. Schilling könnte Knesebeck instruiert haben, Rossis Lieferung bei Bartholomäus Viatis d. J. in Venedig abzuholen. Vgl. 230802, 230809, 230913 u. 231203.
15 König Christian IV. v. Dänemark. Vgl. 230809 über seine Rolle als Verteidiger dieses Reichskreises. Tilly hatte u. a. den Weserpaß bei Höxter besetzt.
16 Hz. Georg v. Braunschweig-Calenberg (FG 231), General der 1623 geworbenen Armee des Niedersächsischen Kreises
17 Seine Königliche Majestät, d. i. Kg. Christian IV. v. Dänemark. Die Gesandten forderten am 30. 9. 1623 n. St. in Wien den (damals schon begonnenen) Abzug Tillys aus dem Westfälischen und Niedersächsischen Kreis (vgl. 230913) und die Anerkennung der Besitzansprüche der protestantischen Dynasten auf die geistlichen Güter. Klopp, II, 338. Vgl. Christian: Tageb. III; 27. 10.>/6. 11. 1623: „Die Königliche Dennemärckische vndt NiederSächsischen abgesandten haben abschlegliche antwort bekommen vom Kayser; wegen abführung der garnison zu Höxer, vndt des volcks auß dem westphälischen crayß, Jt. ertheilung der Jndulten oder protectorien vber die weltlichen Stiffter.”
18 Obersächsischer Kreis.
19 Sieg des Liga- Heeres unter Tilly über Christian v. Halberstadt bei Stadtlohn am 6. 8. 1623 n. St. Vgl. || [208] 230809.
20 Hz. August d. J. , Sohn Hz. Heinrichs v. Braunschweig-Lüneburg-Dannenberg und später Nachfolger Hz. Friedrich Ulrichs v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38), residierte damals zu Hitzacker (a. d. Elbe, SO v. Lüneburg). Nach dem Tode seiner Gattin Clara Maria , geb. Hzn. v. Pommern († 19. 2. 1623), heiratete er am 26. 10. 1623 Fn. Dorothea (1607-1634), Tochter F. Rudolphs v. Anhalt-Zerbst (FG 12; † 20. 8. 1621). Vgl. 231101.
21 Fn. Amoena Amalia (AL 1618, TG 2), Pz. Ludwig d. J. (FG 6) u. Pzn. Loysa Amoena (TG 6) v. Anhalt-Köthen .
22 F. Ernst traf am 31. 8. 1623 in Padua ein. Christian: Tageb., III; 1. / 11. 9. 1623.
23 F. Ernst , nicht F. Ludwigs leiblicher Sohn F. Ludwig d. J. (FG 6). Von der Übernahme einer gelehrten oder literarischen Arbeit, etwa einer Übersetzung aus dem Italienischen, ist in F. Ernsts Fall nichts bekannt.

K I
1 Aus der Widmungsvorrede Alamannis an Kg. Heinrich II. v. Frankreich .
2 Im Guiron le Courtois gegründet von Logrin , einem Sohn des Bruthus , der 'Großbritannien' erobert hatte. Lathullière, a. a. O., § 256f. Vgl. Alamanni: Girone. Bl. 184v.
3 Balaam (Baalan, meistens Balan), eine der Gestalten dieses Namens in den Chansons de geste, hier wohl der Gesandte Agolands bei Karl d. Gr. In der Chanson d'Aspremont provoziert er Karl so lange, bis Ogier für seinen Herrn einspringt und Balan vergeblich zum Zweikampf auffordert. Vgl. André de Mandach: Naissance et développement de la chanson de geste en Europe: III. Chanson d'Aspremont. Genève 1975, V. 1061ff. (Publications romanes et françaises, 134).
4 Nachdem Palamède im Guiron le Courtois noch kurz zuvor Guiron den Kampf verweigert hat, springt er ihm ungebeten gegen Durmort bei. Vgl. Lathullière, a. a. O., § 281.
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