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Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg an Herzog August d. J. von Braunschweig und Lüneburg
[Inhaltsverzeichnis]
|| [230]

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Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg an Herzog August d. J. von Braunschweig und Lüneburg


Beantwortet durch 240106.
Der geächtete F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) berichtet, sein Bruder F. Ludwig habe ihm den für die Aussöhnung mit dem Kaiser benötigten Geleitsbrief überbracht. Ludwig habe ihn auch auf ein von Hz. August (FG 227) zu Lüneburg in den Druck gegebenes kryptographisches Werk hingewiesen. Da er sich stets für diese Materie interessiert habe und zurzeit viel Muße besitze, bitte er Hz. August um ein Exemplar dieses Werkes, daneben auch um das Schachbuch des Herzogs. Neujahrswünsche an Hz. August und dessen Gemahlin.

Beschreibung der Quelle

QHAB: BA II, 2 Briefe: Herzog August Nr. 138-141, Nr. 138, 1Bl., 1r, 1v vacat; eigenh

Anschrift

A[Handschrift: [1B1., lr]]A Fehlt.

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[Handschrift: [1B1., lr]] Hochgeborner fürsta freundtlicher lieber Oheim vnd Schwager, do es E. l. vnd dero geliebten Gemahlin1 wol ergienge Wehre es mir lieb, Jch habe Neulicher tagen von meynem bruder fürst Ludwig , (der mihr das keyserliche gleyd vnd Saluum Conductum zu meyner aussohn2 mitgebracht) vornommen das E. L. eyn Opus stegenographicum zu Lünebürgk drucken liessen3 weyl ich dan zu dergleychen sachen Jederzeyt grose lust getragen vnd Jtzo noch viel mussiger Zeyt, als || [231] ersuch E. L. ich hiemit freundtlich sie wolten mihr eyn Exemplar daruon, wie auch von dem Schachspiel4 vnbeschwert zukommen lassen, bin Erbottig solches fürfallender gelegenheyt freundtlich zu vorschulden, Jch Gruße auch E. l. geliebte gemahlin ganz vetterlich vnd wünsche beydersejts ELL. zu eyntrettendem NEuem Jhar viel Glück Segen vnd wollfarth.

E. L. gantz dienstwilliger Schwager

Christian fz Anhalt

DatumFlenßburgk den10 Xcemb:b 1623.

231210I

Herzog August verzeichnet von Fürst Ludwig geschenkte Bücher der Fruchtbringenden Gesellschaft

Beschreibung der Quelle

QHAB: BA I, 320. Katalog der Bibliothek Herzog Augusts v. Braunschweig u. Lüneburg, eigenh. verzeichnet 1611/12-1625. Bl. 329r und 330v.

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496. Die andere Woche Wilhelms von Saluste, Herrn zu Bartas, auß dem französischen gegen übergesatzten in Teutsche Reyme, mit ebenmässigen und gleichlautenden endungen, auch nicht mehr, oder weniger Syllabena , gebracht, und so viel immer müglich, und nach art teutscher Sprach zuläßlich, fast von wort zu worten rein teutsch gegeben: 1622. Cöthen. in 4to1
497. L'Uranie: La Judith; La Lepanthe; La Victoire d'yuri etc. de Guillaume de Saluste, seigneur du Bartas, teutsch und frantzösisch. Cothen. 1623. in 4to2
Scelta d'alcune Poesie Filosofiche, di Settimontano Squilla, cavate da' suo' Libri detti la Cantica, con L'esposizioneb 1622. di Tobia Adami.3
521. La Circe di Giouan Battista Gelli, Academico Firentino. 1619. in 8vo4
Vorgehendes verteutschet, Cöthen. 1620.5
I Capricci del Bottaio, di Giouan Battista Gelli, Accademico Fiorentino. 1619.6
voriges verteutschet, zu Cöthen: 1619.7
Discorsi de gli Animali di Agnolo Firenzuola Firentino: 1620.8
525. Scrutinium Ingeniorum pro ijs, qui excellere cupiunt; Latinitate donatum: Interprete æschacio Majore Dobreborano. Lege: stupesces. 1622, Lipsiæ in 8vo9
Lo studio de gli Affetti Sani Libretto composto da Monsur de Riveri etc., 1623. in Cotogna.10
526. Christophori Forstneri Austrij Hypomnematum Politicorum Centuria. Argentoratii 1623. in 12.11
Schatzkämmerlein Heilsamer Zuneigungen, durch Herren von Riverij: 1623.12
Heraclitus, oder betrachtung der Eitelkeit und Elend des Menschlichen lebens.13

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a || [232] In diesem und den folgenden eigenhändigen Schreiben F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg ist eine eindeutige Scheidung von u und ü nicht möglich.
b Sic. Für Xb: Decembris

T I
a Aus Syl⟨la⟩ben
b Aus espo⟨z⟩sizione

Kommentar
1 Der damals zu Hitzacker residierende Hz. August d. J. v. Braunschweig u. Lüneburg (FG 227), der als späterer Erbe Wolfenbüttels von uns gemeinhin Herzog v. Braunschweig- Wolfenbüttel genannte Fürst, hatte in Köthen am 26. 10. 1623Dorothea (1607- 1634), die Tochter F. Rudolphs v. Anhalt-Zerbst (FG 12), geheiratet. Vgl. 230819 u. 231101 K. In diesen dynastischen Zusammenhang sind die Buchgeschenke F. Ludwigs zu stellen, welche den Herzog schon 1623 und 1624 mit den Bestrebungen der FG vertraut machten (s. Anhang I). Die dynastische Verbindung wird auch einen willkommenen Anlaß für den kleinen privaten Briefwechsel zwischen F. Ludwigs Bruder Christian (FG 26) und Hz. August (vgl. 240106, 240116, 240125, 240319 u. 240907) geboten haben. Die Korrespondenz wirft nicht nur Licht auf die wissenschaftlichen Interessen des gelehrten Herzogs, sondern auch auf die des ,Politikers' Christian .
2 Von Ks. Ferdinand II. am 22. 1. 1621 geächtet, hielt sich F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg unter dem Schutz Kg. Christians IV. von Dänemark in Flensburg auf. S. 230809 u. 231101. Um den Fürsten aus der Acht zu lösen, hatte Kaiser Ferdinand II. Christian sicheres Geleit für eine Reise nach Wien zugesagt. S. 231101 u. 240907.
3 Das von Hz. August d. J. verfaßte Kompendium der Kryptographie: Gustavi Seleni [Pseud.] cryptomenytices et cryptographiæ Libri IX. In quibus & planißima Steganographiæ à Johanne Trithemio, ... olîm conscriptæ, enodatio traditur. Inspersis ubiquæ Authoris ac Aliorum, non contemnendis inventis. (Lüneburg 1624). Zu Hz. Augusts d. J. kryptographischen Arbeiten und seiner Rezeption der beiden einschlägigen Werke des Würzburger Abtes Johannes Trithemius — der 1508 abgefaßten und zehn Jahre später gedruckten Polygraphiae libri sex sowie der erst 1606 veröffentlichten Steganographia — s. Strasser, vgl. ders.: Lingua Universalis. Kryptologie und Theorie der Universalsprachen im 16. und 17. Jh. Wiesbaden 1988 u. ders.: Geheimschrift. In: Sammler Fürst Gelehrter, 181-191; Strasser geht auf Hz. Augusts d. J. Briefwechsel mit F. Christian I. nicht ein.
4 Das Schach- oder König-Spiel. Von Gustavo Seleno [Pseud., Hz. August d. J. v. Braunschweig u. Lüneburg], Jn vier unterschiedene Bücher ... Diesem ist zu ende/ angefüget/ ein sehr altes Spiel/ genandt/ rythmo-machia. (Lipsiae 1616). Nachdr. Zürich 1978. Vgl. Marion Faber: Schachspiel. In: Sammler Fürst Gelehrter, 172-180.

K I
1 Bl. 329r. Guillaume de Saluste sieur Du Bartas: La seconde sepmaine, hg. u. übers. v. Tobias Hübner: LA SECONDE SEPMAINE DE GUILLAUME DE SAluste Seigneur du BARTAS. Die Andere Woche Wilhelms von Saluste Herrn zu Bartas/ Aus dem Frantzösischen gegen übergesatzten in Teutsche Reime/ mit ebenmässigen und gleichlautenden endungen/ auch nicht mehr/ oder weniger Sylben/ gebracht/ und so viel jmmer müglich/ und nach art Teutscher Sprach zuläßlich/ fast von wort zu Worten rein Teutsch gegeben. MDCXXII. Gedruckt zu Cöthen/ im Fürstenthumb Anhalt. Exemplar erhalten in HAB: 10 Poet. Goldgeprägter Pergamenteinband mit Supralibros (vorn und hinten anhalt. Wappen), gepunzter Goldschnitt. Eigenh. Rückentitel des Herzogs. Auf dem Titelbl. Augusts eigenh. Zusatz „dürch Tobiam Hübnern.” Im ersten Bücherkatalog Hz. Augusts unter den Nachträgen im Jahre 1623 als Nr. 496 eingetragen. Da das erste 1624 erschienene Werk (Nr. 504) erst kurz darauf (Bl. 329rv) verzeichnet wurde, dürfte F. Ludwig dem Herzog oder eher seiner Nichte Dorothea die Ausgabe und Übersetzung Hübners noch 1623 gesandt oder sie anläßlich der Hochzeit in Köthen geschenkt haben. || [233] Die prächtige Fassung dieses und des anschließend erwähnten Bandes lassen an ein Geschenk denken, während die einfachen Pergamenteinbände der danach vermerkten Bücher vermutlich von Hz. August in Auftrag gegeben wurden. Da der Hinweis F. Ludwigs an seinen Bruder Christian (s. obigen Brief) und seine Geschenke von Büchern der FG ein Interesse des Fürsten an dem gelehrten Herzog zu bezeugen scheinen, läßt sich die späte Aufnahme Augusts d. J. in die FG (1634) wohl kaum aus dynastischen Gründen oder aus Vorbehalten gegen Augusts Beschäftigung mit der Steganographie des Trithemius erklären. Zwar heiratete Hz. August d. J. 1623 eine lutherisch erzogene Anhaltinerin, erwiderte auch Briefe ihres damals noch geächteten Oheims Christian , mag aber doch eine in seinem damaligen Verständnis verdächtige Bindung an den ,Orden' der FG gescheut haben. Vgl. z. B. 221214 (Benutzung von Gesellschaftsnamen und Orden zu konspirativen Zwecken).
2 Bl. 329r. Guillaume de Saluste sieur Du Bartas, hg. u. übers. v. Tobias Hübner: L'URANIE. LA JUDITH: LA LEPANTHE: LA VICTOIRE D'YVRY, &c. DE GUILLAUME DE SALUSTE Seigneur du Bartas. Das ist: Die himmlische Musa: Die History von Judith in 6. Büchern: Die Wasser- Schlacht und Sieg der Christen wieder die Türcken vor Lepantho/ &. Die Schlacht und sieg vor Jvry / so im jahr 1590. von J. Kön M: in Franckreich &. wieder ihre Feinde die Ligisten/ erhalten worden/ &. Aus dem Frantzösischen gegenübergesetzten/ in Teutsche Reime/ mit ebenmässigen und gleichlautenden Endungen/ auch nicht mehr oder weniger Sylben/ gebracht/ und so viel immer müglich/ und nach art Teutscher Sprache zuläßlich/ fast von wort zu worten rein Teutsch gegeben. Getruckt zu Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/ Jm Jahr Christi M.DC.XXiij. Exemplar erhalten in HAB: 54 Poet. (1). Datierung, Einband, Goldschnitt, Rückentitel und Identifikation des Übersetzers wie in Anm. 1 angegeben.
3 Bl. 329r. Tommaso Campanella: Cantica, Auswahl, hg. u. übers. v. Tobias Adami (FG 181): SCELTA D'alcune POESIE FILOSOFICHE DI SETTIMONTANO SQUILLA [Pseud.] Cavate da' suo' libri detti LA CANTICA. Con l'esposizione. Stampato nell' anno M. DC. XXII. Gedruckt in der Fürstl. Druckerei zu Köthen. Exemplar erhalten in HAB: 54 Poet. (2), s. Anm. 2 .
4 Bl. 330v. Giovan Batista Gelli, hg. v. F. Ludwig: LA CIRCE DI GIOVAN BATISTA GELLI ACADEMICO FIRENTINO. M. DC. XIX. Gedruckt in der Fürstl. Druckerei zu Köthen. Exemplar erhalten in HAB: 30 Eth. (1). 1624 im Katalog verzeichnet. Vgl. Anm. 5 .
5 Bl. 330v. Giovan Batista Gelli, übers. u. kommentiert v. F. Ludwig: JOHANNIS BAPTISTӔ GELLI, Vornehmen Florentinischen ACADEMICI Anmutige Gespräch/ LA CIRCE genandt: Darinnen von allerhandt lustigen vnd nützlichen Sachen gehandelt wird. Aus dem Jtaliänischen Jns Teutsche gebracht. Mit angehenckter Philosophischer Erklärung vnd Darauff folgendem Register. Zu Cöthen/ im Fürstenthumb Anhalt/ Jm Jahr/ M DC XX. Erhalten in HAB: 30 Eth. (2). 1624 im Katalog verzeichnet. S. Anm. 4 .
6 Bl. 330v. Giovan Batista Gelli, hg. v. F. Ludwig: I CAPRICCI DEL BOTTAIO DI GIOVAN BATISTA GELLI ACCADEMICO FIRENTINO. M. DC. XIX. Gedruckt in der Fürstl. Druckerei zu Köthen. Exemplar erhalten in HAB: 30 Eth. (3). 1624 im Katalog verzeichnet.
7 Bl. 330v. Giovan Batista Gelli, übers. u. kommentiert v. F. Ludwig: JOHANNIS BAPTISTӔ GELLI Vornehmen Florentinischen Academici Anmutige Gespräch Capricci del Bottaio genandt. Darinnen von allerhand lustigen vnd nützlichen Sachen gehandelt wird. Auß dem Jtaliänischen ins Teutsche gebracht. Mit angehenckter kurtzer Erklärung etlicher Stück: vnd darauff folgenden Register. Zu Cöthen im Fürstenthumb Anhalt. Jm Jahr M. DC. XIX. Exemplar erhalten in HAB: 30 Eth. (4). 1624 im Katalog verzeichnet.
8 Bl. 330v. Agnolo Firenzuola [d. i. Michelangelo Girolamo Giovannini], hg. v. F. Ludwig: DISCORSI DE GLI ANIMALI DI AGNOLO FIRENZUOLA FIRENTINO. M. DC. XX. D. i.: La prima veste dei discorsi || [234] degli animali. Ital. Bearb. der span. Version "Exemplario contra los engaños y peligros del mundo" von Kalila wa-Dimna, d. i. Fabeln des Bidpai. Gedruckt in der Fürstl. Druckerei zu Köthen. Exemplar erhalten in HAB: 30 Eth. (5). 1624 im Katalog verzeichnet.
9 Bl. 330v. Juan Huarte de San Juan: Examen de ingenios para las sciencias, lat. v. Joachim Caesar: SCRUTINIUM INGENIORUM pro ijs, qui excellere cupiunt; perpetuâ linguæ Castellanæ translatione latinitate donatum: interprete ӔSCHACIO MAJORE DOBREBORANO [Pseud.]. Lege: stupesces. Cum priuilegio S. Caesareæ: Majest. Prostat Lipsiæ IN OFFICINA COTHONIENSI M. DC. XXII. Gedruckt in der Fürstl. Druckerei zu Köthen. Exemplar erhalten in HAB: 68 Eth. (1)
11 Bl. 330v. Kein Werk der AL, FG, PA oder TG. CHRISTOPHORI FORSTNERI AVSTRII HYPOMNEMAtum Politicorum CENTVRIA. ARGENTORATI Impensis Hæred. Lazari Zetzneri. Anno M. DC. XXIII. Exemplar erhalten in HLAB: 584 Quodl. (1). Pergamenteinband, in dem Hz. August Werke unterschiedlicher Herkunft, aber gleichen Formats (12°) zusammenfassen ließ. Vgl. Anm. 1.
13 Pierre du Moulin d. Ä.: Heraclite ou de la vanité et misère de la vie humaine, dt. v. Pzn. Eleonora Maria v. Anhalt-Bernburg ( A L 1617, TG 17): HERACLITUS Oder Betrachtung der Eitelkeit und Elend des Menschlichen Lebens. Aus dem Frantzösischen/ in unsere Teutsche Sprach versetzet. Gedruckt im Jahr 1623. Gedruckt in der Fürstl. Druckerei zu Köthen. Exemplar erhalten in HAB: 584 Quodl. (2). S. Anm. 11.
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