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240125
Herzog August d. J. von Braunschweig und Lüneburg an Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg
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240125

Herzog August d. J. von Braunschweig und Lüneburg an Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg


Antwort auf 240116, erwidert in 240319.
Hz. August d. J. (FG 227) vernimmt gerne, daß er F. Christian I. (FG 26) durch die Überschickung seines Schachbuches und seiner Kryptographie einen Gefallen getan hat. Er fügt seinem Schreiben die seit dem letzten Brief (240106) gedruckten Bögen dieses Werks bei. — Da Christian die repraesentatio sympathica seu magica erwähne, sende er ihm nun ein deutsches Manuskript, das der Fürst ihm jedoch zurückschicken müsse. Es handle am Schluß ausführlicher über die repraesentatio. Im übrigen sei ihm an Christians Kritik mehr als an den Meinungen vieler anderer gelegen, da ihm Dr. Martin Ruland d. J. (?) und andere von Christians großem Urteilsvermögen auf diesem Gebiet berichtet hätten. — In der Kunst der repraesentatio glaube Daniel Schwenter in Altdorf , mittels zweier Kompasse Schreiben über viele Meilen hinweg übermitteln zu können. Gelänge es Schwenter , die zur Herstellung eines vierseitigen Magneten benötigte vierte Substanz, den Stein Galamitrum, zu finden, könnte diese Erfindung von großem Nutzen sein.

Beschreibung der Quelle

QHAB: BA II, 2 Briefe: Herzog August Nr. 138-141, Beilage zu Nr. 139, 1 Bl. 1r, 1v vacat; eigenh. Konzept.

Anschrift

AFehlt.

Text


[Handschrift: [1 Bl. 1r]]p. p. Außa E. l. fr. handschreiben vom 16 dieses habe ichb erfrewlich und gerne vernommen, daß an überschickung der beeden tractätlein1 e. l. zu gefallen geschehen. Dieweyl nuhn e. l. unter ander der sympathischen Art, in dieser || [249] occultographiâ, gedencken Alß thuc derselben ich zu fernerem nachdencken ein teutsches MS. so in fine darvon etwas ausführlich handlet,2 hiemit fr. communicieren: dasd e. l. zu dero guten gelegenheit mir wollen hinwider, dieweyl es mein autographum, zu rücke senden: Zugleich schicke ich, was seithero in demopere steganographico ferner gedrucket worden.3 Erfrewe mich sonsten höchlich, daß e. l. diese meine gedancken gefallen: Dane mir dero judiciumf und censura, lieber und angenehmer, alßg mille aliorum: dieweyl mir nicht unbewust, daß e. l. vonh solchen, ingeniosisi dextrèj et nervôsè wissen zu judicieren; wie ich dan zum öfftern, vonk M. D. Rolandt S.4 und unterschiedenenl Andern bin berichtet worden. Sonsten ist zu Altorf einer, nahmens M. Daniel Schwenter ,5 der vermeynet mit zweyen Compasten, über viele meylem dieses geheyme schreiben aucha zu wercke zu richten: Es mangelt ihm abern quartum Latus Magnetis; dan tria Latera hat er albereit gar just: Und nennet er dieses Latus, Galamitrum.6 Wan ihm nuhn dergleichen Stein möchte werden, vermeynet er in illâ arte, damit miracula zu præstieren: Es wehre ein vortrefliches werck, in hoch-Angelegenen Sachen sehr nützlich zu gebrauchen. E. l. mit meinem ungereimten schreiben nicht lenger aufzuhalten, thu ich hiemit schliessen; und dieselbe des Allmügenden crefftigern Schutze getrewlich befehlen; verbleibend

e. l. gantz dienst- und trew-williger Oheimb und Schwager, zu aller Zeit
Augustus der Jünger HZbuLuneburgk

Hitzger , den 25o Januar. 1624.7

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Eingefügt.
b Folgt ⟨ve⟩
c Für ⟨habe ich⟩
d communiciren: das für ⟨zuschicken wollen; welches⟩
e Für ⟨und ist⟩
f Folgt ⟨b⟩
g Für ⟨dan⟩
h e. l. von für ⟨Jederzeit⟩, Komma nicht gestrichen.
i Füringenios⟨ii⟩s
j Die folgenden fünf Wörter für ⟨e. l. angenehm gewesen⟩; Semikolon blieb erhalten.
k Folgt ⟨viel⟩, darüber und am linken Rand fortgesetzt (unterschiedenen)
l und unterschiedenen für ⟨bin berichtet worden⟩
m Folgt ⟨aber⟩
n Für ⟨nuhr⟩
o 5 gebessert aus 2 oder 3

Kommentar
3 Bereits gedruckte Bögen zu: Gustavi Seleni [Pseud., Hz. August d. J.] cryptomenytices et cryptographiæ Libri IX. In quibus & planißima Steganographiæ à Johanne Trithemio, ... olîm conscriptæ, enodatio traditur. Inspersis ubiquè Authoris ac Aliorum, non contemnendis inventis. ([Lüneburg] 1624).
4 Wohl Martin Ruland d. J. [S. = Seelig] (1569-1611), Leibarzt (M. D., d. i. Medicinae Doctor; Basel 1587) Ks. Rudolfs II. in Prag . ADB Bd. 29, 635; Dict. of Scient. Biogr. XI, 606f. Ein Briefwechsel Hz. Augusts mit ihm oder dem gleichnamigen Vater Rulands (1532-1602), der auch als Alchemist und Leibarzt des Kaisers Bekanntheit erlangte (ADB Bd. 29, 634), scheint nicht zu existieren. 1609 reiste der Herzog nach Prag , wo er den jüngeren Ruland getroffen haben mag. Das Tageb. Hz. Augusts (HAB: Cod. Guelf. 42. 19 Aug. 2° „Ephemerides sive Diarium") referiert auf Bl. 40v-42r die „Prager Reise", ohne jedoch eine Begegnung mit Ruland zu melden.
5 Daniel Schwenter (1585-1636), Orientalist und Mathematiker, seit 1608 an der Universität Altdorf Professor der hebräischen Sprache (1625 Prof. für oriental. Sprachen, seit 1628 auch für Mathematik). Vgl. Georg Andreas Will: Nürnbergisches Ge- || [250] lehrten-Lexicon. Tl. 3. Nürnberg 1757, 653-657,ADB Bd. 33, 413f. und Sammler Fürst Gelehrter, 152 u. 184f.Schwenter ist Autor des ersten größeren kryptograhischen Werks in deutscher Sprache, s. 240116 I.
6 Vgl. Schwenter: Steganologia [1622] (s. I), 127-136: „Auff zwo oder drey Meil/ einem/ den man weder sehen noch hören kan/ durch einen Compasten etwas zuverstehen zu geben.” Schwenter beschreibt die Herstellung und Anwendung eines kompaßähnlichen Instruments, dessen vier Himmelsrichtungen auch Buchstaben beigefügt sind. Durch Bewegung eines magnetisierten Eisens soll die Magnetnadel nicht nur des vorhandenen, sondern auch eines entfernten Kompasses so auf bestimmte Buchstaben gerichtet werden, daß ein Text übermittelt werden kann. Das wie ein pyramidenförmiger Diamant gestaltete Eisen soll an jeder Seite in heißem und kaltem Zustand mit vier Materialien ,bestrichen' werden, südlich mit einem Magneten, nördlich „mit dem Theamede das ist ein Magnet der das Eysen von sich stöst” , östlich mit einem Diamanten und westlich „mit dem Edlen Galamitro, dessen Fiorovana in seiner Physic gedencket” . Gemeint ist wohl: Leonhardi Fioravanti medici von Bononia physica, Das ist: Experientz vnd Naturkündigung ... ins Teutsch versetzt (Franckfurt am Mayn 1604). Fioravanti erwähnt neben der zum Goldmachen benötigten Substanz eines „Steins oder Erden Gelamina” (S. 436) verschiedene andere medizinische oder alchemistische Mineralien, darunter einen „wunderbaren vnd heylsamen Stein” (S. 286). Galamitrum wird keiner dieser Steine genannt. Zu Leonardo Fioravanti vgl. Dict. of Scient. Biogr. III, 64-67. Daß ihm das Galamitrum oder ein ähnlich bezeichnetes Mineral noch fehle, dürfte Schwenter dem Herzog geschrieben haben. Die in HAB: BA II, 2 Briefe: Herzog August, erhaltenen Schreiben Schwenters , deren frühestes vom 9. 1. 1624 datiert ist, erwähnen diesen Stein nicht.
7 Verlorene Ausfertigung des Briefs vermutlich d. d. 26.1.1624. S.240319.
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