Schilling (FG 21) bestätigt,
Lucius ' Brief aus
Basel vom 5. 3. am 17. 4. (1624) empfangen
zu haben und schickt ihm die an einer früheren Büchersendung noch fehlenden Werke,
Giovan Batista Gellis Il capricci del bottaio und F.
Ludwigs kommentierte Übersetzung
dieser Arbeit. — Am 15. 3. 1624 ist Pz.
Ludwig d. J. v. Anhalt-Köthen (FG 6) gestorben,
ein Zeichen für Gottes Zorn. — F.
Ludwig ermahne
Lucius , die Übertragung des aristotelischen
Organon zu vollenden. — Der Krieg zwischen
Gabriel Bethlen und dem
Kaiser werde für gewiß gehalten, zumal die Ungarn schon in
Mähren eingefallen seien.
Von den Erdbeben und Gespenstern an der Bergstraße und in der Kurpfalz werde
Lucius in
Basel gehört haben. Wie Berichte aus
Heidelberg und
Wien übereinstimmend
meldeten, sei in
Heidelberg im großen Saal des kurfürstlichen Schlosses der
Winterkönig
im Ornat zusammen mit einem anderen, alten König erschienen. Der Statthalter,
Heinrich
v. Metternich , habe
Friedrich I. von Böhmen vergeblich durch Beschwörung zu
|| [
271]
vertreiben gesucht und darauf zu dem Gespenst gesagt: „wan Gott dir die Ehre gönnet,
so gönne ich dir sie auch” . Tags darauf habe
Metternich den Zünften erklärt, daß sie
sich nicht mehr um den Pfalzgraf kümmern sollten, da dieser nun im Fegefeuer sei.
Text
Ehrnuester GroßAchbar [!] vnndt hochgelarther besonders geehrter Freundt,
demselben nechst wunschung aller glucklichen wohlfahrdt auch zuentbietung
meiner hinwiederumb willigen dienst vndt freundtliches grußes verhalte ich
hirmit nicht dz mir sein Schreiben
1 vnterm dato
Basel den 5
Martij, gestriges
tages wohl zukommen, darauß deßen zuständt vndt begheren mit mehrem
vernommen. V̈bersende hierauff dem herrn den
defect so wohl den Jtaliänischen
vndt Teutschen Botajum,
2 vndt berichte ihm darneben auß sehr betrübtem
gemütt, wie dz Gott der Allmächtige nach seinem allein weisen Raht vndt
gnedigen willen J.f.g. den Jung
en Printzen
3 alhier, den 15
Martij, auß diesem
vergenglich
en Leben in die vngezweifelte ewiege frewde vndt seeligkheit gnedig
abgefordert, vndt daher die fürstliche Eltern in hoe vndt schwere betrübniß
gesetzet worden.
Ejusmodi sæculi ut Reipublicæ et
Ecclesiæ bono germinant, ita non
nisi illorum cum dispendio cadunt & amputanturb , suntque tales casus haud dubié signa
flagrantis erga nos iræ divinæ satis manifesta. Die
Versionem Organi Aristoteli4 belangende,
begheren J.f.g. neben gnediges grußes, ahn ihn in gnaden, dz solche
möchte verfertiget werden. Newes ist ahn itzo wenig zu
avisiren verhanden,
allein dz man den krieg zwischen dem Kayser vnd
B. Gabor vor gewies [1v]
hält, gestalt dan die hungarn bereit in
Mehren eingefallen.
5 Was die
terræ motus
vel Spectra in der Bergstraßen vnd
Pfaltz betrifft, vermeine ich es werde dero
örther bereit bekandt sein, insonderheit aber dz so zue
heidelberg auf dem
Schloß sich begeben
6 in dem der Statthalter der von
Metternich wegen grosen
wintes seinem
Secretario die fenster auf dem grosen Saal daselbsten zu machen
zulaßen befohlen, vndt alß er abents zwischen 6 vnd 7 vhr hienauff kommen,
hatt er den König
Fridericum in Königlicher kleidung, ein
Scepter in der rechten
handt haltende, vndt neben ihm ein alten herrn auch Königlich angekleidet ahn
der taffel sitzend gefunden, vnd in dem er hierüber erschrocken vndt andern
Personen solches mit an zuseh
en geruffen, hatt der Statthalter solches gehört
vnd gefragt was da were, welches wie es ihm erzehlet worden, hatt er sich also
baldt mit etzlichen
musquetirern dahin begeben, den König beschworen, vndt
alß er nichts darmit außgericht, hatt er ein dieffen
reverentz geg
en ihm gethan
vndt gesagt, wan Gott dir die Ehre gönnet, so gönne ich dir sie auch vndt also
darvon gang
en. des andern tages hatt er die
c [2r] zünffte zusam
men ruffen,
vndt ihnen anzeigen laßen, sie dörfften sich nicht mehr vmb den Pfaltzgraffen
bekümmern er were itzo im feg fewer. Dieses ist so wohl auß der
Pfaltz alß
|| [
272]
von
wien geschrieben worden. Jm v̈brigen thue ich den hern Gottes des Allmechtigen
gnedigen obacht, gantz treülich
en empfeln vndt verbleib deßelben
ieder Zeit,
Stetswilliger,
Friedrich von Schilling mp.
Geben
Cöthen den 18.
Apprill. 1624.