Fn.
Anna Maria v. Anhalt-Dessau (PA; TG 34) — oder deren Schwester
Sibylla Christina
(PA) — beschreibt die Begebenheiten beim Besuch verschiedener fürstlicher Personen
in
Dessau in der Zeit vom 30. 6. bis etwa zum 15. 7. 1624. Sie bedient sich der
Gesellschaftsnamen der Académie des Parfaits Amants. — Auf einer Vergnügungsreise
nach
Weimar überrascht Pgf.
Ludwig Philipp v. Simmern (FG 97; PA) den anhaltischen
Hof durch einen Abstecher nach
Dessau just in dem Moment, als F.
Johann Casimir v.
Anhalt-Dessau (FG 10; PA) mit seinem Gefolge nach
Köthen ziehen will, um von dem
verreisenden F.
Ludwig (FG 2; PA) und dessen Begleitern Abschied zu nehmen und
|| [
278]
seine Schwestern
Eleonora Dorothea (PA; TG 4) und
Kunigunde Juliana (PA; TG 26)
nach
Dessau zu holen. — Der Maler
Augustus fertigt im Kabinett Fn.
Agnesas v.
Anhalt-Dessau (PA; TG 25) ein Miniaturporträt des Pfalzgrafen an. Da die beiden
Schwestern noch am 30. Juni in
Dessau eingetroffen sind, holt man zu den abendlichen
Spielen auch die junge
Kunigunde Juliana , welche in die Obhut
Margarethes v. Kötschau
gegeben worden war. Zum Vergnügen des Hofs flirtet
Ludwig Philipps Hofmeister
Gleissenthal (
Hans Jacob v. G. [FG 195]?) mit dem etwas säuerlichen Mädchen. — Der
Pfalzgraf reist nach zweitägigem Aufenthalt nach
Weimar zurück. Wenige Tage später
trifft Mgfn.
Dorothea v. Brandenburg (PA) in
Dessau ein — in ihrem Gefolge ihre
Schwester Hzn.
Anna Augusta v. Braunschweig-Wolfenbüttel , welche sich während der
Reise ihrer Mutter
Elisabeth (?) nach
Dänemark an
Dorotheas Hof begeben hatte. Die
Markgräfin wird nach der Abreise Melides (PA) zu ihren Eltern nur von zwei adligen
Jungfern, dem Kammerjunker
Werner (v.) Hahn (FG 42), dem Pagen
Wüstenhoff ,
einem anderen Edelknaben und dem jetzt zum Rat des Administrators des Erzbistums
Magdeburg aufsteigenden
Joachim Caesar begleitet. Die geplante Überraschung mißlingt
der Markgräfin, da der Dessauer Hof von ihrer Ankunft erfahren hat und die
Fürsten, Kavaliere und sechs Damen, darunter die Verfasserin und deren Schwestern
Eleonora Dorothea und
Kunigunde Juliana , ihr entgegenreiten. Eine der Damen, die
,Zähnwehtagerin', verliert bei dieser Gelegenheit die Kontrolle über den von ihrem
Vetter
Célion geborgten Hengst. Unter allgemeinem Gelächter fällt ihr Hut, gleichsam
als Ausdruck der Höflichkeit, genau vor der Kutsche
Dorotheas zu Boden. Die von der
Besucherin erwarteten Vergnügungen lassen sich nur langsam an, zumal die Gesellschaft
allein durch den aus
Italien zurückgekehrten Lysis vergrößert wird. Am Tage nach
Dorotheas Ankunft spaziert man im Garten und tanzt auf ihren Wunsch hin. Der
ihretwegen am folgenden Tage herbeigeeilte
Thilo v. Vitzenhagen (FG 95; PA), dazu
Célion ,
Diederich v. dem Werder (FG 31, PA) und
Juliana Ursula v. Krosigk (PA)
drängen Fn.
Agnesa so lange, bis sie von ihrem Gatten
Johann Casimir , der selbst mit
den Kavalieren auf die Jagd reitet, die Erlaubnis für ein Fest einholt. Man verlost
schließlich für eine Maskerade Rollen aus den Metamorphosen
Ovids und bestimmt die
Tisch- und Tanzordnung. Fn.
Agnesa und
Célion können kaum die Verwirrung und
Ratlosigkeit meistern, in die die Eitelkeit der Spieler und der Mangel an Kostümen die
Gesellschaft stürzen. Die Verfasserin des Berichts und
Diederich v. dem Werder schaffen
es jedoch, mit List die besonders schwierige Markgräfin als Europa und deren
Schwester als Salmacis zu verkleiden. Nur wenige bemerken, daß
Dorotheas Figur und
Bewegungen im Widerspruch zu ihrem Putz stehen. Den besten Eindruck machen
Juliana
Ursula v. Krosigk (Proserpina),
Tobias Hübner (FG 25; Pluto),
Hahn (Actaeon),
Maximus v. Kötschau (Hermaphroditus) und Salmacis. — Aus
Weimar treffen überraschend
Pgf.
Ludwig Philipp und Hz.
Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30, PA) mit
einer Schar von Kavalieren (Tersandre, Cleomer, Squilindre und
Georg Friedrich v.
Brandenstein , FG 84) ein. Durch Pluto und die übrigen Kostümierten selber überrascht,
helfen sie, die Gesellschaft zu vergrößern. Nachdem zwei Verkleidete ihren Maskenanzug
dem Pfalzgrafen und dem Herzog abgetreten haben, nehmen die Paare nach ihrem
Rang an einer kreuzweise aufgestellten Tafel Platz, obenan Jupiter (F.
Johann Casimir )
und
Dorothea . Nach dem Mahl vergnügt man sich bei deutschen und französischen
Tänzen. Die Laune der plumpen Markgräfin setzt dem Tanzen ein Ende, dennoch wird
es ein lustiger Abend. —
Dorothea verschiebt ihre Abreise um einen Tag und reitet,
nachdem die Briefschreiberin die Scheu der Markgräfin durch Abtretung ihres geduldigen
Fuchses besiegt hat, mit der Gesellschaft aus. Man fängt drei Hasen und tanzt nach
der Rückkehr bis in die Nacht. Fast vier Tage nach ihrer Ankunft zieht
Dorothea mit
|| [
279]
ihrem Gefolge ab, während
Ludwig Philipp und
Bernhard noch drei Tage in
Dessau
bleiben und sich mit Ringelrennen und Tanzen vergnügen. Damen und Herren reiten
gemeinsam aus und erfreuen sich bei Reimspielen besonders an den Erfindungen Squilindres.
Solche Spiele hätte man im Beisein
Dorotheas nicht veranstalten dürfen, da es
ihr dazu eher an Esprit als an Bereitschaft mangle. Am letzten Abend mit den Gästen
offenbaren alle Spieler reihum ihre Gefühle gegenüber den Anwesenden. Die Berichterstatterin
inszeniert dabei eine kleine Kabale, um den eingebildeten
Brandenstein durch
allgemeines Bekunden seiner Mißliebigkeit zu provozieren. Er fällt tatsächlich aus der
Rolle und muß sogar durch ein Eingeständnis der Prinzessin beschwichtigt werden. —
Hz.
Bernhard reist am folgenden Tag ab. Der Pfalzgraf reite zur verwitweten Fn.
Dorothea v. Anhalt-Dessau (⚭ FG 9; † 1618; PA; TG 24) nach
Sandersleben und kehrt am dritten Tag
aus ihrem Dorf Radegast berauscht mit seinem Gefolge und etlichen anhaltischen Hofleuten
nach
Dessau zurück. Man vergnügt sich bis um ein Uhr nachts bei Spielen, wobei
es zu Annäherungsversuchen des Pfalzgrafen an die Briefschreiberin(?) und seines Hofmanns
Hüht an Pzn.
Kunigunde Juliana kommt. Um vor der für zwei Uhr nachts
geplanten Abreise
Ludwig Philipps noch ein wenig zu ruhen, legen sich
Kunigunde
Juliana mit der Schreiberin und
Eleonora Dorothea mit
Johann Casimir angekleidet um
ein Uhr zu Bett. Da Fn.
Agnesa bereits schwanger ist, sagt die Magd Cattrin im Scherz
eine zweite Kindtaufe voraus. Der Pfalzgraf weckt die Geschwister aber bereits nach
einer halben Stunde. Im Zimmer der Berichterstatterin, die die Laute schlägt, tanzen
die Genannten, dazu Pz.
Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24; PA) und andere,
noch bis zur Abfahrt
Ludwig Philipps nach
Berlin um zwei Uhr morgens. Erst dann
begibt sich der Hof zur Ruhe. — Die Verfasserin entschuldigt sich für ihr langes und
einfältiges Schreiben und bittet um Diskretion.
Text
Relation
deßen so im dem Monaht
Julio Ao 1624 zu
vindigora1 bey einer hohen Fürstlich
versamblung vndt gesellschaftt sich begeben, darundter nur geliebder kurtze
daß vornembste, vnd Lächerlichste, berichtet werden Soll.
Erstlich, ihr Schone Liebe
Damen,
2 weill vnß deuchtet, daß all dergleichen
Sagen, So sich hier vndt in vnserm bey sein, auch wißen begeben, ihr auch,
theilhaft werden müsset, der kurtzen zeitt aber halben, zu verdrislich wehre,
einerley so oftt, daß ist an eine iede absonderlich davonzuschreiben, als habe
ich vors beste geachtt, Solches in eine gemeine
relation zubringen, deren ihr alle
zugleich genießen könnett.
So wißett nun erstlich daß als
Clidamant3 , eine Spatzierreiße, nach
Weimar ,
vrsace (dem er schrecklich
affectioniret) vndt seine Brüder
4 zu besuchen, vorgenommen,
hat er Seinen weg hierauf zugenommen, vnß ab[er] so Eylendt vberrachsett
5 ,
daß er vnß, so er ein augenblik Spähter kommen wehre, keinen
menschen hier funden hatte, Sinthemahl Selbigen Tag,
Rÿthimer vndt die Seinigen,
6
nach Chöten ziehen wollen, nach dem numehr vorreisthen
Merouè vndt
den Seinigen
7 abscheitt zu nehmen, vndt die beyden,
Madonthe vnd
Clarine,
8
anhero zuholen, die dan selbigen Tag noch kahmen, vnd noch (Gott lob) alhier
bey vnß verharren. Daßelbe mahl ist
Clidamant 2 tage hier bleiben, in welchen
|| [
280]
er die zeitt damit zubringen muste, das er sich (in der
Sylvie9 Cabinet) muste
abmahlen laßen, in klein, durch
Augustum10 , welcher ihn dan wohl getroffen.
Den abendt aber, weil er Seinem Lustigen humor nach, nicht lang still oder sehr
gravithetisch sein kan noch will, so wardt ihm vndt der
Companie zur Zeitt
vertreib, allerley lauffendt vndt sitzendt Spiel angefengt
11 . vnd damit desto
mehr frauen zimmers darbey wehre Ließen wir Saurzäpfgen
12 , (welche Seindt
13
der
Methine14 abreißen, alhier bey der Fr: Köttschin
15 ist) (mehr zum poßen)
hierauf kommen, welcher
Clidamants hofmeister, ein gleißenthall
16 (nur Sie zu
vexieren Sie abereß vor erst halb auf nahm
17 ) ziemlich
amour machte, also das
wier mit ihr gute kurtzweil hatten. Darauf zog
Clidamant nach
Weimar mit
versprechen inkurtzen wieder herzu kommen, [75v] Wenig Tage nach demselbigen,
kahm die
Galathèe18 her, brachte aber niemandt mitt als ihr Jüngste
Schwester
19 , die sonst noch bey der
Amasis ist, itzo aber nur solang bey ihr
wahr, biß die
Amasis auß dennemarck wieder kommen, welches nun auch
geschehen. Vber das hette Sie nur 2 Jungfrawen bey Sich, dan die
Melide20
wieder von ihr, zu ihren Eltern gezogen[.] ihre von Adel waren; M: werner
han jhr Kammer Jungker
21 wüstenhof , vndt dan noch ein Sawerteig,
22 Cæsar
aber, sonst Priscus genandt,
23 war auch hier mitt, welcher itzo raht bey dem
Administratore wirdt; der
Galathèe ahnkunfft soltt zwar heimlich Sein, wie Sie
dan auch keinen Furir Zettul noch nichts vorahn geschickt, sondern vnß nur
vberraschen wollen; weil wir aber, von einem ortt ein wenig
avis bekommen
hatten als schickten wir vnß zu der ahnkunft vndt ritten ihr sampt den herren
vndt
Cavalliri entgegen. Vnser frawen zimmer, darundter
Madonthe vndt
Clarine
auch waren, waren 6[.] die Sechste, war die gute Frau Zhänwehtagerin
24 ,
welche ihres vettern
Célions 25 großen hengst ritte, dieselbe machte den besten
aufzugk, dan als eben die
Galathèe gefahren kahm, vndt die herren ein wenig
vorahn reuten, köntt Sie, als ein vnschuldig Lam, ihr Pferdt nicht regiren vndt
daß Laufft hübsch vor all den Andren vorahn, zu Kutsche zu, vndt alß Sie
eben vor der
Galathèe kömpt, da wier andern noch weit weit hinden waren,
feldt ihr der hutt ab,
Comme en signe de reverence; wie solcher
actus nun von
iedermann belacht worden, ist leicht zu dencken. vndterdeßen
a fuhren wier mitt
der
Galathèe herein, welch aber dießer
re[n]contre halben, fast Launisch worden,
dan Sie vermeinett vnß gar biß in die stube (vnß vmbreißendt) zu vberraschen.
denselben abendt war nichts ahngefangen Sondren, nach dem man ihr biß ins
gemach aufgewarttet, ging man schlaffen. Den andren tag, weil die
Companie
noch nicht gar groß, wüste man auch nicht viel (ihren
humor nach) anzufangen
führten Sie zwar in gartten, aber weil Sie so maulhenckolisch
26 , vnd sich heimlich
gegen die
Madonthe verlauten
b Ließe, daß Sie kein Lust, zu Spielen, Sondren
Lieber zu Tanzen habe, alß war den abendt nach essens biß im Elf
gedantzet, darzu
Lÿsis27 unversehns (auß
Jtalia wieder) kahm, man danzte den
zeuner
28 , vnd da hampelte Sie als vorahn, in ihrem florß Mantell
29 welchen Sie
nicht abthun wolte, vnd mit solchen schritten [76r] daß man ihr baldt nicht
volgen kontte, den abendt ging noch alles ziemlich schläfferlich ab, Folgendes
Tages aber, als sie Sich auch dur
30 Augustum (in der
Sylvien cabinet) abmahlen
lassen mußen, vndt man von Tisch kahm, war
Alcippe31 (welcher nur irenthal
|| [
281]
ben, ihr auf zu wartten, herkommen wahr, dan er sonst eine Lange Zeitt vnd
noch zu Sonderßleben, in Seinen Sachen zu thun hatt) So Sorgfaltig, wie man
doch dießer
Companie die Zeitt
passirete, mit etwas eigenes vndt ahnmutiges[,]
kam vndt plagte immer die
Sylvie, etwas zu erdencken, vndt ahnzustellen, vndt
weil Sie (aus genügsamen vrsachen) gar kein Lust zu So was haben konte, oder
vor Sich waß ahnzustellen Sich vnderstehen durffte, oder mochte, gab eß mit
Alcippe,
Célion ,
Palinice32 vndt
Sylvander33 einen langen Zanck, welche doch
Sylvia dahin
Persuadiren wolten vndt brachten Sie endtlich durch ihr nicht
nachlaßen soweitt, daß Sie weil die andern nichts erdencken wolten, Sich wohl
auf was besinnen muste; dießes alles hab ich darumb gemeldt, weil nachfolgendes
So wohl abging, das man Sich desto mehr verwundern Soll, wie So waß in
So kurtzer Zeitt hatt sein können, dan vnser
irresolution wehrte biß fast vmb 5,
vndt Sieben
34 , war alles doch fertig, vndterdeßen war
Rythimer mit den andern
Cavalieri35 nauß hetzen geritten, ließ vnß aber willige vollmacht, alles nach
vnserm guhtduncken ahn zustellen, also machten wier Zettelgen auß dem
Ovidio
von den
metamorphosen, welche gegriffen
36 wahren, vndt ein jeder nach Seinem
Zettell muße
c Sich nach muglichkeitt also kleiden, vndt hernach jeglich hat
nach Ordnung gehen, Zusammen am Tisch Sitzen vndt den ersten dantz thun,
wie ihr dan auß beyliegendem Zettel
37 Sehen, waß ein jeder geweßen, wie die
Zettel gegriffen da hatte die arme
Sylvie vndt
Célion gnung Zu thun, Er mit der11
Kerlen, vndt Sie mit den dienern; daruf jegliches
38 , Ja wer gibt vns was, wie
Sollen wier vns anthun, wier wissen ja nicht waß es ist; die hallischen
39 hatten
nur gar nichts, dan weil sie so hart traurten [76v] Hatten Sie nichts alß
schwartz Zeug
40 ; da kahm die
Galathèe gezaffelt
41 , Schwester Schwester, wie
muß ich mich anthun? mein Schwester wirdt wohl die muhe nehmen vndt wirdt
mich anthun. ja die gute Schwester furchte Sich wohl dauor; da lief
Salmacisgen
42
rümb,
wat is dat wie musch ich mich dan aus kleiden43 , da hatten wir deß vnser lust
mit, dan es gar zu ein
exerzirlich ding ist, vndt machten ihr weiß, weil Sie
Salmacis worden muste Sie ein Laxhauht vmbhengen
44 ; Ettliche
45 was
dedaigneuse
aber in solchen fällen (wie ihr
Diana vndt
Phillis, bey vnser
Comedie
abnehmen könnet) wahren vngedüldig, weil Sie keine schön Rock, oder all das
beste eben nicht kriegen köntten; wolten ihren Rok anbehalten, wan Sie nicht
wüsten wie oder wan, köntten Sie nicht mit sein Ergaben Sich doch endtlich
geduldig darein, dießes alles melde ich darumb, daß ihr sehett, was nuhr die
Arme
Sylvie muß gehabt haben, daß sich wohl fur forchte, vndt deswegen erst
desto weniger lust darzu hatte
Célion Seines theils verlohr den abent wohl 100
mahl die patience vndterdeßen0 lief ich So herumb biß ich all die hallisch gantz
versorgett vndt fast selbst ahn gethan hatte, ehe ich nun selber waß thun kontte,
deßwegen ich alwege die letzte bleiben muß; da war der
Galathèe diß dan daß
nicht recht vndt wan Sie was feines irgendt an den andren eine sähe, wolt Sie
eß flucks auch So haben, Gott gebe man konts haben oder nicht, doch vberteufeldt
46
ich sie endtlich daß sie mit allen muste zufrieden sein, waß ich ihr
anthett, Sie wahr
Europa; da setzte ich Sie mit einer krön auf; thatt ihr
Sylvandre
Selber thuchwammerster
47 eines ahn schlugens vorn von ein ander, vnd
vermachtens mit Spitzenwerck bendern vndt dero gleichen so, daß er gar fein
|| [
282]
zu ofnenen
Rabatgen48 daß ich ihr ahn that stundt, Sie hatt ein bunten atlaß
Cottillon49 ahn, vndt ein Silbern Zendel
50 voile hinden; viel hielten Sie vor hüpsch
in der tracht, aber vns dauchte, es sehe auß, wie eine rechte zoffel
51 , das Sie
kein fein
taille hatt vnd schlumpfete
52 dan so hin, aber
le visage estoit beau assez.
Wier wollen keinen weitleuftigen
Discours, von eines jederman kleidungen
machen, daß eß auch zu verdrießlich sein möchte; Sondern ich will nur sagen,
wer die feinsten [77r] vndt
exercirlichsten, den abendt wahren; die ambesten
propersten, nutzluchsten gekleidt wahr, vndt den abendt die wackerste Schein
53 ,
wahr die
Palinice, den abendt
Proserpine genandt; hergegen Sah
Pluton54 wie der
teuffell, dan daß er auf die haut gantz schwartz bekleidt wardt vndt garstige
schwartze haar auf dem köpf hatte, hatte er sein
facies auch gantz Schwartz
zubereittet. der aber der feinste außSahe vndt die eigenest
sagon55 vndter den
kerlen hatte; war der von
hahn ,
Acteon;
56 vndt ob er wohl nur einen schlechten
jägermutzen
57 hatte, Sähe er doch fein auß; welches er wohl weiß, dan er sich
den halß biß auf die brüst, gantz (
non chalamient58 ) auß gemacht hatte
d , vndt
daß wahr so eine weiß, fette vndt
em bon point das, was der Jagermutze hesslich
machte, dieße
façon59 , wirdt ersetzte
60 , vndt ob solches wohl nicht viel gewonlich,
hielt man doch davor, weil eß en jeu wahr vndt er einem
b Jäger
agierte es
ginge wohl hin. Daß
fisirlichste
61 ,
exercirlichste So wohl an kleidungen
façon,
als auch an
Amor vndt gantzen wesen war der
Hermaphroditus62 vndt
Salmacis;
Hermaphroditus hatte zwar Seine hoßen vndt wambst ahn, oben aber must er
einen haarbogen
63 , vndt nachtmäntelgen
64 ahn habenn vndt kahm ihm sehr
wohl ins gesicht, Sonderlich wan er mit seiner lieblichen ochsen stim
me dazu
brulte, daß
exercirlich salmacisgen aber muste sich behelfen, mit deme so sie
bekommen kontte, waß daß sonst vor eine Junge Owitz
65 ist, werdet ihr (
Diana
vndt
Phillis) mitt mehrem Von der
Madonthe vernehmen. Als wier nun alle gekleidt,
vndt eben zu tisch gehen wolten, Sie
66 da kömbt,
Clidamant vnversehens
vndt vberrascht vns wieder bringt aber mit sich
Arisdandre67 , welcher dan die
Companie zuvermehren ein hauffen
Cavalieros68 mit sich hatte, nemblich
Tersandre69 ,
Cleomer69Squilindre69 vndt, dan der opinichte Bramstein
70 vber welcher
vnversehner ohnkunfft man theils
e Comme surpris, theils auch fro wahr, weil sie
noch eben zu rechter zeit kahmen vndt also die
Companie desto größer, vnd
verstreckt
71 wehre [77v] Denck aber wie ihnen daß vorkommen sein muß, rauf
auf Vnsere gemäher
b kommen, wißen von gantz nichts vndt sehen da all die
vermumete Leute (bey tag darzu) vndt der erste der ihnen auf der Treppen
begegenett war der schwartze
Pluto da Sie all fast gemeint hetten, eß wehr der
Teuffel. Gleichwohl aber that man schwindt 2 auß den verkleidten auß
72 vndt
nahm,
Clidamant, vndt
Aristandre an die stette; die vbrigen bleiben vor sich vndt
all was außgekleidt
73 war[.] wehr jegliches Sonderlich die
Damen, nach ihrem
estat wohl gekleidt also ging man zu tisch par vndt par, die taffeil wehr wieder
wie ein Creutz
74 mit 2 vorschneidern gemacht alda jed
es par nach Seinen
wurden gesetzt wardt
Europa vndt
jupiter welcher den abendt so lustig wahr, als
noch nie in keiner versamblung saßen oben ahn vndt so forthan. Nach der
mahlzeit dantzte man, zeuner,
Chasse75 , fackelwexseldantz vndt allerley (da
alles lustig wahr) vndt dantzten biß in 3 biß morgens früh, wie es aber ahn den
|| [
283]
fackel dantz vndt Chasse kahm, wardt Galat
hèe ziemlich leunisch
76 , vndt wolt
erst nicht mit machen, dan Sie sich fur die Weitsche
77 däntz, wie
f furm hencker
förchtett (weil Sie wie Sie Spricht) eß nicht kan, vndt zu plönp
78 darzu ist) wie
wohl der fackel dantz; gut teutsch ist, doch Sie wieder
en humeur zu bringen,
muste man dauon, auf hören, vndt So ein gezaffell
79 ahnfangen; der abendt
wahr sonst lustig vollbracht.
Nachfolgendeß Tages war zwar gäntzlich
resolviret, die
Galathèe wolt wied
er
weg ziehen, auf ihrer alles hohes bitten aber, ließ Sie Sich noch (vndt daucht
vns gern)
g persuadieren, daß Sie den Tag noch da bleib
80 ; vndt weil es den Tag
hübsch wetter wahr wahr die gantze gesellschafft einig, Spatzieren zu reitten,
vndt ob sich schon die
Galathèe erst sehr weigerte, vorgebendt, Sie Scheue sich
man möge Sie außlachen, furchte kein from Pferdt zuhaben, dar Sie wie ich
da merckte eine verzagte reitterin sein muss, könne auch auf keinem englischen
Sattel reitten, So vberteuffelten wier Sie doch, daß Sie daß Scheuwen hin dan
setzen
81 muste, ließ Sie meinen Fuchß reitten (der dan frömmer als ein schaff)
vndt ließ ihr den Sattell auflegen, der wie die ihrige gemacht ist;
Sylvie ritt
ihren bößen rappen, wie auch noch als in einer fordt;
Madonthe ritt ihre oweisige
82
geuhte
83 vndt die
Clarinthe der meilsch
84 (Dieß Sag ich euch
Diana [78r]
vndt
phyllis) den ihr die Pferde kennett,
Clarine fuhr mitt der
Salmacis vndt
vbrigem frauzimmer hernach die 4
printzen,
85 vndt alle die
Cavallieros ritten
mitt, da bließen die
Trompetters, vndt wahr alles hübsch ahnzusehen; wier
fiengen auch zu allem gluck noch 3 haßen, vndt ging alles wohl ab; den abendt
wardt wieder sehr lang, vndt wie den vorigen Abendt, zeuner vndt wexsel tantz
getantzett. Den viertten Tag da, zog die
Galathèe mitt den irigen wieder weg,
Clidamant vndt
Aristandre aber blieben darnach noch 3 tag hier; da Sie mitt ein
ander zum ring rennetten im ballhauß auch
ballet Spielten, den einen tag aber
alle wieder mitt vnß Spatzieren ritten; den abent aber weil wir des tantzens
vberdrusig, fiengen wir wieder allerley Spiel ahn, da sich dan mancherley possen
begaben. Einen abendt wahr auch daß niedrige stulgen am tisch da durch
losung der wurfel,
Squilindre ahn zu sitzen kahm, da musten wir nun alle vber
tisch auf reimen, vndt er reimte wieder auf ein ieder am tisch, welche reime
auß der massen gutt, vndt sehr
inventionneux86 waren, Sonderlich einen auf die
Spargel; vndt ist Schade daß Sie nicht geschrieben seindt; wir fiengen auch als
daß Spiel ahn,
je vous vends le Corbeillon etc.
87 dan alle die dam gh.
88 an tisch
sassen Frantzösichs kunten, zum wenigsten So viel; daß hetten wir aber nicht
alles ahn fangen dürfen, in anwesen der
Galathèe dan
n daß gantz wieder ihren
Amor ist vndt ist alles So was
gentiles feindt.
C'est plus de manquement d'esprit,
que de volunté. Nun noch einen Possen, muß ich euch sagen, den letzten abendt,
ließen wir vber tisch daß Spiel auch herummergehen; daß man auf gewießen
vndt wahrheitt Sagen muss, wie man die tisch gesellschafft nach ein ander am
liebsten hatt; wie ihr dan
Diane vndt
Phyllis solches wohl wissett, den ihr es
auch eher hier gesehen habett vndt weil ich mir vorgesetzt hatt, denselben
abendt einen Sonderlich zuerzurnen (welches du
Diane, vielleicht in
Madonthe
bericht sehen kanst, wan du achtung darauf giebest) auch
Brandenstein zu
tribuliren, als nennete ich nicht allein ihn
Brandenstein den allerletzten (welches
|| [
284]
nun wohl mein ernst wahr, vndt Sein konte) Sondern stelte auch bey
Rythimer
ahn, daß er vndt noch viele, ihn auch zu letzt nennen musten; als wir hier
zigeusern
89 ; wan du es noch weist. Dieses
offendirt vnsern
Brandenstein zu
höchsten, entferbt sich, [78v] Brausset vndt schnaufet vndt schwerht vndten
bey seinen nachbarhen er wolte mirß wieder gedencken als eß nun ahn ihn
kahm, vndt alle nach der reige
90 auch die kerlen vndt nach seiner
afection
genendt hatte, fragten Sie ihn wo die Fürstin bliebe, da standt er auf mitt einem
eigenen
Mine91 vndt Sagte, ich wehr die letzte in seiner Zahl; da wahr ich nun
schrecklich wieder bezahlett; vndt ob ich zwahr des gecken, in mir selben
lachte,
simulirte ichs doch gegen ihn nach der mahlzeitt, beklagte mich deß
Schimpfs zum höchsten, vndt Sagte
h (meiner zu weillen närrisch weise nach)
nur ein lauter schertz, aber sawer sehendt; ja ich sehe doch nun wohl, eß wehre
war waß man mir lang gesagt hette,
Brandenstein wehre mir nicht guht, ich
musts aber Gott vndt der zeitt beuehlen. Da bindt er auf, kreigt
92 ein ander
Furie, leuft runt, will mitt gewaltt So wohl von andern als auch hernach von
mir kurtzvmb wissen, wer der sey der mir daß gesagt hette, er wolte es der
teufeil solte ihn holen mit dem dägen verfächten; vndt hatt der Owitz so ein
leben, daß Solches zustillen, ich ihm bekennen muste, daß ich selbst gelogen
hatte.
Folgendes Tages da, zog
Aristandre wieder gar weg,
Clidamant aber nur nach
Sonderßleben, zu der
Amaryllis93 alda er 2 tage blieben, vndt hernach noch
einmahl hier kommen, da sie dan alle erst, er vndt sein leuht, Sowohl auch
vnsere, so hingezogen wahren, von Radegast
94 guthe rausche mitt brachten,
also daß als wir dan den abendt wieder Spielten,
Clidamant leuht einer M.
Hüht
(ein junger mensch)
95 daß gute
Claringen immer küssen wolte, hatt sich auch
kaum seiner ohn meiner hulf erwehren können,
Clidamant ließ sich wohl nicht
abwehren dan es gar
zcu ein kuschhaft96 raben aas is, Sagt als
97 daß guhte
Salmacisgen. Dießen allerletzten abendt nun Spielten wier biß um 1 vhr die
nacht vndt 2 Uhr wolt drauf
Clidamant fortt ziehen, deßwegen weil
Rythimer so
lang auf bleib, wier freulein auch nicht zu behtt gehen mochten, doch legten
wir vnß eine halbe stunde mitt vnsern rocken aufs bette;
Madonthe bey
Rythimer
Vndt
Clarine bey mich vnd weil
Rythimer vndt
Madonthe in rechten Ernst schlieffen,
kahm meine dick Cattrine vndt sagt, zu ihren fussen,
du soll nitt Ebreck ich dinck
frolle Lennörge mack das wir zwey kintauf hier bekommen.
98 [79r] Wir lagen kaum eine halbe stunde, So kahm
Clidamant vndt fandt die
feine schellshaft99 (Sagt
Salmacis) da Springen, vndt dantzen Sie alle den nüchtern
morgen
100 , in meiner noch tuncklen Stuben, vndt ich muß im tunckeln aufs
Jnstrument dazu schlagen, darnach Spielten wir noch bey Liecht
palletti101 gingen
vnd weckten
Renault102 , auch andre mehr auf vndt
agirten so biss
Clidamant
auf die Kutsche sass um 2 Vhr in der nacht vndt von da nach
Berlin zog.
Da gingen
Rythimer vndt
Sylvie erst recht zu bett vndt die andern jedes an
Sein bett, vndt da wars Auß. Vndt dieses ist die einfeltige erklärung dieses
Textes; Bitt euch aber alle zu verzeyhen, daß ich euch so lang mitt So schlechter
Materia vndt heßlicher Schrifft auf gehalten ihr wißet aber meinen brauch,
wan ich mich ein mahl
resolvire vndt inß schreiben komme, So kan ich darnach
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nicht aufhören. So ihr mir auch einmahl deßgleichen machen werdett, wurde
mirß zum höchsten lieb Sein. Weil auch So allerley (zwar niemandt zum nachteill,
Sondern possen weiße nur) darinnen gemeldett als werdett ihr solches
euwerer
discretion nach zu verstehen, vndt bey euch zu behalten wissen, hiermitt
adieu ihr liebste
Damen, in allen dießen schwermereyen bin ich doch nie So
lustig oder
occupirt mitt gewessen, daß ich nicht stetigs darundter ahn euch
gedacht, vndt euch bey vnß allen gewuntschett hette.
Adieu.