K: Der Brief ist in der Quelle nach dem neuen Stil datiert. Vgl. unten die Angaben über
den Tod Dorothea Catharinas v. dem Werder.
Beilage II. Daß nicht
Hübner , sondern
F.
Ludwig der Verfasser der „Clage” ist, die dem Stolberger Exemplar der erwähnten
Leichenpredigt als Faltblatt (!) beigebunden ist, ergibt sich aus dem Verständnis dieser
Passage mit hoher Wahrscheinlichkeit. Wenn „alterum ... alterum” sich nämlich grammatisch
auf (
Hübners ) „Epigramma Latinum & Germanicum” bzw. auf (F.
Ludwigs )
„duplex Epicedion” bezieht, ist duplex nicht ungenau als ,doppelt' zu übersetzen, sondern
im eigentlichen Sinne als ,(doppelt) gefaltet'. Ein zweites, vergleichbares Epicedium
ist auch nicht bekannt. Deutsche Ehrengedichte fehlen in Fn.
Annas Funeralschrift:
Christliche Leich- und Trostpredigt; Bey der Fürstlichen Leichbegängnüsz [...] Frawen
Annen/ Fürstin zu Anhalt [...]. Gehalten Durch Balthasarem Leuthnerum (Cöthen
1625); LP Stolberg 5446 u. Fürstl. Bentheim. Archiv, Steinfurt: A 48. Fn.
Anna v. Anhalt-
Bernburg (AL 1617, TG 16), Gemahlin F.
Christians I. (FG 26), verstarb am 9. 12.
1624. Vgl.
250413 K 7.
Vielleicht die damals gedruckten Kartelle und Dichtungen für Ritterspiele, obgleich sie
im Postskript separat erwähnt werden. In Beil. V—VII werden daher nur 1613 und 1614
erschienene Werke zitiert. S. Anm. 13 u. 16.
Da
Hübner seinem Schreiben
250110 bereits in
Köthen gedruckte Dichtungen beigelegt
hatte, scheint er
Buchner hier frühere Gelegenheitsgedichte wie die in Beilage III u. IV
zitierten geschickt zu haben. Vgl. auch Anm. 16 u. 17.
Von Herzen und ganz, d.
h. mit Haut und Haar.
S. die in Beilage V-VTI zitierten Drucke,
außerdem
250500 K 1. Vgl. auch die zur Vermählung (14. 10. 1612) Mgf.
Joachim Ernsts
v. Brandenburg-Ansbach (1583-1625) mit Gfn.
Sophia v. Solms-Laubach (1594-1651;
TG 59) verfaßten Kartelle:
CARTEL, Zum Freyen Roß-Thurnier. Gedruckt zu Onoltzbach/
durch Paulum Böhem/ Fürstl.: Brandenburgischen Buchdrucker/ Anno M. D C.
|| [
363]
XII. (HAB: 244.4.4 Qu.); darin Bl. Bv — [B iiij]r:
CARTEL, Zum Ringelrennen. Gedruckt
zu Onoitzbach/ durch Paulum Böhem/ Fürstl.: Brandenburgischen Buchdrukker/
Anno M. D C. XII. (HAB: 244.4 Qu. [13a]). Das zweite Kartell schreibt
Dünnhaupt:
Handbuch (1990), 2176 nach
Witkowski, 5
Hübner („Leiter und Erfinder derartiger
Spiele” ) zu, der sich damals am Ansbacher Hof aufhielt. Die beiden Exemplare
nennen
Hübner nicht und enthalten auch keine Gedichte. Einem von
Fechner, a.a.O. [s.
Q VII], 112 benutzten Exemplar (unter dem ersten Titel; ohne Standortangabe) sind
jedoch „zwölf achtzeilige und dreihebige Gedichtstrophen”
Hübners über „das Mythologem
von Mars und Venus” angehängt. Vgl.
Höpfner, a.a.O. [Q VII], 44 Anm. 60.
Bemerkenswerterweise scheint
Hübner diese wenig eindrucksvollen Verse
Buchner nicht
geschickt zu haben.
Fechner, ebd. Wenn die oben angegebene zeitliche Bestimmung (s.
Anm. 11) auf die Ritterspiele zutrifft, kann das folgende Werk
Hübners nicht mehr zu
den übersandten Drucken gehört haben. Es wurde aus Anlaß der Vermählung Hz.
Georg Rudolphs in Schlesien (FG 58) mit Pzn.
Sophia Elisabeth v. Anhalt-Dessau
(1614) verfaßt:
Abbildung vnd Repræsentation Der Fürstlichen Inventionen, Auffzüge/
Ritter-Spiel/ auch Ballet [...] Samt den dazu gehörigen Cartellen/ Jmpresen/ versen/
vnd Kupfferstücken. Zu Leiptzig/ Jn Henning Grosen des altern Buchh. Druckerey/
vnd auff seinen Vorlag verfertiget. Anno M. DC. XV. S. K V 3 u.
Fechner, 113 f. u.
117 f. (zit. Proben).
K I
1 Hönicke teilte auch den ,Titel' des Sargtextes und die Vita des Prinzen auf dem
Sarkophag mit (S. 78-80). Sie waren ebenfalls in der Leichenpredigt erschienen (S.
57-61). Hönicke fügte allen lateinischen Texten eine eigene Übersetzung bei. Die
Schloß- oder Marienkirche wurde 1945 zerstört.
K II
1 I [Linie] I [Gedicht zweispaltig gesetzt] I [Linie] I Gedruckt zu Zerbst bey
Zacharias Dörffern/ I JmJahr 1625. HAB: LP Stolberg 5467 (angebunden).
K III
1 Vgl. KI 1. Hönicke teilt auch die Aufschrift (S. 74) und die lateinische
Lebensbeschreibung (S. 76) mit und fügt eigene Übersetzungen (S. 76f.) bei. Für die
Zuschreibung der Gedichte waren auch die in der Vorbemerkung zu K IV angestellten
Überlegungen maßgeblich.
2 Beckmann V, 224f. veröffentlichte außerdem die übrigen
lateinischen Sargtexte.
3 Pz.
Joachim Ernst (18. 7. 1592 - 28. 5. 1615), Sohn F.
Johann
Georgs I. von Anhalt-Dessau (FG 9) und Fn.
Dorotheas , geb. Gfn. v. Mansfeld-Arnstein
(1561-1594). Nach Auskunft der lateinischen Vita auf seinem Sarg lernte der Prinz
Lateinisch, Französisch und Italienisch und bereiste
Deutschland , die
Schweiz ,
Savoyen ,
Frankreich ,
Belgien und
England (vgl. K VII 33). Er zeichnete sich unter seinem Oheim,
F.
Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26), am 1. 5. 1610 n. St. in einem Treffen gegen
die Spanier (unter Gf.
Johann Jacob v. Bronckhorst zu Anholt ) bei
Utrecht aus und
legte auch bei der Belagerung
Jülichs und in anderen Operationen dieses Krieges Proben
persönlicher Tapferkeit ab. 1614 wurde
Joachim Ernst von der Union zum Obristen
ernannt. Vgl.
Beckmann V, 221-224.
K IV
Tobias Hübner wird in keiner Quelle als Autor dieser lateinischen oder deutschen
Verse genannt. Da aber Gedichte, die die Prosodie und Metrik des Welschverses auf
das Deutsche übertragen, von keinem anderen damals in Anhalt tätigen Dichter bekannt
sind — es gibt aus dieser Zeit auch keine Beispiele aus der Feder F. Ludwigs oder des
Zerbster Gymnasialrektors Marcus Fridericus Wendelin — , können die deutschen Trauergedichte
mit großer Wahrscheinlichkeit Hübner zugeschrieben werden. Dafür spricht
auch, daß der dessauische Rat und Hofmeister Hübner in vergleichbaren Fällen ebenfalls
die Aufgabe eines Hofpoeten in beiden Sprachen verrichtete. Wahrscheinlich lag
die Komposition des jeweiligen Inschriftenprogramms überhaupt in seiner Hand. Das
lateinische Epicedium dürfte auch von ihm ersonnen worden sein, da sich die folgende
Grabschrift hierauf bezieht.
3 Die Reimstruktur des Gedichts macht bereits darauf aufmerksam, daß hier Alexandrinerverse
vorliegen und die Großbuchstaben nach den Virguln keinen Zeilenwechsel
anzeigen, sondern nur die Zäsur hervorheben.
4 Zeitgenössische Lutherbibel.
5 Zwölfter Buchstabe des hebräischen Alphabets, als Bezeichnung des entsprechenden
Abschnitts dieses Psalms.
7 Kurze Beschreibung des Lebens
und der Bestattung (16. 6. 1618) F.
Johann Georgs I. Der Schlußvers steht auch unter
der ausführlichen Vita (S. 18).
K V
1 Hiervon erschien auch eine illustrierte Ausgabe, s. Beil. VI. — Zum Inhalt: Im
„CARTEL Der Herrn Manitenatorn. Zum Ringelrennen." (Bl. A ijr - [A iiij]r), welches
von den bereits ins Kriegerparadies entrückten Türken Sinan Bassa und Mehemet Bassa
unterzeichnet ist, fordern diese — angesichts daß „so wol der Christlichen/ als vnserer
Ritter/ etzliche Jahr hero/ alle hochlöblichste Kriegs vbungen/ gantz an den Nagel/
vnd die Wand gehangen” (Bl. A ijr) — im Hoflager zu Dessau die anwesenden Kavaliere
für den nächsten Tag zum Ringelrennen heraus, weil „vnser/ vnnd aller vns gleichenden
Tapffern vnd Großmütigen Türcken höchster wünsch ist/ vns wieder mit der Teutschen
Ritterschafft/ sonderlich in Vngern zu sehen/ vnd wieder ein ander zu versuchen [...]”
(Bl. A iij v). Die Paschas bestimmen als Manitenatoren Ort, Zeit und Zweck für „diß
kurtzweilige Ritterspiel” und hoffen, daß ihre Gegner „mehr dem Hochlöblichen Frawenzimmer
[...] zu sonderbahren lust vnd gefallen/ Als vmb dieselben zu wiedersprechen/
wieder vns [die Türken] aus kurtzweile rennen” . (Der Ausdruck „Manitenatorn” ,
der im vorliegenden Exemplar handschriftlich zu „Maintenatorn” verbessert ist, kommt
tatsächlich in beiden Formen und auch in anderen Lautungen vor. Vgl. Beil. VII: Maintenatores,
Mantenitorn. Diese Turnierpartei veröffentlicht ein Kartell und fordert andere
Ritter zum Kampf heraus.) Anschließend werden die Regeln verkündet, nach denen
die „Judicirer” das Verhalten der maskierten Wettkämpfer und die „Inventionen” der
Aufzüge beurteilen sollen (Bl. [A iiijjv - B 2v). Die Herausforderung der „zwey alten
Kaltsinnigen verlebten Bassen” nimmt Don Fulurtins, Prinz aus Saba und Anführer der
heißblütig verliebten Mohren, in seiner Rede (Bl. B 2v - B 3v) an. Auch die fünf im
Landesaufgebot gedrillten „Vöckerödischen Pauern” [
Vockerode , Dorf b.
Dessau ] stellen
sich mit einer Rede den Muselmanen (Bl. B 3v - Cr). Es folgt die „Antwort Don
Quixote[s] de la Mancha Cavallero, de la triste figura, Auff der Herren Manitenatorn
Cartel.” (Bl. C v - D r). Sie übertrifft die burleske Komik der vorgehenden Rede durch
bramarbasierende, alamodische Verspottung der Ritterromantik.
Don Quijote hält den
Paschas u. a. entgegen: „Werdet Jhr nicht bald zum Creutz krichen vnd bekennen/ das
die vbernatürliche Schönheit/ der Königin meines hertzens meiner vnvergleichlichen
Dulcinea del Toboso, ewrer/ Vnnd aller Damen Jn der Welt/ Schönheit weit vorgehet/
So schickt euch nuhr gleich einen Sprung in die Lufft zuthun/ Jn die Jch euch von ewren
Rossen/ mit meiner/ des Argalia güldene/ Jn güt weit vbertreffende Lantze/ quiero
echar tan alto, daß Jhr solt antes tres vezes können morir de hombre [hambre], Als jhr
la tierra wider tockiren werdet/ [...].” (Bl. C v).
Hübners Held stellt sich auf spanisch
(mit z. Tl. von
Cervantes geborgten Ausdrücken) und deutsch vor als „der Manlichste/
Höfflichste/ vnd in lieb getreweste Ritter zu seiner zeit [...] El ingenioso Hidalgo Don
|| [
365]
Quixote de la Mancha, Cavallero de la triste figura, Sennor del Estremado Cavallo
Rozinante, Coronado de la Esperanza y imaginacion, del Imperio di Trebisonda, Derribador,
y Vencedor, de los gigantes Caraculiambros, de las Islas Malindranias, Siervo
de la Sennora Dulcinea, Sin par, del Toboso. Io el Cavallero del Phṝnix, unico, entre
muchos. Io el derribador de agravios, y tuertos, liberador, de biudos [biudas] y pupillos:
Io el Espeio de Cavalleria, la flor de gentilezza, El amigo de la Royna [Reina] xarilla,
y querido, de la Imperatriz Pandafila nda, los de leytes de la lorida [linda] Maritornes
Io el amparo y remedio de los menesterosos, El miedo de los tyrannos, el Espanto de
los terribles y la quinta Essentia de todos los Cavalleros andantes.” (Bl. C 3v - [C 4]r).
Zur Don-Quijote-Rezeption vgl.
240718 K 23,
390119 u.
390121. In den im Brief
genannten Zeitraum fällt auch ein
Don Quijote betreffendes anderes Kartell in „Beschreibung
der Reiß” (s. Beil. VII unten), hier Anhang, 51-55: „
Cartel zum Kübelstechen.
Don Quixote de la Mancha [...]” . Vgl.
Hermann Fischer: Don Quijote in Deutschland. In:
Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte 5 (1892), 331f. Im vorliegenden Zerbster
Druck folgen den Reimen
Don Quijotes (Bl. [C 4]r - Dv) die Verse der „Postirenden
Ritter” (Bl. D ij r - D iij r), die ich zum Vergleich in den Fassungen von 1613 (Beil.
V) und 1614 (Beil. VI) veröffentliche. Die Manitenatoren verkündeten (Bl. D ij v - E
v) für den auf das Ringelrennen folgenden Tag „ein lustig Quintanen-Rennen” , in dem
der Speer am Gesicht des Gegners zu brechen war. Scanderbeg nimmt die Herausforderung
in einer stolzen Rede (Bl. E v - E iij r) an. Ihm schließen sich die „Pawren von
Kleutzsch” [
Kleutsch , Dorf b.
Dessau ] an, die ihrer Rede (Bl. E iij r - [E iiij] r) ein
Gedicht in achtsilbigen, paarreimigen Versen nach der Art der zitierten unter der Überschrift
„Der sechs vornembsten Bawren von Kleutszch.” (Bl. [E iiij]rv) folgen lassen.
Den Abschluß bilden das „Cartel der Alten Teutschen Reuter zum QuintanenRennen.”
(Bl. F r - G iij r) mit drei nachfolgenden Rollengedichten in Knittelversen (Bl. G iij r
- [G iiij]v), eine „Vnterthenige Supplication An die Hochlöbliche Fürstliche Alhier
ahnwesende Herschafft/ der Sechs Bawer Weiber von Kleutzsch derer Männer sich
zuwider Jhrem Stand heut Jm Quintanen rennen gefehrlich brauchen lassen” (Bl. H r -
J r, Prosarede u. vier abwechselnd acht- u. sechssilbige Verse mit gekreuzten männlichen
Reimen) und die Antwort der „Quintanen Stecher von Kleutzsch An jre lieben Griten.”
(Bl. J r - J iij v, Prosa).
2 Laffe, Tor; schlaffer Kerl.
DW Vl, 192f., zit.
Sebastian
Franck : „amor excaecat etiam Argum, die lieb macht läppen” .
3 Wie
Cervantes im
ersten Kapitel (Tl. 1) seines Romans erzählt, hatte sein Held so viele Ritterromane
gelesen, daß er selbst zum Ritter zu werden beschloß und sich nach dem Vorbild des
Amadís de Gaula den ritterlichen Namen des
Don Quijote de la Mancha zulegte. Im
sechsten Kapitel werden bei der Prüfung der Bibliothek
Don Quijotes Die vier Bücher
vom Amadís de Gaula als der beste und älteste gedruckte spanische Ritterroman an erster
Stelle genannt und, obgleich das Werk eine Sekte begründet habe, vor der Vernichtung
verschont. In seiner Kartellrede stellt
Don Quijote fest, daß „des Amadises vnd dergleichen
Bücher/ fleissige vnd andechtige Lection/ mich/ von meiner natürlichen Melancoley
zu diesem freudigen Rittersorden/ Allermeist verleitet.” (Bl. C 3r). In einer anderen
Festbeschreibung mit Versen
Hübners steht „Amadis aus Franckreich Auffzug” :
Abbildung vnd Representation, a. a. O. [s. K 16], 56ff.
Hübner übernahm in dem
Aufzug die Rolle des „Amadis” .
4 Vgl. die Vorrede zur ersten erhaltenen deutschen
Übertragung des Romans:
Don Kichote de la Mantzscha, Das ist: Juncker Harnisch
auß Fleckenland/ Auß Hispanischer Spraach in hochteutsche vbersetzt. (Franckfurt:
Thomas Matthias Götze 1648),
Neudruck, hg. v. Hermann Tiemann. Hamburg 1928,
18. Der Übersetzer (pseud. Pahsch Bastel von der Sohle) begründet die Kürzung in der
Wiedergabe des Werks u. a. damit, daß „des Narrwercks einsten ein Ende gemacht
|| [
366]
werden muß.”
5 Stieler, 698: „Grieselen/ horrere, pavere. Es grieselt mir über den
gantzen Leib/ totô corpore perhorresco.”
6 Büffelhaut? In einer Schenke sind die
Bettücher Don Quijotes zwar „dos sábanas hechas de cuero de adarga” , also aus Tartschenleder,
das vornehmlich aus Büffelhaut gemacht wurde. Vgl.
El ingenioso don
Quijote de la Mancha. Nueva edición crítica ... por Francisco Rodríguez Marín. 10 Bde.
Madrid 1947-1949. I, 421 (parte 1, cap. 16);
Sebastián de Covarrubias: Tesoro de la
Lengua Castellana o Española. Ed. por Martín de Riquer. Barcelona 1943, 243. Das
Wort
búfalo kommt jedoch nicht in
Cervantes ' Roman vor. Vgl.
Enrique Ruiz-Fornells:
Las concordancias de El Ingenioso Hidalgo Don Quijote de la Mancha. Madrid 1976ff.
II, 390. Gäste der Schenke treiben mit Sancho Pansa ihren grausamen Scherz, indem
sie ihn mittels eines Bettuchs immer wieder in die Luft werfen.
Hübner müßte „la manta
de la cama del huésped” (II, 21) allerdings mit dem Bettuch Don Quijotes identifiziert
haben, um mit dem Ausdruck „Püffelshaut” auf diese Szene (1, 17) hinweisen zu können.
Da
Büffel schon vor
Hübner als Scheltwort geläufig war und mit schwerer körperlicher
Arbeit verknüpft wurde (vgl.
DW II, 492), mag
Hübner mit seinem Kompositum
auch allgemein auf die vielen Schläge (vgl. buffen, puffen) angespielt haben, die der
Bauer Sancho Panso im Dienste
Don Quijotes empfängt.
9 Mit der Post reisend, (hin und her) eilend.
DW VII,
2028;
Jones, 531, mit Hinweis auf
Hübners Übersetzung „postiret” für frz. „Postillonne” .
Vgl. auch „Verdeutschtes Cartell.” in Beil. VII (S. 48).
K VI
10 Die zugehörige Radierung („Die 4. Partt.” ) zeigt im Aufzug hinter einem ins
Posthorn stoßenden Reiter einen anderen Galoppierenden, dessen mit zwei Kränzen
gezierte Lanze auf der Spitze eine qualmende Fackel trägt.
K VII
1 Ordnung für das Turnier auf dem Rennplatz im kurfürstlichen Hofgarten der
Neustadt
Heidelbergs am 9. 6. 1613: Anmeldung und Vorstellung auf dem Kampfplatz,
Feststellung der Turnierfähigkeit, Vorschriften über Ausrüstung und Sekundanten („Patrin” ),
Angabe der Turniergänge („Mit der Lantze soll ein jeder Thurnierer Drey Ritt
in geziemender
Carriere/ vnd dann zum Schwert Fünf Ritt/ im galop/ auch nicht mehr
streich mit dem Schwert/ als Fünf/ verrichten/ vnd im sechsten Ritt/ gegen seiner
Wiederpart/ biß die Kriegswärter dazwischen rucken vnd sie abführen/ halten bleiben.”
S. 2), Kampf- und Bewertungsregeln und „Verordnung der Däncke nach dem Freyen
Roßthurnier.” (S. 5f.). Da das traditionelle „Ritterliche Spieß vnd SchwertThurnier”
(
Beschr., 158) nicht mit Maskenaufzügen oder Versen verbunden war, wird der kurfürstliche
Hof auch nicht
Hübner mit der Abfassung dieser Ordnung beauftragt haben.
An dem Turnier nahmen u. a. F.
Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26; erhielt den 6.
bzw. Gesellendank), Pz.
Joachim Ernst v. Anhalt-Dessau (s. Anm. 3), Burggf. u. Herr
Christoph zu Dohna (FG 20), Gf.
Heinrich Wilhelm v. Solms-Laubach (FG 91),
Diederich
v. dem Werder (FG 31) und
Georg Hans v. Peblis (FG 102) teil. Einer der drei
Richter war Gf.
Eberhard v. Rappoltstein (FG 147). Die Turnierenden kämpften zuerst
in Paaren, „[...] seind sie hernacher wider gegen einander gerennet/ mit Speer vnd
Schwertern/ Drey gegen Drey/ Vier gegen Vier/ Fünff gegen Fünff/ vnd endlich Sechzehen
gegen Sechzehen/ Welches zu letzt/ so wol wegen brechen der Spieß / als
gewaltigem Fechten/ vnd Ritterlichen streichen der Schwerter/ sehr lustig/ vnd einem
Scharmützel nicht vngleich/ anzusehen gewesen.” (
Beschr., 162). Die Furierzettel (Anh.,
55ff.) bezeugen die Teilnahme vieler Personen an der Heimführungsfeier, darunter die
späterer Mitglieder der FG: S. 56 Gf. (F.)
Johann Ludwig v. Nassau-Hadamar (FG 170)
|| [
367]
und
Johann Casimir Kolb v. Wartenberg (FG 460), die beide auch zuvor zur Abholung
der Braut nach
England gereist waren. Genannt werden im Gefolge Mgf.
Joachim
Ernsts v. Brandenburg-Ansbach : S. 63 Gf.
Heinrich Wilhelm v. Solms-Laubach (FG 91),
S. 64 Reichserbschenk
Erasmus II. Herr v. Limpurg (FG 148); im Gefolge Hz.
Ludwig
Friedrichs v. Württemberg-Mömpelgard : S. 68
Levin Ludwig (v.) Hahn (FG 131),
Werner
(v.) Hahn (FG 42); S. 70 im Gefolge von F.
Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG
26): Burggf. u. Herr
Christoph zu Dohna (FG 20), Gf.
Friedrich Casimir v. Ortenburg
(FG 316),
Burkhard v. Erlach (FG 52),
Georg Hans v. Peblis (FG 102); S. 71 im Gefolge
Pz. (F.)
Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) sein Hofmeister
Peter v. Sebottendorf
(FG 57); S. 75 im Gefolge Pgf. Johanns II. v. Zweibrücken (Administrator der Kurpfalz)
Pgf.
Ludwig Philipp v. Simmern (FG 97); „Beschriebene Graffen vnd Herren” : S. 77
Gf.
Eberhard v. Rappoltstein (FG 147).
2 Diese Ordnung für die am 10./11. 6. 1613
im Hofgarten gehaltenen Ringelrennen behandelt dieselben Themen wie der vorhergehende
Text. Im Unterschied zum Freirennen waren allerdings für jeden Wettkampf, in
dem jeweils ein Manitenator und ein Avanturierer sich im Entführen eines aufgehängten
Rings mit der Lanze zu übertreffen suchten, Geldpreise (10-100 Gulden) ausgesetzt.
Obgleich den Kämpfen Aufzüge der Manitenatoren und Aventurierer (andere „Compagnien”
von Teilnehmern) vorhergingen, brauchte man
Hübner bei Hofe wohl kaum, um
gewöhnliche Turnierregeln zusammenzustellen. Er lieferte wahrscheinlich nur Inventionen
und Verse zu bestimmten Aufzügen (s. Anm. 3ff.) der acht Ringelrennen. Die
Ordnung geht auch nur allgemein auf die Maskeraden ein, etwa in den Bestimmungen
„
Aventuriri sollen alle bey diesem Ritterspiel masquirt auff die bahn kommen.” (S. 6f.);
„DEr Erste Danck soll demjenigen zuerkandt werden/ welcher mit der besten vnd
zierlichsten
Invention auf dem Platz wird erscheinen.” ; „Der nach dieser die schönste
vnd artigste
Invention wird auf die Bahn bringen/ soll den Andern Danck erlangen.” (S.
8). Übrigens galt erst der dritte Dank demjenigen, „so seinen Spieß am besten führen/
vnd am zierlichsten wird rennen.” (S. 8).
3 Zur Verfasserschaft der Gedichte und
Inventionen vgl. schon bei
Beckmann VII, 230 die Angabe,
Hübner habe 1613„[...]
auch der Heimführung der Königl. Princeßin zu Heidelberg beigewohnet/ und daselbst/
weil Er in Ritter-Spielen erfahren/ und in Erfindung allerhand Auffzüge sehr
ingenieux gewesen/ die
Inventionen/ so auf gedachter Heimführung zu Heidelberg gebraucht
worden/ alle angegeben/ und zu
Nürnberg machen lassen [...]” . Auf dem
„Furier vnd Futter Zettel” für den Hofstaat Mgf.
Joachim Ernsts v. Brandenburg-Ansbach
(Anh., 63-65) wird auch mit einem Gefolge von drei Personen und mit vier
Pferden „Herr
Tobias Hübner / Anhaltischer Hoffmeister [Pz.
Joachim Ernsts v. Anhalt-
Dessau ]” (S. 64), erwähnt. Vgl. Anm. 32. Sein (mäßiges) Abschneiden bei einem
Kopfrennen am 19. 6. 1613 verzeichnet
Beschr., 202. — Beckmanns Hinweis auf
Nürnberg
bleibt hier dunkel, da weder der auf dem Titelblatt genannte Verleger
Gotthard
Vögelin (
Heidelberg ) noch die signierenden Zeichner und Stecher der Illustrationen, der
J. Amman-Schüler
Georg Keller (
Frankfurt a. M. ) und der bekannte
Johann Theodor
de Bry [s. Q VII], damals in
Nürnberg wirkten. Vgl.
H.-D. Dyroff: Gotthard Vögelin.
Verleger, Drucker, Buchhändler 1597-1631. In: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens IV
(1963), 1130-1423;
Thieme/ Becker V, 162 u. XX, 101 f.;
Lucas Heinrich Wüthrich: Das
druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d. Ae. 2 Bde. Basel 1966 -1972. II, 148.
Hübner wird
Buchner nicht die ganze
Beschreibung der Reiß geschickt haben. Höchstens
der Anhang käme in Betracht, den
Hübner dann mangels eines eigenen Titelblatts nach
dem ersten Aufzug benannt hätte. Zu erwägen ist jedoch, ob
Buchner nicht eine andere
Ausgabe mit eigenem Titelblatt erhielt. Vgl.
Martinus Lipenius: Bibliotheca realis philosophica.
2 Bde. (Francofurti ad Moenum 1782) II, 1019: „
Palladis Posaune vom Tri-
|| [
368]
umph
Jasons, benebenst dem dazu gehörigen
Cartel und Reimen bey gemeldtem Triumph.
ib. [Oppenh.] 4.” Lipenius verweist auf zwei weitere unbekannte Separatdrucke,
deren Material in das Gesamtwerk Eingang gefunden haben wird: „Abriß der Churfürstl.
Triumph- und Ehren-Pforten & so die Bürgerschafft zu Franckenthal auffrichten
lassen. Jn Kupffer gebracht durch
loh. Theod. de Bry . Oppenh. 4. 1613.” ; „Churfürstl.
Hochzeitlicher Heimführungs-Triumph zu Franckenthal und Heidelberg. Heidelb. 4.
1613.” Vgl.
Beschr., Kap. 18 (Empfang in Frankenthal) u. Kap. 20-26 (Heidelberg). S.
auch
Katalog der Ornamentstich-Sammlung der staatlichen Kunstbibliothek, Berlin. [2.
Ausg.] 2 Bde. New York 1958, Nr. 2829 (Beschreibung der Reiß) u. 2828 (Lipp. 2555):
Abriß vnd Beschreibung zwoer Triumph: Oder Ehren Pforten, Welche [...] Friederichen
dem Fünfften, Pfaltzgraffen bey Rhein [...] Vnd der [...] Frawen Elisabethen [...] zu
Opppenheim [...] Ein [...] Rath vnd Bürgerschafft [...] auffrichten lassen [...] ins
Kupfer gebracht, durch Johan-Theodorum de Bry, Und gedruckt in [...] Oppenheim
Bey Hieronymo Gallern. (Chronogramm: 1613). [KunstB der Staatl. Museen Preuß.
Kulturbesitz, Berlin; 8 Tafeln]. Vgl.
Beschr., Kap. 17.
Heigel, a. a. O., 336 erwähnt
neben einem (nicht ermittelten) handschriftlichen Augenzeugenbericht über die Feste in
der Kurpfalz (d. d. Speier, 22. 6. 1613; verfaßt von dem neuburgischen Landgerichtsschreiber
Johann
Keylholtz ; im „k. allgemeinen Reichsarchiv zu München” ) auch einen
Druck u. d. T. „Mirovi und Borcht, Beschreybung deß Einzugs & in Frankenthal 1613.”
Vgl. auch
IP 261v„Heydelbergische undt Engelische Aufzüge undt
Palladis Bausan.
1613.” Die Existenz eines Separatdrucks (nur einiger Texte?) des Anhangs bestätigt
Kat.
Dessau BB 11773: „Palladis Posaun vom Triumph Jasonis etc. (Poetisch.) 1 Bd. 4°.
Ppbd.” Ein Exemplar dieser Ausgabe, die nicht in der StB Dessau erhalten ist und die
bisher in keiner anderen Sammlung ermittelt werden konnte, hat
Hübner Buchner wahrscheinlich
geschickt. Der Zusatz „Poetisch” könnte darauf hinweisen, daß dieser Druck
gewiß die von
Hübner geschriebenen Gedichte und Reden des ersten Aufzugs (Anh.,
9-29) enthielt. Wie
Heigel, 346f. nach
Keylholtz mitteilt, warfen die Knappen Jasons
„gedruckte Cartells aus, welche die Bedeutung der Masken mit Anspielungen auf das
Hochzeitsfest erklärten und die Aventuriers aufforderten, um einen gewissen Preis von
10 bis zu 1000 Gulden, aber nicht darüber, sich im Ringstechen zu messen.” Um einen
solchen Druck, der auch die Preisregeln erwähnte und vielleicht das Kartell der Ringelrennen
(vgl. Lipenius) einschloß, dürfte es sich bei dem übersandten Exemplar gehandelt
haben. Die von
Hübner verfaßten Gedichte des zweiten Aufzugs (S. "29"[30]-37), deren
Druck wohl auch verteilt wurde, mögen dem Briefe an
Buchner gleichfalls beigelegen
haben. Die Texte der anderen Aufzüge der Ringelrennen, dazu die des Kopfrennens
(Anh., 49f.) und des Kübelstechens (Anh., 51-55), sind nicht in Versen verfaßt. Eine
Ausnahme bildet nur das siebente Ringelrennen, dessen (einziges) Aufzugsgedicht jedoch
kaum von
Hübner stammen dürfte. Vgl. unten Anm. 31. Die Prosa der Maskeraden
Nr. 3-4 und 6-7 (Texte zu Nr. 5 u. 8 fehlen) und der beiden späteren Kartelle wird
an den Höfen geschrieben worden sein, an denen auch die zugehörigen Inventionen
ersonnen wurden. Es ist wenig wahrscheinlich, daß
Hübner von allen Fürsten, die an
den Heidelberger Turnieren teilnahmen, mit der Erfindung der Aufzüge und Texte
betraut werden konnte oder mußte. Auch wenn man von
Hübners Aussage absieht, die
an der vorliegenden Briefstelle allein auf Verse der verschollenen Ausgabe
Palladis Posaun
gemünzt ist, scheinen schon biographische Umstände auf
Hübner als Verfasser der
Texte der beiden ersten Aufzüge hinzuweisen: Sein damaliger Aufenthalt am Ansbacher
Hof (2., ansbach. Aufzug der Ringelrennen; Anh., „29"-41) und die schon durch seine
anhaltische Stellung (Hofmeister) belegbare Verbindung zur Kurpfalz (F.
Christian I.
v. Anhalt-Bernburg war Statthalter der kurpfälz. Oberpfalz und einer der einflußreich
|| [
369]
sten Berater Kf.
Friedrichs V. v. d. Pfalz , des späteren Winterkönigs). Andere Erklärungen
[z. B. Verknüpfung mit
Eleonora (1552-1618), der Mutter der meisten Kinder
F.
Joachim Ernsts v. Anhalt , welche in zweiter Ehe mit Lgf.
Georg I. v. Hessen-Darmstadt
(1547-1596) verheiratet gewesen war; sie entstammte dem unter den Besuchern
der Heidelberger Festlichkeiten vertretenen Hause Württemberg] entbehren bisher einer
quellenmäßigen Fundierung.
4 Der Aufzug bezieht seine Einfälle aus der Argonautensage,
die hauptsächlich aus den
Argonautika des
Apollonios v. Rhodos bekannt war.
Vgl. Ov. met. 7. Kf.
Friedrich V. v. der Pfalz trug in dem Zug die Maske Jasons. Die
Rollen seiner Gefährten Peleus und Telamon sind wahrscheinlich von den beiden anderen
Manitenatoren des Ringelrennens, Pgf.
Johann II. v. Zweibrücken und F.
Christian
I. v. Anhalt-Bernburg , übernommen worden. Vgl.
Beschr., 167ff. und sechs Tafeln
(numeriert 1- 11; alle bis auf eine Tafel zeigen den Aufzug in zwei Reihen). Dieser
Aufzug und die sieben folgenden Inventionen zum Ringelrennen wurden im Hofgarten
am 10. bzw. 11. Juni jeweils vor dem Beginn der entsprechenden Wettkämpfe vorgeführt.
Vgl. hier
Beschr., 167f.: „Vnd kam zum ersten auf die Bahn gefahren die hocherleuchte
vnd weiseste Göttin
Pallas/ auf einem sehr schönen/ gantz mit Gold vnd Silber überzogen/
vnd kunstreich auß geschnitztem wagen/ von zweyen Drachen geführet. An den
Rädern deß kunstreichen Wagens/ zur rechten/ war abgemahlet die ankunft deß Ritters
lasonis mit seiner
Argonautischen gesellschafft in dem Königreich
Colchos. Welcher anlendung
vnd außsteigen zu Land/ begerten zu hindern der grausame fewrige Drach/
vnd die vngehewre/ wilde/ Ertzfüssige vnd fewer außwerffende Ochssen/ Darüber war
geschrieben:
INVIA VIRTVTI NVLLA EST VIA: [...] Auf der lincken Seiten deß Wagens/ war
an dem rad gemahlet der streitbare Ritter
Iason, der zwischen dem überwundenen Drachen/
vnd vnder das joch gebrachten wilden Ochssen/ ohn fernere hindernüß/ frey
herbey tratte/ das güldene Flüß [...] an einem schönen grünen bäum aufgehengt/
abzuholen. Vnd war darunder geschrieben:
PRETIVM NON VILE LABORVM [...].” Die zugehörige
Tafel zeigt in der oberen Reihe (Nr. 1) zwei Greifen, die — gefolgt von Mercurius
— den prächtigen Wagen mit
Pallas ziehen. Dahinter auf einem Felsen Chiron mit Keule
und geöffnetem Buch. Am linken Rade des Wagens erkennt der Betrachter die beschriebene
Darstellung. Nr. 2 führt acht Reiter mit Fanfaren und einen Pauker zu Pferde vor.
Die Abbildungen vereinfachen oder lassen aus, versagen naturgemäß auch bei der Hervorhebung,
Erklärung der Bedeutung oder Bezeichnung des Gegenstands. So heißt es
in
Beschr., 168: „Zur rechten am Wagen
Palladis, stund ein Low mit flügeln/ der führet
in seinem rechten fuß ein bloß Schwert: auf der Lincken ein anderer Löw/ auch mit
flüttigen/ der hatte in seinem Fuß einen grünen Palmenzweig.” Chirons Buch zeigt in
der Darstellung nur Text und nicht „des himmels lauff in einem runden
Globo” . Nur
zum Teil ist dem Bilde die Mitteilung zu entnehmen: „Darauff kamen acht Trommeter
zu pferd/ mit spitzen blawen hüten in roht eingefaßt/ oben auff mit taffeten fliegenden
binden/ von färben/ blaw/ gelb vnd roht/ vnd silbernen Trommeten/ auch taffeten
Fahnen von gemelten färben/ in blawen wafen röcklein/ mit roten schürtzlein vnd
aufgestülpten ärmeln (dann deren arm vnd schenckel bloß waren) blawen stiefeln vnd
blawen satteln: Sampt einem schwartzen Mohren/ der die Heerbaucken schlug/ gantz
nackend/ mit einem Jndianischen schürtz vnd Vngerischen hütlein mit federn gezieret:
vnd ware die Heerpaucken auch mit taffet bekleidet/ wie die Fahnen der Trommeter.”
Andererseits geht erst aus der Abbildung die genaue Bedeutung gewisser Bezeichnungen
wie z. B. der „Trommeten” oder des „Vngerischen hütlein[s]” hervor, so daß die Aufführung
bzw. die Erfindung, der auch die hier vor allem interessierenden Gedichte
Hübners dienen, nur aus beiden Medien, den Graphiken und den Texten, erahnt werden
kann. Da die Quellen des Berichts und der Abbildungen (Autopsie, Visierungen oder
|| [
370]
Beschreibungen der Erfindung, Augenzeugenberichte?) im einzelnen unbestimmt sind,
ist mit Diskrepanzen und Ungenauigkeiten zu rechnen, im Falle des Autors der Beschreibung
auch mit mancher
Hübner fremden Interpretation. — Auf die „Trommeter”
und den Pauker folgt in der Beschreibung der von zwei Pfauen gezogene Wagen Junos
(Nr. 3), neben dem „Jhre Dienstjungfraw Iris” (
Beschr., 169) schreitet. „War mit jhrem
Regenbogen bedecket/ vnd führet in jhrer Rechten hand ein grünen Palmzweig/ vnd
auf dem haupt ein grünen Lorbeerkrantz.” Neptun erscheint auf einer von drei Meerpferden
gezogenen Muschel, dahinter Glaucus (Nr. 4). „Der war fornen her biß vnder
den Nabel ein Mansperson/ trug einen schönen Spiegel in der Rechten hand: hinden
auß war er ein Fisch/ vnd saß auf einem felsen deß Meers.” (
Beschr., 169). Die im
Aufzug folgenden sechs Ritter mit türkischen Säbeln sind „die Sechs
Patrini, mit namen/
Meleager,
Castor,
Oileus,
Pollux,
Anceus,
Admetus, die dem
Iasoni beystand geleistet.” Nr. 5
und 6 zeigen in zwei Reihen drei, von je zwei Kriegern in antiker Rüstung geführte
Stierpaare („Tauri Subiugati” ) mit je einem Pflug, gefolgt von drei aneinandergeketteten
Personifikationen (Timiditas, Pigritia und Hypocrisis). Auf den Rüstungen der Krieger
und dem Acker erblickt man Zähne („Dentes Serpentini” ). Zu Nr. 6(-7) heißt es: „Vnd
weil bey den triumphirenden breuchlich/ die vberwundene Feind zu einem spectackel
aufzuführen/ Als folgeten erstlich die überwundene Sechs Ochssen/ die füsse von Ertz
hatten/ so alle in die Pflüge eingespant/ vnd vnder das güldene Joch gebracht worden/
deren jeder begleitet mit einem Soldaten/ [...]. Welche mit schlangen Zähnen behengt/
die jhnen theils vnderwegen abfielen. Darauff folgten die auß den gesäeten schlangen
Zähnen erwachsene Neun erschreckliche Laster/ welche gleichwol alle in ketten gefesselt/
vnd also überwunden geführet worden: als da waren
Hypocrisis,
Pigritia,
Timiditas,
Avaritia,
Intemperantia,
Adulatio,
Superbia,
Stultitia, &
Luxuria[ ...].” (
Beschr., 169f.; Nr. 6-7).
Ein riesiger „Drach” (
Beschr., 170) / „Draco” (Greif; Nr. 7), die drei Sirenen („
Pisinoe,
Aglaope, vnd
Thelxiope” S. 170) und Orpheus auf einem Einhorn (Nr. 8) schließen sich
an. „Endlich kam der Siegreiche Ritter
Iason, sampt seinen streitbaren Helden/
Peleo
vnd
Thelamone/ auff dem herrlichen Schiff
Argo: alle drey besammen/ in dem hindern
theil deß Schiffs/ in Jhrer Ritterlichen vergülten Rüstungen stehende/ vnd führten
vergülte Regiment. Vnd war das Schiff also zugericht. Jn der lenge hatte es 41. schuch:
die breite war 22. schuch. Der mittelste Maßbaum war in die höhe 34. schuch/ der
förder vnd hinder waren etwas niedriger.” (
Beschr., 170). In der Radierung (Nr. 9)
erkennt man auf den Schilden dieser Argonauten und ihrer „Boßknecht” ein ganzes
heraldisches Programm, am mittleren Mast auch eine verzierte Kugel — das in den
Texten des Anhangs vertretene „
oraculum, darauß eine lebendige singende stimm sichhören
[!] Hesse/ vnd zukünfftige ding zuverstehen gabe” (
Beschr., 170). Mitten im
Schiff hing an einer Eiche das Goldene Vlies. Am mittleren Mastbaum gewahrt der
Betrachter, dazu auch von der Beschreibung angeleitetet, das kurpfälzische Wappen,
welches vom Hosenbandorden umwunden ist. „Hinden am Schiff/ vnder dem Ancker/
ward an einer Ketten angeschmiedet nachgeführet/ der trewloß
Pelias, der vor neid sein
eigen hertz fraß.” (
Beschr., 171; Nr. 9). Den Aufzug beschließen in zwei Abbildungsreihen
(Nr. 10- 11) vier bzw. fünf Rösser, welche jeweils einer oder zwei Gewappnete
tummeln. Die Beschreibung (S. 171) spricht nur von fünf Leibrössern und ihren „Soldaten” .
Ergänzungen, Berichtigungen, aber auch Mißverständnisse in dem Bericht eines
unbekannten Augenzeugen: The Magnificent, Princely, and Most Royall Entertainments
Given to ... Frederick, Count Palatine ... and Elizabeth, Sole Daughter to ... King of
England, James, Our Soveraigne Lord (London: Nathaniel Butler 1613), in:
Nichols, a.
a. O., II, 612ff., hier S. 618f.: „The first that entered into the Tilt-yard was the
Palsgrave, accompanied with others [...]. Formost of all came Jupiter, riding in a very
|| [
371]
rich chariot, drawne by two griffons guided by Mercury, who sate as coachman. Next
followed Juno in another chariot, drawne by peacockes, and driven by Iris. After her
came the God of Husbandry, with three ploughs. After him entered Neptune, the God
of the Sea, in a chariot [...] drawne by three sea-horses; upon Neptune attended a
Merman, sitting on a rocke, with a glasse in his hand, and behind him, on another
rocke, sate three Mermaides, singing and playing on instruments. After these Mermaides,
the next that entered was a Centaur, hälfe a man, halfe a horse, holding in one
hande a book, and in the other a mace. Then followed Arion, playing on a lute, and
sitting on a sea-unicorne. After all these came in the Seaven Deadly Sinnes, all of them
chained, and driven forward by a dragon, who continually spet fire. Immediately after
which entered the Palsegrave, with two more, in a ship, he himselfe resembling Jason,
attended by sixe Squires, bearing shields and lances; in the ship was to be seene the
Golden Fleece [...] and at the sterne Envy was dragged, eating her owne heart.”
6 Vgl. Apoll. Rhod. 4, 576ff.: Athene hat dem mittleren Mast einen
Eichenbalken eingefügt, der den Argonauten Zeus' Zorn über den Mord an Apsyrtos
verkündet. Polydeukes (Pollux) und Kastor sollen die Götter bitten, dem Schiff die
Fahrt zu Kirke zu erlauben, damit diese die Argonauten entsühne. Vgl. damit die
Deutung im Anh., 26f.
7 S. Apoll. Rhod. 3, 1177-1407: Jason erfüllte die beiden ihm
von Aietes, dem Vater Medeas und König von Kolchis, gestellten Aufgaben, zwang mit
Hilfe der Dioskuren die feuerspeienden, erzfüßigen Stiere unter das Joch und säte auf
dem Feld, das er mit den Stieren pflügte, die Zähne, welche Athene aus den Kiefern
der Kadmos-Schlange gezogen hatte. Gemäß Medeas Rat warf er unter die daraus
wachsenden Ares-Krieger einen Felsen und ,mähte' diese Feinde, die sich schon gegenseitig
umzubringen begonnen hatten, mit seinem Schwert nieder.
8 Apoll. Rhod. 1,
Iff.: Ein Orakel hatte Pelias, den Halbbruder des Aiolos-Enkels Aison, vor einem
einschuhigen Aioliden (Jason) gewarnt, so daß er den Neffen mit den Argonauten nach
Kolchis schickte. Er sollte dort das Goldene Vlies holen, wie es Pelias ein anderer
Aiolide (Phrixos) im Traum geboten hatte. Pind. P. 4.
10 Nebenform zu
,meist'.
DW VI, 1947.
12 Paktolos (Pactolus), eine Mischung aus Gold und Silber (Elektron) führender
lydischer Fluß (Sart Çayi, Türkei). Z. B. Ov. met. 6, 16; 11, 87 u. 137ff.
13 Vgl.
Apoll. Rhod. 1, 131 Off.: Als Sprecher des Nereus warnte Glaukos die Argonauten davor,
zurückzusegeln und gegen Zeus' Willen und bei widrigem Wind den zurückgelassenen
Gefährten Herakles an Bord zu nehmen. Telamon hatte versucht, den Steuermann zur
Änderung des Kurses zu zwingen.
14 Apollos Daphne (Lorbeer).
15 In der Argo
im ersten Aufzug.
16 Lauf, Cursus, im Turnier Carrière. Vgl.
DW II, 637 (Courier,
curier);
Stieler, 1598: „Kurrir reiten/ admittere eqvum, cursitare eqvô.”
19 Vgl.
Beschr., 172f. über
diesen Aufzug Mgf.
Joachim Ernsts v. Brandenburg-Ansbach und seines Gefolges: „Vnd
ritten erstlich vorher etlich Trommeter/ in rott Janitscherischen hauben vnd rocken/
hatten lange Trommeten/ vnd daran grosse rote fahnen/ in welchen allerhand Kriegswaffen
weiß gemahlt/ vnd bliessen auff Türckisch art vnd manier. Denen folgt der
Streitbare vnd alt berümbte
Hercules, welcher kam gegangen mit einer löwen haut bekleidet/
vnd mit seinem Kolben gewapnet. Diesem folgten Drey
Maitis Cavalieri: Cneus
Marcus Cariolanus [Cn. Marcius Coriolanus], Marcus Curtius, Caius Tiberius Gracchus [wohl C.
u. Ti. Sempronius Gracchus], in rotten von silber mosirten Sturmhauben/ in weissen
roth geblümbten zeug gekleidet/ vnd dergleichen schürtzlein von Attlaß/ mit schön
|| [
372]
gemahlten Spern vnd Schliten. Diesen folgeten andere
Cavalieri in gleicher liberey/ mit
pflütschbögen vnd schütten/ auff dem Rucken jhre Köcher voll pfeil. Welchen der Gott
Mars kam nachgefahren/ in einem mit golt gezierten stattlichem Triumphwagen/ den
Vier schöne braune Hengst führeten/ mit rott vnd weiß taffte Decken. Vor Jhm lag ein
Tru
mmel/ hinder Jhm allerhand Kriegswaffen.
Mars war in einen schönen vergülten
Harnisch geriist/ in ein schön braun vergülten Zeug gekleidt/ mit dergleichen Ritterschürtzlein/
vnd ein silberin Regiment in der hand. Dem folgeten wider etliche Ritter/
in voriger Liberey/ mit Sper vnd schilten. Darauff folgeten die Leibpferd. Nach diesen
erschien die keusche
Penelope, in einem taffeten weissen Rock. Der folgeten die neun
Musen in weiß doppel taffet Leibröcklein/ vnd in grün doppel taffet bekleidet/ in
fliegenden gelben haar mit Lorberkräntzen gekrönt/ die alle auff jhren Jnstrumenten
sehr lieblich spielten. Diesen fuhr nach/ auff einem grünen von silber geziertem Wagen/
die Göttin
Venus, von Vier weissen pferden mit grün vnd weiß doppel tafft Decken
bekleidt/ geführt. Die Göttin
Venus, war in einen grün silberin geblümbten Rock gekleidet/
mit eim köstlichen haarbogen auff dem haupt/ vnd führte ligend ein brennendes
hertz in Jhrer hand.
Cupido stund bey jhr auff dem Wagen/ in der ein hand die pfeil/
in der andern den bogen haltend. Es kamen auch hernach in guter Ordnung sehr stattlich
auffgeritten der Göttin
Veneris drey
Cavalieri,
Adonis,
Pyramus,
Euryalus, in grün silber
verblümbten Sturmhauben/ in weiß vnd grün seiden bekleidet/ mit Sper vnd schilt.
Diesen folgten die Drey
Charites, vnd
Amor der Gott der Lieb. Endlich kamen die
Leibpferd mit Sätteln vnd Zeug stattlich geziert.” Der Autor dieses Texts verzichtete
„auß mangel deß Abriß” und „deroselben beschreibung oder Außlegung” auf eine eingehendere
Behandlung des Aufzugs, vertröstete aber den Leser ähnlich wie in den
folgenden Aufzügen darauf, daß die „Kupfferstück” und ihre Deutung im Druck nachgeliefert
werden sollten. Nur die gesprochenen oder gesungenen Texte der erwähnten
Aufzüge (Anh.) sind jedoch erschienen. Vgl. im übrigen den britischen Bericht über den
zweiten Aufzug,
Nichols II, 619: „The next that entered was Mars, drawne in a chariot
adorned with all the ensignes of war, and attended by three Knights and sixe Squires
bearing lances. After whom, in one chariot, drawne by swans, sate Venus and Cupid;
before the chariot went sixe Virgines, and behinde it followed Hercules, the Sun artificially
gazing on the chariot, and three Knights following Hercules.”
20 Hier wohl
wie lat.
temperare, mäßigen, beherrschen, einrichten, ordnen.
22 Der
Königsstuhl bei Heidelberg. Vgl.
Merian: Topographia (Palatinus Rheni, 2. Aufl., um
1672), Abb. nach S. 38.
24 Fürstenbrunnen bei Ziegelhausen (Stadtkr.
Heidelberg ). Vgl.
Merian: Topographia, a. a.
O., 46 „[...] eine halbe Meil von der Stadt/ liegt der Fürstenbrunn/ da im Gewäld ein
Brunnenwerck [...]. Der Brunn stehet unter einem schön gepflasterten Gewölb: darneben
zween Fischteich/ und Spatzierplätz/ neben schönen Wiesen/ darauff viel Tuchbleichen
seynd [...] daß also das gantzeWerck ein schöner lustiger Medicinischer Garten
[...]. Es haben die Pfaltzgrafen Churfürsten/ mit ihrem Hoff- und Cantzley Gesind;
wie auch die Studenten bey der Universität/ und gantze Burgerschafft/ im Sommer/
ihre Lust/ und Kurtzweil allda gehabt;” Abb. nach S. 46.
27 Auf die Dauer,
|| [
373]
endlich.
DW IV.2, 493.
28 Prosa. Aufzug Hz.
Johann Friedrichs v. Württemberg und
seiner Brüder
Ludwig Friedrich (W.-Mömpelgard) und
Magnus (
Beschr., 182). Im Zug
(
Beschr., 173f.) erscheinen u. a. Ariovists Gefährten Lupoldus (Leupold), Erlafridus
(Erlafrid) und Conradus (Conrad), Sonne und Mond als Reiter, zwei wilde Männer
und der Berg Parnassus mit Brunnen, Apollo, lebendigen Tieren und den ihre Instrumente
spielenden Musen. Es folgen Pan mit den pfeifenden Satyren, Diana mit Grazien,
Hunden und Jagdhörnern, „Ariovistus, der Alten Schwaben König” auf einem Wagen,
dahinter die Patrini, auf Pferden Danubius, Hercinia (Schwarzwald), Rhenus, Constantia
(Konstanz), Nicer (Neckar), „Abnoba das Gebürg vnd vffer an der Baar” , „Dubis
die Dube/ vnd Vogesa” . Den Zug schließen Leibpferde und als Ritter oder Grazien
gekleidete Diener. Vgl.
Nichols, 619: „Then came Victory in an imperiall chariot, betokening
soveraigntie; on the top of the chariot stood a displayed eagle; upon this
chariot attended three Knights and sixe Squires bearing lances. Next unto Victory
entered Diana, in a chariot made like a forrest, set out and adorned with living birds
and beastes, and thus attended: first came sixe Satyres, playing on musicke wildely;
after whom sixe other Satyres came leaping and dauncing antickly; then twelve more
leading dogs and deere; then the woodmen, and after them Nymphes with bowes and
arrowes; and then the chariot where other Nymphes sate playing and singing; after
whom followed three Knights.”
29 Prosa. Aufzug der Pfalzgrafen Friedrich Casimir
(Zweibrücken-Landsberg) und Johann Casimir (Zweibrücken-Kleeburg) im Namen der
Fama; 11. 6. 1613. Vgl.
Beschr., 176-179 (eingeklammerte Namen ausgewählter Rollenträger
aus dem Ringelrennen, S. [ 184]f.): Drei „
Silvani oder Waldleuth” , Patrini, Musaeus,
Orpheus, Eumolpus, Fama mit einer Trompetenfahne („
Auriculas Asini Midas Rex
habet:” ), Midas (
Diederich v. dem Werder ), eine Gruppe mit Marsyas, sechs Satyren,
Silenus (
Georg Hans v. Peblis ) auf einem Esel, Bacchus (Gf.
Philipp II. v. Leiningen-
Westerburg ) auf einem Triumphwagen, den sieben „Knaben” umspringen. Es folgen
Iunius, Hymenaeus (Gf.
Eberhard v. Rappoltstein ), Flora (Burggf. u. Herr
Christoph
zu Dohna ), Zephyrus, Pomona, Vertumnus, die Musen, Hercules, Apollo, die drei
Charites, Mercurius (Gf. [F.]
Johann Ludwig v. Nassau-Hadamar ) und ein Satyr. Vgl.
Nichols, 619f. Der folgende fünfte Aufzug, in dem die drei genannten Herzöge v.
Württemberg nochmals auftraten — „vnder dem Namen
Cordato,
Nolante vnd
Foliato”
(
Beschr., 179) — ist im Anhang durch keinen Text vertreten. Die Liste der Ringelrennen
(
Beschr., [186f.]) nennt noch württembergische Ritter mit den Rollennamen Quernus,
Tranquillitas, Probitas und Liberalitas. Der britische Berichterstatter erwähnt keinen
hierzu passenden Aufzug.
30 Vgl.
Beschr., 179: „Folget der Sechste vffzug von der
Hochadelichen Würtenbergischen Ritterschafft/ in namen vnd
habit der streitbaren vnd
fürtreflichen Königin
Pentasilea, der namhafftesten auß den
Amazonibus, welche mit sich
brachte noch drey [...] Heldinnen/ nemlich
Cerione,
Bremusa, vnd
Alcibia. Denen weiter
folgeten
Elasippus,
Molion,
Persinous vnd
Melippus, jhre gefangene Ritter.” Vgl.
Nichols,
620: „Then followed another person, wearing an imperiall crowne; four others bound
in scarfes as prisoners, going before him, and three after him with drawne swords,
besides foure Squires carrying lances.”
31 Das folgende Gedicht ist eine Übersetzung
des französischen Gedichts, das im „Siebenden vffzug deß Türckischen Keysers mit
Fünff Türckischen Fürsten vnd Bassa” (
Beschr., 180) vorgetragen oder verteilt wurde.
Hinter den sechs Rollennamen steht:
La Renommée, ayant d'vne vitesse aislée,
Corru la Palestine & lAffrique bruslée,
Ausquelles regions s'estend nostre pouvoir,
Nous y a raconté le Triomphe & la Gloire,
|| [
374]
Que l'on donne à IASON pour sa riche Victoire.
C'est pourquoy nous venons en poste pour la voir,
Que sa conqueste estoit vne PRINCESSE belle,
Dont la vertu ornoit la terre vniverselle.
Ainsi ce pole Arctique attire nostre aymant.
Belles, qui la suivez. C'est pour vostre service,
Que nous nous presentons tous six en ceste lice:
Vos beaux yeux causeront nostre contentement.
Die Kunstlosigkeit der deutschen Ubersetzung steht in einem so markanten Gegensatz
zur Gestaltung ihrer Vorlage — wie auch zu den ambitionierten Formexperimenten der
Gedichte für den ersten und zweiten Aufzug — , daß das deutsche Gedicht nicht
Hübner
zugesprochen werden darf. Auch andere Gründe sprechen gegen
Hübners Verfasserschaft.
Vgl. Anm. 3. Die einzigen Verse des Anhangs, die nicht von
Hübner stammen,
seien dennoch zum Vergleich mit den Gedichten des anhaltischen Hofmeisters mitgeteilt.
Andere Texte oder eine genauere Beschreibung der Masken des siebenten Aufzugs
fehlen im Buch. Die Liste der Ringelrennen erlaubt es jedoch, die Träger der Rollen zu
entschlüsseln. Die drei bekannten Manitenatoren kämpften gegen Pgf. Johann Casimir
v. Zweibrücken-Kleeburg (Baiazeth), Pz.
Joachim Ernst v. Anhalt-Dessau (Amurath),
den Rheingrafen (Selimm; vgl. Anm. 25), Gf.
Wilhelm Heinrich v. Eisenberg (Mustapha),
Gf.
Heinrich Wilhelm v. Solms-Laubach (Acmet) und Herr
Moritz v. Griechingen
(Ochiali; vgl. Anm. 21). Vgl. auch
Nichols, 620: „[...] entered three, being attyred in
the habits of Turkes, waited upon by sixe Squires bearing lances.” Den achten und
letzten Aufzug führte am selben Tag (11. 6. 1613) Gf.
Eberhard v. Rappoltstein an
(
Beschr., 180). Ein Kartell, Abbildungen oder eine Beschreibung teilt das vorliegende
Buch nicht mit, da den Kampfrichtern nur eine handschriftliche Herausforderung überreicht
worden war. Vgl. außerdem
Nichols, ebd.: „And last of all, one in compleate
armour came riding in, being followed by three persons that ledde barbed horses single.”
32 Dieses letzte Ritterspiel des Heimführungsfestes wurde erst am 19. 6. 1613 im
Heidelberger Hofgarten abgehalten, nachdem die Herzöge von Württemberg und die
britischen Gäste schon abgereist waren. Der britische Augenzeuge konnte daher das
Ereignis auch nicht mehr in seinem Bericht erwähnen. Die Regeln des Kopfrennens,
eine Ordnung in der Art der obengenannten (Anm. 1-2), sind im Anhang dennoch vor
das Kartell des Kübelstechens gerückt, welches schon am 13. Juni im Schloßhof veranstaltet
worden war.
Beschr., [189] - [192], Beim Kopfrennen waren drei verschieden
hoch aufgesteckte Köpfe in drei Läufen mit Lanzen, Wurfspießen bzw. Degen abzureißen.
Teilnehmer waren u. a. Mgf.
Joachim Ernst v. Brandenburg-Ansbach , Pz.
Joachim
Ernst v. Anhalt-Dessau ,
Tobias Hübner (s. Anm. 3), Gf.
Heinrich Wilhelm v.
Solms-Laubach und Burggf. u. Herr
Christoph zu Dohna .
33 Prosa. Vgl.
Nichols,
620: „Upon the 13th of June, a merriment was presented to her [Pgfn. Elisabeth] of
mad fellowes with tubs set upon their heads, apparelled all in straw, and sitting on
horsebacke, did in this manner runne at Tilt one another with staves, and made excellent
pastime to the beholders.” S. auch Anm. 32. Der Vergleich dieser Rede mit der späteren
des Zerbster Kartells (s. K V 1) läßt die Annahme zu, daß
Hübner auch dieses kurzweilige
Kartell verfaßt hat. Welcher andere Autor käme hierfür in Frage? Ich verzichte
dennoch in Verbindung mit
250218A auf die Veröffentlichung, da der
Buchner überschickte
Druck die Rede nicht enthalten haben wird und diese wohl nichts zum Verständnis
der frühen Gedichte
Hübners beiträgt. Eine eingehendere Behandlung der
frühen deutschen Don Quijote-Rezeption steht aus. Da viele kurpfälzische Hofleute und
andere Protestanten zu Verhandlungen über die Vermählung des jungen Kurfürsten oder
|| [
375]
zur Vorbereitung eines Bündnisses mit
Großbritannien vor 1613 nach
England gereist
waren, mag der eine oder andere unter ihnen dort durch die vorhergehende englische
Cervantes-Rezeption auf das
Don Quijote-Thema aufmerksam geworden sein und davon
auch
Hübner in Kenntnis gesetzt haben. Vgl.
Abraham S. W. Rosenbach: The
Curious Impertinent in English Dramatic Literature before Shelton's Translation of Don
Quixote. In: Modern Language Notes 17 (1902), 357-367. Der Hofmeister
Hübner
könnte allerdings auch selber in
England (oder anderswo) auf dieses Thema gestoßen
sein, weil er seinen Zögling, Pz.
Joachim Ernst v. Anhalt-Dessau , auf dessen Bildungsreise
nach
London begleitet zu haben scheint. Vgl. K III 1.
34 Bis S. 84 (Bl. [Kk
vj]v !]). Es folgen S. „81” [recte 85; Bl. Ll r] - „99” [103; Bl. Nn 2 r] die „Danckpredigt”
des
Abraham Scultetus und ein kurzes Verzeichnis „Etliche Errata.”