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Martin Opitz an Augustus Buchner
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Martin Opitz an Augustus Buchner


Den Brief Augustus Buchners (FG 362; 1641) kann Martin Opitz (FG 200; 1629) erst mit Verzögerung beantworten, da er nach Wien mit dem dort zum kaiserlichen Rat ernannten Caspar Kirchner gereist war. — Er freut sich sehr, daß Tobias Hübner (FG 25) ihn schätzt. Buchner möge Hübner bitten, Opitz seine Gunst zu bewahren. — Opitz wird Hübner in diesem Sinne schreiben, jedoch lassen ihm das Drängen der abreisenden Kaufleute und seine Geschäfte auf dem schlesischen Stände- und Fürstentag kaum Zeit für den vorliegenden Brief. — In seinen Acht Büchern, Deutscher Poematum (1625), welche der Verleger schon zur Drucklegung in Straßburg oder Frankfurt empfangen hat, ist Hübner das Buch „Oden und Gesänge" gewidmet. Auf Empfehlung Kirchners hin wird Opitz die Gedichtausgabe allen anhaltischen Fürsten wegen ihres Eifers für die Künste und wegen ihrer verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Verbindung mit den Herzögen in Schlesien zuschreiben. Buchner möge Hübner um Mitteilung der Rangfolge und Titulatur der anhaltischen Fürsten ersuchen und ihm Opitz ' Vorhaben anzeigen. — Er habe wiederum an Caspar v. Barth geschrieben. — Opitz lobt ein an ihn gerichtetes Epigramm Buchners .

Beschreibung der Quelle

QUB Basel: G2 II 36, Bl. 23rv, Nr. 24 (zit. A), Abschrift des 17. Jahrhunderts von
unbekannter Hand in der Sammlung Johann Wernhard Hubers (1700-1755); Vorlage für eine Abschrift des 18. Jahrhunderts (dieselbe Hand wie B in 260831; vgl. 260831A) aus der Sammlung Hubers: UB Basel G2 I 15, I, 158rv, (zit. C), unvollständig veröffentlicht in: Opitz: Handschrifien (Geiger), 51 f. Vgl. Martin Steinmann: Die Handschriften der Universitätsbibliothek Basel. 2., nachgeführte Aufl. Basel 1987, 22f.

Anschrift

AFehlt

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S.a P. D.



[Handschrift: [23r]]Cl. Buchnere 1 , Tuæ2 cum publicis cursoribus Viennam ad me allatæ sunt, quô me cum Kirchnero Consiliario nunc Imperatoris, contuleram.3 Et hæc absentia mea facit, quod tardius ad tuas respondeam. Nobilissimum Hubnerum4 me amare gaudio mib est maximo, utque non remittat ex hoc favore suo tu eum rogabis. Faciam ipse etiam meis literis, cùm scribere ac[Handschrift: [23v]]curatius potero,5 nunc ob festinationem Mercatorum et negotia mea in conventu Ordinum et Principum Silesiæ vix hæc ad te exarare possum. Inscripsi Dn. Hübnero librum Odarum in meis carminibus6 , quæ jam Bibliopola â me accepit, ut Argentorati aut Francofurti typis mandentur.7 Ipsa Poëmata monitu Kirchneri toti domui Anhaltinæ8 dedicabo;c ob studium, quod egregij illi Principes ad illustrandas bonas artes adhibent, et ob consanguinitatem amicitiamque, quâ nostris Prin- || [418] cipibus juncti sunt.9 Faceres rem gratissimam si ab Hübnero nominum ordinem et honoris vocabula peteres, ejqued propositum meum indicares.10 Barthio rursum scripsi ejusquee responsum expecto.11 Epigramma12 ad me tuum elegans est,f doctum et grave,g ut tua omnia. Gratiash tibi ago maximas Buchnere Eruditiss[im]e,i teque valere etiam atque etiam jubeo.j Uratislaviae13 10. D. Maij

Tibi addictissimus
M. Opitius

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T T: Da C auf A zurückgeht, werden — neben den unsere Textfassung unterstützenden Varianten — nur die den Sinn verändernden oder verdunkelnden Lesarten aus C angeführt. C löst viele Abkürzungen auf und läßt alle Akzente und die meisten Kommata aus.
a C hiervor Ad Augustum Buchnerum
b A mi von anderer Hand gestrichen und durch mihi ersetzt. C mihi
c C dedicabo
d C. A Sofortkorrektur aus ejq.
e Aus ej⟨us⟩que.
f C est
g C grave
h C omnia; gratias A Sofortkorrektur aus gratias
i C Eruditissime
j jubeo C jubeo.

Kommentar
1 Nach Opitz: Handschriften (Geiger), 51 im Jahre 1628 geschrieben; korrigiert in H. Palms Rezension von Geigers Arbeit: Jenaer Literaturzeitung 3 (1876), 68.
2 Nicht erhaltener Brief Buchners (FG 362) an Martin Opitz (FG 200).
3 An den Kaiserhof zu Wien war Opitz im März 1625 gelangt. Er begleitete eine Gesandtschaft der schlesischen Fürsten und Stände, der sein Vetter Caspar Kirchner (1592-1627), der Bibliothekar und Rat Hz. Georg Rudolphs in Schlesien zu Liegnitz und Wohlau (FG 58), angehörte. Ks. Ferdinand II. schlug Kirchner zum Ritter und verlieh ihm den Titel eines Rats; er krönte Opitz zum Poeta Caesareus Laureatus. Da der Bericht der Gesandten am 27. April in Breslau verfertigt wurde, muß Opitz auch erst um diese Zeit nach Breslau zurückgekehrt sein. Opitz beschrieb Kirchners Leben 1635 in einem Brief an Nicolaus Henel (Reifferscheid, 545ff.) und erwähnte darin Kirchner als den Gesandten, der ihm diese Reise ermöglicht hatte („qui me comitem viae illi adiunxeram” ). Vgl. Opitz I, 133ff.; Opitz: Briefe (Geiger), 341; Marian Szyrocki: Martin Opitz. München 1974, 66. Am 10. 5. 1625 berichtete Opitz auch in einem Brief an Balthasar Venator über die Gesandtschaft (Reifferscheid, 218f.)
4 Tobias Hübner (FG 25). Vgl. 250110, 250218A u. 250413.
5 Ein solches Schreiben an Hübner ist nicht erhalten.
6 S. 250700 I. Das 5. Buch („Oden und Gesänge” ) in Martini Opitii Acht Bücher, Deutscher Poematum (Breßlaw 1625) ist Tobias Hübner (FG 25) gewidmet. Vgl. 250609.
7 George Schulz-Behrend (Opitz II. 2, 528) fand auch keine Bestätigung für diese Angabe. Der Breslauer Verleger David Müller ließ gewöhnlich in Leipzig drucken.
8 Opitz widmete die Gedichtsammlung auf Hübners Empfehlung (250609) hin nur F. Ludwig . S. 250700.
9 Hz. Georg Rudolph , ein Sohn Hzn. Anna Marias , geb. Fn. v. Anhalt (1561-1605), hatte 1614Sophia Elisabeth (1589-1622), eine Tochter F. Johann Georgs I. v. Anhalt- Dessau (FG 9), geheiratet.
11 Unbekannter Briefwechsel mit Caspar v. Barth (1587-1658), in dessen Stube Opitz in Heidelberg eine Zeitlang gewohnt hatte. Vgl. Jürgensen, 179 Anm. 165; Dünnhaupt: Handbuch (1990), 402; Johannes Hoffmeister: Deutsche Fragmente von Kaspar Barth aus der Ratschulbibliothek Zwickau. Heidelberg 1929 (Sb. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., Philos.-histor. Kl. 2/1929-1930). Über das zeitweilig gespannte Verhältnis zwischen Barth und Opitz s. Johannes Hoffmeister: Kaspar von Barths Leben, Werke und sein Deutscher Phoenix. Heidelberg 1931, 13ff. u. George Schulz-Behrend: Caspar Barth und sein Exemplar von Opitz' ,Acht Bücher || [419] Deutscher Poematum'. In: Daphnis 11 (1982), 669-682, hier 671: „Zeitweilige Verstimmung trat ein nach der Veröffentlichung des Barthschen Distichons ,Talis lector...' unter dem durch Jacob von der Heyden 1631 angefertigten Porträtkupfer des Schlesiers. Anscheinend hatte Opitz verabsäumt, sich Barths Einwilligung für die Benutzung der Zeilen einzuholen.” ; vgl. 260217. Zum literaturgeschichtlichen Verhältnis der beiden Dichter s. Wilhelm Kühlmann: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat. Entwicklung und Kritik des deutschen Späthumanismus in der Literatur des Barockzeitalters. Tübingen 1982, 255-266. Vgl. die Anmerkungen Barths zu Martini Opitii Acht Bücher, Deutscher Poematum (Breßlaw 1625), in: A. K[ippenberg] u. G. W[itkowski]: Aber Martin Opitz! Ein schlimmes Fündlein zur Generalversammlung der Bibliophilen, am 3. Dezember 1911 [Leipzig 1911] (ähnlich Witkowski in: Euphorion XIX, 1912, 16-18); Szyrocki, a. a. O., 140 Anm. 62. Über Barth hatte sich Opitz auch am 15. 2. 1625 n. St. in einem Schreiben an Buchner beklagt: „Binis meis, quas certè accepit, cùm nihil respondeat, oblitus convictus nostri veteris et arctissimæ amicitiæ, quid cogitari debeam nescio. Sum vero mihi nullius non solum culpæ conscius verum etiam nomen ejus famamque ita semper defendi, ut â fratre expectari majora nequeant. Sed hæc tibi.” A Bl. 21v-23r, hier 23r; vgl. Opitz: Briefe (Geiger), 342.
12 Vielleicht Buchners Epigramm auf Opitz ' Trojanerinnen (Wittenberg 1625): „In TROADAS Euripidis et Senecae ac hujus a MARTINO OPITIO V. Clariss. Germanicis versibus pulcherrime redditas EPIGRAMMA.” (Opitz II.2, 434). Dieses lateinische Gedicht, das einzige passende bekannte Epigramm Buchners aus dem Jahre 1625, könnte Opitz auf die Idee gebracht haben, Buchner das Drama am 25. Juli zu widmen. Es muß also nicht, wie Borcherdt 128 annimmt, als Dank Buchners für diese Widmung gewertet werden.
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