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Martin Opitz an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
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Martin Opitz an Fürst Ludwig


Martin Opitz (FG 200; 1629) schickt seiner Gedichtsammlung Acht Bücher Deutscher Poematum ein Widmungsschreiben an F. Ludwig voraus, in dem er die Abhängigkeit der Wissenschaften und Künste von der Entwicklung der Staaten und von der Förderung durch die Mächtigen zu erweisen sucht. Hierzu betrachtet er die Literatur- und Wissenschaftsgeschichte von Caesar bis zur Renaissance. Unter Hinweis auf viele Werke und biographische Details führt Opitz im einzelnen die Herrscher und die ihnen verbundenen Frauen, Verwandten, Mitarbeiter, Gelehrten und Dichter auf: C. Iulius Caesar (Euripides , C. Licinius Macer Calvus , Catull ), Augustus (C. Maecenas , P. Alfenus Varus , C. Asinius Pollio , C. Cornelius Gallus , Vergil , M. Claudius Marcellus , Octavia minor , Horaz , Ovid , Properz , Bassus , Tibull ), Tiberius , Claudius (Antonia minor , M. Servilius Nonianus , Homer , Valeria Messalina ), Nero (Poppaea Sabina , Seneca , Lucan ), Vespasian (C. Valerius Flaccus Setinus Balbus ), Titus , Domitian (Statius , Martial ), Nerva , Trajan (T. Vestricius Spurinna , C. Plinius Caecilius Secundus , Silius Italicus ), Hadrian (Annius Florus ), L. Septimius Severus , Caracalla (Oppianos ), Macrinus , Heliogabalus (Terenz ), M. Aurelius Severus Alexander (Horaz , Vergil ), M. Antonius Gordianus II. (Q. Serenus/Serenius ), D. Caelius Calvinus Balbinus , P. Licinius Egnatius Gallienus , M. Aurelius Carinus / M. Aurelius Numerius Numerianus (Aurelius Apollinaris , M. Aurelius Olympius Nemesianus ), Flavius Claudius Iulianus gen. Apostata , Flavius Gratianus (Ausonius ), Arcadius / Honorius (Claudian ), Karl d. Gr. , Ks. Heinrich VI. , Konradin , F. Heinrich I. v. Anhalt , Mgf. Otto IV. (mit dem Pfeile) v. Brandenburg , Hz. Heinrich IV. in Schlesien zu Breslau , Mgf. Heinrich III. v. Meißen , ,Markgraf von Hohenburg', Gf. Konrad v. Kirchberg (Kilchberg) , Gf. Friedrich II. v. Leiningen , Ulrich v. Gutenburg (Guttenberg ?), Dante , Petrarca , Papst Leo X. (Markos Musuros ), Cosimo de' Medici , Lorenzo de' Medici gen. il Magnifico , Kg. Alfons V. v. Aragonien / Kg. Ferdinand I. v. Neapel (Giovanni Pontano ), Kg. Friedrich IV. v. Neapel (Jacopo Sannazaro ), Matthias Corvinus v. Ungarn (Galeotto Marzio ), Kg. Franz I. v. Frankreich , Tito Vespasiano Strozzi , Ercole Strozzi , Mgfn. Isabella v. Mantua (Kardinal Bernardo Dovizi da Bibbiena ), Kardinal Pietro Bembo , Papst Clemens VII. (Baldassare Castiglione ), Papst Leo X. (Cosimo de' Pazzi ), Ariosto , Francesco Maria Molza , Marot , Joachim Du Bellay , Guillaume de Saluste sieur Du Bartas , Pierre de Ronsard und Honoré d'Urfé . Von den deutschschreibenden Poeten, die sich jetzt den Kriegen zum Trotz überall zu regen begännen, sei ähnliches zu erhoffen wie von den deutschen Gelehrten und Dichtern, die im Lateinischen und Griechischen und in den freien Künsten, wenngleich mit Verspätung, die Vertreter anderer Nationen an Zahl übertroffen || [429] hätten. — Opitz widmet die Sammlung seiner Gedichte F. Ludwig , dessen fürstliche Tugenden in aller Munde seien, als einem Liebhaber der deutschen Sprache, der aus Neigung zu den Wissenschaften seit geraumer Zeit auch Bücher in syrischer, hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache verbreite. Ludwig eifere zudem durch seine eigene Dichtung dem Beispiel der vorerwähnten Herrscher nach und sichere durch die Poesie seinen ritterlichen Taten Unsterblichkeit. Dichtung überdauere nämlich Paläste, Grabmale, Festungen und Städte. Wenn Poeten teilweise auch nur von eitlen Dingen redeten, so sollten sich die Kritiker doch in Anbetracht der Werke, welche große Taten verewigen, in den Gedichten nicht wie Raben auf das Aas stürzen, sondern bedenken, daß Worte oft etwas anderes bedeuten als sie ausdrücken. Gedichte würden nämlich häufig nur zur Übung geschrieben, so daß Namen wie Asterie und Flavia in seinen eigenen Versen ebensowenig auf Liebschaften hinwiesen wie all die Lesbien, Crispillen und vielen anderen Frauen in den Poemen J. C. Scaligers . Ungeachtet allen Neids und aller Nachrede werde er in seinen Studien und Dichtungen — auch in größeren Werken — weiterhin Frucht zu bringen suchen, worin ihn die Liebe F. Ludwigs und anderer Vornehmer zu diesen Dingen und das verständige Urteil des Fürsten bestärkten.

Beschreibung der Quelle

Q[Titelkupfer:] MARTINI OPITII | Acht Bücher, | Deutscher Poematum| durch Jhn selber
heraus gege- | ben/ auch also vermehret vnnd | v¨bersehen/ das die vorigen | darmitte nicht zu uer- | gleichen sindt. | Jnn Verlegung Dauid | Müllers Buchhandlers | Jnn Breßlaw. | 16 [Zierstück] 25. Bl. a ij r - b iij r. HAB: 51.1. Poet.; 275 QuN (9). Zit. B. — Danach kritische Ausgabe mit Kommentar von George Schulz-Behrend in Opitz II.2, 530-545. Dort wurden ferner die in der Vorrede (c v - [c i]r) „An den Leser" (AdL) aufgeführten Errata und folgende Ausgaben berücksichtigt: [Titelkupfer:] MARTINI OPITII | Deütscher Poëmatum | Erster Theil! | Zum andern mal ver- | mehrt vnd vbersehen | herauß gegeben. | Jn Verlegung Dauid | Müllers Buchhänd- | lers in Breßlaw. | [Linie] | M D C XXVIIII. | Cum Gr. et Priuileg. | Cæs: Mai. Bl. A ij r - [AA iv]v. HAB: 75.1 Poet (1). Zit. C. — [Titelkupfer:] MARTINI | OPITII | Deutscher | Poematum. | Erster Theil. | Zum Dritten | mal übersehen | vnd heraus | gegeben. (O. O. u. J. [1637]). Bl. A ij r - AA iij v. HAB: Lo 5836 (1). Zit. D. — Ohne Widmung an F. Ludwig zwei Ausgaben: Weltliche Poëmata. Das erste Theil. (Breslau 1638), Unikum SB Berlin: Yh 9421, nach Dünnhaupt: Handbuch (1990), 3011, 5. II verschollen. — Weltliche Poëmata. Das erste Theil. (Breslau 1639). Neuauflage des Druckes von 1638. Expl. nur in Wroclaw BU; Dünnhaupt: Handbuch (1990), 3011, 6. — Außer B, C, D und AdL konnten im folgenden noch diese postum erschienenen Ausgaben textkritisch ausgewertet werden: [Titelkupfer:] Martini Opitij | Weltliche Poemata | Zum Viertenmal ver- | mehret vnd vbersehen | herraus geben, | Franckfurt am mayn | beÿ | Thomas Matthias | Götzen. | (1644). I, Bl. )( ij r - )( )( v v; HAB: Lo 5840 (1), zit. F; Faks.-Ndr., Hg. Erich Trunz. 2. Aufl. Tübingen 1975 (Deutsche Neudrucke, Reihe Barock, 2). — [Titelkupfer:] MART. OPITII | OPERA | POETICA. | Das ist | Geistliche vnd Weltliche | Poemata | Vom | Autore selbst zum | letzten vbersehen vnd | verbessert. | Amsterdam | Bey Iohan Ianßon. 1646. [Tl. II-III 1645]. I, Bl. *2 r - *6 v; HAB: 189.5 Poet.; zit. Amst. — Des berühmten Schlesiers | MARTINI OPITII | von Boberfeld/ Bolesl. | OPERA | Geist- und Weltlicher | Gedichte/ | Nebst beygefügten vielen an- | dern Tractaten so wohl Deutsch | als Lateinisch/ | Mit Fleiß zusammen gebracht/ und von | vielen Druckfehlern befreyet/ | Jetzo zum siebenden mahl gedruckt. | [Linie] | Breßlau/ | Verlegts JEsaias Fellgibel/ | Buchhändler. [1689], Bl. *2r - **3v; HAB: Lo 5837 (1); zit. Br. 1689.

Adresse oder Anschrift

ANicht geschrieben.
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Dem Durchleuchtigen/ Hochgebornen
Fürsten vnd Herren/ Herren
Ludwigen /
Fürsten zu Anhalt; Grafen zu Ascanien
vnd Ballenstadt; Herren zu Zerbst vnd
Berenburg;

Meinem gnädigen Fürsten vnd Herren.1


GNädiger Fürst vnd Herr/ Aus Betrachtung der Zeiten/ vnd Entgegenhaltung des Verlauffs der Dinge/ so sich jemals zugetragen haben/ befinden wir/ daß wie Regimentern vnd Policeyen/ also auch mit jhnen der Geschickligkeit vnnd freyen Künsten jhr gewisses Ziel vnd Maß gestecket sey/ vnnd sie auff ein mal mit einander entweder steigen oder zu Grunde gehen. Welches wie es zwar zuförderst der grössern Gewalt vber vns zugeschrieben werden muß; jedoch ist nachmals von denen Vrsachen/ die wir Menschen ergründen mögen/ diese wol die fürnembste/ daß gelehrter Leute Zu- und Abnehmen auff hoher Häupter vnd Potentaten Gnade/ Mildigkeit vnnd Willen sonderlich beruhet.
Von den Römern/ vnnd zwar jhrer Poeterey alleine/ zu sagen/ so haben jhre Keyser diese Wissenschafft so lange in jhren Schutz vnd Förderung genommen/ so lange jhr Reich vor Einfall barbarischer Völcker vnnd eigener Nachlessigkeit bey seinen Würden verblieben ist. Der vnüberwindliche Cajus Julius hat das Keyserthumb vnd die Poeterey (gleichsam als sie beysammen seyn müsten) zu einer Zeit auffgerichtet vnd erhöhet. Seine Reise (dessena Namens hatb er ein Getichte gemacht)2 ist von männiglich gelesen [a ij v] worden. Daß jhm Euripides muß bekandtc gewesen seyn/ zeiget sein täglicherd Spruch an/ den er aus diesem Trawerspielschreiber genommen.3 Licinius4 vnd Catullus 5 / ob sie wol so ehrenrührige vnnd schändliche Verse auff jhn geschrieben hatten/ daß wir auch jetzund noch daraus nicht minder des grossen Heldens Vppigkeit/ als aus andern Schrifften seine fürtreffliche Thaten sehen können; jedennoch als Calvus durch gute Freunde vmb Aussöhnung bey jhm anhalten lassen/ hat er am allerersten vnnd aus freyem Willen an jhn geschrieben: Catullus aber ist von jhm/ eben den Tag als er Abtrag gethan/ zur Taffel gezogen/ vnd in beharrlicher Gnade gehalten worden. Was sein Sohne Augustus 6 für ein artlicher vnd sinnreicher Poet gewesen sey/ würden seine Sicilia7 / Achilles8 / ausder-See-steigende Venus9 / vnd andere Sachen erweisen/ wann die Vnbilligkeit der zeit vns dieselbigen nicht mißgönnet hette. Darumb ist sein Hoff auch ein Auffenthalt vnd Zuflucht gewesen aller Poeten. Aus diesen ist sonderlich Mecenas an zu ziehen/ deme er/ so zu sagen/ sein gantz Hertze vertrawet hattef . Jtem/ Alphenus Varius10 / Pollio 11 / Cornelius Gallus / welcher/ vngeachtet seiner geringen Ankunfft/ von jhm zum Verwalter vber Egypten gemacht ist worden.12 Was Virgilius bey jhm gegolten/ ist aus diesem abzunehmen/ daß er auff instendiges Begehren/ er solte jhm dem Keyser nur etwas von seiner fast ausgefertigten Eneis vberschicken/ solches nichts desto weniger hinterzogen/ vnd erst lang hernach in seinem vnnd der Octavien Beywesen das andere/ || [431] vierdte vnd sechste Buch darvon gelesen hat; in welchem letzten vnter andern auch jhr Sohn Marcellus / der im sechzehenden Jahre todes verbliechen/ mit solchen Worten berühret wird/ daß die Eltern vor grossem weinen den Poeten stille zu schweigen vermahnen musten.13
Den Horatius betreffende/ so haben wir noch etwas vong Schreiben/ darinnen jhn der leutselige Herr zu seinem Secretar begehret/ vnnd vnter andern saget/ ob gleich Horatius seine Freundschafft hoffertiger weise ausgeschlagen hette/ daß er jhm dennoch nicht wolte wieder gramh seyn. Sonsten spricht er an einem Orte zu jhm: Wisse/ daß ich mit dir zürne/ weil du meiner in deinen Schrifften nicht zum öfftern erwehnest. Fürchtest du/ es [a iij r] werde dir bey den Nachkommenen eine Schande seyn/ daß du dich so gemeine mit vns gemacht habest?14
Daß Ovidius / als ein gelehrter höfflicher Edelman/ in Gnaden gewesen/ ist aus seiner Vngnade zu sehen: Denn er ohne grosse Kundschafft bey Hofe in dieselbte nicht gerathen were.
Jm vbrigen/ so hat der weise Fürst auch des Apollo vnnd der Musen Tempel15 bloß darumb auffgebawet/ daß die Poeten vnnd Redner darinnen sich vben/ vnnd jhre Sachen ablesen köndten. Sind derowegen vber die obgenandten/ Propertius / Bassus /16 Tibullus / vnd andere schöne Gemüter hauffenweise herfür gebrochen/ vnd haben die Poeterey so hoch getrieben/ daß sie nachmals entweder also verbleiben/i oder nothwenig geringer werden müssen.
Tiberius solte sampt mehren seines gleichen mit stillschweigen vbergangen werden/ wann nicht von guten Leuten offte was böses/ vnnd von bösen auch was gutes verübet würde.17 Dieser hat Griechische vnnd Lateinische Vers getichtet/ vnd ist Poeten so hold gewesen/ daß jhm die Gelehrten jhre Sachen in grosser Menge zugeschrieben haben.18 Griechisch aber vnter Latein zu mischen (wie in vnserer Sprachej ein vbeler Gebrauch ist) hat er so sehr vermieden/ daß er auch einesk 19 / als er etwas auff Römisch zu geben im Rathe nicht vermochte/ vmb Verzeihung gebeten/ daß er sich eines frembden Wortes gebrauchen muste.l 20 An welcher Tugend Ewre Fürstl. Gnade jhme so ähnlich ist/ als sie jhm vnähnlich ist an dem jenigen/ was von Regenten fürnemlich erfordert wird.
Ferner Claudius war so vnachtsam vnd fast blöde/ daß seine Mutter Antonia von jhm gesaget hatte/ die Natur hette jhn nicht ausgearbeitet/ sondern nur angefangen;21 ja daß jhn seine Leute/ wann er zuweilen vber Tische eingeschlaffen istm / mit Oliven- vnnd Daddelkernn geworffen haben:22 doch hielt er die Poeten so werth/ daß er/ als er ohn gefehr im Spatzierengehen auff dem Pallaste/ laut reden vnd schreyen hörete/ vnd jhm gesaget ward/ der Nonius lese seine Vers/ geschwinde vnd vnversehens hingieng/ vnd einen Zuhörer gäbe.23 Zu Lyon in Franckreich stifftete er vnter den Rednern vnd Poeten bey des Augustus Altare eine stattliche Vbung/ vnnd satzte vor die so gewinnen oder verlieren würden gewisse Verehrung vnd [a iij v] Straffen aus.24 Deno Homerus wuste erp bey aller Gelegenheit her zu sagen:25 wiewol er sonsten so vnbedächtig vnd vergeßlich war/ daß er viel/ welchen er zuvor den Kopff nehmen lassen/ auff den andern Tag hernach zu der Taffel vnd auff ein || [432] Bretspiel begehrete; itemq als Messalina auff seinen Befehl hingerichtet worden/ stracks hernach fragte/ wie er sich etwas nidergeleget hatte/ warumb dochr seine Gemahlin nicht käme.26 Nero war von Art zur Poeterey geneiget/ vnnd hat ohn alle Müh einen stattlichen Vers weg gemacht;27 wie dann Plinius des Getichtes erwehnet/ darinnen er seiner Poppeen Haar gerühmet habe.28
Darumb hat er viel solcher Leute zu sich genommen/ vnnd ist auch Seneca bey jhm angegossen worden/ als ob er jhm gleichsam zu trutze/ vnd jhn darinnen zu vberwinden/ der Poeterey nachhienge.29 Jhm hat Lucanus seine Bücher von der Pharsalischen schlacht vbergeben:30 wie Valerius Flaccus die Argonautica dem Vespasian ;31 welcher gute Poeten soll zu sich erkaufft haben.32
Sein Sohn Titus hat von der Hand weg geschrieben was jhm beliebet hat.33 Domitianus richtete Minerven zu Ehren ein Fest an/ auff welchem die Poeten vnter einander kempffen musten: von denen Statius vnnd Martialis jhm sonderlich anbefohlen gewesen zu seyn scheinen.34 Nerva war selber ein Poet.35 Trajanus kundte schwerer Kriege halben (wie ich in meinen Büchern von Dacia zu erzehlen gedencke36 )s dem Studieren nicht sonderlich obliegen; er ließ jhm aber gelehrte Leute sot anbefohlen seyn/ daß vnter jhm nicht weniger die Poesie als das Römische Reich auff das newe jhre Kräfften zu rühren/ vnnd sich zu verjüngen schiene.37
Von seinen fürnehmbsten Leuten war Spurinna / der vnter andern löblichen Thaten den König der Bructer/ so ohne gefehr vmb die Wetteraw gewohnet/ mit Waffen vnd Gewalt eingesetzet/ vnnd das vnbändige Volck durch blosses Schrecken (welches die schöneste Art zu siegen ist) bezwungen hat.38
Dessen wenige Vers/ so ein vornehmer Mann vor etzlichen Jahren erst heraus gegeben hat/39 machen/ daß wir die vbrigen so verlohren sind/ mit grösserm Verlangen missen.
Den Jüngern Plinius machteu Trajanus erstlich zum Bür-[(a iiij) r]germeister zu Rom / nachmals zum Verwalter vber eine Provintz am Euxinischen Meer.40 Als er Keyser ward/ vnd jhm der bekandte Poet Silius Jtalicus nur nicht entgegen ziehen mochte/ wie breuchlich war/ sondern in Campanien seiner Güter abwartete/ vertrug er solches mit so grosser Gedult/ als mit grosser Freyheit Silius sich dessen vnterwinden dörffen.41
Daß Hadrianus ein Poet gewesen/ beweisen die Vers an den Florus 42 / vnnd die mit denen er seine flüchtige vnd nun abscheidende bleiche Seele zwar Heydnisch/ aber doch sehrv artlich gesegnet.43 Jm vbrigen sov hat er nicht allein Carmina mit andern in die Wette gemachtw /44 sondern ist auch des Lobes so begierig gewesen/ daß er seinen freygelassenen Dienern viel Sachen gegeben hat/ welche sie vnter jhrem Namen ausgehen lassen musten.45
Caracallen schriebe Oppianus die Bücher von der Jagt vnd Fischereyen zu; der jhm zur Belohnung seinen Vatern/ welchen Severus nach Malta in das Elend verwiesen hatte/ frey liesse/ vnd sonsten hoch begnadete.46
Macrinus hat einen feinen Griechischen Vers gemacht.47
Heliogabalus war so ein Vnmensch/ daß es auch ein Laster ist/ an seine Laster nur gedencken; noch kan man spühren/ daß Terentius jhm ein liebesx || [433] Buch ist gewesen.48 Alexander Severus hat sich für gelehrten Leuten hefftig gefürchtet/ daß sie nicht etwas nachrüchtigesy 49 von jhm herfür brächten.50 Diesem war Horatius sehr angenehm/51 vnd hat zu sagen pflegen/ Virgilius sey der Poeten Platoz ; dessen Bildnis er neben dem Achilles vnd andern grossen Helden in seine Hauscapelle gesetzet hat.52 Soaa soll er auch die Poeten so man bey seiner Regierung gewust hat/ sehr gern vnd offtmals gehöret/53 vnd selber der guten Fürsten Leben/ als ich vermeyne/ mit Grichischen Versen/ denn das Latein jhm nicht allermassen abgehen wollen/ beschrieben haben.54
Serenus Sammonicus/ dessen Getichte von Artzneysachen noch beyhandenab / ist des jüngern Gordianus Lehrmeister gewesen; welcher jhn sehr geliebet hat.55 Balbinus war von den fürtrefflichsten Poeten zu seiner Zeit.56 Wie nachmals auch Gallienus / dessen Hochzeitlied auff seiner Brüder kinder hundert andere vbertroffen; [(a iiij)v] als aus den vberaus lieblichen Versen/ so wir noch darvon haben/ leichtlich zu glauben ist.57 Numerian soll auch vber alle Poeten die mit jhm lebten/ gewesen seyn: von denen Aurelius Apollinaris ac vnd Olympius Nemesianus / der dem Carin sein Buch vom Weidwercke zugeschrieben/ sonderlich gemeldet werden. Jm vbrigen redete er so wol/ daß der Rath sein Bild in die Vlpische Bibliotheck nicht als einem Keyser/ sondern als einem vornehmen Redner setzen/ vnd darunter schreiben ließ:
NUMERIANO. CӔSARI. ORATORI
TEMPORIBUS. SUIS. POTENTISSIMO.
58

Julianus war nicht weniger ein guter Poet/ als ein Kriegsmann:59 wiead auch hernachae Gratianus / dessen Lehrmeister Ausonius gewesen.60 Arcadius vnnd Honorius hielten so viel von dem Claudian / daß sie auff den Trajanusmarcktaf zu Rom / auff welchem vornehmer Helden Tugend durch die Poeten erzehlet vnnd gerühmet ward/ sein gehawen Bildnis setzen/ vnd mit einem herrlichen Titul zieren liessen.61
Nach diesem ist auff ein mal die Gewalt vnd Wissenschafft der ewigen Stadt gemach vnd gemach verdorret/ vnd sind aus Römischen Keysern Gottischeag Tyrannen/ aus Lateinischen Poeten aberah barbarische Reimenmacher vnd Bettler worden. Daß man also beydes fast nichts löbliches gethan/ vnnd wenig artliches geschrieben hat.
Karl der Grosse hat nebenst der Deutschen Regierung auch die Deutsche Poeterey herfür gesucht;62 dem endlich andere Potentaten vnd grosse Männer so sehr nachgefolget sind/ das sie dieselbige zugleich mit den Ritterspielen allzeit geheget haben. Hiervon werden gelobet63 Keyser Heinrich Barbarossa 64 / Kunrathai Römischer König65 / Ewer Fürstlichen Gnaden Vorfahren einer ein Fürst von Ascanien66 / Marggraff Otto von Brandenburg 67 / Hertzog Heinrich von Breslaw68 / Marggraff Heinrich von Meissen69 / ein Marggraff von Hochburg70 / Kunrathaj Graff von Kirchberg71 / Friedrichak Graff von Leiningen 72 / Vlrich Freyherr von Gutenberg al 73 / vnd sonsten viel Helden vnd Ritter/ derer Sachen wol zum theil noch möchten verhandenam seyn/ wann man in Klöstern vnd sonsten die Bücher auffschlüge. [b r] Hat sich also bey der gemeinen Finsternis vnd grossen Verachtung des Studirens doch jmmerzu ein Stral der Wissenschafft blicken lassen; biß hernachmals durch Zuthun hoher || [434] Leute (denn ohne dieselbigen dißfals nie etwas ausgerichtet ist worden) Griechische/ Lateinische/ vnd andere Poeten sich gefunden/ vnd den Alten im minsten nichts nachgegeben haben.
Die Florentiner/ als sie in jhrem Danthes/ dem ersten Liechte der Hetrurischen Sprache/ so ein edles vnnd grosses Gemüt sahen/ erhüben sie jhn zu dem höchsten Ampte; vnnd ob jhn wol nachmals das vndanckbare Vaterland/ welches er die Mutter der Lieb nennet/ verstieß/ ward er doch hergegen der fürtrefflichen Comedie halben/ die er in seinem Elend (wo Ruhm vnd Ehr ein Elend ist) geschrieben/ zum Bürger in gantz Jtalien angenommen.74
Jn was für Ansehen sein Landsmann vnnd Schüler Petrarchan / so den Meister an Wissenschafft vnnd Zierligkeit weit vbertroffen/ bey männiglich gerathen/ wie man jhm auch auff einen Tag aus Rom vnd Franckreich den Lorberkrantz angetragen/75 weis Ewre Fürstl. Gnade/ vnnd pfleget sich mit der Historien seiner wunderbahrenao Krönung sonderlich zu erlustigen.76 Vber wenige Zeit hernach haben sich/ wegen der Vnterdrückung vnnd dienstbaren Joches jhres Vaterlandes viel gelehrte Griechen in Jtalien begeben/ vnd durch sondere Beförderung alle gute Künste vnd Sprachen nicht allein selber getrieben/ sondern auch andere schöne Geister neben sich als mit einerap heilsamen Gifft angestecket vnd entzündet.
Musurus aus Creta ist sonderlich zu nennen/ welcher als er das himmlische Getichte vber den Plato geschrieben/ hat jhn der gelehrte Fürst Leo der zehende / dessen mehr als Königlicher Freygebigkeit wir ein grosses Theil der besten Bücher vnnd Scribenten zu dancken haben/ aus keiner andern Vrsache/ wie man darvor helt/ zum Epidaurischen Ertzbischoffe gemacht. Wie zuvor seines Herren Vatern Großvater Cosmus ein Vater aller Poeten/ sein Vater aber Laurentius Medices auch selber ein Poet gewesen ist.77
Diesen haben etzliche Arragonische Könige nichts weichen wollen; Alfonsus sonderlich/ zu dem als seiner Hoffleute einer [b v] sagete/ hohen Standes Personen dürfften nicht studieren/ gab er zur Antwort/ daß solches eines Ochsens/ vnnd keines Menschens Stimme were.78 Bey diesem ist Jovian Pontanus lieb vnnd werth gehalten/ bey König Ferdinanden auch nachmals kammermeister worden;79 wie hergegen König Fridrichen Jacob Sannazar/ der gleichsam linckes vnd rechtes80 die herrlichsten Wellschen vnd Lateinischen Carmina geschrieben hat/ sonderlich angenehm gewesen.81
Jn Vngernaq war Matthias Corvinus / bey dem Galeottus Martius vnd andere so viel golten/ daß er auff jhren Rathschlage vnzehlich viel Bücher/ so mit höchstem Verlust bey Einnehmungar Ofen in der Türcken Hände sindas kommen/ aus Griechenland holen vnd zusammen kauffen ließ.82
Jn Franckreich regierete Franciscus der Erste/ der in seinem Lande den guten Künsten so einen festen Grund gebawet hat/ daß sie von selbiger Zeit an die vielfältigen ausländische vnnd Bürgerliche Kriege abzubrechen im wenigsten nicht vermocht haben. Dannenheroat war ein eyfferiger Streit der Gemüter/ vnnd wolte sich ein jeder für dem andern herfür thun. Von denen sonderlich sind die zweene Ferrarische Herren Titus Strotza vnnd sein Sohn Hercules/ der sich das hohe Ansehen vnnd Würden an seines Fürsten Hofe von der || [435] Poeterey nicht abhalten ließ.83 Vnndau der Cardinal Bibienna/ so die lustige Comedien Caliandra ertichtet hat/ welche von dem jungen Römischen Adelav des Hertzogs von Mantua Gemahlin Jsabellen zu Ehrenaw mit grosser Pracht gespielet ist worden.84 Mehr Balthasar Castilion/ den Bapst Clementz an Keyser Carln den Fünfften in Spanien gesandtensweise verschickete/85 Cardinal Bembus/ Cosmus Pactius Leonsax desay zehenden Basen Sohn/86 Ludwig Ariost von Ferrar/ Marius Molsa/87 vnd andere/ derer Name so lange bleiben wird/ so lange man wird Bücher lesen.
Wie sich dann auch die sinnreichen Frantzosen/ Marott / Bellay / Bartaß /88 Ronsard vnnd nunmehraz der von Vrfe89 vmb jhre Sprache so verdienet gemacht haben/ daß sie darumb von [b ij r] den Einheimischen billich geliebet/ vnd von den Frembden beneidet werden.
Wir Deutschen/ wie wir zu dem Latein vnnd Griechischen/ nebenst den freyen Künsten/ etwas später kommen sind/ vnnd doch alle andere Nationen an reichem Zuwachs der gelehrtesten Leute vberholet/ vnnd hinter vns gelassen haben/ also wollen wir von vnserer eigenen Poeterey ingleichen hoffen/ die/ vngeachtet der nunmehr langwirigen krige/ sich allbereit hin vnd wieder so sehr wittert90 vnd reget/ daß es scheinet/ wir werden auch dißfals frembden Völckern mit der Zeit das Vortheil ablauffen.
Eine vnnd andere Vmbstände zu erzehlen/ weis ich nicht/ ob Ewre Fürstliche Gnade gnädiges Gefallen daran tragen möchte; das kan ich aber mit Stillschweigen nicht vbergehen/ es habe mich die hohe Gunst/ mit welcher Ewer Fürstl. Gnade unserer alten/ reinen vnnd ansehnlichen Spracheba beygethan ist/ vornehmlich behertzt gemacht/ deroselben hiesige meine Getichte in Vnterthänigkeit zu vbergeben. Aber auch dieses nicht zuförderst gesetzt/ wem hette ich selbige billicher als Ewer Fürstlichen Gnaden zuschreiben können/ weil dero hohe Fürstlichebb Gaben/ Weisheit/ Güte vnnd Leutseligkeit/ wann sie mir schon gegenwertig nicht were bekandt worden/ so weit in allgemeinem Gerüchte sind/ daß ein jeder darvon weis der nach Tugend fraget? Vnnd dann hat nicht Ewre Fürstliche Gnade von geraumer Zeit her jhr die Syrer/ Hebreer/ Griechen vnnd Lateiner zu Schuldnern gemacht/ welcher Bücher vnd Künste sie/ aus blosser Liebe der Göttlichen vnnd Weltlichen Wissenschaft/ vnnd wie die Sonne ins gemeine allen Menschen zu frommen/ so vielen Ländern vnd Provintzen mit voller Hand hat ausgetheilet?91
Daß nun Ewre Fürstliche Gnade auch der Poesie die hohe Gnade vnd Ehre anthut/ folget sie dem rühmlichen Exempel oben erzehlter Potentaten so verstorben sind/ vnnd giebet selber ein gut Exempel denen die noch leben.
Die Vrsache aber/ warumb Ewre Fürstl. Gnade vnnd andere werthe Helden hierzu gleichsam von Natur gereitzet werden/ ist vornemblich die Begiehr der Vnsterbligkeit/ welcher die edelsten [b ij v] Geister nachhengen / vnnd jhnen den künfftigen Ruhm vnnd Namen als eine Belohnung jhrer Tugenden vnnd Tapfferkeit ohn Vnterlaß für Augen stellen. So legte Alexander seinen Tolch vnnd den Homerus allzeit zusammen;92 ohne Zweiffel anzuzeigen/ daß seine ritterliche Thaten bald mustenbc verschwiegen bleiben/ wann sie nicht durch sinnreichbd Schrifften vnnd Zuthun der Poeten erhalten würden. || [436]
Dann weil nicht allein kostbare Palläste/ herrliche Begräbnisse/ starcke Festungen/ vnd Städte entweder durch Brandt oder feindliche Gewalt/ oder/ wann schon diß nicht were/ durch die Zeit/ welche aller Sachen letzter Feind ist/ endlich verfallen vnnd vntergehen/ als gedencket ein auffgewacktesbe edeles Gemüte jhm in dembf Hertzen der Nachkommenen ein ewiges Haus auffzubawen; welches von denenbg Poeten sonderlich zu erwarten ist. Darumb jhnen auch/ was jhre andere Getichte belanget/ so von Eitelkeit vnnd vergänglichen Dingen reden/ billich etwas nachgesehen vnd verhangen93 wird. Diejenigen aber/ so in guter Leute Gebrechen vnnd Mengel vntersuchen/ jhre Tugenden aber nicht kennen/ sind den Raben vnnd andern Raubvögeln zu vergleichen/ welche die lebendigen gesunden Thiere gehen lassen/ vnnd auff ein stinckendes Aaß mit vollem Fluge setzen. Sie wissen nicht/ vnnd wollen nicht wissen/ das in solchen Getichten offte eines geredet/ vnnd ein anderes verstanden wird/ ja das jhm ein Poet die Sprache vnnd sich zu vben wol etwas fürnimpt/ welches er in seinem Gemüte niemals meynet; wie dann Asterie/ Flavia/ Vandala vnnd dergleichen Namen in diesen letztenbh Büchernbi nichts als Namen sind/ vnnd so wenig für wahr sollen auffgenommen werden/ so wenig als glaublich ist/ daß der Göttliche Julius Scaliger so viel Lesbien/ Crispillen/ Adamantien/ Telesillen/ Pasicompsen/ vnnd wie sie alle heissen/ geliebet als gepriesen habe.94
Jch wil mich aber weder den Neid noch einigerbj Nachrede von dem guten Vorsatze/ nebenst meinem andern Studieren/ auch disfals bestes Vermögens vnnd in grössern Wercken noch weiter zu fruchten nicht hinterziehen lassen; angesehen sonder-[b iij r]lich das verstendige Vrtheil/ so Ewre Fürstl. Gnade hierüber fellet/ vnnd die Liebe/ welche sie neben vielen grossen vnnd fürnehmen Leuten hierzu treget. Deroselbten vnd dem gantzen Hoch-Fürstlichen Hause zu Anhalt ich Friedliche Regierung vnnd bestendige Wollfarth von dem Höchsten wüntsche; mit angehenckter demütiger Bitte/ E. Fürstl. Gnade geruhe mich in beharrlicher Gnade/ Schutz vnnd Förderung zu behalten/ vnd mein Gnädiger Fürst vnd Herr zu seyn; wie dann ich mich verpflichtet befinde jederzeit zu verbleiben Ew. Fürstl. Gnaden

Vnterthäniger Diener

Martin Opitz .bk

250700I

Martin Opitz : Widmungsgedicht für Tobias Hübner

Beschreibung der Quelle

QA. a. O. (s. 250700 Q), Bl. Ll 3 v - [1 iiij]r/ S. 174 - „176" [recte 175], Vgl. Opitz
II.2, 652-654.
C: S. 318f. — D: S. 304f. — F II: [Holzschnittrahmen:] MARTINI | OPITII | Weltliche Poëmata. | Der Ander Theil. | Zum vierdten mal vermehret | vnd vbersehen herauß ge- | geben. | [Zierstück] | Franckfurt/ | Jn Verlegung THOMӔ MAT- | THIӔ Götzen/ Jm Jahr | [Linie] | M. DC. XXXXIV. S. 322f.; HAB: Lo 5840 (2); Tl. II || [437] von: Martinii Opitij Weltliche Poemata (Franckfurt 1644) [s. 250700 Q], — Amst. II: [Rahmen:] MARTINI | OPITII | Weltliche | POËMATA. | Der Ander Theil. | Letzte Truck auffs fleissigst vbersehen vnd | verbessert. | [Zierstück] | Getruckt | Zu AMSTERDAM. | im Jahr onses Herrn 1645. S. 190f. [Tl. II von: Mart. Opitii Opera Poetica (Amsterdam 1646), s. 250700 Qj. - Br. 1689 WP II: MARTINI OPITII | Weltliche | POEMATA | Der Ander Theil. | Letzte Truck auffs fleißigste übersehen | und verbessert. | [Kupferstich] | Breßlau/ | Verlegts JEsaias Fellgibel/ | Buchhändler. [1689]. S. 183f. In: Martini Opitii ... Opera (Breßlau [1689]), s. 250700 Q.

Text

MARTINI
OPITII
Oden oder Gesänge.
[174] Ad Nobilissimum Virum,
TOBIAMa HÜBNERUM b ,
Consiliarium Dessaviensem,
& Præfectum Aulæ.
c 1

QVis fuit, innocuos qui sola ad rura Poëtasd
Misit, & obscuras jussit amare casas?
Hoc nolite dii, à nobis haud posse vigorem
Rerum, qui capimus relliqua cuncta, capi.
(5)Ӕdibus augustis divini Musa Maronis
Splendorem accepit, nec minus ipsa dedit.
Flaccus agros laudat tenues, vallemq́ue reductam;
In Mœcenatise sed canit ista domo.
Inter opes dominas Senecæ crevere cothurni,
(10)Et tandem humanos, proq́ue Nerone ,f lares.
Cætera non tango: nostros tamen aspice vates,
Ipsosq́ue in mediis arcibus esse vide.
Regis Hamiltonus 2 Cimbri, Rutgersius 3 , illeg
Flos ævi, Sueonish splendida tecta colunt.i
(15)Kirchnerum Lygius Princeps evexerat;j 4 at nunc
Consiliis adhibet Cæsark & ipse suis.
Seussiades5 Dresdæ est, Bregæl Nüsslerusm ;6 egoq́ue
Hactenùs aularum pars quotacunque fui.
Omnes Phṝbus amat; qui te mirantur amantq́ue,
(20)Hübnere ,n ô patriæ lausq́ue decusq́ue tuæ.
Tu medios inter strepitus,o & pondera rerum,
Sollicitas Pindi, numina nostra, deas.p
Tu mecum instauras charæ genitricis7 honores,
Et nostro tandem nos facis ore loqui.
(25)Te lecto Celtæ mirantur parciùs aureos
Bartasii 8 , nam sunt aurea cuncta, modos.
Tarn gratus matri nemo est; jam quotquot amamus
Dulce solum hoc gratos nos decet esse tibi.
|| [438] Posteritas faciet, cum diri fulmine Maitis
(30)Excusso placidos pax habitabit agros.
Nunc ego quod possum, mare paucis augeo guttis,q
Et tibi rauca meæ carmina mitto lyræ.
Sed mitto, ut valeas melius cognoscere quòd sit
Velle meum, vates optime, posse tuum.

250700II

Martin Opitz : Gedichte auf das Andenken Prinzessin Loysa Amoenas von Anhalt-Köthen

Beschreibung der Quelle

QEinblattdruck. HAB: 50. 6 Poet. (68). Nach dem unten zitierten Text folgt unter einer
Linie: WITTEBERGӔ, | Ex Officinâ Typographicâ CHRISTIANI THAM | Acad. Typogr. — Diesen bisher nicht edierten Erstdruck erwähnt Marian Szyrocki, in: Martin Opitz Weltliche Poemata 1644. 2 Tle. 2., überarb. Aufl. Hg. Erich Trunz. Tübingen 1975, Tl. 2 (Deutsche Neudrucke 3), 180*, Dünnhaupt: Handbuch (1990), 3012 u. Conermann TG, 590 Anm. 133. Schulz-Behrend, in: Opitz II.2, 422-424, veröffentlicht den Text nach dem zweiten Druck: Christliche Leichpredigt [...]. bey [...] Leichbegängnüß der [...] Loysen-Amoenen/ des [...] Fürsten Herrn Ludwigen [...] zu Anhalt [...] einiger Tochter [...] Cöthen [...] M.DC.XXV. Bl. G iij rv. HAB: Stolberg 5457. Zit. LP. S. 250413 II Q. Berücksichtigt wurden außerdem: MART. OPITII | SILVARVM | LIBRI III. | EPIGRAMMATVM | LIBER VNVS. | E Museio BERNHARDI GVILIELMI | NÜSSLERI. | [Signet] | FRANCOFVRTI, | IMPENSIS DAVIDIS MÜLLERI, | [Linie] | Anno M. DC. XXXI. S. 100; StB Braunschweig: C 283 (2). 4° (nur lat. Gedicht, zit. S). — [Titelkupfer:] MARTINI OPITII | Deütscher Poëmatū | Anderer Theil; | Zuevor nie beÿsam- | men, theils auch | noch nie herauß | gegeben. | Cum Gr. & Priuileg. | Caesar. Maiest. | Jn Verlegung | David Müllers Buch- | hendlers in Breßlaw. | 1629. S. 294. HAB: 75.1 Poet. (2), nur dt. Gedicht; zit. C II. Tl. II v. Martini Opitii Deütscher Poëmatum Erster Theil (Breßlaw 1629), s. 250700 Q. — [Holzschnittrahmen:] | MARTINI | OPITII | Deutscher POEMATUM. | Anderer Theil; | Zuvor nie beysammen/ | theils auch noch nie her- | auß gegeben. | [Zierstück] | [Linie] | Jm Jahr 1637. S. 304f. HAB: Lo 5836 (2); nur dt. Gedicht; zit. D II. Tl. II v. Martini Opitii Deutscher Poematum Erster Theil (O. O. u. J. [1637]), s. 250700 Q. — F II: S. 129f.; nur dt. Gedicht. — Amst. II: S. 104; nur dt. Gedicht. — Br. 1689 WP II: S. 384f. u. 109.

Text

BONӔa MEMORIӔ
INCOMPARABILIS HEROINӔ
LOYSӔ AMOENӔ
Serenissimia Principis ac Dn. Dn.
LUDOVICI
Principis Anhaltini; Comitis Ascaniæ & Ballenstadii; Domini Seruestæ
& Bernburgi, Filiæ desideratissimæ.
1


VIditb ab agnati tibi, qui videt omnia, cælic
Sedibus ingenium, diua Loysa , tuum,
|| [439] Quale nec heroum tulit ætas prisca, nec ista,
Sola ferax scelerum, cernere digna fuit;
Seud non æternæ, dicebat, promere Romæ
Verba, meo potius seu libet ore loqui,
Nile mortale sapis: malè grata mihiq́ue tibiq́ue
Tellus non ultrà te, mea cura,f capit.
Hæc ait, atq́ue nouam cælumg (sich addere visum est
Sidera sideribus) jussit adire deam;
Hîc vbi,i felices inter longo ordine mentes,
Ascaniæ radiat splendidus ordo domûs.
At te, magne Pater, rerum Rex seruet, & annisj
Quos dempsitk natæl det, Lodoice, tui[s]m .

LOys'/ es sahe der/ der alle dingen siheto /
Den Himmlischen Verstandtp mit dem er euch verehrt/
Alsq kaum die alte Zeitr der Heldens je gehört/
Vndt diese Zeitu nicht hat/v da selten guet'sw geschiehet:
Es sey dasx sich dein Mundy Latein zue reden mühet/
(Diß sprach er) oder auch wie ich mein Wortz gelehrt/
So bist du mehr darmitaa alsab sterblich istac vermehrt:
Jhr schönen Gabenad / kompt/ kompt/ae laßt die Weltaf / ag fliehet.ah
So sagte Gott/ vnd nam die Göttinai zueaj jhm ein:ak
Jetzt stehtal das newe Liechtam bey seinen andern Sternenan /
Hier wo die schöne Scharao der Seelenap blinckt von fernen/
Vnd wo das edle Hauß von Anhaltaq pflegt zu seynar .
Nun woll'/ jhr grosseras Heidtat / Fürst Ludwig au / Gott das Leben/av
Dasaw er der Tochter hatax genommen/ Euchay jetzt geben.

Mart. Opitiusaz

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a CDF, Amst., Br. 1689 wessen
b Fehlt CDF, Amst., Br. 1689.
c F, Amst., Br. 1689 lieb
d Folgt F, Amst., Br. 1689 wiewol böser
e sein Sohn fehltF, Amst., Br. 1689
f F hat
g FolgtF den
h F widergram
i verblieben korr. nach AdL.
j Für ein bis ist F, Amst., Br. 1689 alles durcheinander gemenget wird)
l Amst., Br. 1689 müste.
n Dattelkern korr. nach AdL; CDF, Amst., Br. 1689 Datelkernen, folgtF, Amst., Br. 1689 spottesweise
o Denn korr. nach AdL.
p es
q C Jtem als D Jtem/alß F, Amst. Jtem als seine Gemahlinn Br. 1689 Jtem als seine Gemahlin
r Für doch bis nicht F, Amst., Br. 1689 sie doch nicht zu jhm
s Der eingeklammerte Einschub fehlt inC F, Amst., Br. 1689
t CDF, Amst., Br. 1689 dermassen
u FolgtF, Amst., Br. 1689 erwehnter
w CF, Amst., getichtet, D, Br. 1689 gedichtet
x Für liebes bis gewesen. F, Amst., Br. 1689 bekandtes Buch gewesen sey.
y CDF, Amst., Br. 1689 nachrichtiges
z F Plate
aa Für So soll er CDF, Amst. Er soll
ab beyhanden/ ist korr. nach AdL; CF, Amst., Br. 1689 vorhanden/ D verhanden/
ac FehltBr. 1689.
ad CDF, Amst. inmassen
af Amst., Br. 1689 Trojanusmarckt
ag Göttische nachCDF, Amst., Br. 1689gebessert
ai D Cunrath
aj CDF, Amst., Br. 1689 Cunrath
ak CDF, Amst., || [440] Br. 1689 Friederich
al Amst., Br. 1689 Gutenburg
am CF, Amst., Br. 1689 vorhanden
an Name nach AdL eingefügt.
ao CDF, Br. 1689 fremden Amst. frembden
ap Br. 1689 einem
aq CDF, Amst., Br. 1689 Vngarn
ar Einehmung
as sind kommen F, Amst., Br. 1689 kommen sind
at Für Dannenhero war F, Amst., Br. 1689 Durch so grosser Herrn Zuneigung nun erregte sich
av FolgtCDF, Amst., Br. 1689 zu Ehren
aw zu Ehren fehltCDF, Amst., Br. 1689.
ax Leons bis Sohn/ fehltCDF, Amst., Br. 1689.
ay des Zehenden Bapsten korr. nach AdL.
az Für nunmehr der von Vrfe F, Amst., Br. 1689 andere
ba InF, Amst., Br. 1689folgt Einschub / wie männiglich bekandt/
bc F, Amst., Br. 1689 müsten
bd CDF, Amst., Br. 1689 sinnreiche
be Sic. Laut Schulz-Behrend (Opitz II. 2, 544) C auffgewecktes Vgl.D auffgewacktes, F, Amst., Br. 1689 auffgewachtes
bh CDF, Amst., Br. 1689 meinen
bi Folgt F, Amst., Br. 1689 fast
bj CDF, Amst., Br. 1689 einige
bk InFnach, inBr. 1689vor der Schlußformel, inAmst.vor dem Namen Breßlaw den 28. Christmonats/ im 1628. Jahre.

T I
a Bis Aulæ kursiv. Abweichungen in der Schreibart und im Satz der übrigen Ausgaben sind in Beilage I nicht berücksichtigt.
b D, F II, Amst. II HVBNERVM Br. 1689 WP II HVBNERUM
c C, D, F II, Amst. II, Br. 1689 WP II Consiliarium Principum Anhaltinorum.
h F II Sueoni
k Br. 1689 WP II Gæsar Druckfehler.
m Br. 1689 WP II Nuslerus
o C, D, F, Amst. II, Br. 1689 WP II strepitus

T II
a Zeile kursiv. Überschrift fehlt inLP. Deutsche bzw. lateinische Überschriften für die später oft separat veröffentlichten Gedichte: C II Auff den tödtlichen abgang der werthen Princeßinn vnnd Fräwlein/ Fräwlein Loysa Amöna / Fürstinn zu Anhalt. SIN OBITVM LOYSӔ AMOENӔ LVDOVICI FIL. PRINCIPIS ANHALTINӔ.D II Auff den Tödtlichen Abgang der werthen Princessin vnd Fräwlein/ Fräwlein Loysa Amöna / Fürstin zu Anhalt. F II Auff den tödlichen Abgang der werthen Princessin vnd Fräwlein/ Fräwlein Loysa Amöna / Fürstinn zu Anhalt. Amst. II Auff den tödlichen Abgang der werthen Princessin vnd Fräwlein/ Fräwlein Loysa Amöna / Fürstinn zu Anhalt. Br. 1689 WP II. S. 384IN OBITVM LOYSӔ AMOENӔ LVDOVICI FIL. PRINCIPIS ANHALTINӔ.S. 109 Auff den tödlichen Abgang der werthen Princeßin und Fräulein/ Fräulein Loysa Amöna / Fürstinn zu Anhalt.
b Gedicht — bis auf Holzschnitt-Initiale — kursiv. Graphische Abweichungen der anderen lateinischen Ausgaben werden nicht verzeichnet. Die Rechtschreibungsvarianten berücksichtigt der Apparat nur für das deutsche Gedicht.
d LP, V. 5-6Seu libet arguti, dicebat, mollia Celtæ | Promere verba, meo seu magis ore loquiInS u. Br. 1689 WP II fehlen V 5-6.
e S, Br. 1689 WP IIV. 7Et mortale nihil sapis, inquit: amica malorum
g Br. 1689 WP IItaelumDruckfehler.
j LPannis,
l LPnatae,
m Fehldruck. LP, S, Br. 1689 WP IItuis
p LP himmelhohen witz/ C II himmlischen verstandt DF, Amst. II, Br. 1689 WP II Himmlischen Verstand
q D II Alß
r LP, C, D zeit
s C II helden
t LPTextverlust
u LP zeit
y LP mund (sprach er) || [441] zu reden mühet | Mit Franckreich/ oder C II Mundt Latein zu reden mühet/ | (Diß sprach er) oder auch wie Franckreich ziehrlich lehrt/ D II Mund Latein zu reden mühet/ | (Diß sprach er) oder auch wie Franckreich zierlich lehrt/ F II, Amst. II, Br. 1689 WP II wie D IIaußer ziehrlich
z LP wort
aa LP darmit/ Br. 1689 WP II damit
ab D II alß
ac LP ist/
ad LP, C II gaben
af C II welt
ah LP fliehet!
ai LP Liebste C II, F II, Amst. II, Br. 1689 WP II Göttinn
am C II liecht
an C II sternen
ao LP, C II, D II schar Br. 1689 WP II Schaar
ap C II sternen D II Sternen F II, Amst. II, Br. 1689 WP II Fackeln
aq C II Anhaldt
ar C II sein
au F II, Amst. IIDruckfehler Ludwid
aw D II Daß
ax C II hatt
ay C II, D II, F II, Amst. II genommen euch Br. 1689 WP II genommen/ euch
az Mart. Opitiusfehlt inC II, D II, F II, Amst. II, Br. 1689 WP II.

Kommentar
1 Das Manuskript der Gedichtsammlung (s. Q), in dem dieser Widmungsbrief erscheint, hatte Martin Opitz (FG 200, 1629) wohl Ende April 1625 vollendet. Vgl. 250510. Es schloß aber noch nicht die in 250700 bzw. 250700 I veröffentlichten Widmungsstücke ein. Die Abfassungsdaten des Briefs und des Gedichts können nur ungenau bestimmt werden. Tobias Hübner (FG 25) sandte Augustus Buchner (FG 362) die Titulatur der anhaltischen Fürsten und den Hinweis auf Ludwig als den einzig würdigen Empfänger einer Dedikation erst in 250609. Opitz reiste im Sommer 1625 in Sachsen und lebte bei Buchner in Wittenberg bis Ende Juli. Da das Werk wohl erst im Oktober 1625 erschien (s. 250218 A K 8), könnte der Brief auch noch nach Opitz ' Besuch in Anhalt (vielleicht zusammen mit Buchner , zwischen dem 23. 6. u. 6. 7. 1625, s. 250609 K 6, 250706 K 1 u. 251100 K 1) im August oder September verfaßt worden sein. Der in Bunzlau am 8. 9. 1625 an Georg Michael Lingelsheim geschriebene Brief des Dichters bezeugt als erstes Schreiben Opitz ' Rückkehr nach Schlesien . S. Reifferscheid, 177. Wahrscheinlicher ist aber eine Abfassung des Widmungsbriefs kurz vor Opitz ' Reise nach Anhalt oder bald nach der Audienz bei dem Fürsten, der der geplanten Widmung zustimmen mußte. Sicherer ist die Datierung des in Beilage II wiederveröffentlichten Gedichts auf F. Ludwigs Tochter Loysa Amoena (TG 6). Zu Opitz ' Besuch in Anhalt vgl. auch 260217. Daß F. Ludwig Opitz nicht bei dessen Besuch oder bald darauf in die FG aufnahm, läßt sich wohl teilweise durch die Häufung der Todesfälle in der Familie des Fürsten erklären, dessen Gattin und einzige Tochter bald nach dem Hinscheiden seines einzigen Sohnes (F. Ludwig d. J. [FG 6], †1624) gestorben waren. (F. Ludwigs Gattin Amoena Amalia [AL 1618, PA, TG 2] verschied am 3. 9. 1625 bei der Rückreise des fürstlichen Paares in Oldenburg ; Beckmann V, 492; prunklose Bestattung in Köthen erst am 25. 8. 1626 wegen der Einquartierung fremder Truppen; LHA Sa.-Anh.: Dessau A 10 Nr. 15, Bl. 23r.) Diese Schicksalsschläge, die ,Flucht' des Fürsten, der erst 1626 endgültig nach Anhalt zurückkehrte, die Kriegslage und schließlich die Inanspruchnahme durch eine neue Vermählung (12. 9. 1626) bedürfen allerdings in der Bewertung dieses Versäumnisses stärkerer Berücksichtigung, als sie sie in der Literaturwissenschaft gefunden haben. Zu der „programmatische(n) Widmungsadresse an den Gründer der Fruchtbringenden Gesellschaft” und zu Opitz ' „Gewährsmann” Melchior Goldast v. Haiminsfeld s. Klaus Garber: Zur Konstitution der europäischen Nationalliteraturen. In: Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit. Akten des I. Internationalen || [442] Osnabrücker Kongresses zur Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Hg. v. Klaus Garber. (Frühe Neuzeit I). Tübingen 1989, 1- 55, hier 46 (Lit.). Vgl. außerdem Johann Rist: Lob- Trawr- vnd Klag-Gedicht/ Vber gar zu frühzeitiges/ jedoch seliges Absterben/ Des ... Herren Martin Opitzen (Hamburg: Zacharias Hertel 1640); HAB: QuN 275 [19]: „Das Hauß von Anhalt pflag dich ja so hoch zu halten/
Als hoch gepriesen ward der Maro bey den Alten
Fürst Ludowig der hat so innig dich geliebt/
Daß er in deiner Kunst sich selber offt geübt.
O vberseligs Land/ da Wissenschafft regieret
Vnd nicht nur blosser Pracht die hohe Herrschafft führet!
Den wo der Fürst im Land' ist selber hochgelehrt/
Da wird der Musen Volck gehalten lieb vnd werth.
” (Bl. [D iiij]r, V. 505-512) Rist (FG 467) kommt in der Anmerkung zu V. 505 auf die an F. Ludwig gerichtete Widmungsvorrede zu sprechen: „Wie lieb vnd angenehm vnser seliger Herr Opitz dem hochfürstlichen vnd vhraltem Hause Anhalt/ insonderheit aber dem hochberühmten Fürst Ludowigen sey gewesen/ wissen diejenige am besten/ welche die gnädige Gewogenheit gegen Herren Opitzen auß jhrer Fürstl. Gn: selbst eigenem Munde gehöret vnd im Wercke selber gesehen. Es bezeugets auch das grosse Vertrawen gegen einen solchen hoch verständigem Fürsten/ dadurch Herr Opitz seliger bewogen worden/ den ersten vnd grösseren Theil seiner Teutschen Gedichte/ diesem Leutseligen Fürsten für alle andere Potentaten des Teutschlandes zu übergeben vnd zuzuschreiben.” (Bl. H ij)
2 Nach Suet. Iul. (edd. Butler, Cary) 56, 5: [C. Iulius Caesar ] „reliquit [...] poema quod inscribitur 'Iter'. [...] fecit [...] dum ab urbe in Hispaniam ulteriorem quarto et vicesimo die pervenit.” (Abreise Caesars nach dem 24. 9. 46 v. Chr.). Das Gedicht ist nicht erhalten. Hinweise auf diese und viele folgende Quellen liefert schon die Ausgabe Schulz-Behrends (Opitz, a. a. O.). Soweit nicht anders angegeben, stützen sich die übrigen biographischen und bibliographischen Erläuterungen auf die üblichen Nachschlagewerke, vor allem RE, Kl. Pauly, VL (1. Aufl.) bzw. (2. Aufl.), DBA und Mario Emilio Cosenza: Bibliographical Dictionary of the Italian Humanists and the World of Classical Scholarship. 5 Bde. u. 1 Suppl. Boston 1962-1967.
3 Suet. 30, 5: „[...] Cicero scribens de Officiis tertio libro semper Caesarem in ore habuisse (est in Phoenissis: εἴπεϱ γ̀αϱ ἀδιϰ͠ειν χϱή, τυϱαννίδοϛ πέϱι ϰάλλιστον ἀδίϰημα· τ̀α δ ἄλλα εὐσεβειν χϱεών). Euripidis versus, quos sic ipse convertit:
,nam si violandum est ius, regnandi gratia
violandum est: aliis rebus pietatem colas.'
” Die Stelle in runden Klammern ist wohl eine Glosse, die aber in Ausgaben, die Opitz benutzt haben könnte, zitiert wird. Vgl. C. Suetonii Tranqvilli Caesarum XII. Libri. [...] cum M. Antonij Cocij Sabellici commentarijs (Antuerpiae 1548), 35: „[...] in ore habuisse eos k in Phoenisses” ; es folgt das griech. Zitat und unter k als Anmerkung: „Sic enim Euripides Tragoedia inscribitur [folgt das griech. Zitat] Quorum ad verbum sensus est: Si enim iniustè agere oportet, regni causa optimum est id agere. In cæteris pietatè colere opus est.” C. Svetonii Tranqvilli XII Caesares [...] Theod. Pvlmann, Craneburgij opera & studio emendata (Antuerpiae 1574), 44 (zit. Euripides im Text unter Auslassung von „est in Phoenissis” ). Caii Svetonii Tranqvilli de XII Caesaribvs Libri Viii. [...] Isaacvs Casavbonvs [...] recensuit: et libros adiecit Animadversionvm. Editio altera (O. O. 1611), 45f.: „[...] in ore habuisse Euripidis versus [folgt das lateinische Zitat; das griech. Zitat steht in der Marginalie der Animadversiones, (46):] Ita scribendus hic locus, vt rectè doctissimus Torrentius viderat. Breuitati styli Sueto || [443] niani non conuenit, vt bis idem dicat, non necessariò: deinde in codicibus Turonensi et Viterb. ita importuno loco erant quæ hinc sustulimus, vt auctoris ea non esse, vel id satis argumento sit. sic ita habetur: semper Cæsarem in ore habuisse, Est in Phṝnißis. εἴπεϱ γ̀αϱ αδιϰ͠ειν χϱη, τυϱαννίδοϛ πέϱι ϰάλλισον [!] ἀδιϰ͠ειν (Turo. αδιϰήμα) τ' ἄλλα δἰ εὐσεβ͠ειν χϱεών. Luce clarius ex ora libri esse haec in contextum intrusa. eo igitur reiiciantur, vnde pedem mouerunt iniquè.” Vgl. Anm. 32. Vgl. außerdem Cic. off. 3, 82; Eur. Phoen. 524f.
4 C. Licinius Macer Calvus , römischer Redner und Dichter, Freund Catulls . Suet. Iul. 49 zitiert eine Stelle aus dessen Schmähversen, die Kg. Nikomedes v. Bithynien als Schänder (pedicator) des jungen Caesar bezeichnet. Suet. 73: „Gaio Calvo post famosa epigrammata de reconciliatione per amicos agenti ultro ac prior scripsit.”
5 C. Valerius Catullus , der große römische Dichter. Vgl. Cat. 29 u. 57: Verse gegen Caesar und dessen verschwenderischen Komplizen und Geliebten Mamurra [Vitruvius] , Vgl. auch Cat. 93.Caesars Verzeihung berichtet Suet. Iul. 73: „Valerium Catullum , a quo sibi versiculis de Marmurra perpetua stigmata imposita non dissimulaverat, satis facientem eadem die adhibuit cenae hospitioque patris eius, sicut consuerat, uti perseveravit.”
6 Augustus , Sohn einer Nichte Caesars und dessen testamentarischer Erbe, in gewissem Sinne auch sein Adoptivsohn.
7 Suet. Aug. (ed. M. Adams) 85, 2: „Poetica summatim attigit; unus über exstat scriptus ab eo hexametris versibus, cuius et argumentum et titulus est Sicilia .” Vielleicht eine Beschreibung Siziliens oder eher noch eine Dichtung über den Krieg gegen Sextus Pompeius Magnus . Bruchstücke der Schriften des Augustus und die Zeugnisse in: Iani Rvtgersii Variarvm Lectionvm Libri Sex. Ad Gvstavvm II. Svecorv[m] &c. Regem. (Lvgdvni Batavorvm 1618), 135-180, hier erwähnt 154: „DIVT AVGVSTI DIVI FILII CARMINA. SICILIA . SVETON. AVG. 85. Vnus liber exstat ab eo scriptus hexametris versibus, cujus & argumentum, & titulus, est Sicilia .” Zu Rutgersius s. K I 3.
8 Eine Tragödie, s. Svidae Lexicon (ed. A. Adler) 4412 (Art. Αὔγουστοϛ). Vgl. Rutgersius, a. a. O., 155: „ACHILLES TRAGOEDIA. SVIDAS Αὔγουστοϛ ϰὰι τϱαγωδίαν Αἴαντόϛ τε ϰὰι ̓ΑΧΙΛΛ́ΕΩΣ.”
9 Plin. nat. 35, 91 über ein Bild des Apelles: „Venerem exeuntem e mari divus Augustus dicavit in delubro patris Caesaris, quae anadyomene vocatur, versibus Graecis tali opere, dum laudatur, victo sed inlustrato.” Vgl. Anth. lyr. 4, 12. Vgl. Rutgersius, a. a. O., 156: „PLIN. XXXV. 10: Venerem e mari exeuntem D. Augustus dicavit in delubro patris Cæsaris, quæ Anadyomene vocatur, versibus Græcis, tali opere, dum laudatur, victo, sed illustrato.”
10 P. Alfenus Varus , Verfasser von 40 Büchern Digestorum und Wohltäter Vergils . Verg. ecl. 9, 26-29. Die sechste Ekloge ist daher wohl diesem Varus gewidmet. Vita Verg. Don. 67.
11 C. Asinius Pollio , römischer Politiker, Parteigänger des Caesar und Antonius , jedoch nicht des Augustus ; Redner, Geschichtsschreiber, Verfasser von Gedichten, Tragödien und grammatischen Arbeiten; Begründer der ersten öffentlichen Bibliothek und Kunstsammler. Er veranstaltete Dichterlesungen und förderte zeitgenössische Autoren, darunter den jungen Vergil , dessen Landgut er, wie später auch Varus , retten konnte (die 3., 4. u. 8. Ekloge sind ihm gewidmet).
12 Suet. Aug. 66: „Amicitias neque facile admisit et constantissime retinuit, non tantum virtutes ac merita cuiusque digne prosecutus, sed vitia quoque et delicta, dumtaxat modica, perpessus. Neque enim temere ex omni numero in amicitia eius afflicti reperientur praeter Salvidienum Rufum, quem ad consulatum usque, et Cornelium Galium, quem ad praefecturam Aegypti, ex infima utrumque fortuna provexerat.” Den Gallus verbannte er, „ob ingratum et malivolum animum” , aus seinem Haus und aus den kaiserlichen Provinzen. „[...] Gallo quoque et accusatorum denuntiationibus et senatusconsultis ad necem compulso [...] et illacrimavit et vicem suum conquestus est, quod sibi soli non liceret amicis, quatenus vellet, irasci.” C. Cornelius Gallus , ein Dichter und Freund Vergils , hatte sich selbst in || [444] Ägypten Statuen errichtet. Cass. Dio 53, 23f.
13 Suet. Verg. 31f., Vita Verg. Don. 46f.Sueton und Donat erwähnen das Drängen des Augustus , Vergils Lektüre und Octavias Ohnmacht bei den Worten Vergils „tu Marcellus eris” (Aen. 6, 883). Sie geben allerdings nicht das (falsche) Sterbealter des M. Claudius Marcellus (42-23 v. Chr.!) an und nennen Augustus und Octavia (O. minor ; ältere Schwester) nicht Eltern des Marcellus . Opitz benutzte offenbar auch den Kommentar des Servius (Serv. Aen. [Thilo] II, 120) oder darauf basierende ungenaue Anmerkungen in einer Vergilausgabe. Vgl. z. B. Servius in: P. Virgilii Maronis Opera (Venetiis apvd Ivntas 1544), 360: „Significat autem Marcellum filium Octauiæ sororis Augusti, quem sibi Augustus adoptauit. Hic decimo sexto anno incidit in valetudinem: & perijt decimo octauo in Baiano cum ædilitatem gereret.” Pvb. Vergilii Maronis Opera, quæ quidem extant (Basileæ 1586), Bl. ßr: „Augustus uerò cùm iam fortè expeditione Cantabrica abesset, & supplicibus atque minacibus per iocum literis efflagitaret, ut sibi de Aeneide (ut ipsius uerba sunt) uel prima carminis hypographa, uel quodlibet colon mitteret, negauit se facturum Vergilius : cui tarnen multò pòst, perfecta demum materia, treis omnino libros recitauit, secundum uidelicet, quartum, & sextum. Sed hunc præcipuè ob Octauiam: quæ cùm recitationi interesset, ad illos de filio suo uersus: Tu Marcellus eris, defecisse fertur: atque ægrè refocillata, dena sestertia pro singulo uersu Vergilio dari iussit.”
14 Suet. Hor. Vgl. besonders die Wiedergabe der Zitate Suetons aus Briefen des Augustus an Horaz : „Neque enim si tu superbus amicitiam nostram sprevisti, ideo nos quoque ἀνθυπεϱηφαν͠ουμεν.” Bzw. „Irasci me tibi scito, quod non in plerisque eius modi scriptis mecum potissimum loquaris; an vereris ne apud posteros infame tibi sit, quod videaris familiaris nobis esse?” Auch in Ianus Rutgersius, a. a. O. (Anm. 7), 146f.
15 Suet. Aug. 29, 3 erwähnt nur „templum Apollinis in Palatio” , fügt aber 29, 16 eine Nachricht hinzu, die Opitz zu seiner Aussage über die Verwendung des Baus angeregt haben könnte: „Addidit porticus cum bibliotheca Latina Graecaque [...].” Vgl. Cass. Dio 49, 15, 5.
16 Bassus , mit Ovid (trist. 4, 10, 47f.), Properz (1, 4) und wohl auch Horaz (c. 1, 36, 14) befreundeter Jambendichter.
17 Schulz-Behrend, a. a. O., 533 Anm. 13 weist auf eine Opitz bekannte Stelle in Plin. epist. (A.-M. Guillemin) 5, 3, 6 (vgl. unten Anm. 35) hin: „Neronem enim transeo, quamuis sciam non corrumpi in deterius, quae aliquando etiam a malis, sed honesta manere, quae saepius a bonis fiunt[...].”
18 Suet. Tib. 70: „Composuit et carmen lyricum, cuius est titulus «Conquestio de morte L. Caesaris.» Fecit et Graeca poemata imitatus Euphorionem et Rhianum et Parthenium, quibus poetis admodum delectatus scripta omnium et imagines publicis bibliothecis inter ueteres et praecipuos auctores dedicauit; et ob hoc plerique eruditorum certatim ad eum multa de his ediderunt.”
19 Einst. DW III, 259f. 305.
20 Suet. Tib. 71, 1. Schon von Opitz in seinem Aristarchus (Opitz I, 63) in der Fassung zitiert: „Ipse etiam sermone Graeco [Tranquilli verba sunt] quanquam alias promptus et facilis, non tamen usquequaque usus est. Abstinuitque maxime in senatu: adeo quidem ut Monopolium nominaturus, prius veniam postularit, quod sibi verbo peregrino utendum esset [...]”
21 Suet. Claud. 3, 2: „Mater Antonia «portentum eum hominis» dictitabat, «nec absolutum a natura, sed tantum incohatum» [...].”
22 A. a. O., 8.
23 Plin. epist. 1, 13, 3: „At hercule memoria parentum Claudium Caesarem ferunt, cum in Palatio spatiaretur audissetque clamorem, causam requisisse; cumque dictum esset, recitare Nonianum, subitum recitanti inopinatumque uenisse.” Dies ist natürlich nicht, wie Opitz wohl meint, ein Dichter, sondern der Historiker und Redner M. Servilius Nonianus .
24 Die Quelle, Suet. Cal. 20, berichtet nur von einem „certamen [...] Graecae Latinaeque facundiae” , das Caligula in Lyon stiftete. Die Verlierer mußten empfindliche Strafen hinnehmen.
25 Suet. Claud. 42: „Multum uero pro tribunali etiam Homericis locutus || [445] est uersibus.”
26 A. a. O., 39, 1: „Inter cetera in eo mirati sunt homines et obliuionem et inconsiderantiam [...]. Occisa Messalina , paulo post quam in triclinio decubuit, «cur domina non ueniret» requisiit. Multos ex iis, quos capite damnauerat, postero statim die et in consilium et ad aleae lusum admoneri iussit”
27 Suet. Nero 52.
28 Plin. nat. (D. E. Eichholz) 37, 50: „Domitius Nero in ceteris vitae suae portentis capillos quoque Poppaeae coniugis suae in hoc nomen adoptaverat quodam etiam carmine sucinos appellando, quoniam nullis vitiis desunt pretiosa nomina”
29 Tac. ann. (H. Goelzer) 14, 52 über die Verleumder Senecas : „Obiciebant etiam eloquentiae laudem uni sibi adsciscere et carmina crebrius factitare, postquam Neroni amor eorum uenisset.”
30 Nach Suet. Luc. hatte M. Annaeus Lucanus , der zuerst mit „Neronis laudibus” hervorgetreten war, seine Pharsalia, in denen er Nero auch pries (1, 8-66), öffentlich rezitiert.
32 Suet. Vesp. 18: „Primus e fisco Latinis Graecisque rhetoribus annua centena constituit; praestantis poetas, nec non et artifices, Coae Veneris, item Colossi refectorem insigni congiario magnaque mercede donauit [...].” Nach den Codices LPS1, die coemerit statt Co(a)e Veneris überliefern, setzen alte Ausgaben wie die oben erwähnten (s. Anm. 3) und möglicherweise von Opitz benutzten, coemit Vgl. die deutsche Übertragung: C. Suetonius Tranquillus von Geburt/ Leben/ Thaten vnd Todt/ Julij/ Augusti [...] (Straßburg 1536), Bl. lxxxj v: „Fürtreffliche Poeten vnd kunstreiche werckmeyster hat er erkaufft. Item ein Bawmeister eins grossen bildts nach seiner gestalt/ hoch sieben vnd hundert schuch/ hat er mit eym fürstlichen geschenck/ vnd darzu grossem sold begabt [...].”
33 Suet. Tit. 3, 2: „E pluribus comperi notis quoque excipere uelocissime solitum, cum amanuensibus suis per ludum iocumque certantem, imitarique chirographa quaecumque uidisset, ac saepe profiteri «maximum falsarium esse potuisse.»” Der Wortlaut in Opitz ' Angabe folgt dieser Stelle, obgleich sein Argument sich auf die vorhergehende Aussage stützen muß: „[...] Latine Graeceque uel in orando uel in fingendis poematibus promptus et facilis ad extemporalitatem usque [...].”
34 Suet. Dom. 4, 4: „Celebrabat et in Albano quotannis Quinquatria Mineruae, cui collegium instituerat, ex quo sorte ducti magisterio fungerentur ederentque eximias uenationes et scaenicos ludos superque oratorum ac poetarum certamina.” Zum Sieg des P. Papinius Statius in diesem Wettkampf s. Stat. silv. 3, 5, 28-31, vgl. 5, 3, 225ff.Domitian lobte zwar M. Valerius Martialis , bestätigte auch die dem Poeten von Titus gewährten Privilegien, erfüllte jedoch die finanziellen Erwartungen des Dichters nicht. Vgl. Martial. 6, 10.
35 Plin. epist. 5, 3, 5.
36 Die Arbeit an einer Dacia antiqua, die wohl nicht nur auf eine Sammlung der Inschriften (nach dem Vorbild der Inscriptiones antiquae totius orbis Romani des Ianus Gruterus , s. Anm. 61), sondern auch auf eine Geschichte jener alten römischen Provinz zielte, beschäftigte Opitz von seiner Lehrtätigkeit in Siebenbürgen an bis zu seinem Tode, jedoch erschien das vielleicht unvollendet gebliebene Werk nie im Druck. Vgl. u. a. Marian Szyrocki: Martin Opitz. München 1974, 53f. Vgl. 260217 K 10 u. 260617 K 13.
37 Plin. paneg. 47 über die Ehre, die Trajan den Rhetoren und Philosophen erwies: „ut sub te spiritum et sanguinem et patriam receperunt studia!”
38 Plin. epist. 2, 7, 2.Plinius erwähnt die Wetterau nicht. Als Statthalter der Germania inferior setzte T. Vestricius Spurinna um 83 einen von den Brukterern verjagten König ohne Kampf wieder ein. RE II. 16, 1791-1797.
39 Plin. epist. 3, 1, 7: „Scribit enim, et quidem utraque lingua, lyrica doctissime; mira illis dulcedo, mira suauitas, mira hilaritas, cuius gratiam cumulat sanctitas scribentis.” Vgl. die vier Oden, die Caspar v. Barth geschrieben und Spurinna untergeschoben hat, in Barths Ausgabe: Venatici et Bucolici Poetae latini ... Addita Fragmenta Vespricii Spurinnae Scriptoris numquam hactenus publicati (Hanoviae 1613), 157-161, hier 158: „In veteribus membranis [...] || [446] iunctim inuenimus scripta. [...] Senecae Epistolas in Locos Communes redactas. Boethium de Consolatione Philosophiæ. Peruigilii Veneris fragmentum sub nomine SENECӔ. Quattuor has Odas minime tamen scriptas, vt hodie Odæ scribi solent, sed vno perpetuo versuum tenore. Librum ordine Alphabetico complextum DICTA SAPIENTIVM à Thalete Græcorum primo Philosopho, ad Priscianum vltimum Grammaticum Latinorum. [...] Alia etiam carmina non inepta, Christiana pleraque, nonnulla etiam Ethnica. [...] Haec opera, recenti manu in vnum fascem compacta Martispurgi in Misniae et Thuringiae finibus, inter rudera bibliothecae disiectae et contemtae inuenimus.” Wiederabgedruckt in Barth: Adversariorum Commentariorum libri LX. (Franckfurt 1624), XIV 5. (Frankfurt 1648), XIV, 5, Sp. 760-763. Vgl. Anthologia latina, rec. A. Riese, fasc. 2, 344
40 C. Plinius Caecilius Secundus wurde im Jahre 100 Consul suffectus (Plin. paneg. 60, 4f.; 92, 4) und diente von etwa 110 bis 112 als Legatus Augusti in Bithynien (CIL 5, 5262).
41 Plin. epist. 3, 7, 6f. über das zurückgezogene Leben des Silius Italicus , sein Verhalten bei der Heimkehr Trajans aus Pannonien (99) und die Toleranz des Kaisers: „Nouissime, ita suadentibus annis, ab urbe secessit, seque in Campania tenuit ac ne aduentu quidem noui principis inde commotus est. Magna Caesaris laus, sub quo hoc liberum fuit, magna illius, qui hac libertate ausus est uti.”
42 Hist. Aug. vit. Hadr. (D. Magie) 16, 4 zit. die Anakreonteen des Annius Florus und die vier scherzhaften Antwortverse Ks. Hadrians .
43 A. a. O., 25, 9.
44 A. a. O., 15, 11.
45 A. a. O., 16, 1.
46 Nach der Biographie des aus Kilikien stammenden Oppianos (ΒΙΟΓΡΑΦΟΙ. Vitarum scriptores Graeci minores, ed. Antonius Westermann. Braunschweig 1845, 63ff.), welche einem Ks. (M. Aurelius) Antoninus (u. Commodus als Mitregenten) 177/180 gewidmeten Lehrgedicht 'Αλιευτιϰά vorangestellt ist, wurde der Vater des Autors von Ks. L. Septimus Severus nach Melite (Malta ) verbannt. Antoninus (recte Caracalla ) habe Oppianos für das Werk belohnt. Der gleichnamige Oppianos (aus Apameia am Orontes) widmete zwischen 212 und 217 seine Κυνηγετιϰά Caracalla .
47 Hist. Aug. vit. Macr. 11, 3-7.
48 Heliogabalus benutzte einen Terenz-Vers (Ad. 643) bei folgender Gelegenheit: „cum ad vindemias vocasset amicos nobiles et ad corbes sedisset, gravissimum quemque percontari coepit, an promptus esset in Venerem, erubescentibusque senibus exclamabat 'Erubuit, salva res est,' silentium ac ruborem pro consensu ducens.” Hist. Aug. vit. Heliog. 11, 2.
49 Übles Gerücht; zu 'nachrüchtig', Adj., ein übles Gerücht nachlassend. DW V, 106.
50 Hist. Aug. vit. Sev. Alex. 3, 4f. über Ks. M. Aurelius Severus Alexander : „[...] in Latinis non multum profecit [...] nec valde amavit Latinam facundiam sed amavit litteratos homines vehementer, eos etiam reformidans, ne quid de se asperum scriberent. denique quos dignos ad id esse videbat, singula quaeque, quae publice et privatim agebat, se ipso docente volebat addiscere, si forte ipsi non adfuissent, eaque petebat ut, si vera essent, in litteras mitterent.”
51 A. a. O., 30, 2.
52 A. a. O., 31, 4: „Vergilium autem Platonem poetarum vocabat eiusque imaginem cum Ciceronis simulacro in secundo larario habuit, ubi et Achillis et magnorum virorum.”
53 A. a. O., 35, 1.
54 A. a. O., 27, 5. 8: „Facundiae Graecae magis quam Latinae nec versu invenustus et ad musicam pronus, [...]. vitas principum bonorum versibus scripsit.” Vgl. 3, 4.
55 Hist. Aug. vit. Gord. 18, 2, vgl. vit. Sev. Alex. 30, 2. Q. Serenus (oder Serenius) , in der 2. Hälfte des 4. Jh.s Verfasser eines Lehrgedichts Liber medicinalis, wurde auch sonst häufig mit dem Dichter Serenus Sammonicus , dem Sohn des gleichnamigen, von Caracalla 212 ermordeten Gelehrten verwechselt. Der jüngere Serenus , Lehrer von Ks. M. Antonius Gordianus (II.) , dürfte eine erfundene Figur sein. Ronald Syme: Ammianus and the Historia Augusta. Oxford 1968, 160 Anm. 7, 171 u. 186.
56 Hist. Aug. vit. Max. et Balb. 7, 5 über Ks. D. Caelius Calvinus Balbinus (238) als Redner und Dichter („poemate inter sui temporis poetas || [447] praecipuus” ).
57 Hist. Aug. vit. Gall. 11, 6-8 berichtet die Umstände und zitiert drei Verse aus dem Epithalamium des Ks. P. Licinius Egnatius Gallienus .
58 Hist. Aug. vit. Carus 11, 2f., wo auch diese Inschrift wiedergegeben wird. M. Aurelius Olympius Nemesianus widmete seine Cynegetica Ks. M. Aurelius Carinus und dessen Bruder und Mitks. M. Aurelius Numerius Numerianus (283-284). Zwei andere in der Quelle erwähnte Werke Nemesians erwähnt Opitz nicht, da von ihnen nichts erhalten ist. Über Aurelius Apollinaris , „iamborum scriporem, qui patris eius gesta in litteras rettulit” (a. a. O.) ist außer dieser Nachricht nichts bekannt.
59 Der bekannte Ks. und Schriftsteller D. N. Flavius Claudius Iulianus gen. Apostata .
60 Vict. epit. (F. Pichlmayer) 47, 4: „Fuit autem Gratianus litteris haud mediocriter institutus: carmen facere, ornate loqui, explicare controversias rhetorum more [...].” Aus. ad lect. 26:
„Aurea et Augusti palatia iussus adire
Augustam subolem grammaticus docui;
Mox etiam rhetor.”
Vgl. Aus. grat. actio, passim.Ausonius war 365 zum Erzieher des späteren Ks. Flavius Gratianus (375-383) bestellt worden, nach dessen Regierungsantritt er zum Praefectus Galliarum (378) und Consul (379) aufstieg.
61 Claud, bell. Goth., praef. 7ff. Die lat.-griech. Inschrift des für Cl. Claudianus von Ks. Arcadius und Honorius auf dem Trajansforum errichteten Bronzestandbilds in: Inscriptiones vrbis Romae latinae, edd. Evgenivs Bormann et Gvilielmvs Henzen. Pars prima. Berolini 1876, 373 (CIL VI. 1, 1710). Ianus Gruterus: Inscriptiones antiquae totius orbis Romani [Heidelberg 1603], 391.
62 S. Paranæticorum vetervm Pars I ... Cum Notis Melchioris Haiminsfeld1 Goldasti (Insulae ad lacum Acronium 1604), 97: „[...] Carolus M., Poeta insignis æuo suo, qui plusculos fertur versus scripsisse Latinè, Græcè, Germanicè, quos tempestati nostræ Fatum inuidit.” Schon im Aristarchus (Opitz I 65f.) und im Buch von der Deutschen Poeterey (Opitz II. 1, 356ff.) hatte der Dichter Informationen über die mittelalterliche deutsche Literatur und einzelne Beispiele aus diesem Werk geschöpft. Vgl. auch Einhard vit. Karoli 29, 2.
63 Vgl. Goldast, a. a. O., 350: „Tamen vt ficta non habeam nomina, adducor reliquorum Principum, qui adiuncti, carminibus, Heinrici Imperatoris, Chuonradi Regis Romanorum,VVenceslas Bohemorum, Heinrici Ducis Vratislauiensis, Ottonis Marchionis Brandenburgensis, Heinrici Marchionis Misniæ, N. Ducis Ascaniæ, Iohannis Ducis Brabantiæ, aliorum, quos in rerum naturâ & comitatu quidem Imperatoris constat exstitisse.” Diese und die übrigen von Opitz erwähnten mittelalterlichen Deutschen kannte Goldast (vgl. noch a. a. O., 356, 396 u. 400) aus der Großen Heidelberger (C) bzw. Manessischen Liederhandschrift der UB Heidelberg (cpg 848); vgl. VL (2. Aufl.) III, 584-597, insb. 587, vgl. ebd. VII, 214 den Hinweis auf den ersten Nachtrag der Liederhandschrift C, der die ost- und mitteldeutschen, hier von Opitz hervorgehobenen Fürsten vereint (Otto IV. von Brandenburg , Wenzel v. Böhmen , Heinrich v. Breslau , Heinrich v. Meißen und Heinrich v. Anhalt ).
64 Ks. Heinrich VI. , nicht dessen Vater Ks. Friedrich I. Barbarossa .
65 Konradin , Kg. v. Jerusalem, Hz. v. Schwaben, der letzte Staufer, enthauptet in Neapel 1268.
66 F. Heinrich I. v. Anhalt (um 1170-1251/52). Vgl. Goldast, 371: „Herzoge von Anhalte” . VL (2. Aufl.) III, 685-687; Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts. Hg. Carl v. Kraus. 2. Aufl., durchgesehen v. Gisela Kornrumpf. Bd. I Text. Bd. II Kommentar, besorgt v. Hugo Kuhn. Tübingen 1978. I, 20f., II, 17-20.
67 Mgf. Otto IV. (mit dem Pfeile) v. Brandenburg (um 1238-1308), ebenfalls ein Askanier. Vgl. Goldast, 391: „Marggraue Otte von Brandenburg mit dem Pfile” . VL (2. Aufl.) VII, 213-215.
68 Hz. Heinrich IV. in Schlesien zu Breslau (1257/58-1290), aus dem Stamme der Piasten, wie z. B. Hz. Georg Rudolph in Schlesien zu Liegnitz u. Wohlau (FG 58), der Opitz 1623 den Titel || [448] eines Rats verlieh. Vgl. Goldast, 447 u. 456 („Herzoge Heinrich von Pressla” ). VL (2. Aufl.) III, 704-706.
69 Mgf. Heinrich III. der Erlauchte v. Meißen (1216-1288). Vgl. Goldast, 445 („Marggraue Heinrich von Missen” ) u. 355. VL (2. Aufl.) III, 785-787.
70 VL (2. Aufl.) IV, 91-94 s. v. Markgraf von Hohenburg. Danach kommt sowohl Mgf. Diepold v. Vohhurg, nach seiner Vermählung mit Mathilde v. Hohenburg Mgf. v. Hohenburg genannt (urkundet 1205-1225), als auch dessen Sohn Berthold (vermutl. zw. 1212 u. 1215 geb., gest. um 1257) in Frage. Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts. A. a. O., I, 175-179, II, 223-239. Vgl. Goldast, 396 „Marggraue von Hohenburg” .
71 VL (2. Aufl.) V, 213-215 s. v. Konrad von Kirchberg (Kilchberg) . Dort werden zwei gleichnamige mögliche Autoren benannt: Der ältere Konrad (begegnet zwischen 1255 u. 1268), Sohn des Grafen Otto von Kirchberg , und der jüngere Konrad (bezeugt zwischen 1286 u. 1315), Sohn des älteren. Goldast, 356, 424 u. 454: „Graue Chunrat von Kilchberg” . Deutsche Liederdichter des 13. Jahrhunderts. A. a. O., I, 230-238, II, 281-287. Nach S. 281 f. kommt noch ein dritter Konrad, Bruder des älteren Konrad, als Autor in Erwägung.
72 Wohl Gf. Friedrich II. v. Leiningen (bezeugt 1214-1239), nach VL (2. Aufl.) II, 953 jedoch 1237 gestorben. Goldast, 356: „Grave Friderich von Liningen” .
73 Der elsässische Herr Ulrich v. Gutenburg (bezeugt um 1200) oder der Pfälzer U. v. Guttenberg (urkundl. 1170-1186). Goldast, 400 u. 415: „Her Vlrich von Gutenburg” . Zu Ulrichs Leich und Lied vgl.: Des Minnesangs Frühling. Unter Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann u. Moritz Haupt, Friedrich Vogt u. Carl v. Kraus bearb. v. Hugo Moser u. Helmut Tervooren. 3 Bde. Stuttgart 1977-1981, I, 151-165 ( Nr. 12), II, 83-85, III.l, 193-203.VL (1. Aufl.) IV, 582ff.E. Frh. v. Guttenberg: Territorialentwicklung am Obermain, 39. Ber. Hist. Ver. Bamberg 1927.ADB X, 220f.
74 Opitz spielt auf Dante Alighieris florentinisches Amt (einer der sechs Priori, 1300), seine Verurteilung, Verbannung (1302) und die Wanderschaft von Hof zu Hof an. Der Dante zugeschriebene Ausspruch ließ sich bisher nicht nachweisen.
75 Einladungen aus Neapel und Paris erhielt Francesco Petrarca am 1. 9. 1340; zum Dichter wurde er in Rom im April 1341 gekrönt. Zu Opitz ' Angabe s. Anm. 76.
76 S. „Des Petrarchæ Krönung zum Poeten mit dem Lorberkrantze.” in F. Ludwigs kommentierter Übersetzung der Trionfi:Francisci Petrarchae ... Sechs Triumphi oder Siegesprachten (Cöthen 1643), 1f.: Petrarca habe sich „wegen seines angefangenen studierens” vorgenommen, den Rufen großer Herren, Adliger und Bürger nicht zu folgen. „Als er aber auf einen tag und in einer stunde (welches wol zu mercken) zwey Schreiben empfangen/ deren eines ihme von Paris der König in Franckreich/ das andere der Raht zu Rom zugeschicket/ in welchen sie beyderseits ihn/ die Lorberkrone zu empfahen/ einluden/ und daher es das ansehen gewan/ gleichsam diese zwo berümete Städte der Welt/ ümb einen so fürtreflichen Mann/ und eine sothane hohe ehre stritten/ so ward er/ sein fürnemen zu endern/ fast gezwungen: Wiewol er nun lange in zweifel gestanden/ welchen unter denen beyden örtern er erwehlen solte/ folgete er doch endlich seiner Colonneser raht/ und vermeinete/ das Rom billich der Stadt Paris vorzuziehen were/ dan ob ihn schon Paris fürtreflich und herlich zu seyn dauchte/ so wol wegen der hohen Schule/ welche damals in ihrer blühte und zunemen/ als das sie eines so mächtigen Königes Hofstadt war: So wolte er doch Rom derselben vorziehen/ weil dieselbe als das Haubt der gantzen Welt/ höchlichen berümet/ darneben ihme bekant/ das daselbsten viel Poeten und Reimdichter albereit die Lorberkrone empfangen hatten/ ja ob er zwar sich bedünken lies/ das er vielleicht solcher nicht so würdig gleich den andern/ wegen minderer geschickligkeit und wissenschaft seyn möchte/ vermeinete er doch an dem orte so grosse ehre zu überkommen/ als etwa jene aldar empfangen hatten.” Ein Teildruck der Übersetzung F. Ludwigs war schon 1623 erschienen (IP 5335v; || [449] s. 231203), so daß Opitz spätestens beim Besuch des Fürsten von dessen Arbeit erfahren haben wird. Wenn Opitz seine Widmung damals schon geschrieben hatte, muß er den Hinweis auf die Geschichte der Dichterkrönung nachträglich eingefügt haben. Vgl. Francesco Petrarca: Le Familiari. Hg. Ugo Dotti. 2 Bde. Urbino 1974. I, 397-403 (IV, 4 u. 5, ital.-lat.): „Ad Iohannem de Columna Romane Ecclesie cardinalem, consultatio supre loco percipiende lauree. Anticipiti in bivio sum, nec quo potissimum vertar scio. Mira quidem sed brevis historia est. Hodierno die, hora ferme tertia, litere Senatus michi reddite sunt, in quibus obnixe admodum et multis persuasionibus ad percipendam lauream poeticam Romam vocor. Eodem hoc ipso die circa horam decimam super eadem re ab illustri viro Roberto [R. dei Bardi], Studii parisiensis cancellario, concive meo michique et rebus meis amicissimio, nuntius cum literis ad me venit: ille me exquisitissimis rationibus ut eam Parisius hortatur. Quis unquam, oro te, eventurum tale aliquid hos inter scopulos devinasset? Et sane quia res pene incredibilis videtur, utranque epystolam illesis signis ad te misi. Hec ad orientem, hec ad occidentem vocat; videbis quam validis hinc illinc argumentis premor. Scio quidem in rebus humanis fere omnibus nichil inesse; magna, in fallor, in parte curarum actuumque nostrorum umbris eludimur; tamen ut est animus iuvenum glorie appetentior quam virtutis, cur non ego — quoniam apud te familiariter gloriandi prestas audaciam — tam hoc michi gloriosum rear quam sibi olim potentissimus Africe regum Siphax, quod uno eodemque tempore duarum toto orbe maximarum urbium, Rome atque Carthaginis, in amicitiam vocaretur? Nimirum, id regno eius atque opibus tribuebatur, hoc michi itaque illum inter aurum ac gemmas superbo solio subnixum et armatis stipatum satellitibus sui supplices repperere; me solivagum mane in silvis, sero autem in pratis, Sorgie ripis obambulantem invenerunt mei; michi honor offertur, ab illo auxilium poscebatur. Sed quoniam letitia inimica consilio est, fateor, ut letus eventu sic dubius animi sum; urget enim hinc novitatis gratia, hinc reverentia vetustatis; hinc amicus, hinc patria. Unum ab altera lance preponderat, quod rex Siculus in Italia est, quam e cuntis mortalibus equiore animo ingenii iudicem pad possum. Curarum mearum fluctus vides; tu, quem ad earum gubernacula manum porrigere non puduit, fluetuantem animum consilio tuo reges. Vale, decus nostrum. Ad fontem Sorgie. Kal. Septembris, ad vesperam. [401] Ad eundem, approbatio consilii dati. Consilium tuum non tantum suscipio, sed amplector; magnificum est enim tuaque sapientia et humanitate dignissimum. Nec me terret quod patrie sis amicus: es enim amicior veritati. Ibo quo iubes; siquis electionem forte mirabitur, rationes primum, deinde etiam nomen tuum mirantibus obiciam; sepe autoritas pro ratione suscipitur. Id modo negotii restat, quibus me verbis excusem Roberto meo, ut non ipse tantum, cui nobiscum facile conveniet, sed illa quoque ingens Universitas, si forte res in lucem venerit, factum sibi satis existimet. Sed de his coram latius; audio enim ipsum adventare eo proposito ut me Parisius trahat; quod si ita est, res inter presentes transigetur. Ad id sane quod in fine literatum tuarum ex me queris, donec diu rem cum animo meo tractem, nisi fabulam texere voluero, respondere aliquid non possum. Peregrina historia mei moribus est, et, quod me huic interrogationi alienissimum facit, prorsus diverse me interim exercuerunt cure verumque est illud salustianum: 'Ubi intenderis ingenium valet'. Preterea, antiqua res est, et a memoria mea multorum annorum spatio remota, ut ait Plautus, longa dies animum incertat meum. Sed de hoc etiam presens loquar. Ad fontem Sorgie, IV Idus septembris.” Diese Geschichte wird in der Folgezeit häufig berichtet. Vgl. Lodovico Beccadelli: Vita del Petrarca. In: Guiseppe Frasso: Studi sui 'Rerum vulgarium fragmenta'. Vol. primo, Francesca Petrarca e Ludovico Beccadelli. Padova 1983, 35f.: „E gran cosa fu ch'in un giorno medesimo da Parigi, dal canceliero di quello Studio, e da Roma , dal senatore, ebbe lettere che lo invitavano ad andare a coronarsi poeta tra loro: parendo || [450] a ciascuno di non poco onorare la sua città e academie s'a persona così virtuosa donasse la corona.” Vgl. auch: Il Petrarcha con l'espositione di M. Gio. Andrea Gesvaldo. (Venetiæ 1581), [*5]r - **3r: La Vita del Petrarcha, hier [*6]v: „In questa valle [Valchiusa]; dellaquale diremo quel che egli ne scrisse al suo luogo, habitando per quella fama, che del suo ingegno e de le sue scritture s'era gia diuulgata, in vno giorno, che fu mirabil cosa, all' hora quasi terza dal Senato di Roma , E verso le diece hore da Roberto Fiorentino Cancelliero de lo studio di Parisi hebbe lettere, per lequali egualmente era da l'vno e l'altro ne la sua terra à prender corona d'alloro inuitato. Onde al Cardinale Colonna, dal quale per essergli d'appresso hebbe il seguente di risposta, et à Thomasso da Messina scritto hauendo e dimandato oue essi gli consiglierebbeno, egli andasse à pigliar tanto honore, a Roma , o à Parisi, per loro consiglio, la oue l'animo il menaua, à Roma drizzo il camino [...]” ; außerdem: Francisci Petrarchæ [...] opera (Basel [1554]), Bl. + +4r: „Fama eius iam ubique erat sparsa ut uno nanque die, mirabile dictiù, à duobus disiunctissimis ac illustribus è locis Roma , & Parisio, literæ uenerunt, quæ ad percipiendam Lauream poëticam euocabant, ut quasi de industria hæ [!] duæ clarissimæ in terris urbes, hoc isto de honore certarent.”
77 Das griechische Carmen admirandum in Platonem des Humanisten Markos Musuros (um 1470-1517) erschien zuerst in der Platon-Ausgabe von Musuros und Aldus Manutius : In ædibus Aldi & Andreæ soceri: Venetiis 1513. Spätere Ausgg. zit. in Jacques-Charles Brunet: Manuel du libraire. 5 éd. 6 Bde. u. 2 Bde. Suppl. Paris 1860-1880. III, 1966f. Musuros , geb. zu Rhithymna auf Kreta , wurde 1516 von Papst Leo X. zum Erzbf. v. Monembasia (Insel vor dem antiken Epidauros Limera, Peleponnes) bestimmt. Vgl. William Roscoe: The Life and Pontificate of Leo the Tenth. 6th ed. 2 Bde. London 1853, I, 342f. u. 421— 426 (Übersetzung). Leo war der Sohn des Dichters Lorenzo de' Medici gen. il Magnifico (1449-1492) und Urenkel des Gründers der Platonischen Akademie, Cosimo de' Medici (1389-1464).
78 Kg. Alfons V. v. Aragonien (1394-1458), Erbe Siziliens und Neapels . Die Anekdote erzählt Antonio Beccadelli . Vgl. z. B. die Ausg. De Dictis & Factis Alphonsi Regis Aragonvm et Neapolis, Libri Qvatuor Antonii Panormitæ [A. Beccadelli] Cum respondentibus Regum ac Principum illius ætatis, Germanicorum potiß. Dictis et Factis similibus, ab Ӕnea Sylvio collectis. Quibus Chronologia Vitæ Alphonsi: & Lvdovici XII. Galliæ Regis Apophtegmata, & aliæ Annotationes Historicæ recens accesserunt. (Rostochii 1599), 23 (Liber I, 6): „Cùm audisset vnum aliquem ex Hispaniæ regibus solitum dicere, non decere generosum & nobilem virum esse literatum, exclamasse fertur, vocem hanc non regis sed bouis esse.” Dazu ergänzen die Parallela Alfonsina: Siue, Apophtegmata Cassarvm, Principvmqve Germanorvm et aliorum; Alfonsi, Aragonum. Regis dictis & factis memorabilibus, per Antonium Panormitam descriptis, sigillatim comparata. Avctore Äinea. Sylvio Piccolominaso [...] composita (Hanoviae 1611), 9: „Cum Alphonsum ego ex Baiis Puteolos vsque sequerer, essetque illi ad me sermo de literis; Ait se legisse librum Augustini de ciuitate Dei, ex Latino sermone in Gallicam linguam translatum in cuius proœmio scriptum esset: Regem illiteratum, nihil aliud nisi asinum coronatum esse. Atque ita sibi videri affirmauit.”
79 Der Humanist Giovanni Pontano (1426-1503), das Haupt der Accademia Pontana, der 1447 in die Kanzlei des Königs eingetreten war, wurde 1486 Staatssekretär Ferdinands I. v. Neapel .
80 (Mit) linker und rechter Hand. Vgl. DW VI, 1049f. u. VIII, 422f.
81 Jacopo Sannazaro (1456-1530), Verfasser u. a. der Arcadia (von Prosa umrahmte Eklogen; unvollständiger Erstdruck 1502) und der lateinischen religiösen Dichtung De partu Virginis (1526), folgte Kg. Friedrich IV. v. Neapel (1452-1504) nach dem Verlust des Throns (1501) ins Exil.
82 Marzio Galeotto (1427-1497), zwischen 1465 und 1472 Sekretär, Astrologe und Bibliothekar des großen Kg.s Matthias Corvinus v. Ungarn (1440-1490). Den || [451] Grundstock der Corvina legten vor allem der Ankauf von Büchern (u. a. griech. Werke durch Ianus Pannonius ) und die Inkorporation der Bibliotheken von Pannonius und János Vitéz in die königliche Sammlung. Diese fiel nach der Eroberung von Buda (Ofen) infolge der Niederlage von Mohács (1526) in türkische Hand. Vgl. Csaba Csapodi: The Corvinian Library. History and Stock. Budapest 1973, 40ff.
83 Tito Vespasiano Strozzi (1422/25-1505), wie sein Sohn Ercole Strozzi (1471/73- 1508) Dichter und Beamter am Hofe der Este. Die Gedichte dieser beiden Giudici de' XII Savi aus Ferrara gab Aldus Manutius postum zusammen heraus: Strozzii poetae pater et filius (1513: Venetiis in æd. Aldi).
84 Die erste italienische Renaissancekomödie nach antikem lateinischem Vorbild, die Comedia nobilissima et ridiculosa intitulata Calandra (La Calandria) des Kardinals Bernardo Dovizi da Bibbiena (1470-1520), wurde am 6. 2. 1513 am Hofe von Urbino zu Ehren der Isabella d'Este (1474-1539), Gattin Mgf. Giovanni Francescos II. v. Mantua , uraufgeführt.
85 Gf. Baldassare Castiglione (1478-1529), der Verfasser des Libro del cortegiano, wurde 1525 von Papst Clemens VTI. als Nuntius nach Toledo gesandt.
86 Cosimo de' Pazzi (1466-1515), Bf. v. Arezzo bzw. Erzbf. v. Florenz, der Übersetzer der Vorlesungen des platonisierenden Rhetors Maximus Tyrius (Sermones e Graeca in Lat. linguam versi. 1517: Romæ). Seine Mutter war Leos Tante Bianca de' Medici († 1488), die 1459Guglielmo de' Pazzi geheiratet hatte.
87 Francesco Maria Molza (1489-1544), Verfasser des erzählenden Gedichts La Nimpha Tiberina, italien. und latein. Lyriker.
88 Guillaume de Saluste sieur Du Bartas , dessen Werke Tobias Hübner (FG 25) herausgab und übersetzte. S. 191229 u. ö. Vgl. Beil. I. Opitz , der als Reformer der Verskunst mit Hübner konkurrierte (vgl. 250110), hatte in seinem Buch von der Deutschen Poeterey selbst ein Beispiel für die Übersetzung der SepmainesSalustes gegeben (Opitz II. 1, 362).
89 Honoré d'Urfé , dessen Schäferroman L'Astrée die Académie des Parfaits Amants feierte und nachahmte. S. 231206 u. ö.
90 Schlesischer reflexiver Gebrauch. Sich (wie ein Gewitter) ankündigen. Vgl. DW XIV.2, 820ff.; Mitzka III, 1502.
91 1618 richtete F. Ludwig mit Unterstützung Hz. Johann Ernsts d. J. v. Sachsen-Weimar (FG 3) in Köthen eine fürstliche Presse ein, auf der die Bücher der ratichianischen Reform in den genannten und anderen Sprachen hergestellt und auch viele Werke der FG gedruckt wurden Vgl. 181023 u. ö.
92 Plut. Alex. 8, 2.
93 Von 'verhängen': etwas hängen lassen, d. h. zulassen, erlauben. DW XII. 1, 524f.
94 Obgleich Opitz hier nur auf die Verse des Iulius Caesar Scaliger (1484-1558) verweist, scheint er, wie in Opitz II.2, 544f. durch ein Zitat belegt ist, einen Gedanken aus Daniel Heinsius ' Zuschrift des Hipponax zu paraphrasieren. Vgl. Max Rubensohn: Der junge Opitz. In: Euphorion VT (1899), 49f. u. Jörg-Ulrich Fechner: Der Antipetrarkismus. Heidelberg 1966, 57. Zur Doppelbödigkeit eines solchen Arguments (betr. Opitz ' Flavia) vgl. A. K[ippenberg] u. G. W[itkowski]: Aber Martin Opitz! Ein schlimmes Fündlein zur Generalversammlung der Gesellschaft der Bibliophilen, Leipzig am 3. Dezember 1911.

K I
1 Die Widmung dieses Buches seiner Gedichtsammlung an Tobias Hübner (FG 25) erwähnt Opitz schon in 250510.
2 Henrik Albertsen (Hamilton; nach dem mütterlichen Familiennamen; ca. 1590-1623Ägypten ), Sohn des Bürgermeisters v. Kopenhagen. 1608 in Heidelberg , 1609-1610 in Gießen , gab dort 1610 seine Gedichtsammlung Musæ adolescentiæ Venus heraus. Opitz hatte sich 1619 in Heidelberg mit dem damaligen Hofmeister oder Präzeptor Friedrichs v. Buchwald angefreundet. Vgl. Opitz I, 277 Anm. 1; Vello Helk: M. O. in Dänemark. In: WBN V (1978), 143-150; DBL V (1980), 511; SBA A 113, 380-381.
3 Ianus Rutgersius (1589-1625), Philologe, Dichter und Jurist. Im Alter von 23 Jahren wurde ihm die Stelle eines Rats bei Kg. Gustav II. Adolf v. || [452] Schweden angeboten. Opitz II. 1, 653.
4 Caspar Kirchner (1592-1627), Opitz ' Vetter und Freund, Bibliothekar und Rat Hz. Georg Rudolphs in Schlesien zu Liegnitz u. Wohlau (FG 58, „Lygius Princeps"), 1625 ksl. Rat. Opitz I, 133ff. S. 250510.
5 Johann Seussius (1566-1631), mit Opitz befreundeter Dichter, Sekretär Kf. Johann Georgs I. v. Sachsen . Reifferscheid, 884.
6 Bernhard Wilhelm Nüßler (1598-1643), Opitz 'Jugendfreund; Dichter und Gelehrter, fürstl. Sekretär, später Rat in Brieg und Liegnitz . Opitz I, 29-33.
7 Germania.
8 Hübner hatte seine Übertragungen der Sepmaines und kleinerer Gedichte des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas seit 1619 herausgegeben. Vgl. oben K 88.

K II
1 Opitz hatte diese Gedichte, deren Druck er bei seinem Besuch in Anhalt (s. K 1) F. Ludwig überreicht haben dürfte, sicher erst kurz zuvor geschrieben und drucken lassen. In den späteren Veröffentlichungen (C u. S) veränderte er die Überschriften, kürzte die lateinischen Verse in S und verbesserte den Text des deutschen Gedichts für C II (vgl. auch die postum erschienene Ausg. F II), wobei er von der hier edierten Erstfassung des lateinischen und deutschen Poems ausging. Denkbar wäre, daß Opitz noch in Anhalt nach dem Gespräch mit F. Ludwig den Text für LP umgeschrieben hätte. Vgl. besonders V. 5-6. Der Text LP könnte aber auch nicht von Opitz , sondern von einem Anhaltiner 'korrigiert' worden sein! Diese Annahme verdient den Vorzug, weil Opitz den in LP wohl aus biographischen Gründen ausgeschiedenen Hinweis auf Loysa Amoenas große Lateinkenntnisse in C beibehielt bzw. wieder aufnahm. Schließlich begründete diese Angabe ursprünglich die Wahl des Lateinischen für das erste Gedicht. Zwar verstand Loysa Amoena auch das Lateinische und übersetzte auch sogar aus dem Italienischen (s. Conermann TG, 590. 593 Anm. 143 ), jedoch lag ihre Begabung bzw. ihr Interesse offenbar beim Französischen und Hebräischen (LP V. 6 „wie ich [Gott] mein Wort gelehrt” ). Sie las nach Auskunft ihrer Vita in der Funeralschrift die Bibel nicht nur auf französisch, sondern: „Es haben auch J. F. G. im 12. Jahr Jhres alters die Ebreische Sprache lust zu lernen gehabt/ und darinnen so viel zugenommen/ daß Sie allen andern/ die [als Schüler während der ratichianischen Reform in Köthen ; K. C.] mit Jhr solche Sprache angehöret vorgangen/ welches viel gelehrte leute mit verwunderung gehöret. Vor Jhrem seligen hintritt haben J. F. G. in einem sonderlichen buch die schönsten und trostreichste Sprüche aus den Psalmen zusammen gebracht/ und in beyden Sprachen/ Frantzösisch und Ebreisch/ mit eigenen händen gar zierlich geschrieben/ jedoch nicht gantz hinaus gebracht/ weil J. F. G. durch die letzte kranckheit daran verhindert worden.” Opitz mag diese Stelle, als er die Verse 5 und 6 des Gedichts für C bearbeitete, überlesen oder ignoriert haben. Möglich ist jedoch auch, daß er die Fassung LP der beiden Gedichte bzw. die Funeralschrift damals nicht kannte, denn seine übrigen Veränderungen lassen sich auch ohne die Lektüre dieser Veröffentlichung erklären. Opitz könnte nämlich schon 1625 mündlich von F. Ludwig oder einem Hofmann über die Sprachenkenntnis der Prinzessin aufgeklärt worden sein. Später erinnerte er sich vielleicht nicht mehr genau an diese Worte und verschlimmbesserte deshalb in C die Verse 5 und 6. Die auffällige Auslassung der entsprechenden Zeilen bzw. die Umarbeitung des 7. Verses des lateinischen Gedichts für die 1631 separat erschienene Fassung S erlauben vielleicht den Schluß, daß sich Opitz bei oder nach seiner Aufnahme in die FG (1629) besser erinnerte oder auf den Fehler hingewiesen wurde, so daß er sich des Problems kurzerhand entledigte, indem er die lästigen Verse strich. Vgl. außerdem Janis L. Gellinek: Die weltliche Lyrik des Martin Opitz. Bern 1973, 17. 241. 300 Anm. 35.
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