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250705
Fürst Christian II. v. Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
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250705

Fürst Christian II. v. Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig


F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) sendet F. Ludwig seine Korrespondenz mit seinem Bruder Ernst (FG 47), die von dessen Reise von Livorno nach Genua handelt. — Ferner bittet er F. Ludwig um die Korrektur seiner beigefügten, aus dem Italienischen übersetzten Verse. — Er nimmt (vor seiner Reise nach Frankreich ) nochmals von F. Ludwig Abschied.
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Beschreibung der Quelle

QHAB: LHA Sachsen-Anhalt/ Oranienbaum: Abt. Köthen A 9a Nr. 30, 2 Bl., Bl. 73r-74v [A: 74v]; 73r u. 74r vacant; eigenh.; Sig. Eingangsvermerk F. Ludwigs .

Anschrift

AA Monsieur & Treshonnorè Oncle, Monseigneur le prince Louys d'Anhalt , a Warmbstorff
Eingangsvermerk:Pres. 5. Julij 1625.

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Monseigneur & Treshonnorè Oncle.

J'envoye cy ioinct, des lettres, venues de mon frere d'Jtalie , avec les miennes, par lesquelles V. A. verra, le beau voyage, que mon frere, le prince Ernest a fait en Jtalie , a Gennes de Livorno ,1 & les accueils quj luy ont estè faits. S'il plaist a V. A. de me renvoyer les miennes, apres les avoir leuës. J'envoye aussy a V. A. de petits vers traduits de l'Jtalien en Allemand, me sousmettant a sa gracieuse correction.2 Au reste ie reitere le congè d'hier,3 & demeure inviolablement, Monseigr.

Le treshumble & tresaffnè. serviteur de V. A.
Christian prince d'Anhalt.

Ma compaigne4 se recommende aux bonnes graces de V. A. & a celles de Made. vostre compagne5 comme ie fays aussy treshumblement.

de Bernburg ce 5 de Juillet 1625.

250705I

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Ein Gedicht Guarinis mit der Übersetzung Fürst Christians II.

Beschreibung der Quelle

QI Ehemals Fürstl. Dohna'sches Majoratsarchiv, Schlobitten: Fasc. 19/3 u. 47/3 [?] (verschollen). Zit. nach Chroust, 12 (F. Christians H.). Zur Überlieferung vgl. 260500 K 1.

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Sonnetto del Guarini.1


Dolcissimo usignuolo
Tu chiami la tua cara compagnia,
Cantando:a vieni, vieni,b anima mia.

A me canto non valec
E non hod come tue da volar alef
O felice augeletto.g

Come nel tuo diletto,h
Ti ricompensai ben l'alma natura,
Se ti nego savier dij die Ventura.
|| [457] Jst folgender gestaltt verdeutschtt:

Du liebe Nachtigall, wie thustu ruffen sehnlich
Dem süßen lieblein dein, das dir ist gleich undt ehnlich.
Du singst: fluchs, fluchs, nu komb, du allerliebste sehl,
Nun helff, das mein gesang mich auch nicht länger quehl,

Weil ich nicht, wie du hast, die federn, zu erfliegen
Dich glücklichs vögelein undt durfft sonst nieder liegen.
Dich hatt ja die Natur mitt frewdt so reich belohntt,
Daß du anstadt der wittz mitt glück allein gekrohntt.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
T I
TI: Varianten nach dem Abdruck von 1621, s. K I 1.
a Cantando
b vieni
c vale,
d ho,
e tu,
f ale.
g augelletto,
h diletto.
i riconpensa
j sauer, ti

Kommentar
1 Als Pz. Christian (FG 51) im Juni 1624 aus Italien in seine Heimat zurückkehrte, studierte sein jüngerer Bruder Pz. Ernst (FG 47) noch in Padua . Vgl. 280728 K. Die erwähnte Reise führte Ernst von Livorno in der Toskana nach Genua (Gênes).
2 Die Verse liegen dem Brief oder der Akte nicht bei. Da Christian unter dem Datum des folgenden Tages Briefe des Burggf. und Herrn Christoph zu Dohna (FG 20) beantwortete (s. 250706), ist es denkbar, daß F. Christian F. Ludwig italienische Verse und eine Übersetzung sandte, die ihm Dohna geschickt hatte. Vgl. hierzu z. B. das von einer italienischen Fassung begleitete, Dohna zugeschriebene Gedicht „Vom Hofleben.” [Borkowski (1898), 675f.]. Wie andere Übertragungen wurden auch Dohnas Dichtungen, welche er seinen Schreiben an den Prinzen beizulegen pflegte, von Pz. Christian , F. Ludwig und anderen Gesellschaftsmitgliedern verbessert. Da 250705 und 250706 jedoch keinen Hinweis auf eine solche Korrektur liefern, mögen die hier erwähnten Verse eine selbständige Nachdichtung F. Christians und deren Vorlage sein. Dafür spricht auch Christians Formulierung. Vgl. Beil. I. u. 221223 K 1.
3 Christian wird sich angesichts seiner bevorstehenden Frankreich-Reise schon am 4. 7. 1625 in Bernburg von F. Ludwig verabschiedet haben. S. 250701 K 1, vgl. 250627 u. 250702. Er brach am 6. 7. 1625 auf. Christian: Tageb. XXIV, Bl. 183ff. S. 260520 A K I 2.
4 F. Christians Gattin Eleonora Sophia (TG 39).
5 F. Ludwigs Gemahlin Amoena Amalia (AL 1618, PA, TG 2).

K I
1 U. d. T. „Dolcissimo Vsignuolo” in: RIME DEL MOLTO ILLUSTRE SIGNOR CAVALIERE BATTISTA GVARINI. Aggiuntoui in questa impressione le rime di diuersi eccellenti ingegni nella morte dell' Autore. Con priuilegio, & licenza de' Superiori. In VENETIA, MDCXXI.Appresso Gio. Battista Ciotti. An: IL PASTOR FIDO et le Rime del sig.r Caualier GVARINI [...] VENETIA. (O. J.), 366; Nr. XIX der Madrigali. Expl. vielleicht aus der Bernburger Schloßbibliothek (vgl. Kat. Dessau BB 11982). In StB Dessau: BB 11982. Vgl. auch HAB: P 343. 12° Heimst, bzw. 199.6.1 Poetica (Milano 1601). Da es nicht mehr festzustellen ist, welche Verse Pz. Christian seinem Oheim sandte (s. K 2), sollen das in Beil. I zitierte Gedicht Giovan Battista Guarinis und seine Übersetzung beispielhaft an ihre Stelle treten. Die Übertragung, deren Alternation und Prosodie den Einfluß von Martin Opitz (FG 200) zu verraten scheinen (s. 250706!), kann frühestens 1625 entstanden sein, da erst in diesem Jahr Opitz ' Poetik dem anhaltinischen Dichterkreis der FG bekanntwurde (s. 250413). Christian II. mag das Gedicht also unmittelbar nach Opitz ' Besuch in Anhalt übersetzt (s. 250700) oder — falls es doch eine Übersetzung Dohnas verbessert — umgeschrieben haben.
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