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474] Pz.
Christian (FG 51) richtete am 7. 11. 1625 zwei Briefe an seinen Oheim
Ludwig
(LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30). In einem der Schreiben (Bl. 81r-82v) kondolierte
er dem Fürsten zum Hinscheiden Fn.
Amoena Amalias v. Anhalt-Koethen (AL
1618, PA, TG 2) — sie war ihrem einzigen Sohn
Ludwig d. J. (FG 6; †1624) und ihrer
am 26. 3. 1625 in
Harderwijk gestorbenen einzigen Tochter
Loysa Amoena (TG 6) am
3. 9. 1625 in
Oldenburg in den Tod gefolgt. In dem anderen Brief (Bl. 79r-80v) verschonte
Christian trotz gegenteiliger Beteuerung seinen Oheim nicht mit den Schwierigkeiten
seines eigenen Lebens in
Rouen : „Je n'ose importuner V. A. en son dueil de tant
de circonscriptions, autrement je les luy specifierois, qu'il est impossible icy comme
(Baron) Prince mariè de m'entretenir a moins qu'avec
4000 Dalers annuels.” Vgl. Anm.
5. Vor allem bot er jedoch seine Überredungskünste auf, um seine Schwester
Loysa
Amalia (AL 1617, TG 20), die ihren Oheim in die
Niederlande begleitete, nach
Rouen
zu bringen: „Doncques Monseig
r., ma compaigne se trouvant enceinte, & du tout destituee
de compagnie, (d'autant qu'elle ne scauroit apprendre la langue françoyse,) elle m'a
priè pour l'honneur de Dieu de supplier V. A. de permettre a ma soeur
Louyse , que ie
l'osasse ammener moy mesmes icy, & cela cousteroit peu, & eile n'auroit qu'une nourrice
avec soy, pour nourrir nostre enfant quj naistra Dieu-aydant. De Damoyselles, & servantes
nous en avons assèz, pour la servir. Je luy ay long temps refusè ceste priere.
Toutesfois voyant qu'elle insistoit si fort, & qu'elle mourra aussy de ceste grossesse, je
ne luy ay sceu denier ce, a quoy la nature & amour fraternel me pousse.” Vgl.
250702
(betrifft damals noch
Christians Schwester
Anna Sophia , AL 1617 [?], PA, TG 19) u.
260211. F.
Ludwig beantwortete beide Briefe am 28. 11. 1625 und bemerkte: „Quant a
la demande que me faictez, touchant vostre sœur
louyse , qui est maintenant avec moy,
i'y vois bien l'affection que vous et Madame vostre consorte luy en portez, mais chez
moy, l'impossibili[té] de ne luy pouvoir permettre un tel voyage depar moy, sans le sçeu
de Monsieur vostre pere, lequel n'a gueres [...] le moyen de la faire retourner chez soy,
ou pour un temps chez Madame vostre grande mere a
Schüttorf [Gfn.
Magdalena v.
Bentheim ], laquelle en a aussi escrit depuis peu de iours, mais a cause des chemins et
passages, qui ne sont nullement ouverts encores, parmy ces parties guerroyantes, [...]
il me semble le tout sera delay[é] iusques, Dieu aydant, a mon retour vers le pays, qui
se fera au printemps [...] iusques icy ie suis encores travaillé de la fiebvre quarte.” (a.
a. O., Bl. 80v).
Pz.
Christian gebraucht
hier fälschlich das aus lat. deputatum abgeleitete, im 16. Jahrhundert eingebürgerte
deutsche Kanzleiwort „deputat".
Schulz/Basler I 136. Aus dem Tagebuch und den Briefen
Christians sind in dieser Zeit viele Klagen über seine desolate finanzielle Lage zu
entnehmen. Schon am 5. 11. 1625 hatte F.
Christian I. die jährliche Reiseapanage seines
Sohnes von 3000 auf 4000 Taler erhöht. Dazu sollten noch die Einkünfte aus den noch
nicht erlegten Heiratsgeldern und der Aussteuer der Gattin Pz.
Christians , Fn.
Eleonora
Sophia (TG 39), kommen. LHA Sa.-Anh./ OB: Bernb. A 9a Nr. 198
1, Bl. 95r, vgl. Bl.
22r, 97r, 106r u. 122f. Vgl. Anm. 1 u.
260211.
Der Einsatz einer
Frankreich
geliehenen kleinen englischen Flotte gegen die aufständischen Hugenotten von
La Ro
|| [475]
chelle und die Einmischung des englischen Königs zugunsten der französischen Protestanten
störten den von Buckingham und Richelieu angestrebten Ausgleich zwischen den
beiden Monarchien ebenso wie die Versuche der französischen katholischen Opposition,
den beabsichtigten Krieg gegen
Spanien zu verhindern. Am 29. 11. 1625 n. St. war es
zwar im
Haag zu einem Vertrag zwischen
Großbritannien ,
Dänemark und den Generalstaaten
gekommen, jedoch war der Anschluß
Frankreichs an diese antihabsburgische
Allianz, die auch auf die Rückgewinnung der
Pfalz gerichtet war, damals bestenfalls
ungewiß. Buckinghams Gesandte trafen am 30. 12. 1625 n. St. in
Paris ein. Obgleich
Kg.
Karl I. auf eine Hilfsaktion zugunsten der Hugenotten drängte und tatsächlich eine
maritime englische Expedition nach
La Rochelle am 20. 1. 1626 n. St. beschlossen wurde,
kam es Ende Januar 1626 in
Paris zu einer englisch-französischen Verständigung, die
auch durch ein Abkommen mit den Hugenotten abgesichert wurde (s.
260211 K 24).
Als
Karl von diesem Ausgleich am 6. 2. 1626 n. St. erfuhr, erhob er jedoch weitere
Forderungen. Tatsächlich blieben auch die folgenden Verhandlungen erfolglos; 1627/28
kam es vor
La Rochelle sogar zu einem französisch-englischen Krieg, der mit dem
Rückzug der englischen Truppen und dem Einzug Kg.
Ludwigs XIII. in die Stadt (1.
11. 1629 n. St.) endete.
Samuel R. Gardiner: History of England. Bd. 5-6. Reprint New
York 1965. Vgl. Anm. 7
Der Angriff der englischen Flotte im November 1625 war
ein Fehlschlag, da die Silberflotte auswich und
Cadiz nicht erobert werden konnte. Nach
dem Abschluß des Haager Vertrags (s. Anm. 6) wurden zwar am 5. 12. 1625 n. St.
englische Flottenpläne für eine erneute Blockade spanischer Häfen publik, jedoch verweigerte
das englische Parlament 1626 die benötigten Gelder.
Gardiner, a. a. O. VI,
9ff. u. 37.
Vgl.
260211. Auf seiner Reise nach
Frankreich hatte F.
Christian II. am 11. 7. in
Hamburg im „hoff von holland" Station
gemacht und war am 14. zu Wasser und zu Lande in Richtung
Stade weitergereist,
während seine beiden gemieteten Kutschen mit dem Gepäck auf dem Landwege folgten.
Christian: Tageb. XXIV.
Die Flucht des französischen Steuerpächters und allgewaltigen
Finanziers
Antoine Feydeau , der die Staatskasse entführt hatte (vgl.
Dictionnaire
de biographie française XIII. Paris 1975, 1257), gefährdete im Januar 1626 nach der
Meinung F.
Christians II. die Überweisungen F.
Christians I. Auch wurden damals auf
|| [
476]
Befehl des französischen Königs holländische Schiffe abgefangen (LHA Sa.-Anh./ OB:
Bernb. A 9a Nr. 198
1, Bl. 123r; Brief
Christans an seinen Vater, 14. 1. 1626), so daß
die Sendungen
Christians I. , die er an seinen Agenten
Adolph v. Börstel in
Paris adressierte,
doppelt bedroht erschienen. Hinzu kam, daß in
Rouen Gerüchte über einen
Bankrott des Kaufmanns
Latfeur umliefen. Vgl.
Christians Brief an seinen Vater vom
5[?]. 2. 1626, a. a. O., Bl. 126. Gemeint ist
Charles de Latfeur , der zusammen mit
seinem Bruder
Piet und anderen Kaufleuten über den Faktor
Filippo Burlamachi in
London und dessen Schwager
Filippo Calandrini (s.
260211 K 22) u. a. an Kreditgeschäften
für Kg.
Jakob I. und dessen Nachfolger
Karl I. beteiligt war.
Violet Barbour:
Capitalism in Amsterdam in the Seventeenth Century. Boston 1950, 106. Vgl.
260211
K 23. Vom 27. 5. bis zum 1. 6. 1626 weilte
Christian in
Amsterdam , wo er mit
Charles
de Latfeur verhandelte.
Christian: Tageb. XXIV, Bl. 220v. S.
260211.