Text

260520A
Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
[Inhaltsverzeichnis]
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260520A

Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig


Antwort auf ein Sonett F. Ludwigs ,1 von diesem in 260619 beantwortet. Christian II. (FG 51; Der Unveränderliche) bedankt sich in seinem Sonett für Ludwigs (Der Nährende) Glückwunschgedicht (s. Beil. I) zur Geburt seines Sohnes Pz. Beringer v. Anhalt- Bernburg .2

Beschreibung der Quelle

QHM Köthen: V S 447d, Bl. 6rv, 6v vacat; eigenh., mit Verbesserungen F. Ludwigs (L).

Anschrift

AVgl. 260520.

Text


Des vnveränderlichen antwortt, auff des Nährenden, wolgereymte glückwünschung. etc.2
|| [497] Der Nehrendea garb wol diec Rahtschläg, Gotts, betracht
Das zeigen an died reym, soe er mir hat thun senden,
Darinnen er begreifft, an waß für ortt vndt enden,3
Der liebe Trewe Gott, mein Söhnlein, nahm in acht.
(5) Darumb ich ihme auch, danck, billich in Andacht,
Er woll sein werck fortan, erhalten vndt vollenden,
Bey diesem trewen wuntsch, laß ichs allein bewenden
Dieweil der Schöpffer weiß, am besten, waß er macht.
Hierbey kan aber ich zu dancken nicht vmbgehen,
(10) Dem Nehrendenf der sich, so gar wol thut verstehen,
Auff die vmbstände all, auf den ort, auf die zeitt,
Nicht nur des Kinds geburt, Ja wieg es wardt entpfangen
Da wir nochh wünschten all, sein ankunfft mitt verlangen,
Wennsi zeitig4 würde seyn, wie es Gott lob, da leytt.

Des Nehrenden, dienstbeflißener, fruchtgesell,

Der vnverenderliche.

Gegeben zu Altena Schüttorf ,5 am 20. May, im Jahr, 1626.

260520AI

Fürst Christians Mitteilung der zwischen Fürst Ludwig und ihm gewechselten Sonette an den Burggrafen und Herrn Christoph zu Dohna

Beschreibung der Quelle

QEhemals Fürstl. Dohna'sches Majoratsarchiv, Schlobitten, Fasc. 19/3 [u. 47/3 ?] (verschollen). Zit. nach Chroust, 8f.

Text


Auff des unveränderlichen Erstgebohrnen Sohn hat der Nährende nachfolgendes Klinggedichte gemacht.1
Wie unveränderlich die Rhatschläg Gottes sindt,
Das kan man nicht genueg mitt wortten viel herzehlen,
Von Mutterleibe an die Seinen er thut wehlen
Und das bezeigett auch an diesem Lieben Kindt.

(5) Jm Niderlandt anfangs sich sein entpfängnüß findt,
Jn Franckreich nimbtt es zu,2 an ihm muß gar nichts fehlen,
Zum Knäblein lebendt wirdt gleich andern feinen Sehlen
Und kömbt vollkommen drauff zu dieser weit geschwindt.

Wiewol es weitt ins landt ein langen weg getragen
10 Durch manche groß gefahr, hat man dran nichts zu sagen,
Zu Schüttorff wirdt es jung undt da viel frewde bringtt
|| [498] Der Alt fraw Mutter3 sein, die sich darob vernewett,
Der Großherrvatter4 auch sich mit dem Sohn erfrewett,
Der vater helts in arm undt mit herumber springt.


NB. Obgeschriebenes Kling- undt reymgetichtte ist im Jahr 1626 gestellet worden.
Nun folget die Antwort darauff:

Des Unveränderlichen Andtwortt auff des Nehrenden wolgemeinte glückwüntschung.
Der Nährende gar wol die Rahtschläg Gotts betrachtt,
Das zeigen an die Reym, so er mir hat thun senden,
Darinnen er begreifft, an was für orth und enden
Der liebe trewe Gott mein Söhnlein nahm in achtt.

(5) Darumb ich ihme auch danck billich in andachtt:
Er woll sein werck fortan erhalten undt vollenden.
Bey diesem trewen wuntsch laßa ichs allein bewenden,
Dieweil der Schöpfer weiß am besten, waß er machtt.

Hiebey kan aber ich zu dancken nicht umbgehen
(10) Dem Nährenden, der sich so gar wol thut verstehen
Auff die umbstände all, auf den ortt, auf die zeitt

Nicht nur des Kinds geburtt, ja wie es wardt entpfangen,
Da wir noch wünschten all sein ankunfft mitt verlangen,
Wenns zeitig wurde seyn, wie es Gott lob da leytt.


Anmerckungen: Man muß sich, ob schon hieroben geseztes reymgetichte nicht allerdings ohne fehl gestellet sein möchte, nicht darüber ärgern, in erwegung, das dazumahl, nemlich im jahr 26, die gebundene rede bey weittem noch nicht so herrlich erbawett undt außgearbeittet als sie anizob ist, gewesen. Bitte derowegen umb glimpfliche aufsicht.5

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T T: Am Rande neben dem Schluß der Überschrift und der ersten Gedichtzeile eine Notiz von unbekannter alter Hand des Fürst. Nehrend. schrifft — F. Ludwigs Hand (L). Unterstreichungen bezeichnen Streichung.
a Zw. e und n senkrechter Strich L der der Nehrtt
b L so
c Hiervor senkrechter Strich.
d L bezeugen seine.
e L die
f Bis gar L der der Nährendt heist, und sich
g LJa wievnd wan
h Lnoch offtt
i Bis seyn L Das es mocht zeitig sein

T I
a laßt wohl Fehler in der Abschrift Christians bzw. im Druck.
b Folgt [1629] als Erklärung Chrousts

Kommentar
1 Die Existenz eines Schreibens F. Ludwigs (Der Nährende), dem das von F. Christian II. (FG 51) erwiderte Gedicht Ludwigs beilag, ist in 260520 bezeugt. Nur eine || [499] Abschrift des Gedichts F. Ludwigs wurde durch eine Veröffentlichung Chrousts bekannt (s. Beilage I). Ludwig könnte etwa Anfang Mai 1626 auf eine Notifikation Christians über die Geburt Pz. Beringers (21. 4. 1626) geantwortet haben. Vgl. Christian: Tageb. XXIV, Bl. 216r: „vnd haben J Flg. dieses newgebornen Jungen herrleins wegen, hin vndt wider an die Fürstl. Nechste befreundte Avisen schnell ablauffen laßen.” Die von F. Ludwig in 260619 genannten Gründe für seine zögerliche Erwiderung dreier Schreiben Christians — darunter der früheste Brief vom 12. 5. 1626 — hielten den Nährenden nicht davon ab, kurz zuvor Christian zur Geburt seines Sohnes zu gratulieren. 260520A war wohl Christians Brief 260520 beigelegt. Obwohl Ludwig in 260619 das Briefgedicht Christians nicht von 260520 unterschied, darf es durchaus als ein der Form nach eigenständiger Gesellschaftsbrief gelten. Er wird hier unter einer eigenen Nummer veröffentlicht, um ihn seinem Charakter entsprechend als selbständige Antwort auf das in Beilage I zitierte Sonett F. Ludwigs darzustellen.
2 Zur Geburt und Taufe F. Beringers , des ersten Sohns F. Christians II. , s. 260106 Kll, 260211 K 10 u. 260619 K 8. Vgl. 260500 u. 260520.
3 Vgl. Beil. I K 2-3.
4 Pünktlich.
5 Christian und seine Gattin Eleonora Sophia (TG 39) hielten sich damals in der Burg Altena auf, dem Witwensitz Gfn. Magdalenas v. Bentheim (s. 260211 K 10 u. unten K I 3, vgl. 260106 K 1, 260419, 260520 u. 260619 K 5).

K I
1 Dieses und das folgende Sonett bilden das erste und zweite Stück einer von Chroust wohl nach den beiden angegebenen Faszikeln zusammengestellten Serie von zehn durchnumerierten Gedichten (Chroust, 8-12), die F. Christian II. wahrscheinlich eigenhändig, nach Chrousts Vermutung im Jahre 1629, mit einer zusätzlichen Erklärung versah und Dohna (FG 20) abschriftlich mitteilte (Chroust, 5). S. 250705 I, 260500 u. 270915 I-IV.
2 Zu der in der Nacht vom 6. auf den 7. 7. 1625 angetretenen Reise F. Christians II. und seiner Gattin Eleonora Sophia nach Rouen vgl. 250627 K 1, 250702, 250705 K 3 u. Christian: Tageb. XXIV, Bl. 183rff. Am 22. 7. setzten Christian und seine Gattin mit einem Komitat von 14 Personen (darunter Curt v. der Trautenburg gen. v. Beyern, FG 167, u. Georg Haubold v. Einsiedel , FG 138) bei Emden nach Westfriesland über und gelangten nach Zwischenstationen in Amsterdam , Rotterdam , Middelburg und anderen niederländischen Städten am 21. 8. nach Calais , am 27. 8. nach Rouen .
3 Gfn. Magdalena v. Bentheim (s. K 5) war die Mutter der Fn. Anna v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 16), der Mutter F. Christians II. , mithin die Urgroßmutter Pz. Beringers . Vgl. Christian: Tageb., XXIV, Bl. 216r: „[...] vnd ist heutte JFg. GroßfrauMutter zur Elter Mutter gemacht worden, nicht ohne frewdenstränen, welches Jeziger Zeit ein rarum contingens in deutschlandt ist.”
5 Darauf weist Christian Dohna auch in 260500 hin. S. dort Anm. 5.
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