Antwort
1 auf
260520 u.
260520A.
F.
Ludwig führt mehrere Gründe für seine verspätete Antwort auf drei Schreiben F.
Christians (Der Unveränderliche; FG 51) an. Er drückt seine Freude über die Geburt
und Taufe Pz.
Beringers aus, eines Sohns F.
Christians . Dessen Taufname sollte lateinisch
mit Beringarius und nicht mit Ursinus wiedergegeben werden, da heraldische und
genealogische Gründe Ursinus als Geschlechtsnamen bestimmen. — Auf eine andere
Frage seines Neffen, die die Präzedenzansprüche der Häuser Oldenburg (als Herzöge
v. Holstein) und Mecklenburg im Reich betrifft, antwortet
Ludwig mit verhaltener
Kritik. Er erwähnt die behauptete königliche Abstammung der Dynastien und den
Verzicht der Mecklenburger auf die Session im Reichsfürstenrat. — Das von
Christian
empfangene Dankgedicht für
Ludwigs Reime auf die Geburt
Beringers werde er mündlich
beim nächsten Zusammentreffen besprechen. —
Ludwig ersetzt seinem Neffen den
Verlust des Gf.
Friedrich Ludolph v. Bentheim-Alpen (Der Ergetzende; FG 106) geliehenen
GB 1624 durch ein Exemplar, in dem zwei neue Gesellschafter mit ihren Reimgesetzen
hinzugesetzt wurden. Hiervon möge
Christian dem Ergetzenden und Kräftigen
(Gf.
Wilhelm Heinrich v. Bentheim-Steinfurt , FG 11) Mitteilung machen. —
Ludwig
erörtert die Bedeutung des deutschen Namens Adalger, dessen Ursprung
Aventinus
behandele. Hinsichtlich des Vorkommens dieses Namens und damit benannter Heiliger
bei den Chauken verweist er auf deren Geschichte. —
Ludwig wünscht
Christian und
seiner Familie Glück für die geplante Rückreise nach
Harderwijk , bedankt sich für die
Ehrung bei der dort wohl abgehaltenen FG-Zeremonie des Hänselns und weist ihn auf
Tobias Hübner (Der Nutzbare; FG 25) einst vorgelegte Rätselreime über das Hänseln
hin. Sobald es der Zustand seines von (
Wallensteins ) Truppen heimgesuchten Teilfürstentums
erlaube, wolle er wahrscheinlich in
Spa und
Aachen den Sauerbrunnen gebrauchen.
Er werde
Christian dann vielleicht noch in der Nähe finden.
Text
[Handschrift: [Bl. 19r]]Hochgeborner fürst, freundtlicher geliebter vetter, ich finde fur mir dreyerley
E. L. schreiben, darauff sie von mir noch nichts empfangen, aus ursachen
meiner hertzlieben gemahlin sehliger begrebnus,
2 meiner ünpassligkeitt,
3 als
woll der im lande noch wehrenden grossen vngelegenheitt des uberheufften
Kriegsvolcks wegen;
4 Zwey E. L. schreiben nun waren deutsch vom 12., vnd
20. Maij aus
Schuttorff ,
5 das dritte ist Frantzösisch aus
Amsterdam a vom 30.
desselben Monats;
6 Jm ersten erzehlen mir E.L. die täuffte
7 ihres söhnleins,
8
wollen wie sein Nähme woll lateinisch zugeben, als auch wegen der Stelle vnd
vorsitz etzlicher fürstlichen heuser im Reich berichtett sein. Darauff ich El.
dieses nichtt verhalten mag, das ich mich nitt alleine der geburtt wegen ihres
|| [
510]
geliebten Söhnleins, sondern auch das
b seine Christliche tauffe woll vnd ordentlich
abgangen, mitt derselben freundtvetterlich nochmals erfreuen thu. Der
Nahme
Behringer deutsch, solte meines ermessens in Latein zum besten
Beringarius
heissen, dan ob man schon die
Behringer zu der zeitt auch mag
Ursinos
genennett haben, so erscheintt es doch, so woll aus dem einen vnserm wapen
9
des gekrönten Behrs
Ursin genantt, so das alte
c Stam Wapen ist, als aus dem
noch verhandenen vornehmen furstengeschlechtt der
Ursiner10 in
Jtalien , das
Ursind mehr ein geschlechtt als ein tauffnahme ist. Wir aber kommen auch von
Albrechten dem Behr,
Alberto Urso, der zu
Ballenstedtt begraben sein soll,
11 her,
bey deme der zunähme nechst dem tauffnahmen zusehen. Das hauss Meckelnburg
12
hatt, meines wissens, an ietzo auff Reichstägen keine gewisse sitzende
stelle, aus ursachen das es vnter die jenigen fursten, die es meinett, ihme nitt
vorgehen sollen, nitt sitzen will, vnd dieselben ihnen auch nitt weichen wollen;
Auff Kreisstägen aber des Nieder Sächsischen Kreisses fhuren sie, als ich meine
ihre stelle vnd stimme. Jhr geburtt verzeichnüs wirdt von den Wendischen
Königen her in Ordnung gerechnet, dahero ich auch glaube beyde häuser Holstein
13
vnd Meckelnburg, als Königlichen herkommens, sich andern fursten im
schreiben vorsetzen, vnd halte ich sonsten dafür es seye keinem dergleichen
standt benommen, nach dem er sich selbsten hoch oder wehrtt heltt, sich im
schreiben oder reden vorzusetzen, doch wirdt höffligkeitt vnd demutt allezeitt
für der
e höchsten tugenden eine
[Handschrift: [Bl. 19v]] gehalten
f , wiewoll man auch zulesstt,
das ihme ein ieder seine eigene Kappe mag zuschneiden, als sie ihm bequem
zu sein deuchtett: So viell auffs erste. Bey dem andern schreiben
14
hatt der
Vnveränderliche dem Nehrenden auch wieder Reimweise gleicher artt geantwortet
vnd berichtett, was fur ein streitt, über das
g in Reimen gestelte verzeichnus
der fruchttgesellschaffter, so er aus händen gelassen, mitt dem ergetzenden
15
sich begeben, vnd wie er solches wegkommen lassen, umb ein neues
bittett, vnd dasselbe wan er es wiederbekommett, sein lebtage nichtt mehr aus
händen zu lassen beteuerlich erbieten vnd verbinden thutt.
h Die Anttwortt in
Reimen wirdt mitt grossem danck auffgenommen; vnd was ettwa weiniges
darinnen zuverbessern,
16 bis zur zusammenkunfftt, vnd mundtlicher vnterrede,
darbey man alles klärlicher zeigen kan, gesparett. Der verlust aber des weggekommenen
buchs oder verzeichnuss beyligendt
i ersetzett, mitt der bedingung,
das der Vnveränderliche sich seinem eigenen vnd vorgemeldeten erbieten gemess
verhaltte, darbey aber woll bedencke, ob er dasselbe so genau könne in
achtt nehmen. Jn diesem Verzeichnus
j wirdt er auch noch zwey neue gesellschaffter
mitt ihren achten
17 finden, vnd solche
k unbeschwertt denen in
Westpfalen
anwesenden gesellschafftern dem Kräfftigen vnd Ergetzenden auch mittheilen.
Der Nahme Adolger ist deutsch, vnd seine worttforschung
18 ist diese,
das er des Adels gierig ist, oder den selben gerne hatt, wie dergleichen Nahmen
viell, vnd ihr Vrsprung in der deutschen Beyrischen Geschichtt herren Hansen
von Abensperg, in Latein
Johannes Aventinus genantt, zufinden,
19
vnd halte ich
dafür es sein viell gutte gesellen, vnd rechttschaffene Kerll gewesen, die also
geheissen, ob aber bey den altten Kautzen, oder
Caucis, die im Bistumb Bremen
vnd der graffschafftt Oldenburg gewohnett, dergleichen nahmen vnd heiligen
|| [
511]
gewesen, hetten El. in ihren geschichtten
20
nachzuschlagen. So viell auffs Andere.
Das dritte
21
hatt nun weitter in sich die erzhelung woll abgegangener reise
vnd gehaltenen nachtlagers zu
Harderwig , was merckliches aldar gesehen vnd
furgelauffen, vnd wie E. L. ihre ruckreise darauff wieder zuzunehmen bedachtt,
l
vnd als ich fast vermute, woll auffs neue aldar
22
sie
l durfften haben
l
Henseln lassen. Aus welchem
[Handschrift: [Bl. 24r]] allen ich
m EL. beharliche Zuneigung zu mir,
in dem sie mein vnd der meinigen gedechtnüs so hoch, offtt vnd dick
23 ehren
verspure, vnd deroselben von hertzen wuntsche, das solche ihre reise, mitt dero
gemahlin, vnd jungem söhnlein, dem Gott ein langes leben, vnd gutte gesundtheitt
geben wolle, nach ihrem besten wuntsch möge ablauffen. Jch will aber
wehnen, es werden El. zu
Harderwick als dan die Possen mitt leib vnd seele
rechtt haben
l kennen lernen; were es nichtt geschehen, so wurde man hier
etzliche Reime
24 hierüber fur weinig Jharen dem Nutzbahren Rätzelsweise auffgeben,
auffsagen müssen, vnd El. nechst mundtlicher erkle[run]g
n vorzeigen,
vnd were das mercklichste dessen orts in achtt zunehmen, zu ruck blieben. El.
werden diesen vnd andere schertze, die zu diesen betrubten zeitten bisweilen
ettwas ergetzung geben, im besten vermercken, vnd die anwesende freundschafftt
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meinettwegen zum freundtlichsten grussen: Jch gehe auff Rahtt der
ärtzte damitt umb, so baldt ich nur des volcks
26 wegen, so meinem lande am
meisten beschwerlich, abkommen kan, noch diesen Sommer einen Sauerbrunnen
zu besuchen, vnd durffte woll auff
Spah vnd
o Ach
27 fallen, vielleichtt finde
ich dan El. noch auff der nähe, die ich mitt den ihrigen in den schutz göttlicher
Almachtt befhele. Geben zu
Cöthen den 19. Junij
p 1626
E L. dienstwilliger treuer Vetter
Ludwig fzuAnhalt