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260619
Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
[Inhaltsverzeichnis]
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260619

Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg


Antwort1 auf 260520 u. 260520A. F. Ludwig führt mehrere Gründe für seine verspätete Antwort auf drei Schreiben F. Christians (Der Unveränderliche; FG 51) an. Er drückt seine Freude über die Geburt und Taufe Pz. Beringers aus, eines Sohns F. Christians . Dessen Taufname sollte lateinisch mit Beringarius und nicht mit Ursinus wiedergegeben werden, da heraldische und genealogische Gründe Ursinus als Geschlechtsnamen bestimmen. — Auf eine andere Frage seines Neffen, die die Präzedenzansprüche der Häuser Oldenburg (als Herzöge v. Holstein) und Mecklenburg im Reich betrifft, antwortet Ludwig mit verhaltener Kritik. Er erwähnt die behauptete königliche Abstammung der Dynastien und den Verzicht der Mecklenburger auf die Session im Reichsfürstenrat. — Das von Christian empfangene Dankgedicht für Ludwigs Reime auf die Geburt Beringers werde er mündlich beim nächsten Zusammentreffen besprechen. — Ludwig ersetzt seinem Neffen den Verlust des Gf. Friedrich Ludolph v. Bentheim-Alpen (Der Ergetzende; FG 106) geliehenen GB 1624 durch ein Exemplar, in dem zwei neue Gesellschafter mit ihren Reimgesetzen hinzugesetzt wurden. Hiervon möge Christian dem Ergetzenden und Kräftigen (Gf. Wilhelm Heinrich v. Bentheim-Steinfurt , FG 11) Mitteilung machen. — Ludwig erörtert die Bedeutung des deutschen Namens Adalger, dessen Ursprung Aventinus behandele. Hinsichtlich des Vorkommens dieses Namens und damit benannter Heiliger bei den Chauken verweist er auf deren Geschichte. — Ludwig wünscht Christian und seiner Familie Glück für die geplante Rückreise nach Harderwijk , bedankt sich für die Ehrung bei der dort wohl abgehaltenen FG-Zeremonie des Hänselns und weist ihn auf Tobias Hübner (Der Nutzbare; FG 25) einst vorgelegte Rätselreime über das Hänseln hin. Sobald es der Zustand seines von (Wallensteins ) Truppen heimgesuchten Teilfürstentums erlaube, wolle er wahrscheinlich in Spa und Aachen den Sauerbrunnen gebrauchen. Er werde Christian dann vielleicht noch in der Nähe finden.

Beschreibung der Quelle

QLHA Sachsen-Anhalt/ Oranienbaum: Abt. Bernburg A 10 Nr. 1, 2 Bll., Bl. 19rv u. 24rv, [A: 24v]; eigenh., Sig.

Anschrift

ADem Hochgebornen fürsten, Herren Christian den jungern , fürsten zu Anhalt, graffen
zu Askanien, herren zu Bernburg vnd Zerbst, meinem freundtlichen viellgeliebten Vettern etc.
zu S L. handen

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[Handschrift: [Bl. 19r]]Hochgeborner fürst, freundtlicher geliebter vetter, ich finde fur mir dreyerley E. L. schreiben, darauff sie von mir noch nichts empfangen, aus ursachen meiner hertzlieben gemahlin sehliger begrebnus,2 meiner ünpassligkeitt,3 als woll der im lande noch wehrenden grossen vngelegenheitt des uberheufften Kriegsvolcks wegen;4 Zwey E. L. schreiben nun waren deutsch vom 12., vnd 20. Maij aus Schuttorff ,5 das dritte ist Frantzösisch aus Amsterdam a vom 30. desselben Monats;6 Jm ersten erzehlen mir E.L. die täuffte7 ihres söhnleins,8 wollen wie sein Nähme woll lateinisch zugeben, als auch wegen der Stelle vnd vorsitz etzlicher fürstlichen heuser im Reich berichtett sein. Darauff ich El. dieses nichtt verhalten mag, das ich mich nitt alleine der geburtt wegen ihres || [510] geliebten Söhnleins, sondern auch dasb seine Christliche tauffe woll vnd ordentlich abgangen, mitt derselben freundtvetterlich nochmals erfreuen thu. Der Nahme Behringer deutsch, solte meines ermessens in Latein zum besten Beringarius heissen, dan ob man schon die Behringer zu der zeitt auch mag Ursinos genennett haben, so erscheintt es doch, so woll aus dem einen vnserm wapen9 des gekrönten Behrs Ursin genantt, so das altec Stam Wapen ist, als aus dem noch verhandenen vornehmen furstengeschlechtt der Ursiner10 in Jtalien , das Ursind mehr ein geschlechtt als ein tauffnahme ist. Wir aber kommen auch von Albrechten dem Behr, Alberto Urso, der zu Ballenstedtt begraben sein soll,11 her, bey deme der zunähme nechst dem tauffnahmen zusehen. Das hauss Meckelnburg12 hatt, meines wissens, an ietzo auff Reichstägen keine gewisse sitzende stelle, aus ursachen das es vnter die jenigen fursten, die es meinett, ihme nitt vorgehen sollen, nitt sitzen will, vnd dieselben ihnen auch nitt weichen wollen; Auff Kreisstägen aber des Nieder Sächsischen Kreisses fhuren sie, als ich meine ihre stelle vnd stimme. Jhr geburtt verzeichnüs wirdt von den Wendischen Königen her in Ordnung gerechnet, dahero ich auch glaube beyde häuser Holstein13 vnd Meckelnburg, als Königlichen herkommens, sich andern fursten im schreiben vorsetzen, vnd halte ich sonsten dafür es seye keinem dergleichen standt benommen, nach dem er sich selbsten hoch oder wehrtt heltt, sich im schreiben oder reden vorzusetzen, doch wirdt höffligkeitt vnd demutt allezeitt für dere höchsten tugenden eine [Handschrift: [Bl. 19v]] gehaltenf , wiewoll man auch zulesstt, das ihme ein ieder seine eigene Kappe mag zuschneiden, als sie ihm bequem zu sein deuchtett: So viell auffs erste. Bey dem andern schreiben14 hatt der Vnveränderliche dem Nehrenden auch wieder Reimweise gleicher artt geantwortet vnd berichtett, was fur ein streitt, über dasg in Reimen gestelte verzeichnus der fruchttgesellschaffter, so er aus händen gelassen, mitt dem ergetzenden15 sich begeben, vnd wie er solches wegkommen lassen, umb ein neues bittett, vnd dasselbe wan er es wiederbekommett, sein lebtage nichtt mehr aus händen zu lassen beteuerlich erbieten vnd verbinden thutt.h Die Anttwortt in Reimen wirdt mitt grossem danck auffgenommen; vnd was ettwa weiniges darinnen zuverbessern,16 bis zur zusammenkunfftt, vnd mundtlicher vnterrede, darbey man alles klärlicher zeigen kan, gesparett. Der verlust aber des weggekommenen buchs oder verzeichnuss beyligendti ersetzett, mitt der bedingung, das der Vnveränderliche sich seinem eigenen vnd vorgemeldeten erbieten gemess verhaltte, darbey aber woll bedencke, ob er dasselbe so genau könne in achtt nehmen. Jn diesem Verzeichnusj wirdt er auch noch zwey neue gesellschaffter mitt ihren achten17 finden, vnd solchek unbeschwertt denen in Westpfalen anwesenden gesellschafftern dem Kräfftigen vnd Ergetzenden auch mittheilen. Der Nahme Adolger ist deutsch, vnd seine worttforschung18 ist diese, das er des Adels gierig ist, oder den selben gerne hatt, wie dergleichen Nahmen viell, vnd ihr Vrsprung in der deutschen Beyrischen Geschichtt herren Hansen von Abensperg, in Latein Johannes Aventinus genantt, zufinden,19 vnd halte ich dafür es sein viell gutte gesellen, vnd rechttschaffene Kerll gewesen, die also geheissen, ob aber bey den altten Kautzen, oder Caucis, die im Bistumb Bremen vnd der graffschafftt Oldenburg gewohnett, dergleichen nahmen vnd heiligen || [511] gewesen, hetten El. in ihren geschichtten20 nachzuschlagen. So viell auffs Andere. Das dritte21 hatt nun weitter in sich die erzhelung woll abgegangener reise vnd gehaltenen nachtlagers zu Harderwig , was merckliches aldar gesehen vnd furgelauffen, vnd wie E. L. ihre ruckreise darauff wieder zuzunehmen bedachtt,l vnd als ich fast vermute, woll auffs neue aldar22 siel durfften habenl Henseln lassen. Aus welchem [Handschrift: [Bl. 24r]] allen ichm EL. beharliche Zuneigung zu mir, in dem sie mein vnd der meinigen gedechtnüs so hoch, offtt vnd dick23 ehren verspure, vnd deroselben von hertzen wuntsche, das solche ihre reise, mitt dero gemahlin, vnd jungem söhnlein, dem Gott ein langes leben, vnd gutte gesundtheitt geben wolle, nach ihrem besten wuntsch möge ablauffen. Jch will aber wehnen, es werden El. zu Harderwick als dan die Possen mitt leib vnd seele rechtt habenl kennen lernen; were es nichtt geschehen, so wurde man hier etzliche Reime24 hierüber fur weinig Jharen dem Nutzbahren Rätzelsweise auffgeben, auffsagen müssen, vnd El. nechst mundtlicher erkle[run]gn vorzeigen, vnd were das mercklichste dessen orts in achtt zunehmen, zu ruck blieben. El. werden diesen vnd andere schertze, die zu diesen betrubten zeitten bisweilen ettwas ergetzung geben, im besten vermercken, vnd die anwesende freundschafftt25 meinettwegen zum freundtlichsten grussen: Jch gehe auff Rahtt der ärtzte damitt umb, so baldt ich nur des volcks26 wegen, so meinem lande am meisten beschwerlich, abkommen kan, noch diesen Sommer einen Sauerbrunnen zu besuchen, vnd durffte woll auff Spah vndo Ach27 fallen, vielleichtt finde ich dan El. noch auff der nähe, die ich mitt den ihrigen in den schutz göttlicher Almachtt befhele. Geben zu Cöthen den 19. Junijp 1626

E L. dienstwilliger treuer Vetter
Ludwig fzuAnhalt

260619I

Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig , 12. 5. 1626

Beschreibung der Quelle

QHM Köthen: V S 447c, Bl. [Handschrift: [4r]], [Handschrift: [4v]] - [Handschrift: [5r]], [Handschrift: [5v]], 2 Bll. [A: [Handschrift: [5v]]], 5r vacat; eigenh., Eingangsvermerk F. Ludwigs , Sig. — Anfang des Briefs nicht überliefert.

Anschrift

AA Monseigneur & Treshonnorè Oncle, Monseigneur le prince Louys d'Anhalt , a Cöhten.
Eingangsvermerk Ludwigs: Pres. 8/18. Junij 1626.

Text


meines bedünckens nicht vbel lautett. Es hat mich des herzogs von Meckelnburgs Ld. zu dero angestelltem Beylager vndt frewdenfest auf den 7den.huius, freundtlichen gebehten vnd eingeladen. Dieweil icha aber, männiglich bekandter Ehehafften, vndt itztgedachten Kindestäuffe halber, mich nicht einstellen können, werden Jre Ld. mich, sampt meiner freundtl. hl. gemahlin die Sie auch || [512] darzu erbehten, frl. vor endtschuldiget halten. Dennoch betrachte ich in diesem werck eine absonderliche Vorsehung Gottes, das Meine GroßfrawMutter auf einen Tag, einen Leiblichen Sohn, vndt einen SchwiegerSohn, haben vndt gewinnen muß, darüber Jre Ld. albereit, herzliche frewdensThränen vergoßen. Eines aber, möchte ich gerne von E. G. vnbeschweert berichtet seyn. Ob nemlich das hauß Meckelnburg im Reich, session zu deutsch eineb sitzendec stelle auf Reichstägen, habe, oder nicht. Dann Sied so gar [[Handschrift: [4v]]] steiff, in beeden vnsern einladungsschreiben, das hauß Meckelnburg dem hause Anhaltt, zume 4. mal vorziehen, vndt selbsten vorsetzen, dergleichen die Hollsteiner auf meinem beylager zu Arnspöeck auch gethan, da ich doch gänzlich darvorhalte, beyde häuser, (außer des hauses Gottorp vndt der königl. Dänischen Linien) haben keine session vndt müßen vnß billich nachgehen. Jn vnsern antworttschreiben, haben wir alternirt, vndt halte darvor auß höfflichkeit, ziehenf wir gegen ihnen, ihr hauß, dem vnsrigen vor, nicht aber auß schuldigkeit, oder vnß zum nachtheil. E. G. wollen mir diese weitterung nicht vor vnguet nehmen, sondern mich in dero gnadt erhalten, vndt mirs vor keine hoffahrt außdenken, das ich vnserm vhraltem fürstlichem Stamm, nichts zu begeben gedencke. E. G. hiermitt Göttlicher beschirmung befehlende.

DatumSchüttorff den 12. May, 1626.

E. G. dienstwilliger vetter,
Christian , der Jünger FzAnhaltt.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a aus Amsterdam eingefügt.
b Für ⟨den⟩
c Eingefügt.
d ⟨A⟩rsin für A[scenas]?
e Für ⟨die⟩
f Auch Kustode.
g Für ⟨ein⟩?
h Punkt? Bindung verdeckt Satzschluß.
i Für ⟨in⟩ligen dt? 255
j Für (. . ..)zeichnus
k Für solch⟨es⟩
l Eingefügt.
m Auch Kustode.
n Papierfalte.
o Für ⟨oder⟩
p Für ⟨Maij⟩?

T I
a Eingefügt.
b Aus eine⟨r⟩
c Eingefügt.
d Folgt ⟨d⟩
e Bis einschl. mal Eingefügt.
f Eingefügt für ⟨sezen⟩

Kommentar
1 Auch Antwort auf F. Christians II. (FG 51) Briefe v. 12. 5. 1626 (s. Anm. 5 u. Beil. I) u. 30. 5. 1626 (s. Anm. 6). 260520A lag 260520 bei. Zum letzten vorherigen Zusammentreffen Ludwigs mit Christian s. 260211 K 10.
2 Fn. Amoena Amalia , geb. Gfn. v. Bentheim (1586-1625), AL 1618, PA, TG 2; best. in Köthen am 25. 8. 1626. Vgl. LHA Sa.-Anh./ OB: Dess. A 10 Nr. 15, Bl. 23r.
3 Zu F. Ludwigs andauernden Beschwerden vgl. 260211, bes. K 12.
4 Vgl. z. B. 260211 K 13f. Die Lage Anhalts war durch Wallensteins Sieg über Mansfeld an der Dessauer Brücke (15. 4. 1626) bestimmt. Vgl. KU I, 60-184.
5 Vgl. Anm. 1. Christian weilte mit seiner Gattin in Schüttorf am Hof seiner Großmutter, Gfn. Magdalena v. Bentheim . S. Beil. I u. 260211 K 10, vgl. 260106 K 1, 260419, 260520 u. 260520A K 5 u. I.
6 Verschollen.
7 Kindtaufe. Vgl. DW XI.1.1, 194.
8 Pz. Beringer . Vgl. 260106 Kll. 260211 K 10. 260500. 260520. 260520A u. I. 260619. Die Taufe Beringers fand in Schüttorf am 7. 5. 1626 statt. Christian: Tageb., XXIV, Bl. 216v-217v (Auszug des Sigismund Ladisla ). Da der von Ludwig erwähnte Teil des Briefs nicht überliefert ist, sei der Inhalt des Tagebuchs Christians hierzu in Auswahl mitgeteilt: Pate standen F. Christian I. v. Anhalt || [513] (FG 26) [vertreten durch Gf. Wilhelm Heinrich v. Bentheim-Steinfurt (FG 11)], Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön (FG 101) [vertreten durch Gf. Friedrich Ludolph v. Bentheim-Alpen (FG 106)], Christians II. Großmutter Magdalena , welche auch Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) vertrat, sodann Gfn. Anna Elisabeth v. Bentheim-Steinfurt [geb. Fn. v. Anhalt-Dessau; ⚭ Gf. Wilhelm Heinrich ], Hzn. Eleonora v. Schleswig-Holstein-Sonderburg [TG 31, vertreten durch Anna Elisabeths Schwester Fn. Johanna Dorothea v. Anhalt-Dessau , spätere Gfn. v. Bentheim- Tecklenburg] und Gf. Arnold Jobst v. Bentheim-Bentheim . Zur Taufe trug das Kind Arnold Jobsts Schwester Magdalena , begleitet von den bentheimischen Drosten Heede und Elß und geführt durch die Marschälle Einsiedel und Stevening . „Das kindt ist Bähringer genennet worden, dieweil JFg. vorfahren die alten Vrsiner vndt Bähringer tapfere helden gewesen, vnd der Junge herr verhoffendlich [...] Jhne nacharten soll.” (Bl. 217r). Bei der Taufe war das Kind so stramm gewickelt, daß es zu sterben drohte. Als Vorschneider diente beim folgenden Gastmahl Johann v. Münster (FG 139).
9 Nach Brottuf: Genealogia, Bl. VIIv, war das erste Wappen des Stammvaters der Fürsten von Anhalt („Bernthobaldus der Beher oder Beringer") das „des Geschlechtes der Herrn Behringer oder Behern/ von dem Harzte/ Nemlich ein schwartzer Beher [Bär] mit einer güldnen Corona/ und einem gülden halsbande/ Der Beher gehet anff [!] vier zinnen/ im weissen felde.”
10 Orsini. Einer der sächsischen Bäringer hat sich nach Brottuf: Genealogia, Bl. VIVv, in römischen Diensten gegen die Franken König Chlodwigs verdient gemacht: „Derhalben ward dieser Herr von Ballenstedt vom Keyser Theodosio iuniore/ welcher zu Constantinopel Hoff hielt/ mit verwilligung vnd vorbit des Römischen Raths auff Vrsin befürstet vnd belehnet/ vnd ist ein Fürst zu Vrsin worden. Daruon komen her die Vrsiner die Römische Fürsten/ dere Geschlechte noch heute in Jtalia/ vnd zu Rom verhanden ist.”
11 Der Askanier Albrecht der Bär , Mgf v. Brandenburg, wurde 1170 wahrscheinlich im Westwerk der Ballenstedter Klosterkirche bestattet. HhS XI, 29.
12 Stammte von wendischen Obotritenfürsten ab, die 1348 von Kg. Karl IV. als reichsunmittelbare Herzöge anerkannt wurden. Anlaß zu den folgenden Ausführungen Ludwigs gaben die von Christian in Beil. I erwähnten Einladungen (an C. u. seine Gattin Eleonora Sophia , TG 39) zur Vermählung Hz. Johann Albrechts II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158) mit Christians Schwester Eleonora Maria (AL 1617, TG 17). Zu Ahrensbök (Kr. Eutin) heiratete Christian am 27. 2. 1625Eleonora Sophia , die Schwester Hz. Joachim Ernsts von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön . Vgl. Anm. 13. u. 250218 K 15. Noch auf dem Regensburger Reichstag von 1640/41 nahmen die gottorfischen und dänischen Gesandten des Hzt.s Holstein nicht an den Sitzungen des Fürstenrats teil und reichten ihr Votum nur schriftlich ein. Aus Präzedenzgründen und wegen eines Vormundschaftsstreits mit der zum Reichstag zugelassenen Hzn. Eleonora Maria nahm der Gesandte Hz. Adolph Friedrichs v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) seinen Platz nicht ein und gab nicht einmal sein Votum ab. Kathrin Bierther: Der Regensburger Reichstag von 1640/1641. Kallmünz 1971 (Regensburger historische Forschungen 1), 54f.
13 Vgl. Anm. 12. Der Gottorfer Herzog und der dänische König regierten die auf ewig verbundenen Herzogtümer Holstein und Schleswig und zwar jeder in seinem eigenen (herzoglichen bzw. königlichen) und später auch zusammen in dem gemeinschaftlichen Anteil. Dabei war der König von Dänemark Oberlehnsherr des Hzt.s Schleswig und für das Hzt. Holstein Lehnsmann des Kaisers; hierin stand er auf einer Stufe mit dem Herzog zu Gottorf, der jedoch sein Lehnsmann für das Hzt. Schleswig war. Die von der dänischen Linie abgespaltene sonderburgische Linie und deren Teillinien, denen auch Christians Schwager Hz. Joachim Ernst (s. Anm. 8) angehörte, besaßen demnach keinen Anspruch auf Reichsstandschaft, jedoch wurden sie vom || [514] dänischen König und vom Kaiser mit Teilen von Schleswig (seit 1580) und Holstein (1590) belehnt. Insofern ist Christians Argumentation (in Beil. I) nicht unbestreitbar. Sie drückt sich in der Rangordnung der Paten bei der Taufe seines Sohns Beringer aus. S. Anm. 8.
14 Vgl. 260520 u. 260520A.
15 Gf. Friedrich Ludolph v. Bentheim-Alpen hatte Christians Exemplar des GB 1624 (mit Friedrichs v. Schilling [FG 21] „außlegung der geschlechter Nahmen") verliehen und dadurch verloren. S. 260520 u. Conermann II, 47.
16 S. Christians Sonett und die Verbesserungen F. Ludwigs in 260520A. Vgl. 260520.
17 Die aus acht Versen bestehenden Reimgesetze zweier inzwischen eingetretener Mitglieder der FG, die im GB 1624 noch nicht vertreten waren.
18 Hier: etymologia. „Wortforschung" (lat. „Etymologia") wurde wohl zuerst in Wolfgang Ratke: Allgemeine Sprachlehr (Cöthen 1619), 4ff. [vgl. Grammatica universalis (Cöthen 1619), 4ff.] als eine der vier Teile der Sprachlehre neben „Wortschreibung" („Orthographia"), „Wortsprechung" („Prosodia") und „Wortfügung" („Syntaxis") gebraucht und auf eine umfängliche Bedeutung festgelegt: „Die Wortforschung ist das dritte Theil der Sprachlehr/ von eines jeden Worts Natur insonderheit.” (Allgemeine Sprachlehr, 4). Sie beschäftigt sich mit der Bedeutung, dem Ursprung und der Zusammensetzung, Ableitung und Flexion der Wörter. Vgl. DW XI. 2, 1569f.
19 Im Bayerischen Chronicon führt Aventinus (I, 114) unter den „teutschen und bairischen künig nach der sindfluß und vor der Zerstörung des künigreichs Troia” auf: „Adelger, Adalogerion.” Ebd. 123 (Stammbaum): „Herzog Diet I., in latein Theodo genant, ist ein sun künig Adelgers und enikel künig Haunwolfs des Scheireres” . Ebd. 275 (betr. Herkommen der Stadt Regensburg ): „Do man 493 jar zalt, kamen die Schwaben und Baiern mit iren künigen Aireich und Adlger zam, wolten auch künig sein, zugen mit einander wider kunig Ludwig den grossen [Chlodwig] auß Frankreich , warn aber erschlagen nit weit von der stat Trier [...] und lagen die Franken ob, muesten sich die Schwaben und Baiern an die Franken ergeben und den küniglichen nam abtuen [...]” . Ebd. 358 in der Deutschen Chronik unter der „Erklerung etlicher teutscher namen und Wörter” (S. 357-363): „Adelger, der des adels begert oder girig ist. Dis namens ist ein bairischer könig gewest, des dritten vatter, welcher zum ersten die Baiern in das land bracht und gefürt hat.” Vgl. ebd. II, 328: „Adelger dux Boius” (in ,Annales ducum boiariae'), außerdem I, 17; II, 3. 4. 5 ff. Adalger ist wohl aus Adalo/Adal- (zu ahd. adal, alte Abstammung, Adel) und minderbetontem ahd. mhd. -ger > gair, lat. -garius, Spieß (nicht ahd. gër, begierig) herzuleiten. Vgl. Wilhelm Braune: Althochdeutsche Grammatik, 12. Aufl. bearb. v. Walther Mitzka. Tübingen 1967, § 43 u. Anm. 1, § 58 Anm. 3. Vgl. 260520 u. K 9.
20 Der Anlaß zu diesem Hinweis geht nicht aus 260520 hervor, mag also in Christians verlorenem Brief vom 30. 5. 1626 gegeben worden sein. F. Ludwigs Antwort läßt an den hl. Adalgar , Erzbf. v. Bremen-Hamburg (888-909), denken. Zu den Chauken bzw. Chauci, Cauci, Cauchi vgl. Aventinus I, 626 (Carmina, 5. Str.): „Saxonum felix populos parenti | Quod subest tanto, Phrygio Cherusci, | Albis et spumans, duplices Cauci | Carmine plaudunt.” ; V, 959 (Bayerische Chronik): „Unsere vorfordern, die Teutschen [...] damit man nit mainet von des namens wegen, si wärn auch under dem römischen reich, teten si den alten iren nam Germanshaim und Germanien ab, schöpften inen neue nämen: die zwischen den Friesen und Denmark, des Reins und Elb sizen, vormals Chauci Cherusci, Sycambri, warden nun hinfüran Saxen, die Cimbri Dennen g'nant.” Ähnlich III, 8 (Annales ducum boiariae). Vgl. VI, 64 u. 90.
21 Brief v. 30. 5. 1626. Vgl. Anm. 1. Am 24. 5. brach Christian ohne seine Gattin von Schüttorf auf, besichtigte unterwegs Coevorden , Zwolle und Kampen und erreichte am 26. 5.Harderwijk . Am nächsten Tag fuhr er mit dem Schiff nach Amsterdam . Nach Verhandlungen mit dem Kaufmann Charles de Latfeur (vgl. 260106 u. 260211) konnte er wegen des Wetters nicht nach || [515] Harderwijk zurücksegeln und reiste schon am 1. 6. über Land (Naarden , Amersfoort , Deventer und Enschede , wo er von spanischen Reitern gefangen und kurz zu Oldenzaal festgehalten wurde) nach Schüttorf (4. 6.) zurück. In Harderwijk besichtigte Christian mit Bürgermeister Ernst Brinck [„Ernst Fridrich von Brinck" (Christian: Tageb. XXIV, Bl. 226r)] die große Kirche, die Bibliothek, den Hafen und das Rathaus, blieb wegen des ungünstigen Windes auch über Nacht, schlug jedoch am Morgen die Einladung der drei Bürgermeister zum Frühstück aus und bestieg das Schiff. Christian: Tageb. XXIV, Bl. 218v-222r. Zu Harderwijk u. Brinck vgl. 250218 K 18, 250413 II Q u. 261010 K 13 bzw. 16.
22 Zu der beliebten possenhaften Zeremonie des Hänselns, welche mit der Aufnahme in die FG verbunden war, vgl. 240910, 250305 (bes. V. 90f) u. 510000A. Bei der letzten belegbaren Aufnahme eines Mitglieds (Gf. Friedrich Ludolph v. Bentheim-Alpen , s. 260419 K 1) hatte F. Ludwig am 16. 4. in Schüttorf selbst die Zeremonien geleitet. In Christian: Tageb. XXIV, Bl. 216r wird allerdings das Hänseln nicht erwähnt. Nach Auskunft des Tagebuchauszugs über diese Zeit hielt Christian keine Versammlung der FG ab. Wer hätte sich in Harderwijk oder Amsterdam in der Kürze der Zeit zu einem Gesellschaftstreffen einfinden können? Zu denken wäre vor allem an Johann v. Mario (FG 100; vgl. Bl. 236v). Christian kehrte am 1. 7. nach Harderwijk zurück und lebte — abgesehen von zwischenzeitlichen Reisen (4. 7. 1626 - 11. 6. 1627) — mit seiner Gattin in F. Ludwigs neugemietetem Haus (Tageb., Bl. 222v ff.).
23 Vgl. mhd. frühnhd. dicke: oft, häufig.
24 Die Tobias Hübner (FG 25) aufgegebenen Rätselverse sind unbekannt.
25 Hier kann nicht die Gesamtheit der Verwandten (Goetze, 90), sondern nur die der Befreundeten gemeint sein. Vgl. Freundschaft, amicitia. DW IV.1.1, 167.
26 Kriegsvolk. Vgl. Anm. 4.
27 Spa und Aachen . S. 260211 K 12.
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