Den Inhalt dieses verschollenen Briefs gibt
Christian: Tageb. III (30. 10./9. 11.
1623) an: „Schreiben von F.
Ludwigen , daß herzog
Augustj von Lünenburg , vndt meiner
base freulein
Dorothea hochzeit zu Zerbst auf den 27. Oct. st. v. fortgehen werde. Jtem
daß mein vetter Graff
Adolff von Bentheimb todes verfahren. Er ist ein tapferer verständiger
herr gewesen, vndt ist wol zu beklagen, dann wenig Graffen im Reich, ihme
|| [
222]
gleich gewesen. Jtem das Mansfeldt auß Ostfrieslandt, gewichen, vndt solches den
Staden, eingereumbt. Tilly liege in der
Grafschafft Bentheimb Steinfurt vndt
Lippe vndt
da herumb. Man vermeinet er werde sich
Marpurgs impadroniren vor L.
Ludwigen . Jch
habe F.
Ludwigen wieder geschrieben.” Vgl.
KT XI2.
Christians (FG 51) vorliegende
Antwort auf
Ludwigs Schreiben ist also vordatiert. Zur Vermählung Hz.
Augusts d. J.
v. Braunschweig (FG 227) mit Pzn.
Dorothea v. Anhalt-Zerbst (Tochter F.
Rudolphs ,
FG 12) vgl.
230819. Gf.
Adolph v. Bentheim , s. unten. L.
Ludwig ist Lgf.
Ludwig V. v.
Hessen-Darmstadt (1577-1626).
Pierre Du Moulin d. Ä:
Héraclite, de la vanité et
misère de la vie humaine, dt. Vgl.
Kat. Dessau BB 3335: Heraclite ou de la vanité de la
vie humaine. MDCIX. 12° (Verlust). F.
Ludwig scheint Pz.
Christian die in
Köthen
gedruckte Übersetzung Pzn.
Eleonora Marias v. Anhalt-Bernburg (AL 1617, TG 17)
geschickt zu haben: „Heraclitus Oder Betrachtung der Eitelkeit und Elend des Menschlichen
Lebens. Aus dem Frantzösischen/ in unsere Teutsche Sprach versetzet. Gedruckt
im Jahr 1623." Folgt im Druck mit dem zitierten Zwischentitel und fortlaufender Bogenzählung
([M]r-[Qx]v) hinter
Hans Ernsts v. Börstel (FG 41) Übersetzung Schatzkämmerlein
Heilsamer Zuneigungen, s.
230809. Vgl.
Christian: Tageb. III; 2./12. 11. 1623
(vgl.
KT 174): „Abrahamj Sculteti Predigt gelesen. Jtem in einem buch so meine Schwester
frewlein
Eleonora verdeutschet, Meditation de vanité de la vie humaine, welches
neulich zu Cöthen gedruckt worden.” Vgl. auch
Kat. Dessau BB 3336: „(
Eleonore Marie ,
Prinzessin von Anhalt, Uebersetzerin), Heraclitus oder Eitelkeit u. Elendt dess menschlichen
Lebens etc. 4 Abschnitte. Aus dem Franz. (Geschrieben.) Anno MVCVVIII denn
I Januarij. 1 Bd. 4°. Prgtbd.” Verlust. Eine andere gemeinsame Auflage der Übersetzungen
Börstels und der Prinzessin erschien in
Köthen 1641. Vgl. StB
Dessau BB 25361 E.
Zu Christians Quartanfieber, das mit seinen wechselnden Anfällen
wie Malaria verlief, vgl.
230802, zu F.
Ludwigs Urteil
230913. An seine Mutter,
Fn.
Anna (AL 1617, TG 16), hatte
Christian noch am 2./12. 10. 1623 geschrieben: „Ç'a
estè asseurè nj de la continue, ni de la (tertiane) tierce ni de la fievre quarte. J'espere de
me reigler en sorte qu'elle ne reviendra plus, & certes cela me couste assèz. Monsr. mon
Oncle le Prince
Louys dit, qu'il l'a eu tout de mesmes, & qu'a peine l'on en peut estre
quitte, si tost, m'escrivant qu'elle est plus dangereuse en
Italie qu'en
Allemaigne .” LHA
Sa.-Anh./ OB: Bernb. A 9a Nr. 195, Bl. 151r
Gf.
Adolph von Bentheim-Tecklenburg
(geb. 17. 7. 1577), der älteste Bruder von
Christians Mutter
Anna . Vgl. Anm. 1. Sein
Sterbetag wird in der Literatur unterschiedlich und gewiß falsch angegeben, z. B.
August
|| [223]
Karl Holsche: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg.
Berlin u. Frankfurt 1788. Ndr. Osnabrück 1975, 75: Graf
Adolf „starb am 5ten
November 1623 im 47ten Jahr seines Alters.” Falsch auch
Europäische Stammtafeln,
NF. Hg. v. Detlev Schwennecke, IV. Marburg 1981, Taf. 2: 5. 4. 1623, oder
Europäische
Stammtafeln, Hg. v. F. Baron Freytag v. Loringhoven, IV. Marburg 1961, Taf. 43: 5.
11. 1628 n. St. Vgl. auch
Johann Kaspar Möller: Geschichte der vormaligen Grafschaft
Bentheim von den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Lingen a. d. Ems 1879, 227:
Todesjahr 1625.
Hermann Grote: Stammtafeln. Leipzig 1877, 195: 1625.
Christian hatte
noch vor seinem Italienaufenthalt in
Nürnberg am 19. 5. 1623 einen am 18. 5. erhaltenen
Brief des Grafen beantwortet (
Christian: Tageb. III; 18./28. bzw. 19./29. 5. 1623),
welcher
Christian eine unbekannte diplomatische Aufgabe gestellt haben dürfte. Am 19.
5. 1623 schrieb
Christian an F.
Ludwig : „Damit ich den Sachen nicht zu viel oder zu
wenig thue, schicke E. G. ich hiemitt ein blancket an die Kayß. May.
tt- darauf sie mögen
in meinem nahmen in der Graffen von Bentheimb sachen, dero belieben nach schreiben
laßen, vndt Johann Löben bericht thun.” LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 47r.
Am 5./15. 11. 1623 legte er nach Auskunft seines Tagebuchs (Bd. 3) Trauerkleidung
an. Gf.
Adolf dürfte im September 1623 a. St. gestorben sein, da Pz.
Christian II. in
einem Brief vom 3./13. 12. 1623 an seine Mutter
Anna deren Mitteilung über den Tod
ihres Bruders vom 17. 10. 1623 mit den Worten beantwortete: „Je porte grand regret &
deüe compassion avec V. A. de la mort de feu mon Oncle le Conte Adolfe. C'est une
grande perte & pr. le public & pour la Contè.” LHA Sa.-Anh./ OB: Bernb. A 9a Nr.
195, Bl. 153v