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Bericht einer Prinzessin von Anhalt-Dessau an die Prinzessinnen Juliana und Magdalena von Hessen-Kassel
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Bericht einer Prinzessin von Anhalt-Dessau an die Prinzessinnen Juliana und Magdalena von Hessen-Kassel


Fn. Anna Maria v. Anhalt-Dessau (PA; TG 34) — oder deren Schwester Sibylla Christina (PA) — beschreibt die Begebenheiten beim Besuch verschiedener fürstlicher Personen in Dessau in der Zeit vom 30. 6. bis etwa zum 15. 7. 1624. Sie bedient sich der Gesellschaftsnamen der Académie des Parfaits Amants. — Auf einer Vergnügungsreise nach Weimar überrascht Pgf. Ludwig Philipp v. Simmern (FG 97; PA) den anhaltischen Hof durch einen Abstecher nach Dessau just in dem Moment, als F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10; PA) mit seinem Gefolge nach Köthen ziehen will, um von dem verreisenden F. Ludwig (FG 2; PA) und dessen Begleitern Abschied zu nehmen und || [278] seine Schwestern Eleonora Dorothea (PA; TG 4) und Kunigunde Juliana (PA; TG 26) nach Dessau zu holen. — Der Maler Augustus fertigt im Kabinett Fn. Agnesas v. Anhalt-Dessau (PA; TG 25) ein Miniaturporträt des Pfalzgrafen an. Da die beiden Schwestern noch am 30. Juni in Dessau eingetroffen sind, holt man zu den abendlichen Spielen auch die junge Kunigunde Juliana , welche in die Obhut Margarethes v. Kötschau gegeben worden war. Zum Vergnügen des Hofs flirtet Ludwig Philipps Hofmeister Gleissenthal (Hans Jacob v. G. [FG 195]?) mit dem etwas säuerlichen Mädchen. — Der Pfalzgraf reist nach zweitägigem Aufenthalt nach Weimar zurück. Wenige Tage später trifft Mgfn. Dorothea v. Brandenburg (PA) in Dessau ein — in ihrem Gefolge ihre Schwester Hzn. Anna Augusta v. Braunschweig-Wolfenbüttel , welche sich während der Reise ihrer Mutter Elisabeth (?) nach Dänemark an Dorotheas Hof begeben hatte. Die Markgräfin wird nach der Abreise Melides (PA) zu ihren Eltern nur von zwei adligen Jungfern, dem Kammerjunker Werner (v.) Hahn (FG 42), dem Pagen Wüstenhoff , einem anderen Edelknaben und dem jetzt zum Rat des Administrators des Erzbistums Magdeburg aufsteigenden Joachim Caesar begleitet. Die geplante Überraschung mißlingt der Markgräfin, da der Dessauer Hof von ihrer Ankunft erfahren hat und die Fürsten, Kavaliere und sechs Damen, darunter die Verfasserin und deren Schwestern Eleonora Dorothea und Kunigunde Juliana , ihr entgegenreiten. Eine der Damen, die ,Zähnwehtagerin', verliert bei dieser Gelegenheit die Kontrolle über den von ihrem Vetter Célion geborgten Hengst. Unter allgemeinem Gelächter fällt ihr Hut, gleichsam als Ausdruck der Höflichkeit, genau vor der Kutsche Dorotheas zu Boden. Die von der Besucherin erwarteten Vergnügungen lassen sich nur langsam an, zumal die Gesellschaft allein durch den aus Italien zurückgekehrten Lysis vergrößert wird. Am Tage nach Dorotheas Ankunft spaziert man im Garten und tanzt auf ihren Wunsch hin. Der ihretwegen am folgenden Tage herbeigeeilte Thilo v. Vitzenhagen (FG 95; PA), dazu Célion , Diederich v. dem Werder (FG 31, PA) und Juliana Ursula v. Krosigk (PA) drängen Fn. Agnesa so lange, bis sie von ihrem Gatten Johann Casimir , der selbst mit den Kavalieren auf die Jagd reitet, die Erlaubnis für ein Fest einholt. Man verlost schließlich für eine Maskerade Rollen aus den Metamorphosen Ovids und bestimmt die Tisch- und Tanzordnung. Fn. Agnesa und Célion können kaum die Verwirrung und Ratlosigkeit meistern, in die die Eitelkeit der Spieler und der Mangel an Kostümen die Gesellschaft stürzen. Die Verfasserin des Berichts und Diederich v. dem Werder schaffen es jedoch, mit List die besonders schwierige Markgräfin als Europa und deren Schwester als Salmacis zu verkleiden. Nur wenige bemerken, daß Dorotheas Figur und Bewegungen im Widerspruch zu ihrem Putz stehen. Den besten Eindruck machen Juliana Ursula v. Krosigk (Proserpina), Tobias Hübner (FG 25; Pluto), Hahn (Actaeon), Maximus v. Kötschau (Hermaphroditus) und Salmacis. — Aus Weimar treffen überraschend Pgf. Ludwig Philipp und Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30, PA) mit einer Schar von Kavalieren (Tersandre, Cleomer, Squilindre und Georg Friedrich v. Brandenstein , FG 84) ein. Durch Pluto und die übrigen Kostümierten selber überrascht, helfen sie, die Gesellschaft zu vergrößern. Nachdem zwei Verkleidete ihren Maskenanzug dem Pfalzgrafen und dem Herzog abgetreten haben, nehmen die Paare nach ihrem Rang an einer kreuzweise aufgestellten Tafel Platz, obenan Jupiter (F. Johann Casimir ) und Dorothea . Nach dem Mahl vergnügt man sich bei deutschen und französischen Tänzen. Die Laune der plumpen Markgräfin setzt dem Tanzen ein Ende, dennoch wird es ein lustiger Abend. — Dorothea verschiebt ihre Abreise um einen Tag und reitet, nachdem die Briefschreiberin die Scheu der Markgräfin durch Abtretung ihres geduldigen Fuchses besiegt hat, mit der Gesellschaft aus. Man fängt drei Hasen und tanzt nach der Rückkehr bis in die Nacht. Fast vier Tage nach ihrer Ankunft zieht Dorothea mit || [279] ihrem Gefolge ab, während Ludwig Philipp und Bernhard noch drei Tage in Dessau bleiben und sich mit Ringelrennen und Tanzen vergnügen. Damen und Herren reiten gemeinsam aus und erfreuen sich bei Reimspielen besonders an den Erfindungen Squilindres. Solche Spiele hätte man im Beisein Dorotheas nicht veranstalten dürfen, da es ihr dazu eher an Esprit als an Bereitschaft mangle. Am letzten Abend mit den Gästen offenbaren alle Spieler reihum ihre Gefühle gegenüber den Anwesenden. Die Berichterstatterin inszeniert dabei eine kleine Kabale, um den eingebildeten Brandenstein durch allgemeines Bekunden seiner Mißliebigkeit zu provozieren. Er fällt tatsächlich aus der Rolle und muß sogar durch ein Eingeständnis der Prinzessin beschwichtigt werden. — Hz. Bernhard reist am folgenden Tag ab. Der Pfalzgraf reite zur verwitweten Fn. Dorothea v. Anhalt-Dessau (⚭ FG 9; † 1618; PA; TG 24) nach Sandersleben und kehrt am dritten Tag aus ihrem Dorf Radegast berauscht mit seinem Gefolge und etlichen anhaltischen Hofleuten nach Dessau zurück. Man vergnügt sich bis um ein Uhr nachts bei Spielen, wobei es zu Annäherungsversuchen des Pfalzgrafen an die Briefschreiberin(?) und seines Hofmanns Hüht an Pzn. Kunigunde Juliana kommt. Um vor der für zwei Uhr nachts geplanten Abreise Ludwig Philipps noch ein wenig zu ruhen, legen sich Kunigunde Juliana mit der Schreiberin und Eleonora Dorothea mit Johann Casimir angekleidet um ein Uhr zu Bett. Da Fn. Agnesa bereits schwanger ist, sagt die Magd Cattrin im Scherz eine zweite Kindtaufe voraus. Der Pfalzgraf weckt die Geschwister aber bereits nach einer halben Stunde. Im Zimmer der Berichterstatterin, die die Laute schlägt, tanzen die Genannten, dazu Pz. Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24; PA) und andere, noch bis zur Abfahrt Ludwig Philipps nach Berlin um zwei Uhr morgens. Erst dann begibt sich der Hof zur Ruhe. — Die Verfasserin entschuldigt sich für ihr langes und einfältiges Schreiben und bittet um Diskretion.

Beschreibung der Quelle


Q Gesamthochschulbibliothek Kassel: 2° Ms. poet, et roman. 11, Bl. 75r-80v; eigenh. Bl. 75r-79r, Bl. 79v von unbek. H., Bl. 80 vacat.

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Relation
deßen so im dem Monaht Julio Ao 1624 zu vindigora1 bey einer hohen Fürstlich versamblung vndt gesellschaftt sich begeben, darundter nur geliebder kurtze daß vornembste, vnd Lächerlichste, berichtet werden Soll.
Erstlich, ihr Schone Liebe Damen,2 weill vnß deuchtet, daß all dergleichen Sagen, So sich hier vndt in vnserm bey sein, auch wißen begeben, ihr auch, theilhaft werden müsset, der kurtzen zeitt aber halben, zu verdrislich wehre, einerley so oftt, daß ist an eine iede absonderlich davonzuschreiben, als habe ich vors beste geachtt, Solches in eine gemeine relation zubringen, deren ihr alle zugleich genießen könnett.
So wißett nun erstlich daß als Clidamant3 , eine Spatzierreiße, nach Weimar , vrsace (dem er schrecklich affectioniret) vndt seine Brüder4 zu besuchen, vorgenommen, hat er Seinen weg hierauf zugenommen, vnß ab[er] so Eylendt vberrachsett5 , daß er vnß, so er ein augenblik Spähter kommen wehre, keinen menschen hier funden hatte, Sinthemahl Selbigen Tag, Rÿthimer vndt die Seinigen,6 nach Chöten ziehen wollen, nach dem numehr vorreisthen Merouè vndt den Seinigen7 abscheitt zu nehmen, vndt die beyden, Madonthe vnd Clarine,8 anhero zuholen, die dan selbigen Tag noch kahmen, vnd noch (Gott lob) alhier bey vnß verharren. Daßelbe mahl ist Clidamant 2 tage hier bleiben, in welchen || [280] er die zeitt damit zubringen muste, das er sich (in der Sylvie9 Cabinet) muste abmahlen laßen, in klein, durch Augustum10 , welcher ihn dan wohl getroffen. Den abendt aber, weil er Seinem Lustigen humor nach, nicht lang still oder sehr gravithetisch sein kan noch will, so wardt ihm vndt der Companie zur Zeitt vertreib, allerley lauffendt vndt sitzendt Spiel angefengt11 . vnd damit desto mehr frauen zimmers darbey wehre Ließen wir Saurzäpfgen12 , (welche Seindt13 der Methine14 abreißen, alhier bey der Fr: Köttschin15 ist) (mehr zum poßen) hierauf kommen, welcher Clidamants hofmeister, ein gleißenthall16 (nur Sie zu vexieren Sie abereß vor erst halb auf nahm17 ) ziemlich amour machte, also das wier mit ihr gute kurtzweil hatten. Darauf zog Clidamant nach Weimar mit versprechen inkurtzen wieder herzu kommen, [75v] Wenig Tage nach demselbigen, kahm die Galathèe18 her, brachte aber niemandt mitt als ihr Jüngste Schwester19 , die sonst noch bey der Amasis ist, itzo aber nur solang bey ihr wahr, biß die Amasis auß dennemarck wieder kommen, welches nun auch geschehen. Vber das hette Sie nur 2 Jungfrawen bey Sich, dan die Melide20 wieder von ihr, zu ihren Eltern gezogen[.] ihre von Adel waren; M: werner han jhr Kammer Jungker21 wüstenhof , vndt dan noch ein Sawerteig,22 Cæsar aber, sonst Priscus genandt,23 war auch hier mitt, welcher itzo raht bey dem Administratore wirdt; der Galathèe ahnkunfft soltt zwar heimlich Sein, wie Sie dan auch keinen Furir Zettul noch nichts vorahn geschickt, sondern vnß nur vberraschen wollen; weil wir aber, von einem ortt ein wenig avis bekommen hatten als schickten wir vnß zu der ahnkunft vndt ritten ihr sampt den herren vndt Cavalliri entgegen. Vnser frawen zimmer, darundter Madonthe vndt Clarine auch waren, waren 6[.] die Sechste, war die gute Frau Zhänwehtagerin24 , welche ihres vettern Célions 25 großen hengst ritte, dieselbe machte den besten aufzugk, dan als eben die Galathèe gefahren kahm, vndt die herren ein wenig vorahn reuten, köntt Sie, als ein vnschuldig Lam, ihr Pferdt nicht regiren vndt daß Laufft hübsch vor all den Andren vorahn, zu Kutsche zu, vndt alß Sie eben vor der Galathèe kömpt, da wier andern noch weit weit hinden waren, feldt ihr der hutt ab, Comme en signe de reverence; wie solcher actus nun von iedermann belacht worden, ist leicht zu dencken. vndterdeßena fuhren wier mitt der Galathèe herein, welch aber dießer re[n]contre halben, fast Launisch worden, dan Sie vermeinett vnß gar biß in die stube (vnß vmbreißendt) zu vberraschen. denselben abendt war nichts ahngefangen Sondren, nach dem man ihr biß ins gemach aufgewarttet, ging man schlaffen. Den andren tag, weil die Companie noch nicht gar groß, wüste man auch nicht viel (ihren humor nach) anzufangen führten Sie zwar in gartten, aber weil Sie so maulhenckolisch26 , vnd sich heimlich gegen die Madonthe verlautenb Ließe, daß Sie kein Lust, zu Spielen, Sondren Lieber zu Tanzen habe, alß war den abendt nach essens biß im Elf gedantzet, darzu Lÿsis27 unversehns (auß Jtalia wieder) kahm, man danzte den zeuner28 , vnd da hampelte Sie als vorahn, in ihrem florß Mantell29 welchen Sie nicht abthun wolte, vnd mit solchen schritten [76r] daß man ihr baldt nicht volgen kontte, den abendt ging noch alles ziemlich schläfferlich ab, Folgendes Tages aber, als sie Sich auch dur30 Augustum (in der Sylvien cabinet) abmahlen lassen mußen, vndt man von Tisch kahm, war Alcippe31 (welcher nur irenthal || [281] ben, ihr auf zu wartten, herkommen wahr, dan er sonst eine Lange Zeitt vnd noch zu Sonderßleben, in Seinen Sachen zu thun hatt) So Sorgfaltig, wie man doch dießer Companie die Zeitt passirete, mit etwas eigenes vndt ahnmutiges[,] kam vndt plagte immer die Sylvie, etwas zu erdencken, vndt ahnzustellen, vndt weil Sie (aus genügsamen vrsachen) gar kein Lust zu So was haben konte, oder vor Sich waß ahnzustellen Sich vnderstehen durffte, oder mochte, gab eß mit Alcippe, Célion , Palinice32 vndt Sylvander33 einen langen Zanck, welche doch Sylvia dahin Persuadiren wolten vndt brachten Sie endtlich durch ihr nicht nachlaßen soweitt, daß Sie weil die andern nichts erdencken wolten, Sich wohl auf was besinnen muste; dießes alles hab ich darumb gemeldt, weil nachfolgendes So wohl abging, das man Sich desto mehr verwundern Soll, wie So waß in So kurtzer Zeitt hatt sein können, dan vnser irresolution wehrte biß fast vmb 5, vndt Sieben34 , war alles doch fertig, vndterdeßen war Rythimer mit den andern Cavalieri35 nauß hetzen geritten, ließ vnß aber willige vollmacht, alles nach vnserm guhtduncken ahn zustellen, also machten wier Zettelgen auß dem Ovidio von den metamorphosen, welche gegriffen36 wahren, vndt ein jeder nach Seinem Zettell mußec Sich nach muglichkeitt also kleiden, vndt hernach jeglich hat nach Ordnung gehen, Zusammen am Tisch Sitzen vndt den ersten dantz thun, wie ihr dan auß beyliegendem Zettel37 Sehen, waß ein jeder geweßen, wie die Zettel gegriffen da hatte die arme Sylvie vndt Célion gnung Zu thun, Er mit der11 Kerlen, vndt Sie mit den dienern; daruf jegliches38 , Ja wer gibt vns was, wie Sollen wier vns anthun, wier wissen ja nicht waß es ist; die hallischen39 hatten nur gar nichts, dan weil sie so hart traurten [76v] Hatten Sie nichts alß schwartz Zeug40 ; da kahm die Galathèe gezaffelt41 , Schwester Schwester, wie muß ich mich anthun? mein Schwester wirdt wohl die muhe nehmen vndt wirdt mich anthun. ja die gute Schwester furchte Sich wohl dauor; da lief Salmacisgen42 rümb, wat is dat wie musch ich mich dan aus kleiden43 , da hatten wir deß vnser lust mit, dan es gar zu ein exerzirlich ding ist, vndt machten ihr weiß, weil Sie Salmacis worden muste Sie ein Laxhauht vmbhengen44 ; Ettliche45 was dedaigneuse aber in solchen fällen (wie ihr Diana vndt Phillis, bey vnser Comedie abnehmen könnet) wahren vngedüldig, weil Sie keine schön Rock, oder all das beste eben nicht kriegen köntten; wolten ihren Rok anbehalten, wan Sie nicht wüsten wie oder wan, köntten Sie nicht mit sein Ergaben Sich doch endtlich geduldig darein, dießes alles melde ich darumb, daß ihr sehett, was nuhr die Arme Sylvie muß gehabt haben, daß sich wohl fur forchte, vndt deswegen erst desto weniger lust darzu hatte Célion Seines theils verlohr den abent wohl 100 mahl die patience vndterdeßen0 lief ich So herumb biß ich all die hallisch gantz versorgett vndt fast selbst ahn gethan hatte, ehe ich nun selber waß thun kontte, deßwegen ich alwege die letzte bleiben muß; da war der Galathèe diß dan daß nicht recht vndt wan Sie was feines irgendt an den andren eine sähe, wolt Sie eß flucks auch So haben, Gott gebe man konts haben oder nicht, doch vberteufeldt46 ich sie endtlich daß sie mit allen muste zufrieden sein, waß ich ihr anthett, Sie wahr Europa; da setzte ich Sie mit einer krön auf; thatt ihr Sylvandre Selber thuchwammerster47 eines ahn schlugens vorn von ein ander, vnd vermachtens mit Spitzenwerck bendern vndt dero gleichen so, daß er gar fein || [282] zu ofnenen Rabatgen48 daß ich ihr ahn that stundt, Sie hatt ein bunten atlaß Cottillon49 ahn, vndt ein Silbern Zendel50 voile hinden; viel hielten Sie vor hüpsch in der tracht, aber vns dauchte, es sehe auß, wie eine rechte zoffel51 , das Sie kein fein taille hatt vnd schlumpfete52 dan so hin, aber le visage estoit beau assez. Wier wollen keinen weitleuftigen Discours, von eines jederman kleidungen machen, daß eß auch zu verdrießlich sein möchte; Sondern ich will nur sagen, wer die feinsten [77r] vndt exercirlichsten, den abendt wahren; die ambesten propersten, nutzluchsten gekleidt wahr, vndt den abendt die wackerste Schein53 , wahr die Palinice, den abendt Proserpine genandt; hergegen Sah Pluton54 wie der teuffell, dan daß er auf die haut gantz schwartz bekleidt wardt vndt garstige schwartze haar auf dem köpf hatte, hatte er sein facies auch gantz Schwartz zubereittet. der aber der feinste außSahe vndt die eigenest sagon55 vndter den kerlen hatte; war der von hahn , Acteon;56 vndt ob er wohl nur einen schlechten jägermutzen57 hatte, Sähe er doch fein auß; welches er wohl weiß, dan er sich den halß biß auf die brüst, gantz (non chalamient58 ) auß gemacht hatted , vndt daß wahr so eine weiß, fette vndt em bon point das, was der Jagermutze hesslich machte, dieße façon59 , wirdt ersetzte60 , vndt ob solches wohl nicht viel gewonlich, hielt man doch davor, weil eß en jeu wahr vndt er einemb Jäger agierte es ginge wohl hin. Daß fisirlichste61 , exercirlichste So wohl an kleidungen façon, als auch an Amor vndt gantzen wesen war der Hermaphroditus62 vndt Salmacis; Hermaphroditus hatte zwar Seine hoßen vndt wambst ahn, oben aber must er einen haarbogen63 , vndt nachtmäntelgen64 ahn habenn vndt kahm ihm sehr wohl ins gesicht, Sonderlich wan er mit seiner lieblichen ochsen stimme dazu brulte, daß exercirlich salmacisgen aber muste sich behelfen, mit deme so sie bekommen kontte, waß daß sonst vor eine Junge Owitz65 ist, werdet ihr (Diana vndt Phillis) mitt mehrem Von der Madonthe vernehmen. Als wier nun alle gekleidt, vndt eben zu tisch gehen wolten, Sie66 da kömbt, Clidamant vnversehens vndt vberrascht vns wieder bringt aber mit sich Arisdandre67 , welcher dan die Companie zuvermehren ein hauffen Cavalieros68 mit sich hatte, nemblich Tersandre69 , Cleomer69Squilindre69 vndt, dan der opinichte Bramstein70 vber welcher vnversehner ohnkunfft man theilse Comme surpris, theils auch fro wahr, weil sie noch eben zu rechter zeit kahmen vndt also die Companie desto größer, vnd verstreckt71 wehre [77v] Denck aber wie ihnen daß vorkommen sein muß, rauf auf Vnsere gemäherb kommen, wißen von gantz nichts vndt sehen da all die vermumete Leute (bey tag darzu) vndt der erste der ihnen auf der Treppen begegenett war der schwartze Pluto da Sie all fast gemeint hetten, eß wehr der Teuffel. Gleichwohl aber that man schwindt 2 auß den verkleidten auß72 vndt nahm, Clidamant, vndt Aristandre an die stette; die vbrigen bleiben vor sich vndt all was außgekleidt73 war[.] wehr jegliches Sonderlich die Damen, nach ihrem estat wohl gekleidt also ging man zu tisch par vndt par, die taffeil wehr wieder wie ein Creutz74 mit 2 vorschneidern gemacht alda jedes par nach Seinen wurden gesetzt wardt Europa vndt jupiter welcher den abendt so lustig wahr, als noch nie in keiner versamblung saßen oben ahn vndt so forthan. Nach der mahlzeit dantzte man, zeuner, Chasse75 , fackelwexseldantz vndt allerley (da alles lustig wahr) vndt dantzten biß in 3 biß morgens früh, wie es aber ahn den || [283] fackel dantz vndt Chasse kahm, wardt Galathèe ziemlich leunisch76 , vndt wolt erst nicht mit machen, dan Sie sich fur die Weitsche77 däntz, wief furm hencker förchtett (weil Sie wie Sie Spricht) eß nicht kan, vndt zu plönp78 darzu ist) wie wohl der fackel dantz; gut teutsch ist, doch Sie wieder en humeur zu bringen, muste man dauon, auf hören, vndt So ein gezaffell79 ahnfangen; der abendt wahr sonst lustig vollbracht.
Nachfolgendeß Tages war zwar gäntzlich resolviret, die Galathèe wolt wieder weg ziehen, auf ihrer alles hohes bitten aber, ließ Sie Sich noch (vndt daucht vns gern)g persuadieren, daß Sie den Tag noch da bleib80 ; vndt weil es den Tag hübsch wetter wahr wahr die gantze gesellschafft einig, Spatzieren zu reitten, vndt ob sich schon die Galathèe erst sehr weigerte, vorgebendt, Sie Scheue sich man möge Sie außlachen, furchte kein from Pferdt zuhaben, dar Sie wie ich da merckte eine verzagte reitterin sein muss, könne auch auf keinem englischen Sattel reitten, So vberteuffelten wier Sie doch, daß Sie daß Scheuwen hin dan setzen81 muste, ließ Sie meinen Fuchß reitten (der dan frömmer als ein schaff) vndt ließ ihr den Sattell auflegen, der wie die ihrige gemacht ist; Sylvie ritt ihren bößen rappen, wie auch noch als in einer fordt; Madonthe ritt ihre oweisige82 geuhte83 vndt die Clarinthe der meilsch84 (Dieß Sag ich euch Diana [78r] vndt phyllis) den ihr die Pferde kennett, Clarine fuhr mitt der Salmacis vndt vbrigem frauzimmer hernach die 4 printzen,85 vndt alle die Cavallieros ritten mitt, da bließen die Trompetters, vndt wahr alles hübsch ahnzusehen; wier fiengen auch zu allem gluck noch 3 haßen, vndt ging alles wohl ab; den abendt wardt wieder sehr lang, vndt wie den vorigen Abendt, zeuner vndt wexsel tantz getantzett. Den viertten Tag da, zog die Galathèe mitt den irigen wieder weg, Clidamant vndt Aristandre aber blieben darnach noch 3 tag hier; da Sie mitt ein ander zum ring rennetten im ballhauß auch ballet Spielten, den einen tag aber alle wieder mitt vnß Spatzieren ritten; den abent aber weil wir des tantzens vberdrusig, fiengen wir wieder allerley Spiel ahn, da sich dan mancherley possen begaben. Einen abendt wahr auch daß niedrige stulgen am tisch da durch losung der wurfel, Squilindre ahn zu sitzen kahm, da musten wir nun alle vber tisch auf reimen, vndt er reimte wieder auf ein ieder am tisch, welche reime auß der massen gutt, vndt sehr inventionneux86 waren, Sonderlich einen auf die Spargel; vndt ist Schade daß Sie nicht geschrieben seindt; wir fiengen auch als daß Spiel ahn, je vous vends le Corbeillon etc.87 dan alle die dam gh.88 an tisch sassen Frantzösichs kunten, zum wenigsten So viel; daß hetten wir aber nicht alles ahn fangen dürfen, in anwesen der Galathèe dann daß gantz wieder ihren Amor ist vndt ist alles So was gentiles feindt. C'est plus de manquement d'esprit, que de volunté. Nun noch einen Possen, muß ich euch sagen, den letzten abendt, ließen wir vber tisch daß Spiel auch herummergehen; daß man auf gewießen vndt wahrheitt Sagen muss, wie man die tisch gesellschafft nach ein ander am liebsten hatt; wie ihr dan Diane vndt Phyllis solches wohl wissett, den ihr es auch eher hier gesehen habett vndt weil ich mir vorgesetzt hatt, denselben abendt einen Sonderlich zuerzurnen (welches du Diane, vielleicht in Madonthe bericht sehen kanst, wan du achtung darauf giebest) auch Brandenstein zu tribuliren, als nennete ich nicht allein ihn Brandenstein den allerletzten (welches || [284] nun wohl mein ernst wahr, vndt Sein konte) Sondern stelte auch bey Rythimer ahn, daß er vndt noch viele, ihn auch zu letzt nennen musten; als wir hier zigeusern89 ; wan du es noch weist. Dieses offendirt vnsern Brandenstein zu höchsten, entferbt sich, [78v] Brausset vndt schnaufet vndt schwerht vndten bey seinen nachbarhen er wolte mirß wieder gedencken als eß nun ahn ihn kahm, vndt alle nach der reige90 auch die kerlen vndt nach seiner afection genendt hatte, fragten Sie ihn wo die Fürstin bliebe, da standt er auf mitt einem eigenen Mine91 vndt Sagte, ich wehr die letzte in seiner Zahl; da wahr ich nun schrecklich wieder bezahlett; vndt ob ich zwahr des gecken, in mir selben lachte, simulirte ichs doch gegen ihn nach der mahlzeitt, beklagte mich deß Schimpfs zum höchsten, vndt Sagteh (meiner zu weillen närrisch weise nach) nur ein lauter schertz, aber sawer sehendt; ja ich sehe doch nun wohl, eß wehre war waß man mir lang gesagt hette, Brandenstein wehre mir nicht guht, ich musts aber Gott vndt der zeitt beuehlen. Da bindt er auf, kreigt92 ein ander Furie, leuft runt, will mitt gewaltt So wohl von andern als auch hernach von mir kurtzvmb wissen, wer der sey der mir daß gesagt hette, er wolte es der teufeil solte ihn holen mit dem dägen verfächten; vndt hatt der Owitz so ein leben, daß Solches zustillen, ich ihm bekennen muste, daß ich selbst gelogen hatte.
Folgendes Tages da, zog Aristandre wieder gar weg, Clidamant aber nur nach Sonderßleben, zu der Amaryllis93 alda er 2 tage blieben, vndt hernach noch einmahl hier kommen, da sie dan alle erst, er vndt sein leuht, Sowohl auch vnsere, so hingezogen wahren, von Radegast94 guthe rausche mitt brachten, also daß als wir dan den abendt wieder Spielten, Clidamant leuht einer M. Hüht (ein junger mensch)95 daß gute Claringen immer küssen wolte, hatt sich auch kaum seiner ohn meiner hulf erwehren können, Clidamant ließ sich wohl nicht abwehren dan es gar zcu ein kuschhaft96 raben aas is, Sagt als97 daß guhte Salmacisgen. Dießen allerletzten abendt nun Spielten wier biß um 1 vhr die nacht vndt 2 Uhr wolt drauf Clidamant fortt ziehen, deßwegen weil Rythimer so lang auf bleib, wier freulein auch nicht zu behtt gehen mochten, doch legten wir vnß eine halbe stunde mitt vnsern rocken aufs bette; Madonthe bey Rythimer Vndt Clarine bey mich vnd weil Rythimer vndt Madonthe in rechten Ernst schlieffen, kahm meine dick Cattrine vndt sagt, zu ihren fussen,du soll nitt Ebreck ich dinck frolle Lennörge mack das wir zwey kintauf hier bekommen.98
[79r] Wir lagen kaum eine halbe stunde, So kahm Clidamant vndt fandt die feine schellshaft99 (Sagt Salmacis) da Springen, vndt dantzen Sie alle den nüchtern morgen100 , in meiner noch tuncklen Stuben, vndt ich muß im tunckeln aufs Jnstrument dazu schlagen, darnach Spielten wir noch bey Liecht palletti101 gingen vnd weckten Renault102 , auch andre mehr auf vndt agirten so biss Clidamant auf die Kutsche sass um 2 Vhr in der nacht vndt von da nach Berlin zog.
Da gingen Rythimer vndt Sylvie erst recht zu bett vndt die andern jedes an Sein bett, vndt da wars Auß. Vndt dieses ist die einfeltige erklärung dieses Textes; Bitt euch aber alle zu verzeyhen, daß ich euch so lang mitt So schlechter Materia vndt heßlicher Schrifft auf gehalten ihr wißet aber meinen brauch, wan ich mich ein mahl resolvire vndt inß schreiben komme, So kan ich darnach || [285] nicht aufhören. So ihr mir auch einmahl deßgleichen machen werdett, wurde mirß zum höchsten lieb Sein. Weil auch So allerley (zwar niemandt zum nachteill, Sondern possen weiße nur) darinnen gemeldett als werdett ihr solches euwerer discretion nach zu verstehen, vndt bey euch zu behalten wissen, hiermitt adieu ihr liebste Damen, in allen dießen schwermereyen bin ich doch nie So lustig oder occupirt mitt gewessen, daß ich nicht stetigs darundter ahn euch gedacht, vndt euch bey vnß allen gewuntschett hette. Adieu.

240718I

Masken aus Ovids Metamorphosen

Text

Europa.die Margrävin von hall1
JupiterFürst Johan Casimir von Anhalt
Coronis.die F. werderin2
NeptunusM. Dieterich von dem werder
Proserpinadie F. Tuliana krosickin3
Plutoder hoffmeister hübner 4
Venusdie f. wallwitzin5
MarsPfaltzgraf Ludwig6
DaphnéFrewlein Eleonora Dorothea von Anhalt
PhoebusJochim Cæsar zu hall.
HerséFrewlein Kunigunde Juliane 7
MercuriusM. Venitz8
Syringa.die F. hesin9
Pan.Fürst Gorg Aribert von Anhalt10
Dianedie f. Cattin11
ActæonM. werner han
Procrisdie Fürstin zu dessaw12
Athalantadie F. hübnerin13
CephalusM. wustenhof.14
Thisbedie F. Wrampin15
Hyppomenesherr Cuno von Albensleben16
Euridicedie f. Schenckin17
Pÿramus.hertzog Bernhardt von weimar
SalmacisFrewlein Anna Auguste von Braunschweig
OrphaeusM Esche v. walwitz18
Hermaphroditus Maximus Kottsch19

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a vnterdeßen gebessert und über die letzten Buchstaben des vorhergehenden Worts geschrieben.
b Schreibfehler, verlaufen
c Sic.
d Fehler, hatten
e Von der Schreiberin korrigiert.
f w aus f gebessert.
g Zweite Klammer fehlt.
h Fehler Sagten

Kommentar
K: In der Handschrift geht der Relation voraus Beschreibung des Pallastes der Angelie vndt was sich daselbsten zugetragen &., eine Teilübersetzung eines unter einem Pseudonym erschienenen Romans von Charles Sorel: LE PALAIS D'ANGELIE PAR Le Sieur de Marzilly (Paris: Toußainct du Bray 1622). Es handelt sich dabei vielleicht um eine Gemeinschaftsarbeit einiger Mitglieder der Académie des Parfaits Amants, die sich in der Übersetzung abwechselten und diese gegenseitig korrigierten: ein von zwei Händen geschriebenes Konzept (Bl. 39r-73v), datiert von (12. 10.?) 1629; Abschrift (eineinhalb Seiten am Schluß ausgelassen) von drei anderen Händen (Bl. 1r. 2r-36v), mit Korrekturen. Zum Manuskript vgl. Johann Bolte: Schauspiele am Hofe des Moritz v. Hessen. In: Sitzungsberichte d. Preußischen Akademie d. Wissenschaften Berlin. Phil.- hist. Kl. 1931, 628, hier 14 Anm. 4. — Verfasserin des vorliegenden Berichts ist wohl eine der beiden unvermählt in Dessau lebenden Prinzessinnen v. Anhalt-Dessau, Anna Maria (1591-1637; PA; TG 34) oder Sibylla Christina (1603-1686; PA). Die Empfängerinnen des Schreibens heißen Diane (Diana) und Phyllis (Phillis), d. i. wohl Juliana (1608-1628; PA) und Magdalena (1611-1671; PA), Töchter Lgf. Moritz' v. Hessen- Kassel (FG 80). S. 231206 K 11, 240301, 250500 K 2 u. 250514. Die berichteten Ereignisse setzten schon am 30. 6. 1624 a. St. ein (s. Anm. 7). Da der Brief die Vorkommnisse Tag um Tag verzeichnet und sich der Besuch Galathees ungefähr datieren läßt (vgl. Anm. 18), dürfte das Schreiben frühestens am 18. 7. 1624 abgefaßt worden sein, d. h. am Tage der Abreise des letzten erwähnten Gasts (Clidamant). Da F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) in seinem Brief 240717 die kurzfristige Rückkehr Clidamants nach Dessau am 17. 7. 1624 noch nicht berichtet, muß die vorliegende Relation erst danach abgefaßt worden sein.
1 Die im folgenden gebrauchten Orts- und Personennamen sind, soweit sie nicht in der Ovid-Maskerade den Metamorphosen des römischen Dichters entstammen (s. u.), nach dem Brauch der Académie des Parfaits Amants (s. 190322 K 3. 231206, 240112, 240301, 240400, 250228, 250305, 250500 K 2, 250514, 260000, 260000A, 260500 u. 281000) Honoré d'Urfés Roman L'Astrée entnommen. Die z. Tl. variierenden Namensformen wurden im Kommentar nach heutiger Schreibweise normalisiert. Mit Vindigora ist Dessau gemeint. Vgl. 240717, wo viele der hier genannten Personen mit den Gesellschaftsnamen der FG bezeichnet werden. Einige Identifikationen schon bei Conermann II, 41.
2 Zwei Prinzessinnen v. Hessen-Kassel, Mitglieder der PA. Vgl. die Vorbemerkung.
3 Pgf. Ludwig Philipp v. Simmern (FG 97). Ankunft am 30. 6. 1624. Vgl. 240717.
4 Hz. Johann Ernst d. J. v. Sachsen-Weimar (FG 3) und seine Brüder Wilhelm (FG 5), Albrecht (FG 17), Johann Friedrich (FG 18), Ernst (FG 19) und Bernhard (FG 30). Da Hz. Friedrich (FG 4) gefallen war und Johann Ernst , Wilhelm und Johann Friedrich abwesend waren, kann der Pfalzgraf nur Albrecht , Ernst und Bernhard angetroffen haben. Vgl. Christian: Tageb. XXIV, Bl. 169r.
5 Nicht unbedingt Schreibfehler für vberraschett, obgleich es unten (Bl. 77r) „vberrascht” heißt. Neben dem im 16. und frühen 17. Jahrhundert seltenen überraschen wurden ähnliche Verben gebraucht (überhaschen, überrasseln, überrasten und überrauschen). DW XI 2, 454. Vielleicht liegt hier eine Mischbildung zwischen überraschen und überhaschen vor. Vgl. Stieler, 1505: „Uberraschen/ celeritate aliqvem vel inopinantem opprimere, imparatum corripere, obruere, irruere, usitatissimum est, qvod tarnen alii à Haschen/ qvasi sit Uberhaschen/ deducunt.” Sonst wäre an die heftige und plötzliche Bewegungen malenden Interjektionen rack, rax zu erinnern.
6 F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10; PA Rhitimer, vgl. 240301), seine Frau Agnesa und vielleicht seine unvermählten Schwestern Anna Maria , Sibylla Christina , Kunigunde Juliana , Susanna Margarethe , Johanna Dorothea und Eva Catharina . Vgl. 240717.
7 F. Ludwig (Mérovée; vgl. 240301), seine Frau Fn. Amoena Amalia (s. Anm. 14) und seine Tochter Loysa Amoena || [287] (TG 6) dürften am 1. 7. 1624 zu einer Reise in die Niederlande aufgebrochen sein. Da F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) erst am 5. 7. aus Wien kommend in Bernburg eintraf (s. 240717), verpaßte er die Abfahrt Ludwigs . F. Ludwig unterrichtete F. Johann Casimir , F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) und F. Christian I. v. Anhalt von seiner Reise unter dem 30. 6. 1624 (LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 10, Bl. 1-2, ohne Ortsangaben). Pz. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) hatte auf seiner Rückreise von Italien in Köthen vom 22. - 24. 6. Station gemacht und den Fürsten und dessen Gattin wiederum in Altona bei Hamburg am 6., 7. und 8. Juli besucht (Christian: Tageb. XXIV, Bl. 169v u. 170v; vgl. Nr. 14a, S. 482 u. 484 [falsch dat.]). In deren Begleitung befand sich auch Friedrich v. Schilling (FG 21).
9 Unten auch Sylvia genannt. Fn. Agnesa v. Anhalt-Dessau (PA, TG 25), Gemahlin F.Johann Casimirs . Vgl. 240301.
10 Unbekannt.
11 Anfangen, ein Werk angreifen. Mhd. anvangen, anvengen, schw. V., angreifen, in Beschlag nehmen. Lexer, Taschenlex., 7. Vgl. DW I, 326 (Belege aus der Rechtssprache).
12 Wohl eine der jüngeren Schwestern F. Johann Casimirs , vielleicht die vom Hofe F. Ludwigs zurückgekehrte Pzn. Kunigunde Juliana (1608-1683). Die spöttische Bezeichnung ist wohl vom Zapfen des Essigfasses herzuleiten. DW VIII, 1875.
13 Seit. Götze, 199; DW X 1, 1207f.
14 Fn. Amoena Amalia v. Anhalt-Köthen (AL 1618, TG 2; Méthine).
15 Wohl Margarethe v. Kötschau , geb. v. Grünberg (1568-1625), die Witwe des dessauischen Geheimrats Ernst v. Kötschau (1558-1621) und Mutter von Maximus v. K. (s. Anm. 62). Beckmann: Accessiones, 600. Petrus Schuman: NOBILIS ORTHODOXUS. Das ist/ Richtige vnd Runde Glaubens Bekäntnuß [...] Bey [...] Leichbestattung [...] ERNESTI von KOTSCHAVV (Zerbst 1621: Zacharis Dörffer), 50ff. (ULB Halle: Nv 3027).
16 Vielleicht Hans Jacob v. Gleissenthal (FG 195), der die Tochter des kurpfälz. Kirchenratspräsidenten Carl v. Landas heiratete, oder sein Bruder Georg Christoph (1589-1650), Hofrat in Heidelberg , seit 1625 in pgfl. hippoltstein. Diensten. LP Stolberg Nr. 11012; Hugo Gf. v. Walderdorff, in: Der Dt. Herold 12 (1881), 5-7.
17 Sie nahm es aber vorerst nur halb auf wegen ihrer Jugend.
18 Wenige Tage nach der Abreise des Pfalzgrafen (2. oder 3. 7.) kam Galathée, d. i. Mgfn. Dorothea v. Brandenburg (1596-1643), Gattin Mgf. Christian Wilhelms (1587-1665; PA), des Administrators des Erzbistums Magdeburg , in Dessau an. Lt. 240717 (Sonnabend) fiel ihr Besuch in die diesem Schreiben vorhergehende Woche vom 4. (Sonntag) bis 10. (Sonnabend) 7. 1624. Da sie vier Tage in Dessau blieb, wird ihr Aufenthalt von Mittwoch (7. 7.) bis Sonntag (11. 7.) gedauert haben.
19 Pzn. Anna Augusta (1612-1673), Tochter Hz. Heinrich Julius' v. Braunschweig- Wolfenbüttel. Weiter unten Salmacis genannt. Sie lebte damals bei Amasis, d. i. ihre Mutter (Hzn. Elisabeth , geb. Pzn. v. Dänemark, 1573-1625, DBL IV, 155f.) oder vielleicht die auf Schloß Lichtenberg residierende Hzn. Hedwig v. Sachsen (1581-1641; TG 65), geb. Pzn. v. Dänemark, Wwe. v. Kf. Christian II. DBL IX, 505f. Vgl. 240717.
20 Mélide, unbekannte Adlige. Vgl. 240301.
21 Kammerjunker Werner (v.) Hahn (FG 42). Vgl. 240717.
22 Der Edelknabe Wüstenhoff (s. K I 14 u. 240717) und ein etwa gleichaltriger Page. Sauerteig ist hier kaum ein Personenname. Vgl. Anm. 12.
23 Joachim Caesar (U+002A zw. 1575 u. 1580), Übersetzer und Erzähler, Sohn des hallischen Gymnasialrektors Christoph Caesar (1540-1604). DBL 173, 211-213. 233-235; Dreyhaupt II, 599f.; Zedler V, 94f.; Mat. Jena, 43 (WS 1595 u. SS 1605), Mat. Wittenberg II, 428b, 2. 4. 1596: „Joachimus Caesar Halensis non iuravit per aetatem” . Fritz Weigle (Hg.): Die Matrikel der Deutschen in Siena (1573-1738). I, 224 (22. 7. 1619): „Joachimus Caesar Halensis Saxo” . Caesar lebte später zu Großglogau in Schlesien . Zu seinen Arbeiten gehört eine Übersetzung des Examen de ingenios von Juan Huarte de San Juan || [288] (mit Zusatz aus Pierre Charrons Thrésor de la sagesse): Scrutinium ingeniorum pro ijs, qui excellere cupiunt ... interprete AEschacio Majore Dobreborano (Lipsiae: [Johann LeClerq] 1622: In Officina Cothoniensi); auch: Sumptibus Joannis Victorini Mohr 1637; Jenæ: Joh. Ludovici Neuenhahn 1663: Samuel Krebs. S. 220919. Lessing übersetzte Huartes Werk unter dem Titel: Johann Huart's Prüfung der Köpfe zu den Wissenschaften. (Wittenberg u. Zerbst 1785).Caesar wird heute allgemein die erste erhaltene bzw. erschienene Übersetzung von Miguel de Cervantes Saavedras Don Quijote zugeschrieben: Don Kichote de la Mantzscha, Das ist: Juncker Harnisch auß Fleckenland (Franckfurt: Thomas Matthias Götze 1648); Zweites Titeibl.: Erster Theil der abenthewerlichen Geschichte des ... Juncker Harnisches auß Fleckenland/ Auß dem Spanischen ins Hochteutsche versetzt Durch Pahsch Basteln von der Sohle (HoffGeißmar 1648: Salomon Schadewitz). Vgl. u. a. Hermann Tiemann: Der deutsche Don Kichote von 1648 und der Uebersetzer Aeschacius Major. In: Zs. f. dt. Philologie 58 (1933), 232-265; Christian F. Melz: An Evaluation of the Earliest German Translation of „Don Quixote": ,Juncker Harnisch aus Fleckenland". In: Univ. of California Publ.s in Modern Philol. 27 (1945), 301-342; Theo Josef in der Smitten: Don Quixote (der „richtige" und der „falsche") und sieben deutsche Leser. Rezeptionsästhetische leseaktorientierte vergleichende Analysen an spanischen Quijote-Ausgaben von 1604/05 bis 1615 und sechs deutsche Übersetzungen von 1648 bis 1883. Bern usw. 1986 (Europ. Hochschulschriften I, 957). Der vorliegende Brief belegt die häufig bezweifelte Angabe Dreyhaupts über die Stellung Caesars im Dienste des zu Halle residierenden Administrators. Zur Don- Quijote-Rezeption vgl. noch 250218A V-VI, 390119 u. 390121.
24 Zu Zähnwehtag(e), Zahnschmerz(en), wohl in Anlehnung an Weherin, klagende Frau, gebildet. DW XIV. 1.1, 99 u. 322; XV, 187. Zur Identifikation s. Anm. 25.
25 Adliger. S. 230401. Wohl Tobias Hübner (s. Anm. 54), der Gatte der als Bellinde identifizierten (250305; vgl. K I 13 u. 240301) Margarethe Hübner . Da Célion später Fn. Agnesa wie ein Hofmarschall unterstützt, könnte die Romanrolle allerdings auch dem Dessauer Hofmarschall (Albrecht) Christof v. Krosigk (FG 7) übertragen worden sein. Dann wäre die Zähnwehtagerin wohl dessen Schwägerin Juliana Ursula v. Krosigk (s. Anm. 24 u. 32). Célion könnten allerdings auch andere Dessauer Hofleute genannt worden sein, darunter Esche v. Wallwitz (FG 68) oder der wie Fn. Agnesa aus Hessen stammende Christoph Friedrich (v.) Keudell (FG 67).
26 D. i. maulhängkolisch. Gebräuchliche witzige Deutung von melancholisch. DW VI, 1805.
27 Unbestimmt. Ein Adliger (Lisis, s. 240301), vielleicht aus dem Gefolge Pz. Christians II. v. Anhalt-Bernburg . S. Anm. 7.
28 Auch zeiner, zeinertanz; Götze, 234: „ein bedenklicher Tanz” . DW XV, 417: „Zäuner [...] ein reigentanz des 16.-17. jahrhs., bei dem die tanzenden vermutlich durch verflechten der hände und arme eine art zäun um den einzeltänzer bildeten, der diesen zu durchbrechen suchte.” Vgl. 250305.
29 Mantel aus feinem, vielleicht schleierartigem Gewebe. DW III, 1816f.
30 Durch. Vgl. mhd. dur. Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik. 20. Aufl. v. Hugo Moser u. Ingeborg Schröbler. Tübingen 1969, § 55 u. 116, 1 Anm. 9.
31 Wohl Thilo v. Vitzenhagen (FG 96), Hofmeister der zu Sandersleben residierenden Fn. Dorothea v. Anhalt-Dessau (TG 24). Vgl. 240301.
32 Wohl Juliana Ursula v. Krosigk , Gattin v. Adolph Wittich v. K. , einem Bruder (Albrecht) Christofs v. K. (FG 7). S. Anm. 25. Sie war vielleicht eine Tochter des kurpfälz. Geheimen Rats und Obersten Kirchenpräsidenten Wilhelm v. Peblis , damit eine Schwester Georg Hans' v. P. (FG 102), Catharina Elisabeths v. P. (verm. mit Christof v. Krosigk ) und Anna Marias v. P. (verm. mit Friedrich v. Schilling , FG 21). Juliana Ursula ist wohl aus Altersgründen die hier gemeinte Dame, nicht ihre Nichte Martha Juliana (1611-1666), eine Tochter Christofs v. Krosigk . Beckmann VII, 266. 298; Conermann || [289] III, 7. 23; LP Göttingen, 94; LP Roth, R 2590; LP Stolberg 13662. Vgl. 240301 u. 250305.
33 Diederich v. dem Werder (FG 31), Gatte der Coronis. Vgl. Beil. I u. 240301 (Sylvandre).
34 Um 7 Uhr.
35 Oder „Cavalieros” . S. Anm. 68.
36 (Aus dem Glückstopf) gezogen. Vgl. DW IV 1, 20 u. XV, 816. S. unten „wie die Zettell gegriffen”
37 S. Beil. I.
38 Erg. etwa rief oder fragte.
39 Mgfn. Dorothea , Gattin des zu Halle residierenden Administrators, und ihr Gefolge.
40 Der Anlaß für das Tragen der Trauerkleidung ist unbekannt.
41 Für gezawwelt, d. i. gezappelt. DW XV, 275. Vgl. zäfeln, zöffeln zaudern; Zafel, f. zaudernde Person; Schmeller II, 1087. Vgl. Anm. 79.
42 S. Anm. 19.
43 Ankleiden, herausputzen. Stieler, 980. S. Anm. 73.
44 Wortspiel: lat. salmo, Lachs, bzw. Salmacis, See oder Quelle in Karien (Ov. met. 4, 286. 297; 15, 319) u. Nymphe dieser Quelle (met. 4, 306).
45 D. h.: Etliche — was dedaigneuse aber in solchen fällen [ist] (wie ... könnet) — waren ... könnten; [sie] wollten ihren Rock anbehalten. [Wenn] sie nicht wüßten, wie oder wann, könnten sie nicht [dabeisein]. [Sie] ergaben ...
46 Überlisten, hintergehen. DW XI 2, 593.
47 Tuchwämser (Gen. Plur. n.), DW XIII, 1456ff. Hier vielleicht Schreibfehler für thuchwammester. Vgl. unten „wambst” .
48 Diminutiv, zu frz. rabat, den Hals freilassender Kragen oder Überschlag. Vgl. Jones, 548.
49 Cotillon, Rock.
50 Dünner Seidenstoff, Taffet. DW XV, 631 f.
51 Zu zofflen, obersächs. hinterdreinzotteln, daher Zoffmagd, Zofe. Kluge/Mitzka, 887 (Zofe); DW XVI, 20f.
52 Nachlässig, schleppend einhergehen. DW IX, 827 (schlumpen, bes. nd.).
53 Sichtbar wurde, glänzte, schien. Das starke Verb bewahrt im Präteritum Singular noch die mhd. Form. Vgl. Anm. 80.
54 Tobias Hübner (FG 25). Vgl. Anm. 25.
55 sayon, m. eigentlich offener Soldatenmantel, Überwurf, lat. sagum. Nicot, 583. Vgl. Anm. 57. Wahrscheinlich hat die Schreiberin das seltene Wort mit façon verwechselt, worauf der feminine Artikel, die undeutliche Schreibweise (auch „fagon” lesbar) und weiter unten der Gebrauch von „façon” hinweisen.
56 Werner (v.) Hahn . Vgl. Anm. 21.
57 Mutz (-e, -en), m. Wams, kurzes Oberkleid, Kittel. DW VI, 2837.
58 nonchalamment. Hahn hatte (scheinbar) nachlässig Hals und Brust entblößt.
59 S. Anm. 55 u. 57.
60 Flektiertes Partizip Perfekt. Vgl. dagegen Schottelius, 608: „Nach dem sie versamlet gewesen/ (und nicht: versamlete.)”
61 Visierlichste, d. h. Zierlichste, Kunstmäßigste. DW XII.2, 379.
62 Maximus v. Kötschau (1601-1638), s. Anm. 15. Beckmann: Accessiones, 600f.
63 Nur Plural Haarbögen in DW IV.2, 25: Locken der Perücke.
64 Stieler, 1227: „togilla, seu mantellum, qvô fæminæ humeros & pectus tegunt.”
65 Zu mhd. âwitze f., Unverstand, Wahnsinn. Vgl. âwîse f., Torheit, Unart. Lexer: Taschenlex., 8; frühnhd. auch aweis, obysse f., seltsame Art, Unart. Götze, 19; Diefenbach, 2. Vgl. Anm. 82.
66 Siehe.
67 Aristandre, d. i. Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30). S. 240112 u. 240301 (Aristander).
68 Mischform aus span, cabelleros u. ital. cavalieri (zu cavaliere oder cavaliero). Vgl. kastil. „cavallero” ; Sebastián de Covarrubias: Tesoro de Lengua Castellana o Española. Ed. por Martín de Riquer. Barcelona 1943, 323. S. Anm. 35.
69 Unbekannte Mitglieder der PA. Wohl in sachsen-weimar. Diensten. Vgl. Jacob Scherl (FG 56) oder Christoph Friedrich (v.) Keudell (FG 67). S. 240717.
70 Georg Friedrich v. Brandenstein (FG 84). „opinicht” ist wohl zu lat. opinatus oder franz. opiniâtre zu stellen: eingebildet bzw. eigensinnig, widerspenstig. Vgl. auch Stieler, 2032: „Wansinnig/ opiniosus, prava sentiens.”
71 Vergrößert, erweitert. Vgl. DW XII.1, 1792.
72 Man kleidete zwei bereits Kostümierte aus und gab ihre Maskenanzüge den beiden angekommenen Fürsten.
73 Mit Kostümen ausgeputzt. S. Anm. 43.
74 In Kreuzform aufgestellte Tische. DW V, 2199 („Kreuztisch” ). Vgl. 240717.
75 Tanz. Jones, 203 mit Hinweis auf „Bransle de la Torche sonsten la Schasse” (Michael Praetorius 1612). Daher vielleicht ein Tanz, in dem sich die Partner bei den Händen hielten und springend || [290] den zweiten Fuß nachzogen (franz. chasser).
76 Launenhaft. Götze, 151.
77 Welsche.
78 Plump. Vgl. nd. plomp. Stieler, 213: plump; im Register „Plümp” .
79 Gezappel. Vgl. Anm. 41.
80 Blieb. Vgl. Anm. 53.
81 Hintansetzen.
82 Unartig. Vgl. Anm. 65.
83 Unsichere Lesart, „geuhte” oder „geihte” wäre wohl zu geude, f. Freude, Übermut, Üppigkeit, zu stellen., zumal auch der Frauenname Geut belegbar ist. DW IV.1.3, 4618.
84 Vielleicht aus meilig, gefleckt, zu erklärender Pferdename. Vgl. DW VI, 1911.
85 Pgf. Ludwig Philipp , Hz. Bernhard , F.Johann Casimir u. dessen Bruder F. Georg Aribert v. Anhalt-Dessau (FG 24).
86 Walter v. Wartburg: Französisches Etymologisches Wörterbuch. Bd. 4, Basel 1974, 789: „berr. inventionneux ,qui invente'” , in der Mundart von Berry. Vgl. Beiheft (1950), 10 (5 Quellen).
87 Reimspiel. Trésor de langue française. Bd. 6 Paris 1978, 174, s. v. corbillon: „meton. Jeu de société où, à la phrase Je vous passe mon corbillon, suivie de la question Qu'y met-on? les joueurs doivent répondre par des mots terminés en -on: [...] 1663 [...] (Moliere, L'Ecole des Femmes, Paris, seuil, I, 1). Der de corbeille*; suff -on*.” Vgl. Wartburg, a. a. O., II. 2, 1179-1181.
88 D. i. „die dam[en vndt] g[nädige] h[erren, die]”
89 Schreibfehler für zigeunern? Einfluß von gausen/ geusen, ungereimt (zum Nachteil eines anderen) schwatzen? Vgl. DW IV 1.1, 1589 (nur schweizer.).
90 Reihe. Stieler, 1586.
91 Miene, franz. mine. Im Franz. u. Deutschen nur feminin. Vgl. z. B. Huguet V, 271 u. Jones, 437.
92 Bekommt, kriegt. Präsens des im Md. gebräuchlichen st. Verbs; vgl. mhd. krîgen. Kluge/Mitzka 406.
93 Fn. Dorothea v. Anhalt-Dessau . S. Anm. 31.
94 Dorf b. Köthen , seit 1617 im Besitz v. Fn. Dorothea . Kunstdenkmale Anhalt, II 1, 292.
95 Unbekannt.
96 Nicht kußhaft (zu Kissen), sondern wohl keuschhaft (keusch). Stieler, 1021 u. 957.
97 Also.
98 „Du sollst nicht ehebrechen. Ich denk, Fräulein Lenörchen [Pzn. Eleonora Dorothea ] mach', daß wir zwei Kindtaufen hier bekommen.” Cattrin dachte im Scherz an eine zweite Kindtaufe, weil Fn. Agnesa schwanger war (*17. 11. 1624 Pz. Moritz).
99 Gesellschaft. Vgl. mnd., westf. selschop, Gesellschaft. Mnd. Wb. IV, 184, Woeste, 235.
100 Am frühen Morgen. Zum hier durchschimmernden Einfluß von Uchte, Morgendämmerung, vgl. DW VII, 969.
101 Balletti: Tanzlieder oder instrumentale Tänze, besonders zu Maskeraden. Schulz/Basler I, 72 (Michael Prätorius 1619).

K I
2 Dorothea Catharina v. dem Werder , geb. v. Waldow (1600- 1625), Gattin Diederichs v. dem Werder (FG 31). S. 250218, 250218A u. 250413 I.
5 Vielleicht Dorothea v. Wallwitz († vor 1639), geb. v. Rotenhan, Gattin Esches v. W. (FG 68). Beckmann VII, 284. Vgl. 240112.
8 Unbekannt.
9 Vgl. Ov. met. 1, 691 ff. (Syrinx). Hesin: Angehörige der anhaltischen Predigerfamilie Hesius?
11 Unbekannt. Angehörige des Geschlechts v. Katte.
13 Atalanta. Margarethe Hübner , geb. v. Lattorf; heiratete am 14. 6. 1617Tobias Hübner . Beckmann VII, 236. Vgl. K 25.
14 Wüstenhoff . S. K 22. In L'Astrée heißt ein Page Galathées Méril. S. 240301.
15 Vielleicht Agnes Brumbey oder eine Verwandte. Vgl. Kat. Dessau, BB 3099: Leichpredigt für Frau Agnes Brumbey zu Cöthen. Cöthen 1640. 4° (verschollen). Vgl. Christianus Brombeus: Antiquitas Cothoniæ hoc est oratio de origine et incrementis pervetustæ urbis Vetero-Cothoniæ (16. 8. 1617). || [291] Beckmann: Accessiones, 558-565.
16 Hippomenes: Cuno v. Alvensleben (FG 98). S. 240717.
17 Eurydice. Darstellerin namens Schenck. Unbestimmt.
18 Orpheus. S. Anm. 5, 240717 u. 250305 K 18.
19 S. K 15 u. 62.
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