Die Korrespondenzjahrgänge des vorliegenden Bandes werden erstmals einen
umfangreichen fruchtbringerischen Briefverkehr zwischen Diederich v. dem Werder
(FG 31) und F. Ludwig und damit Werders bedeutsame Rolle innerhalb der FG sowie
das vertraute und offenherzige Verhältnis zwischen beiden belegen. Allerdings
fehlen für den Korrespondenzjahrgang 1637 alle Gegenbriefe F. Ludwigs an Werder;
für 1638 konnten wir lediglich vier Schreiben des Fürsten an den FG-Genossen und
in vielerlei diplomatischen und politischen Geschäften ausgezeichneten
landsässigen Adeligen und landständischen Vertreter ermitteln (380321, 380522A,
380608A u. 381116A).
F. Ludwig hatte im Januar 1637 angekündigte Durchzüge der Truppen des schwedischen
Feldmarschalls Johan Banér (FG 222) so zu organisieren, daß sie „mit guter Ordnung“
vonstatten gingen. In diesem Zusammenhang stand er in Verhandlungen u.a. mit
den schwedischen Obersten Caspar Ermes (Armis, Ermis, baltendeutsche Familie; vgl.
AOSB FA XV, 533f.: „Ermess“; vgl. 350800 K 26 u.
Engerisser, 22), der 1634/35 unter
Johann Georg aus dem Winckel (FG 219) das militärische Kommando in Augsburg geführt hatte und nun auf dem Weg nach Halle a.d.S. am 10. Januar 1637 seine Truppen
entgegen eigenen Zusagen mit Gewalt in Stadt Bernburg und Umgebung einquartierte,
und Matyáš Jizbickýv z Jizbice (FG 64; vgl. 280304;
AOSB FA XV, 344: „Jetzwitski“;
Conermann III, 69f.;
Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 285), vormals im schwed. Regiment
Diederichs v. dem Werder, der seine schwedischen Militärdienste 1635 aufgegeben hatte
(vgl. 320313 K 0, S.432f.). Jizbický hatte Anfang Januar Halle erobert und führte dort
das Kommando (vgl. den Brief Banérs an Axel Oxenstierna [FG 232] vom 9.1.1637;
AOSB SA VI, 356–361, 360f.) Er sollte den Weiterzug der Ermes-Truppen über Köthen
befohlen haben. Da F. Ludwig daran gelegen war, die Truppen wenigstens aus seiner Residenzstadt
herauszuhalten und, wenn es sich schon nicht abwenden ließ, sie auf die
Dörfer des Köthener Landesteils zu verteilen, bittet Werder, seine Dörfer zu verschonen.
Vgl. dazu den fl.-anhalt-bernburgischen Lehensbrief für die Brüder Cuno Hartwig
(FG 164) und Diederich v. dem Werder vom 7.11.1637, der neben dem Städtchen Gröbzig
u.a. die Dörfer „Dondorff, Cörmigk, Wiendorff, Barlebock, Pfützdorff, Elßdorff,
Zibick“ aufführt. Vgl. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Dessau C 3e Nr. 89, Bl. 163r–177r
(Abschrift), 163v u. passim. Vgl. ferner
Beckmann VII, 287;
KU II, 637;
Merzbacher:
Werder, 47;
Witkowski, 23 u. 34 und die Leichenpredigt von Gottfried Colerus: Der
Vom Vater gegebene/ Vom Sohne ausgeführete/ Und vom H. Geiste versiegelte Raht
des Heils/ Bey Hochansehnlicher Leichbestattung ... Dieterichs von dem Werder ...
Welcher am 18. Decembris des 1657ten Jahres auf seinem Adelichen Hause Neu-Rheinsdorff
... entschlaffen (Köthen [1658]), wo von Reinsdorf bzw. von „seinen Gütern“ (Bl.
L r) die Rede ist. HAB: Xa 1: 47 (19). Die Interpellationen F. Ludwigs bei Jizbický „alß
vnserm alten guten Bekandten“ stießen im übrigen auf ausgesprochen höfliche Resonanz
und Unterstützung. Vgl.
KU IV.1, 1 ff. Vgl. auch ebd., 6 f. das Schreiben des Engeren
Landstände-Ausschusses, d. d. Dessau, 12.1.1637, das die Deputierten, unter ihnen
Werder, an den anhaltinischen Senior F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) in Kontributionssachen
gerichtet hatten. — In diesem allgemeinen Zusammenhang steht der Brief,
den Johan Banér (s.o.) d. d. Torgau, 10. 1. 1637 an Diederich v. dem Werder geschrieben
hatte. Er rühmt darin seine „herrliche
Victoria“ über die Kavallerie des (kursächsischen)
Generalmajors Dehne (Moritz Adolph v. Dehn-Rotfelser [FG 318. 1638], s. 380320A K
5) am 3.1. bei Eilenburg (unweit Merseburgs; vgl. zu diesem Sieg
AOSB SA VI, 357 und
Chemnitz III, 74) und bittet Werder, ihm „die angenehme freundtschafft [zu] erweisen“,
ihn in Leipzig, wohin er am folgenden Tag mit seiner Armee aufzubrechen beabsichtige,
aufzusuchen. Werder möge Dr. Engelhart (s. Anm.3) mitbringen. „Vnd weil ich nothwendig
das Fürstenthumb Anhalt mit etwas beleg
en muß, wehre mir lieb, das der H.
Obrister zu F. G. zu Anhalt etc. allerseits
resolution, was sie hierbei thun könt
en, mit sich
brächte, vnd also die sache desto eher, auf einen billig
en weg gerichtet würde“. Einen
Schutzkonvoi werde er ihnen, Werder und Engelhart, nach Delitzsch entgegenschicken.
LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 25, Bl. 99rv. Den zitierten Brief Banérs
an Werder legte F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) seinem Brief an F. Ludwig
vom 12.1.1637 bei. Werder sei gesonnen, in der Tat am morgigen Tage in Begleitung
Cuno Ordomars v. Bodenhausen (FG 69, vgl. 380000) zu Banér nach Leipzig zu reisen.
F. Ludwig möge Dr. Engelhart Dispens erteilen und ihn nach Delitzsch schicken, wo er
zu Werder stoßen könne. A.a.O., Bl. 98rv u. 100rv. Mit dem vor der Stadt zusammengezogenen
Heer „laborire ich annoch vor Leiptzig“, wie Banér am 31.1.1637 einräumen
mußte (
AOSB SA VI, 363). Die Blockade wurde am 11. Februar ergebnislos abgebrochen,
da Reichstruppen unter Gf. Hatzfeld anrückten. Banér zog sich an die Elbe bei
Torgau zurück. Vgl. 370715 K 6;
AOSB SA VI, 356ff.;
Englund, 162f.;
KU IV.1, 11ff.;
Kurtzer vnd Summarischer/ doch eigentlicher vnd warhafftiger Bericht/ Von der Vierdten
Blocquirung vnd Belägerung der Stadt Leipzig/ was sich von Tag zu Tag darbey
begeben vnd zugetragen (O.O. Februar 1637; UB Leipzig: BST 4° 29/7); Lothar Höbelt:
Wittstock und die Folgen. In: [Kat.] Museum des Dreissigjährigen Krieges. Wittstock
a. d. Dosse. Hg. Kreis Ostprignitz-Ruppin. O.O. u. J., 56–66, hier 63.