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370113 Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig
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Diederich von dem Werder an Fürst Ludwig


Diederich v. dem Werder (FG 31) versichert F. Ludwig, er werde den ihm am gestrigen Tage erteilten Auftrag hinsichtlich der Organisation angekündigter militärischer Durchzüge gewissenhaft zu erfüllen suchen. Er bittet F. Ludwig sich dafür einzusetzen, daß seine, Werders, Dörfer mit Einquartierung verschont werden. Ihm selbst würde dies gewiß gelingen, hielte ihn die erteilte Mission nicht von seinen Gütern fern. — Er hat mit der Arbeit an den Reimgesetzen der Fruchtbringenden Gesellschaft begonnen, sie jedoch noch nicht abgeschlossen. — Gegen Mittag werde er aufbrechen; für den Abend erwarte er in Delitzsch ein Zusammentreffen mit Dr. (Matthias) Engelhart.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 25, Bl. 101r–102v [A u. Eingangsvermerk: 102v], 101v u. 102r leer; eigenh.; Sig.

Anschrift


A A Monseigneur et tresillustre Prince Monseigneur Louys Prince d’Anhalt.
Darunter Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.:Ps. ♀: 13. Januar. 1637.

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Durchlauchtiger Hochgeborner
Gnädiger Fürst vndt Herr.


Was E. F. G. mihr in meiner Commission gestern, wegen ordre der durchzüge 1 , ferner in gnaden aufgetragen, solches wil ich mit allem fleis in acht nehmen; Bitte darbeneben vnterthänig E. F. G. wollen meine armen dörfer mit einquartierung verschonen lassen, Sintemahl ich bey meiner anwesenheit solches wohl abwenden könte, daran ich sonsten durch diese verschickung verhindert werde.
  An den geselschafter reimen2 habe ich angefangen aber noch nicht vollendet. E. F. G. ergebe ich göttlicher gnaden, vndt mich zu dero beharlicher hulde Als
  E. F. G. vnterthäniger gehorsamer
  Diederich von dem Werder mp.
  Dessaw den 13. jenner.

Diesen Mittag werde ich im nahmen gottes auf sein, ich versehe mich D. Engelharts3 gruses diesen abendt zu delitsch. 4

Textapparat und Kommentar

T

Kommentar

K Die Korrespondenzjahrgänge des vorliegenden Bandes werden erstmals einen umfangreichen fruchtbringerischen Briefverkehr zwischen Diederich v. dem Werder (FG 31) und F. Ludwig und damit Werders bedeutsame Rolle innerhalb der FG sowie das vertraute und offenherzige Verhältnis zwischen beiden belegen. Allerdings fehlen für den Korrespondenzjahrgang 1637 alle Gegenbriefe F. Ludwigs an Werder; für 1638 konnten wir lediglich vier Schreiben des Fürsten an den FG-Genossen und in vielerlei diplomatischen und politischen Geschäften ausgezeichneten landsässigen Adeligen und landständischen Vertreter ermitteln (380321, 380522A, 380608A u. 381116A).
1
F. Ludwig hatte im Januar 1637 angekündigte Durchzüge der Truppen des schwedischen Feldmarschalls Johan Banér (FG 222) so zu organisieren, daß sie „mit guter Ordnung“ vonstatten gingen. In diesem Zusammenhang stand er in Verhandlungen u.a. mit den schwedischen Obersten Caspar Ermes (Armis, Ermis, baltendeutsche Familie; vgl.
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AOSB FA XV, 533f.: „Ermess“; vgl. 350800 K 26 u. Engerisser, 22), der 1634/35 unter Johann Georg aus dem Winckel (FG 219) das militärische Kommando in Augsburg geführt hatte und nun auf dem Weg nach Halle a.d.S. am 10. Januar 1637 seine Truppen entgegen eigenen Zusagen mit Gewalt in Stadt Bernburg und Umgebung einquartierte, und Matyáš Jizbickýv z Jizbice (FG 64; vgl. 280304; AOSB FA XV, 344: „Jetzwitski“; Conermann III, 69f.; Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 285), vormals im schwed. Regiment Diederichs v. dem Werder, der seine schwedischen Militärdienste 1635 aufgegeben hatte (vgl. 320313 K 0, S.432f.). Jizbický hatte Anfang Januar Halle erobert und führte dort das Kommando (vgl. den Brief Banérs an Axel Oxenstierna [FG 232] vom 9.1.1637; AOSB SA VI, 356–361, 360f.) Er sollte den Weiterzug der Ermes-Truppen über Köthen befohlen haben. Da F. Ludwig daran gelegen war, die Truppen wenigstens aus seiner Residenzstadt herauszuhalten und, wenn es sich schon nicht abwenden ließ, sie auf die Dörfer des Köthener Landesteils zu verteilen, bittet Werder, seine Dörfer zu verschonen. Vgl. dazu den fl.-anhalt-bernburgischen Lehensbrief für die Brüder Cuno Hartwig (FG 164) und Diederich v. dem Werder vom 7.11.1637, der neben dem Städtchen Gröbzig u.a. die Dörfer „Dondorff, Cörmigk, Wiendorff, Barlebock, Pfützdorff, Elßdorff, Zibick“ aufführt. Vgl. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Dessau C 3e Nr. 89, Bl. 163r–177r (Abschrift), 163v u. passim. Vgl. ferner Beckmann VII, 287; KU II, 637; Merzbacher: Werder, 47; Witkowski, 23 u. 34 und die Leichenpredigt von Gottfried Colerus: Der Vom Vater gegebene/ Vom Sohne ausgeführete/ Und vom H. Geiste versiegelte Raht des Heils/ Bey Hochansehnlicher Leichbestattung ... Dieterichs von dem Werder ... Welcher am 18. Decembris des 1657ten Jahres auf seinem Adelichen Hause Neu-Rheinsdorff ... entschlaffen (Köthen [1658]), wo von Reinsdorf bzw. von „seinen Gütern“ (Bl. L r) die Rede ist. HAB: Xa 1: 47 (19). Die Interpellationen F. Ludwigs bei Jizbický „alß vnserm alten guten Bekandten“ stießen im übrigen auf ausgesprochen höfliche Resonanz und Unterstützung. Vgl. KU IV.1, 1 ff. Vgl. auch ebd., 6 f. das Schreiben des Engeren Landstände-Ausschusses, d. d. Dessau, 12.1.1637, das die Deputierten, unter ihnen Werder, an den anhaltinischen Senior F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) in Kontributionssachen gerichtet hatten. — In diesem allgemeinen Zusammenhang steht der Brief, den Johan Banér (s.o.) d. d. Torgau, 10. 1. 1637 an Diederich v. dem Werder geschrieben hatte. Er rühmt darin seine „herrliche Victoria“ über die Kavallerie des (kursächsischen) Generalmajors Dehne (Moritz Adolph v. Dehn-Rotfelser [FG 318. 1638], s. 380320A K 5) am 3.1. bei Eilenburg (unweit Merseburgs; vgl. zu diesem Sieg AOSB SA VI, 357 und Chemnitz III, 74) und bittet Werder, ihm „die angenehme freundtschafft [zu] erweisen“, ihn in Leipzig, wohin er am folgenden Tag mit seiner Armee aufzubrechen beabsichtige, aufzusuchen. Werder möge Dr. Engelhart (s. Anm.3) mitbringen. „Vnd weil ich nothwendig das Fürstenthumb Anhalt mit etwas belegen muß, wehre mir lieb, das der H. Obrister zu F. G. zu Anhalt etc. allerseits resolution, was sie hierbei thun könten, mit sich brächte, vnd also die sache desto eher, auf einen billigen weg gerichtet würde“. Einen Schutzkonvoi werde er ihnen, Werder und Engelhart, nach Delitzsch entgegenschicken. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 25, Bl. 99rv. Den zitierten Brief Banérs an Werder legte F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) seinem Brief an F. Ludwig vom 12.1.1637 bei. Werder sei gesonnen, in der Tat am morgigen Tage in Begleitung Cuno Ordomars v. Bodenhausen (FG 69, vgl. 380000) zu Banér nach Leipzig zu reisen. F. Ludwig möge Dr. Engelhart Dispens erteilen und ihn nach Delitzsch schicken, wo er zu Werder stoßen könne. A.a.O., Bl. 98rv u. 100rv. Mit dem vor der Stadt zusammengezogenen Heer „laborire ich annoch vor Leiptzig“, wie Banér am 31.1.1637 einräumen mußte (AOSB SA VI, 363). Die Blockade wurde am 11. Februar ergebnislos abgebrochen, da Reichstruppen unter Gf. Hatzfeld anrückten. Banér zog sich an die Elbe bei Torgau zurück. Vgl. 370715 K 6; AOSB SA VI, 356ff.; Englund, 162f.; KU IV.1, 11ff.; Kurtzer vnd Summarischer/ doch eigentlicher vnd warhafftiger Bericht/ Von der Vierdten Blocquirung vnd Belägerung der Stadt Leipzig/ was sich von Tag zu Tag darbey
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begeben vnd zugetragen (O.O. Februar 1637; UB Leipzig: BST 4° 29/7); Lothar Höbelt: Wittstock und die Folgen. In: [Kat.] Museum des Dreissigjährigen Krieges. Wittstock a. d. Dosse. Hg. Kreis Ostprignitz-Ruppin. O.O. u. J., 56–66, hier 63.
2 Es liegt nahe, an Reimgesetze für 1636 aufgenommene Mitglieder zu denken. Mit der Umarbeitung der älteren Reimgesetze in Stanzenform, die erstmals im GB 1641 veröffentlicht wurden, beschäftigten sich F. Ludwig und Werder erst von Ende 1639 an. Vgl. Conermann II, 52 u. 72; auch 381218 K 9.
3 Sicher nicht der Arzt Michael Engelhardt (FG 335. 1639), sondern Matthias Engelhart, Doktor der Medizin, F. Ludwigs Leibarzt und ordentlicher Stadtarzt („Physicus ordinarius“) in Köthen. Vgl. 270115 K 4, 280106, 360600 II (K 57) u. 360703 K 35.
4 Delitzsch, kursächsisches „Amt, kleine Stadt und Schloß in Meissen, zwischen Halle und Torgau, drey Meilen von Leipzig gegen Norden“. Lexikon Geographie, 390. Vgl. Anm. 1.

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