Text
JCH werd ein Zeitlang nun der frölichen Son̄etē
1 Vergessen gantz vor Leid/ dagegen mein Trom̄eten
Auff mundern dz sie mach ein kläglich Buttesell
2 Manch mitleidēdes Hertz damit zu weckē schnell
Von meinen
3 Jnstrument
wil ich die Seiten reisen
4 Jch wil auch meine Stimm Klaglieder singen heissen
Jch wie
Heraclitus wil Weinen weil ich spür
Dz (was mir von den
3 thun der Menschen kom̄et für)
Hinfellig alles ist/ davor hilfft keine Jugend
Kein Hoheit/ Kunst/ Verstand/ kein Manheit Stärck noch Tugend
Wie leider ich muß sehn daß dieser Edle Held
Von
3 Menschenwürger Todt in Sarg hin ist gestelt
Der Edle der allein nicht Edel von Geblüte
Herkommen/ sondern auch der Edel von Gemühte
Von Geist vnd von Natur ein recht wol Edler war
Wie es der erbarn Welt ist kund vnd offenbahr
Der welchen ehe er noch ins zwölffte Jahr war kommen
Gantz willig
Phœbus hat in seine Gunst genommen
Vnd jhn bey seiner Hand auff
Helicon geführt
5 Da er gelernet wie zu leben dem gebührt
Der Gott gefallen wil vnd wie er so geleget
Den rechten Adelsgrund hat sich sein Hertz gereget
Vnd angetrieben jhm die Welt was durch zusehn
6 Nach Lastern nicht/ viel mehr der Tugend nach zu gehn [Bl. )( ij v]
Er
a danckte freundlich ab der Musen Schaar in Meysen
Vnd ließ in Franckreich sich noch ferner vnterweisen
7 Doch wars jhm nicht genug der edle Geitz nach Ehr
Der jhm
3 besessen hat der trieb jhm
3 an noch mehr
Der Geitz war aber nicht das eitle zu begehren
Noch Blut noch etwan sonst die Armen zubeschweren
Nein sondern die begierd in Tugend nur bestund
Was jhm in
3 Hertzen war/ dz must raus
b durch den Mund
Wie den̄ außweist sein Reim/ ach Gott hilff mir erwerben
Zu leben Ehrlich vnd denn seliglich zu sterben
8 Ach welch ein schöner Wunsch der zielet auff ein Ding
Dagegen alles sonst zu schätzen ist gering
Nun was er hat gewünscht wornach er hat gerungen
Das hat er auch erlangt/ es ist jhm wol gelungen
Ein jeder der jhm
3 hat bey Lebenszeit gekent
Jtzt rühmlich seinen Nahm auch nach den
3 Todte nent
O Außerwehlte Frucht der Riterlichen
c Ahnen
Ein werther Cavallier/ der vnter Martis Fahnen
Mit Eisernen
3 Gemüth/ vnd mit bewehrter Hand
Die Feinde
d schlagen halff auß seinen
3 VaterLand
9 Wie Fama noch bezeugt daß ers hat dürffen wagen
Selbst dritt
10 jhr zwantzig sampt den General zu jagen
11 Fortuna lieff mit jhm/ ja gar des Himmels Gunst
War vber jhm so das er fast nichts thet vmbsonst
Auff Ehr lieff alles auß vmb derer Vrsach eben
Wurd jhm geboten an noch meher Ehr zu geben [)( iij r]
Es
a war sein Redligkeit
e Auffrichtigkeit Verstand
Bey grossen Herrn wie auch sonst jederman bekand
Weil auff der Tugend Weg er fleissig fort geschritten
Ward er geehrt/ gelobt/ geliebt vnd wol gelidten
So das manch from̄es Hertz/ ob seinē Todt sich krenckt
Auch wol mit vberfluß der Thränen so gedenckt
Ach wolte wolte Gott der Cavallier möcht leben
Vnd ob jhn
3 keiner kan das Leben wieder geben
So lebt er gleichsam noch in vieler Hertz vnd Mund
Vnd weil er auch den Lauff des Krieges wol verstund
Daß es in weiten
3 nicht darinnen recht zu gehet
Das mancher vntern schein der Ehr nach nützen stehet
Dems nicht vmb Gottes Ehr noch vmb dz VaterLand
Zuthun ist sondern der mit hauffung eigner Schand
Nur Raubet wo er kan auch daß man so zu sagen
Nicht weiß auff welche
f seit/ der jene sich soll schlagen
Der ein Gewissen hat
12 / vnd der allein nicht
ist
Ein Kriegsman̄ sondern auch dabey ein guter Christ
So hat jhm
3 Gottes Geist ohn zweiffel angereget
Daß er die Waffen hat ein zeitlang abgeleget
Zu dienen seinen
3 Gott viel lieber als daß er
Mit des Gewissens Last vnd ander Leut beschwer
Sein ohne das zuvor gnug ehrliches vermügen
Vermehren wolt/ er ließ an seinen sich genügen
13 Er hielt darvor daß der nicht recht glückselig sey
Der sehr Reich ist vnd doch der Laster nicht ist frey [)( iij v]
Der
a jene aber wol der in der Seelen drinnen
All seine Güter hat der mit standhafften Sinnen
Den Plunder dieser Welt mit seinen Füssen trit
Wie
Seneca gemeint; er hielt es auch damit
Was eins
diogenes gesagt daß dieser wehre
Der beste Mensche der den Reichthumb WollustEhre
Das Leben vnd den Todt verachtet gantz vnd gar
Wie denn vor seinen
3 End ers also machte war
Daß es jhm galde
14 gleich zu sterben
vnd zu leben
Wol dem der sich so kan des Zeitlichen begeben
Jn dem er aber sich der Vnruh thete ab
So bald der liebe Gott jhm was zuschaffen gab
Gott hat jhm
3 nun Probiert bißher in seinen
3 Wandel
Vnd wurd erfunden trew in allen seinen Handel
Nun wolte Gott jhm auch in seins Gemüthes Ruh
Ein leiblich Vngemach mit Kranckheit schicken zu
An welchen
3 endlich er zu Bette müssen liegen
Vnd also liegend Kranck/ zugleich mit müssen kriegen
Theils wider seine Sünd/ Todt Teuffel vnd die Hell
Bald wider Vngedult die sich denn findet schnell
Wenn Schmertzen mit der Zeit/ sich also täglich mehren
Da hat der gute Held sich erst recht müssen wehren
Doch wie er all sein Tag bestendig jmmer war
So wich er auch damals davon nicht vmb ein Haar
Wie er in jeder Noth die Zagheit hat gehasset
So hat er seine Seel auch mit Gedult gefasset ([)( iiij] r)
Weil
a Gottes Wort jhm war tieff in dz Hertz gepflantzt
Hat er sich gar darein vergraben vnd verschantzt
Die Seelen Feinde die mit Sturm jhm
3 angelauffen
Hat er mit dem Gebet geschlagen vbern hauffen
Ja er hat Tag vnd Nacht mit jhnen scharmutzirt
Vnd doch durch Gottes hülff den Sieg davon gefürt
Das heisset wol gekriegt/ gefochten vnd gestritten
Da man das Leben kriegt wenn man den Todt erlitten
Vnd ob wol solcher Streit jhm ankam bitterlich
Doch hat er allzeit sich gehalten Ritterlich
Er hat wie Paulus sagt den guten Kampff gekämpffet
15 Vnd weil er so Gottlob die Feinde hat gedämpffet
So ist jhm auch hinfort die Crone beygelegt
Die heist Gerechtigkeit die er nun ewig tregt
Er wuste wol daß wer beharret biß ans Ende
Wird selig
16 drumb nam
Gott sein Seel in seine Hende
Von seinen
3 grossen Krieg/ schmertz vngemach vn̄ Streit
Wird er nun ruhen auß dort in der Ewigkeit.