K
Dieser Brief, am Anfang einer dramatischen Flucht Lgf. Wilhelms V. v.
Hessen-Kassel (FG 65) vor der drohenden Umschließung durch feindliche
Truppen geschrieben, verdient in unsere Ausgabe nicht so sehr als Antwort
auf das wissenschaftsgeschichtlich bemerkenswerte Schreiben 370421
aufgenommen zu werden, als vielmehr als ein Zeugnis der
politisch-militärischen Verstrickung eines herausragenden Fruchtbringers und
als ein spätes Zeugnis der geistigen Interessen Wilhelms vor dessen baldigem
Tod. In einer Zeit allgemeiner und persönlicher Friedlosigkeit (s. Anm. 1)
hatte er noch 1635 und 1636 zwei seiner Übersetzungen (vgl. schon 291104A)
drucken lassen:
Anmütige vnterhaltung Vnd Zeitvertreib
Edeler Gemühter/ Vber Der Eytelkeit der Welt (anon. Cassel 1635) und
Die Tugendsame Fraw (pseud. Cassel 1636). S.
Beil. I u. II.
Seit dem November 1630 eventualiter, seit August 1631 (Allianzvertrag von
Werben) offiziell mit Schweden verbündet und zunächst militärisch sehr
erfolgreich in Westfalen, Hessen, an Mittel- und Niederrhein operierend,
hatte sich Lgf. Wilhelm in Folge des Prager Friedensschlusses auf
Verhandlungen mit dem König v. Ungarn und künftigen röm. König u. Ks.
Ferdinand III. mit verschiedenen Vermittlungsversuchen Kursachsens und
Würzburgs (Bf. Franz v. Hatzfeld, vgl. 371028 K 8) eingelassen, weil er
„gleichsamb mitten im fewre sas/ allerdings verlassen vnd ümbzingelt“
(
Chemnitz II, 962, vgl. 986; ferner
Londorp IV, 476ff.). Am Ende wurden die
Verhandlungen aufgegeben, weil Wilhelm hinsichtlich der Sicherung seiner
Interessen auf unnachgiebigen Widerstand stieß. Vgl. 370305 K 9; Meike
Hollenbeck: Die hessisch-kaiserlichen Verhandlungen über die Annahme des
Prager Friedens. In: Frankreich und Hessen-Kassel zur Zeit des
Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens. Hg. Klaus
Malettke. Marburg 1999, 111–122. Stattdessen ging er am 2./ 12. Juni
(„Mindener Vorvertrag“, blieb unratifiziert) und, in militärisch äußerst
bedrängter Lage (s. u.), vollends am 11./ 21. Oktober 1636 (Vertrag von
Wesel) notgedrungen, wie schon die Leichenpredigt, aber auch etwa Volker
Press betonen (s. u.), ein förmliches Bündnis mit der Krone Frankreich
ein. Vgl. auch 370715 K 15. Dieses sollte ihn zur Fortführung des Krieges
mit einer eigenen Streitmacht befähigen, ließ sich in der Praxis aber
anfangs nur sehr schwer an. Mit dem Entsatz
der Festung Hanau im Juni
1636 (vgl. 360703) hatte der Landgraf seinen Entschluß zur Fortsetzung
einer antihabsburgischen Bündnispolitik in die Tat umgesetzt. Vgl. zu den
Vorgängen in Hessen und Westfalen in der ersten Jahreshälfte 1636
Chemnitz II, 944f., 957ff., 982f, 1006ff.; zum
Entsatz Hanaus 1009, 1013ff. Am 9./ 19. August 1636 sprach der
Regensburger Kurfürstentag die Reichsacht aus und erklärte ihn seiner
Länder für verlustig. Lgf. Georg II. v. Hessen-Darmstadt wurde in einer
besonderen, vorerst geheim gehaltenen ksl. Vollmacht gleichen
Ausstellungsdatums zum Administrator Niederhessens ernannt und im
November 1636 vom Kaiser mit der Exekution der Reichsacht gegen Lgf.
Wilhelm beauftragt. Am 24. 4. 1637 bestätigte der neue Kaiser Ferdinand
III. die Ächtung. Das Eindringen von Truppen des Kaisers und des Reichs
in Wilhelms niederhessische Stammlande und in die zahlreichen
westfälischen Quartiere seiner Truppen vollzog sich schon seit Ende 1635,
vollends seit dem Juli 1636, als sich eine starke Armee unter dem
kurbayerischen Feldmarschall Gf. Johann v. Götz (vgl. 370421 K 4 u. 5)
anschickte, die hessische Vormachtstellung in Westfalen zu brechen und
ins Niederhessische einzufallen. Vgl. auch 371028 K 10. War es im April
1636 Lgf. Wilhelm im Bund mit dem von Friherre Axel Oxenstierna (FG 232)
auf den niedersächsisch-westfälischen Kriegsschauplatz abgeordneten
General und Feldmarschall Alexander Leslie (vgl. 370722 K 4) noch
gelungen, Osnabrück zu entsetzen, das Bst. Paderborn und die Gft.
Ravensberg mit Bielefeld wieder in seine Hand zu bringen, Minden zu
erobern und schließlich im Juni die schwedische Festung Hanau zu
entsetzen, so verdüsterte sich die Lage für die hessische Armee zum
Jahresende 1636, zumal Leslie im Juli 1636, kaum von Hanau an die Weser
zurückgekehrt, vom schwedischen Feldmarschall Johan Banér (FG 222) an die
Elbe zurückbeordert worden war. Vgl.
Chemnitz
III, 12ff., 44, 60, 75;
Pufendorf:
Kriegs-Geschichte I, 338, 340 u. 344. Bis zum 11./ 21. 10. 1636
wurden Amöneburg, Homberg, Paderborn, Soest, Dortmund, Lünen, Werl, Hamm
und andere Garnisonen von Götz’ Truppen eingenommen. Nach der Niederlage
bei Wittstock am 4. 10. 1636 n. St. fielen zurückweichende ksl. und
Reichs-Truppen unter Hatzfeld (s. u.) ins Niederhessische ein, um sich
mit den ihnen entgegenziehenden Truppen Götzens am 10. 11. 1636 bei
Creuzburg a. d. Werra zu vereinigen und dann vor dem anrückenden Banér
ins Bst. Paderborn und die Gft. Mark zurückzuziehen, während Banér bis
zum 8. 12. 1636 in Kassel blieb, bevor er wieder nach Osten aufbrach
(vgl. seinen Brief an Oxenstierna aus Kassel, 1. 12. 1636;
AOSB SA VI, 353ff.; ferner
Chemnitz III, 67ff.;
Pufendorf:
Kriegs-Geschichte I, 357 u. 361). In dieser Zeit hielt sich Lgf.
Wilhelm in Hamburg, Bremen und der sicheren schwedischen Garnison Minden
auf und traf erst zum Jahresende wieder in Kassel ein. Im Frühjahr 1637
gingen Reich und Kaiser zu einer Großoffensive gegen die Schweden über.
Die ksl. bzw. bayerischen Feldmarschälle Reichsgf. Melchior Hatzfeld und
Gf. Johann v. Götz (s. 370421 K 5), durch den ksl. General Gf. Gottfried
Huyn van Geleen (s. ebd.) verstärkt, rückten wieder nach Osten; die
bayerischen Verbände Gf. Joachim Christians v. (der) Wahl (s. 370421 K 4)
setzten sich vom Stift Paderborn aus in Bewegung. Vermehrte
darmstädtische Truppen zogen ebenfalls heran und Jan v. Werth (s. 370421
K 5) stieß mit schweren und leichten Reitern aus Südwesten (Rhein/Mosel)
vor. Der selbst bedrängte schwedische Feldmarschall Johan Banér konnte
noch ein Reiterkorps unter Generalleutnant James King (FG 224; vgl.
370722 K 14) zu Wilhelm detachieren. Am 11. 4.
1637
vereinigten sich Kings Schweden mit den hessischen Verbänden nördlich von
Kassel an der Werra. Vgl. 370421 K 11. Am 22. 4. 1637 verjagte man
gemeinsam die feindlichen Besatzungen aus Eschwege und Allendorf. In die
Enge getrieben von drei aus Osten, Süden und Nordwesten heranziehenden
Armeen und politisch wie militärisch auf verlorenem Posten, mußte Lgf.
Wilhelm sein Land (bis auf die Festungen Kassel und Ziegenhain in der
sumpfigen Schwalmniederung) aufgeben und sich mit seinen und Kings
Truppen durch das Stift Paderborn nach Minden und weiter nach Norden
durchschlagen. Am 27. April begann der Abzug der hess. und schwed.
Truppen von der Werra (Allendorf); am 30. 4. verließen Wilhelm und
King
endgültig (und gerade noch rechtzeitig, s. 370421 K 5 u. STA Marburg: 4h
Nr. 1409, Bl. 49v) Kassel. Vgl. 370421 K 11. Mit dem Abzug des hessischen
Kriegsstaates wird Niederhessen in der Folgezeit einer enormen Verwüstung
preisgegeben. Aus Petershagen (Stadt und Schloß an der Weser im Bst.
Minden) schrieb Lgf. Wilhelm am 12. 5. 1637 an Oxenstierna: Zwar seien
durch das „beharrliche kriegswessen“ seine eigenen Erblande, „darinnen
der feindt leider den meister spiehlet, dermassen jämmerlich durch
unauffhörliches sengen und brennen zuegerichtet und verheeret worden,
dass es endtlich damit auff eine gäntzliche wüsteney ausschlagen muss“,
der an den Untertanen verübten Greuel und Schandtaten nicht zu gedenken.
Obwohl daher nichts sehnlicher als der Frieden zu wünschen sei, habe man
doch von einem „particulier frieden“ nichts zu erhoffen. Daher „müssen
wihr Gott und der zeit die sache noch ferners befohlen sein lassen, und
anderer besseren mittell und gelegenheit zue einem allgemeinen,
durchgehenden, sichern, bestendigen frieden [...] in gedult erwartenn.“
AOSB SA VII, 654f.; vgl.
Chemnitz III, 67, 70, 76;
Pufendorf:
Kriegs-Geschichte I, 306. Blomberg (3. 5.), Rinteln (Mai),
Wildeshausen a. d. Hunte (Ende Mai), Vechta (Anfang Juni), Bersenbrück
(9./ 10. 6.), Bielefeld (18. 6.), Lippstadt, Lemgo (Ende Juni), Rinteln
(Juli), Cloppenburg (1. 8.) usw. waren die weiteren Stationen bzw.
Quartiere auf Wilhelms Zug, bis ihm trotz gelegentlicher kleinerer
Militärerfolge nichts blieb, als seine Truppen im September 1637 in der
Gft. Ostfriesland einzuquartieren, um dort besserer Zeiten zu harren,
während Hessen-Darmstadt die Administration des Kasseler Landesteils
beanspruchte. Am 23. 8. 1637 hatte Wilhelm noch aus Oldersum/
Ostfriesland an den Obristen Johann (v.) Geyso (s. Anm. 5) geschrieben,
er habe „weder strohe noch anders geschweige ein bette“ in seinem
Quartier. Abgedruckt in: Beiträge zur Geschichte des 30jährigen Krieges.
In: Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde 2 (1840), 179–187,
179. Kaum war die Einquartierung mit dem Akkord von Leerort (13./ 23. 9.
1637) abgesichert, starb er am 21. 9./ 1. 10. 1637 in Leer in ärmlichen
Verhältnissen: „[...] die inwendige Glieder [waren] sehr verzehret/ vnd
alle natürliche Kräfften vergangen/ daß sie gleich wie ein außgebrand
Liecht erloschen.“ (
Theatrum europaeum, 3. Tl.
[1644], 838.) Kurz zuvor soll er mit Kreide an die Wand seines
Sterbezimmers geschrieben haben: „Homo disce mori“. Seine Frau Lgfn.
Amalia Elisabeth hatte er, fieberkrank, in seinen letzten Tagen vom
Hauptmann Adolf Wilhelm v. Krosigk (FG 248; später Gesandter
Hessen-Kassels bei den Westfälischen Friedensverhandlungen) aus Bremen zu
sich holen lassen. Dorthin hatte Wilhelm sie und die zwei Söhne Wilhelm
(VI.) (FG 694) und Philipp (1630–1638) im Juli 1636 noch persönlich und
eskortiert von (Johann) Ludwig (v.) Geyso (FG 327. 1639; s. Anm. 5) und
dessen Reiter-Regiment aus Kassel über Rinteln (16. 7.) in Sicherheit
gebracht (vgl. Wilhelms Brief an Oxenstierna vom 30. 7.;
AOSB SA VII, 655f.). Die vier Töchter (Emilia,
Charlotte, Elisabeth und Louisa, s.
AD I, 91f.;
EST I, T. 99) scheinen, nach Ausweis der von
E. Bettenhäuser veröffentlichten Familienbriefe (s. u.), in der Festung
Kassel zurückgeblieben zu sein. Noch etwa drei Wochen blieb Amalia
Elisabeth in Leer, zog sich dann mit ihren Söhnen nach Delfzijl bzw.
Groningen zurück. Vgl. auch den Brief Frh. Enno Wilhelms v. Innhausen u.
Knyphausen (FG 238) an Friedrich v. Schilling (FG 21), d. d. Hamburg, 14.
10. 1637. (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 149r–150v).
In Groningen starb ihr Sohn Philipp (am 17. 8. 1638) und Wilhelm VI.
erkrankte schwer. Später begab sie sich nach Dorsten (seit Dezember 1638)
und Lippstadt (seit Oktober 1639). Am 9. 3. 1640 reiste Amalia Elisabeth,
die einbalsamierten Leichen Lgf. Wilhelms V. und Pz. Philipps mit sich
führend, nach Kassel. Am 23. 4. 1640 wurden die sterblichen Überreste
Wilhelms und Pz. Philipps in der Stiftskirche St. Martin, seit 1567
Grablege der hess. Landgrafen, in einem von Wilhelm neu angelegten
Grabgewölbe unter dem Kapitelhaus beigesetzt, zusammen mit dem
Töchterchen Louisa (5. 11. 1636 – 6. 1. 1638, s. o.). Die Gruft wurde
teilweise im Zweiten Weltkrieg, vollends bei Räumung und Wiederaufbau der
Martinskirche zerstört. Nur einzelne, stark angegriffene und beraubte
Särge und Sargfragmente sind noch erhalten.
Sarg und Gebeine Wilhelms V.
galten seit der Trümmerräumung in der Martinikirche 1953 als verschollen.
Kürzlich wurde allerdings im Dachmagazin des Landesmuseums eine Kiste mit
Sarg- und Knochenresten aufgefunden. (Wir danken K.-H. Wegner, Direktor
des Stadtmuseums Kassel, und Herrn Schmidberger von den Staatlichen
Museen Kassel für freundliche Auskunft.) Vgl. Christian Presche: Die
fürstlichen Grabstätten in der Kasseler Martinskirche. In: Zs. d. Vereins
f. Hess. Geschichte u. Landeskunde 107 (2002), 17–69, hier 29ff. — F. v.
Geyso (s. u.) III, 110, 133 erwähnt noch ein vielversprechendes Tagebuch
Wilhelms in einem Schreibkalender von 1636, das im STA Marburg trotz
angestrengter Nachforschungen bislang nicht aufgefunden werden konnte
(freundliche Mitteilung von Dr. Gerhard Menk). Vgl. insgesamt
Merian: Topographia (Hassiæ 1646), 35;
Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 283f., 306, 329f.,
340ff., 370 u. 390f.; Theophilus Neuberger: Christliche Ehrengedechtnis
Des ... Herrn Wilhelmen des Fünfften/ genant Standhafftigen/ Landgraven
zu Hessen ... als J. F.G. Wie auch dero gleichfals in Gott ruhenden
Jungen Herrn/ Herr Philipsen/ vnd Fürstl. Frewlins/ Frewlins LOYSÆ …
verblichenen Leichnam mit hochansehentlicher Fürstl. Leichbegängniß vnd
Ceremonien zu dero auffs new dazu erbawten Fürstlichen Ruhestette
gebracht/ vnd darinn niedergesetzt worden (Kassel: Jacob Gentsch 1640),
darin der Lebenslauf Wilhelms S. 19 [recte 20] – 59 [recte: 60]. HAB: J
301 4° Helmst. (12) und
LP Stolberg 12874–76. Ein
hsl. Entwurf der Personalia, der die Mitgliedschaft Wilhelms in der FG
nicht erwähnt, in STA Marburg: 4a 46, Nr. 13 (5 Bl. ungezeichnet,
undatiert, unbek. H.); vgl.
LP STA Marburg, Nr.
448. Vgl. auch Theophilus Neuberger: Christliche Leich- vnd TrostPredigt/
Alß ... Frawen AMELIÆ ELISABETHÆ, Landgrävin zu Hessen ... verblichener
Leichnam/ mit Fürstl. solenniten in die Fürstliche Grufft vnd Ruhestette
gebracht/ vnd niedergesetzt worden ... am 30. Septembris des Jahrs 1651
gehalten/ vnd vff Begehren schrifftlich vffgesetzt (Kassel 1651: Salomon
Schadewitz); Personalia dort Bl. E r – G iv v (HAB: Gm 2287). Vgl.
ferner: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Bd. VI:
Kreis Cassel-Stadt. Bearb. v. A. Holtmeyer. Text, 1. Teil. Cassel
1923,168, 175, 185, 186; Dass., Atlas, 1. Teil (Tafel 1–164). Cassel
1923, T. 132.1 (Abb. des Sarges Wilhelms, Inschriften nicht erkennbar;
nach dieser Tafel erneut in Presche [s. o.], S. 63, Abb. 9); Baudenkmale
in Hessen. Stadt Kassel I. Hg. Landesamt für Denkmalpflege Hessen.
Braunschweig/ Wiesbaden 1984, 73; Georg Dehio: Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler. [Bd. 2:] Hessen. O. O. 1966, 450f. Weitere Lit.:
ADB XLIII, 39ff.;
AOSB FA
XV, 356ff., 491f., 517f. u. ö.;
AOSB SA VII,
642ff. u. 655ff.;
AOSB SA IX, 925ff. (James Kings
Briefe an Oxenstierna);
Barudio, 497ff.;
Bircher/ Palme II, 178f.;
Conermann III, 70ff.;
DBA I, 1370/
357ff.;
Ritter: Deutsche Geschichte, 600;
Rössler/ Franz, 3161;
Theatrum
europaeum, 3. Tl. (1644, HAB: Ge 4° 54), 783, 791, 793, 804f.,
818, 838;
Winkelmann, 285 (zum Grabgewölbe), 382
(zur Du-Bosc-Übersetzung, s. Beil. II); Ruth Altmann: Landgraf Wilhelm V.
von Hessen-Kassel im Kampf gegen Kaiser und Katholizismus 1633–1637.
Marburg 1938, 108ff., 161ff.; Karl E. Demandt: Geschichte des Landes
Hessen. 2., neubearb. u. erw. Aufl. Kassel u. Basel 1972, 254ff.;
Familienbriefe der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel und
ihrer Kinder. Hg. Erwin Bettenhäuser. Marburg 1994, 1ff.; Frankreich und
Hessen-Kassel zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen
Friedens. Hg. Klaus Malettke. Marburg 1999 (insbes. darin der Aufsatz von
Christian Tacke: Das Eindringen Hessen-Kassels in die Westfälischen
Stifter, S. 175–187); Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und
Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges und Grundlagen
zu einer Lebensgeschichte des Generalleutnants Johann Geyso. (Erster
Teil.) In: Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde 53 (1921),
1–115; Zweiter Teil. In: A. a. O. 54 (1924), 1–160; Dritter Teil. In: A.
a. O. 55 (1926), 1–175, hier insbes. III, 73ff., 124ff. (104 u. 150 zu A.
W. v. Krosigk); Helmut Lahrkamp: Jan von Werth. Sein Leben nach
archivalischen Quellenzeugnissen. Köln 1962
, 75;
Klaus Malettke: Der Dreißigjährige Krieg in Hessen und seine Folgen. In:
Hess. Jahrbuch f. Landesgeschichte 51 (2001),
83–102, hier insbes. 90f.,
93; Gerhard Petri: Das Militärwesen von Hessen-Kassel in der Zeit
Landgraf Wilhelms V. und der Landgräfin Amalie Elisabeth 1627–1649. Diss.
Universität Bonn 1996 (masch.); Hans Philippi: Das Haus Hessen. Ein
europäisches Fürstengeschlecht. Kassel 1983, 92ff.; F. C. Th. Piderit:
Geschichte der Haupt- und Residenz-Stadt Cassel. 2., erw. Aufl. hg. Jacob
Ch. C. Hoffmeister. Cassel 1882, 146ff.; Volker Press: Hessen im
Zeitalter der Landesteilung, 1567–1655. In: Das Werden Hessens. Hg.
Walter Heinemeyer. Marburg 1986, 267–331, insbes. 310ff.;
Georg Schmidt: Der Dreissigjährige Krieg. München
4 1999, hier 58,
60. Vgl. zu Lgf. Wilhelm schließlich noch 231206, 240109, 240301, 250514,
280308, 291104A u. I, 291200, 300420 u. I u. II, 300420A. Zu Wilhelms
Nachleben s. Anm. 7.
„Meteor“ war im Sprachgebrauch Lgf. Hermanns und der Zeit die Bezeichnung
für alle flüchtigen Himmels- und Wettererscheinungen, nicht nur für den
Kometen oder Schweifstern, daher seit Aristoteles’
Meteorologica die Ableitung „Meteorologie“ für Wetterkunde oder
Wissenschaft von der Atmosphäre. Die „Meteorologia“ ist jener Teil der
Naturlehre, „darinnen hauptsächlich von denen sogenannten Meteoris, oder
von der Natur und Beschaffenheit derer hin und wieder vorkommenden
Lufft-Zeichen oder Lufft-Begebenheiten gehandelt wird.“ (
Zedler XX, 1282.) S. dazu Lgf. Hermanns
HISTORIA METEOROLOGICA von 1651 (vgl. 370421 K 1),
darin im „Vortrab“ das erste Kapitel „Von Vrsachen oder Vrsprung aller
Meteoren ins gemein“ (Bl. a i r – a iii r). In den nachfolgenden Kapiteln
werden die verschiedenen Arten der „Meteore“ abgehandelt: die reinen
feurigen, die vermischten feurigen, die wässerigen, „Straal/ Donner vnd
Blitz“, die „erscheinenden meteoren, welche von Aristotele Gesichte
genennet werden“ (Bl. c i r – d iii v) und zu denen auch der Regenbogen
sowie Sonnenbilder gerechnet werden (vgl. 370421 K 12). Vgl. H. Howard
Frisinger: The History of Astronomy: to 1800. New York 1977, 15ff.; G.
Hellmann: Die Meteorologie in den deutschen Flugschriften des XVI.
Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte der Meteorologie. Berlin 1921
(Abhandlungen der Preuss. Akademie der Wissenschaften 1921,
pysikal.-mathemat. Klasse, H. 1); Hans-Günther Körber: Vom
Wetteraberglauben zur Wetterforschung. Leipzig 1987, 57f.
Statt halon, zu lat. halo f. (gr. ἅλως), Korona oder Strahlenkranz der
Sonne bzw. des Monds. Sen. quaest. nat. 1,2. Vgl.
Faber/ Buchner (1664), 444 (s. v. halo): „Germani Latinum
reddunt vocabulum, der Hoff ümb den Monden/ ein runder Kreiß oder Circkel
ümb die Sonne.“ S. 370421 K 12.
Vgl.
Stieler, 1412 „Einem von einer Sache part
geben/
communicare rem alicui & cum aliquo, participem, certiorem
facere alicujus rei.“ Vgl. auch
Steinbach II,
166.
Johann (v.) Geyso (Geisse, Geissen, Geisso; 1593–1661), älterer Bruder
(Johann) Ludwig Geysos (s. Anm. 1), nahm schon 1620 als Hauptmann an der
Schlacht am Weißen Berge teil, ebenso 1626 als dänischer Oberst an der
Schlacht bei Lutter am Barenberge; seit 1628 hessen-kasselscher Amtmann
zu Eschwege; unter Lgf. Wilhelm V. Oberst des berühmten „weißen“
(Leibgarde-)Regiments und 1631 Generalquartiermeister der hessischen
Truppen, 1635/36 Militärgouverneur im östlichen Westfalen, unter Wilhelms
Witwe Lgfn. Amalia Elisabeth 1648 Generalleutnant, d. h. der gleich nach
der Landesherrin rangierende Oberkommandierende aller hess. Truppen. Er
war einer der wichtigsten Berater Lgf. Wilhelms. Seit 1632 „blieb der
Oberst Geiso beständig an der Seite des Landgrafen Wilhelm V. bis zu
dessen so schnell erfolgtem Lebensende“ (
Ersch/
Gruber I, 56 u. 233). Unter dem nach Ostfriesland geretteten
hess. „Kriegsstaat“ befand sich auch sein soeben erwähnter Bruder, der
Oberst Ludwig Geyso (†1644), der im Mai/ Juni 1636 nachweislich als
Kommandeur des berittenen Leibregiments in der engsten Umgebung Lgf.
Wilhelms zu finden war. Er hatte im Juli 1637 an der Evakuation der
Landgräfin und ihrer beiden Söhne nach Bremen mitgewirkt (s. Anm. 1).
Vgl.
ADB IX, 138f.;
AOSB
SA VII, 455, 499f.;
Conermann III, 374f.;
Ersch/ Gruber I. 56, 231f. u. 232–238;
Beiträge zur Geschichte des 30jährigen Krieges. In: Zs. d. Vereins f.
hess.
Geschichte u. Landeskunde 2 (1840), 179–187 (Briefe an Johann v.
Geyso); Demandt (s. Anm. 1), 256; Franz v. Geyso (s. Anm. 1), insbes.
III, 76, 83ff., 93, 112, 120ff., 133, 146f., 154, 171f.; Petri (s. Anm.
1), 31, 44, 129, 137; Gerhard Petri: Das Militärwesen von Hessen-Kassel
in der Zeit Lgf. Wilhelms V. und der Lgfn. Amalie Elisabeth 1627–1649.
Diss. U. Bonn 1996 (Masch.schr.), passim. Johann (v.) Geysos
Kupferporträt abgebildet in Anselm van Hulle: PACIFICATORES ORBIS
CHRISTIANI, SIVE ICONES PRINCIPUM, DUCUM, ET LEGATORUM, QUI MONASTERII
atque OSNABRUGÆ PACEM EUROPÆ RECONCILIARUNT. (Rotterdam 1697), Nr. 95
(HAB: Xb FM 1); Hugo Brunner: Geschichte der
Residenzstadt Cassel. 913–1913. Kassel 1913, T. 8. Vgl. auch
Bircher/ Palme I, 97 (Nr. X. 14) u.
II, 179 (Nr. 452).
Lutter am Barenberge, Schlacht am 27. 6. 1626, die mit der Niederlage Kg.
Christians IV. v. Dänemark und dem Sieg des Ligaheers unter Gf. Johann
Tserclaes v. Tilly endete.
Zur naturwissenschaftlichen Erklärung dieses Phänomens und der
Möglichkeit eines göttlichen Zeichens vgl. 370421 K 12–15, zu Wilhelms
Schicksal s. Anm. 1. Zu seinem Nachleben sei nur mitgeteilt: Am 25. 3.
1637 war F. Friedrich v. Anhalt-Harzgerode (FG 62) von Warschau kommend
in Kassel eingetroffen und hatte auf Anerbieten Lgf. Wilhelms die
Stellung eines Generalmajors der hessischen Truppen angenommen, die er
1641 aufgab.
Beckmann V, 385; vgl. F. v. Geyso
(s. Anm. 1) III, 165 (F. Friedrich an der Spitze der hess. Stabsoffiziere
in den münsterländischen Garnisonen, Koesfeld, September 1638). Als sein
kaisertreuer Bruder F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) am 8. 6.
1637 davon erfuhr, reagierte er wütend: „Il gastera mes affaires avec
cela, & les siennes ensemble. Dieu le redresse.“
Christian: Tageb. XIV, Bl. 440r. Vgl. auch Christians besorgte
Anfrage bei seinem Cousin Hz. Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar (FG 5) vom
24. 6. 1638. Da die ksl. Belehnung des Hauses Anhalt anstehe, erkundigt
er sich im Hinblick auf seinen Bruder Friedrich, wie die weimarische
Belehnung ausgefallen sei: wurde Hz. Bernhard (FG 30), der ja auch „dem
feindt dienet“, übergangen oder gar explizit ausgeschlossen? (ThHSTA
Weimar: Fl. Haus A 309, Bl. 2r). Das Schicksal Lgf. Wilhelms V. scheint
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) insgesamt unbeteiligt
aufgenommen zu haben. Als er bei währendem Kurfürstentag in Regensburg am
9./ 19. 11. 1636 erfuhr, daß Lgf. Wilhelm (mit dem Kurfürsten v. Trier)
in die Acht erklärt werden sollte, und am 14./ 24. 11. Kenntnis erhielt,
daß Lgf. Georg II. v. Hessen-Darmstadt die militärische Exekution der
Acht aufgetragen worden und er mit 12000 Mann im Ausrücken begriffen sei,
notierte er lediglich die bloßen Nachrichten ohne Regung oder Ausdruck
des Bedauerns (a. a. O., Bl. 233r u. 239v). In Bernburg erreichte
Christian am 27. 8. 1637 die Nachricht, „daß Landtgraf Wilhelm, seine
famjljam, in Bremen salvirt, das Landt zu heßen aber, öde vndt wüste
stehe, vndt ob es schon mitt einem reichen kornsegen vberschüttet, so
wehre doch niemandt wegen
desolation deß Landes, der es einerndtete.“ (A.
a. O., Bl. 473r.) (Zur guten Witterung und Agrarsituation als einem der
wenigen Lichtblicke in der desolaten Lage Hessens bis 1640 vgl. Piderit
[s. o.], 160f. u. 183.) Unter dem 29. 9. 1637 heißt es im Tagebuch
lapidar: „Zeitung, daß Landgraf Wilhelm todt seye, wiewol man hertz.
Berndt [Bernhard v. Sachsen-Weimar, FG 30] auch todt gesaget.“ (A. a. O.,
Bl. 491v.) Die Bestätigungen der Todesnachricht für „gewiß“ dann am 12.
und 17. 10. 1637 (a. a. O., Bl. 498v u. 500r, vgl. auch 511r). Auch
anläßlich des Klageschreibens der verwitweten Lgfn. Amalia Elisabeth, das
ihn am 1. 12. 1637 aus Ostfriesland erreichte, wird lediglich der Erhalt
vermerkt (Bl. 527r). — Von F. Ludwig liegt uns kein unmittelbares Zeugnis
einer Reaktion auf die Todesnachricht vor. Er dürfte spätestens Anfang
Oktober durch Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen vom Tod des
Landgrafen erfahren haben. Am 6. 10. 1637 teilte dieser Friedrich v.
Schilling (s. Anm. 1) neben der Todesnachricht mit, daß Lgf. Wilhelm
testamentarisch die Vereidigung der Armee und des Generals Melander auf
seinen Sohn Wilhelm VI. verfügt und die Witwe und die Generalstaaten zu
dessen Vormündern bestellt habe. Der Tod des Landgrafen sei „une
tresgran-
de perte pour le party Franҫois et Suedois, lequels s’en trouvent
bien en peine“ (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl.
147r–148v). Vgl. das Bedauern F. Ludwigs in 371028. — Das herzlichste
Beileidszeugnis aus den Kreisen der Fruchtbringer stammt von dem
ehemaligen Kasseler Hofmarschall Diederich v. dem Werder (FG 31). Er
antwortete d. d. Reinsdorf 6. 1. 1638 auf die Todesnotifikation durch die
Witwe Amalia Elisabeth d. d. Leer 23. 11. 1637, er habe bereits vom Tod
des „allerlöblichsten Fürsten“ gewußt, jedoch sei sein „hertzleidt“
erneuert und vergrößert worden, v. a. „wan ich 1. E. F. G. betrübte
höchstgeängste persohn, 2. E. F.G. löbliche junge herrschafft, 3. die,
auff den eussersten fall vndt vntergang stehende wohlfahrt ihres
fürstlöblichen hauses vndt Casselischer linie, 4. den nimmer ersetzlichen
landesschaden, vndt 5. den in höchster gefahr schwebenden Zustandt der
Kirchen Gottes vndt vnserer reinen verbesserten lehre des Glaubens, mir
für die augen stelle.“ Er erinnert daran, daß er seine leibliche und
seelische Wohlfahrt der Erziehung im fl. Hause Kassel verdanke und
beteuert, daß er vor diesem „abgrunde der widerwertikeiten“ täglich in
Sorge um das Haus Kassel und im Gebet um Gottes Schutz verharre. „Der
weylandt hocherleuchte Fürst, dessen gleichen nuhmehr der deutsche
erdtboden nicht trägt, hatt die ehre der tapferkeit vndt eyffers für die
warheit Gottes da seine vorfahren reichlich mit begabt gewesen, wieder
aufs newe erhoben, vndt noch heller ans liecht gebracht: Es hatt dieser
Seligste Fürst seine eigene holdtselige persohn, sein Fürstliches haus,
vndt ansehnliche mächtige lande vndt leute, für die ehre jesu Christi, in
eusserste gefahr zusetzen, nicht geschewet, Er hatt gewust, an wen er
geglaubt, drümb hatt er auch in der thatt erweisen wollen, das es
derselbe wehrt sey, das man ihm glauben gebe. Auff solchen glauben vndt
in der Andacht hatt dieser ChristFürstliche heldt sein leben beschlossen,
ihm [
lies: sich] einen vnsterblichen ruhm nicht
alleine für der welt, Sondern was mehr ist ein vnvergängliches
lobwürdiges gedächtnüs bey der Kirchen Gottes, am allermeisten aber die
vnverwelckliche Krone der ehren, als ein Standthafter Soldatt vndt Ritter
seines Capitains jesu Christi im himmel erlanget.“ Werder empfiehlt der
Witwe ein unbedingtes Vertrauen zu Gott, „der es mit seiner Kirchen vndt
auserwehlten nicht anders als gutt machen kann vndt will“. (UB/ LMB
Kassel: 2° Ms. Hist. Litt. 4, 2 Bl., eigenh.). Vgl. auch K III 3. 1646
wird Werder im Auftrag Amalia Elisabeths die Vermählung ihres Sohnes
Wilhelm VI. mit der kurbrandenburgischen Pzn. Hedwig Sophia vermitteln.
Vgl.
Krause: Werder, 53f. — Erwähnt seien die
seltsamen Palmbaumtaler Lgf. Wilhelms (1627ff.), die aber nicht die
Palmen-Ikonographie der FG, sondern die emblematische
Constantia-Tradition aufnehmen. S. Artur Schütz: Die hessischen Münzen
des Hauses Brabant. III: Gesamthessen, Hessen-Marburg und Hessen-Kassel
1509–1670. O. O. u. J., 183f., 187ff., 195ff. u. ö.; vgl.
DA Köthen I. 3, 104ff.;
Emblemata, 192f., 196. Vgl. außerdem noch Beil. III. Eine
religionspolitisch aussagekräftige Anekdote zu Lgf. Wilhelm überliefert
Julius Wilhelm Zincgref: Teutscher Nation klug-außgesprochene Weißheit (3
Tle., Leiden 1644), III, 26 (HAB: Xb 1025).
Johann Bernhard v. Dalwigk (zu Dillich; 1582–1638) aus hess.-waldeck.
Uradel, lgfl. hessen-kasselscher Geheimer Rat, Bevollmächtigter bei
Friherre (Greve) Axel Oxenstierna (FG 232) und beim Direktorium des
Heilbronner Bundes, Vizestatthalter von Niederhessen. Er hatte am 4. 2.
1628 als Bevollmächtigter des gerade zur Regierung gelangten Lgf. Wilhelm
V. die Reichslehen von Ks. Ferdinand II. empfangen. Zudem hatte Wilhelm
in seinem Testament vom März 1633, das seine Frau Amalia Elisabeth zur
Regentin und zum Mitvormund des unmündigen Pz. Wilhelm VI. erklärte, ihr
ein Kollegium von fünf Räten (und einen zehnköpfigen landständischen
Ausschuß) zur Seite gestellt, dem neben dem Statthalter Hermann v. der
Malsburg, der allerdings im Dezember 1636 verstorben war, dessen
Stellvertreter Dalwigk, der Oberste Johann (v.) Geyso (s. Anm. 5) u. a.
angehören sollten. Die lgfl. Räte in Kassel ließen umgehend nach der
eingetroffenen Nachricht vom Tode Wilhelms V. am 23. 9. 1637 die Behörden
und Bürger Pz. Wilhelm VI. huldigen. Johann Bernhard v. Dalwigk starb
wenig später am 13. 1. 1638.
Vgl.
GHdA LVIII (=Adelslexikon, Bd.
2), 413f.;
Kneschke II, 407ff.;
NDB III, 495;
Siebmacher III. 4, S. 7, T. 6; Rudolf v. Buttlar-Elberberg:
Stammbuch der Althessischen Ritterschaft. Wolfhagen 1888, unpag. (T. 3
zum Geschlecht der „von Dalwigk“); Reinhard Frh. v. Dalwigk:
Denkwürdigkeiten und historische Skizzen aus dem Leben vieler Mitglieder
der Familie von Dalwigk. Darmstadt 1841, 67–70; F. v. Geyso (s. Anm. 1)
II, 91 u. 108; III, 111, 139, 153 u. 163; Karl Wilhelm Justi: Amalie
Elisabeth, Landgräfin von Hessen. Versuch einer Darstellung ihres Lebens
und Charakters. Giessen 1812, 40ff.; Margret Lemberg: Juliane, Landgräfin
zu Hessen (1587–1643). Darmstadt u. Marburg 1994, 391; Piderit (s. Anm.
1), 181f.
K I
1 Der äußerst produktive Erfolgsschriftsteller Jean Puget de La Serre
(1593–1665) wurde Bibliothekar des Gaston d’Orléans (Bruder Kg. Ludwigs
XIII. v. Frankreich) sowie kgl. Historiograph. Sein von Lgf. Wilhelm
übersetztes Werk, im Original erstmals ohne Ortsangabe 1629 erschienen,
erlebte zahlreiche Ausgaben. Bis 1631 erschienen die folgenden: o. O.
(1629); Bruxelles: Vivien 1629 (u. 1631); o. O. 1630; Paris 1630; Rouen:
Louis Loudet 1630 bzw. 1631; Lyon: Claude de Larjot 1631; Paris: Mathurin
Rénault, Nicolas de La Vigne u. Nicolas de La Coste 1631. S.
Arbour,
Nr. 13770, 13771, 14090, 14378, 14379, 14380, 14381, 21166 u. 14090*;
zu den späteren Ausgaben von 1637, 1638 u. 1642 vgl.
Arbour, Nr.
16236, 16608 u. 17871. Die Ausgabe Paris 1631 in UB Göttingen: 8 PHIL VI,
7188; eine Ausgabe Lyon 1633 in SLB Dresden: Theol. oct. 10360. Vgl.
Cioranescu III, 1656. Wir konnten durch Entgegenkommen der SLB
Dresden Einsicht nehmen in die Ausgabe Rouen 1630: L’ENTRETIEN | DES BONS
ESPRITS | SVR LES | VANITEZ | DV MONDE. | PAR LE S
r DE LA SERRE |
Historiographe de France. | [Kupferstück, in Schmuckgirlande Jesus,
Maria, Engel und Friedenstaube] | A ROVEN, | Chez Lovys Lovdet, ruë aux |
Iuifs, prés le Palais. | [Linie] | M. DC. XXX. | AVEC APPROBATION. SLB
Dresden : Phil. C. 689
m. Aufbau des Werks: Titelblatt, undatierte
Widmungs-„Epistre“ an Albert Conte de Berghes, Marquis de Berghes sur la
Zoom etc. (Bl. a 3r–a 4v), Chap. I –XIV. Vgl. Werner Ginzl: Puget de La
Serre. Eine literarhistorische Charakterstudie. Ein Beitrag zur
Geschichte der französischen Literatur im 17. Jahrhundert. Diss. Rostock
1936. Ginzl weist auf S. 88f. auf die dritte Satire Boileaus hin, in der,
wohlgemerkt nach Meinung eines „campagnard“, Puget de La Serre Ronsard
und Théophile de Viau überlegen sei. Die Zurückweisung der Leistung
Pugets durch Boileau wird dadurch offensichtlich: „Là tous mes sots,
enflés d’une nouvelle audace [...]“. — Die Lektüre des Werks vermerkt F.
Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) während eines Besuches in Weimar
am 5. 10. 1636: „Gelesen, in Landtgr. Wilhelms buch von der eytelkeitt“.
(
Christian: Tageb. XIV, Bl. 212v).
2 4°, 8 Bl., 531, (1) S. — Aufbau des Werks: Titelblatt (Rückseite leer),
Vorwerk (Bl. a ij r – [b iv] v): [I] Vorrede Pugets: „Vbersetzte Vorrede/
an den günstigen Leser.“ (Bl. a ij r – [a iv] r); [II] Einleitung des
Übersetzers Lgf. Wilhelm: „Deß Vbersetzers Bericht/ an den vielgünstigen
Leser/ Wie er diß Buch mit nutze lesen soll.“ (Bl. [a vi] v – b ij r);
[III] Gedicht zum Inhalt, gezeichnet A. L.: „Kurtzer Inhalt aller Capitel
dieses Buchs.“ (Bl. [b ij] v – b iij r); [IV] Gedicht auf die Eitelkeit,
gezeichnet M. L.: „Von der Eytelkeit.“ (Bl. b iij r – [b iij] v); [V] an
den Leser adressierte Inhaltsangabe, gezeichnet A. v. E.: „An den Leser/
vom Jnhalt vnd viertzehen Capiteln dieses Buchs.“ (Bl. [b iv] rv). Es
folgen die 14 Kapitel zur Eitelkeit (S. 1–531). — Eine vom Leipziger
Buchhändler und Verleger Henning Grosse verantwortete weitere
Puget-Übersetzung stammt nach der Jahresangabe des Kupfertitels aus dem
Jahr 1634. Zwei gegenüberliegende Kupfertitel, links: LENTRETIEN | DES
BONS | ESPRITS | SURLES | VANITEZ | DVMONDE; rechts: Unterhaltung | Guter
Gemüther | vber den | Eitelkeiten | der Welt | Auß dem Frantzösi-| schen
des Herrn von | Serre | Teutsch gegeben | durch | Henning Grossen | Jn
Leipzig | Jn eben dessen Verlegūg | Jm Jahr | M DC
XXXIV. Am unteren Bildrand findet
man den Hinweis auf den Kupferstecher
„Ioseph Schifelin sculp:“, vermutlich aus der Augsburger Stecherfamilie
Schifflin,
Thieme/ Becker XXX, 63]. HAB: 146.6 Eth. (1). 10 Bl.,
(626) gez. S. 12°. Entgegen der Titelblattangabe endet die Vorrede
jedoch: „Geben den 28. Tag Herbst-Monats/ des laufenden 1635. Jahrs.
Henn. Groß.“ Der auffällige Umstand, daß fast zur gleichen Zeit in Kassel
und Leipzig zwei Puget-Übersetzungen erschienen und daß die im Titelblatt
fingiert ältere (Leipzig 1634) sich in Wahrheit der vermeintlich jüngeren
(Kassel 1635) bedient hat, bedarf einer Erklärung. Mögen bereits die
Abweichungen in den Überschriften der vierzehn Kapitel eine gewisse
Eigenständigkeit der Leipziger Übersetzung suggerieren — Lgf. Wilhelm V.
überschreibt etwa das 2. Kapitel „Von der Eytelkeit/ so die Menschen in
der Hoheit vnd Reichthum suchen“, Grosses Text hingegen lautet: „Von der
Eitelkeit hoher Ehr vnd Reichthumbs“ —, so läßt die das „Plagiat“ ein
wenig verschleiernde Vorrede des Leipziger Übersetzers doch keinen
Zweifel an den tatsächlichen Abhängigkeiten: „Dieweil ich aber nun
wiederumb auff das newe zu beförderung obgedachtes Werckes schreiten/ vnd
meiner Zusage nachkommen wollen: Komet mir vnverhofft ein Vbersatz [eine
Übersetzung] dieses Büchleins vor Gesichte/ welcher/ nachdem er mir sehr
wol gefallen/ habe ich denselben meinem eigenem Gemächte weit
vorzuziehen/ mir belieben lassen/ weil ich nicht/ als ein ander
Narcissus, mich in mein geringes Werck zu sehr vergaffen/ vnd vielmehr
den Vorzug andern gönnen wollen. Jch habe besagten Vbersatz fleissig/
doch ohne
Momus Augen/ dem Frantzösischen entgegen gehalten/ vnd
vbersehen/ vnd darinnen nichts/ als was nicht vnsere Landsart zu reden/
geendert/ oder da sonsten etwas außgelassen/ ergentzet. Die eingemischten
Catholischen Legenden betreffende/ habe ich schlecht [d. i. schlicht, d.
Hg.] außgemustert/ vnd sie/ weil erster Vorgeber dieses Buchs/ keines
einigen Worts davon in seiner MutterSprache gedencket/ mit Biblischen
Geschichten zu ersetzen/ für vnnötig geachtet [...].“ (A. a. O., Bl. A
2vf.) Grosses Hinweise auf Textabweichungen der Übersetzung Lgf. Wilhelms
von seiner frz. Textvorlage (biblische Exempel statt kathol. Legenden)
und zwischen den beiden Übersetzungen müssen wir an dieser Stelle auf
sich beruhen lassen und einer werkphilologischen Spezialuntersuchung
anheimstellen.
3 Eine zweite Ausgabe der Übersetzung Lgf. Wilhelms wurde postum 1641 von
Theophilus Neuberger herausgegeben: s. Beil. III Q. Diese Ausgabe ist
textidentisch bis auf signifikante orthographische Normierungen:
einmaliges kontrahiertes „nit“ wird zu „nicht“; Großschreibung von
Substantiven (z. B. „Gedichte“, „Sprache“, „Worte“, „Herberge“,
„Gemühte“, „Büchlein“); Zusammenschreibung von „umb sonst“; „ss“ wird zu
„ß“
; uneinheitliches Verfahren bei „und“: die Konjunktion wird
dreimal, und zwar am Ende des „Berichts“, korrigiert zu „vnnd“. Diese
Abweichungen der Erstauflage von der Neuauflage von 1641 tangieren (mit
Ausnahme des genannten nit/ nicht und der in Anm. T III a aufgeführten
Variante) an keiner Stelle Lautstand oder Bedeutung der zitierten Passage
und werden daher nicht eigens angemerkt.
4 Verfasser, Autor. Vgl. 240109 (K 3).
K II
1 Die Erstausgabe des ersten Teils erschien 1632
in Paris bei Pierre Billaine, die Fortsetzung zuerst 1634 in Paris bei
André Soubron und der dritte Teil zuerst 1636 in Paris bei Augustin
Courbé. S.
Arbour, Nr.
14540 u. 15178 bzw. 15804;
Cioranescu II, 767. Wir vergleichen die dreiteilige Ausgabe
(Rev., corr. & augm. en cette 4. éd.) Paris: Piot 1647 (HAB: 39.5
Eth. (1) und die Derniere Édition. Revue, corrigée & augmentée par
l'Auteur. Yverdon 1649–1650 (HAB : Lm 1163). Die Übersetzung des ersten
Teils durch Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) erschien 1636. Der
französische Franziskaner Jacques Du Bosc, ein produktiver
Moralschriftsteller, lebte vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis in die
sechziger Jahre des 17. Jahrhunderts. Vgl.
DBF XI, 1010f. Zu Du
Boscs
L’honneste femme als dem „frauenadressierten Gegenstück zum
L’honneste homme, ou l’art de plaire à la court (1630) von
Nicolas Faret“ und zur Übersetzung durch den Fruchtbringer Lgf. Wilhelm
V. v. Hessen-Kassel (FG 65) s. Sabine Koloch: Der Sonnenorden, gestiftet
von Karl Gustav, Pfalzgraf von Pfalz-Zweibrücken — ein Dokument
fruchtbringerischer Wirksamkeit. In: WBN 30 (2003), 23–38 (mit Lit. zu Du
Bosc), Zitat S. 35.
2 Mt 7 v. 3 (nach
Biblia [Luther 1545]): „Was siehestu aber den
splitter in deines Bruders auge/ vnd wirst nicht gewar des Balcken in
deinem auge.“
3 Von befahren, sw. V., d. i. befürchten. S.
270406 K 10, 340107 K 25, 371009, 371110 u. 381006.
4 Nebenform zu:
sich rächen, ulcisci.
DW VIII, 22.
K III
1 12°, 22 Bl.,
575, (1) S. Aufbau des Werks: Kupfertitel (mit Motiven der Fortuna, des
Todes, des seifenblasenden Kindes und der Arche Noah; Rückseite leer),
Titelblatt (Rückseite leer), Vorwerk (Bl. A iij r – [B x] r): [I] Vorrede
Pugets: „Vbersetzte Vorrede/ An den günstigen Leser.“ (Bl A iij r – [A
vij] v); [II] Einleitung des Übersetzers: „Deß Vbersetzers Bericht/ an
den vielgünstigen Leser/ Wie er diß Buch mit nutze lesen soll.“ (Bl. [A
viij] r – [A xij] r); [III] Gedicht zum Inhalt, gezeichnet A. L.:
„Kurtzer Inhalt aller Capitel dieses Buchs.“ (Bl. [A xij] rv); [IV]
Gedicht auf die Eitelkeit, gezeichnet M. L.: „Von der Eytelkeit.“ (Bl. B
rv); [V] An den Leser adressierte Inhaltsangabe, gezeichnet A. v. E.: „An
den Leser/ vom Jnhalt vnd viertzehen Capitteln dieses Buchs.“ (Bl. B ij r
– B iij r). Im Vergleich zur Ausgabe von 1635 sind die folgenden beiden
Teile hinzugefügt: [VI] Die Vorrede des Herausgebers, gezeichnet
Theophilus Neuberger: „Günstiger/ Lieber Leser“ (Bl. B iijr – [B vij] v);
[VII] Epigramme auf den Landgrafen: „EPIGRAMMATA. In librum de vanitate
seculari, ab Illustriss. Hass. VVilhelmo è Gallico in germanicum sermonem
translatum, singulorum capitum summam complectentia“ (Bl. [B viij] r – [B
x] r). Es folgen auch bei dieser Ausgabe die 14 paginierten Kapitel des
Haupttextes mit den aus der Ausgabe 1635 übernommenen Überschriften, die
ebenso jeweils unterhalb einer Zierleiste beginnen: [a] Von der
Eytelkeit/ welche die Menschen auß jhrer Geburt ziehen. Das I. Capitel.
([I] – 47); [b] Von der Eytelkeit/ so die Menschen in der Hoheit vnd
Reichthum suchen. Das II. Capitel. ([48] – 88); [c] Von der Eytelkeit der
Aempter. Das III. Capitel. (89–120); [d] Von der Eytelkeit grosser
Schlösser/ Palläst- vnd Lusthäuser. Das IV. Capitel. (121–146); [e] Von
der Eytelkeit/ die auß Vnterhaltung vieler Diener herfleusset. Das V.
Capitel. (147–163); [f] Von der Eytelkeit/ der Kleydung. Das VI. Capitel.
([164]–200); [g] Von der Eytelkeit/ grosses Ruhms. Das VII. Capitel.
(201–238); [h] Von der Eytelkeit/ die sich in den Gemälden vnd Bildern
befindet. Das VIII. Capitel. (239–277); [i] Von der Eytelkeit/ der
Gastereyen vnnd Däntze. Das IX. Capitel. ([278]–332); [j] Von der
Eytelkeit/ der Wissenschafft. Das X. Capitel. (333–377); [k] Von der
Eytelkeit deß Glücks/ vnd dessen Anhangern. Das XI. Capitel. ([378]–415);
[l] Von der Eytelkeit der Dapffrigkeit. Das XII. Capitel. ([416]–485);
[m] Von der Eytelkeit der Schönheit. Das XIII. Capitel. ([486]–540); [n]
Von der eytelen vnd fürwitzigen Begierde/ die Welt zu sehen. Das XIV.
Capitel. (541– 575). — Eine unvollständige Handschrift der Vorrede
Neubergers und seiner Epigramme hat sich erhalten in: UB/ LMB Kassel: 4°
Ms. Hass. 85, Bl. 1r – 3r. Unbekannte Hand. Der Titel lautet hier:
„Anmuthige und sehr nützliche Betrachtung der Eytelkeit der Welt: aus
Liebe der Tugend (als welche der Eytelkeit zu wieder ist) aus dem
französischen, allen Tugendliebenden Teutschen zum besten in ihre
Muttersprache versezet, durch weyland den dapfern, recht teutschen und
standhafftigen fürsten und herrn, herrn Wilhelmen den fünft
en,
landgraffen zu heßen, grafen zu Catzenelnbogen, Diez, Ziegenhain und
Nidda, hochlöblich
en, seelig
en andenckens, jezo aber, wegen
vielfältigen Nachfragens aufs neue in diesem bequem
en Format an
tag gegeben. gedruckt zu Cassel in Verlegung Johann Schüzens 1660 in 12.
helt 1 Alph. 9 bog
en (NB. solches hat h. lymberger Gymnasij
Hersfelt. Collega mir com
̅uniciret).“ (Der im
Notabene Er-
wähnte: Wilhelm Limberger (1644–1709), seit 1682 vierter
„collega“ am Gymnasium zu Hersfeld. [
DBA I, 766/ 100ff.;
Winkelmann, 472; Fritz Adolf Schmidt (Hg.): Die Hersfelder
Bürgerbücher. Bürgeraufnahmen 1587–1784. Hersfeld 1936, S. 51, Nr.
1269]). Die Jahresangabe 1660 weist darauf hin, daß die Neuauflage nahezu
zwanzig Jahre nach deren Erscheinen noch einmal aufgelegt worden ist oder
zumindest werden sollte. Eine Veröffentlichung ist jedoch nicht
nachweisbar. Die stark gekürzte und sich auf das Ende beschränkende
Vorrede Neubergers (zwei Seiten im Ms. gegenüber neuneinhalb im Druck von
1641) ist textidentisch mit der entsprechenden Passage des Druckes von
1641. Sie wird im Manuskript wie folgt eingeleitet: „Theophilus
Neuberger, Superintendus Cassellan
us, in praefatione huj
us
libellj anno 1640 scripta ita scribit:“. Abweichend vom Druck beginnt der
handschriftliche Text ohne Anrede „Es haben jezuweilen vornehme
verstendige leute von der [...]“ und endet, zwar mit identischem Datum
und der Unterschrift des Herausgebers, bereits mit „Weil dann fleissige
nachfrage darnach geschiehet, als ist für gut erachtet worden, es wieder
zu durchsehen/ vnnd aufflegen zu lassen.
etc.“ Auch die Epigramme
folgen dem Druck von 1641. Zu Neubergers Ausführungen vgl. außerdem die
Vita Wilhelms in Theophilus Neuberger: Christliche Ehrengedechtnis Des
... Herrn Wilhelmen des Fünfften/ genant Standhafftigen/ Landgraven zu
Hessen (Kassel 1640; s. K 1), S. 19 [recte 20] – 59 [recte: 60]. HAB: J
301 4° Helmst. (12) und
LP Stolberg 12874–76.
2 Verkauft. S.
Baufeld, 82;
Steinbach I, 694;
Stieler, 756. Vgl.
die in Beil. I Q zit. Erstauflage.
3 Vgl.
noch den Nachruf eines ungenannten Zeitgenossen („ut vivens eo anno
[1637] Scriptor sua manu scribit“) auf Lgf. Wilhelm, den Johann Adolf
Hartmann überliefert hat und der Wilhelm v. a. als Verteidiger des
Reformiertentums, als Mäzen und als deutschen Patrioten feiert: „nam,
[...] multae in eo [Lgf. Wilhelm V.] virtutes concurrebant. Erat
Religionis purioris acer Defensor, benignus Literarum Patronus,
libertatis Germanicæ strenuus Vindex. Erat justus, patiens, prudens,
fortis, clemens, constans. Tum in bello, tum in pacis tractandæ negotio
primam illi Religionis purioris fuisse curam acta perspicue docent. Inter
arma non neglixisse literas, testis Academia, in medio armorum strepitu
Cassellis condita, & ad mortem usque conservata“ (die kurzlebige
Universität Kassel als Ersatz für das zwischenzeitlich an
Hessen-Darmstadt verlorene Marburg). „[…] Tam præclara Constantiæ
documenta nobis reliquit, ut CONSTANTIS titulo posteritati non immerito
commendetur. Nec ullis blandimentis, nec ullis minis, nec damnis
periculisve ullis a Religionis sincerioris tuendæ, a fidei Fœderatis
servandæ, a publicæ Libertatis retinendæ, studio dimoveri potuit. Cum ex
GUNTERODIO [Hans Heinrich v. Günderode (1596–1650), Hofmarschall], suo ad
Saxonem legato, domum reduce facto, intelligeret, se speciali recessu a
pace Pragensi exclusum esse: nonnihil quidem commovebatur, mox tamen,
seipsum recolligens, dicebat: innocenti quidem mihi hoc accidit, &
arma contra voluntatem meam gerenti; quidquid tamen Deo placet, idem mihi
quoque placere debet; & paulo post: crediderim, si pace fuissem
comprehensus, me fortasse cum multis, quod rectum non est, approbasse,
nunc persuasissimum habeo, me Deo charum esse, quippe qui me excludi
permisit, ne peccarem. Sæpe detestabatur pacis justæ, æquæ &
universalis impedimenta, inter quæ Principum privata commoda primum agmen
ducere, non sine justo dolore pronunciabat. Non semel ex eo vox illa
audita est: utinam mea mihi salva essent! Ex omnibus occupatis terris ne
culmum quidem peterem, mihique vindicarem. Tertio ante mortem [463] die,
cum se solum in conclavi esse putaret, finitis precibus, Deo votum
ponebat, si vita ipsi concederetur, se quieturum non esse, priusquam
subditis pacem reddidisset.
Haec MSS.“ (Joh. Adolphi Hartmanni ...
Historia Hassiaca, auditorum usibus in compendium redacta, ejusque pars
secunda, historiam Hassiæ ab anno MDLXVII ad … annum MDCL. complexa.
(Marburg 1742), 461–463 (HAB: Gm 2248). Daß Epicedien und überhaupt
Gelegenheitsdichtungen auf Wilhelm V. weitgehend fehlen, bestätigen Jörg
Jochen Berns, Miriam Fischer: Casualgedichte für einige
Landgrafen von
Hessen-Kassel. In: Erdengötter. Fürst und Hofstaat in der Frühen Neuzeit
im Spiegel von Marburger Bibliotheks- und Archivbeständen. Ein Katalog
... hg. J. J. Berns, Frank Druffner, Ulrich Schütte, Brigitte Walbe.
Marburg 1997, 500–542, 506f. u. 509.