K Zum Zeitpunkt dieses Briefes
ist Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) bereits als
kgl.-schwedischer Geheimer Kriegsrat tätig (Bestallung am 25. 4. 1636),
s.
AOSB FA XV, 405. Im gleichen Jahr starb sein
Bruder, der kgl.-schwedische Feldmarschall und Befehlshaber der
schwedischen Armee in Westfalen, Dodo (1583 – 11. 6. 1636), und Enno
Wilhelm beanspruchte den ostfriesischen Stammsitz Lütetsburg. Vgl.
Biographisches Lexikon für Ostfriesland. Aurich 1993, I, 197. Zur Person
Enno Wilhelms und seiner Korrespondenz mit F. Ludwig bzw. Friedrich v.
Schilling (FG 21) vgl. 340628 K 0.
Anna
Maria v. Anhalt-Dessau (4. 5. 1591 – 7. 7. 1637. PA. TG 34 [Die
Reinliche]), Halbschwester F. Johann Casimirs v. Anhalt-Dessau (FG 10),
vgl. 240718, 300320 K I 36, 360600 K II 65;
Beckmann V, 230f. Wegen ihrer bedrohlichen Erkrankung war Dr.
Matthias Engelhart, F. Ludwigs Leibmedikus und Köthener Stadtarzt (s.
370113 K 3), Ende Juni nach Dessau abgestellt worden. Vgl. F. Ludwigs
Brief an F. Johann Casimir vom 26. 6. 1637. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Dessau A 10 Nr. 44, Bl. 53r–54v. Vgl. auch K I 0.
Die 1637 unvermählt in
Dessau lebenden Prinzessinnen und Schwestern Johann Casimirs: Kunigunde
Juliana (PA. TG 26), Susanna Margaretha (1610–1663) und Eva Catharina
(1613–1679), s. 240717 K 3 u. 240718 K 6. Vgl. 370729.
Es könnte sich
um die Lgfn. Amalia Elisabeth v. Hessen-Kassel handeln, die seit 1619
mit Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (s. Anm. 8) vermählt war. Sie hielt
sich Mitte Juli in Bremen auf (s. 370422 K 1). Da Innhausen im
Zusammenhang mit den Erbschaftsangelegenheiten Gf. Ottos V. v.
Holstein-Schaumburg (FG 198) ständigen Kontakt mit Hessen-Kassel
unterhielt, kann er an dieser Stelle als Vermittler fungiert haben. Vgl.
370902, 380100 u. ö., auch 371226 K 2. Von Innhausen erfuhr F. Ludwig am
6. 10. 1637 brieflich auch vom Tode des Landgrafen. 1647/48 wurde die
Gft. Schaum-
burg zwischen den Häusern Hessen-Kassel,
Braunschweig-Lüneburg und Lippe aufgeteilt. Vgl. auch
Köbler 254f., 547.
F.
Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) hielt
sich vom 8. 6. bis zum 29. 7. 1637 in Hamburg, Holstein und Mecklenburg
auf. Er führte seine Familie, die nach der Besetzung des Bernburger
Schlosses im März 1636 von Hz. Joachim Ernst v.
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön (FG 101) in Ahrensbök und Plön
aufgenommen worden war, nach über einem Jahr in die Heimat zurück. Vgl.
zu den Reisen des Fürsten im Sommer 1637 und zur Rückkehr nach Bernburg
370517 K 2, 370722, 370729 (insbes. K 4), 370805 u. 370828 K
1.
F. Friedrich v. Anhalt-Harzgerode (FG 62).
Zum Verdruß seines Bruders F. Christian II. hatte F. Friedrich
Offiziersbestallung nicht nur schon 1634 in schwedischen, sondern auch
im März 1637 in hessischen Diensten angenommen. Aus diesem Grund wird er
in Bremen Truppen geworben haben. Vgl. 340912 K 0 u. 370422 K
7.
Der schwed. Feldmarschall Johan Banér (FG 222).
Innhausen spielt hier auf eine taktische Meisterleistung Banérs an. Ende
Juni 1637 hatte er sich mit seinem Heer nach strapaziösen Märschen durch
Sachsen und Brandenburg bei Landsberg einer vielfach überlegenen
kampfbereiten Streitmacht von Kaiser und Reich gegenübergesehen. Mit der
Finte, über die polnische Grenze ausweichen zu wollen, veranlaßte er den
Gegner, sich nach Osten zu wenden, während er selbst nach Westen
marschierte, die Oder überquerte und sich am 4. 7. 1637 bei Eberswalde
mit dem schwedischen Korps unter Feldmarschall Herman Wrangel (s. Anm.
7) vereinigte. Damit war Ks. Ferdinands III. dringender Befehl an seinen
Oberbefehlshaber Gf. Matthias Gallas (s. 370805 K 6), diese Vereinigung
unbedingt zu verhindern, ins Leere gelaufen (
Documenta Bohemica VI, Nr. 455, 458) und Banérs Armee vorerst
aus größter Gefahr gerettet. (Ein wesentlich ungünstigeres Bild von dem
Feldzug Banérs entwarf Gallas am 22. 7. 1637 in seinem Bericht an den
Infanten Ferdinand, Kardinal v. Toledo;
Documenta
Bohemica VI, 483.) Sie vermochte im Bunde mit Wrangel die
Kaiserlichen auf Distanz zu halten und ihre Stellung in Pommern zu
behaupten. Freund wie Feind bewunderten diese Finesse, auch Martin Opitz
(FG 200) berichtete davon (in einem Brief v. 20. 7. 1637, s.
Opitz-Brieferepertorium Nr. 228), und F.
Christian II. (s. Anm. 4), nachdem er am 13. 7. in Hamburg die Nachricht
erhalten hatte, notierte, „daß Banner mitt gutter ordre, vndt großer
Resolution sein volck retirirt, in salvo gebrachtt, vndt sich numehr
mitt dem Feldtmarschalck wrangel conjungirt habe. [...] Quoy qu’il est
mon ennemy, si admire je ceste sienne brave retraitte, & l’estime
pr. une de ses plus genereuses actions, qu’il ait fait de sa vie.“
Christian: Tageb. XIV, 450v. Grundsätzlich
änderte das allerdings wenig an der weiterbestehenden zahlenmäßigen
Schwäche der schwedischen Armee, nachdem doch das Jahr 1637 zunächst
vielversprechend begonnen hatte. Im Frühjahr belagerte und besetzte
Banér, aus Thüringen kommend, Torgau; wichtige Städte, z. B. Halle,
fielen, sogar Leipzig stand vor der Kapitulation (vgl. 370113 K 1). Dann
aber änderte sich die Lage. Im Anmarsch waren vom Westen her Gf.
Melchior v. Hatzfeld u. Gleichen (s. 370421 K 11) und Gf. Johann v. Götz
(s. 370421 K 5 u. ö.), verstärkt u. a. durch Truppen Hz. Georgs v.
Braunschweig-Calenberg (FG 231) und Lgf. Georgs II. v. Hessen-Darmstadt,
während von Pommern aus Johann Caspar v. Klitzing (s. 370805 K 7) über
Fürstenwalde nahte. Vgl. u. a.
Chemnitz III,
74f. u. 84;
Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 375.
Banér entschied sich zunächst, in der Nähe Leipzigs zu bleiben und die
Kaiserlichen an der Saale und Unstrut aufzuhalten, was jedoch (den
Beauftragten Generalmajor der Reiterei Torsten Stålhandske [FG 254, vgl.
371028 K 14] u. Feldmarschall Alexander Leslie) mißlang: am 8. Februar
war die Saale „quietiret undt dem feinde zu seinem vortheil eingereumet“
(
AOSB VI, 365; vgl.
AOSB SA IX, 469ff.); Halle, Egeln, Garleben fielen an die
Kursachsen. Banér hob die Blockade Leipzigs am 9. 2. auf und wich aus.
Anfang März ordnete er den Generalleutnant James King (FG 224; vgl.
370722 K 14) und Generalmajor Patrick Ruthwen an die Weser zwecks
Diversion ab, „nemlich dem feinde einen feuer im
rücken auffzublasen“.
Auch wollte er damit Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (s. Anm. 8)
entlasten.
AOSB SA VI, 381, 406;
AOSB SA IX, 472; vgl.
Theatrum europaeum, 3. Teil (2. Aufl. 1644), 751ff. (HAB: Ge
4° 54). Da die feindlichen Truppen den Kampf vorerst vermieden, sich
aber unterdessen verstärkten und die Schlinge um Banérs Heer mehr und
mehr zuzogen, ging dieser Ende Februar/ Anfang März auf Torgau zurück u.
ließ zugleich durch seine Reiterei das rechte Elbufer bis fast nach
Dresden sichern, um sich vor unliebsamen Überraschungen, insbesondere
Brückenschlägen zu schützen (
AOSB SA VI,
379ff.). Dort befindliche kursächsische Reiterregimenter wurden von
seiner Kavallerie in die Flucht geschlagen. Die ganze ksl. Armada und
ihre Verbündeten lagen hingegen diesseits der Elbe unterhalb Meißens bei
Riesa und sogen, zu Banérs Freude, die kursächsischen Lande aus (
AOSB SA VI, 391; vgl.
AOSB SA IX, 472ff.). Es kam nun freilich darauf an, sich mit
den Kontingenten Herman Wrangels zu verbinden, um einer sonst drohenden
vernichtenden Feldschlacht zu entgehen oder ggf. in ihr zu bestehen (
AOSB SA VI, 372, 381ff., 386f.). Es gelang
Banér, die Kaiserlichen Anfang u. Mitte März zweimal zurückzuwerfen,
jedoch konnten diese beginnend mit dem 30. März bei Dresden über die
Elbe setzen und Torgau bedrohen. Eine Diversion nach Meißen verhinderte
vorerst den raschen feindlichen Marsch auf Torgau. Die Kaiserlichen
quartierten ihre Infanterie in Meißen, die Kavallerie in der
Oberlausitz, später bei Eilenburg ein. Banér hoffte, sich bis zur
Ankunft Wrangels in Torgau halten zu können. Als aber der Gegner Ende
Mai die Wittenberger Brückenschanze wiedereroberte, unter- und oberhalb
von Torgau, bei Wittenberg und Meißen den Fluß überschreiten konnte und
schließlich eine starke von Gf. Matthias Gallas geführte Armee nahte,
mußte Banér Anfang Juni Torgau aufgeben. Er wählte den Marsch durch die
Neumark; die Gegner, unter dem Oberfehl von Gallas, nahmen die
Verfolgung auf. Bei Landsberg hatte der zahlenmäßig vierfach überlegene
Feind die Schweden überholt, sich kampfbereit aufgestellt und den
schwedischen Rückzugsweg nach Norden abgeschnitten. Der Schachzug
Banérs, Gerüchte über die Truppenbewegung in Richtung Posen
auszustreuen, erwies sich als erfolgreich. Es glückte ihm, in
Eilmärschen über Freienwalde nach Eberswalde (oder Schwedt) zu gelangen,
wo er schließlich mit Wrangel zusammentraf, der dem Gegner diesen Ort
bereits wieder entrissen hatte. Banér besetzte noch im Juli des Jahres
1637 Hinterpommern (Hauptstützpunkte Gartz u. Stettin), Wrangel jedoch
Vorpommern (Anklam). Diese Verteidigungslinie konnte gegen Gallas, der
sich in Mecklenburg einquartierte (Malchin), bis zum November gehalten
werden. Vgl. dazu
AOSB SA VI, 356ff.;
Documenta Bohemica VI, Nr. 488, 508;
Englund, 162 (der aber Wrangel lt. seinem
Personenregister falsch als Carl Gustav Wrangel (FG 523. 1649)
identifiziert [vgl. Anm. 7]);
Pufendorf:
Kriegs-Geschichte I, 330ff., 353ff., 357, 374, 376, 379, 381f.
u. 388f.;
Theatrum europaeum, 3. Teil (2. Aufl.
1644; HAB: Ge 4° 54), 789f., 795f., 798 u. insbes. 805ff.; Carl Du
Jarrys Frh. von La-Roche: Der dreißigjährige Krieg, vom militärischen
Standpunkte aus beleuchtet. Schaffhausen 1848, 95ff.; Ernst Samuel:
Johann Baner als Ermattungsstratege in den Feldzügen 1634–1639. Diss.
Gießen 1921, 46–50; Wulf Eckart Voss: Zur Verhinderung noch grösseren
Leids — Vom Elend und Segen des Rechts im Kriege. In:
Krieg und Frieden II, 275–284. Vgl. auch 370722.
Friherre
Herman Wrangel af Salmis
(1587–1643) aus deutschbaltischem Adelsgeschlecht, das sich auch nach
Schweden, Preußen, Rußland und Holland verzweigte; kgl.-schwedischer
Feldmarschall seit 1621, Vater von (Greve) Carl Gustav Wrangel (FG 523.
1649; s. 370805). Seit 1608 in schwedischem Militärdienst bezeugt, 1626
schwed. Befehlshaber in Preußen, 1627 schwed. Gouverneur im westpreuß.
Elbing. 1629 führte er den schwed. Feldzug gegen Polen, 1630 schwed.
Reichsrat, als welcher er im Juli 1633 neben anderen Reichsräten die
sterblichen Überreste Kg. Gustavs II. Adolf in Wolgast zur Überführung
nach Schweden abholte (vgl. 321201 K 11). 1632 Generalgouverneur über
Preußen, 1635 schwed. Beauftragter bei den Friedensverhandlungen mit
Polen. Wrangels Truppenkontingent stand 1636/37 an der polnischen
Grenze, wo er eine der
drei großen schwedischen Heeresabteilungen
kommandierte, während Banér überwiegend in Mitteldeutschland, Gustav
Horn bzw. Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30) im Süden und Südwesten
des Reichs agierten. Wrangel wurde im April 1638, der Widrigkeiten
seines Kommandos seit langem müde, auch aufgrund von Spannungen mit
Banér, nach Schweden zurückberufen. Banér, neuer Gouverneur von Pommern
und Oberbefehlshaber der schwedischen Expeditionsarmee in Deutschland,
residierte im Frühjahr 1638 demonstrativ im Stettiner Schloß. Vgl.
370902 u. 371112A; Voss (s. Anm. 6), 281. 1643 wurde Wrangel als
Generalgouverneur nach Livland entsandt, wo er in Riga im Dezember
desselben Jahres starb. Vgl. Anm. 6;
AOSB SA IX,
330ff.;
SBA B 375/ 259–273;
Chemnitz III, 35, 42;
Documenta
Bohemica VI, Nr. 441;
Pufendorf:
Kriegs-Geschichte I, 327f., 358f. u. 434; Geschichte der
Familie von Wrangel und Wrangell. Bd. 3: Die schwedischen Wrangel.
(Lübeck) 1981, 8f.; Arne Losman: Carl Gustaf Wrangel och Europa. Studier
i kulturförbindelser kring en 1600-talsmagnat. Stockholm, 1980,15ff.;
Åke Meyerson, Björn Hallström, Ove Hidemark, Olov Lönnqvist, Irene
Sigurdsson: Herman Wrangel och hans krigskamrater. En porträttserie på
Skokloster. In: Skokloster-Studier 5 (Balsta 1972), 237–300 (Porträt
Herman Wrangels S. 248, vgl. 254ff.; Hochzeitsporträt Wrangels und
seiner zweiten Frau Katharina Gyllenstierna S. 286f., Porträt seiner
ersten Frau Margaretha Grip S. 289).
Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65). Vgl. 370421 u. 370422;
Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im
Zeitalter des 30jährigen Krieges und Grundlagen zu einer
Lebensgeschichte des Generalleutnants Johann Geyso. (Erster Teil.) In:
Zeitschrift des Vereins f. hessische Geschichte u. Landeskunde 53
(1921), 1–115; Zweiter Teil. In: A. a. O. 54 (1924), 1–160; Dritter
Teil. In: A. a. O. 55 (1926), 1–175; hier III, 133f. Am 3. Juli hatte
Lgf. Wilhelm in Rinteln Quartier genommen.
Der aus Holstein
stammende Josias v. Rantzau (1609–1650) focht für F. Moritz v. Oranien,
für die Kronen Dänemark, Frankreich und Schweden, trat 1635 endgültig in
französ. Dienste, wurde 1645 Maréchal de France und 1646 Statthalter von
Dünkirchen. In den ersten Monaten des Jahres 1637 warb er in Frankreich
und den Niederlanden Truppen. Mit dem Einverständnis Kg. Ludwigs XIII.
v. Frankreich sollten diese (recht minderwertigen) Truppen (800–1000
Mann) unter den Obersten von Schack und von Kotz der hess. Armee
angegliedert werden. Im Juli bedauerte Lgf. Wilhelm V. in einem Brief,
daß man Rantzau und nicht ihm das Geld für die Werbungen gegeben habe.
Schon Anfang September verließ Josias v. Rantzau die Armee, da seine
soeben vollzogene Heirat angeblich seine Anwesenheit in der holstein.
Heimat erforderte. Seine Truppen unterstellte er den Hessen. Vgl.
Opitz-Brieferepertorium Nr. 228. Als er 1643 vom
französ. König der Armee Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar zugesandt
wurde, traf er auf entschiedene Vorbehalte aufgrund seiner militäischen
Inkompetenz. Vgl. zum Adelsgeschlecht der Rantzaus
Rössler/ Franz II, Sp. 2256–2260; zu Josias v. Rantzau s.
Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im
Zeitalter des 30jährigen Krieges (s. Anm. 8) III, 127f., 130ff., 148.
Vgl. ferner 370805, 370902 u. 380210;
Engerisser, 316, 329, 359, 603 u. 612;
Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 390f.; Wolfgang Prange:
Christoph Rantzau auf Schmoel und die Schmoeler
Leibeigenschaftsprozesse. Neumünster 1965, 27f., 32. Vgl. auch die Akte
STA Marburg: 4 h Nr. 1391: Korrespondenz mit dem französ. Feldmarschall
[Josias] v. Rantzau die damaligen Kriegsoperationen betreffend 1637;
vgl. dazu
Richelieu: Papiers I, 362;
III, 154 u. passim u.
Richelieu: Papiers, Index, 46. Dort wird im gleichen
Kriegszusammenhang fälschlicherweise von dem dän. Befehlshaber Markward
v. Rantzau (ca. 1590–1640) gesprochen, der 1635 zum Generalmajor ernannt
worden war. Diesen betrifft die Flugschrift: Abdruck Hamburgischen Auch
des Kön. Dennemarckischen General Majorn Herrn Marquardt Rantzowen An
Burgermeister unnd Raht der Stadt Hamburg sub dato 27. Septemb. Anno
1637. abgangnen Antwort-Schreibens. ... die angemaste Continuation deß
Glückstädtischen Zolls betreffent. (Hamburg 1637). Vgl. Paul Hohenemser:
Flugschriftensammlung „Discursus politici”
des Johann Maximilian Zum
Jungen. Frankfurt a. M. 1930, 194. — Zur „Piratenphysiognomie“ des oft
verwundeten Josias v. Rantzau vgl.
Englund, 514;
die Abb. eines Porträts in Helmut Lahrkamp: Dreißigjähriger Krieg und
Westfälischer Frieden. Münster o. J., 225; vgl. ferner
Redlich I, 159, 167, 170, 377 (die Rede ist hier
von 60 Verwundungen) u. 440f.
Kg. Christian IV. v.
Dänemark.
Hz. Friedrich III. v.
Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388. 1642).
Anthon v. Wietersheim (FG 273. Der
Umfahende), s.
Conermann III, 303ff.; lt.
Zedler LVII, 1821 starb er als
„Holstein-Gottorpischer Cantzler, auch Ober-Amtmann zu Barmstedt“. Sein
Herr war der kunstsinnige Hz. Friedrich III. v.
Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388). Auf dem Titelblatt der von Johann
Rist (FG 467. 1647) verfaßten Funeralschrift aus dem Jahre 1647 wird
ergänzend auf seine Rolle als Geheimer Rat hingewiesen. Die aus drei
Gedichten bestehende Leichenpredigt, die versifizierte „Lob- und
Trostschrifft“, das auf die Mitgliedschaft in der FG rekurrierende Poem
„Ode oder Loblied“ u. die epigrammatische „Grabschrifft“ zu vier Versen,
erwähnen auch den Dienst für das Haus Holstein-Schaumburg („Das bald
darauff der Held vom Schauenburger stam/ Zu seinem kantzeler und treüen
Raht jhn nam“, Bl. A [iiij] r). In: Lob- und Trostschrifft | über das
Christliche Leben und Seliges Sterben | Des Weiland | HochEdlen/
Gestrengen und Vesten Herren | H. Anthon von Wietersheim/ | Auff
Wörpzig/ [...] | Fürstlichen Holsteinischen Geheimen Rahts und |
Kantzelers/ auch Drosten zu Barm- | stett/ | [...] | Auff freundliches
Ersuchen Mitleidentlich auffge- | setzet und überschikket | von | Johann
Risten | Predigern des heiligen Göttlichen wohrtes zu Wedel an der |
Elbe/ und von Römischer kaiserlichen Maiestät hofe aus Edel- |
gekröhnten Poeten. | [Linie] | Hamburg/ | Gedruckt bey Jacob Rebenlein/
im Jahr 1647. SUB Göttingen: 4° N. VI. 11/Tom. 6/11. Tatsächlich lassen
sich jedoch bereits im Januar 1637 Absetzbewegungen des bückeburg.
Kanzlers Anthon v. Wietersheim von seinem Herrn, Gf. Otto V. v.
Holstein-Schaumburg, feststellen, bei denen die Vermittlung F. Ludwigs
eine große Rolle spielte, s
. Conermann III, 304
u. NSTA Bückeburg: Fürstl. Hausarchiv F 3 Nr. 345, Brief vom 17. 1. 1637
(unfoliiert) F. Ludwig an Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg, 2 Bl. [A:
2v], 1v u. 2r leer; Schreiberh. mit eigenh. U.: „[...] Alß ist vnser
wohlmeinender Rath, E. Ld. möchten demselben [Wietersheim] die begehrte
dimission mit gnädiger abfertigung, nach seinem begehren, widerfahren
laßen, vnd sich darbey seiner beharlichen gutten
devotion, zu deroselben
vnd ihres hauses besten, wie gahr wohl geschehen kann, versichert
machen, darneben aber darauf bedacht sein, wie sie hinwider eines
vornehmen ehrlichen Mannß zum Canzlerdienst, deme dan auch die darzu
gehörige
authorität billich zu
conferiren, mächtig werden, wie wir dan
daruor halten, der von Wittersßheimb, werde E. Ld. auf erfordern mit
guttem rath auch gahr wohl zur hand gehen, vnd dahin zubewegen sein
können, daß er sich noch eine wenige Zeit, biß E. Ld. solche stelle
ersezet, vfhalte“. Ähnlich Innhausen in seinem Brief an Schilling vom
21. 1. 1637 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, 132r): Gf.
Otto V. sei mit seinem Kanzler Wietersheim am vorigen Tage nach
Bückeburg abgereist; Wietersheim sei zwar fest entschlossen,
schleswig-holstein.-gottorf. Bestallung anzunehmen, jedoch bereit, Gf.
Otto weiter mit Rat und Tat zu unterstützen, wenn ihm eine jährliche
Pension gewährt würde, wozu Innhausen rät. Es wäre freilich gut, „que
Son Excell.
ce fust derechef pourveu d’un bon Chancelier et mesme de la
Religion [reformée], craignant que sans un suffisant Directeur en ses
conseils, ses affaires ne prennent un mauvais succez.“ Bentrup kommt auf
der Grundlage einschlägiger Quellen zu dem Schluß, daß Wietersheim
zwischen 1637 und 1640 gleichzeitig für Gf. Otto und für Hz. Friedrich
III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf tätig war und bestätigt damit die
soeben zitierten Nachrichten. Vgl. Werner Bentrup: Wietersheim — von
Wietersheim. In: Schaumburg-Lippische Mitteilungen. Aus der Geschichte
des ehemaligen Fürstentums Schaumburg-Lippe und der umliegenden Gebiete
31 (1995), 9–20, hier: 14f. Erst nach dem Aussterben des Hauses
Schaumburg, mit dem Tode Gf. Otto V. im Jahre 1640, steht Anthon v.
Wietersheim voll im Dienste der Holsteiner. Vgl.
zur bückeburg.
Kanzlerschaft Anthons v. Wietersheim bis Ende der dreißiger Jahre auch:
Geschichte der Familie von Wietersheim nach den Sammlungen und
Aufzeichnungen von Konteradmiral z. S. Friedrich von Wietersheim,
Generalmajor a. D. Kurt von Wietersheim und Oberstleutnant a. D. Alfred
v. Wietersheim, neu bearb. u. hg. durch Siegfried Joost. Diesdorf/ Bez.
Breslau 1937, 61, 65f.; vgl. ferner 370902 K 5 und 371226 K 2 u.
3.
Anna Dorothea v. Freyberg (13. 2. 1613 –
15. 1. 1677), Kammerjungfer Fn. Sophias v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG
38), Tochter Ernsts v. Freyberg (FG 75) und Schwester von Dietlofs v.
Tiesenhausen (FG 208) Gattin, Maria Sibylla (vgl. 371030 K I 13). Anna
Dorothea wurde am 26. 2. 1652 die zweite Gattin des Christian Ernst (v.)
Knoch (FG 268). S.
Conermann III, 297. Vgl. auch
370729 K 5, 370805, 371030 I u. 371127.
Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241).
Dessen gestickte Gesellschafts-Imprese sendet der Briefschreiber als
Beilage zu 370805 nach Köthen. Zur Bestellung dieser Sendung über Thomas
Benckendorff, der sich mit seinem Dienstherrn F. Christian II. (s. Anm.
4) im Juli in Hamburg aufhielt, vgl. 370729, 370805 u.
370902.
Melchior Mitte de
Chevrières-Miolans marquis de Saint-Chamond (Saint-Chaumond), 1586–1649,
französischer Diplomat, hielt sich seit 1635 als außerordentlicher
Botschafter zu Verhandlungen mit protestantischen Reichsfürsten und mit
Schweden in Norddeutschland, v. a. in Hamburg, auf. Ziel war es, einen
Sonderfrieden des nach dem Prager Frieden im Reich stark isolierten und
bedrängten Schweden mit dem Kaiser zu verhindern und das
antihabsburgische Bündnis zu reaktivieren. Zunächst gelang es ihm aber
1636 nur, einen Bündnisvertrag mit Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel
unter Dach und Fach zu bringen. Vgl. 370422 K 1, 370729 K 11 u. 380616 K
13. Als Botschafter
arbeitete der Marquis mit dem
Comte d’Avaux (s. Anm. 16) lt. einer Instruktion v. 10. 4. 1637
zusammen, bis er von seinem Posten zugunsten Avaux’ abberufen wurde.
Letzterem gelang es erst, das Kriegsbündnis mit Schweden im März 1638 in
Hamburg abzuschließen. Vgl. Anm. 16, 370729 K 11 u. 380210 K 10; ferner
ABF I 745, 242ff. u. II 468, 261;
Richelieu: Papiers III, 12 u. passim;
Hermann Kellenbenz: Hamburg und die
französisch-schwedische Zusammenarbeit im 30jährigen Krieg. In:
Zeitschrift des Vereins f. Hamburgische Geschichte 49/50 (1964), 83–107,
88ff.; Anuschka Tischer: Französische Diplomatie und Diplomaten auf dem
Westfälischen Friedenskongress. Außenpolitik unter Richelieu und
Mazarin. Münster 1999, 168f. u. Register.
Claude de Mesmes, seit 1638 comte
d’Avaux, 1595 – 19. 11. 1650; französischer
Militär, Staatssekretär, Mitglied des Ordens vom Heiligen Geist,
Diplomat u. Schriftsteller. Er beherrschte mehrere Sprachen und
veröffentlichte u. a.
Exemplum Litterarum Ad
Sererenissimum Daniae et Norvegiae Regem A Gallico per Germaniam
Legato Scriptarum circa Tractatus Pacis (Amsterdam 1642) und
Lettres de messieurs d’Avaux et Servien
concernantes leurs différentes et leurs responses de part et d’autre
en l’année 1644 (o. O. 1650). Als Gesandter des französischen
Königs wirkte er u. a. in Venedig (1627–1632), Rom, Mantua, Florenz u.
Turin (1632–34) und seit 1634 in Norddeutschland, Dänemark u. Polen. In
Polen vermittelte er einen langfristigen Waffenstillstand mit Schweden.
Im November 1635 wurde Avaux zu einem der Bevollmächtigten des Kölner
Kongresses ernannt, welcher jedoch nie zustande kommen sollte. Vgl. zu
den Friedensverhandlungen in den Jahren 1637/38 besonders 370729 K 11.
Seit 1637 wirkte er als außerordentlicher Legat für Deutschland in
Danzig und vor allem in Hamburg, wo er in Verhandlungen seit dem
November 1637 das Bündnis mit Schweden festigte, das im März 1638
förmlich erneuert wurde. Vgl. 370729 K 11 u. 380210 K 10. 1641
unterzeichnete er den Hamburger Präliminarvertrag und gehörte später der
französischen Verhandlungsdelegation bei den Westfälischen
Friedensverhandlungen an. Als frommer Katholik war er trotz der
Bündniskonstellation Ansprechpartner für die katholische Seite. Für das
Osnabrücker Domkapitel und die Klöster des Fürstbistums nahm er Einfluß
auf die schwedische Verhandlungsdelegation in Osnabrück. Auf seine
Vermittlung hin wurden die Klö-
ster Gertrudenberg und Iburg restituiert.
In gleicher Weise trat er für die Katholiken in Schweden und den
Niederlanden ein. Vgl.
ABF I 735, 28–40, II 460, 389f.;
Findeisen, 425;
Richelieu: Papiers I,
498; Heinz Duchhardt, Gerd Dethlefs, Hermann Queckenstedt: ‚...zu einem
stets währenden Gedächtnis’. Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück
und ihre Gesandtenporträts. Hg. Karl Georg Kaster u. Gerd Steinwascher
mit heraldischen Beiträgen von Ulf-Dietrich Korn. Bramsche 1996, 210f.; Hermann
Kellenbenz: Hamburg und die französisch-schwedische Zusammenarbeit im
30jährigen Krieg. In: Zeitschrift des Vereins f. Hamburgische Geschichte
49/50 (1964), 83–107, hier 88 u. 94ff.; Anuschka Tischer: Französische
Diplomatie (s. Anm. 15), 105–118, hier S. 106; vgl. auch
380616.
K IIn
Christian: Tageb. XIV, Bl. 453v, notiert F. Christian II. v.
Anhalt-Bernburg (FG 51) an seinem damaligen Aufenthaltsort Hamburg:
„Avis. daß (leyder,) Meine weylandt fl. liebe Muhme vndt Schwester,
Freẅlein
Anne Marie, zu Anhalt, in Deßaw, an der rohten Ruhr (so allda
anizo regieren soll) todes verblichen. Gott verleyhe Jhrer Ld. vndt vnß
allen, an jehnem großen tage, eine fröliche, vndt herrliche
aufferstehung, zum ewigen Leben, durch krafft des h. geistes, in Christo
Jesu, vnserm Erlöser, vndt Sehligmach
er Amen.
Jch habe wol eine treẅe Schwester, vndt gute freundin, an Jhrer Sehl.
Ld. verlohren, sintemahl wir nicht allein nahe anverwandte, sond
ern auch fast von kind auff mitteinander
aufferzogen, vndt gleichsam aufgewachßen, weil ich guten theil meiner
lehriahre zu Deßaẅ zugebrachtt, vndt ihre Sehl. Ld. wie auch Dero
älltere Fr. Schw[estern] [
durch Falz
unleserlich] alß damalß Freẅlein Sophie Elisabeth, (nachmalß
hertzogin zur Lignitz, ein wahrer vngefärbter Tugendspiegel) vndt Freẅl.
Agnes Magdalena, nachmalß Landgrävin zu heßen, gleichfalß voller
Tugendt, täglich besuchtt, lieblich mitt einander conversirt, vndt in
dero Christlichen erbaẅlichen exempeln mich ergetzet, auch alß Bruder
vndt Schwestern mitteinand
er, vndt ihren brüd
ern gelebet. Die Drey Grazie hetten nicht beßer
abgemahlt werden können.“ Die genannten Schwestern waren Lgfn. Agnesa
Magdalena v. Hessen-Kassel (TG 33) und Hzn. Sophia Elisabeth in
Schlesien zu Liegnitz u. Wohlau (1589–1622).
1 lahr, lar, d. h. Lehre, Studium, vgl.
Götze, 146.
2 muht, mut, d. i. Sinn, Absicht, vgl.
Götze, 163.
K IIAn ihrem letzten Tag, den Tod vor Augen, habe
Pzn. Anna Maria v. Anhalt-Dessau (s. K 1 und K I 0) „zweimahl zu
verstehen gegeben/ daß Sie einen Vorschmack des ewigen Lebens empfunden/
auch dabei ausgerufen: O Freude/ O Klahrheit/ O Herrligkeit! [...] Der
vortrefliche Hr. Dieterich von Werder hat diese Begebenheit so hoch
gehalten/ daß Er Sie mit einem eigenen Sonnet folgenden Jnhalts
gepriesen: [...].“
Beckmann V, 230. Diederich v.
dem Werder (FG 31) hat mehrfach Letzte Worte zum Anlaß manieristischer
Gedichte genommen. Vgl. 310800, 371226A I u. das mit hoher Sicherheit
Werder zuzuschreibende Gedicht: Der Wahrheit LobLied | Uber der weyland
Durchläuchtigen/ Hochgebohrnen | Fürstin und Fräulein/ Fräulein |
JULIANEN/ | Fürstin zu Anhalt/ Gräfin zu Ascanien/ Fräulein zu Zerbst |
und Bernburg/ &c. Bey dero Christseligem Abschiede aus dieser | Welt
fast offt zuletzt ausgesprochene | Worte. | O Warheit! O Warheit! O was
ist Warheit? O. O. u. J. [Köthen 1652.] LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt.
Bernburg A 2 Nr. 3, 14r–16v u. 1 leeres unfol. Bl. (also 4° 4 Bl.) mit
hsl. Notenschrift auf Bl. 14v (s. 521200). Vgl. auch Werders 21. Lied
„Auff weiland Fräulein/ Fräulein Julianen/ Fürstin zu Anhalt/ bey dero
Siechbette ängstiglichem Brust- un̄ Athems-ermangelndē Zustand. Krafft der Worte: Gott der HErr blies einen
lebendigen Athem dem Menschen in die Nasen. Und alles was Othem hat/
lobe den HErrn. Genes. 2. 150. Psalm.“ In: [D. v. dem Werder:] Vier und
zwantzig Freuden-reiche Trost-Lieder (s. Beil II Q), Bl. H [iv]r – J
[i]r. Gemeint ist Pzn. Juliana (*1626), Tochter F. Johann Casimirs v.
Anhalt-Dessau (FG 10), die am 30. 11. 1652 im Alter von 26 Jahren an der
Schwind-
sucht starb.
Beckmann V, 239. Zum
Umstand, daß Letzte Worte v. a. in westlichen Ländern ein über
Jahrhunderte mit Aufmerksamkeit, ja Ehrfurcht gepflegtes „Element der
Kultur“ waren und sind vgl. z. B. 371226A I, jedoch ohne Hinweise auf
Werders manieristische Sprachbilder zu ausgewählten Sterbeszenen, vgl.
Karl S. Guthke: Letzte Worte. Variationen über ein Thema der
Kulturgeschichte des Westens. München 1990.