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370715 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling
[Inhaltsverzeichnis]
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370715

Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling


Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) hat mit großem Bedauern die Nachricht vom Ableben der Fn. Anna Maria v. Anhalt-Dessau (PA. TG 34) und von der Krankheit der fürstlichen Schwestern vernommen. Er habe, dem Wunsche F. Ludwigs folgend, die Lgfn. Amalia Elisabeth v. Hessen-Kassel(?) davon in Kenntnis gesetzt. Sie läßt herzlich zurückgrüßen. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) hält sich zur Zeit in Hamburg auf und kehrt bald nach Bernburg zurück. — F. Friedrich v. Anhalt-Harzgerode (FG 62) bemüht sich in Bremen um die Werbung von Truppen. Johan Banérs (FG 222) Truppen stoßen zu den schon aus Schweden verstärkten Einheiten Herman Wrangels, und Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) erwartet in Rinteln die neugeworbenen Truppen Josias’ v. Rantzau. Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388. 1642) versucht mit seinem Kanzler Anthon v. Wietersheim (FG 273) bei Kg. Christian IV. v. Dänemark zu vermitteln. — Grüße Innhausens an Frl. Anna Dorothea v. Freyberg, der er die (FG-)Imprese v. Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241) zusammen mit der persönlichen Habe F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg schicken wird. Die Imprese ist in Hamburg gefertigt worden. — Der frz. Gesandte (Melchior Mitte de Miolans Marquis de) Saint-Chaumond kehrt in der kommenden Woche nach Frankreich zurück und läßt den Gesandten (Claude de Mesmes, comte) d’Avaux zurück.

Beschreibung der Quelle


Q  SUB Hamburg: Sup. ep. 5, Bl. 93r–94v [A: 94v]; eigenh.; Sig. — Bibliographisch nachgewiesen in Krüger I, 494.
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Anschrift


A  A MonSieur Monsieur Friderich de Schilling, ConSeiller et Maistre d’hostel de S. A. le Prince d’Anhalt etc. A Cöthen.

Text


MonSieur
J’entends à mon grand regret par vos dernieres les tristes nouvelles du trespas de Madamoiselle la Princesse Anne Marie d’Anhalt1 et la maladie des aultres Princesses2 , ie n’ay laissé suyvant vostre desir d’en faire rapport à Madamea d’Hesen3 , laquelle vous resaluë trésaffectueusement. Le Prince Chrestien d’Anhalt4 se trouve maintenant en ceste ville, faisanta estat de retourner d’icy à Bernbourg Lundy où mardy prochain. Le Prince Frederich d’Anhalt5 est à ceste heure à Bremen pour ses levées. Pour nouvelles ie ne vous sçaurois dire aultre chose, si non que Banier6 est arrivé sain et saulf aupres de l’Armée de Wrangel7 , lequel ayant reçeu un bon renfort des troupes venus de Suede, ils se trouvent maintenant en posture pour donner bataille aux Armées Imperiales. Le Lantgrave8 est à Rintelen où il attend les troupes de Ranzoú9 nouvellement lever [sic]. Pour les differents entre le Roy de Dennemarque10 il y a plus de bruict que du fruict, Et est on pour le present en traicté pour accommoder l’affaire par entremise du Duc d’Holstein11 , et de Son Chancelier Witersheim12 , Je vous prie de saluër de ma part Madamoiselle de Freiburg13 et luy dire qu’avec les hardes de S. A. le Prince Chrestien d’Anhalt i’envoyeray l’imprese de MonSr mon Cousin14 , laquelle a estè faicte en ceste ville, Et ie demeure à jamais,

  MonSieur Vostre treshumble et tresacquis serviteur
  Enno Guillaume Baron de Cniphausen
  D’Hambourg a 15. Juillet 1637

l’Ambassadeur S. Chaumont15 part la sepmaine que vient pour retourner en France laissant icy l’Ambassadeur d’Avau16 etc.

I

Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg auf seine verstorbene Dessauer Cousine Anna Maria

Beschreibung der Quelle


Q  Christian: Tageb., Bd. 14, Bl. 454r–456r; eigenh. [Handschrift: [Bl. [454r]]

Helas! combien perds je d’amis & de parents, voire les plus vertueuses Jl les faut suivre!



[Handschrift: [Bl. [454r]]
1
Alleß waß mir lieb vndt werth,
Thut die Parca mir wegnehmen!
Sollt’ ich lieben dann die erdt?
Deren schlundt so offt beschähmen,
Thut mein Leben, daß noch Jch,
Mag doch bleiben vberig.


2
Vbrig sag ich solchen schätzen,
Deren die weltt gar nicht werth,
War, wie soll dann ich sie schätzen,
Der ich himmel vndt die Erdt,
Nicht genugsam zu beschreiben,
Jhr lob achtt so ewig bleiben?
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3
Muß vndt soll, ach edle Schwester,
Warumb habt verlassena die,
Eẅre tugendt mehr alß Esther,
hatt beschirmett auchb allhie,
Eẅre andachtt, eẅre guehte,
Stieg Gott selbsten zu gemühte.


4
Eẅre treẅe hertzens threnen,
Kahmen wol inß Himmels thron,
Sollt’ ich mich dann nicht auch sehnen,
willig nachzufahren schon?
Zu der ruh vndt freẅden eben,
Drinn ich weiß daß ihr thut schweben.


5
Jhr habt glücklich vberwunden,
Seidt numehr im freẅdenreich,
Todt, sündt, teufel, seindt gebunden,
Können nicht mehr schaden euch,
Ô des wechßels herrlich groß!
Da ihr Christi Reichs genoß


6
worden seyt, vndt habts vollbrachtt,
Einen guten Kampf gerungen,
Ô des schönen Sieges prachtt,
Da der todt ist gar verschlungen,
Helle vndt todt, nun nichts mehr findt,
Sieg vndt Stachel ihm zerrinnt.


7
Warumb dann, thun wir vnß grämenc ?
Allerschönste blum, vmb euch,
Eẅer todt nicht kan beschähmen,
Vnsere bleiche wangen gleich,
Sollten wir dann also können,
Euch die Sehligkeitt mißgönnen?


8
Ach nein nein, wir thun nur klagen,
Nicht daß euch thutd wol ergehne ,
Sondern das wir müßen sagen,
Ach wie weh ist vns geschehn,
Ach, Ach, es ist zu erbarmen,
Der verlust, ach weh vnß armen!


9
Wann wir unempfindtlich wehren,
Fühleten wir kein verlust
Anverwandtnuß Christlich Lehren,
weiset vns wie wenig Lust,
Wir ob diesem riß empfinden
Sollen, vndt im schmertz vnß winden.
[Handschrift: [Bl. [455v]]


10
Traẅren ist gantz vnverbotten,
Wann es Christlich nur geschicht,
Ja es ist viel mehr gebotten,
da mittleyden nicht gebrichtt.
Aber heidnisch traẅerleben,
Keinem Christen ansteht eben.


11
Wie viel mehr soll ich beklagen,
Eine nahe freundin guht,
Die von kindt auf mir behagen,
vndt itzt schmertz erwecken thut,
Jhre Freundtschafft, Treẅ, vndt
Tugendt,
war die grundtfest meiner Jugendt.


12
Alß wir noch zusammen lebten,
Jn der vnschuldt vnsrerf Jahr,
Dag wir noch zu dessaw schwebten,
Nahmen zu in gutterh lahr1
Jhre Brüder, Schwestern, ich,
Hielten vnß einmühtiglich.


13
Ô der schönen güldnen Zeitt,
Die vergangen, mich thut schmertzen,
|| [159]

[Handschrift: [Bl. [456r]]
Ôi wie gar so ferrn vndt wejtt,
Seindt itzundt getrennt die hertzen?
Da durch scheiden, vndt den todt,
Dieses bandt ist außgerott.


14
Schön vndt lieblich auß der maßen,
war ia diese einigkeitt,
Mein hertz weinen nicht kan laßen,
So oft es dencktt an die Zeitt!
Da ein willj , vndt Sinn nur war,
Ohne falsch, in vnschuldtk gar.


15
Was hilfts? Leyden muß doch sein,
Sollten auch die hertzen brechen,
Leyden bringt zwar schwehre pein,
Hoffnung kan drumb nicht gebrechen,
Dem der Christlich dulden thut,
vndt voml eyteln wendt sein muht.2


16
Wann wir ewig mitt ihrm leben,
Samptn den außerwehlten all
werden wir in freẅden schweben,
Darinno tröst vnß all zumahl,
Dir Gottp , dem wir vnsre Sehlen,
Alsq dem Schöpfer thun befehlen.

II

Sonett Diederichs von dem Werder auf die Letzten Worte
Prinzessin Anna Marias von Anhalt-Dessau

Beschreibung der Quelle


Q Beckmann V, 231. Vgl. Dünnhaupt: Handbuch, 4257 (Art. Werder, Nr. 8); Merzbacher: Werder, 63. Beckmann V, 230 nennt zwar Personalien auf die Verstorbene, deren er sich in seinen Angaben bediente, nicht aber eine gedruckte Leichenpredigt. Mit Dünnhaupt: Handbuch, a. a. O. ist aber wohl davon auszugehen, daß das von Beckmann veröffentlichte Gedicht zuerst in einer Leichenpredigt erschienen ist. Ein Nachweis derselben ist bislang nicht gelungen. Die einstigen Text-Überlieferungen in der Akte „Der Tod und das Begräbnis der Prinzessin Anna Maria, Tochter Fürst Johann Georgs I.“ aus dem Jahr 1637 im ehemaligen Staatsarchiv Zerbst, Gliederungsgruppe Abt. Dessau A 6, die eine handschriftliche oder gedruckte Leichenpredigt und möglicherweise auch Epicedien wie die hier veröffentlichten von F. Christian II. (Beil. I) und Werder enthalten haben mochte, gingen im Krieg verloren. (Freundliche Mitteilung von Anke Boeck, LHA Sa.-Anh./ Dessau).
Obwohl vielleicht zu erwarten, findet sich das Gedicht nicht (wie etwa 371222 III und 371226A I) in Werders Liederwerk [D. v. dem Werder:] Vier und zwantzig | Freuden-reiche Trost-Lieder/ | oder | Trost-reiche | Freuden-Gesänge/ | Auff die Stunde des Todes/ oder tödt- | licher Schmertzen/ | Vermittelst gewisser Sprüche Göttlicher Schrifft/ | nach schönen und sehr beweglichen Melodeyen beqvemet | und eingerichtet. | Nur mit einer Stimme/ | Jedoch von einem gar stil-lautendem Säitenspiel | begleitet/ ein- und vorzusingen. | ... | [Zierleiste] | Leipzig/ | Jn Verlegung Tobiæ Riesens | Jm Jahr 1653. (Druck: Timotheus Ritzsch in Leipzig), Bl. J[i]v – J ij r; mit Noten. HAB: 2. 7 Musica.


   GOtt hat mich Glantzes/ Liechts und Klahrheit voll gemacht:
Alß Er mich in dem Glantz der Christen Klahrheit setzte/
Und man mein’ Ankunft auch voll klahrem Glantzes schätzte/
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   Mein Leib war Klahrheit voll/ voll Glantzes meine Tracht/
   Der Keuschheit Klahrheit war mein Glantz und heller Pracht/
Mein Auge sah auf Glantz/ mein Mund von Klahrheit schwätzte/
Mein rein erklährter Sinn Sich nur im Glantz ergetzte
   Der klahren Gottesfurcht: die Glantz und Klahrheit bracht.
Bei unverklährtem Tod auch mich ein Glantz verklährte/
   Verklährend mein Gesicht mit Klahrheits-klahrem Glantz/
Des Glantzes Klahrheit auch den klahren Glantz vermehrte/
   Nun leucht und gläntz ich klahr mit hell-verklährtem Krantz/
Jn klahrem Glantz und Licht da Gottes Glantz und Strahle
Klahr auf und umb mich her gläntzt im verklährtem Saale.

Textapparat und Kommentar





Textapparat
T
a
Folgt unleserliches gestrichenes Wort.

T I
a
Folgt 〈uns,〉
b
Streichung von auch wurde mittels daruntergesetzter Punkteaufgehoben. Darüber eingefügt 〈uns〉
c
Folgt gestrichenes Komma.
d
Eingefügt für 〈so〉
e
Eingefügt für 〈geschehn〉
f
Interlinear verbessert aus vnsrer (unsichere Lesung).
g
Ergänzt für 〈Alß〉
h
Eingefügt für 〈Kinder〉
i
Auch Kustode.
j
ein will eingefügt für 〈hertz, Muht〉
k
Streichung von in unschuldt wurde mittels daruntergesetzter Punkte aufgehoben. Folgt 〈ein Wille〉
l
vom bis muht eingefügt für 〈erwartt der beßrung guht〉
m
mitt ihr eingefügt für 〈werden〉
n
Eingefügt für 〈Mitt〉
o
Eingefügt für 〈Also〉
p
Folgt 〈der〉
q
Die ganze Zeile eingefügt für 〈Jn Sein hände thun befehlen〉
"

Kommentar

K Zum Zeitpunkt dieses Briefes ist Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) bereits als kgl.-schwedischer Geheimer Kriegsrat tätig (Bestallung am 25. 4. 1636), s. AOSB FA XV, 405. Im gleichen Jahr starb sein Bruder, der kgl.-schwedische Feldmarschall und Befehlshaber der schwedischen Armee in Westfalen, Dodo (1583 – 11. 6. 1636), und Enno Wilhelm beanspruchte den ostfriesischen Stammsitz Lütetsburg. Vgl. Biographisches Lexikon für Ostfriesland. Aurich 1993, I, 197. Zur Person Enno Wilhelms und seiner Korrespondenz mit F. Ludwig bzw. Friedrich v. Schilling (FG 21) vgl. 340628 K 0.
1
Anna Maria v. Anhalt-Dessau (4. 5. 1591 – 7. 7. 1637. PA. TG 34 [Die Reinliche]), Halbschwester F. Johann Casimirs v. Anhalt-Dessau (FG 10), vgl. 240718, 300320 K I 36, 360600 K II 65; Beckmann V, 230f. Wegen ihrer bedrohlichen Erkrankung war Dr. Matthias Engelhart, F. Ludwigs Leibmedikus und Köthener Stadtarzt (s. 370113 K 3), Ende Juni nach Dessau abgestellt worden. Vgl. F. Ludwigs Brief an F. Johann Casimir vom 26. 6. 1637. LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Dessau A 10 Nr. 44, Bl. 53r–54v. Vgl. auch K I 0.
2
Die 1637 unvermählt in Dessau lebenden Prinzessinnen und Schwestern Johann Casimirs: Kunigunde Juliana (PA. TG 26), Susanna Margaretha (1610–1663) und Eva Catharina (1613–1679), s. 240717 K 3 u. 240718 K 6. Vgl. 370729.
3
Es könnte sich um die Lgfn. Amalia Elisabeth v. Hessen-Kassel handeln, die seit 1619 mit Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (s. Anm. 8) vermählt war. Sie hielt sich Mitte Juli in Bremen auf (s. 370422 K 1). Da Innhausen im Zusammenhang mit den Erbschaftsangelegenheiten Gf. Ottos V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) ständigen Kontakt mit Hessen-Kassel unterhielt, kann er an dieser Stelle als Vermittler fungiert haben. Vgl. 370902, 380100 u. ö., auch 371226 K 2. Von Innhausen erfuhr F. Ludwig am 6. 10. 1637 brieflich auch vom Tode des Landgrafen. 1647/48 wurde die Gft. Schaum-
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burg zwischen den Häusern Hessen-Kassel, Braunschweig-Lüneburg und Lippe aufgeteilt. Vgl. auch Köbler 254f., 547.
4
F.Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) hielt sich vom 8. 6. bis zum 29. 7. 1637 in Hamburg, Holstein und Mecklenburg auf. Er führte seine Familie, die nach der Besetzung des Bernburger Schlosses im März 1636 von Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön (FG 101) in Ahrensbök und Plön aufgenommen worden war, nach über einem Jahr in die Heimat zurück. Vgl. zu den Reisen des Fürsten im Sommer 1637 und zur Rückkehr nach Bernburg 370517 K 2, 370722, 370729 (insbes. K 4), 370805 u. 370828 K 1.
5
F. Friedrich v. Anhalt-Harzgerode (FG 62). Zum Verdruß seines Bruders F. Christian II. hatte F. Friedrich Offiziersbestallung nicht nur schon 1634 in schwedischen, sondern auch im März 1637 in hessischen Diensten angenommen. Aus diesem Grund wird er in Bremen Truppen geworben haben. Vgl. 340912 K 0 u. 370422 K 7.
6
Der schwed. Feldmarschall Johan Banér (FG 222). Innhausen spielt hier auf eine taktische Meisterleistung Banérs an. Ende Juni 1637 hatte er sich mit seinem Heer nach strapaziösen Märschen durch Sachsen und Brandenburg bei Landsberg einer vielfach überlegenen kampfbereiten Streitmacht von Kaiser und Reich gegenübergesehen. Mit der Finte, über die polnische Grenze ausweichen zu wollen, veranlaßte er den Gegner, sich nach Osten zu wenden, während er selbst nach Westen marschierte, die Oder überquerte und sich am 4. 7. 1637 bei Eberswalde mit dem schwedischen Korps unter Feldmarschall Herman Wrangel (s. Anm. 7) vereinigte. Damit war Ks. Ferdinands III. dringender Befehl an seinen Oberbefehlshaber Gf. Matthias Gallas (s. 370805 K 6), diese Vereinigung unbedingt zu verhindern, ins Leere gelaufen (Documenta Bohemica VI, Nr. 455, 458) und Banérs Armee vorerst aus größter Gefahr gerettet. (Ein wesentlich ungünstigeres Bild von dem Feldzug Banérs entwarf Gallas am 22. 7. 1637 in seinem Bericht an den Infanten Ferdinand, Kardinal v. Toledo; Documenta Bohemica VI, 483.) Sie vermochte im Bunde mit Wrangel die Kaiserlichen auf Distanz zu halten und ihre Stellung in Pommern zu behaupten. Freund wie Feind bewunderten diese Finesse, auch Martin Opitz (FG 200) berichtete davon (in einem Brief v. 20. 7. 1637, s. Opitz-Brieferepertorium Nr. 228), und F. Christian II. (s. Anm. 4), nachdem er am 13. 7. in Hamburg die Nachricht erhalten hatte, notierte, „daß Banner mitt gutter ordre, vndt großer Resolution sein volck retirirt, in salvo gebrachtt, vndt sich numehr mitt dem Feldtmarschalck wrangel conjungirt habe. [...] Quoy qu’il est mon ennemy, si admire je ceste sienne brave retraitte, & l’estime pr. une de ses plus genereuses actions, qu’il ait fait de sa vie.“ Christian: Tageb. XIV, 450v. Grundsätzlich änderte das allerdings wenig an der weiterbestehenden zahlenmäßigen Schwäche der schwedischen Armee, nachdem doch das Jahr 1637 zunächst vielversprechend begonnen hatte. Im Frühjahr belagerte und besetzte Banér, aus Thüringen kommend, Torgau; wichtige Städte, z. B. Halle, fielen, sogar Leipzig stand vor der Kapitulation (vgl. 370113 K 1). Dann aber änderte sich die Lage. Im Anmarsch waren vom Westen her Gf. Melchior v. Hatzfeld u. Gleichen (s. 370421 K 11) und Gf. Johann v. Götz (s. 370421 K 5 u. ö.), verstärkt u. a. durch Truppen Hz. Georgs v. Braunschweig-Calenberg (FG 231) und Lgf. Georgs II. v. Hessen-Darmstadt, während von Pommern aus Johann Caspar v. Klitzing (s. 370805 K 7) über Fürstenwalde nahte. Vgl. u. a. Chemnitz III, 74f. u. 84; Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 375. Banér entschied sich zunächst, in der Nähe Leipzigs zu bleiben und die Kaiserlichen an der Saale und Unstrut aufzuhalten, was jedoch (den Beauftragten Generalmajor der Reiterei Torsten Stålhandske [FG 254, vgl. 371028 K 14] u. Feldmarschall Alexander Leslie) mißlang: am 8. Februar war die Saale „quietiret undt dem feinde zu seinem vortheil eingereumet“ (AOSB VI, 365; vgl. AOSB SA IX, 469ff.); Halle, Egeln, Garleben fielen an die Kursachsen. Banér hob die Blockade Leipzigs am 9. 2. auf und wich aus. Anfang März ordnete er den Generalleutnant James King (FG 224; vgl. 370722 K 14) und Generalmajor Patrick Ruthwen an die Weser zwecks Diversion ab, „nemlich dem feinde einen feuer im
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rücken auffzublasen“. Auch wollte er damit Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (s. Anm. 8) entlasten. AOSB SA VI, 381, 406; AOSB SA IX, 472; vgl. Theatrum europaeum, 3. Teil (2. Aufl. 1644), 751ff. (HAB: Ge 4° 54). Da die feindlichen Truppen den Kampf vorerst vermieden, sich aber unterdessen verstärkten und die Schlinge um Banérs Heer mehr und mehr zuzogen, ging dieser Ende Februar/ Anfang März auf Torgau zurück u. ließ zugleich durch seine Reiterei das rechte Elbufer bis fast nach Dresden sichern, um sich vor unliebsamen Überraschungen, insbesondere Brückenschlägen zu schützen (AOSB SA VI, 379ff.). Dort befindliche kursächsische Reiterregimenter wurden von seiner Kavallerie in die Flucht geschlagen. Die ganze ksl. Armada und ihre Verbündeten lagen hingegen diesseits der Elbe unterhalb Meißens bei Riesa und sogen, zu Banérs Freude, die kursächsischen Lande aus (AOSB SA VI, 391; vgl. AOSB SA IX, 472ff.). Es kam nun freilich darauf an, sich mit den Kontingenten Herman Wrangels zu verbinden, um einer sonst drohenden vernichtenden Feldschlacht zu entgehen oder ggf. in ihr zu bestehen (AOSB SA VI, 372, 381ff., 386f.). Es gelang Banér, die Kaiserlichen Anfang u. Mitte März zweimal zurückzuwerfen, jedoch konnten diese beginnend mit dem 30. März bei Dresden über die Elbe setzen und Torgau bedrohen. Eine Diversion nach Meißen verhinderte vorerst den raschen feindlichen Marsch auf Torgau. Die Kaiserlichen quartierten ihre Infanterie in Meißen, die Kavallerie in der Oberlausitz, später bei Eilenburg ein. Banér hoffte, sich bis zur Ankunft Wrangels in Torgau halten zu können. Als aber der Gegner Ende Mai die Wittenberger Brückenschanze wiedereroberte, unter- und oberhalb von Torgau, bei Wittenberg und Meißen den Fluß überschreiten konnte und schließlich eine starke von Gf. Matthias Gallas geführte Armee nahte, mußte Banér Anfang Juni Torgau aufgeben. Er wählte den Marsch durch die Neumark; die Gegner, unter dem Oberfehl von Gallas, nahmen die Verfolgung auf. Bei Landsberg hatte der zahlenmäßig vierfach überlegene Feind die Schweden überholt, sich kampfbereit aufgestellt und den schwedischen Rückzugsweg nach Norden abgeschnitten. Der Schachzug Banérs, Gerüchte über die Truppenbewegung in Richtung Posen auszustreuen, erwies sich als erfolgreich. Es glückte ihm, in Eilmärschen über Freienwalde nach Eberswalde (oder Schwedt) zu gelangen, wo er schließlich mit Wrangel zusammentraf, der dem Gegner diesen Ort bereits wieder entrissen hatte. Banér besetzte noch im Juli des Jahres 1637 Hinterpommern (Hauptstützpunkte Gartz u. Stettin), Wrangel jedoch Vorpommern (Anklam). Diese Verteidigungslinie konnte gegen Gallas, der sich in Mecklenburg einquartierte (Malchin), bis zum November gehalten werden. Vgl. dazu AOSB SA VI, 356ff.; Documenta Bohemica VI, Nr. 488, 508; Englund, 162 (der aber Wrangel lt. seinem Personenregister falsch als Carl Gustav Wrangel (FG 523. 1649) identifiziert [vgl. Anm. 7]); Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 330ff., 353ff., 357, 374, 376, 379, 381f. u. 388f.; Theatrum europaeum, 3. Teil (2. Aufl. 1644; HAB: Ge 4° 54), 789f., 795f., 798 u. insbes. 805ff.; Carl Du Jarrys Frh. von La-Roche: Der dreißigjährige Krieg, vom militärischen Standpunkte aus beleuchtet. Schaffhausen 1848, 95ff.; Ernst Samuel: Johann Baner als Ermattungsstratege in den Feldzügen 1634–1639. Diss. Gießen 1921, 46–50; Wulf Eckart Voss: Zur Verhinderung noch grösseren Leids — Vom Elend und Segen des Rechts im Kriege. In: Krieg und Frieden II, 275–284. Vgl. auch 370722.
7
FriherreHerman Wrangel af Salmis (1587–1643) aus deutschbaltischem Adelsgeschlecht, das sich auch nach Schweden, Preußen, Rußland und Holland verzweigte; kgl.-schwedischer Feldmarschall seit 1621, Vater von (Greve) Carl Gustav Wrangel (FG 523. 1649; s. 370805). Seit 1608 in schwedischem Militärdienst bezeugt, 1626 schwed. Befehlshaber in Preußen, 1627 schwed. Gouverneur im westpreuß. Elbing. 1629 führte er den schwed. Feldzug gegen Polen, 1630 schwed. Reichsrat, als welcher er im Juli 1633 neben anderen Reichsräten die sterblichen Überreste Kg. Gustavs II. Adolf in Wolgast zur Überführung nach Schweden abholte (vgl. 321201 K 11). 1632 Generalgouverneur über Preußen, 1635 schwed. Beauftragter bei den Friedensverhandlungen mit Polen. Wrangels Truppenkontingent stand 1636/37 an der polnischen Grenze, wo er eine der
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drei großen schwedischen Heeresabteilungen kommandierte, während Banér überwiegend in Mitteldeutschland, Gustav Horn bzw. Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30) im Süden und Südwesten des Reichs agierten. Wrangel wurde im April 1638, der Widrigkeiten seines Kommandos seit langem müde, auch aufgrund von Spannungen mit Banér, nach Schweden zurückberufen. Banér, neuer Gouverneur von Pommern und Oberbefehlshaber der schwedischen Expeditionsarmee in Deutschland, residierte im Frühjahr 1638 demonstrativ im Stettiner Schloß. Vgl. 370902 u. 371112A; Voss (s. Anm. 6), 281. 1643 wurde Wrangel als Generalgouverneur nach Livland entsandt, wo er in Riga im Dezember desselben Jahres starb. Vgl. Anm. 6; AOSB SA IX, 330ff.; SBA B 375/ 259–273; Chemnitz III, 35, 42; Documenta Bohemica VI, Nr. 441; Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 327f., 358f. u. 434; Geschichte der Familie von Wrangel und Wrangell. Bd. 3: Die schwedischen Wrangel. (Lübeck) 1981, 8f.; Arne Losman: Carl Gustaf Wrangel och Europa. Studier i kulturförbindelser kring en 1600-talsmagnat. Stockholm, 1980,15ff.; Åke Meyerson, Björn Hallström, Ove Hidemark, Olov Lönnqvist, Irene Sigurdsson: Herman Wrangel och hans krigskamrater. En porträttserie på Skokloster. In: Skokloster-Studier 5 (Balsta 1972), 237–300 (Porträt Herman Wrangels S. 248, vgl. 254ff.; Hochzeitsporträt Wrangels und seiner zweiten Frau Katharina Gyllenstierna S. 286f., Porträt seiner ersten Frau Margaretha Grip S. 289).
8
Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65). Vgl. 370421 u. 370422; Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges und Grundlagen zu einer Lebensgeschichte des Generalleutnants Johann Geyso. (Erster Teil.) In: Zeitschrift des Vereins f. hessische Geschichte u. Landeskunde 53 (1921), 1–115; Zweiter Teil. In: A. a. O. 54 (1924), 1–160; Dritter Teil. In: A. a. O. 55 (1926), 1–175; hier III, 133f. Am 3. Juli hatte Lgf. Wilhelm in Rinteln Quartier genommen.
9
Der aus Holstein stammende Josias v. Rantzau (1609–1650) focht für F. Moritz v. Oranien, für die Kronen Dänemark, Frankreich und Schweden, trat 1635 endgültig in französ. Dienste, wurde 1645 Maréchal de France und 1646 Statthalter von Dünkirchen. In den ersten Monaten des Jahres 1637 warb er in Frankreich und den Niederlanden Truppen. Mit dem Einverständnis Kg. Ludwigs XIII. v. Frankreich sollten diese (recht minderwertigen) Truppen (800–1000 Mann) unter den Obersten von Schack und von Kotz der hess. Armee angegliedert werden. Im Juli bedauerte Lgf. Wilhelm V. in einem Brief, daß man Rantzau und nicht ihm das Geld für die Werbungen gegeben habe. Schon Anfang September verließ Josias v. Rantzau die Armee, da seine soeben vollzogene Heirat angeblich seine Anwesenheit in der holstein. Heimat erforderte. Seine Truppen unterstellte er den Hessen. Vgl. Opitz-Brieferepertorium Nr. 228. Als er 1643 vom französ. König der Armee Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar zugesandt wurde, traf er auf entschiedene Vorbehalte aufgrund seiner militäischen Inkompetenz. Vgl. zum Adelsgeschlecht der Rantzaus Rössler/ Franz II, Sp. 2256–2260; zu Josias v. Rantzau s. Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges (s. Anm. 8) III, 127f., 130ff., 148. Vgl. ferner 370805, 370902 u. 380210; Engerisser, 316, 329, 359, 603 u. 612; Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 390f.; Wolfgang Prange: Christoph Rantzau auf Schmoel und die Schmoeler Leibeigenschaftsprozesse. Neumünster 1965, 27f., 32. Vgl. auch die Akte STA Marburg: 4 h Nr. 1391: Korrespondenz mit dem französ. Feldmarschall [Josias] v. Rantzau die damaligen Kriegsoperationen betreffend 1637; vgl. dazu Richelieu: Papiers I, 362;III, 154 u. passim u. Richelieu: Papiers, Index, 46. Dort wird im gleichen Kriegszusammenhang fälschlicherweise von dem dän. Befehlshaber Markward v. Rantzau (ca. 1590–1640) gesprochen, der 1635 zum Generalmajor ernannt worden war. Diesen betrifft die Flugschrift: Abdruck Hamburgischen Auch des Kön. Dennemarckischen General Majorn Herrn Marquardt Rantzowen An Burgermeister unnd Raht der Stadt Hamburg sub dato 27. Septemb. Anno 1637. abgangnen Antwort-Schreibens. ... die angemaste Continuation deß Glückstädtischen Zolls betreffent. (Hamburg 1637). Vgl. Paul Hohenemser: Flugschriftensammlung „Discursus politici”
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des Johann Maximilian Zum Jungen. Frankfurt a. M. 1930, 194. — Zur „Piratenphysiognomie“ des oft verwundeten Josias v. Rantzau vgl. Englund, 514; die Abb. eines Porträts in Helmut Lahrkamp: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden. Münster o. J., 225; vgl. ferner Redlich I, 159, 167, 170, 377 (die Rede ist hier von 60 Verwundungen) u. 440f.
10
Kg. Christian IV. v. Dänemark.
11
Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388. 1642).
12
Anthon v. Wietersheim (FG 273. Der Umfahende), s. Conermann III, 303ff.; lt. Zedler LVII, 1821 starb er als „Holstein-Gottorpischer Cantzler, auch Ober-Amtmann zu Barmstedt“. Sein Herr war der kunstsinnige Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388). Auf dem Titelblatt der von Johann Rist (FG 467. 1647) verfaßten Funeralschrift aus dem Jahre 1647 wird ergänzend auf seine Rolle als Geheimer Rat hingewiesen. Die aus drei Gedichten bestehende Leichenpredigt, die versifizierte „Lob- und Trostschrifft“, das auf die Mitgliedschaft in der FG rekurrierende Poem „Ode oder Loblied“ u. die epigrammatische „Grabschrifft“ zu vier Versen, erwähnen auch den Dienst für das Haus Holstein-Schaumburg („Das bald darauff der Held vom Schauenburger stam/ Zu seinem kantzeler und treüen Raht jhn nam“, Bl. A [iiij] r). In: Lob- und Trostschrifft | über das Christliche Leben und Seliges Sterben | Des Weiland | HochEdlen/ Gestrengen und Vesten Herren | H. Anthon von Wietersheim/ | Auff Wörpzig/ [...] | Fürstlichen Holsteinischen Geheimen Rahts und | Kantzelers/ auch Drosten zu Barm- | stett/ | [...] | Auff freundliches Ersuchen Mitleidentlich auffge- | setzet und überschikket | von | Johann Risten | Predigern des heiligen Göttlichen wohrtes zu Wedel an der | Elbe/ und von Römischer kaiserlichen Maiestät hofe aus Edel- | gekröhnten Poeten. | [Linie] | Hamburg/ | Gedruckt bey Jacob Rebenlein/ im Jahr 1647. SUB Göttingen: 4° N. VI. 11/Tom. 6/11. Tatsächlich lassen sich jedoch bereits im Januar 1637 Absetzbewegungen des bückeburg. Kanzlers Anthon v. Wietersheim von seinem Herrn, Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg, feststellen, bei denen die Vermittlung F. Ludwigs eine große Rolle spielte, s. Conermann III, 304 u. NSTA Bückeburg: Fürstl. Hausarchiv F 3 Nr. 345, Brief vom 17. 1. 1637 (unfoliiert) F. Ludwig an Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg, 2 Bl. [A: 2v], 1v u. 2r leer; Schreiberh. mit eigenh. U.: „[...] Alß ist vnser wohlmeinender Rath, E. Ld. möchten demselben [Wietersheim] die begehrte dimission mit gnädiger abfertigung, nach seinem begehren, widerfahren laßen, vnd sich darbey seiner beharlichen gutten devotion, zu deroselben vnd ihres hauses besten, wie gahr wohl geschehen kann, versichert machen, darneben aber darauf bedacht sein, wie sie hinwider eines vornehmen ehrlichen Mannß zum Canzlerdienst, deme dan auch die darzu gehörige authorität billich zu conferiren, mächtig werden, wie wir dan daruor halten, der von Wittersßheimb, werde E. Ld. auf erfordern mit guttem rath auch gahr wohl zur hand gehen, vnd dahin zubewegen sein können, daß er sich noch eine wenige Zeit, biß E. Ld. solche stelle ersezet, vfhalte“. Ähnlich Innhausen in seinem Brief an Schilling vom 21. 1. 1637 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, 132r): Gf. Otto V. sei mit seinem Kanzler Wietersheim am vorigen Tage nach Bückeburg abgereist; Wietersheim sei zwar fest entschlossen, schleswig-holstein.-gottorf. Bestallung anzunehmen, jedoch bereit, Gf. Otto weiter mit Rat und Tat zu unterstützen, wenn ihm eine jährliche Pension gewährt würde, wozu Innhausen rät. Es wäre freilich gut, „que Son Excell.ce fust derechef pourveu d’un bon Chancelier et mesme de la Religion [reformée], craignant que sans un suffisant Directeur en ses conseils, ses affaires ne prennent un mauvais succez.“ Bentrup kommt auf der Grundlage einschlägiger Quellen zu dem Schluß, daß Wietersheim zwischen 1637 und 1640 gleichzeitig für Gf. Otto und für Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf tätig war und bestätigt damit die soeben zitierten Nachrichten. Vgl. Werner Bentrup: Wietersheim — von Wietersheim. In: Schaumburg-Lippische Mitteilungen. Aus der Geschichte des ehemaligen Fürstentums Schaumburg-Lippe und der umliegenden Gebiete 31 (1995), 9–20, hier: 14f. Erst nach dem Aussterben des Hauses Schaumburg, mit dem Tode Gf. Otto V. im Jahre 1640, steht Anthon v. Wietersheim voll im Dienste der Holsteiner. Vgl.
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zur bückeburg. Kanzlerschaft Anthons v. Wietersheim bis Ende der dreißiger Jahre auch: Geschichte der Familie von Wietersheim nach den Sammlungen und Aufzeichnungen von Konteradmiral z. S. Friedrich von Wietersheim, Generalmajor a. D. Kurt von Wietersheim und Oberstleutnant a. D. Alfred v. Wietersheim, neu bearb. u. hg. durch Siegfried Joost. Diesdorf/ Bez. Breslau 1937, 61, 65f.; vgl. ferner 370902 K 5 und 371226 K 2 u. 3.
13
Anna Dorothea v. Freyberg (13. 2. 1613 – 15. 1. 1677), Kammerjungfer Fn. Sophias v. Anhalt-Köthen (AL 1629, TG 38), Tochter Ernsts v. Freyberg (FG 75) und Schwester von Dietlofs v. Tiesenhausen (FG 208) Gattin, Maria Sibylla (vgl. 371030 K I 13). Anna Dorothea wurde am 26. 2. 1652 die zweite Gattin des Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268). S. Conermann III, 297. Vgl. auch 370729 K 5, 370805, 371030 I u. 371127.
14
Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241). Dessen gestickte Gesellschafts-Imprese sendet der Briefschreiber als Beilage zu 370805 nach Köthen. Zur Bestellung dieser Sendung über Thomas Benckendorff, der sich mit seinem Dienstherrn F. Christian II. (s. Anm. 4) im Juli in Hamburg aufhielt, vgl. 370729, 370805 u. 370902.
15
Melchior Mitte de Chevrières-Miolans marquis de Saint-Chamond (Saint-Chaumond), 1586–1649, französischer Diplomat, hielt sich seit 1635 als außerordentlicher Botschafter zu Verhandlungen mit protestantischen Reichsfürsten und mit Schweden in Norddeutschland, v. a. in Hamburg, auf. Ziel war es, einen Sonderfrieden des nach dem Prager Frieden im Reich stark isolierten und bedrängten Schweden mit dem Kaiser zu verhindern und das antihabsburgische Bündnis zu reaktivieren. Zunächst gelang es ihm aber 1636 nur, einen Bündnisvertrag mit Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel unter Dach und Fach zu bringen. Vgl. 370422 K 1, 370729 K 11 u. 380616 K 13. Als Botschafterarbeitete der Marquis mit dem Comte d’Avaux (s. Anm. 16) lt. einer Instruktion v. 10. 4. 1637 zusammen, bis er von seinem Posten zugunsten Avaux’ abberufen wurde. Letzterem gelang es erst, das Kriegsbündnis mit Schweden im März 1638 in Hamburg abzuschließen. Vgl. Anm. 16, 370729 K 11 u. 380210 K 10; ferner ABF I 745, 242ff. u. II 468, 261; Richelieu: Papiers III, 12 u. passim;Hermann Kellenbenz: Hamburg und die französisch-schwedische Zusammenarbeit im 30jährigen Krieg. In: Zeitschrift des Vereins f. Hamburgische Geschichte 49/50 (1964), 83–107, 88ff.; Anuschka Tischer: Französische Diplomatie und Diplomaten auf dem Westfälischen Friedenskongress. Außenpolitik unter Richelieu und Mazarin. Münster 1999, 168f. u. Register.
16
Claude de Mesmes, seit 1638 comted’Avaux, 1595 – 19. 11. 1650; französischer Militär, Staatssekretär, Mitglied des Ordens vom Heiligen Geist, Diplomat u. Schriftsteller. Er beherrschte mehrere Sprachen und veröffentlichte u. a. Exemplum Litterarum Ad Sererenissimum Daniae et Norvegiae Regem A Gallico per Germaniam Legato Scriptarum circa Tractatus Pacis (Amsterdam 1642) und Lettres de messieurs d’Avaux et Servien concernantes leurs différentes et leurs responses de part et d’autre en l’année 1644 (o. O. 1650). Als Gesandter des französischen Königs wirkte er u. a. in Venedig (1627–1632), Rom, Mantua, Florenz u. Turin (1632–34) und seit 1634 in Norddeutschland, Dänemark u. Polen. In Polen vermittelte er einen langfristigen Waffenstillstand mit Schweden. Im November 1635 wurde Avaux zu einem der Bevollmächtigten des Kölner Kongresses ernannt, welcher jedoch nie zustande kommen sollte. Vgl. zu den Friedensverhandlungen in den Jahren 1637/38 besonders 370729 K 11. Seit 1637 wirkte er als außerordentlicher Legat für Deutschland in Danzig und vor allem in Hamburg, wo er in Verhandlungen seit dem November 1637 das Bündnis mit Schweden festigte, das im März 1638 förmlich erneuert wurde. Vgl. 370729 K 11 u. 380210 K 10. 1641 unterzeichnete er den Hamburger Präliminarvertrag und gehörte später der französischen Verhandlungsdelegation bei den Westfälischen Friedensverhandlungen an. Als frommer Katholik war er trotz der Bündniskonstellation Ansprechpartner für die katholische Seite. Für das Osnabrücker Domkapitel und die Klöster des Fürstbistums nahm er Einfluß auf die schwedische Verhandlungsdelegation in Osnabrück. Auf seine Vermittlung hin wurden die Klö-
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ster Gertrudenberg und Iburg restituiert. In gleicher Weise trat er für die Katholiken in Schweden und den Niederlanden ein. Vgl. ABF I 735, 28–40, II 460, 389f.; Findeisen, 425; Richelieu: Papiers I, 498; Heinz Duchhardt, Gerd Dethlefs, Hermann Queckenstedt: ‚...zu einem stets währenden Gedächtnis’. Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts. Hg. Karl Georg Kaster u. Gerd Steinwascher mit heraldischen Beiträgen von Ulf-Dietrich Korn. Bramsche 1996, 210f.; Hermann Kellenbenz: Hamburg und die französisch-schwedische Zusammenarbeit im 30jährigen Krieg. In: Zeitschrift des Vereins f. Hamburgische Geschichte 49/50 (1964), 83–107, hier 88 u. 94ff.; Anuschka Tischer: Französische Diplomatie (s. Anm. 15), 105–118, hier S. 106; vgl. auch 380616.


K I
In Christian: Tageb. XIV, Bl. 453v, notiert F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) an seinem damaligen Aufenthaltsort Hamburg: „Avis. daß (leyder,) Meine weylandt fl. liebe Muhme vndt Schwester, Freẅlein Anne Marie, zu Anhalt, in Deßaw, an der rohten Ruhr (so allda anizo regieren soll) todes verblichen. Gott verleyhe Jhrer Ld. vndt vnß allen, an jehnem großen tage, eine fröliche, vndt herrliche aufferstehung, zum ewigen Leben, durch krafft des h. geistes, in Christo Jesu, vnserm Erlöser, vndt Sehligmacher Amen. Jch habe wol eine treẅe Schwester, vndt gute freundin, an Jhrer Sehl. Ld. verlohren, sintemahl wir nicht allein nahe anverwandte, sondern auch fast von kind auff mitteinander aufferzogen, vndt gleichsam aufgewachßen, weil ich guten theil meiner lehriahre zu Deßaẅ zugebrachtt, vndt ihre Sehl. Ld. wie auch Dero älltere Fr. Schw[estern] [durch Falz unleserlich] alß damalß Freẅlein Sophie Elisabeth, (nachmalß hertzogin zur Lignitz, ein wahrer vngefärbter Tugendspiegel) vndt Freẅl. Agnes Magdalena, nachmalß Landgrävin zu heßen, gleichfalß voller Tugendt, täglich besuchtt, lieblich mitt einander conversirt, vndt in dero Christlichen erbaẅlichen exempeln mich ergetzet, auch alß Bruder vndt Schwestern mitteinander, vndt ihren brüdern gelebet. Die Drey Grazie hetten nicht beßer abgemahlt werden können.“ Die genannten Schwestern waren Lgfn. Agnesa Magdalena v. Hessen-Kassel (TG 33) und Hzn. Sophia Elisabeth in Schlesien zu Liegnitz u. Wohlau (1589–1622).
1
lahr, lar, d. h. Lehre, Studium, vgl. Götze, 146.
2
muht, mut, d. i. Sinn, Absicht, vgl. Götze, 163.

K II
An ihrem letzten Tag, den Tod vor Augen, habe Pzn. Anna Maria v. Anhalt-Dessau (s. K 1 und K I 0) „zweimahl zu verstehen gegeben/ daß Sie einen Vorschmack des ewigen Lebens empfunden/ auch dabei ausgerufen: O Freude/ O Klahrheit/ O Herrligkeit! [...] Der vortrefliche Hr. Dieterich von Werder hat diese Begebenheit so hoch gehalten/ daß Er Sie mit einem eigenen Sonnet folgenden Jnhalts gepriesen: [...].“ Beckmann V, 230. Diederich v. dem Werder (FG 31) hat mehrfach Letzte Worte zum Anlaß manieristischer Gedichte genommen. Vgl. 310800, 371226A I u. das mit hoher Sicherheit Werder zuzuschreibende Gedicht: Der Wahrheit LobLied | Uber der weyland Durchläuchtigen/ Hochgebohrnen | Fürstin und Fräulein/ Fräulein | JULIANEN/ | Fürstin zu Anhalt/ Gräfin zu Ascanien/ Fräulein zu Zerbst | und Bernburg/ &c. Bey dero Christseligem Abschiede aus dieser | Welt fast offt zuletzt ausgesprochene | Worte. | O Warheit! O Warheit! O was ist Warheit? O. O. u. J. [Köthen 1652.] LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernburg A 2 Nr. 3, 14r–16v u. 1 leeres unfol. Bl. (also 4° 4 Bl.) mit hsl. Notenschrift auf Bl. 14v (s. 521200). Vgl. auch Werders 21. Lied „Auff weiland Fräulein/ Fräulein Julianen/ Fürstin zu Anhalt/ bey dero Siechbette ängstiglichem Brust- un̄ Athems-ermangelndē Zustand. Krafft der Worte: Gott der HErr blies einen lebendigen Athem dem Menschen in die Nasen. Und alles was Othem hat/ lobe den HErrn. Genes. 2. 150. Psalm.“ In: [D. v. dem Werder:] Vier und zwantzig Freuden-reiche Trost-Lieder (s. Beil II Q), Bl. H [iv]r – J [i]r. Gemeint ist Pzn. Juliana (*1626), Tochter F. Johann Casimirs v. Anhalt-Dessau (FG 10), die am 30. 11. 1652 im Alter von 26 Jahren an der Schwind-
|| [167]
sucht starb. Beckmann V, 239. Zum Umstand, daß Letzte Worte v. a. in westlichen Ländern ein über Jahrhunderte mit Aufmerksamkeit, ja Ehrfurcht gepflegtes „Element der Kultur“ waren und sind vgl. z. B. 371226A I, jedoch ohne Hinweise auf Werders manieristische Sprachbilder zu ausgewählten Sterbeszenen, vgl. Karl S. Guthke: Letzte Worte. Variationen über ein Thema der Kulturgeschichte des Westens. München 1990.

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