K
Über den Aufenthalt F. Christians
II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) in Hamburg im Juni und Juli 1637 und seine
Reisen im Sommer 1637 vgl. 370715 K 4, 370729 K 4 u. 370828 K 1, ferner 370722.
Die Abreise aus Hamburg am 29. 7. 1637 erwähnt Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen
und Knyphausen (FG 238) gegenüber F. Ludwigs Hofmeister Friedrich v. Schilling
(FG 21) in 370729.
Thomas Benckendorff,
Sekretär F. Christians II. (s. Anm. 1) und alsbald dessen Amtmann in Bernburg.
Vgl. 370729 K 4.
Anna Dorothea v. Freyberg, Tochter Ernsts v.
Freyberg (FG 75), spätere Gattin Christian Ernst (v.) Knochs (FG 268); s.
370715 K 13.
Die Imprese Frh. Philipp Wilhelms v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241) für
das Gesellschaftsbuch und den Impresengobelin der FG im Köthener Schloßsaal.
Enno Wilhelm hatte Schilling schon in 370729 von der Sendung der Imprese durch
Benckendorff (s. Anm. 2) unterrichtet. Das gestickte Sinnbild war in Hamburg
angefertigt worden, s. 370715. Vgl. außerdem 370517 K I. Zur Erfindung und
künstlerischen Ausführung von Impresen in der FG vgl. auch
Conermann: Impresa;
DA
Köthen I. 2, 8f., 271201 u. I, 271211;
DA Köthen I.
3, 10f., 340716;
DA Köthen II. 1, *7; im
vorliegenden Band 370715, 370729, 370902, 371219, 371220 u. I, 371221, 371226 K
3, 380128, 380320, 380423, 380501, 380509, 380605, 380616, 380721 u. I sowie
381006 u. I. Zum Brauch der FG, die Mitgliederwappen und -impresen in
gestickten Wandgobelins für den Köthener Schloßsaal zusammenzuführen vgl.
371220 K 12.
Friherre Carl Gustav Wrangel af Salmis (FG 523. 1649), der als ältester
Sohn seinem Vater Herman (s. 370715 K 7) 1627 auf den preußischen
Kriegsschauplatz gefolgt war und schnell zum Rittmeister (1630), Obristen
(1636) und Generalmajor der Reiterei (1638) aufstieg, seit 1645 als
Feldmarschall den Oberbefehl über die schwedische Armee in Deutschland führte
(1646) und bis zu seinem Tode 1676 der führende schwedische Militär blieb. Am
19. 10. 1635 zeichnete sich Carl Gustav als Obristlieutenant und
kommandierender Offizier einer Reitersquadron aus Moltkes Regiment bei einem
erfolgreichen Scharmützel gegen kursächsische Reiter unter Generalmajor Moritz
Adolph v. Dehn-Rotfelser (FG 318. 1638. Vgl. 380320A K 5) in der Nähe Lüneburgs
aus. Im Januar 1637 gehörte Wrangel zu den jenseits des Thüringer Waldes
stationierten fünf Regimentern schwerer und leichter Kavallerie unter Obrist
Adam v. Pfuel (1604–1659), die zu diesem Zeitpunkt erfolgreich im
Hennebergischen und bei Meiningen operierten. Vgl. dazu 370722 K 4;
AOSB SA VI, 230, vgl. 362;
Pufendorf:
Kriegs-Geschichte I, 374. Im März 1637 überfiel er die Schanze bei der
Wittenbergischen Elbbrücke und vertrieb kurzfristig die dort stationierte
kursächsische Einheit. Vgl. 370715 K 6;
Pufendorf:
Kriegs-Geschichte I, 376. Zu dem im vorliegenden Brief behandelten
Streich Wrangels gegen Gallas
s. Anm. 6. Kurze Zeit später (September 1637)
befürchtete Banér Rang- und Kompetenzstreitereien unter seinen Offizieren, als
Feldmarschall Herman Wrangel sein Corps nicht unter sein eigenes Kommando
stellen, sondern dem seines Sohnes Banér zuführen wollte. Diesen aber als
„einen der jüngsten obersten“ neben sich als Armeeführer zu etablieren, schien
Banér nicht ratsam. A. a. O., 442. Im Januar 1638 war Wrangel in oder bei
Greifswald stationiert (a. a. O., 489), im März 1638 als Oberst des berittenen
Leibregiments seines Vaters auf Usedom. Damals verwahrte sich Banér gegen die
testamentarische Verfügung Herman Wrangels, im Falle seines Ablebens seinem
Sohn Carl Gustav die väterlichen Posten zu übertragen. Der junge Wrangel sei
bei Rat und Bürgerschaft Stralsunds nicht wohlgelitten, „aus was uhrsachenn
kann ich nicht wissenn.“
AOSB SA VI, 523. Zu dieser
Zeit, im März 1638 verwendete sich sein Vater aus Stralsund bei Oxenstierna
dafür, seinem Sohn die „generalmajorscharge über die Schwedische cavallerie“
und das Reiterregiment des dienst- und altersmüden Isaac Axelson zu übertragen.
AOSB SA IX, 295f., 340 u. 342. Im Mai 1638 erscheint
Carl Gustav bereits in diesem Rang, auch dies zum Verdruß Banérs: „in deme mir
dieses jungen herrn Wrangels humor also bekannt, das ich weis, er sich mit den
andern obersten und gutes theils [der] officirern, zu geschweigen mit den
generalmajoren, nicht vertragen würde, wie er denn ohne das bei der armée keine
affection hat“.
AOSB VI, 548f., vgl. auch 610 u. 678.
Vgl. zu Carl Gustav v. Wrangel
Conermann III, 670ff.;
SBA B 375/ 313ff; Ivo Asmus: Carl Gustav Wrangel und
Wismar. In: Schwedenzeit. Hg. Stadtgeschichtliches Museum Wismar. Wismar 1998,
77–86. Vgl. zu seiner Funktion als Flottenkommandant Helmut Pemsel:
Weltgeschichte der Seefahrt. Band IV. Biographisches Lexikon. Wien, Graz 2003,
435; zu C. G. Wrangels Rolle als „Kriegsheld“ und Kriegsgewinnler, FG-Mitglied
und Mäzen vgl. Arne Losman: Carl Gustaf Wrangel och Europa. Studier i
kulturförbindelser kring en 1600-talsmagnat. Stockholm 1980, hier v. a. 18ff.;
ders.: Carl Gustaf Wrangel, Skokloster und Europa — Manifestation von Macht und
Ehre in schwedischer Großmachtzeit. In:
Krieg und Frieden
III, 639–648; ders.: Carl Gustaf Wrangel — nyhetsjägare och
kulturkonsument. Stockholm 1981; ders.: Skokloster – Europe and the World in a
Swedish Castle. In: The Age of New Sweden. Stockholm 1988, 85–101; ders.: Das
Informationssystem und die deutschen kulturellen Verbindungen des schwedischen
Magnaten Carl Gustaf Wrangel. In: Studien zur europäischen Rezeption deutscher
Barockliteratur. Hg. Leonard Forster. Wiesbaden 1983 (Wolfenbütteler Arbeiten
zur Barockforschung, 11), 119–128.
Matthias Gallas, Gf. v. Campo, Hz. v.
Lucera (1584–1647), nach der Ermordung Wallensteins 1634 Oberbefehlshaber der
ksl. Armee. Ks. Ferdinand III. hatte Gallas im Juni 1637 die Kriegsleitung
gegen Schweden übertragen. Er wurde damals mit seinem Heer von der schwedischen
Streitmacht unter Banér und Herman Wrangel (vgl. Anm. 5) in Mecklenburg
gebunden, rückte aber gegen Ende des Jahres 1637 gegen die pommersche
„Seekante“ vor. Im Oktober 1637 besetzte er Neubrandenburg und Prenzlau und
fiel in Vorpommern ein. Usedom wurde im November, Wolgast im Dezember erobert
und die gefährlich bedrohten Schweden in Stralsund (Herman Wrangel) und
Hinterpommern (Banér) eingeschnürt. Noch im Dezember rückte Gallas aber aus dem
verwüsteten Pommern ab, um reichere Winterquartiere in Mecklenburg,
Braunschweig-Lüneburg und Holstein zu beziehen. Vgl.
Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 385ff.; H. Schnell: Mecklenburg zur
Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1603–1658. Berlin 1907 (Mecklenburgische
Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 98f.; ferner 370715 K 6, 370902,
380210, 380501 K 8 u. 10, 380503 K 8, 380605, 380608A K 7 u. 381107 K.
Theatrum europaeum III (2. Aufl. 1644), 807 (HAB: Ge 4°
54): „Endlich ist den 30. [n. St.?] als letzten dieses Monats [Juni; recte:
Juli] vor Mittags der Schwedische Obriste Carl Gustav Wrangel mit 800. Reutern
zu Brandenburg eingefallen/ daselbsten 10. Comp. Tragonern in 700. Mann starck/
welche von dem Obr. Deberol [Walter Deveroux/ Devereux? S. 380509A K 4]
commandirt worden/ ruinirt“. Ähnlich
Pufendorf:
Kriegs-Geschichte I,
382: Wrangel habe 800 Reiter im Armeekorps seines
Vaters Herman (s. 370715 K 7) in Vorpommern kommandiert „und schlug damit [am
21. 7. 1637 a. St.] zu Neu-Brandenburg 700. feindliche Dragoner und 300.
[schwere] Reuter“. Zu diesem Zusammenhang vgl. auch Fritz Schröer: Das
Havelland im Dreißigjährigen Krieg. Ein Beitrag zur Geschichte der Mark
Brandenburg. Erg. u. hg. v. Gerd Heinrich. Köln, Graz 1966, 92. — Im November
1639 wurde Gallas seines Amtes als ksl. Generalleutnant enthoben, 1643 wieder
eingesetzt, im Januar 1645 nach einem katastrophal endenden Feldzug von 1644
(Beiname „Heeresverderber“) erneut entlassen. Der Tod verhinderte, daß er, wie
1646 vorgesehen, nochmals in den Krieg eingriff. Vgl.
ADB
VIII, 329f.,
DBAI 367/ 57–65;
DBAII 425/ 285–290;
Findeisen,
310ff.;
NDB VI, 46f.;
Rössler/ Franz
I, 850f.
Die Imprese Johann Caspar v. Klitzing (1594–1644) stieg am
28. 7. 1637 zum Generalmajor an der Spitze des kleinen Heeres Kf. Georg
Wilhelms v. Brandenburg (FG 307) auf, wurde jedoch u. a. aufgrund der
Gegnerschaft zum brandenburgischen Minister Gf. Adam v. Schwarzenberg bereits
im November 1638 als Oberbefehlshaber wieder entlassen und trat 1642 in
braunschweig-lüneburgische Dienste. Vgl.
ADB XVI, 200
u.
DBAI, 664/ 125f. Übrigens war Klitzing trotz der Übernahme
des Generalkommandos über sämtliche brandenburgische Truppen kursächsischer
General geblieben. Vgl.
Mörner, 210, Anm. 19. Kurt v.
Priesdorff: Soldatisches Führertum. Hamburg [1937], [Bd. 1], S. XI: „Die
anderen drei bis zum Regierungsantritt des Großen Kurfürsten urkundlich
nachweisbaren Generale: Christian I., Fürst von Anhalt-Bernburg, Meinhard von
Schönebeck und Hans Caspar von Klitzing, waren Männer voller Tatkraft, die aber
bei der geringen Stärke der kurbrandenburgischen Truppen, die ihnen
unterstanden, nicht voll zur Geltung kommen konnten. Dies trat besonders bei
General von Klitzing hervor, der während der Wirren des 30jährigen Krieges in
die Dienste des Kurfürsten Georg Wilhelm trat. Dieser hatte im Jahre 1623 3000
Mann Fußvolk und 600 Reiter im Solde. Während sich diese Truppenstärke bis 1636
dauernd verminderte, erschien zur Zeit des Generals von Klitzing das
kurbrandenburgische Heer im Jahre 1638 bei einer Musterung bei
Neustadt-Eberswald in einer Stärke von 8000 Mann Fußvolk und 2900 Reitern.
Schon 1639 wurde dieses Heer infolge fehlender Mittel wieder so vermindert, daß
der Große Kurfürst im Jahre 1640 bei Antritt seiner Regierung nur 3600 Mann
Fußvolk und 2500 Reiter übernahm.“ Zu Klitzings Operationen in der 2. Hälfte
des Jahres 1636 — Eroberung wichtiger Havelpässe im August, in Pommern
Vorrücken gegen den schwedischen Feldmarschall Herman Wrangel (370715 K 7), zum
Jahresende in Meißen Unterstützung der Kursachsen —, vgl.
Chemnitz III, 31f. u. 82ff. Zu seinen Feldzügen in den Jahren 1637/38
s.
Documenta Bohemica VI, passim; Geschichte der
Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914 von Curt Jany Generalmajor a. D.
2., erg. Aufl. hg. Eberhard Jany. 1. Bd.: Von den Anfängen bis 1740. Mit 6
Skizzen im Text. Osnabrück 1967, 81–96. Vgl. auch 370715 K 6, 370722 K 4,
371112A K 6, 380501 K 9, 380503 K 2, 380509 K 15 u. 381107. Zu Schwarzenberg
vgl. auch Otto Meinardus: Die Legende vom Grafen Schwarzenberg. In: Preußische
Jahrbücher 86 (1896), 1–58; ferner 300410 K 16, 310224, 380320 K 10, 380605 K 8
u. 381107 K 1 u. 7.
Dömitz an der Elbe, stärkste Festung in
Mecklenburg, seit September 1635 von den Schweden besetzt (vgl. auch 370722 K
4), im August 1637 von kursächs.-brandenburgischen Truppen unter Dam Vitzthum
v. Eckstädt (FG 312; vgl. 371221 K 6) und Johann Caspar v. Klitzing (s. Anm. 7)
erobert; erst im Oktober 1643 von den Schweden zurückgewonnen. Vgl. H. Schnell:
Mecklenburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Berlin 1907 (Mecklenburgische
Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 98; Richard Stehmann: Auswärtige
Politik des Herzogs Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin in den Jahren
1636–1644. In: Jahrbücher des Vereins f. mecklenburg. Geschichte u.
Altertumskunde. 72 (1907), 1–84, hier: 9, 12 u. 14f. Am 13./ 23. 8. 1637
unterrichtete Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) Gallas
(s. Anm. 6), daß General Klitzing die nur schwach schwedisch besetzte Festung
belagere. Er bat, nach der gewiß zu erwar-
tenden Eroberung, seine Festung mit
eigenen und niedersächsischen Kreistruppen besetzen zu dürfen.
Documenta Bohemica VI, Nr. 499. Zur Eroberung Havelbergs
und Dömitz’ durch Klitzing vgl. a. a. O., Nr. 508; auch
Theatrum europaeum III
(2. Aufl. 1644), 813f. u. 824f. (HAB: Ge 4°
54). Zur Prignitz im Dreißigjährigen Krieg unter Hinzuziehung zahlreicher
Quellen vgl. Lieselott Enders: Die Prignitz. Geschichte einer kurmärkischen
Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. Potsdam 2000, 645–667.
Lgf. Wilhelm V. v.
Hessen-Kassel (FG 65), der, aus seinen Erblanden vertrieben, seinen
Militärstaat allmählich aus Westfalen und dem westlichen Niedersachsen abziehen
und in Ostfriesland Schutz suchen mußte. Vgl. 370421 u. 370422.
Festung Fürstenau b. Osnabrück. Dort traf
die hessische Artillerie unter der Führung des Generals Peter Melander Gf. v.
Holzappel (1589–1648; vgl. 300410 K 32, 370421 K 11 u. 370422 K 7) am 1. 8.
1637 ein. Im Verbund mit französischen Hilfstruppen aus den Niederlanden und
den Kontingenten des Josias v. Rantzau (s. Anm. 11) begannen die
hessisch-schwedischen Truppen Lgf. Wilhelms V. und James Kings (FG 224; s.
370722 K 14) die Belagerung Fürstenaus, mußten diese aber aufgeben und rückten
nach Haselünne im Emsland ab. Vgl. Franz v. Geyso, der auch im Zeitraum vom 12.
7. bis 1. 8. 1637 gewechselte Briefe zwischen dem Landgrafen und Melander
auswertet: Der Landgraf selbst hielt sich Anfang August in Cloppenburg (1.) und
Haselünne (2.) auf. Von Meppen aus (ab 4. 8. 1637) traf er die Vorbereitungen
zum Einmarsch in Ostfriesland, während King zur Weser zurückging und am 11. 9.
1637 Lemgo einnahm. Vgl.
Pufendorf: Kriegs-Geschichte
I, 390f.; Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im
Zeitalter des 30jährigen Krieges. 3. Tl. In: Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte
u. Landeskunde 55 (1926), 134 u. 143f.
Zu Josias v.
Rantzau, der eigens mit französischen Geldern geworbene Truppen Lgf. Wilhelm V.
(s. Anm. 9 u. 10) zuführte, vgl. besonders 370715 K 9.
Louis de
Nogaret duc d’Épernon, Cardinal de La Valette, damals Befehlshaber der
französischen Truppen an der Nordostgrenze Frankreichs. S. 370722 K
8.
Landrecies,
strategisch wichtige befestigte Stadt im Hennegau/ Hainaut, die La Valette (s.
Anm. 12) im Juli 1637 eingenommen hatte. S. 370722 K 9.
Hennegau/ Hainaut in
Wallonien, heute teils zu Frankreich, teils zu Belgien gehörend. Innhausen
berichtet in seinem Brief an Friedrich v. Schilling (FG 21) vom 6. 10. 1637
(LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 147r–148v), daß La Valette
vor Maubeuge, einer starken Festung im Hennegau (heute Stadt in der
Nord-Picardie), unweit Mons stehe. Vgl. auch [Amblard Marie Raymond Amédée]
Vicomte de Noailles: Épisodes de la guerre de trente ans: Le Cardinal de La
Valette, Lieutenant Général des Armées du Roi 1635 à 1639. Paris 1906,
357ff.
Der
französ. Marschall Gaspard III. de Coligny, duc de
Châtillon (1584–1646), Hugenotte und Enkel des berühmten Admirals Coligny,
kommandierte seit 1635 die gegen die Spanischen Niederlande geführten Truppen
Frankreichs (Flandernarmee), bis er in dieser Funktion vom Kardinal de La
Valette (s. 370722 K 8) im Frühjahr 1637 abgelöst wurde. Während La Valette
seine Truppen Anfang Mai 1637 in der Gegend von Château-Porcien an der Aisne
(nordöstlich von Reims) zusammenzog, um sich Mitte Juni nach Landrecies (s.
370722 K 9) in Marsch zu setzen, begab sich Châtillons Armee aus ihren
Winterquartieren an der Maas ins benachbarte Lothringen. Vgl.
ABF
215, 114–128;
DBF VIII,
802f.; Bertold Baustaedt: Richelieu und Deutschland. Von der Schlacht bei
Breitenfeld bis zum Tode Bernhards von Weimar. Berlin 1936, Ndr. Vaduz/
Liechtenstein 1965, 158f. u. 162; Bernhard Kroener: Les Routes et les ètapes.
Die Versorgung der französischen Armeen in Nordostfrankreich (1635–1661). Ein
Beitrag zur Verwaltungsgeschichte des Ancien Régime. Mit e. Kartenheft. Münster
1980, 50, 78 u. 99; ders.: Die Entwicklung der Truppenstärken in den
französischen Armeen zwischen 1635–1661. In: Forschungen und Quellen zur
Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Münster 1981, 163–220, insbes. 168f.,
171, 195 u. 197f. Piccolomini (s.
Anm. 16) zeigte sich am 28. 6. 1637, in Worms
weilend, beunruhigt über Châtillons Bewegungen in der Champagne; im August
führte Châtillon seine Truppen nach Luxemburg.
Documenta
Bohemica VI, Nr. 465 u. 502. Vgl. Anm. 22; ferner Carl J. Burckhardt:
Richelieu. 3 Bde. u. ein Registerbd. München 1966–67, II, 115f.; III, 100, 182,
186, 216 u. 255; Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des
Pays-Bas au XVIIe siècle. Recueil commencé par Henri Lonchay et continué
par Joseph Cuvelier avec la collaboration de Joseph Lefèvre. Tome III: Précis
de la Correspondance de Philippe IV. (1633–1647). Bruxelles 1930, 176. Eine
Flugschrift in der HAB berichtet von einer Niederlage Châtillons im Jahre 1641:
COPIA. | Jhrer Excel. Freyherrn | von Lamboj abgangenen Schreibens/ wegen | deß
zwischen jhme vnd dem Frantzösischen
Mareschal de Chastillon bey Chemerye/ zwo
Stund von Sedan/ den | 6 Julii
Anno 1641 geschehenen | HauptTreffens/ | Neben
einer
Designation der gebliebnen vnd gefangenen | Frantzös. Officier vnd
Soldaten. (O. O. 1641). 2 Bl. 4°. HAB: Gl. Kapsel 4 (2).
Der ksl. Kavalleriegeneral und
Feldmarschall (seit Januar 1634) Octavio Piccolomini d’Aragona (FG 356. 1641),
am 19. 6. 1638 vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben und 1639 von Kg.
Philipp IV. v. Spanien mit dem neapolitanischen Hzt. Amalfi beschenkt, 1650
Reichsfürst. Mit dem Anmarsch der von ihm geführten ksl. Truppen nach Brüssel
Anfang Juli 1635 hatte die aktive militärische Kooperation der span. und ksl.
Truppen, zu denen im Oktober 1635 auch die Einheiten Hz. Karls IV. v.
Lothringen (1604–1675; 1634 aus Lothringen vertrieben, jahrelang in der
Franche-Comté und am Rhein operierend, erbitterter Gegner Hz. Bernhards v.
Sachsen-Weimar [s. Anm. 17]) gestoßen waren, an der Westgrenze des Reiches
begonnen. Vom Sommer 1635 bis zum Herbst 1639 stand Piccolomini an der Spitze
des der span. Regierung in Brüssel zugeschickten ksl. Hilfskorps, das in den
südlichen Niederlanden, Frankreich und Lothringen operierte. Ende Juni 1637
noch in Worms, überschritten seine Truppen im weiteren Verlauf des Juli die
Mosel und stießen nach Burgund und Luxemburg vor, zur Eile gedrängt vom
Kardinalinfanten Ferdinand (s. Anm. 20), dem die mangelhafte Ausstattung des
Hilfskorps v. a. mit Berittenen bewußt war: „Si on peut lui donner les renforts
nécessaires, on peut attendre de bons résultats.“ Brief an Kg. Philipp IV. v.
Spanien, Brüssel, 7. 7. 1637 (n. St.), Regest in: Correspondance de la Cour
d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Recueil commencé par
Henri Lonchay et continué par Joseph Cuvelier avec la collaboration de
Joseph Lefèvre. Tome III: Précis de la Correspondance de Philippe IV.
(1633–1647). Bruxelles 1930, 160, vgl. 162. Piccolomini zögere noch, mit seinen
Truppen französischen Boden zu betreten „et ses motifs sont légitimes“. Er sei
„plein de zèle“, jedoch militärisch zu schwach, allein zu agieren. Don Fernando
habe ihn daher zur Bedeckung der niederländ. Grenzen beordert, „pour limiter
les opérations éventuelles des Français“. Brief an den Marques de Castañeda, d.
d. Antwerpen 26. 7. 1637 (n. St.), Regest in: Correspondance de la Cour
d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas. Tome VI: Supplement (1598–1700). Par
Joseph Civelier et Joseph Lefèvre. Bruxelles 1937, 446. Das zögerliche
Verhalten Piccolominis wurde dann von den Spaniern für den Verlust der Festung
Landrecies verantwortlich gemacht. Vgl. 370722 K 9. Im September hielt sich
Piccolomini im ksl. Feldlager bei Cambrai auf und operierte im Oktober im
Hennegau. Vgl. Anm. 20 u. 22;
Documenta Bohemica VI,
Nr. 457, 465, 468, 474–477, 493 u. 504; Correspondance de la Cour d’Espagne sur
les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Tome III (s. o.), 187. Das
Theatrum europaeum III (2. Aufl. 1644), 820f. (HAB: Ge
4° 54) berichtet zum August 1637: „Zwischen den Spanischen und Frantzosen ist
werenden diesen Monat Augusti in Hennegaw/ Artois/ vnd andern angelegenen
Orthen nachfolgendes vorgelauffen. Nach dem die Kays. Piccolominische (welcher
Graff den 5. diß mit 10000. Mann zu Roß vnd Fuß in Bergen [d. i. Mons,
Hauptstadt der Gft. Hennegau, vgl. Anm. 14] ankommen war) auff die Frantzosen
vnter dem Cardinal
de la Valette in Artois einen Anschlag gehabt/ in Meynung
dieselbe vnversehens zu vbereylen/ ist ihnen solches zeitlich verkundschafftet/
daß sie sich/ nechst hinderlassung zweyer Reu-
ter/ welche den Piccolominischen
zu theil worden/ nach jhren Quartiren begeben müssen. Jn dem nun solches
lautbar/ hat sich die Frantzösische Armee auffgemacht/ vnd auff die
Piccolominische Reuter starck angangen/ daß dieselbe in solcher Vnordnung nach
Bergen geeylet/ daß sie in der Statt jhre Stück loßgebrennt/ vnd anders nicht/
als daß es Frantzosen weren/ vermeynend/ vnter jhr eigen Volck Fewer geben/ daß
deren etzliche sitzen geblieben/ die Frantzosen aber Spornstreichs nachgehawen/
daß sie sich nicht allein vor Bergen vnter das Geschütz/ sondern auch biß fast
gar in die Statt gewagt haben. Wie nun die Frantzosen nechst hierauff nicht
weit von besagter Statt Bergen eine Real-Schantz zu machen angefangen/ ließ
Herr Graff Piccolomini solches zwar geschehen/ sich stellend/ gleich als wann
sie es nicht wolten oder köndten andern/ worauff sich dann die Frantzosen
steiff verlassen/ vnd eyfferig in jhrem Werck fortgefahren. Wie nun dieselbe im
besten arbeiten waren/ wurden sie von gedachtem Herrn Grafen von Bucquoy mit
3000. Mann zu Fuß vnversehens vberfallen/ daß jhrer in 20. Compagnyen zu
scheittern giengen.“ Daß hier nicht der 1621 gestorbene frühere ksl. General
Charles Bonaventura de Longueval, Gf. v. Buquoy gemeint sein kann, liegt auf
der Hand. Vermutlich ist der ksl. General Gf. Wilhelm v. Lamboy (†1659; vgl.
Anm. 15) gemeint, der damals unter Piccolomini im Burgund, am Oberrhein und in
den Niederlanden operierte. Vgl.
ADB XVII, 557–564;
Art. „Wilhelm v. Lamboy“ in: Karl Siebert: Hanauer Biographien aus drei
Jahrhunderten. Hanau 1919 (Hanauer Geschichtsblätter NF 3/4 [1919]), 118–120.
Vgl. zu Piccolomini
ADB XXVI, 95–103;
Conermann III, 408f.;
DBA I 955/
420–425;
DBA II, 1005/ 294–297;
Findeisen, 317ff.;
Frank IV, 70;
NDB XX, 408ff.;
Rössler/ Franz
II, 2177f.; Thomas M. Barker: Generalleutnant Ottavio Fürst Piccolomini. Zur
Korrektur eines ungerechten historischen Urteils. In: Österreichische Osthefte
22 (1980), 322–369, hier 351f.; Otto Elster: Piccolomini in Braunschweig. Mit
Aktenstücken aus dem Archiv in Schloß Nachod. In: Jahrbuch d. Geschichtsvereins
f. das Hzt. Braunschweig 10 (1911), 46–88 (handelt erst die Zeit ab 1639 ab).
Zu dem von Piccolomini für das Jahr 1637 konzipierten und vom Kaiser
gebilligten Feldzugsplan gegen Frankreich und dessen Scheitern vgl. Otto
Elster: Piccolomini-Studien. Leipzig 1911, 71–74.
Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30). Seinen
siegreichen Zug durch die Freigft. Burgund und Lothringen erwähnt Innhausen in
370722 bzw. 370729.
F. Friedrich Heinrich v. Oranien. S. 300410 K
4, 370722 u. 370729.
Breda in Nordbrabant. Zur Belagerung durch F. Friedrich
Heinrich v. Oranien vgl. 370722 K 7. Seinem Brief 370729 hatte Innhausen schon
eine nicht näher bezeichnete „Copie“ beigefügt, die der vorliegende Brief als
eine Ansicht der Belagerung enthüllt. Vgl. Anm. 20.
Don Fernando de Austria (1609–1641), jüngerer
Bruder Kg. Philipps IV. v. Spanien, Kardinalinfant v. Spanien, Ebf. v. Toledo,
Statthalter der Spanischen Niederlande 1634–1641 und Oberbefehlshaber der
spanischen Armee in Flandern. Vgl. 331223 K 25 u. 360703. Er war 1635 als neuer
Statthalter triumphal in Antwerpen eingezogen. Vgl. Der Einzug des
Kardinalinfanten Ferdinand in Antwerpen 1635. In:
Krieg und
Frieden I, 133ff. Der Kaiser hatte ihm nicht zuletzt wegen der
geleisteten Waffenhilfe bei Nördlingen 1634, die zu dem vollständigen Sieg der
verbündeten Truppen unter Ferdinand, Ehz. v. Österreich u. König v. Ungarn (dem
späteren Ks. Ferdinand III.) geführt hatte, ein starkes Hilfskorps unter
Piccolomini (s. Anm. 16) auf den französisch-niederländischen Kriegsschauplatz
zugesandt, nachdem Frankreich Spanien am 19. Mai 1635 offen den Krieg erklärt
hatte (vgl. 370729 K 11). Gemeinsam war es den Streitkräften der beiden
verbündeten habsburgischen Kronen Spanien und Österreich im Sommer 1636
gelungen, in die Picardie einzufallen, die Schlüsselfestung Corbie an der Somme
zu erobern (15. 8. 1636), bis vor Paris vorzudringen und den französischen
Truppen eine empfindliche Lektion ihrer damaligen militärischen Überlegenheit
zu erteilen. Vgl. 360703 K 17–20; Hildegard Ernst: Madrid und Wien 1632–1637.
Politik und Finanzen in den Be-
ziehungen zwischen Philipp IV. und Ferdinand II.
Münster 1991, 206f. Der Sieg Banérs bei Wittstock im Oktober 1636, die
Diversionen Lgf. Wilhelms V. v. Hessen-Kassel (s. Anm. 9) in Westfalen und
Niedersachsen, der Fall der zentralen spanischen Basis Breda (s. Anm. 19), aber
auch das taktisch kluge Agieren Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar in Lothringen
und Burgund (s. Anm. 17) hatte neben anderen Faktoren zu einer Wendung der Lage
1637 geführt. Hinzu kam, daß der ksl. Feldherr Gf. Matthias Gallas (s. Anm. 6)
kaum noch Truppen der ksl. Hauptmacht, die es mit Banér und Wrangel in
Mitteldeutschland, Mecklenburg und Pommern zu tun hatte (s. Anm. 5 u. 6), vom
innerdt. Kriegsschauplatz an die Spanier abgeben wollte. Nachrichten von der
Einnahme Landrecies durch die Franzosen und die Belagerung Bredas ließen Ks.
Ferdinand III. allerdings am 9. 8. in Wien Befehl an Gallas erteilen,
schnellstmöglich berittene Einheiten zur Unterstützung Piccolominis
abzustellen.
Documenta Bohemica VI, Nr. 493. Nachdem F.
Friedrich Heinrich v. Oranien (s. Anm. 18) die Belagerung Bredas im Juli
begonnen und in rasender Eile die Verschanzung der Belagerungstruppen in einer
Stärke von ca. 25.000 Mann bewerkstelligt hatte, war der Kardinalinfant, der an
der Spitze eines Entsatzheeres von 17.000 Mann herangezogen war, zwei Wochen
lang zu untätigem Zusehen verurteilt. Dann zog er im August ostwärts nach
Eindhoven ab, um im Maastal eine Diversions-Offensive gegen die Niederländer zu
lancieren; Venlo und Roermond wurden erobert; Breda aber ergab sich den
staatischen Belagerern am 7. 10. 1637. Es war Don Fernando, wie er einräumte,
nicht möglich gewesen, die Holländer aus ihren starken Verschanzungen um Breda
zu schlagen. S. Brief Don Fernandos an seinen Bruder Kg. Philipp IV.,
Bermerain, 16. 10. 1637 (n. St.), Regest in: Correspondance de la Cour
d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Recueil commencé par
Henri Lonchay et continué par Joseph Cuvelier avec la collaboration de
Joseph Lefèvre. Tome III: Précis de la Correspondance de Philippe IV.
(1633–1647). Bruxelles 1930, 185, vgl. 172f. u. 175. Vgl. ferner 370722 K 7; P.
J. Blok: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Amsterdam 1924, 178; Burkhardt:
Richelieu (Anm. 15), III, 218ff.; Jonathan I. Israel: Der
niederländisch-spanische Krieg und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
(1568–1648). In:
Krieg und Frieden II, 111–122, 119ff.;
ders.: Conflicts of Empires. Spain, the Low Countries and the Struggle for
Worlds Supremacy 1585–1713. London, Rio Grande 1997, 80f.; ders.: The Dutch
Republic and the Hispanic World. 1606–1661. Oxford 1986, 257f.; Geoffrey
Parker: Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt a. M. 1991, 234ff.
Ein
beigelegter Brief an F. Ludwig oder ein anderer Einschluß (vgl. 370729)?
Verschollen.
Dabei handelt es sich um ein Gerücht.
Piccolomini (s. Anm. 16) war entgegen dieser Aussage nicht gefallen, sondern
starb erst 1656. Namur, Hauptstadt der gleichnamigen niederländischen Provinz
zwischen Brabant und Luxemburg, scheint nach den uns vorliegenden Nachrichten
damals kein Schauplatz einer Schlacht oder eines Treffens gewesen zu sein.
Vielleicht liegt eine Verwechslung mit den Ereignissen in und bei Mons/
Hennegau (s. Anm. 16) vor.