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370805 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling
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370805

Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Friedrich von Schilling


Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 238), der den wöchentlichen Bericht Friedrich v. Schillings (FG 21) diesmal nicht empfangen hat, wiederholt u. a. Nachrichten aus seinen vorhergehenden Schreiben. Durch den Sekretär des vor acht Tagen (aus Hamburg) abgereisten F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) habe er die sonst für die gewöhnliche Post bestimmten Briefe, eine Schachtel für Frl. Anna Dorothea v. Freyberg sowie die Imprese seines Vetters (Frh. Philipp Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen; FG 241) bestellen lassen. — Carl Gustav Wrangel (FG 523. 1649) hat zehn Kompanien des (ksl. Oberbefehlshabers) Matthias Gallas in Neubrandenburg geschlagen. Im Gegenzug hat (der Kommandeur der brandenburgischen Truppen) Johann Caspar v. Klitzing Havelberg erobert und hält die Belagerung von Dömitz aufrecht. Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65) hat Fürstenau belagert und beherrscht nun nach der Vereinigung mit Rantzaus Truppen Westfalen. Weitere Nachrichten betreffen den Kampf des Kardinals de La Valette um eine Festung (Maubeuge?) im Hennegau nach der Einnahme von Landrecies, weiterhin den Sieg des französischen Feldmarschalls Châtillon über die Truppen F. Octavio Piccolominis (FG 356. 1641) und die Erfolge Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar (FG 30) in Burgund. F. Friedrich Heinrich v. Oranien hat die Verschanzung vor Breda so schnell vollendet, daß er den Kardinalinfanten Ferdinand überraschte und, auch wegen der Niederlage Piccolominis, zur Umkehr veranlaßte. Schilling habe bereits durch den vorhergehenden Brief ein Bild der Belagerung erhalten. — Innhausen fügt dem Brief eine (unbekannte) Beilage bei. — Piccolomini sei bei Namur von den Franzosen geschlagen und getötet worden. Die Franzosen sollen sofort weiter gen Brüssel marschieren.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 141r–142v [A: 142v]; 141v u. 142r leer; eigenh.; Sig.

Anschrift


A A Monsieur Monsieur Friderich de Schilling Conseiller et Maistre d’hostel de S. A. le Prince d’Anhalt etc. A Cöthen.

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Monsieur
Puis que par le messager ordinaire ceste sepmaine ie n’ay reçeu des vos nouvelles, i’espere d’en avoir la sepmaine suyvante. Le Prince Chrestien d’Anhalt etc.1 estant party d’icy il y a huict jours, j’ay envoyé par le Secretaire de S. A.2 les lettres que l’ordinaire debvoit porter, et avec cela une boite pour Mademoisselle  [sic]  Anna Dorothea de Freiburg3 , comme aussi l’imprese de mon Cousin4 ; J’espere que desormais il vous serà delivré. Pour nouvelles il n’y a gueres pour le present si non que le Jeune Wrangel5 a desfaict dix compagnies de l’Armée de Gallas6 dans Neu Brandenburg, En eschange le General Klitzing7 a emporté Havelberg de vive force, et tient Domitz8 assiegé. Le Lantgrave d’Hessen9 à assiegé Vastenau10 , et est maintenant apres s’avoir conjoint avec les troupes de Ranzou11 maistre de la campagne en Westfalie. Le Cardinal de la Valette12 apres la prinse de Landresis13 attacque une aultre forte place en Hainault14 . Le Mareschal de Chastillon15 comme on escrivoit hier d’Hollande a entierement desfaict les troupes de Piccolomini16 . Le duc Bernard17 jouë tresbien son personnage en Bourgogne. Le Prince d’Orange18 aa si bien et en si grand haste
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parachevé ses retrenchements devant Breda19 , que le Cardinal Infante20 n’y a sçeu rien gagner que des coups, sur quoy et pour la desfaicte de Piccolomini on dict qu’il a rebroussé chemin. Vous aurez par ma precedente reçeu le pourtrait du Siege. Et n’ayant pour le present aultre, Je demeure, apres mes treshumbles recommendations à leurs Altessesses
 [sic]  et àb tout ceux de ma cognoissance, à tout jamais
  Monsr. Vostres treshumble valet que cognoissez
  D’Hambourg ce 5. Aoust. 1637

Je vous prie tenir en recommendation la ioincte.21

Derc Piccolomini ist von den Frantzosen bey Namur geschlagen, vnd selber geblieben22 . Der Frantzosen marche soll gleich auf Brüßel gehen.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Folgt unleserliches gestrichenes Wort.
b
Eingefügt.
c
Bis gehen am Rand ergänzt.

Kommentar

K
1
Über den Aufenthalt F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) in Hamburg im Juni und Juli 1637 und seine Reisen im Sommer 1637 vgl. 370715 K 4, 370729 K 4 u. 370828 K 1, ferner 370722. Die Abreise aus Hamburg am 29. 7. 1637 erwähnt Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 238) gegenüber F. Ludwigs Hofmeister Friedrich v. Schilling (FG 21) in 370729.
2
Thomas Benckendorff, Sekretär F. Christians II. (s. Anm. 1) und alsbald dessen Amtmann in Bernburg. Vgl. 370729 K 4.
3
Anna Dorothea v. Freyberg, Tochter Ernsts v. Freyberg (FG 75), spätere Gattin Christian Ernst (v.) Knochs (FG 268); s. 370715 K 13.
4
Die Imprese Frh. Philipp Wilhelms v. Innhausen u. Knyphausen (FG 241) für das Gesellschaftsbuch und den Impresengobelin der FG im Köthener Schloßsaal. Enno Wilhelm hatte Schilling schon in 370729 von der Sendung der Imprese durch Benckendorff (s. Anm. 2) unterrichtet. Das gestickte Sinnbild war in Hamburg angefertigt worden, s. 370715. Vgl. außerdem 370517 K I. Zur Erfindung und künstlerischen Ausführung von Impresen in der FG vgl. auch Conermann: Impresa; DA Köthen I. 2, 8f., 271201 u. I, 271211; DA Köthen I. 3, 10f., 340716; DA Köthen II. 1, *7; im vorliegenden Band 370715, 370729, 370902, 371219, 371220 u. I, 371221, 371226 K 3, 380128, 380320, 380423, 380501, 380509, 380605, 380616, 380721 u. I sowie 381006 u. I. Zum Brauch der FG, die Mitgliederwappen und -impresen in gestickten Wandgobelins für den Köthener Schloßsaal zusammenzuführen vgl. 371220 K 12.
5
Friherre Carl Gustav Wrangel af Salmis (FG 523. 1649), der als ältester Sohn seinem Vater Herman (s. 370715 K 7) 1627 auf den preußischen Kriegsschauplatz gefolgt war und schnell zum Rittmeister (1630), Obristen (1636) und Generalmajor der Reiterei (1638) aufstieg, seit 1645 als Feldmarschall den Oberbefehl über die schwedische Armee in Deutschland führte (1646) und bis zu seinem Tode 1676 der führende schwedische Militär blieb. Am 19. 10. 1635 zeichnete sich Carl Gustav als Obristlieutenant und kommandierender Offizier einer Reitersquadron aus Moltkes Regiment bei einem erfolgreichen Scharmützel gegen kursächsische Reiter unter Generalmajor Moritz Adolph v. Dehn-Rotfelser (FG 318. 1638. Vgl. 380320A K 5) in der Nähe Lüneburgs aus. Im Januar 1637 gehörte Wrangel zu den jenseits des Thüringer Waldes stationierten fünf Regimentern schwerer und leichter Kavallerie unter Obrist Adam v. Pfuel (1604–1659), die zu diesem Zeitpunkt erfolgreich im Hennebergischen und bei Meiningen operierten. Vgl. dazu 370722 K 4; AOSB SA VI, 230, vgl. 362; Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 374. Im März 1637 überfiel er die Schanze bei der Wittenbergischen Elbbrücke und vertrieb kurzfristig die dort stationierte kursächsische Einheit. Vgl. 370715 K 6; Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 376. Zu dem im vorliegenden Brief behandelten Streich Wrangels gegen Gallas
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s. Anm. 6. Kurze Zeit später (September 1637) befürchtete Banér Rang- und Kompetenzstreitereien unter seinen Offizieren, als Feldmarschall Herman Wrangel sein Corps nicht unter sein eigenes Kommando stellen, sondern dem seines Sohnes Banér zuführen wollte. Diesen aber als „einen der jüngsten obersten“ neben sich als Armeeführer zu etablieren, schien Banér nicht ratsam. A. a. O., 442. Im Januar 1638 war Wrangel in oder bei Greifswald stationiert (a. a. O., 489), im März 1638 als Oberst des berittenen Leibregiments seines Vaters auf Usedom. Damals verwahrte sich Banér gegen die testamentarische Verfügung Herman Wrangels, im Falle seines Ablebens seinem Sohn Carl Gustav die väterlichen Posten zu übertragen. Der junge Wrangel sei bei Rat und Bürgerschaft Stralsunds nicht wohlgelitten, „aus was uhrsachenn kann ich nicht wissenn.“ AOSB SA VI, 523. Zu dieser Zeit, im März 1638 verwendete sich sein Vater aus Stralsund bei Oxenstierna dafür, seinem Sohn die „generalmajorscharge über die Schwedische cavallerie“ und das Reiterregiment des dienst- und altersmüden Isaac Axelson zu übertragen. AOSB SA IX, 295f., 340 u. 342. Im Mai 1638 erscheint Carl Gustav bereits in diesem Rang, auch dies zum Verdruß Banérs: „in deme mir dieses jungen herrn Wrangels humor also bekannt, das ich weis, er sich mit den andern obersten und gutes theils [der] officirern, zu geschweigen mit den generalmajoren, nicht vertragen würde, wie er denn ohne das bei der armée keine affection hat“. AOSB VI, 548f., vgl. auch 610 u. 678. Vgl. zu Carl Gustav v. Wrangel Conermann III, 670ff.; SBA B 375/ 313ff; Ivo Asmus: Carl Gustav Wrangel und Wismar. In: Schwedenzeit. Hg. Stadtgeschichtliches Museum Wismar. Wismar 1998, 77–86. Vgl. zu seiner Funktion als Flottenkommandant Helmut Pemsel: Weltgeschichte der Seefahrt. Band IV. Biographisches Lexikon. Wien, Graz 2003, 435; zu C. G. Wrangels Rolle als „Kriegsheld“ und Kriegsgewinnler, FG-Mitglied und Mäzen vgl. Arne Losman: Carl Gustaf Wrangel och Europa. Studier i kulturförbindelser kring en 1600-talsmagnat. Stockholm 1980, hier v. a. 18ff.; ders.: Carl Gustaf Wrangel, Skokloster und Europa — Manifestation von Macht und Ehre in schwedischer Großmachtzeit. In: Krieg und Frieden III, 639–648; ders.: Carl Gustaf Wrangel — nyhetsjägare och kulturkonsument. Stockholm 1981; ders.: Skokloster – Europe and the World in a Swedish Castle. In: The Age of New Sweden. Stockholm 1988, 85–101; ders.: Das Informationssystem und die deutschen kulturellen Verbindungen des schwedischen Magnaten Carl Gustaf Wrangel. In: Studien zur europäischen Rezeption deutscher Barockliteratur. Hg. Leonard Forster. Wiesbaden 1983 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 11), 119–128.
6
Matthias Gallas, Gf. v. Campo, Hz. v. Lucera (1584–1647), nach der Ermordung Wallensteins 1634 Oberbefehlshaber der ksl. Armee. Ks. Ferdinand III. hatte Gallas im Juni 1637 die Kriegsleitung gegen Schweden übertragen. Er wurde damals mit seinem Heer von der schwedischen Streitmacht unter Banér und Herman Wrangel (vgl. Anm. 5) in Mecklenburg gebunden, rückte aber gegen Ende des Jahres 1637 gegen die pommersche „Seekante“ vor. Im Oktober 1637 besetzte er Neubrandenburg und Prenzlau und fiel in Vorpommern ein. Usedom wurde im November, Wolgast im Dezember erobert und die gefährlich bedrohten Schweden in Stralsund (Herman Wrangel) und Hinterpommern (Banér) eingeschnürt. Noch im Dezember rückte Gallas aber aus dem verwüsteten Pommern ab, um reichere Winterquartiere in Mecklenburg, Braunschweig-Lüneburg und Holstein zu beziehen. Vgl. Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 385ff.; H. Schnell: Mecklenburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1603–1658. Berlin 1907 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 98f.; ferner 370715 K 6, 370902, 380210, 380501 K 8 u. 10, 380503 K 8, 380605, 380608A K 7 u. 381107 K. Theatrum europaeum III (2. Aufl. 1644), 807 (HAB: Ge 4° 54): „Endlich ist den 30. [n. St.?] als letzten dieses Monats [Juni; recte: Juli] vor Mittags der Schwedische Obriste Carl Gustav Wrangel mit 800. Reutern zu Brandenburg eingefallen/ daselbsten 10. Comp. Tragonern in 700. Mann starck/ welche von dem Obr. Deberol [Walter Deveroux/ Devereux? S. 380509A K 4] commandirt worden/ ruinirt“. Ähnlich Pufendorf: Kriegs-Geschichte I,
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382: Wrangel habe 800 Reiter im Armeekorps seines Vaters Herman (s. 370715 K 7) in Vorpommern kommandiert „und schlug damit [am 21. 7. 1637 a. St.] zu Neu-Brandenburg 700. feindliche Dragoner und 300. [schwere] Reuter“. Zu diesem Zusammenhang vgl. auch Fritz Schröer: Das Havelland im Dreißigjährigen Krieg. Ein Beitrag zur Geschichte der Mark Brandenburg. Erg. u. hg. v. Gerd Heinrich. Köln, Graz 1966, 92. — Im November 1639 wurde Gallas seines Amtes als ksl. Generalleutnant enthoben, 1643 wieder eingesetzt, im Januar 1645 nach einem katastrophal endenden Feldzug von 1644 (Beiname „Heeresverderber“) erneut entlassen. Der Tod verhinderte, daß er, wie 1646 vorgesehen, nochmals in den Krieg eingriff. Vgl. ADB VIII, 329f., DBAI 367/ 57–65; DBAII 425/ 285–290; Findeisen, 310ff.; NDB VI, 46f.; Rössler/ Franz I, 850f.
7
Die Imprese Johann Caspar v. Klitzing (1594–1644) stieg am 28. 7. 1637 zum Generalmajor an der Spitze des kleinen Heeres Kf. Georg Wilhelms v. Brandenburg (FG 307) auf, wurde jedoch u. a. aufgrund der Gegnerschaft zum brandenburgischen Minister Gf. Adam v. Schwarzenberg bereits im November 1638 als Oberbefehlshaber wieder entlassen und trat 1642 in braunschweig-lüneburgische Dienste. Vgl. ADB XVI, 200 u. DBAI, 664/ 125f. Übrigens war Klitzing trotz der Übernahme des Generalkommandos über sämtliche brandenburgische Truppen kursächsischer General geblieben. Vgl. Mörner, 210, Anm. 19. Kurt v. Priesdorff: Soldatisches Führertum. Hamburg [1937], [Bd. 1], S. XI: „Die anderen drei bis zum Regierungsantritt des Großen Kurfürsten urkundlich nachweisbaren Generale: Christian I., Fürst von Anhalt-Bernburg, Meinhard von Schönebeck und Hans Caspar von Klitzing, waren Männer voller Tatkraft, die aber bei der geringen Stärke der kurbrandenburgischen Truppen, die ihnen unterstanden, nicht voll zur Geltung kommen konnten. Dies trat besonders bei General von Klitzing hervor, der während der Wirren des 30jährigen Krieges in die Dienste des Kurfürsten Georg Wilhelm trat. Dieser hatte im Jahre 1623 3000 Mann Fußvolk und 600 Reiter im Solde. Während sich diese Truppenstärke bis 1636 dauernd verminderte, erschien zur Zeit des Generals von Klitzing das kurbrandenburgische Heer im Jahre 1638 bei einer Musterung bei Neustadt-Eberswald in einer Stärke von 8000 Mann Fußvolk und 2900 Reitern. Schon 1639 wurde dieses Heer infolge fehlender Mittel wieder so vermindert, daß der Große Kurfürst im Jahre 1640 bei Antritt seiner Regierung nur 3600 Mann Fußvolk und 2500 Reiter übernahm.“ Zu Klitzings Operationen in der 2. Hälfte des Jahres 1636 — Eroberung wichtiger Havelpässe im August, in Pommern Vorrücken gegen den schwedischen Feldmarschall Herman Wrangel (370715 K 7), zum Jahresende in Meißen Unterstützung der Kursachsen —, vgl. Chemnitz III, 31f. u. 82ff. Zu seinen Feldzügen in den Jahren 1637/38 s. Documenta Bohemica VI, passim; Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914 von Curt Jany Generalmajor a. D. 2., erg. Aufl. hg. Eberhard Jany. 1. Bd.: Von den Anfängen bis 1740. Mit 6 Skizzen im Text. Osnabrück 1967, 81–96. Vgl. auch 370715 K 6, 370722 K 4, 371112A K 6, 380501 K 9, 380503 K 2, 380509 K 15 u. 381107. Zu Schwarzenberg vgl. auch Otto Meinardus: Die Legende vom Grafen Schwarzenberg. In: Preußische Jahrbücher 86 (1896), 1–58; ferner 300410 K 16, 310224, 380320 K 10, 380605 K 8 u. 381107 K 1 u. 7.
8
Dömitz an der Elbe, stärkste Festung in Mecklenburg, seit September 1635 von den Schweden besetzt (vgl. auch 370722 K 4), im August 1637 von kursächs.-brandenburgischen Truppen unter Dam Vitzthum v. Eckstädt (FG 312; vgl. 371221 K 6) und Johann Caspar v. Klitzing (s. Anm. 7) erobert; erst im Oktober 1643 von den Schweden zurückgewonnen. Vgl. H. Schnell: Mecklenburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Berlin 1907 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 98; Richard Stehmann: Auswärtige Politik des Herzogs Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin in den Jahren 1636–1644. In: Jahrbücher des Vereins f. mecklenburg. Geschichte u. Altertumskunde. 72 (1907), 1–84, hier: 9, 12 u. 14f. Am 13./ 23. 8. 1637 unterrichtete Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) Gallas (s. Anm. 6), daß General Klitzing die nur schwach schwedisch besetzte Festung belagere. Er bat, nach der gewiß zu erwar-
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tenden Eroberung, seine Festung mit eigenen und niedersächsischen Kreistruppen besetzen zu dürfen. Documenta Bohemica VI, Nr. 499. Zur Eroberung Havelbergs und Dömitz’ durch Klitzing vgl. a. a. O., Nr. 508; auch Theatrum europaeum III (2. Aufl. 1644), 813f. u. 824f. (HAB: Ge 4° 54). Zur Prignitz im Dreißigjährigen Krieg unter Hinzuziehung zahlreicher Quellen vgl. Lieselott Enders: Die Prignitz. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. Potsdam 2000, 645–667.
9
Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65), der, aus seinen Erblanden vertrieben, seinen Militärstaat allmählich aus Westfalen und dem westlichen Niedersachsen abziehen und in Ostfriesland Schutz suchen mußte. Vgl. 370421 u. 370422.
10
Festung Fürstenau b. Osnabrück. Dort traf die hessische Artillerie unter der Führung des Generals Peter Melander Gf. v. Holzappel (1589–1648; vgl. 300410 K 32, 370421 K 11 u. 370422 K 7) am 1. 8. 1637 ein. Im Verbund mit französischen Hilfstruppen aus den Niederlanden und den Kontingenten des Josias v. Rantzau (s. Anm. 11) begannen die hessisch-schwedischen Truppen Lgf. Wilhelms V. und James Kings (FG 224; s. 370722 K 14) die Belagerung Fürstenaus, mußten diese aber aufgeben und rückten nach Haselünne im Emsland ab. Vgl. Franz v. Geyso, der auch im Zeitraum vom 12. 7. bis 1. 8. 1637 gewechselte Briefe zwischen dem Landgrafen und Melander auswertet: Der Landgraf selbst hielt sich Anfang August in Cloppenburg (1.) und Haselünne (2.) auf. Von Meppen aus (ab 4. 8. 1637) traf er die Vorbereitungen zum Einmarsch in Ostfriesland, während King zur Weser zurückging und am 11. 9. 1637 Lemgo einnahm. Vgl. Pufendorf: Kriegs-Geschichte I, 390f.; Franz v. Geyso: Beiträge zur Politik und Kriegführung Hessens im Zeitalter des 30jährigen Krieges. 3. Tl. In: Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte u. Landeskunde 55 (1926), 134 u. 143f.
11
Zu Josias v. Rantzau, der eigens mit französischen Geldern geworbene Truppen Lgf. Wilhelm V. (s. Anm. 9 u. 10) zuführte, vgl. besonders 370715 K 9.
12
Louis de Nogaret duc d’Épernon, Cardinal de La Valette, damals Befehlshaber der französischen Truppen an der Nordostgrenze Frankreichs. S. 370722 K 8.
13
Landrecies, strategisch wichtige befestigte Stadt im Hennegau/ Hainaut, die La Valette (s. Anm. 12) im Juli 1637 eingenommen hatte. S. 370722 K 9.
14
Hennegau/ Hainaut in Wallonien, heute teils zu Frankreich, teils zu Belgien gehörend. Innhausen berichtet in seinem Brief an Friedrich v. Schilling (FG 21) vom 6. 10. 1637 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. A 9a Nr. 87b, Bl. 147r–148v), daß La Valette vor Maubeuge, einer starken Festung im Hennegau (heute Stadt in der Nord-Picardie), unweit Mons stehe. Vgl. auch [Amblard Marie Raymond Amédée] Vicomte de Noailles: Épisodes de la guerre de trente ans: Le Cardinal de La Valette, Lieutenant Général des Armées du Roi 1635 à 1639. Paris 1906, 357ff.
15
Der französ. Marschall Gaspard III. de Coligny, duc de Châtillon (1584–1646), Hugenotte und Enkel des berühmten Admirals Coligny, kommandierte seit 1635 die gegen die Spanischen Niederlande geführten Truppen Frankreichs (Flandernarmee), bis er in dieser Funktion vom Kardinal de La Valette (s. 370722 K 8) im Frühjahr 1637 abgelöst wurde. Während La Valette seine Truppen Anfang Mai 1637 in der Gegend von Château-Porcien an der Aisne (nordöstlich von Reims) zusammenzog, um sich Mitte Juni nach Landrecies (s. 370722 K 9) in Marsch zu setzen, begab sich Châtillons Armee aus ihren Winterquartieren an der Maas ins benachbarte Lothringen. Vgl. ABF 215, 114–128; DBF VIII, 802f.; Bertold Baustaedt: Richelieu und Deutschland. Von der Schlacht bei Breitenfeld bis zum Tode Bernhards von Weimar. Berlin 1936, Ndr. Vaduz/ Liechtenstein 1965, 158f. u. 162; Bernhard Kroener: Les Routes et les ètapes. Die Versorgung der französischen Armeen in Nordostfrankreich (1635–1661). Ein Beitrag zur Verwaltungsgeschichte des Ancien Régime. Mit e. Kartenheft. Münster 1980, 50, 78 u. 99; ders.: Die Entwicklung der Truppenstärken in den französischen Armeen zwischen 1635–1661. In: Forschungen und Quellen zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Münster 1981, 163–220, insbes. 168f., 171, 195 u. 197f. Piccolomini (s.
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Anm. 16) zeigte sich am 28. 6. 1637, in Worms weilend, beunruhigt über Châtillons Bewegungen in der Champagne; im August führte Châtillon seine Truppen nach Luxemburg. Documenta Bohemica VI, Nr. 465 u. 502. Vgl. Anm. 22; ferner Carl J. Burckhardt: Richelieu. 3 Bde. u. ein Registerbd. München 1966–67, II, 115f.; III, 100, 182, 186, 216 u. 255; Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Recueil commencé par Henri Lonchay et continué par Joseph Cuvelier avec la collaboration de Joseph Lefèvre. Tome III: Précis de la Correspondance de Philippe IV. (1633–1647). Bruxelles 1930, 176. Eine Flugschrift in der HAB berichtet von einer Niederlage Châtillons im Jahre 1641: COPIA. | Jhrer Excel. Freyherrn | von Lamboj abgangenen Schreibens/ wegen | deß zwischen jhme vnd dem Frantzösischen Mareschal de Chastillon bey Chemerye/ zwo Stund von Sedan/ den | 6 Julii Anno 1641 geschehenen | HauptTreffens/ | Neben einer Designation der gebliebnen vnd gefangenen | Frantzös. Officier vnd Soldaten. (O. O. 1641). 2 Bl. 4°. HAB: Gl. Kapsel 4 (2).
16
Der ksl. Kavalleriegeneral und Feldmarschall (seit Januar 1634) Octavio Piccolomini d’Aragona (FG 356. 1641), am 19. 6. 1638 vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben und 1639 von Kg. Philipp IV. v. Spanien mit dem neapolitanischen Hzt. Amalfi beschenkt, 1650 Reichsfürst. Mit dem Anmarsch der von ihm geführten ksl. Truppen nach Brüssel Anfang Juli 1635 hatte die aktive militärische Kooperation der span. und ksl. Truppen, zu denen im Oktober 1635 auch die Einheiten Hz. Karls IV. v. Lothringen (1604–1675; 1634 aus Lothringen vertrieben, jahrelang in der Franche-Comté und am Rhein operierend, erbitterter Gegner Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar [s. Anm. 17]) gestoßen waren, an der Westgrenze des Reiches begonnen. Vom Sommer 1635 bis zum Herbst 1639 stand Piccolomini an der Spitze des der span. Regierung in Brüssel zugeschickten ksl. Hilfskorps, das in den südlichen Niederlanden, Frankreich und Lothringen operierte. Ende Juni 1637 noch in Worms, überschritten seine Truppen im weiteren Verlauf des Juli die Mosel und stießen nach Burgund und Luxemburg vor, zur Eile gedrängt vom Kardinalinfanten Ferdinand (s. Anm. 20), dem die mangelhafte Ausstattung des Hilfskorps v. a. mit Berittenen bewußt war: „Si on peut lui donner les renforts nécessaires, on peut attendre de bons résultats.“ Brief an Kg. Philipp IV. v. Spanien, Brüssel, 7. 7. 1637 (n. St.), Regest in: Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Recueil commencé par Henri Lonchay et continué par Joseph Cuvelier avec la collaboration de Joseph Lefèvre. Tome III: Précis de la Correspondance de Philippe IV. (1633–1647). Bruxelles 1930, 160, vgl. 162. Piccolomini zögere noch, mit seinen Truppen französischen Boden zu betreten „et ses motifs sont légitimes“. Er sei „plein de zèle“, jedoch militärisch zu schwach, allein zu agieren. Don Fernando habe ihn daher zur Bedeckung der niederländ. Grenzen beordert, „pour limiter les opérations éventuelles des Français“. Brief an den Marques de Castañeda, d. d. Antwerpen 26. 7. 1637 (n. St.), Regest in: Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas. Tome VI: Supplement (1598–1700). Par Joseph Civelier et Joseph Lefèvre. Bruxelles 1937, 446. Das zögerliche Verhalten Piccolominis wurde dann von den Spaniern für den Verlust der Festung Landrecies verantwortlich gemacht. Vgl. 370722 K 9. Im September hielt sich Piccolomini im ksl. Feldlager bei Cambrai auf und operierte im Oktober im Hennegau. Vgl. Anm. 20 u. 22; Documenta Bohemica VI, Nr. 457, 465, 468, 474–477, 493 u. 504; Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Tome III (s. o.), 187. Das Theatrum europaeum III (2. Aufl. 1644), 820f. (HAB: Ge 4° 54) berichtet zum August 1637: „Zwischen den Spanischen und Frantzosen ist werenden diesen Monat Augusti in Hennegaw/ Artois/ vnd andern angelegenen Orthen nachfolgendes vorgelauffen. Nach dem die Kays. Piccolominische (welcher Graff den 5. diß mit 10000. Mann zu Roß vnd Fuß in Bergen [d. i. Mons, Hauptstadt der Gft. Hennegau, vgl. Anm. 14] ankommen war) auff die Frantzosen vnter dem Cardinal de la Valette in Artois einen Anschlag gehabt/ in Meynung dieselbe vnversehens zu vbereylen/ ist ihnen solches zeitlich verkundschafftet/ daß sie sich/ nechst hinderlassung zweyer Reu-
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ter/ welche den Piccolominischen zu theil worden/ nach jhren Quartiren begeben müssen. Jn dem nun solches lautbar/ hat sich die Frantzösische Armee auffgemacht/ vnd auff die Piccolominische Reuter starck angangen/ daß dieselbe in solcher Vnordnung nach Bergen geeylet/ daß sie in der Statt jhre Stück loßgebrennt/ vnd anders nicht/ als daß es Frantzosen weren/ vermeynend/ vnter jhr eigen Volck Fewer geben/ daß deren etzliche sitzen geblieben/ die Frantzosen aber Spornstreichs nachgehawen/ daß sie sich nicht allein vor Bergen vnter das Geschütz/ sondern auch biß fast gar in die Statt gewagt haben. Wie nun die Frantzosen nechst hierauff nicht weit von besagter Statt Bergen eine Real-Schantz zu machen angefangen/ ließ Herr Graff Piccolomini solches zwar geschehen/ sich stellend/ gleich als wann sie es nicht wolten oder köndten andern/ worauff sich dann die Frantzosen steiff verlassen/ vnd eyfferig in jhrem Werck fortgefahren. Wie nun dieselbe im besten arbeiten waren/ wurden sie von gedachtem Herrn Grafen von Bucquoy mit 3000. Mann zu Fuß vnversehens vberfallen/ daß jhrer in 20. Compagnyen zu scheittern giengen.“ Daß hier nicht der 1621 gestorbene frühere ksl. General Charles Bonaventura de Longueval, Gf. v. Buquoy gemeint sein kann, liegt auf der Hand. Vermutlich ist der ksl. General Gf. Wilhelm v. Lamboy (†1659; vgl. Anm. 15) gemeint, der damals unter Piccolomini im Burgund, am Oberrhein und in den Niederlanden operierte. Vgl. ADB XVII, 557–564; Art. „Wilhelm v. Lamboy“ in: Karl Siebert: Hanauer Biographien aus drei Jahrhunderten. Hanau 1919 (Hanauer Geschichtsblätter NF 3/4 [1919]), 118–120. Vgl. zu Piccolomini ADB XXVI, 95–103; Conermann III, 408f.; DBA I 955/ 420–425; DBA II, 1005/ 294–297; Findeisen, 317ff.; Frank IV, 70; NDB XX, 408ff.; Rössler/ Franz II, 2177f.; Thomas M. Barker: Generalleutnant Ottavio Fürst Piccolomini. Zur Korrektur eines ungerechten historischen Urteils. In: Österreichische Osthefte 22 (1980), 322–369, hier 351f.; Otto Elster: Piccolomini in Braunschweig. Mit Aktenstücken aus dem Archiv in Schloß Nachod. In: Jahrbuch d. Geschichtsvereins f. das Hzt. Braunschweig 10 (1911), 46–88 (handelt erst die Zeit ab 1639 ab). Zu dem von Piccolomini für das Jahr 1637 konzipierten und vom Kaiser gebilligten Feldzugsplan gegen Frankreich und dessen Scheitern vgl. Otto Elster: Piccolomini-Studien. Leipzig 1911, 71–74.
17
Hz. Bernhard v. Sachsen-Weimar (FG 30). Seinen siegreichen Zug durch die Freigft. Burgund und Lothringen erwähnt Innhausen in 370722 bzw. 370729.
18
F. Friedrich Heinrich v. Oranien. S. 300410 K 4, 370722 u. 370729.
19
Breda in Nordbrabant. Zur Belagerung durch F. Friedrich Heinrich v. Oranien vgl. 370722 K 7. Seinem Brief 370729 hatte Innhausen schon eine nicht näher bezeichnete „Copie“ beigefügt, die der vorliegende Brief als eine Ansicht der Belagerung enthüllt. Vgl. Anm. 20.
20
Don Fernando de Austria (1609–1641), jüngerer Bruder Kg. Philipps IV. v. Spanien, Kardinalinfant v. Spanien, Ebf. v. Toledo, Statthalter der Spanischen Niederlande 1634–1641 und Oberbefehlshaber der spanischen Armee in Flandern. Vgl. 331223 K 25 u. 360703. Er war 1635 als neuer Statthalter triumphal in Antwerpen eingezogen. Vgl. Der Einzug des Kardinalinfanten Ferdinand in Antwerpen 1635. In: Krieg und Frieden I, 133ff. Der Kaiser hatte ihm nicht zuletzt wegen der geleisteten Waffenhilfe bei Nördlingen 1634, die zu dem vollständigen Sieg der verbündeten Truppen unter Ferdinand, Ehz. v. Österreich u. König v. Ungarn (dem späteren Ks. Ferdinand III.) geführt hatte, ein starkes Hilfskorps unter Piccolomini (s. Anm. 16) auf den französisch-niederländischen Kriegsschauplatz zugesandt, nachdem Frankreich Spanien am 19. Mai 1635 offen den Krieg erklärt hatte (vgl. 370729 K 11). Gemeinsam war es den Streitkräften der beiden verbündeten habsburgischen Kronen Spanien und Österreich im Sommer 1636 gelungen, in die Picardie einzufallen, die Schlüsselfestung Corbie an der Somme zu erobern (15. 8. 1636), bis vor Paris vorzudringen und den französischen Truppen eine empfindliche Lektion ihrer damaligen militärischen Überlegenheit zu erteilen. Vgl. 360703 K 17–20; Hildegard Ernst: Madrid und Wien 1632–1637. Politik und Finanzen in den Be-
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ziehungen zwischen Philipp IV. und Ferdinand II. Münster 1991, 206f. Der Sieg Banérs bei Wittstock im Oktober 1636, die Diversionen Lgf. Wilhelms V. v. Hessen-Kassel (s. Anm. 9) in Westfalen und Niedersachsen, der Fall der zentralen spanischen Basis Breda (s. Anm. 19), aber auch das taktisch kluge Agieren Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar in Lothringen und Burgund (s. Anm. 17) hatte neben anderen Faktoren zu einer Wendung der Lage 1637 geführt. Hinzu kam, daß der ksl. Feldherr Gf. Matthias Gallas (s. Anm. 6) kaum noch Truppen der ksl. Hauptmacht, die es mit Banér und Wrangel in Mitteldeutschland, Mecklenburg und Pommern zu tun hatte (s. Anm. 5 u. 6), vom innerdt. Kriegsschauplatz an die Spanier abgeben wollte. Nachrichten von der Einnahme Landrecies durch die Franzosen und die Belagerung Bredas ließen Ks. Ferdinand III. allerdings am 9. 8. in Wien Befehl an Gallas erteilen, schnellstmöglich berittene Einheiten zur Unterstützung Piccolominis abzustellen. Documenta Bohemica VI, Nr. 493. Nachdem F. Friedrich Heinrich v. Oranien (s. Anm. 18) die Belagerung Bredas im Juli begonnen und in rasender Eile die Verschanzung der Belagerungstruppen in einer Stärke von ca. 25.000 Mann bewerkstelligt hatte, war der Kardinalinfant, der an der Spitze eines Entsatzheeres von 17.000 Mann herangezogen war, zwei Wochen lang zu untätigem Zusehen verurteilt. Dann zog er im August ostwärts nach Eindhoven ab, um im Maastal eine Diversions-Offensive gegen die Niederländer zu lancieren; Venlo und Roermond wurden erobert; Breda aber ergab sich den staatischen Belagerern am 7. 10. 1637. Es war Don Fernando, wie er einräumte, nicht möglich gewesen, die Holländer aus ihren starken Verschanzungen um Breda zu schlagen. S. Brief Don Fernandos an seinen Bruder Kg. Philipp IV., Bermerain, 16. 10. 1637 (n. St.), Regest in: Correspondance de la Cour d’Espagne sur les affaires des Pays-Bas au XVIIe siècle. Recueil commencé par Henri Lonchay et continué par Joseph Cuvelier avec la collaboration de Joseph Lefèvre. Tome III: Précis de la Correspondance de Philippe IV. (1633–1647). Bruxelles 1930, 185, vgl. 172f. u. 175. Vgl. ferner 370722 K 7; P. J. Blok: Frederik Hendrik Prins van Oranje. Amsterdam 1924, 178; Burkhardt: Richelieu (Anm. 15), III, 218ff.; Jonathan I. Israel: Der niederländisch-spanische Krieg und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (1568–1648). In: Krieg und Frieden II, 111–122, 119ff.; ders.: Conflicts of Empires. Spain, the Low Countries and the Struggle for Worlds Supremacy 1585–1713. London, Rio Grande 1997, 80f.; ders.: The Dutch Republic and the Hispanic World. 1606–1661. Oxford 1986, 257f.; Geoffrey Parker: Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt a. M. 1991, 234ff.
21
Ein beigelegter Brief an F. Ludwig oder ein anderer Einschluß (vgl. 370729)? Verschollen.
22
Dabei handelt es sich um ein Gerücht. Piccolomini (s. Anm. 16) war entgegen dieser Aussage nicht gefallen, sondern starb erst 1656. Namur, Hauptstadt der gleichnamigen niederländischen Provinz zwischen Brabant und Luxemburg, scheint nach den uns vorliegenden Nachrichten damals kein Schauplatz einer Schlacht oder eines Treffens gewesen zu sein. Vielleicht liegt eine Verwechslung mit den Ereignissen in und bei Mons/ Hennegau (s. Anm. 16) vor.

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