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371009 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg über die mecklenburgischen Irrungen und den Tod des Lindernden (Angelo Sala)
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg über die mecklenburgischen Irrungen und den Tod des Lindernden (Angelo Sala)


Der Hofmeister, Arzt und wegbereitende Chemiker Angelo Sala (FG 160. Der Lindernde) starb ohne geistliche Tröstung in Bützow — offenbar in schwerer Krankheit nach einem Selbstmordversuch — am 2. 10. 1637. Den Hintergrund des Ereignisses bildet die Entführung seines Schützlings, des reformierten Prinzen Gustav Adolph v. Mecklenburg-Güstrow (FG 511. 1648), durch dessen lutherischen Oheim Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175).

Beschreibung der Quelle


Q Christian: Tageb., Bd. 14.

Text


21. 6. 1637 [Handschrift: [Bl. 442v f.]]
„[...] vom Neẅenkloster nach Bützaw --- 2 meilen alda hertz. Adolfs Kinder, vndt mein vnmündiges vetterlein, Gustavus, wol verwachet, an einem festen wol besatzten ortt, an itzo gehalten werden, vndt mitteinander studieren.1 Man kann den pupillen nicht zu sehen bekommen, ohne hertzogk Adolfs special befehlich, wie dann meinen beyden iüngsten Freẅlein Schwestern, vor wenig tagen, solches in transitu daselbst abgeschlagen worden. Jch habe es derowegen, zu verhütung dergleichen affronts, nicht begehren mögen. Habe aber zu dem Obersten Jlefeldt2 geschicktt, vndt nach des iungen Printzen zustandt fragen auch wo meine Fraw Schwester, die hertzoginn anzutreffen, mich erkundigen laßen. Bin auch ohne auffenthalt vor dißmal, durch Bützaw durchgefahren. Von Bützaw nach — 2 meilen. [...] Des iungen vetterleins hofmr. H. La Sala3 ein Medicus ist auch ankommen, mitt vermelden, daß der kleine printz Gott Lob, wol auf wehre, aber der Ob. Jhlefeldt hette es meiner discretion frey gestellet, ob ich ihn besuchen wollte, oder nicht, ob er schon einen general befehlich hette, niemandt ohne special ordre hinauf zu laßen. [...]“

22. 6. 1637 [Handschrift: [a. a. O., Bl. 443r f.]]
„[...] H. Sala ist herkommen. Saget, in 36 iahren habe er keinen pazienten gehabtt, der dem Tode näher gewesen, alß der iunge printz von Mecklenb. vnser vetterlein, gustavus  Adolfus, in seiner neẅlichsten doppelten tertianâ4 , præsagiirt5 dannenhero gewaltige sachen, wann nur der eventus der sperantz wollte correspondiren, vndt nicht malitiâ hominum, alles möchte hindtertrieben werden.6
Il semble, que l’on me veut faire le mesme tour, que l’on a fait a mes deux sœurs, & au Duc Frantz Albert7 , de ne me faire voir le jeune Prince, ce que je tiendray pour un affront.[...]“

23. 6. 1637 [Handschrift: [a. a. O., Bl. 443v]]
„Discorsj [...] con Angelo la Sala, D. di Medicina e gentilhuomo Italiano. etc.8 [...] Es wirdt dem iungen Printzen alhier ein hof gehalten, als wann er zugegen wehre, vndt also die vormundtschaft, ohne noht beschwehret. [...] Sie vermeinen, die erhaltung der Possession bestehe in solchen puntilas9 , vndt kleinen
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Lumpensachen. Jch habe auch Meines Schwagers hertz. Hanß Albrechts Selig Losament, nicht können zu sehen bekommen, vndterm vorwandt es hette hertz. Adolf die schlüßel selber darzu. [...] Quinten. Capriccij. Balordaggine.10 [...]"

25. 6. 1637 [Handschrift: [a. a. O., Bl. 444v]]
„[…] Madame la Douairiere ma soeur, est un miroir de vertu […]. Mais ie crains si le prompt remede ne survient, qu’elle succombera a l’extraordinaire affliction, qu’elle a conceuë, de ce que l’on a enlevè par force son fils, & qu’il est encores detenu comme prisonnier entre les pattes de ses ennemis, lesquels pour royant se resjouir [sic], de sa mort, par l’esperance de la succession pretendue.“

26. 6. 1637 [Handschrift: [a. a. O., Bl. 445r]]
„[...] Von Güstero hinweggezogen, benebenst herren La Sala; vndt gefahren nach Bützow - 2 meilen. Dahin ich zum Obersten Jlefeldt voran geschicktt, meinen Cammerdiener, des Kay. Paßes abermals gedencken laßen, auch meiner person, vndt daß sie sich nicht befahren11 dörften, daß ich ein kayserl. mandat bey mir hette, begehrte nur mitt ein paar dienern, meinen iungen vettern, auf ein viertel stündlein zu sehen, vndt auch mitt hertzogk Adolfs Jungen herren, (so ich noch nie gesehen) bekandt zu werden, vndt darnach alsobaldt durch zu paßiren. Der Oberste hatt sich zum höchsten endtschuldigett, [...] er hette gar zu eigentlichen befehlich, den dörfte er nicht vberschreitten [...] Jch ließ ihm durch h. La Sala (welcher alda blieb bey dem iungen Printzen, vndt abschiedt auf der gaße von mir nahm) sagen, Jch hette mich dieses despects vndt affronts nicht versehen, wollte ihn aber wißen zu ressentiren. Seine Fraw des la Sala,12 ist mitt vns gefahren. [...]“

9. 10. 1637 (a. a. O., 497r)
„[...] Angelus de la Sala meines iungen vetterleins von Meckelnburgk hofmeister, vndt Leib Medicus, deme eintzig vndt allein, meine Schwester die hertzoginn wegen ihres Kindes, getrawett, ist neẅlich todtkranck darnieder gelegen, mag numehr, wol gar todt sein. Man hatt ihm keinen reformirten prediger ihn zu trösten, zukommen laßen wollen. Ô cruautè! Vn malheur nous talonne l’un apres l’autre. La nostra casa è un miserabile essempio; particolarmente per non potendo nè viver, ne morire. […]“

10. 10. 1637 (a. a. O., Bl. 497v f.)
„[...] Schreiben von Güstero, von meiner Schwester der hertzoginn, vndt dann von Schwester Sibylla Elisabeth wie La Sala gestorben, vndt auß schmertzen vndt Schwehrmuth sich selbst einen stich mitt einem Meßer gegeben, aber daßelbe alsobaldt, sehr bereẅet, biß endtlich, er in wahrer anruffung seines Erlösers, gar sehliglich endtschlafen.13 Dieu vueille garder le pauvre enfant, afin que maintenant il ne soit empoisonnè, apres la mort de ce fidelle serviteur.“14
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I
Überprüfung, Anwendung, Verbreitung:
Angelo Salas chemiatrisches Wissenschaftsverständnis
in ausgewählten Zitaten

Beschreibung der Quellen


Q [Holzschnittrahmen] Angeli Salæ Vicentini Ve- | neti Chymiatri candidissimi | DE NATURA PROPRIETATI- | bus & usu |Spiritus Vitrioli | FUNDAMENTALIS | Dissertatio. | Oder | Gründliche Beschrei- | bung/ was Spiritus Vitrioli eigentlich sey: | Wie vngründtlich er von etzlichen Medicis für ein | schädlich Medicament gescholten vnd | verworffen wird: | Vnd dagegen | Was für treffliche Eigenschafften vnd Wirckungen | er habe/ vnd wie man jhn wider mancherley Leibs Kranck- | heit mit grossem Nutz gebrauchen solle. | HAMBURGI | Ex Bibliopolio Frobeniano. | Anno Christi 1625. Aus der Vorrede an den Leser (Bl. [:]ii v – [:]iii v) und dem „Appendix“ (S. 77–80).
HAB: Mx 209 (1). 3 Bl., 80 S. 8°. Weitere Exemplare FB Gotha, BSB München; vgl. VD 17: 39: 145856R

Text



[Handschrift: [Bl.[ii] v]]
An den günstigen
Leser1

„[...] Denn wer den löblichen Namen eines Medici rationalis führen will/ der muß nicht (insonderheit in vrtheilung der Medicamenten) seine eigene Opinion, der wahren Ration der Medicin vorziehen/ welche nit simpliciter besteht in der Physischen speculation, sondern darneben in der approbation der erfahrung/ welche/ wenn sie zusam̄en stimmen, alßdan̄ machen sie eine solche Ration vnd Wissenschafft/ darauff ein Medicus sicher sich gründen darff vn̄ soll. Wie auch ferners/ weil der Spiritus Vitrioli von solcher Importantz, vnd sich weiterstreckender nutzbarkeit ist/ daß billich ein jede Person/ vnd sonderlich/ welche vffm Lande/ vnd ferne von Medicis vnd Apoteckern wohnen/ oder die zu Wasser oder Lande einige lange Reisen vor sich nehmen/ oder die dem Kriege folgen/ seinen rechten gebrauch kennen sollen/ Hoff ich/ es werde diß mein schreiben vielen Leuten/ die bißhero keine gründliche Wissenschafft davon haben/ zu dienst vnd nutzen gereichen [...].“


Appendix
Die Kenn vnd Merckzeichen/ darbey man/
etlicher Leute Meinung nach/ die rechten Philoso-
phorum Hermeticos
vnd tieffsinnige Chymicos von den
andern schlechten vnd vnerfahrnen Me-
chanicis
vnterscheiden kann.2


[...] Welche nun in diesen stücken/ vnd andern/ deren sie sich rümen/ nichts/ nichts in der that vnd warheit præstiren, noch die aller geringste warhafftige prob solcher jhrer wissenschafft oculatiter vnd reipsa beweisen können: Diese
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leute/ sag ich/ werden bey etzlichen/ welche jhre Gemüther in der blossen speculation vnd imagination weyden vnd belüstigen/ vnd sich nicht sehr vmb das wahre wesen vnd prob der dingen bekümmern/ für treffliche Philosophi vnnd tieffsinnige Chymici angesehen. Die andern aber welche jhre Chymische wercke rechtschaffen durch den Vulcanum3 wissen zu probiren/ vnd sich weiter nicht rühmen als sie wol vnnd auffrichtig thun können/ nachdem daß sie genugsam erfahren/ was die kunst vermag oder nicht vermag/ ob sie schon sunnst mit trefflichen rationibus vnd demonstrationibus gefast sind/ jhre [80] wissenschafft vor andern weisen leuten zuverthedigen/ werden doch von andern nur als schlechte mechanici angesehen/ vnd so einfaltig in erkantnuß der natürlichen dingen gehalten/ alß wan sie nicht wüsten/ daß das fewr warm vnd das wasser kalt weren.
  Vnd diß hab ich nicht ohne vrsach an diesem ort/ vnd zum beschluß dieses tractätleins setzen wollen/ auff daß/ wo jemand diese gemeldte materi schlecht vorkäme/ er wissen möge/ daß ich in gemeldten subtilitatibus vnverständig/ vnd anders nicht schreiben kan/ als was ich nach meiner einfalt vnnd geringen wissenschafft vermag: Jedoch mit diesem demütigen erbieten/ daß ich gerne lernen wolle/ waß ich nicht weiß: vnd mit diesem vorbehalt/ daß ich nicht leichtlich glauben wolle/ es sey dann daß man mir solche magnalia naturæ exemplariter vnd ad oculum beweise: Dann hierinn nicht die imagination, sondern die augenscheinliche demonstration der rechte Probstein ist/ der solche streitigkeiten richten vnd schlichten soll vnd muß.

FINIS.


Q  D. O. M. A. | ANGELI SALÆ VICEN- | TINI VENETI CHYMIATRI | CANDIDISSIMI, | SPAGYRIsche | Schatzkammer. | Darinnen von vnterschiedlichen/ alß | Vorbereitenden/ Erbrechmachenden/ Pur- | girenden/ Harntreibenden/ Schweiß erregenden/ | Schmertzstillenden/ Stärckenden/ Gifftwiderstre- | benden/ vnd anderer arth hochbewehrten kräfftigen | Spagyrischen Medicamenten, wie dieselben wider man- | cherley Kranckheiten vnd Leibes Zufälle mit | grossem Nutzen zu gebrauchen seynd/ | trewlich erwiesen vnd geleh- | ret wird. | Hierbey ist auch ein Appendix von Be- | reitung anderer gattungen vnd besonderer ge- | meiner Artzneyen | die da nebenst den gemeldten | Hauptstücken in vollführung der Cu- | ren nothwendig zu gebrauchen | fürfallen. | [Zierleiste] | Gedruckt zu Güstrow durch Johan Jägern/ | Fürstl. Meckl. B. Buchdrucker. Anno 1634. | Jn Verlegung Johan Hallervords/ Buchf.4 — Aus der Vorrede an den Leser (Bl. ?ii v – ?iij v).
HAB: Mf 105. 8 Bl., 223, (1) S., 11 Bl. 8°. Weitere Exemplare FB Gotha, ULB Halle; vgl. VD 17: 3: 305507R. Spätere Ausgabe: Rostock: Johann Hallervord 1637: Johann Reusner. FB Gotha, TULB Jena, BSB München, StB Nürnberg, UB Rostock, HAAB Weimar; vgl. VD 17: 39: 142229Y.

[Handschrift: [Bl.[?ii] v]]
Vorrede
An den guthertzigen Leser.

[...] Daß ich aber dasselbe Spagyrische5 Schatzkammer nenne/ geschicht zwar nicht/ alß wann ich etwann mit solchen hohen Arcanis, alß Spiritibus, Oelen/
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Saltzen/ Tincturen vnd Quint-Essentien von Gold/ Silber/ Saphyren/ Smaragden/ Tinctur der Roten Corallen/ Quint-Essentz der Perlen/ Panacæâ6 , Tincturâ Philosophorum, vnd andern dergleichen Magnalibus vnd Geheimnüssen/ welche (wie etliche meynen) den subtilesten Philosophis Hermeticis, Alchemysten, Chrysopœis oder Goldmachern bekand seyn/ mit welchē sie auch mirabilia magna oder grosse vnnd vnerhörte Wunder in der Cur aller/ auch von Natur vnd allen weisen Medicis Dogmaticis vnheilbar gehaltenen Kranckheiten vnnd Schäden præstiren können/ auffziehen vnd herprangen wollte/ inmassen jemand/ von solchem Titul hörende/ sich einbilden möchte; Solche Mysteria aber fallen meiner geringen Vernunfft zu hoch. Sonsten seynd die Medicamenta, darvon ich allhier tractire, keine Geheimnüssen/ sondern nur solche Mittel/ welche mehrentheils nunmehr fast allen fürnehmen Medicis Deutscher Nation wol bekandt/ vnd von jhnen gebraucht werden. Die übrigen seynd solche/ dergleichen an Tugenden vnd Wirckungen bey andern Chymiatris vnd auff den fürnembsten vnd wolbestalten Officinen mögen gefunden werden.
  Derohalben gebrauche ich allhier dieses Titels nicht/ auß solchen Vrsachen/ wie gesagt/ sondern wegen der subtilen vnnd fleissigen Manualien7 / so zu derer bereitung gehören; Wie auch wegen jhrer Kräffte vnnd anderer Qualiteten, wormit sie andere (auff gemeine arth bereitet) Medicamenten übertreffen/ wie ein jeglicher/ der sie vernünfftiglich mit gutem Vnterscheid/ gebührlicher Obacht/ auch mit Beystand vnd gutem Raht eines weisen Medici, (wann es die Noth erfodert) gebrauchen/ in der That selbst mit besonderm Nutzen erfahren wird: Worzu der Allmächtige GOtt vnd himlischer Artzt seine Gnade vnd Segen verleihen wolle.8

Q  D. O. M. A. | ANGELI SALÆ VICEN- | TINI VENETI CHY- | MIATRI CANDI- | DISSIMI, | ESSENTIARUM | VEGETABILIUM | ANATOME. | Darinnen von den fürtreff- | lichsten Nutzbarkeiten der Vegetabi- | lischen Essentzen in der Artzney: wie man die- | selbige auß allerley Kräutern/ Blumen/ Früch- | ten/ Wurtzeln/ Rinden/ vnd Höltzern extrahieren | soll; Vnnd von andern nützlichen/ zu dieser | matery gehörigen Stücken geleh- | ret vnnd gehandelt wird. | Sycophantarum venenatos morsus | Virtus cum perseverantia curat. | [Zierstück] | Rostock. | Jn verlegung Johan Hallervords/ | [Linie] | ANNO M. DC. XXXV. Aus der Widmungsvorrede an Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (Bl. Aij r –[Avj]vd. d. Harzgerode, 1. 7. 1629; zitierte Textpassage Bl. [A iv]v – [A vj]v).
HAB: Xb 4462. 12 Bl., 255, (1) S. 8°. Weitere Exemplare BSB München, StB Nürnberg; vgl. VD 17: 23: 275041Q. Frühere Ausgabe: Rostock: Johann Hallervord 1630: Johann Richel; FB Gotha, ULB Halle, HAAB Weimar; vgl. VD 17: 39: 142043E.

[Handschrift: [Bl.[A iv] v]]
[...] Diese edle proprieten der Kunst Chymiæ, vervrsachen nun/ daß nicht allein eine grosse Anzahl der gelehrsten Medicorū Dogmaticorum (wie heutiges Tages offenbahr ist) sich dieser Kunst annehmen/ vnd derselben nach jhrer gebühr vnd Stand/ in der Artzney platz geben/ im geringsten nicht achtend/ was andere halstarrige Misochymici (die in den gedancken stecken/ daß man die bereitung der medicamenten, nach der alten Weise/ im allergeringsten Pünctlein nicht verbessern möge/ als wenn alles das/ was die alte Medici hiervon geschrieben/ lauter vnfehlbare Offenbahrunge weren) auß vnerfahrenheit darwieder re-
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den vnd donnern: Sondern es werden auch viel hohe Potentaten/ vnd RitterStands Personen/ bevorab in Europa, die eine sonderliche Liebe zu dieser Kunst tragen/ vnd nicht weniger/ alß die Alten mit der gemeinē Pharmacopœa gethan/ sich hierinnen belustigen/ vnd mit eignen Händen darin zu arbeiten keinen schew tragen/ zu vnser Zeit gefunden/ welche allhie insonderheit zu nennen/ einen sehr weitleufftigen catalogum geben würden.
  Vnder andern aber hat man dessen ein hochwürdiges Exempel an E. F. G. zu sehen/ welche dann neben andern heroischen Tugenden [...] vnd grund dieser Kunst haben/ darin Sie zu gelegener Zeit zu laborieren, vnd vnderschiedliche corpora vnd substantzen, so wohl auß dē mineralischen/ als vegetabilischen vnd animalischen creatis zu anatomiren, van̄ manche fürtreffliche vnd hochnützliche medicamēten zu bereiten/ sich zu erlustigen pflegen/ deren Tugenden vnnd Gebrauch E. F. G. nicht weniger/ alß einem wohl erfahrnen Medico gar wohl bekandt seind. Dann wo in fürfallender Noth vnd Abwesen der Medicorum, jrgendt jemand von E. F. G. Hoffdienern/ wes Standts derselbe auch sey/ mit plötzlicher Leibs Kranckheit vnd beschwernuß vberfallen wird/ so demütiget Sich dieselbe gnedigst/ nicht allein den Patienten zu besuchen/ jhn auß Christlicher Liebe zu trösten/ vnd daneben von Jhren wohl experimentierten, vnnd nach vnderscheid der Kranckheiten/ appropriierten medicamenten zu verordnē/ vnd einzugeben lassen/ dardurch beneben der benedeyung Gottes E. F. G. biß anhero viel fürtreffliche vnd denckwürdige Curen gethan haben.9
  Weil ich nun neben andern Chymicis, für meine Persohn gar begierig vnd wilfehrig bin/ die Wärdigkeit10 der Chymiæ in der Artzney/ helffen zu erhöhen/ vnd zu jhrer Vollnkommenheit zu bringen; So habe ich auff dißmahl/ diß Büchlein von den Nutzbarkeiten/ extraction, Zubereitung vn̄ conservation der vegetabilischen Essentzen/ alß auch von andern nützlichen zu solcher matery gehörigen Stücklein schreiben wollen/ Auff daß man hierauß/ wo/ vnd wie die Chymici den Proces der Alten verbessert/ erleichtert/ vnnd denselben bequemer vnnd nützlicher gemacht haben/ sichtbar- vnnd augenscheinlich spüren könne; Vnd daß die jenige/ so sich biß anhero an die Chymiam nicht gekehrt/ sondern nur bey dem gebrauch der Alten præparationen geblieben/ vnd sich nicht zu verbessern begehrt/ je länger je mehr bewegt würden/ dieselbe lieb zu gewinnen/ vnnd jhr an gehörlichem Ort/ nemlich in der Pharmacopœa jhre gebürliche Stelle zu geben. [...]

II

Eine Physikotheologie der Pflanzen und Substanzen
in Salas letztem Werk Saccharologia

Beschreibung der Quelle


Q  D. O. M. A. | ANGELI SALÆ, | Vicentini Veneti, Chymia- | tri Candidissimi | SACCHA- | ROLOGIA, | Darinnen erstlich von | der Natur/ qualiteten, nützlichem | Gebrauch/ vnd schädlichem Miß- | brauch des Zuckers: | Darnach/ | Wie von demselben ein Weinmäs- | siger starcker Getranck/ Brandwein vnd | Essig/ als auch vnterschiedliche Art
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hochnützli- | cher medicamenten damit können berei- | tet werden/ beschrieben vnd | angezeiget wird. | [Linie] | Nihil est tàm dulce & suave, quàm | Zoilorum virus propria virtute sopire. | [Zierstück] | Rostock/ Jn Verlegung Johann Hallervordts/ | Buchhändlers/ | Gedruckt bey NICOLAO Keyl. | [Linie] | Anno M.DC. XXXVII. Aus der Widmungszuschrift an Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175), d. d. Güstrow, 1. 1. 1637, Bl. )(ij r – [)(viij]r.
SUB Göttingen: 8 MAT MED 290/3 (HAB: X Film 117). 12 Bl., 190 S., 24 Bl. 8°. Weitere Exemplare STB Berlin — PK, SLB Dresden, FB Gotha, BSB München, StB Nürnberg; vgl. VD 17: 39: 142053M.

Text



GNädiger Herr/ gar artig vnd recht redet jener Christliche Teutsche Poet1 /
von der Augenscheinlichen Gegenwart des Almechtigen Gottes bey den Erden-
gewächsen/ in den folgenden Versen/ da er spricht:
  Aut mihi planta suis numen demonstrat in herbis,
    Præsentemq̀; refert, una vel herba, Deum,
  Aut operis series auctorem tota recenset,
    Qui facit, & læto cuncta vigore fovet.
  Emicat ex ipsis divina potentia campis,
    Et levis est cespes, qui probat esse Deum.

Entweder zeigt mir an ein jedes Pfläntzlein eben/
Die göttliche Gewalt/ in seines Krautes Leben. [)(ij v]
  Vnd weist mir jedes Kraut die Gegenwertigkeit
  Des HErren aller Welt; Ja oder jede Zeit
Vnnd Ordnung seines Wercks stellt vor des Schöpffers Wesen/
Der alles gibt vn̄ sterckt/ damit es mag genesen/
  Es scheinet aus dem Feld die göttliche gewalt/
  Vnd wird durch jedes Graß/ Gott selber vorgemalt.

Dann ob sich zwar die Allmacht/ Weißheit/ Majestät/ vnd Providentz des ewigen Gottes/ Schöpffers vnd Erhalters aller Dingen/ gegenwertig in der Natur/ an dem edlen Firmament/ Sonnen/ Mond vnd Gestirn in jhrer Ordnung/ Lauff/ Influentzen, vnd Wirckungen/ als in drawenden vnd erschrecklichen Finsternissen/ Cometen/ fewrigen Plitzen vnd Stralen/ Donner/ Hagel/ Sturmwinden/ Wolcken/ Regen/ Schnee/ Hitze vnd Frost; Jtem an dem grossen wütenden Meer/ sampt den grausamen Walfischen/ vnd andern seltzamen Cörpern/ die darinnen seynd; Jngleichem an dem gantzen Erdboden mit den Gebirgen/ Hügeln/ Thalen vnd grossen Ebenen/ sampt den dardurch lauffenden prächtigen Strömen/ Bächen/ Bruñen/ als auch allerley art Thieren/ die darauff wohnen: An dem Abgrund vnd verborgenen finstern Tieffe des Erdreichs/ dar auß allerley art Saltzen/ Alaunen/ Vitriolen/ Markasiten/ Edlegesteinen/ vnd metallische Cörper/ als bevorab das Edle Goldt/ vnd Silber/ (deren wegen jhrer im Fewr vnnd Wasser bestendigen vnd vnzerstörlichen Natur/ Schönheit vnd perfection, gar offt vnnd würdiglich in heiliger Schrifft gedacht wird) gegraben/ gezogen/ vnnd an den hellen Tag herfür gebracht werden; Ja an dem wunderbahren Gebäw des menschlichen Leibes/ so deswegen von den
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Philosophis, Microcosmus, oder die kleine Welt genennet wird/ welchen Gott aus der Erden geschaffen/ eine vernünfftige Seele darein gepflantzet/ mit einem herrlichen ingenio gekrönet/ vnnd jhme alle andere Thieren/ vnd Creaturen des gantzen Erdenkreisses Vnterthan gemacht hat/ daß er wie ein kleiner Gott über sie herrsche vnd regiere; Vnd an vielen andern Stücken mehr/ welche nicht alle zu erzehlen seynd/ als in einem klaren Spiegel gnugsam erzeiget; So erscheinen dennoch diese Eygenschafften Gottes/ eben so wol an den vegetabilien oder Erdengewächsen/ als an den vorerwehnten Dingen. Dann wann wir erstlich betrachten wollen/ wie Gott im Anfang durch sein Wort einmahl gesprochen/ daß so viele vnd mancherley/ ja vnzehlbahre arten von Graß/ Kreutern/ Pflantzen/ Stauden vnd Bäumen (welche nicht allein an jhrem eusserlichen Wesen/ Gestalten/ Farben/ Signaturen, vnd grösse jhrer Wurtzeln/ Stämmen/ Blettern/ Blumen/ Früchten/ vnd anderer Theilen/ sondern die auch in jhren jnnerlichen Substantzen/ vnnd fürnemblich in jhren qualitatibus manifestis, primis & secundis, besondern eingepflantzten Eygenschafften/ so die Medici qualitates tertias nennen/ Tugenden/ vnd Wirckungen von einander vnterschieden seynd) auß der vnansehnlichen vnd vngestalten Erden haben herfür gehen vnd brechen müssen; Wie auch darbey/ was gestalt der ewige Schöpffer dieser Dingen/ jhren besondern Samen gegeben/ wordurch ein jegliches nach seiner Art/ wann es abgehet/ sich auffs new propagiren, vermehren/ vnd im Wesen erhalten möge/ solang als die Welt stehen wird. An welchen Samen wir dann auch ein starckes subject der verwunderung haben/ in deme dieselbigen/ vnangesehen sie so klein/ gering/ schlecht vnd vnformlich/ als sie vns für den augen düncken mögen/ dennoch gleichwol die gantze Form jhrer Gewächsen/ potentialiter, vnd so mysteriosè in sich verborgen haben/ daß/ wann dieselbigen entweder in die Erde von der Natur/ oder durch Menschen Hände verscharret werden; sie sich wenig bey wenig eröffnen/ vnterwerts vnnd vmb sich jhre Wurtzeln (welche gleichsam jhre erste Brusten seynd/ die da von dem aliment, daß sie aus der Erden bekommen/ jhr Gewächse/ so zusagen/ säugen/ ernehren vnd erhalten/ vnd darnach müssen sie als ein fundament seyn/ auff daß sie wider die Gewalt der Winden/ vnd Vngewitter fest stehen mögen) setzen/ darnach über sich herfür kriechen/ die Erde spalten/ offnen Lufft suchen/ Schößlein gewinnen/ vnd endlich zu jhrem vollnkommenen Stand gelangen/ wie an einem KürbisSamen/ welcher eine kleine Hütte oder Häußlein mit breiten grünen Blettern bedecken/ vnd mit vnterschiedlichen grossen vnd schweren Früchten beladen kan; Oder an einer kleinen Eychel/ darauß (mit deren darzu gehörigen Zeit) so ein mechtiger/ grosser/ starcker/ vnd von Holtz fester Baum erwachsen/ vnd wie etliche meinen/ etliche hundert Jahre/ wider alle Stürme vnd Vngewitter/ im Leben bleiben kan; Jch will geschweigen die Exempel so vieler anderer Samen der vegetabilien nach jhrer Art/ die sich stetigs für aller Menschen Augen darthun vnd erzeigen. So haben wir ja ein eusserlichs Fürbild/ vnd gnugsamen Augenschein/ woran wir die Allmacht vnd vnendliche Weißheit des Allerhöchsten spüren vnd sehen mögen.
  Darnach wann wir kommen die fürtreffliche/ schöne/ zierliche/ vnd prächtige anmutige præsentz der obgemelten Dingen in gemein/ als da seynd/ das
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grüne Graß vnd Kreuter im Felde/ anzuschawen/ welche sich selbst sähen/ oder sonsten erhalten/ zu jhrer bestimten zeit Jährlich auffwachsen/ vnd die Erde wie köstliche Teppichen/ von allerley Farben vnd Blumen in einander gewircket/ bedecken vnd schmücken; Oder die Felder/ so von den Menschen mit allerley Getreyde besäet werden/ wan dieselbige jhren volnkom̃enen Wachsthumb erreichet haben/ was sie vnsern Augen/ für einen besondern Lust gebehren/ sonderlich wann wir sehen/ daß sie durch einen gelinden Wind erreget/ aneinander rauschen/ vnd von ferne/ bald wie Meereswogen auff vnd nieder sich bewegen; Oder die prächtige Wälder/ welche die Natur nicht allein in der ebne/ vnd in den gründen; sondern auch auff den höchsten Gebirgen vnter der Sonnen/ mit vnterschiedlicher Art schöner grüner/ grosser/ vnd hoher Bäumen fortbringet; Oder einen zierlichen Lustgarten/ der durch Menschen angelegt/ geordnet/ gesäet vnd gepflantzet ist/ welcher mit allerhand schönen Blumen/ vnd vnterschiedlichen Bäumen/ mit besonderer art von hübschen Früchten bedecket/ wol staffiert vnd geziert ist; So müssen wir freylich gestehen/ das solche prechtige zierliche Stücke vnnd ornamenten, welche durch keinerley Kunst der Menschen nachgethan können werden/ die Majestät vnd glori des Königs aller Königen reichlich fürstellen vnd abmahlen. Ja es seynd die ersten Menschen von Gott in einem überauß schönen Garten (welcher von GOtt selbsten/ wie die Schrifft lautet/ gepflantzet war) geschaffen worden/ worinnen sie am allerersten bey den edlen/ fruchtbahren Bäumen/ Laub vnd Graß/ vnd andern Gewächsen/ die vmb sie waren/ die Majestetische vnd gloriosische Wercke jhres Schöpffers haben sehen vnd spüren mögen. Vnd was wolte ich mehr sagen/ hat doch GOtt der Allmechtige selbst die vegetabilien, oder ErdenGewächse so bewürdigen wollen/ daß er nicht durch Goldt/ Edelgestein/ vnd Perlen/ ob schon derselbigen auch in H. Schrifft/ hin vnd wieder gedacht wird/ Sondern durch prächtige zwey vnterschiedliche fruchtbahre Bäume/ vnsern ersten Eltern die Erkändniß Gutes vnd Böses/ vnd das ewige Leben mysteriosischer weise fürbilden vnd für Augen stellen wollen.
  Vnd so wir fürs dritte die Nutzbarkeiten/ nothwendigen/ vnd absolutè vnentbehrlichen Gebrauch der vegetabilien,/ als da seynd/ daß nicht allein die Menschen/ sondern allerley Thier auff Erden/ von jhren Substantzen (fürnemblich) gespeiset/ ernehret/ vnd bey Leben/ (so lange als es Gott geliebet) erhalten werden/ vnd daß alles Fleisch/ das wir essen/ die Wolle vnd Seide/ damit wir vns bekleiden/ vnd andere Nutzen/ die wir von den Jrdischen Thieren haben/ aus denen/ nach Gottes ordnung/ immutirten, oder veränderten Substantzen der vegetabilien in den Thierischen Cörpern herkommen vnnd entstehen/ erwegen; Wie auch das solche vegetabilische Creaturen allerley Art nothwendiger vnd köstlicher medicamenten geben/ darmit der Mensch/ vnnd zugleich ein jegliches Vnvernünfftiges Thier von Kranckheiten/ vnd Leibes Beschwernussen/ denen sie vnterworffen/ entweder kan curirt, oder zum wenigsten (was incurabile ist) mitigirt, oder gelindert werden; Vnd so viel Vnzehlbahre andere particular, oder sonderliche Nutzen mehr/ welche solche createn den Menschen zum besten præstiren können: So finden wir hieran wichtige Vrsachen/ auch die wunderbahre Providentz, oder fürsehung des Allmechtigen zu
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erkennen/ zu betrachten/ vnd ihm darfür hertzlich zu dancken/ daß er nebenst der wahren Erkändtnuß/ wie er sich vns in seinem heiligen Wort geoffenbahret/ auch solche Dinge in der Natur vns zum besten geschaffen vnd verordnet hat.[...]

III

Johann Rists Lobgedicht auf Salas Arzneibücher


Q  JOHANNIS RI- | STII HOLSATI | Poetischer | Lust-Gartē | Das ist: | Allerhand anmuhtige | Gedichte auch warhafftige Ge- | schichte auß Alten vnd Newē beglaub- | ten Geschichtschreiberen/ mit fleiß außerlesen vnd | benebenst mancherley Elegien, / Sonnetten, E- | pigrammaten Oden, Graabschrifften/ | Hochzeit-Lob-Trawer- vnd Klaag- | Gedichten/ &c. | Allen der Teutschen Poeteri ver- | nünftigen Liebhaberen zu sonderba- | ren gefallen hervor vnnd an den | Tag gegeben. | [Zierleiste] | Hamburg/ | Gedruckt bey Jacob Rebenlein/ Jn verlegung | Zachariæ Hertels/ Buchhändlers. Jm | Jahr M DC XXXVIII. Bl. D [vij] v f. — HAB: Lo 6465.1; Faber du Faur, Nr. 183 (Mikrofilm der Yale University Libraries).

Text


[Handschrift: [Bl.[vij] v f.]]
Vber die vortrefliche vnd sehr nutzbahre Artzneybücher/ welche der Hochgelahrter vnd weitberühmbter Chymicus Angelus Sala von Vincentz Fürstl. Mecklenburgischer Hoff- vnd LeibArtz [sic]/ nun eine zeitlang hat hervor gegeben.



WAs Sala von der Kunst deß Hermes1 pflegt zu schreiben/
Das wird/ trotz sey dem Neid/ für2 Fewr vnd Wasser bleiben/
  Denn was sein hoher Geist giebt richtig an den Tag/
  Das ist so trefflich/ daß es niemand tadlen mag.
Wenn ich die Bücher offt/ die ewr zuvor gewesen
Nun aber vnser seyn/ Herr Sala, pfleg zu lesen/
  Vnd spüre den Verstand/ die Wissenschafft vnnd Kunst
  Die euch versetzet in der höchsten Fürsten Gunst;
So wünsch’ ich tausend mal/ ewr Angesicht zu sehen
Am liebsten bey der Kolb’3 ; Es möchte noch geschehen/ [Handschrift: [D[viij] r]]
  Wann euch/ o thewrer Artzt/ die übergrosse Lust
  Zur Edlen Scheidekunst für andren wehr bewust/
Daß ihr mir noch vielleicht ein Griefflein würdet zeigē/
Damit ich Vrsach hett euch wiedrumb zuzuneigen
  Die Sonne selbst mit mir; Es weis fast alle Welt
  Daß euch kein stoltzer Siñ/ noch hoher Muht gefelt.
Drumb sagt ein jederman: Wird Phœbus4 sich begeben
Deß Heilens vnd der Kunst/ so soll er euch erheben
  Herr Sal’ an seine Stell/ jhr seyd es wehrt allein/
  Der nun mit Ehren kann der andre Phœbus seyn.

Textapparat und Kommentar




T

Kommentar

K Wenngleich die Bedeutung der hier versammelten Tagebuch-Eintragungen für so manche, vor allem mecklenburgische Mitglieder der FG auf der Hand liegt, können — mangels erhaltener Korrespondenzen — die Beilagen nur andeutend und nicht explizit
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die sprachliche und wissenschaftliche Rolle des im Mittelpunkt stehenden reformierten, aus Italien stammenden Exulanten und Naturwissenschaftlers auch für die Akademie enthüllen. Den Angelpunkt der begleitenden Ereignisse bildet die Regent- und Vormundschaft, die der lutherische Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) nach dem Tode seines Bruders, des reformierten Hz.s Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158; †23. 4. 1636) über den Güstrower Neffen Gustav Adolph (1633–1695, regierte seit 1654) beanspruchte. Dieser sollte später als Dichter auch den Gesellschaftsnamen des Gefälligen verdienen (FG 511. 1648). Vgl. Conermann III, 646f. — Schon im Mai 1636, ohne die für den 23. 5. a. St. angesetzte Testamentseröffnung abzuwarten, ergriff Adolph Friedrich das Regiment im Güstrower Landesteil, obwohl das Testament des verstorbenen Bruders die Witwe Eleonora Maria, geb. Fn. v. Anhalt-Bernburg (1600–1657. AL 1617. TG 17; vgl. 340107 K 16), zum Vormund des jungen Prinzen Gustav Adolph und zur Regentin bestellt und Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65), Kf. Georg Wilhelm v. Brandenburg (FG 307) und F. Ludwig als Mitvormünder vorgesehen hatte. Nach der feierlichen Testamentseröffnung am 23. 5. beanspruchte Eleonora Maria offiziell ihre Vormund- und Regentschaft. Beide Seiten suchten bei Kaiser und Reich Unterstützung für ihr jeweils proklamiertes Recht. Hz. Adolph Friedrich verlangte von Hzn. Eleonora Maria die Überstellung des Prinzen, die Räumung der Residenz Güstrow und den Bezug des Witwensitzes Strelitz bzw. die Übersiedlung in das sichere Rostock. Trotz restriktiver Eingriffe in Hofstaat, Geistlichkeit und Haushalt — der reformierte Gottesdienst wurde verboten, die 1632 gegründete reformierte Knabenschule aufgehoben, der calvinistische Kanzler Christoph Deichmann (FG 288) der Stadt verwiesen, die Räte und Beamten auf Adolph Friedrich vereidigt, usw. — harrte sie in Güstrow aus. Am 13. 1. 1637 wurde „ihren calvinischen Pfaffen das Predigen [...] verboten“, notierte Hz. Adolph Friedrich in seinem Diarium. Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lützow), 103. Anfang März 1637 stellte man ihr — nachdem der Hof drastisch reduziert worden war — das Ultimatum, Schloß Güstrow zu verlassen. Auch der Regierungsrat Hans Zacharias v. Rochow (FG 303) und der Kammerjunker Carl Gustav v. Hille (FG 302) fielen diesen Entlassungen zum Opfer. Vgl. Steffen Stuth: Höfe und Residenzen. Untersuchungen zu den Höfen der Herzöge von Mecklenburg im 16. u. 17. Jahrhundert. Bremen 2001, 205f. u. 230ff. Zum Fürsprecher der Interessen der Herzoginwitwe machte sich seit Ende 1636 Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194), der 1640 Christina Margaretha (1615–1666; s. u.), Stieftochter Eleonora Marias aus Hz. Johann Albrechts II. erster Ehe, heiratete. Auf seine Bitte hin initiierten Kg. Christian IV. v. Dänemark und Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388) noch 1636 einen Vermittlungsversuch, der aber fehlschlug. Um diese Zeit gelang es Eleonora Marias Bruder, F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), während des Regensburger Kurfürstentages die Sache seiner Schwester günstig vor dem Kaiser und dem Reichshofrat zu vertreten, obwohl es anfangs nicht danach aussah: „Il semble, qu’en l’affaire de Mecklenbourg on a fait tant de difficultè a cause de la Religion, car l’on ne voudroit pas, que mon nepheu, fust nourry & eslevè en la Religion reformèe, ains plustost qu’il devinst Cattolique Romain, & l’Electeur de Saxe, voudroit qu’il devinst Lutherien, ainsy le pauvre enfant sera sujet aux persecutions.“Christian: Tageb. XIV, 252r; 23. 11. 1636; vgl. dazu auch 370517 K 4. A. a. O., Bl. 242r (17. 11. 1636): „Ô injustitia! Gott hilf mir, vndt den meynigen zu rechtt! weil kein recht mehr in der wellt zu finden sein will! [...] Je trouve que les Grands, & puissants de ceste cour Jmperiale, me deviennent ennemis, & ceux quj ont quelque pouvoir, sur l’amitiè desquels, ie me confiois, sont comme changèz contre moy subitement, sans cause, pr. la hayne de la Religion.“ Vgl. auch a. a. O., 126r, 200r, 244r, 301v, 309r, 321v ff., 355v, 446r, 470r, 489r, 498v, 536v, 551v u. 596r. In der Bilanz seines Agierens am ksl. Hof zu Regensburg 1636/37 erscheint dann aber am 24. 1. 1637 positiv als sechste von dreizehn herkulischen Arbeiten: „Bon acheminement des affaires de ma soeur Madame la Duchesse de Mecklenbourgk, a la cour.“ (A. a. O., 343r f.). Dort, am ksl. Hof in Regensburg, später
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in Wien, wirkte seit Dezember 1636 auch Eleonora Marias Abgesandter, der reformierte Johann Milde, einst hzl.-güstrowscher Rat, der vor dem Haftbefehl Hz. Adolph Friedrichs hatte fliehen können. Vgl. 371223 K 6. Der Streit spitzte sich dramatisch zu, als Adolph Friedrich den Prinzen gegen den Widerstand seiner Schwägerin und ihrer Familien- und Hofangehörigen am 17. 1. 1637 a. St. gewaltsam nach Bützow im Bst. Schwerin entführen ließ. Beschönigend heißt es in des Herzogs Tagebuch: „Nach mittag habe ich ihn [den Prinzen] ihr vom Schloß genommen und weil sie mir die Thür verschlossen, hab ich sie öffnen lassen und ihr das Kind aus den Armen genommen.“ Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lützow), 104. Der ehemalige Kanzler des verstorbenen Herzogs, Johann Cothmann (FG 168), legte dabei persönlich Hand an. Er wird übrigens im Juli 1639 um Demission ersuchen und will auch in der Vormundschaftsssache „nicht mehr rathen, weil die kaiserliche Urtel nicht auf meiner [Hz. Adolph Friedrichs] Seite lautet.“ Es kam aber zu einer Einigung mit seinem Dienst- und Landesherrn. Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lützow), 110; vgl. Conermann III, 168; Stuth, a. a. O., 205. In Bützow ließ Adolph Friedrich den Prinzen von 1637–1639, später in Schwerin (1639–1645) und Güstrow (1645–1649), mit seinen eigenen Söhnen (Christian [Ludwig I.], Hans Georg [FG 482. 1647] und Karl) lutherisch erziehen und unterrichten. Vgl. Conermann III, 646f.; 370517 K 4 u. 5. Niemand vom Hof der Herzoginwitwe durfte den Prinzen besuchen. Am 17. 2. 1637 trafen bei F. Christian II. Klagen der Schwester aus Güstrow ein „per la crudeltà inaudita del Duca Adolfo Federigo, il quale glj hà levato per forza dal braccio, il suo figlo piangendo amare lacrime. 2. L’hà costretto dj licenziar la predica, e dj promettere dj partire da Güstro. 3. L’hà sforzato, dj sotto scrivere un reverß, molto pregiudizioso. Ô ingiustizja!“ (Christian: Tageb. XIV, 363r). Am 3. und 4. 4. 1637 bestätigten sich in Anhalt die Nachrichten, daß Hz. Adolph Friedrich das Kind gewaltsam hatte wegschaffen lassen, „wie sehr es auch geschrien, vndt sich gewehret, wie sehr auch Meine Schwester die hertzoginn vndt Frewlein Christina [Pzn. Christina Margaretha v. Mecklenburg-Güstrow, s. o.] davor gebehten, vndt obschon Frewlein Christina mittziehen wollen, hat man es ihr doch nicht verstatten wollen. Ô nefanda barbaries, & Tyrannis inaudita!“ (A. a. O., 399r, vgl. 398r). Im Februar und März 1637 ergingen Unterlassungsmandate des röm. Königs bzw. Kaisers Ferdinand III. an Hz. Adolph Friedrich mit der Weisung, von Gewalttätigkeiten gegen die Herzoginwitwe und ihren Hof abzusehen, das Kind der Mutter zurückzugeben und sie in Güstrow unbehelligt zu lassen bis zum ksl. Endurteil. In Schwerin ging man indessen über diese Mandate ebenso hinweg wie über die folgenden vom April und September 1637. Als er am 14. 5. 1637 von einer schweren Erkrankung Gustav Adolphs erfuhr, argwöhnte F. Christian II. einen Giftanschlag: „Je crains, que le Duc Adolfe, ce Barbare tyran, l’aura fait empoisonner.“ (A. a. O., 424r.). Im Sommer 1637 hatten sogar Kg. Wladislaus IV. Sigismund v. Polen und der Mainzer Ebf. und Kf. Anselm Casimir Wambolt v. Umstadt zugunsten der Güstrower Witwe beim Kaiser interveniert. Im September 1637 unterbreitete Eleonora Maria dem Kaiser das Angebot, den Prinzen, um Religionsstreit zu vermeiden, zur Erziehung dem lutherischen Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) zu übergeben, bis der Streit entschieden sei. Ks. Ferdinand III. ging auf dieses Angebot ein. Er bat am 19. 10. 1637 Hz. August, das Kind durch Bevollmächtigte abholen zu lassen, und befahl Hz. Adolph Friedrich unter dem gleichen Datum, das Kind den Wolfenbütteler Beauftragten auszuliefern. Vgl. 380423 K 9. Auch wurde den Schweriner Beamten in Güstrow befohlen, keine Präjudizien zu schaffen und die Witwe in ihren bisherigen Rechten unangetastet zu lassen. Adolph Friedrich ignorierte diese Aufforderung; die Gesandten Hz. Augusts mußten unverrichteter Dinge abziehen. Am 5. 12. 1637 hielt Christian in seinen Eintragungen briefliche Nachrichten seiner Schwester aus Güstrow fest: daß der kleine Neffe todkrank an den Kinderpocken darnieder liege und man den Vermittler Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg nicht zu ihr auf das Schloß gelassen habe. „Gott wolle doch vnsers iammers ein ende machen, vndt vns nicht mehr so sehr affligiren.“ (Christian: Tageb. XIV, Bl. 530v). Im August 1638 erging
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ein weiteres ksl. Mandat, das die früheren bestätigte und Hz. Adolph Friedrich eine Frist von drei Monaten zur Unterwerfung setzte; auch wurde die ksl. Belehnung für den Güstrower Landesteil verweigert. Im November (26. 11.) setzte Adolph Friedrich eine Rechtfertigungsschrift auf. Sie erreichte im Februar 1639 den Kaiser, wo sie ohne die erwünschte Wirkung blieb, obwohl Kursachsen und Kg. Christian IV. v. Dänemark als Fürsprecher des Schweriners auftraten. Im Mai 1639 verwarf ein ksl. Endurteil Adolph Friedrichs Rechtfertigungsschrift vom November 1638, erkannte das Testament Hz. Johann Albrechts II. und damit die Regent- und Vormundschaft seiner Witwe und die Mitvormundschaft des Kurfürsten v. Brandenburg und F. Ludwigs an. Lgf. Wilhelm war inzwischen verstorben. Den „Fürstlichen Pupillum“ habe Adolph Friedrich der Obsorge Hz. Augusts d. J. zu überstellen und ihn „vngehindert/ auff seine [Hz. Augusts] Abfoderung abfolgen [zu] lassen.“ Es stünde dem Schweriner Herzog allerdings frei, gegen dieses Mandat Berufung einzulegen. S. Warhaffter Abdruck Der Kayserlichen RESOLVTIONEN, MANDATEN, SENTENtien, Tutorij vnd Executorialien, Jn Sachen Frawen Eleonoren Marien/ Hertzogin zu Mechelnburg ... Wittiben. Contra Herrn Adolph Friderichen/ Hertzogen zu Mechleburg/ &c. Jn puncto tutelæ ... Gedruckt im Jahr/ M. DC. XXXX, 22–26, Zitat S. 25 (HAB: Gm 3041 [2]; LB Schwerin: Mklb. i. 375). (Es handelt sich hierbei um eine Sammlung der ksl. Mandate vom Juni 1636 bis zum August 1640, die, teilweise mit kritischen Randnoten und Erläuterungen versehen, im Auftrag Hzn. Eleonora Marias veröffentlicht wurde.) An Hz. August d. J. erging mit eigenem Anschreiben gleichen Datums (7. 5.) der Auftrag, Hz. Adolph Friedrich zum Gehorsam zu ermahnen und ihm im Weigerungsfalle das ksl. Endurteil auszuhändigen. Eine ksl. Bekanntmachung vom 10. 10. 1639 bekräftigte, daß der Kaiser mit seinem Mandat vom 7. 5. „eine rechtmessige definitiv vnd Endtvrthl außgesprochen/ publiciren vnd ergehen lassen“. Zugleich trug der Kaiser auf Wunsch der Witwe und F. Ludwigs beiden expressis verbis und in seinem Namen die (Mit-)Vormundschaft auf. A. a. O., 26–30, Zitat S. 27. Wenige Tage zuvor, am 4. 10. 1639 war in Exekution des Urteils vom Mai, das in Schwerin unbefolgt geblieben war, ein strafbewehrtes ksl. Mandat an Adolph Friedrich ergangen, innerhalb von sechs Wochen nach Erhalt dieses Schreibens entweder dem ksl. Urteil in allem Gehorsam zu leisten oder die Verweigerungsgründe und Einwände begründet vorzubringen. Andernfalls verfalle er einer Strafe von 1000 Goldmark. A. a. O., 30–34. Auch die Güstrower Landstände, Städte und Beamten sowie Bürgermeister, Rat und Bürgerschaft der Städte Rostock und Güstrow wurden in ksl. Anweisungen gleichen Datums über die Exekution des Urteils informiert und an ihre Pflichten gegenüber der Herzoginwitwe als Regentin und Vormund erinnert. A. a. O., 34–37, 38–40 u. 41–43. Ein ähnliches Schreiben, d. d. Wien, 13. 10. 1639, erging auch an Johann Cothmann und andere „angemasseten Räthe zu Güstrow“. A. a. O., 44–46. Cothmann scheint die Sache allmählich zu heiß geworden zu sein, denn er bat im Juli 1639 um seine Entlassung (s. o.). Hz. Adolph Friedrich machte freilich vom zugestandenen Recht auf Berufung Gebrauch mit einer Deductio Causalium oder Deductio Nullitatis vom 1. 11. 1639, die die Position der Herzoginwitwe und alle bisherigen ksl. Mandate als rechtswidrig zurückwies und im Januar 1640 dem Kaiser übergeben wurde. Seine Amts- und Lehensleute, Prälaten, Räte, Richter und alle Untertanen wies er in einer Verfügung d. d. Schwerin 4. 11. 1639 an, den Anordnungen der Witwe keine Folge zu leisten. S. VOn Gottes Gnaden/ Wir Adolph Friederich/ Hertzog zu Mecklenburg ... Fügen für Vns vnd in Vormundschafft ... Herrn Gustaff Adolphen/ Hertzogen zu Mecklenburgk ... (o. Titelbl.; HAB: 448.21 Theol. [2]; 8 Bl. 4°). In dieser Verfügung wird noch einmal die Rechtsgültigkeit des brüderlichen Testaments bestritten, das dem Landesrecht und Herkommen nach ganz widrige „Weiber Regiment“ zurückgewiesen, wie auch jedwede reformierte Religionsausübung, sei es öffentlich oder privat, verboten. Gegen die Witwe werden schwere Vorwürfe erhoben: sie vergreife sich an den letzten Resten des Guts der Untertanen, maße sich eigenmächtige Eingriffe in des Herzogs landesherrliche Rechte an usw. Im Frühjahr
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1640 sprach sich der Kurfürstentag in Nürnberg für Hz. Adolph Friedrich aus. Am 20. 8. 1640 setzte Ks. Ferdinand III. in Regensburg eine weitere Mahnung an den Schweriner Herzog auf, die Beschlagnahmung des Güstrower Schlosses und die Bedrängung der Witwe und ihres Anhangs einzustellen. Anlaß dazu waren die neuerlichen Klagen der Witwe beim Kaiser über schikanöse Maßnahmen des Schwagers, die sie in einem Schreiben vortrug, das am 7. 8. 1640 dem Reichshofrat eingereicht wurde (s. u.). Am 14. 8. 1640 notierte F. Christian II. entsprechende Nachrichten aus Güstrow, „wie hertzog Adolf meine fromme Schwester vnverantwortlich tractiret, ihre diener v. andere so zur predigt kommen bestraffet, vndt sie wie eine gefangene helt. Gott wolle doch mittel schigken dieser bestia zu wiederstehen.“ (Christian: Tageb. XV, 342r). Müde der Auseinandersetzung hielt der Kaiser jedoch bereits Ausschau nach Möglichkeiten zu einer gütlichen Einigung. Als Adolph Friedrich am 30. 8. 1640 die Nachricht zuging, daß der Kaiser „meine Sache dem kurfürstlichen Collegio“ übergeben wolle, jubelte er im klaren Bewußtsein der sich abzeichnenden Durchsetzung seiner Interessen: „Gott sey Lob und Dank!“ Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lützow), 112. Am 10. 11. 1640 ließ er in der Güstrower Schloßkirche lutherisch predigen — „Gott zu Ehren, den Calvinisten zum Troz“. A. a. O., 112. Tags darauf behandelte der Regensburger Reichstag kurz den mecklenburgischen Vormundschaftsstreit. Hzn. Eleonora Maria ließ sich durch den gesamtanhaltischen Rat und Zerbster Kanzler Martinus Milagius (FG 315) sowie ihren Rat Zachari (v.) Quetz (FG 309, s. 371220 I) vertreten. Die Schweriner Vertreter, darunter Johann Cothmann, bestritten auf dem Reichstag der Witwe einen Vertretungsanspruch und verließen deshalb und aufgrund eines weiteren Präzedenzstreits unter Protest die Versammlung. Die begnügte sich damit, Protest und Gegenprotest ins Protokoll aufzunehmen und die Sache an ihren „gehörigen Ort“ zu stellen. Vgl. Londorp IV, 914f. Im Januar 1641 setzte der Kaiser, der einen Bruch mit dem Kurfürstenkolleg vermeiden mußte, eine Kommission ein, die eine gütliche Begleichung des Streits herbeiführen sollte. In langen Druckschriften suchten beide Parteien ihr Recht zu erhärten. Der schwerinische Abdruck Des an Sembtliche deß H. Römischen Reichs/ auff gegenwertigem ReichsTage Versamblete/ Höchst: Hoch: vnd Löbliche Chur: Fürsten/ vnd Stände ... Jn VormundschafftSachen Deß ... Herrn Adolff Friderichen/ Hertzogen zu Mecklenburg ... Wider den Newlicher Tage von einem vermeinten Güstrowischen Abgeordneten spargirten vnd außgetheileten Druck/ vnd demselben angehengte vnbegründete Glossen/ Von den Fürstlichen Mecklenburgischen auff jetzigen Reichstag abgefertigten Gesandten Vbergebenen Memorials (Regensburg 1640) [3 Bl. 80 S. 8°. HAB: Gm 3041 (3)], in Regensburg den 31. 10. 1640 von den Schweriner Räten Churd Behr, Johann Cothmann u. Abraham Kayser gezeichnet, zeigt starke antireformierte Polemik, bes. gegen die einstigen „calvinischen Räte“ in Güstrow (vgl. etwa S. 8ff.). Die Entführung des Prinzen am 17. 1. 1637 wird schöngeredet, indem „der Junge Printz in einer bequemen Gutschen von seinem vnd des Herrn Vattern Höchstseel. F. G. gewesenen Leib Medico [d. i. Sala], wie auch der Hoffmeisterin mit zobeln Beltzen also verwahret vnd in acht genommen worden/ daß Er in ein paar Stunden lustig vnd frölich hinüber gekom̄en vnd zu Bützow angelanget“. A. a. O., 14. Die gefängnisartige Einsperrung der Witwe und ihre schikanöse Behandlung sei pures „Figmentum“ (22). Dem Memorial wurden ein kritisch kommentierter Auszug aus Hz. Johann Albrechts II. Testament (S. 49–67), die Fürbitte der Kurfürsten beim Kaiser zugunsten Adolph Friedrichs, d. d. Nürnberg 7. 6. 1640 (S. 45–48), und zwei Vermittlungsschreiben Kg. Christians IV. v. Dänemark für Adolph Friedrich an den Kaiser bzw. die Kurfürsten, beide d. d. Flensburg 14. 4. 1640 (S. 68–73), beigedruckt. Eleonora Maria reagierte darauf in der INFORMATIO FACTI ET JURIS, Jn Vormundschafft-Sachen Der Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin vnd Frawen/ Frawen Eleonoren Marien/ Hertzogin zu Mechelnburg ... Wider das Schwerinische zu Regenspurg außgesprengte Memorial (o. O. 1641) mit zahlreichen Beilagen (HAB: Gm 3041 [1]). Vgl. etwa ihre Schilderung des Kindesraubs S. 96f. Der Schweriner Herzog antwortet erneut im PRODROMUS,
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Oder Vortrab künfftiger vnd bald folgenden ... außführlichen Widerlegung einer/ wider ... Herrn Adolph Friderichen/ Hertzogen zu Mecklenburg ... Jn Jhrer Fürstl. Gn. Vormundschafft-Sache/ ... Schmähschrift/ tituliret: Informatio Facti & Juris, &c. verfasset (O. O. 1641; HAB: 50.33 Jur.). Im selben Jahr erschien noch die angekündigte ausführliche Zurückweisung BESTENDIGE REFUTATION vnd Widerlegung Einer/ wider Herrn Adolph Fridrichen Hertzogen zu Mecklenburg/ etc. Von der Fürstlichen Mecklenburgischen Fraw Wittiben ... spargirten ... Schrifft/ tituliret: Kurtze Recapitulation deß Mechlenburgischen Vorlauffs (O. O. 1641; HAB: in 50.33 Jur.). Den 232 Seiten folgt ein achtzigseitiger Dokumentenanhang. Die Kurtze Recapitulation war am 7. 8. 1640 dem Reichshofrat eingehändigt worden. Die Kurfürsten gaben in ihrem Gutachten von Anfang 1642 Adolph Friedrich recht. Auf dieser Grundlage wurde eine ksl. Kommission — der König v. Dänemark, Kf. Friedrich Wilhelm v. Brandenburg (FG 401. 1643) u. Hz. Friedrich III. v. Schleswig-Holstein-Gottorf (FG 388. 1642) — einberufen, die im Juli 1643 in Schwerin eintraf. Adolf Friedrich: Tageb. (hg. Lützow), 118: „Den 28. [Juli 1643 a. St.] ist die kaiserliche Commission, auf den König von Dännemarck, den Kurfürsten zu Brandenburg und Herzog Friedrich zu Holstein gerichtet, mich mit der Wittib zu Güstrow in Güte zu vergleichen, hier angekommen.“ Jetzt gab Eleonora Maria auf und ließ sich auf gütliche Verhandlungen ein. Im Oktober besuchte sie den Schwager in Schwerin, am 11. 10. 1643 „ist sie mit ihrem Fräulein content geschieden“, a. a. O., 119. Eleonora Maria verließ wohl im Juli 1644 Güstrow und bezog ihren Witwensitz in Strelitz. Im März 1645 wurde die finanzielle Frage geklärt, die Witwe mit einer jährlichen Apanage von 2.500 Gulden abgefunden. Vgl. a. a. O., 121; Stuth (s. o.), 205f., 230ff. — Ihr Sohn und Erbprinz Gustav Adolph wurde seit 1645 in Güstrow erzogen, von wo er am 3. 7. 1649 auf seine Bildungsreise nach den Niederlanden, Frankreich und Italien aufbrach. Vgl. Mecklenburg. LHA Schwerin: Acta tutelae et curatelae, Vol. VII–XXV; Acta educationis principum Mecklenburgensium, Vol. II, 19–32, und Altes Archiv — Internum (fl. Reisen), Vol. XXXV, Nr. 233–235. Am 16. 1. 1653 nach Güstrow zurückgekehrt, trat er im Jahr darauf die Regierung im Güstrower Landesteil an. Seine Mutter starb am 7. 7. 1657 in Strelitz und wurde in der Güstrower Domkirche neben ihrem Gemahl beigesetzt. Zu ihrem Leichbegängnis s. auch die Akte LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernb. A 6 Nr. 8. — Vgl. zum Vormundschaftsstreit auch Anm. 14 u. 380423; Beckmann V, 342; H. Schnell: Mecklenburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1603–1658. Berlin 1907 (Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen, 10), 120ff. und ausführlich, wenngleich parteiisch Richard Stehmann: Auswärtige Politik des Herzogs Adolf Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin in den Jahren 1636–1644. In: Jahrbücher d. Vereins f. mecklenburgische Geschichte u. Altertumskunde 72 (1907), 1–84, hier 24–38, 64–81 u. 83f.; Stuth (s. o.); Hans-Georg Kaack: Mecklenburg und Sachsen-Lauenburg. Begegnung und Konfrontation im 17. Jahrhundert. In: Aus tausend Jahren mecklenburgischer Geschichte. FS f. Georg Tessin. Hg. Helge Bei der Wieden. Köln, Wien 1979, 97–128, hier 104ff. Zu Hz. Adolph Friedrichs Tagebüchern der Jahre 1637/38 s. Mecklenburg. LHA Schwerin: Varia domestica principum, Adolph Friedrich I., Fasc. 5.
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Anfang Juni 1637 war F. Christian II. nach Plön aufgebrochen, um seine Frau, Fn. Eleonora Sophia, geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (TG 39), und seine Kinder (vgl. 370517 K 2) wieder nach Bernburg heimzuholen. Plön, Residenz seines Schwagers Hz. Joachim Ernst v. Schleswig-Holstein-Sonderburg (FG 101), erreichte er am 11. 6. 1637; am 19. 6. brach er nach Güstrow auf, um seine Schwestern zu besuchen: die Älteste, die verwitwete Herzogin Eleonora Maria (s. K), dazu Sibylla Elisabeth (AL 1617. TG 18), Sophia Margaretha (AL 1631. TG 33c) und Dorothea Bathildis (AL 1634. TG 24b); vgl. 370828 K 2. Über Travemünde, Wismar und Neukloster gelangte Christian am 21. 6. nach Bützow, das er nur durchreiste, und nach Güstrow.
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Wohl nicht der mecklenburg-schwerin. Obrist Andreas (v.) Ihlenfeld (FG 225), sondern dessen Bruder Fritz (FG 304), den F. Ludwig Ende 1636 auf einer norddt. Reise
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vielleicht zusammen mit anderen Güstrower Hofleuten wie Olof v. der Lancken (FG 301), Carl Gustav v. Hille (FG 302; vgl. K), Hans Zacharias v. Rochow (FG 303), Georg v. Peccatel (FG 305) und Rickmann v. der Lancken (FG 306) in die FG aufgenommen hatte. Der Obrist Fritz (v.) Ihlenfeld, Rat Hzn. Eleonora Marias und zeitweilig Kommandant von Güstrow, war 1636 von Hz. Adolph Friedrich I. zum Hofmeister Pz. Gustav Adolphs ernannt worden. Vgl. Conermann III, 338–346.
3
Die hin und wieder behauptete adelige Abstammung des Angelo Sala (FG 160. Der Lindernde) von einem Marchese Bernardino de Sala zu Vicenza (s. Weltzien [s. u.], 155; vgl. Capobus [s. u.], 10) scheint eine nachträgliche Erfindung zu sein. Sala unterschrieb sich zeitlebens ohne Adelsprädikat als Angelo oder Angelus Sala. Inquisitionsakten im Staatsarchiv Venedig weisen auf Salas Abstammung aus einer Tuchspinnerfamilie zu Vicenza hin. Auch sein Vater Bernardino wirkte in Vicenza als Spinner, folgte aber zu einem ungewissen Zeitpunkt in Begleitung seines Sohnes Angelo seinem Vater Angelo und seinem älteren Bruder Giovanni Antonio als Glaubensflüchtling nach Genf. Die Frage nach der adeligen Abstammung ist in der Forschung ebensowenig zufriedenstellend beantwortet wie die nach dem Verhältnis der Salas aus Vicenza zur gleichnamigen paduan. Patrizierfamilie, die viele berühmte Rechtsgelehrte und Ärzte hervorbrachte. Auch ältere Beiträge ließen diese Fragen offen (vgl. etwa Jöcher IV, 41; Zedler XXXIII, 635f.). Gegen Ende seines Lebens strebte Sala eine Nobilitierung an, die ihm postum 1640 gewährt wurde. Das Wappen seiner Nachkommen stimmt nicht mit dem der paduan. Salas überein. Gantenbein [s. u.], 21ff.; Gelman [s. u.], 142. Sala, der nie einen Doktorgrad erworben hatte (Gantenbein, 27), war in seiner Zeit ein gesuchter und anerkannter Arzt. Davon zeugen ebenso zahlreiche Neuauflagen seiner Veröffentlichungen wie auch die lateinischen Sammelausgaben seiner Werke, die nach seinem Tode als Opera Medico-Chymica 1647 bei Johannes Beyer in Frankfurt a. M. (HAB: 33.2 Med. und Ma 149 [1]), nochmals ergänzt in Rouen 1650 (BSB München), erneut als Opera Omnia Medico-Chymica wiederum bei Hermann von Sand in Frankfurt a. M. 1682, mit Porträtstich (s. Abb. zu 371009), und 1688 (TULB Jena) erschienen; vgl. VD 17: 23: 290789Z, 12: 644033T; Gantenbein (s. u.), 205f., 244. Herman Boerhave empfahl Salas gesammelte Werke seinen Studenten sehr (vgl. Gantenbein, 206). In der Medizin- und Chemiegeschichte nie ganz vergessen — vgl. etwa Christian Wilhelm Kestner: Medicinisches Gelehrten=Lexicon (Jena 1740), 736f. (HAB: Da 258); Hirsch IV, 954 u. Erg.bd., 414; Ferenc Szabadváry: Geschichte der analytischen Chemie, Braunschweig 1966, 38 — wird seine Leistung innerhalb der Iatrochemie, d. h. jener auf Paracelsus zurückgehenden chemisch gestützten Medizin und Pharmazie in der jüngeren Forschung deutlich gewürdigt. Vor allem sein praxis- und nutzenorientiertes, Experiment und Analyse („Anatome“/ „Anatomia“) beförderndes und Wissen popularisierendes Chemie- und Medizinverständnis ist dazu angetan, sein undogmatisches, dem Neuen aufgeschlossenes Profil in der Wissenschaftsgeschichte von Chemie und Medizin/ Pharmazie schärfer zu konturieren und aufklärerische Züge in der Verbindung von Ratio und Praxisbeweis aufzudecken. Hierin manifestiert sich das fruchtbringerische Kulturprogramm ebenso wie in der Deutschsprachigkeit der meisten Werke des geborenen Italieners, welche im Zusammenhang mit der Gewinnung und Förderung wissenschaftlicher Laien im Prozeß frühneuzeitlicher Wissensgewinnung, -aneignung und -verbreitung steht. Vgl. Conermann II, 160f.; Dict. of Scient. Biogr. XII, 78–80. Das Werk von Urs Leo Gantenbein: Der Chemiater Angelus Sala 1576–1637. Ein Arzt in Selbstzeugnissen und Krankengeschichten. O. O. 1992 (Zürcher medizingeschichtliche Abhandlungen, 245), enthält eine Bibliographie und einen Quellenanhang mit Manuskripten, Lebenszeugnissen, Bestallungsurkunden und einigen Briefen (deren Transkription nicht in allem ganz verläßlich zu sein scheint). Vgl. auch Robert Capobus: Angelus Sala. Seine wissenschaftliche Bedeutung als Chemiker im XVII. Jahrhundert. Berlin 1933; Zahkar E. Gelman: Angelo Sala, an Iatrochemist of the Late Renaissance. In: Ambix. The Journal of the Society for the History of Alchemy and
|| [222]
Chemistry 41 (1994), 142–160; Wolf Lüdeke v. Weltzien: Die Reichsfreiherren und Reichsgrafen von Sala, 1576–1806. In: Zs. f. niederdt. Familienkunde 61 (1986), 155–163 (mit z. T. fehlerhaften Angaben). Vgl. ferner K I.
4
Dreitagefieber.
5
D. h. er sagt voraus, mutmaßt; zu lat. praesagire.
6
D. h. wenn nur der Ausgang wie erhofft eintrete und die Gesundung nicht durch Bösartigkeit der Menschen hintertrieben werde.
7
Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194), der als Vermittler in diesem Konflikt auftrat. Vgl. Anm. 0.
8
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (s. K) fährt fort mit einem Bericht über die Verhältnisse in Güstrow: Auf dem Schloß und selbst für die verwitwete Hzn. Eleonora Maria sei der reformierte Gottesdienst (durch Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin, s. K) verboten. Sie werde kümmerlich gehalten, bewohne nur wenige Zimmer; der Zutritt zur Hofkapelle und Küche sei ihr untersagt. Schon am 26. 8. 1636 hatte Christian von der schlechten Behandlung seiner Schwester erfahren, die ihr durch ihren Schweriner Schwager zuteil wurde (a. a. O., Bl. 188r).
9
Stiche, Sticheleien. Zu span. puntilla: Spitzenkante, Stich.
10
Kniffe (DW VII, 2373f.; aus der Fechtersprache), Grillen (ital., vgl. 180000 K 5) bzw. Tölpelei (ital.; schon im Vocabolario della Crusca 1623, 106 u. 119, unter Verweis auf „Bessaggine“ als „Sciocchezza, scipitezza. Lat. stultitia, insipientia“ lexikalisiert.) Am nächsten Tag ließ Christian durch Sala bei dem Hofrat Hartwig (v.) Passow (FG 157), der Christian der vertrauenswürdigste der Güstrower Räte zu sein schien, wegen eines Besuchs beim jungen Neffen anfragen. Passow bot Hilfe und Vermittlung bei Hz. Adolph Friedrich an (a. a. O., Bl. 444r).
11
befahren, sw. V., d. i. befürchten. S. 370422 K II 3.
12
Catharina Sala, geb. v. Brockdorff aus Holstein, welche Sala in dritter Ehe 1628 in Lübeck geheiratet hatte und die ihn überlebte. S. Gantenbein (Anm. 3), 153, 189f., 237; Capobus (s. Anm. 3), 25; vgl. Anm. 13. Sie verließ die Reisegruppe am 27. 6. in Travemünde. Vgl. Christian: Tageb. XIV, Bl. 445v; ferner Weltzien (s. Anm. 3)
13
Capobus (s. Anm. 3), 24f. und Gantenbein (s. Anm. 3), 187ff. erhellen die Todesumstände, gestützt auf Quellen des Schweriner Landeshauptarchivs. Fern von seiner Familie und am Besuch der reformierten Betstunden und Gottesdienste gehindert, begann sich Salas Gesundheitszustand seit dem Juni oder Juli 1637 rapide zu verschlechtern, wie er die Güstrower Räte am 17. 9. aus Bützow wissen ließ: „[...] Wan dan mein solcher affectus in wenig tagen, mihr dermassen zugesetzet, undt die geschwulst täglich also zunimbt, daß ich nicht allein gantz undt gar von kräfften kommen, sondern auch (massen ich es bey mihr gnugsahm befinde) solches zu überwinden menschlicher hülffe gantz verzage, Unndt aber Uns Christen ins gemein vor allen dingen gebühren will, sich unsers gewiesen Sterbstündtleins, auch bey gesundten tagen, augenblicklich gefast zue machen, ich auch ohne daß bey zimblichen hohen alter, daß ich mihr nuhnmehr andere rechnung, alß dieses betrübte undt mühsehlige Erben auffzugeben, nicht zumachen habe. Gelanget derowegen an meine hochg.n herrn mein gantz dienstfreundtliches suchen, dieselbe mihr einen Pastoren unser religion (nicht alß ob ich andere verwerffe, sondern weilen ich eine lange Zeith mit gutem gewiessen Godt hierinnen gelobet, ich nuhnmehr auch nach dessen unwandelbahren willen Godt hierinnen sterben möchte) alß herrn Appelum, so baldt immer müglich anher schicken wollten [...]“ (Mecklenburg. LHA Schwerin: Hofstaatssachen, zit. n. Gantenbein, 219, vgl. 188. Der genannte Theologe Johann Appel[ius] war der reformierte Hofprediger Hz. Johann Albrechts II. Nach dessen Tod von Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg [FG 198] zum Hofprediger nach Bückeburg berufen, starb er auch in dieser Stellung. Vgl. 370902 K 7; Capobus (Anm. 3), 11; DBAI, 29/ 271; REThK [1896] XI, 519). Am 29. 9. 1637 berichtete der Bützower Schloßhauptmann Friedrich Hobe, daß Salas Krankheit anhalte, und beschwerte sich über das Aus-
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bleiben des verlangten Seelsorgers: „Wan dan mehrgedachter herr Sala heuten fast in disperation gerathen und wie wir umb 10. Uhren aus der kirchen gekommen, die handt sich selbsten angeleget, und mit einem meßer in die linke seiten kurtz unter das diaphragma, nicht wißendt, ob es verletzet sei oder nicht, sich gestoßen.“ (Mecklenburg. LHA Schwerin, ohne Adressatenangabe und Aktentitel/ Signatur zit. in Gantenbein, 188). Am 2. 10. 1637 starb Sala. Noch am Todestag teilte seine Frau (s. Anm. 12) Hz. Adolph Friedrich I. mit: „E. f. g. mag ich von hertzen hochbetrübte Fraw, wehmütig klagendt nicht bergen, welchermassen der vielfromme Godt meinen hertzlieben Ehewirth, herrn Angelum Sala, nach vorhergegangener schweren leibes schwachheit heut zur nacht umb 2 uhren sanfft undt seelig von hinnen abgefordert, undt mich Elende Wittibe in hertzlicher grahm undt traurigkeit hinterlassen.“ (Mecklenburg. LHA Schwerin, zit. in Gantenbein, 189). Am 19. 10. wurde der Leichnam nach Güstrow überführt, am 20. 10. in der dortigen Domkirche beigesetzt. Die Grabstelle ist unbekannt (Gantenbein, 189). 1640 traf die ksl. Adelsbestätigung für den Verstorbenen und seine Nachkommen ein. Sein Sohn Reichsfrh. Hans Christian v. Sala (um 1632 – 1693) diente Hz. Gustav Adolph v. Mecklenburg-Güstrow (s. K) als Kammerpräsident. 1660 wurde er als Gesandter nach London geschickt, um die hzl. Glückwünsche zur Thronbesteigung Kg. Karls II. zu überbringen. Vgl. LHA Schwerin: Aktenbestand 2.11–2.36.2, Nr. 1104; Capobus (Anm. 3), 25f.; Gantenbein, 190; Weltzien (s. Anm. 3), 159; zu Sala auch Stuth (s. Anm. 0), 164, 204, 206, 231, 236ff., 303.
14
Die mecklenburgische Angelegenheit sollte F. Christian II. und das anhaltinische Haus noch jahrelang beschäftigen. Vgl. K. Am 16. 5. 1638 erhielt Christian wieder einmal Post aus Güstrow. Seine Bemerkung an dieser Stelle schließt den Bogen zum Selbstmord Salas, der seine Tat wenigstens noch bereuen und sich somit Hoffnungen auf ein seliges Ende machen konnte: „[...] Meine Fraw Schwester die hertzoginn wollte sich in gütliche handlung mitt hertzogk Adolf einlaßen. Gott gebe zu gedeyen. Jn diesen leyder! hochbetrübten Zeitten, gibt es bey vielen Christen gar schwehrmühtige vndt trawrige gedancken, auch hauptsverrückungen, welche manchen zur desperation bewegen, wie dann neẅlich der Marggräfl. Wittwen zur Zinna ihr hofmeister, sich mitt vielen stichen selbst endtleibet. Gott bewahre gnediglich, vor dergleichen verzweifelung, alle fromme Christen.“ (A. a. O., Bl. 595r f.). Während des 30jährigen Krieges diente das ehemalige Kloster Zinna (b. Jüterbog) als Residenz Mgfn. Dorotheas (1596–1643; PA; vgl. 240301 [K 8] u. ö.), der Schwester Hz. Friedrich Ulrichs v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) und ersten Gemahlin des 1628 als Postulierter Administrator des Erzstifts Magdeburg entmachteten Mgf. Christian Wilhelm v. Brandenburg (PA; vgl. 320313 K 0, 350800 [K 10], 360600 II S. 623). Dieser, inzwischen zum katholischen Glauben konvertiert, erhielt 1648 die Ämter Zinna und Loburg auf Lebenszeit zum Unterhalt und ließ sich mit seinem Hof im Kloster Zinna nieder. Nach seinem Tod kam es den Westfälischen Friedensschlüssen gemäß an Hz. August v. Sachsen-Weißenfels (FG 402), bis es nach dessen Tod 1680 mit dem Erzstift bzw. Hzt. Magdeburg an Kurbrandenburg fiel. Vgl. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. Bearb. v. Gerhard Vinken u. a. München/ Berlin 2000; Marie-Luise Buchinger u. Marcus Cante: Landkreis Teltow-Fläming, Tl. 1: Stadt Jüterbog mit Kloster Zinna und Gemeinde Niedergörsdorf. Worms 2000 (Denkmale in Brandenburg, Bd. 17.1), 281, 286.


K I
1
In vielen Titeln seiner Werke bezeichnete sich Angelo Sala (FG 160) als Chymiater. Die Chemiatrie war ein auf Paracelsus zurückgehendes Therapiekonzept, das den Einsatz chemisch hergestellter Pharmaka anstatt pflanzlicher, animalischer oder mineralischer Naturstoffe vorsah. Nur allmählich hatte sich die paracelsische pharmazeutische Chemie im 16. und 17. Jahrhundert gegen die Anhänger der alten galenischen Medizin behaupten können (vgl. Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. Hg. Claus
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Priesner, Karin Figala. München 1998, 98f.). Sala verzichtete auf jede Polemik gegen letztere und bezog ihre unbestreitbaren Leistungen und Heilwirkungen in seine eigenen Arbeiten ein. Er setzte seine Kraft aber v. a. für die Durchsetzung und Anerkennung der Chemiatrie oder Spagyrik ein (s. auch Anm. 5), die er v. a. in seiner „Botanochymia“, also seinen vier spagyrischen Arbeiten zur Pflanzen(heil)kunde, eng mit der älteren Pflanzenmedizin verband. Vgl. Saccharologia (s. Beil. II Q), Bl. [)(viij]v).
Die Vorrede an den Leser in Salas Arbeit über den Spiritus Vitrioli ist wissenschaftshistorisch und speziell im Hinblick auf die FG in mindestens zweierlei Hinsicht interessant: Zunächst manifestiert sich in ihr ein medizinisches Wissenschaftsverständnis, das Theorien durch Erfahrung, mithin durch praktische Heilerfolge bestätigt wissen wollte und der bloßen Spekulation eine Absage erteilte. Zweitens verpflichtete sie die Vertreter medizinischer Fachkenntnis auf eine allgemeine, über den Kreis der gelehrten Ärzte („Medici dogmatici“) hinausgehende Verbreitung ihres Wissens. Der heilsame Effekt des Spiritus Vitrioli, so beginnt Angelo Sala (FG 160) seine Vorrede, sei den meisten Ärzten in und außerhalb Deutschlands bekannt, seine nützliche Anwendung vielfach belegt und bestätigt. Dennoch finde man noch immer „etzliche eigensinnige Medicos [...] wieder die vernunfft vnd sichtbarliche/ helle vn̄ klare erfahrung/ so unvernünfftiglich/ ohne bescheidenheit vnd vnterscheidt von diesem liquore vrtheilen vnd schlichten/ anders nicht/ als were er eines der gifftigsten vnd gefährlichsten Medicamenten [...].“ Dies sei dem Ruf der verständigen und sorgfältigen Ärzte, die ihn anwenden, abträglich, ebenso der Gesundheit der Patienten, die sich von ihm Linderung oder Heilung versprechen könnten. Im Folgenden verzichten wir auf eine wissenschaftsgeschichtliche Kommentierung der von Sala benutzten Fachterminologie. Uns geht es um Salas kritisches, in dt. Sprache vorgebrachtes Wissenschaftsverständnis, das sich mühelos fruchtbringerischer Nützlichkeitstopik und –programmatik anschließen läßt (vgl. oben K 3).
2
Der Appendix stellt eine satirische Glosse dar, die in 10 Punkten ihren kritisierten Gegenstand — geheimiskrämerische und illusionistische Spielarten der Alchemie und der hermetischen Philosophie — ironisch aufs Podest hebt und die Vertreter einer Alternative, nämlich einer durch die Praxis approbierten rationalen oder vernünftigen Medizin, dem Schein nach als schlichte „mechanici“ aburteilt. Zu ihnen zählt sich auch Sala selbst, der am Ende des Appendix eine Summe zieht, die wir hier wiedergeben. Daß Sala als einer der ersten die Lehren von der Universalmedizin und der Transmutation der Metalle offen in Frage gestellt und bekämpft hat, die doch unter Iatrochemikern in der Regel akzeptiert und vertreten wurde, rühmte schon Capobus (s. K 13), 32 als Salas höchstes Verdienst.
3
Durch das Feuer, hier wohl allgemein für die chemischen Laboroperationen, die ganz überwiegend mittels Erhitzung durchgeführt wurden, vorab die Destillation, aber auch die Calcination, Digestion, Putrefaction, das Lösen, Schmelzen, aber auch die Extraktion organischer Substanzen usw. Vgl. Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft (s. Anm. 1), 51ff.
4
Sala widmete dieses Werk Otto (v.) Preen (FG 159), dem 1634 verstorbenen Güstrower Geheimen Rat, der, wie auch er selbst, Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158) 1628 in dessen anhaltisches und lübisches Exil begleitet hatte. Vgl. 281215, 280620, 280726, auch 291009. Alle drei wurden in dieser Situation 1628 gemeinsam in die FG aufgenommen. Die Widmung wurde „Auß sonderbahrer Observantz vnd schuldiger Danckbarkeit/ wegen erzeigter Großgunsten vnd recht Adelicher Humanität“ aufgesetzt und gezeichnet: Angelus Sala „von Vicentz/ Fürstl. Mecklenb. Archiater“ (Bl. ?ij r)
5
Spagyrik, zu griech. „σπάω“ und „άγείϱω“, ziehen, zerreißen und sammeln, seit dem späten Mittelalter Synonym für Alchemie. In dieser allgemeinen Bedeutung begegnet der Begriff bei Paracelsus, etwa in seinem Opus Paramirum als Kunst, das Rechte vom Falschen, das Wesentliche vom Unwesentlichen, das Reine vom Unreinen zu scheiden, wie
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es die paracelsische Losung „solve et coagula“ ausspricht. Das Wort Spagyrik beschreibt den alchemischen Grundvorgang des Auftrennens (Analyse; Sala: Anatomia) eines Stoffes in seine Grundelemente, deren Reinigung und anschließende Neuvereinigung zu einem konzentrierten Stoff höherer Ordnung. Dies galt als das bevorzugte Verfahren der Alchemisten wie auch des Paracelsus, der die Medizin nur in Verbindung mit Philosophie, Astronomie und Alchemie für wissenschaftlich und wirkungsvoll hielt. In einem engeren Sinne jedoch meinte Spagyrik die Anwendung der Alchemie zur Arneimittelzubereitung, so etwa bei Johann Rudolf Glauber und ebenso bei Sala, der sich im vorliegenden Text ausdrücklich von einer Auffassung distanzierte, die spagyrische Praktiken mit alchemistisch-spiritueller Spekulation um die Quintessenz oder den lapis philosophorum (s. Anm. 6) bzw. mit naturmagischen Verfahren verband. Sala verstand seine Kunst hingegen als rational begründete und empirisch verfahrende, überprüfbare Anwendung chemischer Operationen in der Pharmazie. Die Spagyrik in ihrer schillernd-okkulten Bedeutung sollte mit Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755–1843) und seinen Nachfolgern in die Homöopathie sowie in weitere ,alternative’ Heilmodelle einfließen. Noch heute sind speziell hergestellte, nicht mit den homöopathischen Potenzen vergleichbare Pflanzenessenzen u. ä. als sog. Spagyrika auf dem Heilmittelmarkt. Vgl. Gelman (s. K 3), 145; Hans-Josef Fritschi: Spagyrik. Lehr- und Arbeitsbuch. Ulm usw. 1997; Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft (s. Anm. 1), 56f., 98f., 151; Hermann E. Helmrich: Spagyrik. Alter Wein in neuen Schläuchen. Heidelberg 1977, 16, 189, 201ff.; Axel Helmstädter: Spagyrische Arzneimittel. Pharmazie und Alchemie der Neuzeit. Stuttgart 1990, 15ff.; Spagyrische Arzneimittel-Lehre. Wissenschaftliche Abt. der Chem.-Pharmazeut. Fabrik Göppingen. Göppingen 1938. Sala selbst in seiner Chrysologia, Seu Examen Auri Chymicum (Hamburg: Heinrich Carstens 1622), S. 2: „Ars spagyrica sid [sit] illa chymiæ pars, quae pro subiecto habet corpora naturalia vegetabilium videlicet animalium ac mineralium: in quibus quidquid operator id ad utilem in medicina finem tendit.“ Zit. nach Capobus (s. K 3), 40.
6
In der Alchemie das arkane Allheilmittel, die Prima Materia, Quinta Essentia, der Lapis Philosophorum oder das Aurum potabile, das alle Gebrechen heilen sollte. Vgl. Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft (s. Anm. 1), 263f.; Helmstädter (s. Anm. 5), 131. Sala setzt sich kritisch von diesen Spekulationen ab.
7
Medizinische Instrumente, wohl auch Verfahren. Vgl. Lexicon manuale ad scriptores mediae et infimae latinitatis ... par W.-H. Maigne d'Arnis. Publié par M. L’Abbé Migne. Paris 1858 (Ndr. Hildesheim 1977), 1369, s. v. manualis „instrumentum medicorum quoddam“. 
8
Der Vorrede folgt in neun Abteilungen, geordnet nach Wirkungsweisen (Vomitiva, Laxativa, Purgativa usw.), die Beschreibung einer großen Anzahl von Medikamenten, deren Aussehen, Eigenschaften, therapeutische Wirkungen, Dosis, Gebrauch, sinnvolle Begleittherapien und Gegenanzeigen („cautio“), teilweise auch Herstellungs- und Konservierungsmethoden angegeben werden. Der im Titel angezeigte Anhang erläutert die Herstellung nützlicher Hausmittel wie allerlei Arten von Fruchtsirup und Honig, Getränke, Brühen, Gurgellösungen, Klistiere, Zäpfchen, Bäder, Kräuterkissen, Umschläge, Öle und Salben. Den handbuchartigen Gebrauch des Werkes durch Mediziner wie Laien erleichtern Register der Medikamente und der Krankheiten.
9
Wie sein Schwiegervater, Lgf. Moritz v. Hessen-Kassel (FG 80), dem Sala seine Anatomia Antimonii (1617) gewidmet hatte, ließ auch Hz. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow in seiner Residenz ein Laboratorium einrichten, in dem er nach Salas Unterweisung Arzneimittel zubereitete. Capobus (s. K 3), 19. Vgl. auch Mecklenburg. LHA Schwerin: Stein der Weisen (Acta de lapide philosophorum): 8 nicht eigens numerierte archival. Einheiten.
10
Im Mhd. und vereinzelt im frühen Nhd. „wërdekeit“ bzw. „werdikeit“ für Ansehen, Ehre, Würdigkeit. Benecke/ Müller/ Zarncke III, 604f.; Lexer: Handwb. III, 795f.; DW
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XIV.1.2, 484; vgl. XIII, 2175f. Die nur bei Steinbach II, 935f. belegten weiblichen Nomina „Wart“ und „Wärtigkeit“, als „essentia“, welch letzteres sich heute nur in den Komposita Gegen- und Widerwärtigkeit erhalten hat, ergäbe zwar an dieser Stelle gewissen Sinn. Vermutlich handelt es sich aber um eine nd. Form, die Sala an das Nhd. angenähert hat, wie das vielleicht auch in den seltenen angeführten fnhd. Formen geschehen sein mag. S. Mnd. Wb. V, 676 und Mnd. Handwb., 573 s. v. „werdicheit“/ „werdichheit“: Würdigkeit, Bedeutung; Würde; Ansehen.


K II
Die Saccharologia bezeichnet Sala in seiner Vorrede, d. d. Güstrow, 24. 2. 1637, als vierten und letzten Teil seiner „Botanochymia“, welchem die Essentiarum Vegetabilium Anatome (1630 u. 1635; vgl. Beil. I), die Tartarologia (1632 u. 1636) und Hydrælæologia (1625, 1633 u. 1639) vorangingen. Nach der Widmungszuschrift und der „Vorrede“, die i. W. die üblichen gnoseologischen Bescheidenheitstopoi und Bitten um faire, nicht schmähsüchtige Beurteilung vorbringt, aber auch das Nützlichkeitsanliegen und das Bemühen um vollständige, genaue und redliche Beschreibung der Prozeduren betont (kein Arcanum!), behandelt der Haupttext der Saccharologia in zwei Teilen den Zucker, seine Eigenschaften, Unterschiede, Herstellung und Raffinerie, seinen Nutzen und Schaden (u. a. Zahnfäule) und seine Anwendung in der Pharmazie, sodann die Analyse und Destillation des Zuckers, verschiedene Rezepturen für Getränke, heilsame Zubereitungen u. a. m. Inhaltsverzeichnis, Sachregister, Druckfehlerverzeichnis und ein Kolophon beschließen den Band. — Obwohl Sala die FG in seiner Dedikation nicht erwähnt, stellt diese als eine Physikotheologie der „Vegetabilien“ eine weitere, theologisch überhöhte Variation der in der FG gebräuchlichen Feier der Schönheit und Nützlichkeit der Pflanzenwelt dar, aus welcher sich das Symbolreservoir der fruchtbringerischen Impresen ganz wesentlich speiste.
1
Trotz angestrengter Recherchen und Beiziehung neulateinischen Fach- und Sachverstandes ist es uns nicht gelungen, den zitierten „Christlichen Teutschen Poeten“ zu identifizieren und sein latein. Gedicht in Primär- oder Sekundärquellen zu ermitteln.


K III
1
Auch die Scheidekunst und die Heilkunde wurden zuweilen Hermes/ Mercurius zugeschrieben. Hederich, 1597. Vielleicht ist hier aber auch nur an die Herleitung von Mercurius/ Quecksilber zu denken.
2
D. h.: das wird vor Feuer und Wasser Bestand haben, Feuer und Wasser überdauern.
3
Der Kolben, die Kolbe, m. und f., mhd. kolbe, eigentlich Stange mit dickem Ende, Keule; gemeint hier sicher der (Destillier-)Kolben. Bei Stieler, 909, nur als Femininum, in diesem Genus im Md. noch im 18. und 19. Jh. vorherrschend. DW V, 1602ff.; Paul Wb., 549 u. Steinbach I, 893.
4
Phoebus Apollo galt u. a. auch als Erfinder der Heilkunst. Hederich, 328 u. 333.

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