K Zur Datierung des Briefs: Am Dienstag, den 10. 10. 1637
erhielt F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) die
Nachricht vom Tod des anhalt-köthnischen Hofmeisters Friedrich v. Schilling (FG
21. Der Langsame).
Christian:
Tageb. XIV, Bl. 497v: „Des herrnvetters Fürst Ludwigs Raht vndt
hofmeister, Friederich Schilling, ein getreẅer diener seines herren, ist in
neẅligkeitt todes verblichen.“ Etwa zwei Wochen später, am 26. 10. 1637,
erreichte ihn ein (anscheinend nicht erhaltenes) Schreiben F. Ludwigs (Der
Nährende), dem das Sonett auf den Verstorbenen beigelegt war, welches F.
Christian umgehend in sein Tagebuch eintrug (s. Beil. I Q): „Schreiben von
Cöhten, mitt verßen, vndt auf hofm
r. Schillings Tödtlichen abgang nachfolgendes
Klinggetichte.“ Da der vorliegende Brief im „Weinmonat“ geschrieben worden ist,
kommen nur die Tage zwischen dem 26. und dem 31. 10. 1637 in Frage. In
Christian: Tageb. XIV, Bl. 504r ff. wird keine
Briefsendung aus dieser Zeit an F. Ludwig vermerkt (am 30. 10. wird lediglich
der Eingang von Post aus Köthen notiert, a. a. O., Bl. 505v); wir datieren in
der Annahme, daß Christian das Schreiben seines Onkels wie gewöhnlich zügig
beantwortet haben wird, sein vorliegendes Schreiben auf den 27. 10. 1637.
Dem Brief liegen heute keine Verse oder sonstigen
Zugaben mehr bei. Zu denken ist aber an das im folgenden erwähnte
Cupido-Gedicht (s. Anm. 2) F. Ludwigs, das wahrscheinlich frisch von der
Köthener Presse des Fürsten gekommen war (s. 371110). F. Christian sollte es an
eine nichtgenannte Person ,übermachen‘, vielleicht an das unten genannte neue
Mitglied Geuder (s. Anm. 8), dem er auch ein Sonett (s. Anm. 7) und später —
nach dem Empfang von Ludwigs Sendung vom 12. 11. 1637 — noch andere Bücher der
FG übermittelte (vgl. 371106, 371112 u. I, 371116 u. 371221A).
Fürst Ludwigs „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“,
ein Lehrgedicht in Alexandrinern, das in vier Handschriften und einem Druck
überliefert ist. Drei der Handschriften befinden sich im Köthener Erzschrein
(HM Köthen: V S 544): (1.) Bl. 46rv (nur die Verse 1–40; Schreiberh. mit
Korrekturen F. Ludwigs); (2.) Bl. 523r–527v (Schreiberh. mit Korrekturen F.
Ludwigs), (3.) Bl. 43r–45v (eigenh. Konzept F. Ludwigs mit eigenen
Verbesserungen. Der vierte handschriftliche Textzeuge in LHA Sa.-Anh./ Dessau:
Abt. Kö. A 9a Nr. 167, Bl. 122r–127v, 127v leer (Reinschrift von Schreiberh.).
Die Hss. repräsentieren den Textzustand des Jahres 1637. Hinzu kommen zwei hsl.
Listen mit Verbesserungen von Diederich v. dem Werder (FG 31), HM Köthen: V S
544, Bl. 490rv (v leer) u. 491rv. Im Druck erschien das Gedicht in 224
Alexandrinern 1643 als „Kurtze Beschreibung | Des erdichteten Cupidinis, oder
Gottes der liebe“ in F. Ludwigs Übertragung: FRANCISCI PETRARCHÆ, | Des
vornemen alten Florentinischen | Poe-
ten/ | Sechs Triumphi oder |
Siegesprachten/ | I. Der Liebe/ II. Der Keüschheit/ III. Des Todes/ IV. Des
Gerüchtes/ V. Der Zeit/ und VI. Der Ewigkeit/ | Aus den Jtalianischen
Eilfsylbigen | Jn | Deütsche zwölf und dreytzehensylbige Reime der Hel- | den
art vor iahren übergesetzet: | Samt der erzelung seiner Krönung zum Poeten/ |
seines lebens/ und sonderbaren erklerungen vieler | Nahmen und Geschichte: |
Mit angehefteter eigentlicher Reimweise gefertigter kurtzer | Beschreibung des
erdichteten Gottes der Liebe Cupidinis/ | und einem nützlichen verzeichnüs der
vornemesten sachen in | diesem Wercklein begrieffen. | Von neüem übersehen/ mit
beliebung und gutheissen der Frucht- | bringenden Geselschaft/ ietzo erst an
den tag gegeben | und gedruckt | Zu Cöthen im Fürstenthume Anhalt/ | [Linie] |
Jm Jahre 1643, 165–170. HAB: 23. 3 Eth. (4); QuN 268 (2). Mit einer Vorrede F.
Ludwigs, Einleitungstexten, Kommentar, Gedichten auf Petrarca, einer
übersetzten, von Sennuccio del Bene verfaßten Vita Petrarcas, der
Cupido-Dichtung F. Ludwigs, Gesamtregister und
Druckfehlerverzeichnis. Vgl. dazu
Conermann: Ludwig und
Christian II. von Anhalt, 469ff.; vgl. 371028A, 371031, 371108, 371110
u. 371226 K 4. Von der
Cupido-Dichtung scheint es einen
früheren Einzeldruck gegeben zu haben, denn in 371110 bestätigt Werder den
Empfang des „gedruckten Liebesgötzen“. Von diesem Einzeldruck des Werkes, sechs
Jahre vor dem Druck der Cupido-Dichtung in F. Ludwigs Bearbeitung der
Triumphi oder Siegesprachten des Francesco Petrarca
erschienen, hat sich offenbar kein Exemplar erhalten. Indessen scheinen auch
Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen und Knyphausen (FG 238; vgl. 371112A, 371117,
380125A u. 380210), Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310; vgl. 371123), Dietlof v.
Tiesenhausen (FG 208; vgl. 380207), Martin Opitz (FG 200; vgl. 380402 u.
380720) und Herr Hans Georg v. Wartenberg (FG 143; vgl. 381007) den Einzeldruck
bekommen zu haben. — Wäre das Cupido-Gedicht F. Ludwigs die Übersetzung einer
fremdsprachigen Vorlage, so hätte Ludwig wohl das zugrundeliegende Original
bzw. seinen Verfasser kenntlich gemacht. Die Dichtung dürfte daher entweder
eine eigene Schöpfung Ludwigs oder eine freie stoffliche Bearbeitung einer
möglichen Vorlage (oder mehrerer) aus dem großen Strom der humanistischen
Renaissance-Mythographie darstellen. Schon der Vergleich mit Natale Contis (ca.
1520–1582) enzyklopädischem Handbuch zur antiken Mythologie, seinen 10 Büchern
der
Mythologiae (erstmals 1568 in Venedig erschienen),
zeigt, daß F. Ludwig nahezu alles dort über den Liebesgott aus verschiedenen
Überlieferungssträngen Zusammengetragene herangezogen, verarbeitet und z. T. im
Wortlaut zitiert hat, so daß bereits dieses Werk eine Anregung und Quelle der
Cupido-Dichtung F. Ludwigs gewesen sein kann. Nach Ausweis seines
Nachlaß-Verzeichnisses (s.
IP, Bl. 306v) besaß er ein
Exemplar der folgenden Ausgabe: NATALIS COMITIS MYTHOLOGIÆ, SIVE EXPLICATIONIS
FABVLARVM, Libri decem ... Nuper ab ipso autore recogniti & locupletati.
EIVSDEM LIBRI IIII DE VENATIONE. Cum Indice triplici ... ADDITA MYTHOLOGIA
MVSARVM, A GEOFREDO LINOCERIO VNO LIBELLO comprehensa, & nunc recens à F.
S. multis & fœdis mendis expurgata. Francofurti Apud Andreæ Wecheli
heredes, Claudium Marnium & Ioan. Aubrium. M. D. XCVI. (HAB: Ho 52). Dem
Liebesgott ist hier das 14. Kapitel („De Cupidine“) im 4. Buch seiner
Mythologiae (S. 402–414) gewidmet. Da es nicht Aufgabe
der vorliegenden Briefedition sein kann, der Frage möglicher Abhängigkeiten der
Dichtung im Einzelnen nachzugehen (das wäre Gegenstand einer eigenen
arbeitsintensiven Spezialuntersuchung), und da zudem Ludwigs Cupido-Dichtung im
engen Kontext seiner Petrarca-Bearbeitung steht, wird eine textkritische
Edition der Dichtung im zweiten Band der Werke des Fürsten Ludwig (
DA Reihe II, Abt. A: Köthen, Bd. 2) erwogen. An dieser
Stelle zitieren wir nur die Schlußverse der Dichtung, die in protestantischem
Geist eine signifikante Distanzierung von der antik-heidnischen Mythologie
vornehmen. In der Dichtung war zuvor die skeptisch-pessimistische
Repräsentation sinnlicher Liebe in der Cupido-Figur dem Blick auf den
himmlischen Eros gewichen. Doch genüge auch der Amore divino nicht, wie der
Schluß (Z. 193ff.) der Dichtung (in der Dessauer Hs.; s. o. Nr. 4)
lehrt:
[...]
Wiewohl nun vngeräumbt nit gar seindt die gedancken[,]
Doch großer mangel dran ist, wann man in den schrancke[n]
Wil bleiben Gottes Worts, das vns ein beßers lehrt
Vndt zu dem wahren Gott, als vnserm Schöpffer kehrt[.]
Der ist die rechte lieb in allen gantz volnkommen,
Vndt der von vnserm schutz hat niemals was genomen[,]
Das Jhme nutzen geb, er giebet ohn verdienst[,]
Er macht vndt mehret vns weit größer den gewinst[,]
Als wir mit vnserm Sinn nit können hier erreichen[,]
Weil mit der Herligkeit gar nichtes zuvergleichen,
Drumb aus genaden Er die Seinen setzen wil,
Vndt endlich bringen hin zu dem gewunschten Ziel,
Zu dem der vns geliebt last vnsre lieb einrichten,
Last fahren aber hin was vngeraumet Dichten,
Die aller eitelkeit der Welt ergeben sindt[,]
Bey denen keinen grundt man doch der warheit findt,
Vndt wann Euch kommet vor dergleichen schrift zulesen,
So möget Jhr daraus allein das beste lesen,
Gleich eine Biene thut, die aus der bittern gifftt,
Den süssen Honig zeucht, vndt drinnen vbertrifft,
Viel andre thierlein weit, dann werdet Jhr gelangen,
Auß denen banden, drin ist mancher Mensch gefangen,
Der fleischlich henget nach der schnöden liebes lust,
Vndt weltzt sich immerzu in aller sunden wust,
Nehmt Euch was höhers vor, das Jhr gen himmel steiget,
Vndt Eure Seel vndt Hertz dahin begierig neiget,
Daß einer feder gleich auff in die Höh es geht,
Da Euer Schöpffer Gott mit freuden es empfeht,
Durch seinem guten Geist zu Jhm hinauff getrieben,
Da was noch irdisch wer, hier nieden ist geblieben,
Der rechten liebe zwegk zu Gott wird dieser sein
Daß wir mit Jhme gehn zu seinen freuden ein.
Der christlich-theologischen Reserve gegen die (verderbliche) antik-heidnische Poesie
kommt F. Ludwig schon im Titel mit der Betonung der fiktionalen Götterfigur (erdichteter|
Cupido) entgegen. Das allegorische Verfahren gestattete es immerhin, jenem „ungeraumet
Dichten“ (Z. 206) seine gewissermaßen ästhetischen Rechte zu lassen und gleichwohl
die Vorherrschaft der christlichen Lehre zu wahren, ja sogar zu verteidigen. Seltsam
muß daher Johann Valentin Andreaes (FG 464. 1646) harte Kritik an der „weltlichnichtigen“
Poesie der Fruchtbringer vom 17.|9.|1646 erscheinen. S. Wilhelm Kühlmann:
Poeten und Puritaner. Christliche und pagane Poesie im deutschen Humanismus. Mit einem
Exkurs zur Prudentius-Rezeption in Deutschland. In: Humanismus und Theologie
in der frühen Neuzeit. Hg. Hanns Kerner. Nürnberg 1993 (Pirckheimer-Jahrbuch
1993), 149–180, hier 177, vgl. auch 152 ff.
S. Beil. IV. Vgl. auch die Empfangsbestätigung in 380122: „
Leonis Hæbræi stuck
de
Amore divino, daraus jungsten der Unveränderliche ein schönes spruchlein und gleichnus
eingeschicket“. Es handelt sich um eine latein. Übersetzung des zuerst italienisch veröffentlichten
Werks des Leone Ebreo [J(eh)uda ben Isaak Abrabanel]: DIALOGI
D’AMORE DI MAE- | STRO LEONE MEDI- | CO HEBREO. [
Kolophon:] Stampata
in Roma per Antonio Blado d’Assola | Del. M. D. XXXV. S.
Leone Ebreo: Dialoghi d’amore/
Gebhardt, 111 [Bibliographie, Nr. 1] und Reprint [ohne durchgehende Paginati-
on]. — Die drei Dialoge zwischen Philone und Sophia feiern im spekulativen Entwurf
nicht nur ein kosmologisch-metaphysisches Konzept von Liebe, die die gesamte Schöpfung
von der unbelebten Materie bis zu Gott als Kraft und Ziel verbindet, sondern berühren
auch viele andere philosophisch-theologische Gegenstände und Ideen, religiöse,
mystische, ästhetische, ethische, psychologische. In ihrer enzyklopädischen Versammlung
und Synthese von traditionell jüdischem und abendländischem Denken, jüdischarabischer
mittelalterlicher Philosophie und moderner humanistischer Universalgelehrsamkeit
sicherte sich das Werk enormen Einfluß auf die Zeitgenossen, auf Dichter wie
Tasso, Künstler wie Michelangelo, Philosophen wie Giordano Bruno und später Spinoza.
25 Ausgaben zwischen 1535 und 1607, davon 12 in italienischer Sprache und 13 in
verschiedenen Übersetzungen, bezeugen den Rang des Werkes, das freilich schon Anfang
des 17. Jahrhunderts in Spanien und Portugal auf den Index der verbotenen Bücher
gesetzt wurde. Vgl.
Köppen, 39. Die von F. Ludwig angeregte, aber verschollene oder
nicht verfaßte Übersetzung wäre die erste (und bis heute einzige) Verdeutschung gewesen.
Vgl. 380122 K 3 u. 380221. — Auf die benutzte lat. Übersetzung weist der
Catalogus
primus der Bibliothek F. Christians I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) nicht explizit hin.
Dort findet sich unter den „LIBRI SYSTEMATICI: Metaphysici, Physici, Medici, Chymici,
Mystici, Hieroglyphici, et Emblematici IN FOLIO“ als Nr. 11: „D. J. Pistor. Nidani
Recondita Theologiæ et Philosophiæ Tom. 1.“ Geht man dem Hinweis nach, erscheint
der in Beil. IV Q zitierte Titel: ARTIS CABALISTICÆ: HOC EST, RECONDITÆ
THEOLOGIÆ ET Philosophiæ, SCRIPTORVM: Tomus I. ... (
Basileæ: Sebastianus
Henricpetri 1587). Darin S.|331–608: LEONIS HEBRAEI DOCTISSIMI, ATQVE
SAPIENTISSIMI VIRI DE AMORE DIALOGI TRES, À
|
Ioanne Carolo Saraceno purissima, candidissimaq́; Latinitate donati. Vgl. Beil. IV Q u. K IV. In den Nachlaßverzeichnissen
und Bibliothekskatalogen F. Ludwigs und der Fürsten Christian I. (FG 26)
und Christian II. v. Anhalt-Bernburg weist lediglich der Bibliothekskatalog F. Christians
I. eigenständige Leone-Titel auf:
Catalogus primus verzeichnet unter den „Libri Systematici
in Octavo“ als Nr. 19: „
Leo Hebræus, Italice“ und unter den „Historici in Octavo“ als
Nr. 64: „
Dialoghi di amore, per Leone Medico“. Vgl.
Kat. Dessau BB, Nr. 11202: „Leone
Medico, Dialoghi di amore etc. Vinegia, 1545, in casa de figliouli di Aldo. 1 Bd.8°
Prgtbd.“ und Nr. 11203: „Leone, Dialoghi di amore etc., di nuovo corretti et ristampati.
Venetia 1586. 1 Bd.8° Prgtbd.“
[Antonio de Guevara:
Libro llamado relox de príncipes (1529 u. ö.), ital.
Übers. u. Bearb. v. Mambrino Roseo da Fabriano (d. i. Collenuccio Costo):
L’institutione del prencipe christiano (1543 u. ö.), dt.
übers. (v. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg) u. d. T.:] Die Vnterweisung |
Eines Christlichen Fürsten/ | Aus dem Spanischen ins Jtaliänische | erstlich
übergesetzt/ | Durch |
MAMBRINUM ROSEUM | von
Fabriano, | Vor Jahren
verdeutschet durch ein Mitglied | der Fruchtbringenden Geselschaft/ | Vnd
anetzo im Druck | gegeben. | [Vignette] | Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/ |
[Linie] | Jm Jahr 1639. HAB (3 Ex.): 218.4 Qu. (1), QuN 199 (2) u. Sf 310. 4°,
4 Bl., 333, (1) S., 19 Bl. (gleicher Druck in allen drei Exemplaren, vgl. etwa
nach S. 206 den Fehldruck der Seitenzahl: 107). — F. Ludwig hatte die
Übersetzung seines Bernburger Neffen kritisch durchgesehen und korrigiert und
mit einem Widmungs-Sonett bereichert (s. Anm. 5). Bereits kurz nach seiner
Aufnahme in die FG (am 25. 2. 1622) sehen wir Christian mit
Übersetzungsarbeiten am
Christlichen Fürsten
beschäftigt, zu denen ihn F. Ludwig angeregt hatte. S.
KT, 29 (FG-Aufnahme), 42, 43 u. 67, vgl. auch S. 33. Auch hatte
Christian seinen Kammerjunker und späteren Stall- und Hofmeister Hermann
Christian (v.) Stammer (FG 137; vgl. 360428 nebst Beilagen) zeitweilig zur
Arbeit an der Übersetzung angehalten, mit mäßigem Erfolg. 1629 lag die
Übersetzung zwar im Manuskript vor, die intensiven Korrekturdurchsichten durch
F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG 31) fanden jedoch erst 1639 mit dem
Köthener Druck (und seinem Druckfehlerverzeichnis) ihren Abschluß. Vgl. 231203
K 8, 280208 K 11, 280821, 290501, 290510 u. ö.; im vorliegenden
Band 371106,
371209 u. I u. II, 380110 K 9, 380120, 380122, 380126, 380128, 380220 K 3,
380321, 380502, 380522A, 380522B, 380602 u. I, 380606, 380608A, 380609.
IP, 329 u. 334r: „
Tractat
Christlicher Fürsten So ebenfalß Zwey hundert Sieben undt zwantzig
Exemplaria davon 26 wegkommen“; vgl.
Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 481ff.; ferner Norbert
Bayrle-Sick: Gerechtigkeit als Grundlage des Friedens. Analyse zentraler
politisch-moralischer Ideen in Antonio de Guevaras Fürstenspiegel. Nach der
Übersetzung des Aegidius Albertinus. In: Politische Tugendlehre und
Regierungskunst. Studien zum Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit. Hg. Hans-Otto
Mühleisen u. Theo Stammen. Tübingen 1990, 9–69 (ohne Hinweis auf die
Übersetzung F. Christians II.); Kathleen Bollard de Broce: Judging a Literary
Career: The Case of Antonio de Guevara (1480–1545). In: European Literary
Careers. The Author from Antiquity to the Renaissance. Ed. Patrick Cheney &
Frederick A. de Armas. Toronto u. a. 2002, 165–185, hier 168ff.; Gerhart
Hoffmeister: Spanien und Deutschland. Geschichte und Dokumentation der
literarischen Beziehungen. Berlin 1976, 40f. (kein Hinweis auf Christians
Übersetzung); Alberto Martino: Von den Wegen und Umwegen der Verbreitung
spanischer Literatur im dt. Sprachraum (1550–1750). In: Studien zur Literatur
des 17. Jahrhunderts. Gedenkschrift f. Gerhard Spellerberg (1937–1996). Hg.
Hans Feger. Amsterdam, Atlanta/GA 1997 (Chloe, 27), 285–344, hier 311;
Christoph E. Schweitzer: Antonio de Guevara in Deutschland. Eine kritische
Bibliographie. In: Romanistisches Jahrbuch 11 (1960), 328–375, hier 336f.; Adam
Schneider: Spaniens Anteil an der Deutschen Litteratur des 16. u. 17.
Jahrhunderts. Straßburg 1898 (kein Hinweis auf Christians Übersetzung).
Das Werk enthält keine eigene Vorrede des
Übersetzers oder der Fruchtbringenden Gesellschaft. Der verdeutschten Widmung
von Mambrino Roseo da Fabriano (Bl. )(ij r – )(iij v) folgen allerdings ein
„Klinggedicht über dem | Christlichen Fürsten“ [
Im
Druckfehler-Verzeichnis verbessert zu „Klinggedichte/ über den [...]“, Bl. Zzij
v] von F. Ludwig (Bl. [)(iv]r; s. 371209 I u. II) und ein Gedicht Diederichs
v. dem Werder: „An dem Leser/ | Wegen verdeütschung deß Christlichen |
Fürstens“ [
Im Druckfehler-Verzeichnis verbessert zu „An den
Leser [...]“, Bl. Zzij v] (Bl. [)(iv]v; s. 380602 I). Dem schließen sich die
35 Kapitel des Übersetzungwerks an. Den sorgfältig gedruckten Band beschließen
eine Inhaltsübersicht über die 35 Kapitel (S. [334] – Bl. [Tt iv]v), ein
„Verzeichnüs der vornemesten lehren/ Sprüche/ Exempel vnd Namen“ (Bl. Vu [i] r
– Zz [i] v) und eine umfangreiche Druckfehlerliste (Bl. Zzijr – [Aaa ij] r).
Dieser Liste vorangestellt ist eine Benachrichtigung „An den Leser wegen
nachgesetzeter druckfehler und verbesserungen“. Darin heißt es: „ES möchte bey
vielen der meiste theil dieser druckfehler für unnötig und überflüßig/ oder gar
zu scharff gehalten werden. Darbey aber zu mercken/ daß man darinnen der
angeborenen besten und ungezwungenen hoch Deutschen aussprache/ auch
richtigesten wortschreibung in ungebundener rede gefolget/ wie sie ihrer
rechten art/ sonderlich aber der Deutschen Sprachlehre/ (die in kurtzen/
geliebet es Gott/ an das Tageliecht kommen sol) am gemessesten ist. [...]“ (Bl.
Zzij r). Hier wird explizit auf
Gueintz: Sprachlehre
verwiesen (s. 381105), der auch die in den folgenden Erläuterungen gebrauchte
grammatische Terminologie entstammt („Nennwörter“ für Nomen usw.). F. Ludwig
hatte etwa Ende 1637 das Werk bei Christian Gueintz (FG 361. 1641) in Auftrag
gegeben (s. 371226A) und das Manuskript vor seinem Druck (1641 in Köthen) seit
dem November 1638 unter Gesellschaftsmitgliedern und anderen Gelehrten
kursieren lassen (s.
Conermann III, 415). Vgl. z. B.
381226A, 390114, 390514, 390807, 391119 u. 391216. Die Kustode in der
Vnterweisung, Bl. Zz [i]v: „An“ in allen drei
HAB-Exemplaren belegt, daß das Druckfehlerverzeichnis wohl am Ende des
laufenden Druckverfahrens mitgesetzt, nicht aber später nachgedruckt worden
ist. Wann genau das Manuskript der
Vnterweisung in den
Druck ging, ist nicht ermittelbar, auch deshalb, weil der Briefwechsel zwischen
F. Ludwig und F. Christian II. 1639 fast zum Erliegen kam und Nachrichten zur
Vnterweisung im Korrespondenzjahrgang 1639
weitgehend fehlen. In
390912 (
KE, 162) klingt an, daß
die Drucktypen für die
Vnterweisung zumindest
ausgewählt waren, wenn das Buch nicht sogar bereits gedruckt wurde.
Zusammenfassend zeigt all dies, daß die Diskussionen um
Gueintz: Sprachlehre 1639 so weit gediehen waren, daß ein darauf
basierendes Regelwerk für das Duckfehlerverzeichnis der
Vnterweisung angewendet werden konnte. Zu diesem in der oben zitierten
Benachrichtigung „An den Leser ...“ vorgestellten Regelwerk s.
DA Köthen I. 5. Vgl.
Conermann:
Ludwig und Christian II. von Anhalt, Anm. 16 mit
Hinweis auf LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. C 18 Nr. 55 „Die Deutsche Sprach
lehr zur Lehr art verfertiget.“ 99 Bl., ohne die Gelegenheitsgedichte und die
Widmung des Drucks. — Schon die italien. Übersetzung hatte Guevaras
ausuferndes, buntscheckiges Werk
Libro llamado relox de
príncipes von 1529 gekürzt und übersichtlich in 35 Kapiteln gegliedert.
Vgl. zur italien. Übersetzung auch 371106 K 4. Christian sollte das Werk dann
nochmals modifizieren, indem er es auf die „Idee des tugendhaften,
christlichen, gebildeten und deutschsprachigen zivilisierten Menschen“ im Sinne
der FG ausrichtete.
Conermann, a. a. O.,
483.
[Burggf. u. Herr Christoph zu Dohna (FG 20):] [Holzschnittrahmen] Kurtze
vnd einfältige | Betrachtungen vnd Auß- | legungen | Vber das Hohe | Lied
Salomonis. | [Ziervignette] | Getruckt zu Basel/ | Durch Johann Jacob Genath/ |
im Jahr Christi/ | 1635. 4°. ZB Zürich (2 Ex.): C 186 u. AB 6469. Vgl. 360630
nebst Beilagen u. Abb. des Titelblatts. Dieses Werk des in Orange am 1. 7. 1637
gestorbenen oranischen Statthalters hat F. Christian II. dann selbst in
Zusammenarbeit mit Franciscus Gericcius (vgl. 300509, 360630 K I 2; 370828 K 2)
erneut herausgegeben [s. 360630 K 4] und im folgenden Jahr veröffentlicht:
[Holzschnittrahmen] Kurtze vnd Einfältige | Betrachtungen vnd Auß- | legungen |
Vber das Hohe | Lied Salomonis. | [Vignette] | Gedruckt zu Zerbst/ | [Linie] |
Durch Andream Betzeln/ | Jm Jahr CHristi/ | 1638. HAB: 491.1 Theol.; StB
Braunschweig: C 434
3; UB Marburg: XIX e B 1518. Kl.-4°; Titelbl., Rücks. leer;
Bl. )( ij r – )( iij v „DEDICATIO.“ [Zeilentitel]; F. Christian II. v.
Anhalt-Bernburg durch Franciscus Gericcius, Rector der Lateinschule zu
Bernburgk, gewidmet. Bl. [)( iiij]r – [)( )( iiij]v Vorrede „An den gutherzigen
Leser.“; S. 1/ Bl. A r – 159/ [V iiij]r Text: Kurtze vnd Einfältige Betrachtung
vnd Anßlegung
[sic] vber das hohe Lied Salomonis.
Gespräch eines gläubigen Christen-menschen mit seiner Seele; S. [160] leer. Zu
F. Christians Würdigung Dohnas, dessen Werk und Tod s. 360630 u. Beil. I u.
III; vgl. ferner 380120, 380122, 380126, 380128 u. 380221.
Fürst Ludwigs Trauergedicht auf seinen Hofmeister Friedrich v. Schilling
(FG 21). S. Beilagen I u. II.
Hans
Philipp (v.) Geuder (FG 310), Mitglied der fränkischen Reichsritterschaft und
in Nürnberg wie ein Agent F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg wirkend. Er war
am 24. 12./ 3. 1. 1637 in Regensburg vom röm. König Ferdinand, dem späteren Ks.
Ferdinand III., zum Ritter geschlagen und am 25. 5. 1637 in die FG aufgenommen
worden. S. 370517 K 6.
Tobias Hübners (FG 25) Übertragung der beiden
Sepmaines des Guillaume de Saluste sieur du Bartas:
Wilhelms von Saluste/ Herren zu BARTAS ... Erste Woche/ Von Erschaffung der
Welt und aller Geschöpffe (Köthen 1631); Die Andere Woche Wilhelms von Saluste
Herrn zu Bartas (Köthen 1622). S. 380608A K 5.
Eine der zwischen den Anhaltinern anhängigen
Finanzangelegenheiten, wahrscheinlich eine Forderung Christians oder auch eine
Bitte um Kredit. Die in
KU IV veröffentlichten
Dokumente geben keinen Aufschluß über Art und Höhe der Forderungen F.
Christians an F. Ludwig oder den Köthener Landesteil. Vgl. aber
Christian: Tageb. XIV, Bl. 489v (24. 9. 1637): „P. L.
[Paulus Ludwig] von Cöthen wied
erkom
men, hatt nur hund
ert Thlr. auf die Meckelb.e
assignirte 500 Thlr. mittgebrachtt, vndt solche 100 Thlr. mitt großer mühe vom
B
ürgermeister Vlrich erhalten. F. L
udwig hat sonst befohlen, ohne vorbewust der Regierung
zu Cöthen, niemanden ichtwaß abfolgen zu laßen, von Stewern, noch
contributionen.“ Handelte es sich um den Köthener Anteil einer F. Chri-
stians
verwitweter Schwester, Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow, geb. Fn. v.
Anhalt-Bernburg (AL 1617. TG 17), zugesagten Unterstützung? Vielleicht sollte
eine den anhalt. Ständen auferlegte Steuer die geplante Aussteuer von Pzn.
Christina Margaretha, der zweiten Tochter Hzn. Eleonora Marias, bereichern,
welche damals schon den askanischen Hz. Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG
194) heiraten wollte (erst am 21. 2. 1640 in Güstrow); s. 370902. Zugleich
schwebte noch immer die Ballenstedtische Sache: Christians Gemahlin Eleonora
Sophia (TG 39) erhob anscheinend Ansprüche auf das Amt; es kam im Oktober zu
Verhandlungen mit F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) (vgl. etwa a. a. O., Bl.
501rf.).
K I Zur Trauerdichtung auf den verstorbenen Friedrich v. Schilling (FG 21) vgl. 371028 u. 371226A K 4.
1 Zwar, adv.
DW XVI, 949. Md. häufig zwarten, so auch bei dem hallischen Übersetzer Joachim Caesar in
Don Kichote de la Mantzscha, Das ist Juncker Harnisch auß Fleckenland (Franckfurt: Thomas Matthias Götze 1648) [Ndr. Hamburg 1928], 16. Vgl.
DW, ebd.; ,zwart’ und ,zwarten’ ablehnend
Stieler, 2656. Vgl. 180000 K 3, 300320 K 8, ferner 371112, 380000, 380128, 380202, 380321, 380411, 380509, 380608A, 380828 I, 381028 u. 381116A.
2 Schilling half die fruchtbringerische Korrespondenz F. Ludwigs zu führen und wurde, etwa von Johann v. Mario (FG 100;vgl. 300410, 300921 u. ö.) oder Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200; s. im vorliegenden Band 371030 u. ö.) als Sekretär in Sachen der FG anerkannt und gesucht. Zu seinen ausgedehnten Reisen, auf die das Gedicht am Ende zu sprechen
kommt, und seiner Fremdsprachenkenntnis vgl. Beilage III und
Conermann III, 23f.
K II Zwei Exemplare der Leichenpredigt auf Friedrich v. Schilling (FG 21) fanden sich
im Nachlaß F. Ludwigs.
IP, Bl. 399r: „h. Friedrich von Schillings Leichpredig
[sic], alle
beide ungebunden.“
K III Vgl. auch
Beckmann VII, 266, der sich auf die Angaben der Leichenpredigt stützt.
1 Achille de Harlay sieur de Sancy (1581–1646), Sohn
des Nicolas de Harlay sieur de Sancy (1546–1629), der bereits als Gesandter
Frankreichs in der Schweiz (1579–1582) und in Gesandtschaften nach der Schweiz,
Deutschland und England (1589ff.) sowie in kgl. Hofämtern bis hin zum
Oberhofmarschall unter Kg. Heinrich IV. hervorgetreten war. Die Harlays
stammten ursprünglich aus der Franche-Comté und hatten sich in verschiedene
Zweige geteilt, darunter den protestantischen de Sancy. Einst Sekretär des
Hugenottenführers Coligny, hatte Nicolas’ mehrfacher Religionswechsel die
Polemik des Théodore Agrippa d’Aubigné hervorgerufen. Harlays ausgleichende
Politik in Religionsfragen hatte jedoch François de la Noue zum Lobe veranlaßt,
und (der Genfer Prediger) Simon Goulart de Senlis hatte ihm seine
Seneca-Übertragungen gewidmet (Schrenck, s. u., 125f.). Auch seine kostbaren
Diamanten hatten ihn durch ganz Europa berühmt werden lassen, darunter der
größte von 55 Karat, der nach wechselvollem Schicksal den Namen „Sancy“ trägt.
Nicolas de Harlay soll ihn um 1570 in Konstantinopel erworben, jedoch aufgrund
hoher Schulden und nach Verlust seiner königlichen Ämter um 1600 wieder zu Geld
gemacht haben. Vgl.
ABF I 503/ 214ff.;
DBF XVII, 667f.; J. C. F. Hoefer: Nouvelle Biographie Générale. 46
Bde., Bd. 43 (Paris 1864), 269f.; Otto Mittler: Die militärisch-diplomatischen
Sendungen des Seigneur von Sancy nach der Schweiz und nach Deutschland in den
Jahren 1589–1591. Zürich 1919 (Schweizer Studien zur Geschichtswissenschaft,
XI), 13, 21; Gilbert Schrenck: Nicolas de Harlay, sieur de Sancy (1546–1629):
l’antagoniste d’Agrippa d’Aubigné. Étude biographique et con-
texte pamphlétaire.
Paris 2000, 203ff. (dazu die Rezension von Gilles Banderier in Bibliothèque
d’Humanisme et Renaissance 63 [2001], 675–678). Nicolas’ Sohn Achille schlug
nach seinem Studium der Philosophie, Jurisprudenz und Theologie 1601 zunächst
eine militärische Laufbahn ein, diente 1611–1618 (oder 1620) als Botschafter
Frankreichs an der Hohen Pforte bzw. allgemein als „ambassadeur au Levant sous
Louis XIII“ (Schrenck [s. o.], 41 Anm. 3). Von 1619 bis 1640 übte, von einer
Unterbrechung (1632/33) abgesehen, sein Bruder Philippe de Harlay comte de
Césy, dieses Amt in Konstantinopel aus (Spuler III, 355f.; Tongas, 12ff.),
während Achille weitere Gesandtschaften übernahm. 1631 wurde er Bischof von
Saint-Malo, 1635 Vorsitzender der bretonischen Ständevertretung. Er war ein
Sammler orientalischer Manuskripte, die sich heute im Besitz der BN Paris
befinden. Abraham de Wicquefort würdigte ihn sehr ehrenvoll: „Le caractere
d’Achille de Harlay, Baron de Sancy [...] se trouve dans les relations de
Pietro della Valle, qui en parle en ces termes: „C’estoit un Seigneur d’environ
trente ans, c’est à dire fort jeune, & qui en cet âge avoit achevé les
Cours de Philosophie, de Theologie & de Droit, comme ayant esté destiné à
la robe: mais s’estant fait d’espée, il estoit appliqué aux Mathematiques, où
il avoit fait des progrés qui lui avoient donné une tres-grande reputation,
comme il estoit en effet un des premiers hommes de cette profession.“ Die
Schilderung fährt fort mit Harlays profunden Kenntnissen in Pharmazie, Chemie
und in Fremdsprachen: Italienisch, Spanisch, Deutsch, Alt- und Neugriechisch,
Latein, auch Hebräisch, das er in Konstantinopel, wenngleich mit Mühe, erlernt
habe. Hervorragende Kenntnisse in der Geschichte aller Zeiten und Völker hätten
ihn zu einem perfekten Fürsten- und Staatsdiener, Beamten und Botschafter
gemacht. Abraham de Wicquefort: L’AMBASSADEUR ET SES FONCTIONS ... DERNIERE
EDITION, Augmentée des REFLEXIONS sur les MEMOIRES pour les
Ambassadeurs, de la
Reponse à l’Auteur. ET DU DISCOURS HISTORIQUE de L’ELECTION de l’EMPEREUR,
& des
Electeurs par le meme auteur. (2 Tle.) (Köln 1690 und 1698), I, 87f.;
vgl. 227 (HAB: O 179. 4° Helmst.). Leider scheint es ein Itinerarium von
Schillings Orient-Reise nicht zu geben, so daß die zeitlich ungenauen Angaben
der Leichenpredigt die einzige Quelle darstellen. Die dort genannte Reise
Schillings nach Konstantinopel muß nach 1609 stattgefunden haben, da er sich
noch am 18. 12. dieses Jahres in Lyon immatrikulierte und erst danach die
Türkei, Palästina und Ägypten bereiste, wie der LP zu entnehmen ist. Das
nächste gesicherte Datum Ostern 1617 liefert Schillings Anstellung durch F.
Ludwig als Hofmeister (s. Anm. 3). Vgl.
Conermann III,
23ff. Vor diesem Hintergrund ist es gut möglich, daß er jenem Troß angehörte,
der im September 1611 mit Achille de Harlay als künftigem französ. Botschafter
und 16 Personen in Konstantinopel eintraf und ehrenvoll vom Sultan (s. Anm. 2)
empfangen wurde. In der Relation des venezian. Gesandten Simon Contarini von
1612 heißt es nur kurz zu Harlay: „Monsignor di Sansi nuovo ambasciatore di Sua
Maestà Cristianissima, poco in prima del mio partire, mi disse però che egli
intorno a quel negozio non voleva stare a quanto il signore di Salagnac avea
aggiustato con l’ambasciatore anglo; ond’io mi credo per questo, e per altri
principii di nuove scontentezze, delle quali avvisai pure questo
Eccellentissimo Senato, torneranno in sui primi e maggiori disgusti ben presto.
Io ho poco trattato questo signore, tuttavia da qualche ragionamento, che ho
passato seco, m’è paruto cavaliere moltopronto di buon ingegno, e ben
intenzionato verso il servizio della Serenità Vostra: quello che non mi accorsi
mai fosse il precessor suo; con il qual signore di Sansi trovandomi io innanzi
il mio partire dalla Porta, con grande affetto mi disse: che oltre i primi
ordini avuti da Sua Maestà Cristianissima in Francia, mentre doveva
incamminarsi per Costantinopoli, altri caldissimi ne gli erano giunti perchè
egli avesse con singolar amore ed attenzione a proteggere sempre gli interessi
di Vostra Serenità; e mi promise appunto l’avrebbe fatto di quel modo gli era
commesso.“ Simon Contarini: Relazione l’anno 1612. In: Relazioni di
Ambasciatori Veneti al Senato. Tratte dalle migliori edizioni disponibili e
ordinate cronologicamente. A cura di Luigi Firpo. Vol. XIII: Constantinopoli
(1590–1793). Torino
1984, 473–602, hier 558, vgl. auch 562 u. 571f. Vgl.
ABF 503/ 208ff.;
DBF XVII,
662f.; J. C. F. Hoefer: Nouvelle Biographie Générale. 46 Bde., Bd. 43 (Paris
1864), 270f.; Bertold Spuler: Die europäische Diplomatie in Konstantinopel bis
zum Frieden von Belgrad (1739). Tl. 3: Listen der in Konstantinopel anwesenden
Gesandten bis in die Mitte des 18. Jdts. In: Jahrbücher f. Kultur u. Geschichte
der Slaven, N. F. Bd. XI (1935), 313–366, 354f. (Tl. 1, ebd., 53–115; Tl. 2,
ebd., 171–222); Gérard Tongas: Les relations de la France avec l’Empire ottoman
durant la première moitié du XVIIe siècle et l’Ambassade a Constantinople de
Philippe de Harlay, Comte de Césy (1619–1640). Toulouse 1942, 10–12 (zu Achille
de Harlay); Johann Wilhelm Zinkeisen: Geschichte des Osmanischen Reiches in
Europa. 4. Tl.: Zunehmender Verfall und neuer Aufschwung des Reiches bis zu dem
Frieden von Vasvar und dem Falle von Candia in den Jahren 1664 und 1669. Gotha
1856, 217; dass. 3. Tl.: Das innere Leben und angehender Verfall des Reiches
bis zum Jahre 1623. Gotha 1855, 652 Anm. 1 u. 653. Vgl. ferner Larousse Du XX
e
Siècle en six Volumes. Publié sous la direction de Paul Augé. Tome VI (Paris
1933), 172; Schrenck (s. o.), 206ff., zu Achille S. 41 Anm. 3. Übrigens war der
noch jugendliche F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) bereits im Sommer
1582 von seinem Vater F. Joachim Ernst einer ksl. Gesandtschaft nach
Konstantinopel beigegeben worden. Vgl. Frank Kreißler: Eine Kavalierstour an
das Goldene Horn. Bemerkungen zur Konstantinopelreise des Fürsten Christian I.
v. Anhalt-Bernburg (1582). In: MVAL 2 (1993), 80–94. Kreißlers Leipziger
Diplomarbeit von 1989 (Deutsche Reisende nach Konstantinopel zwischen 1396 und
1611. Vorarbeit für eine prosopographische Untersuchung von Reise- und
Erlebnisberichten deutscher Konstantinopelreisender), konnten wir leider nicht
einsehen. In den späten 20er und frühen 30er Jahren zog der Patriarch Kyrillos
I. Lukaris v. Konstantinopel aufgrund seiner
Confessio
das Interesse ganz Europas und vor allem der Reformierten auf sich. Mancher
Gesandte und Reisende im bzw. nach dem Orient suchte die sich bietenden Chancen
im Auftrag eines antirömischen Religionsbündnisses mit der Ostkirche. Vgl.
291028 u. 300725.
2 Sultan
Achmed I. (1590–1617), regierte das Osmanische Reich seit 1603.
3 Kairo, arab. Masr al Kahira, frz. Le Caire, span.
El Cairo, lat. Cairus oder Alcairus. „Alkair oder Kairo ist die Hauptstadt
[...] des gantzen Egiptens“ (Olfert Dapper: Umbständliche und Eigentliche
Beschreibung von AFRICA, Und denen darzu gehörigen Königreichen und
Landschaften/ als Egypten/ Barbarien/ Libyen/ Biledulgerid/ dem Lande der
Negros ... (Amsterdam 1670; HAB: Cd 17 4°), 76 (auch Ndr. Stuttgart 1964). Vgl.
ferner: Türkischer Landstürtzer/ oder Neue Beschreibung Der fürnehmsten/
Türkischen Städte/ und Vestungen/ durch Ungarn/ Thracien/ und Egypten: Darinnen
nicht allein Gran/ Ofen/ Griechisch-Weissenburg/ Sophia/ Philippolis/
Adrianopel/ Constantinopel/ Galata/ Alexandrien/ Alkair/ samt andern
ausführlich beschrieben: Sondern auch allerley berühmte Flüsse/ Brucken/
Seehäfen ... bemerket werden. Wie solches alles Christian von Wallsdorff/ Als
welcher im Jahr 1660 in der Ragotzischen Schlacht bey Clausenburg gefangen/ in
die Türkey verkaufft/ und bald wieder ausgelöset worden/ auf seiner
dreyjährigen Reise erfahren/ und ... verzeichnet. O. O. 1664, S. 23 (HAB: Gv
954; 150. 17 Hist. [5]): „Alkair“, die „Weltberühmte Hauptstadt in Egypten“ und
„allergröste und fürnehmste Handelstadt in gantz Türkey“. Vgl. auch Hieronymus
Dicelius: Geographisches DICTIONARIVM, Darinnen Die Königreiche/ Landschafften/
Städte/ Flüsse/ und mehr andere merckwürdige Sachen der Welt enthalten ... in
Französischer Sprach zu Brüssel 1694. bey Frantz Foppens gedruckt ... Anjetzo
... ins Hoch=Teutsche übersetzet ... (Cölln 1696), 201 (HAB: Ca 83); Carolus
Stephanus [d. i. Charles Estienne]: DICTIONARIVM HISTORICVM, GEOGRAPHICVM,
POETICVM. (Genf 1638; HAB: 2. 8 Geogr.), 522.
4 F. Ludwig d. J. v. Anhalt-Köthen (1607–1624.
FG 6), Sohn aus F. Ludwigs erster Ehe mit Fn. Amoena Amalia, geb. Gfn. v.
Bentheim (1586–1625. AL 1618. PA. TG 2).
K IV Vgl. K 3. Die von F. Christian wortgetreu zitierte
Passage aus dem Munde Philones behandelt die künstlerische und poetische
Gestaltung Cupidos und die Ähnlichkeit der Wunden, welche von der Liebe und von
Pfeilen beigebracht werden.