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371106 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig


Beantwortet durch 371112. — F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) dankt F. Ludwig (Der Nährende/ Le Nourissant) für die übersandten Verbesserungen seiner deutschen Übersetzung des Christlichen Fürsten. Er hofft, daß die noch ausstehenden Verbesserungen weiterer Teile des Übersetzungswerks nachfolgen werden. Die Druckgestaltung könne dann ausgewählt werden. Die überschickte Probe mit drei Schriften gefällt F. Christian, der zudem einen Druck im Oktavformat empfiehlt, weil die italienische Originalausgabe dieses Format ebenfalls aufweist und dadurch die Druckkosten gesenkt werden können. Doch sei dies ins Belieben F. Ludwigs und anderer FG-Mitglieder gestellt, einschließlich der Entscheidung darüber, ob der Übersetzung eine eigene Vorrede beigegeben werden solle. Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Ergänzende) will gern seinen Beitrag zur Förderung der Fruchtbringenden Gesellschaft leisten, bedarf aber der Anleitung. Auch sollten ihm der Kurtze Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben [erstmals 1622] wie auch andere Schriften aus der Gesellschaft zugeleitet werden.
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Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 112rv u. 115rv [A u. Empfangsvermerk: 115v][Handschrift: [112v]], 112v u. 115r leer; eigenh.; 3 Sig. Eingelegt Bl. 113r–114v (=371027 Beil. IV). — Veröffentlicht in KE, 72. Bibliographisch erfaßt in Bürger, S. 947 (o. Nr.).

Anschrift


A A Monseigneur, Monseig.r le Nourissant, chef de famille, des fructjferes, & leur fondateur. Cöhten.
Darunter Empfangsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 6. Novembr. 1637.

Text


Die vom Nehrenden, dem Vnverenderlichen vberfertigte angefangene verdeutzschung, des Christlichen Fürsten1 , wie Sie verbeßert worden, gefället vnß sehr wol. Möchten wüntzschen, daß das vbrige auch hernach kähme, vndt zu ende gebracht würde. Die artt des drückensa [sic], würde man alßdann außlesen2 können, inmaßen vnß dann, die dreyerley vberschickte gattungen3 nicht mißfallen. Vnsere meynung wehre, man sollte es in 8° auflegen laßen, dieweil es im welschen auch achtfach vberleget ist,4 möchte auch weniger vnkosten vervrsachen. Jedoch wirdt es so wol dem Nehrenden, alß andern Fruchtbringenden Ständen, zu mehrerem nachdencken, heimbgestellett, insonderheitt auch ob eine vorrede darzu sollte gemacht werden. Der ergentzende5 wirdt gerne alles thun, waß in seinem vermögen ist, die Löbliche Gesellschaft empor zu heben, wann er nur weiß waß ihm zu thun oblieget, vndt die geschichten, des Zwecks vndt vorhabens6 , wie auch anderer schönen Schrifften derselbigen ihme möchten zugefertiget werden. Geschehen zu Bernburg, den 6. WinterMonats, im Jahr: 1637.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
KE verbessert zu Druckens

Kommentar

K
1
[Antonio de Guevara: Libro llamado relox de príncipes (1529 u. ö.), ital. Übers. u. Bearb. v. Mambrino Roseo da Fabriano (d. i. Collenuccio Costo): L’institutione del prencipe christiano (1543 u. ö.), dt. übers. (von F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg) u. d. T.:] Die Vnterweisung Eines Christlichen Fürsten/ ... verdeutschet durch ein Mitglied der Fruchtbringenden Geselschaft (Cöthen 1639). — F. Ludwig hatte die Übersetzung seines Bernburger Neffen kritisch durchgesehen und korrigiert und mit einem Widmungssonett bereichert. S. 371027 K 4 u. 5.
2
Auswählen. Auslesen hier nicht im Sinne von zu Ende geführter Lektüre (legere, replicare), sondern von (das Gute) heraussuchen, gewinnen (wie bei der Honig-, Weinlese usw.) (colligere, eligere, emundare, depurgare); Stieler, 1164ff.; vgl. Paul Wb., 120.
3
Gattung, im allgemeinen Sinne als Art, Sorte, Spezies. S. Baufeld, 101; Götze, 96; Lexer: Taschenwb., 54; Paul Wb., 371; Stieler, 592. DW IV.1, 1511ff. kennt „Gattungen“ auch in der Bedeutung von Dingen verschiedener Größe sowie Gattung als Art und Weise, Manier, Mode (fnhd. Belege). Gemeint sind hier die im Druckgewerbe benutzten Schriftarten, obwohl „Gattung“ als Fachterminus der historischen Druckersprache nicht belegt ist. Uns ist nur ein indirekter Nachweis gelungen: Christian Gottlob Täubel: Orthotypographisches Handbuch; oder: Anleitung zur gründlichen Kenntniß derjenigen Theile der Buchdruckerkunst, welche allen Schriftstellern, Buchhändlern, besonders aber denen Correctoren unentbehrlich sind. Halle u. Leipzig 1785 (HAB: Bd 1344). Dort werden S. 245ff. die verschiedenen „teutschen, lateinischen und anderen Schriftgattungen“ vorgestellt. Sie begegnen hier und andernorts gewöhnlich als „Schriftsorten“ oder einfach „Schriften“. Das im Anhang gebrachte „Kurzgefaßte typographische Wörterbuch“ (S. 345–378) nennt weder das Stichwort „Gattung“ noch „Schriftgattung“. — Die
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vor 1632 in der fl. Köthener Offizin vorhandenen deutschen, lateinischen, griechischen, hebräischen und syrischen Schriftarten und -grade zeigt ein erhaltener Köthener Probedruck in LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Kö. C 18 Nr. 53, Bl. 85r. Abgebildet in Conermann: Fürstl. Offizin, 164, vgl. 161ff.
4
Überlegen i. S. von „falten, zwiefach legen“; s. DW XI.2, 385 (ohne fnhd. Belege). F. Christian II. meint die achtfache Bogenfaltung und Blattlage beim Oktavdruck. — Die italienische Übersetzung des spanischen Fürstenspiegels von Antonio de Guevara durch Mambrino Roseo da Fabriano (d. i. Collenuccio Costo) war erstmals 1543 erschienen: INSTITVTIONE DEL PRENCIPE CHRISTIANO, Di MAMBRINO ROSEO. In Roma nella Contrada del Pellegrino per Madonna Girolama Moglie che fu del q. Baldassare de Cartolari. M. D. XLIII nel mese di settembre. (Harvard University, Houghton Library). NUC, Bd. 222, S. 190 gibt zu dieser Ausg. kein Format, sondern nur die Größe an: 22 cm. Noch im selben Jahr erneut als INSTITVTIONE DEL PRENCIPE CHRISTIANO. TRADOTTO DI SPAGNVOLO in lingua Toscana per Mambrino Roseo da Fabriano. NVOVAMENTE STAMPATO, & con somma diligenza riconosciuto. IN VINEGIA M. D. XLIII. (Kolophon:) In Vinegia per Bartolomeo detto l’Imperadore, & Francesco Vinetiano suo genero. M. D. XLIII. 179 Bl. 8°. HAB: O 364. 8° Helmst. Mit gleichem Titel ebd. 1544 erneut erschienen, jedoch im Kolophon die Verlagsangabe : In Vinegia per Allouise de Tortis. M. D. XXXXIIII. 179 Bl. 8°. HAB: 131. 6 Pol. Weitere Ausgaben folgten, etwa : LA INSTITVTIONE DEL PRENCIPE CHRISTIANO, DI M. MAMBRINO ROSEO DA FABRIANO. CON L’AGGIVNTA DELLE APOSTILLE, & d’un trattato intorno all’ufficio del Consiglio & Consigliere, tratto per M. Lodouico Dolce dal libro Spagnuolo di Furio Ceriolo. CON DVE TAVOLE, L’VNA DE’ CAPITOLI, & l’altera delle cose piu degne di memoria. … IN VINEGIA APPRESSO GABRIEL GIOLITO DE’ FERRARI, M D LX. 16 Bl., 397, (1) S. 8°. HAB: O 365. 8° Helmst. (1); LA INSTITVTIONE DEL PRENCIPE CHRISTIANO. TRADOTTA DI SPAGNVOLO per Mambrino Roseo da Fabriano. NVOVAMENTE RISTAMPATA & da molti errori purgata. Con la Tauola dei Capitoli posta in fine. IN VINEGIA, APPRESSO DOMENICO DEI FARRI, M D LXII. 196 Bl. 8°. HAB: 140.1 Pol. (1). — Aufgrund der hier durchgängigen Oktavformate hilft auch die Formatangabe im vorliegenden Brief nicht, die italienische Ausgabe zu identifizieren, die Christian seiner Übersetzung zugrundelegte. Da die fl.-bernburgischen Bibliothekskataloge Catalogus primus und Catalogus secundus kein Exemplar der italienischen Übersetzung anführen, kann allenfalls vermutet werden, daß die im Besitz F. Ludwigs nachgewiesene Ausgabe von 1577 zur Grundlage gedient haben könnte: La institvtione del prencipe christiano. Tradotto di spagnvolo per Mambrino Roseo da Fabriano (Mantova: G. Rvffinello 1577), s. IP, 324r; vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 481f. Anm. 165. — Auf eine eigene Vorrede, wie im vorliegenden Brief und schon in 371027 von F. Christian zur Überlegung gestellt, wurde in der deutschen Übersetzung verzichtet.
5
Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Ergänzende), in die FG aufgenommen am 25. 5. 1637. S. 370517 K 6. Zu seinen Übersetzungsambitionen und -etüden vgl. 371123, 371208A, 371209, 371219, 371221A, 371223, 371224, 380108, 380110, 380120, 380312, 380331, 380410 u. 380609.
6
Die Gesellschaftsbücher der FG und weitere Fruchtbringer-Schriften, vorab Kurtzer Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben. Cöthen 1622 (GB 1622, s. DA Köthen II. 1, S. [7]–[10]), welcher fast allen später aufgelegten GBB vorangestellt wurde. Die Liste der von F. Ludwig tatsächlich an F. Christian für Geuder übersandten Bücher in 371112. Den Erhalt der Bücher dokumentierte Christian am 15. 11. 1637 (s. 371112 I). In dieser Sendung fehlte noch ein GB, das F. Ludwig mit 371120 dann nachsandte. In 371221A dankte Geuder für das eingetroffene Büchergeschenk.
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