Text

371112 Fürst Ludwig Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
[Inhaltsverzeichnis]
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371112

Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg


Antwort auf 371027 u. 371106, beantwortet durch 371116. — F. Ludwig (Der Nährende) schickt F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) eine Sendung von in Köthen gedruckten italienischen und deutschen Werken für das Neumitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Ergänzende). Allein Tobias Hübners (FG 25) Ausgaben und Versübertragungen der Schöpfungsdichtungen von Guillaume de Saluste sieur Du Bartas kann er nicht beilegen, da die Erste Woche (1631) nur noch bei dem Leipziger Verleger Götzen zu haben ist und die Andere Woche (Cöthen 1622) nicht unverbessert verteilt werden soll.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 33rv u. 146rv [A: 146v], 33v u. 146r leer (ältere Blattzählungen „32“, „33“, „34“ gestrichen); eigenh.; Sig.

Anschrift


A Dem Unverenderlichen Bernburg zuhanden

Text


Dem Unverenderlichen schickt hiermit der Nehrende fur den Ergentzenden1 etzliche fur diesem hier gedruckte bücher zu, als:
  Auff Jtalianischer sprache.
Capricci di Giusto Bottajo.2
La Circe del Bottajo3
Lo studio de gli affetti sani.4
  Auff Deutsch
Jost Böttichern.5
Die Circe Deutsch6
Schatzkämmerlein heilsamer Zuneigungen.7
  Und
Eine kleine schrifft an, von dem Leimenden und Grünen.8

Von der andern Woche des Bartas, seindt zwart9 verdeutschetea stücke dar, weill aber viell fehler darinnen, will man sie, weill sie verbessert,b nicht gerne mittheillen. Die erste woche ist durch verlag Matthiæ Götzen buchhändlers in leiptzig gedruckt, und weill keine stuck zuverlassen darvon hier, wirdt man sich deren aldar erholen müssen: Sie ist sonst fleissig gemacht, ubersehen, und woll zu lesen.10 Geben Cöthen 12. Wintermonats 1637.

  Des Unverenderlichen Dienstwilliger
  Nehrender.
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I

Tagebucheintrag Fürst Christians II. von Anhalt-Bernburg
vom 15. 11. 1637 (Auszug)

Beschreibung der Quelle


Q Christian: Tageb., Bd. 14, Bl. 517v; eigenh. [Handschrift: [517v]]

Text


☿ den 15 d. Novemb. 1637.

Schreiben von Wien, doppie con buona speranza, di T. B.1
Jtem:a vom Wogaw von Halle,2 Jtem: von Ch. Maler3
Jtem: Vom Geyder4 , Jtem: Vom Nehrenden, der schicktt mir zu, vor den Er-
gentzenden:
Glj capriccj di Giusto Bottajo,5
La Circe del Bottajo6 } Jtaliänisch.b
Lo studio deglj affettj sanj.7


   Jtem:
Jost Bötticher,8
die Circe deutzsch9
Schatzkämmerlein heilsahmer Zuneigungen10
   vndt
Eine kleine Schrift an, von dem Leimenden vndt Grünen.11
[...]

Textapparat und Kommentar



Textapparat
T
a
Am Rand ergänzt.
b
Lies: solange sie nicht verbessert sind/ solange sie noch verbessert werden (vgl. K 10).

T I
a
Folgt <daß>
b
Alle drei Titel durch eine geschweifte Klammer als in italien. Sprache gedruckt bezeichnet.

Kommentar

K
1
Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310). Wie Geuders Aufnahme in die FG am 25. 5. 1637 geht auch das Geschenk der diesem Brief beiliegenden Büchersendung auf eine Anregung F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) zurück. S. 371106, 371116, 371120 u. 371221A; vgl. zu Geuder 370517 K 6. Buchleihe und Bücherversand waren unter Gelehrten und gebildeten Fürsten und Adeligen eine Selbstverständlichkeit, sie gehörten auch zu den üblichen Gepflogenheiten in der FG und wären in einer Vereinigung, die sich selbst Akademie nannte, auch nicht anders zu erwarten. S. im Sachregister unter dem Stichwort „Bücherverkehr der FG“.
2
F. Ludwigs Ausgabe: I CAPRICCI | DEL | BOTTAIO | DI | GIOVAN BATISTA | GELLI | ACCADEMICO | FIRENTINO. | [Holzschnitt-Vignette] | M. DC. XIX. HAB: 30. Eth. (3). Vgl. DA Köthen II. 1, [115]ff. u. *9ff.; Conermann: Fürstl. Offizin, 127ff.
3
F. Ludwigs Ausgabe: LA CIRCE | DI | GIOVAN BATISTA | GELLI | ACADEMICO | FIRENTINO. | [Holzschn.-Vignette] | M. DC. XIX. HAB: 30. Eth. (1). Vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 393ff.; Conermann: Fürstl. Offizin , 127ff.
4
(Marie Le Gendre dame de Rivery: Le Cabinet des saines affections. [O. O.] 1593, ins Italienische übers. von F. Ludwig:) LO STUDIO | DEGLI | AFFETTI SANI | LIBRETTO | Composto da Monsur | DE RIVERI | in trenta discorsi, | E Tradotto dalla lingua | Franzese | in | Volgar
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Italiano. | [Holzschn.-Vignette] | Stampato in Cotogna. | M. DC. XXIII. SLB Dresden: Phil. B 1134. Vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 396; Conermann: Fürstl. Offizin, 124. Das Werk war schon früher von F. Ludwig an seinen Neffen gesandt worden; s. 230809 u. 230913, vgl. auch 231008 u. 231101.
5
JOHANNIS BA- | PTISTÆ GELLI | Vornehmen Florentinischen | Academici | Anmutige Gespräch | Capricci del Bottaio | genandt. | Darinnen von allerhand lustigen | vnd nützlichen Sachen gehandelt | wird. | Auß dem Jtaliänischen | ins | Teutsche gebracht. | Mit angehenckter kurtzer Erklärung | etlicher Stück: | vnd | darauff folgenden Register. | [Zierstück] | Zu Cöthen im Fürstenthumb | Anhalt. | [Linie] | Jm Jahr M. DC. XIX. HAB: 30 Eth. (4). Vgl. DA Köthen II. 1, [173]ff., *12ff. u. *28ff.; Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 393ff.; Conermann: Fürstl. Offizin, 127ff.
6
JOHANNIS BAPTISTÆ | GELLI, | Vornehmen Florentinischen | ACADEMICI | Anmütige Gespräch/ | LA CIRCE | genandt: | Darinnen von allerhandt lustigen vnd | nützlichen Sachen gehandelt | wird. | Aus dem Jtaliänischen | Jns | Teutsche gebracht. | Mit angehenckter Philosophischer | Erklärung | vnd | Darauff folgendem Register. | [Zierstück] | Zu Cöthen/ im Fürstenthumb Anhalt/ | Jm Jahr/ | [Linie] | M DC XX. HAB: 30. Eth. (2). Vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 394f.; Conermann: Fürstl. Offizin, 127ff.
7
([Marie Le Gendre dame] de Rivery: Le Cabinet des saines affections. [O. O.] 1593, ins Deutsche übers. von Hans Ernst v. Börstel [FG 41]:) Schatzkämmerlein | Heilsamer | Zuneigungen/ | Welches in dreissig Betrachtun- | gen begriffen/ | und mit etlichen hier- | zu gehörigen Reimen vermeh- | ret worden. | Durch | Herrn von Rivery | gestellet/ | Vnd an jetzo in Teutsche Sprach | übergesetzt. | [Holzschn.-Zierstück] | Cöthen im Fürstenthumb Anhalt/ | im Jahr M. DC. XXiij. HAB: 584 Qu. (2–3). Erneut und vermehrt 1641 in Köthen gedruckt (Anhaltische Landesbücherei Dessau). Vgl. Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 395ff.; Conermann: Fürstl. Offizin, 124. Das Werk war schon früher von F. Ludwig an seinen Neffen gesandt worden, s. 231101, vgl. 230809 u. 230913.
8
[F. Ludwig, Hg.:] Der Fruchtbringenden Gesellschafft | Abgegangenes Schreiben | An den | Leimenden [Jost Andreas v. Randow. FG 22] | Vnd dessen Antwort | An die gantze Gesellschafft. | auch | Des Grünen [Curt Dietrich aus dem Winckel. FG 35] darauff erfolgter | Send-brieff. | [Holzschn.-Vignette] | M. DC. XXIII. HAB: Lo Kapsel 9 (2). Vgl. 200125, 210401 u. 230430; ferner Conermann II, 82–88.
9
Zwar, adv. Vgl. 371027 K I 1.
10
Tobias Hübner (FG 25) hatte mehrere Werke des Guillaume de Saluste sieur Du Bartas herausgegeben, übersetzt und veröffentlicht. Vgl. hier und zum Folgenden 310000 und die dortige Quellen- und Textkritik sowie die Sachkommentare. Aus dem großen Schöpfungsepos der Sepmaines des Hugenotten waren dabei in einem teilweise recht verwirrenden Veröffentlichungsablauf seit 1619 zunächst einige Kapitel der übersetzten Seconde Sepmaine zum Druck gebracht worden (vgl. 310000 K 9). 1622 konnte Hübner dann die gesamte Andere Woche im Druck vorlegen. (Guillaume de Saluste sieur Du Bartas: La Seconde Sepmaine [erstmals 1584 mit den beiden ersten Tagen veröffentlicht], hg. u. übers. v. Tobias Hübner:) LA SECONDE | SEPMAINE | DE GUILLAUME DE SA- | luste Seigneur du | BARTAS. | Die Andere Woche | Wilhelms von Saluste Herrn zu | Bartas/ | Aus dem Frantzösischen gegen übergesatzten in Teut- | sche Reime/ mit ebenmässigen und gleichlautenden endungen/ auch | nicht mehr/ oder weniger Sylben/ gebracht/ und so viel jmmer müglich/ und | nach art Teutscher Sprach zuläßlich/ fast von wort zu worten | rein Teutsch gegeben: M DC | [Holzschn.-Vignette] | XXII. | Gedruckt zu Cöthen/ im Fürsten- | thumb Anhalt. HAB: 10 Poet. Fast 10 Jahre später erschien, sprachlich und metrisch auf dem neuesten, von der FG selbst und von Martin Opitz vorgegebenen Stand der deutschen Dichtkunst, Hübners Übersetzung der Ersten Woche. (Guillaume de Saluste sieur Du Bartas: La Sepmaine ou Création du Monde [erstmals Paris 1578, zahlreiche
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weitere Ausgaben], hg. u. übers. v. Tobias Hübner:) Wilhelms von Sa- | luste/ Herren zu | BARTAS | Des vornemsten sinn: und geistreichst: auch | unsträfflichsten Frantzösischen Poeten/ vor/ | zu und nach seiner zeit | Erste Woche/ | Von Erschaffung der Welt und aller/ | Geschöpffe. | Jn sieben Tage ausgetheilet/ | Vnd | Aus den Frantzösischen/ gegen über gesatzten Ver- | sen/ in teutsche gemessene Reime mit ebenmässigen/ und gleich ausgehen- | den endungen/ auch nicht minder oder mehr Sylben/ gebracht/ und so | viel immer müglich/ auch nach art und eigenschafft teutscher Sprache/ | und der materi beschaffenheit/ zuläßlich gewesen/ fast von wort zu | wort/ rein teutsch gegeben und übersetzet/ | Sampt einer Vorrede an die Hochlöbliche | Fruchtbringende Gesellschafft. | Allen denen/ die/ jhre/ von andern/ jhres beruffs/ | geschäfften/ noch übrige zeit/ lieber/ in der betrachtung/ der hohen | wunderthaten unsers grossen Gottes/ und seiner herrlichen Geschöpffe/ | als sonsten/ mit ichtwas anderes/ zubringen wollen/ sehr anmu- | tig und erbawlich/ der Frantzösischen/ und reinen teutschen | Sprache begierigen aber auch sehr nutzbarlich | zu lesen. | [Linie] | Gedruckt zu Cöthen bey Johann Röhnern/ | Jn vorlegung Matthiæ Götzen/ Buchhändler in Leipzig, | im Jahr Christi M. DC. XXXI. HAB: 295. 25 Quod. (1). Vgl. dazu auch 280106. Den mit der Ersten Woche erreichten übersetzungsphilologisch-poetischen Standard glaubten F. Ludwig und Tobias Hübner in der älteren Anderen Woche nicht erreicht. Hübner räumte dies in seiner „Vorrede An die hochlöbliche Fruchtbringende Gesellschafft“ in der Ersten Woche selbst ein (s. 310000 u. dort K 5) und stellte eine Überarbeitung der Anderen Woche in Aussicht. Vgl. 380608A. Die Vorbehalte gegenüber dem älteren Teil von Hübners Saluste-Übersetzung gingen so weit, daß F. Ludwig diesen nicht mehr aushändigte oder auslieferte, wie der vorliegende Brief zeigt. Die noch von Hübner verbesserte, nach seinem Tod 1636 (vgl. 360600 nebst Beilagen) von F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG 31) weiter revidierte, vermehrte und herausgegebene Gesamtausgabe beider Titel erschien u. d. T.: Die Erste und An- | dere Woche | Wilhelms von Saluste | Herren zu Bartas. | Darinnen enthalten/ sampt der Welt erschaffung/ die vor- | nehmesten Geschichte in der heiligen Schrifft | zu finden. | Von der Welt anfang an/ bis an die zerstörung Jerusa- | salems [sic]/ und die Babylonische Gefengnüs/ zu zeiten | des Jüdischen Königs Zedekiæ geschehen. | Vor Jahren | Aus dem Frantzösischen in wolgemessene deutsche Reime/ mit | ebenmessigen endungen/ auch nicht mehr oder weniger Silben/ | durch ein Mittglied der fruchtbringenden Gesellschafft | gebracht und ausgangen. | An ietzo aber | Eines theils durch den Ubersetzer selbsten bey seinem | leben/ als nach seinem tödlichen abgange durch andere | beyder Sprachen kündige/ übersehen/ verbessert | und mit den Jnhalten iedes Stückes/ auch | sonderbahren anmerckungen und erklä- | rungen auf dem Rande gezieret/ ver- | mehret und von Neuen an den | Tag gegeben. | [Zierleiste] | Gedruckt zu Cöthen Jm Fürstenthume Anhalt/ | [Linie] | Jm Jahre 1640. HAB: 49. 6 Poet. (1). Vgl. Conermann: Fürstl. Offizin, 133, 151; Merzbacher: Werder und Hübner, 496ff.


K I F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) war im Juni 1637 aus seiner Residenz aufgebrochen, um seine Frau und Kinder aus ihrem holsteinischen Exil in Plön abzuholen (vgl. 370517 K 2). Am 26. 7. war man von dort abgereist, um über Hamburg, Soltau, Braunschweig (vgl. 370729 K 4 u. 370828 K 1) und Quedlinburg nach Bernburg zurückzukehren, wo man am 12. 8. 1637 eintraf. Die nächsten Monate war Christian in Bernburg damit beschäftigt, unter den Pressuren des Krieges — ständige Durchzüge, Einquartierungen und Kontributionen —, einem wirtschaftlichen und sozialen Notstand, grassierenden Infektionskrankheiten, Viehsterben und drohenden Hungerrevolten sein Territorium durch die Wirren zu steuern. Vom 11. – 24. 11. 1637 hielt er sich mit seiner Frau Eleonora Sophia (TG 39) in der Nebenresidenz Ballenstedt auf, wo er auch den vorliegenden Tagebucheintrag niederschrieb. Vgl. Christian: Tageb. XIV, 466v ff.
1
Thomas Benckendorff, Sekretär und Amtmann F. Christians II. (s. Anm. 0). Vgl.
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370729 K 4. Er hatte Christian auf dessen Reisen nach Regensburg und Wien 1636/37 (vgl. 370517 K 4) begleitet und war von diesem häufig zu Dienstgeschäften, v. a. Schickungen zu ksl. Beamten und (kur)fl. Quartieren, herangezogen, auch nach Christians Abreise aus Wien am 22. 4. 1637 zur weiteren Betreibung der fl.-anhalt. Geschäfte in Wien zurückgelassen worden. Vgl. Christian: Tageb. XIV, 417v u. 431v. Am 17. 7. 1637 traf Benckendorff nach seiner Rückreise über Prag und Dresden in Hamburg, am 12. 8. gemeinsam mit der fl. Familie in Bernburg ein. Schon am 2. 9. 1637 brach er erneut zu einer Mission nach Wien auf. Böse Vorahnungen und Träume und geraume Zeit ausbleibende Nachrichten des Emissärs ließen Christian am guten Ausgang der Reise zweifeln (a. a. O., 475vf., 481v u. 500v). Erst am 23. 10. erreichten ihn Nachrichten, Benckendorff sei in Wien und geschäftig (503r); am 6. 11. 1637 traf die erste Nachricht Benckendorffs aus Wien ein; am 28. 11. 1637 fand er sich wieder in Bernburg ein (511r u. 526r). Vgl. auch 300509 K 3 u. 360630 III.
2
Maximilian Wogau (Wag[h]e, Wogaw, Wogo) (Frankfurt a. d. O. 1608 – Halle a. d. S. 1667), der erst vor einigen Wochen von seinen langen Studienreisen nach Halle zurückgekehrt war. Sohn des halleschen Stadtkämmerers Johann David Wogau; seit 1627 Studium der Rechte an der U. Wittenberg, 1632 Reise über Hamburg nach Holland, dort dreijähriger Studienaufenthalt überwiegend in Leiden und Heusden; im Juli 1635 Reise nach England (London und Oxford), nach zwei Monaten Rückkehr nach Frankreich, von dort im Januar 1637 erneut Reise nach Holland und Seeland (Middelburg), schließlich im Juli Rückkehr über Amsterdam und Hamburg nach Halle, wo er am 17. 8. 1637 eintraf. 1638 in erster Ehe mit Anna, geb. Untzer, 1655 in zweiter Ehe mit Margaretha, geb. Seiffart, vermählt. 1639 Berufung zum Verwalter des Pfannwerks „auf der Wage“ durch den Rat, nach und nach weitere öffentliche Ämter bis hin zum Ratskämmerer (1661). Vgl. die Personalia in: Letzter Lieb- und Ehren-Dienst/ welchen Dem Weiland WohlEhrenvesten ... Herrn Maximilian Wogauen/ E. E. Hochw. Raths wohlverdienten Cämmerern/ der Kirchen zu St. Ulrich Vorstehern und Pfännern allhier ... Nach dem Er ... den 18. Sept. J. J. 1667 in volckreicher begleitung Christl. Gebrauch nach zur Erden bestattet wurde ... geleistet/ M. Joh. Gottfr. Olearius, Prediger zur L. Fr. (Halle a. d. S. [1667]), Bl. X ij v ff. (LP Stolberg 23224). Der Predigt beigegeben eine Epicediensammlung, aufgesetzt von halleschen Geistlichen wie Gottfried und Johannes Andreas Olearius, Sixtus Bertram, Johann Andreas Untzer u. a.: Zur Seligen Ruh=Cammer begleiteten hiermit ... Herrn Maximilian Wogauen ... Welcher den 15. Sept. 1667 von dieser Welt selig verschieden/ Und den 18. dieses/ Christlich zur Erden bestattet worden: ... Etliche werthe Gönner und Freunde (Halle a. d. S. [1667]). Vgl. ferner Dreyhaupt II, 749; DBA I, 1386/ 394. Am 13. 8. 1637 hatte F. Christian neben anderen Gästen einen Herrn „wogo“ am Mittagstisch. (Wogau muß sich damals auf der Rückreise von Hamburg nach Halle in Bernburg aufgehalten haben). Christian: Tageb. XIV, 466v. Dann hören wir in Christians Journal am 2. 12. 1637, wieder aus Anlaß eines Besuches, von ihm: „Maximilian Wogau, der Saltzjuncker, ist von Halle herkommen, mit vorschlägen, daß die Knorren [s. u.], 1200 scheffel rogken, hällisch maß, zu verkauffen hetten, wollten an itzo 200 scheffel verlaßen, ieden zu 2 Thlr. J’ay fait traitter avec luy. Er sagt, wie die Stadt Halle wochentlich, 900 Thlr. dem Churfürsten [v. Sachsen] geben müßte, vndt 1 companie aufm Schloß darzu verpflegen. Sie hetten in einem Jahr nur 9 wochen gesotten, da sie sonst alle wochen Salz zu sieden pflegeten. Es würde gewaltig aufgeldt, auf das Salz geschlagen, de l’Electeur, daß es fast vnerschwinglich.“ (527v f.) Wogau begleitete am nächsten Tag, dem ersten Advent, F. Christian vormittags in die Kirche und leistete ihm mittags Gesellschaft (529v); tags darauf reiste „der gute wogo“ abends wieder ab (430v). Am 24. 12. 1637 vermerkte Christian den Erhalt eines Schreibens „vom Wogo“ (539v). Am 7. Mai 1638 erhielt Christian die Einladung zur Hochzeit: „Wogo m’a priè pr. de main aux nopces.“ ( 589v). Tatsächlich fand Wogaus Hochzeit mit Anna Untzer am 8. 5. 1638 statt (s. Personalia in der Leichenpredigt, a. a. O.). Am 7. 9. 1638
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hielt Christian in seinem Tagebuch unheilkündende „prodigia vndt böse omina“ in Halle fest, über die ihn Wogau unterrichtet hatte. Als Christian dann am 10. 10. 1638 eine erneute Reise an den Kaiserhof in Wien antrat, führte ihn die erste Etappe nach Halle a. d. S., wo er mit „Wogo“ zusammentraf und Nachrichten austauschte. Christian: Tageb. XV, 24r u. 40v. Zur oben genannten Familie Knorre, die in und um Halle begütert war und uns ebenfalls mit Pfännern und Bornmeistern (Verantwortlichen für die Solebrunnen) begegnet, vgl. Dreyhaupt II, 179, 454, 650ff. u. ö. sowie den Anhang B an Dreyhaupt II: Genealogische Tabellen oder Geschlechts-Register sowohl derer vornehmsten im Saal-Creyse ... angesessenen Adelichen Familien als auch der vornehmsten Adelichen, Patricien und Bürgerlichen Geschlechter zu Halle ... Herausgegeben von Johann Christoph Dreyhaupt. Halle 1750, 74. Vgl. schließlich auch Maximilian v. Wogaus zwei Briefe an F. Christian II., d. d. Halle, 20. 6. 1641, und Halle, 8. 8. 1640 (LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Bernburg A 10 Nr. 5a–1, Bl. 75r–76v u. 364r–365v).
3
Christoph Rieck(e), auch Christof von Padua (s. 371221) oder Christof Ma(h)ler genannt, in der Kunstgeschichte unbeachtet gebliebener Wappen- und Impresenmaler. Vgl. 271201, 280321, 280327, 291028 K 3 u. ö.; Conermann II, 115f. Die letzte persönliche Begegnung Christians mit „Christof Mahler“ lag ein halbes Jahr zurück. Bei einem Besuch in Köthen (bei dem am 25. 5. 1637 Hans Philipp [v.] Geuder [FG 310] in Abwesenheit in die FG aufgenommen wurde, vgl. 370517 K 6) kam es am 26. 5. 1637 zu einer Unterredung mit Rieck(e). Christian: Tageb. XIV, 430v.
4
Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310), in die FG am 25. 5. 1637 aufgenommen (s. K 1 u. Anm. 3), war zu dieser Zeit als Agent für F. Christian II. in Nürnberg tätig und versorgte ihn regelmäßig mit Nachrichten. Vgl. 370517 K 6; Christian: Tageb. XIV, 371v, 389r, 430v, 440r, 446v, 473r, 493r, 503r, 540v, 543r, 548r.
5
S. K 2.
6
S. K 3.
7
S. K 4.
8
S. K 5.
9
S. K 6.
10
S. K 7.
11
S. K 8. Der Bücherliste schließen sich allerhand politische Nachrichten an, über große Erfolge der Kaiserlichen in Pommern wider die Schweden, über die Eroberung von Hz. Bernhards v. Sachsen-Weimar (FG 30) Stützpunkt am Rhein durch Jan (Johann) v. Werth (vgl. dazu 370722 K 10; zu Werth s. 360703, 370421 K 5 u. 370422 K 1), über die Friedenspolitik der Osmanen gegenüber dem Kaiser u. a. m. A. a. O., 517v ff.

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