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371116 Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Fürst Ludwig


Antwort auf 371112, beantwortet durch 371120. — F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) bedankt sich bei F. Ludwig (Der Nährende) für die Bücher, die er Christian für das Neumitglied Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Er-
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gänzende) zugesandt hatte. Christian wird sie bei Gelegenheit an Geuder weiterleiten. In der Sendung fehle allerdings noch ein Gesellschaftsbuch, das Geuder über die Fruchtbringende Gesellschaft und ihre Anliegen und Ziele unterrichten könne. F. Ludwig werde sicher noch ein Exemplar verfügbar haben. Hinsichtlich der Du-Bartas-Übersetzung werde er sich an den Verlag (Matthias Götze) wenden.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 116v–117v[Handschrift: [116v]] [A u. Empfangsvermerk: 116v]; 117v leer; eigenh.; Sig.; Bl. 116r: 371120. — Veröffentlicht in KE, 72. Bibliographisch erfaßt in Bürger, S. 947 (o. Nr.).

Anschrift


A Dem Nehrenden, Cöthen etc. Zu handen.
Empfangsvermerk von F. Ludwigs H.:Præsent. ☾: 20 IXbr. 1637.

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Gegen dem Nehrenden, bedancktt sich der vnverenderliche freundtlich, vor vberschickte bücher, welche dem Ergentzenden1 , mitt gelegenheitt, zugefertiget werden sollen. Nur allein erinnert der vnverenderliche wolmeinend das man vorgedachtem neẅlich eingetrettenem Gesellschafter, wirdt müßen vom nahmen zweck vndt vorhaben, der Löbl. Fruchtbr. gesellschaft nohtwendige nachrichtung geben, vndt also rechten grundt bey ihm legen. Wirdt ohne zweifel noch vndter den Geschichten derselbigen zu befinden sein.2 So man in wiederantwortt dem Nehrenden nicht bergen können. Jedoch wirdt alles auf verbeßerung gestellett. Nach dem verdeutzschten Bartas wirdt man fragen laßen.3 Gegeben zu Ballenstedt oder Balckenstedt,4 am 16. tage des wintterMonats, im Jahr, 1637.
  Des Nehrenden, williger Diener,
  Der Vnverenderliche.

Textapparat und Kommentar

T
In KE gelegentliche Abweichungen in Orthographie und Zeichensetzung ohne Einfluß auf den mitgeteilten Inhalt.

Kommentar

K
1
Mit 371112 hatte F. Ludwig seinem Neffen F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) eine Büchersendung zugeschickt, um welche dieser für das von ihm neu geworbene FG-Mitglied Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310; aufgenommen am 25. 5. 1637) in 371106 gebeten hatte. Zu Geuder vgl. 370517 K 6.
2
Gemeint ist der Kurtze Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben (vgl. DA Köthen II. 1, [7]–[10], GB 1628, GB 1629 oder GB 1629/30, die damals diesen Bericht enthalten), von dem F. Christian II. noch Exemplare unter den Drucksachen der FG in Köthen vermutete. Keines dieser Werke war in F. Ludwigs Büchersendung 371112 enthalten. Vgl. 371106 u. 371112 I. Eine ältere Ausgabe des GB wird Christian für Geuder dann zusammen mit 371120 zugeschickt haben, verbunden mit der Bitte, ggf. selbst ein Exemplar des GB 1629/30 beim Köthener Buchbinder zu bestellen. Im übrigen meint „vndter den Geschichten“ hier so viel wie „unter den Akten“ (der FG). Vgl. 380108.
3
Tobias Hübners (FG 25) Übersetzung der Sepmaines des Hugenotten Guillaume de Saluste sieur Du Bartas war in zwei Teilen erschienen: Die Andere Woche kam bereits 1622 in Köthen heraus. Sie mochte F. Ludwig aufgrund der überholten Prosodie und Metrik nicht mehr aushändigen. Die Erste Woche hingegen war, in Köthen gedruckt 1631 im Verlag Matthias’ Götzes in Leipzig erschienen, in Ludwigs Augen offenbar noch
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gültig. S. 371112 K 10. F. Ludwig lag davon kein Exemplar mehr vor und so hatte er seinen Neffen in 371112 direkt an den Leipziger Verleger verwiesen.
4
„Und soll [Ballenstedt] erst Balckenstät geheissen haben/ weil es anfangs ein Blockhauß von Holtze und starcken Balcken gewesen/ und zu einer Retirade vor die streifende Partheien und Feinde sein erbauet worden/ auch daher die fünf Schwartze Balcken in güldenem Felde in dem Fürstl. Anhaltischen Wapen herrühren. Gestalt dann auch die Uhralte Anherren [lies: Ahnherren] des Fürstl. Hauses Anhalt hierselbst zum allerersten ihre Residence gehabt/ auch vor demselben ehe und bevor sie einigen andern Titel geführet haben/ benennet worden“. Beckmann III, 152; vgl. IV, 512. Das neunfeldige askanische Wappen, das die Fürsten von Anhalt seit etwa 1540 führten, zeigt im zweiten Feld das Wappen der Hft. Ballenstedt: fünf schwarze Balken auf goldenenem Grund. Vgl. GB Kö., Bl. A [i]v, B [i]v u. ö.; Michael Hecht: Landesherrschaft im Spiegel der Heraldik: Das große Wappen des Fürstentums Anhalt in der frühen Neuzeit. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Histor. Kommission f. Sachsen-Anhalt 22 (1999/ 2000), 267–288, 273ff. — In der historischen Überlieferung und Erklärung findet die Schreibung „Bal(c)kenstedt“ keine Grundlage. Der Ortsname könnte sich von idg. bal „Sumpf“ herleiten. Es gehörte dann zum „verklungenen Wasserwort bald“ und bezeichnet einen Wasser-, Moder- oder Sumpfort, so Hans Bahlow: Deutschlands geographische Namenwelt. Lexikon der Fluß- und Ortsnamen alteuropäischer Herkunft. Frankfurt a. M. 1965, 23f. Es mag sich bei Ballenstedt aber auch „um die Siedlung eines Baldo > Ballo“ gehandelt haben. Dieser Kurzname gehört zum Wortstamm germ. balda, ahd. asächs. bald „kühn, tapfer“. Ernst Eichler/ Hans Walther: Städtenamenbuch der DDR. Leipzig 1986, 46; desgleichen Dieter Berger: Duden. Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. Mannheim usw. 1993, 47; Hans Walther: Namenkundliche Beiträge zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts. Berlin 1971 (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, 29), 274. (Wir danken Inge Bily, Leipzig, für freundliche Hinweise.) — In der Nebenresidenz Ballenstedt hielten sich F. Christian und seine Frau Eleonora Sophia (TG 39) vom 11. – 24. 11. 1637 auf (vgl. 371112 K I 0), um angesichts des hohen Grades an Zerstörung, von dem Ballenstedt betroffen war, nach dem Rechten zu sehen. Schon im Februar und März 1636 war die Stadt am nordöstl. Harzrand mehrfach geplündert worden; im September 1636 herrschte dort „große verwüstung aller dinge, vndt confusion“, und auch im Jahr 1637 rissen die Klagen aus Ballenstedt über Kriegsdrangsale und Elend nicht ab. Zuletzt hatten sich im September brandenburg. und ksl. Truppen mit 11 Kompanien und 2 Regimentern in und um das Städtchen eingelagert, „wirdt also Ballenstedt sehr ruinirt“. Vgl. Christian: Tageb. XIV, Bl. 61r, 78r, 86v, 432r, 468r u. 482vff.; Zitate: 201r u. 485r. Christian notierte erschrocken am 28. 10. 1637: „Die armen leutte zu Ballenstedt eßen eicheln, vogelbeeren, vndt äpfel in mangel des brodts, vndt niedergefallenen viehes. Alle straffen concurriren.“ A. a. O., 505v. Am Tage der Ankunft in Ballenstedt, am 11. 11. 1637, schrieb Christian in sein Tagebuch, es sehe schrecklich aus in Ballenstedt, nach sechsmaliger Einquartierung/ Durchzügen: „Gott helfe den armen Leutten, welche vor hunger vergehen“ (515r); auch Schloß und Garten wurden verwüstet vorgefunden, „alles furore militum“ (516r).
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