Der Aufruhr hing mit der Weigerung Kg. Philipps IV. v. Spanien zusammen, die
verfassungsrechtliche Eigenständigkeit Portugals zu akzeptieren. Durch die
Bündelung aller finanziellen wie militärischen Kräfte des seit 1580 in
Personalunion vereinigten Königreichs auf Kosten der regionalen Autonomien wollte
er die Weltstellung seiner Monarchie behaupten. Bei dem im Brief genannten
Aufstand handelte es sich um die Revolte von Évora (nicht Lissabon), die im August
1637 ausbrach und erst am 5. März des folgenden Jahres von Olivares
niedergeschlagen werden konnte. Unmittelbar ausgelöst wurde sie von der
Entscheidung, eine neue Steuer ohne Einwilligung der portugiesischen Cortes
einzutreiben. In der Folge hatte sie auch Auswirkungen in anderen Orten. Das Land
wurde seit 1634 statthalterisch regiert von der Witwe des Franz IV. Gonzaga, Hz.
v. Mantua u. Montferrat (1586–1612), Margareta v. Savoyen (1589–1655), Tochter von
Hz. Carl Emanuel I. v. Savoyen (1562–1630) und Katharina, Infantin v. Spanien
(1567–1597). Über ihre Mutter war Margareta somit Enkelin Kg. Philipps II. und
damit Cousine Kg. Philipps IV. Ursprünglich von Olivares gefördert und als
Hoffnungsträgerin eingesetzt, um Portugal wieder näher an die spanische Krone zu
binden, mußte Olivares bald erkennen, daß seine Hoffnungen sich nicht erfüllten.
Eigentlicher Exekutor (der Steuereinführung) war dann auch Miguel Vasconcellos,
Anhänger Olivares’ und selbst gebürtiger Portugiese, der seine Landsleute
rücksichtslos ausbeutete. Olivares war sich darüber im Klaren, daß die Rebellion
dem Unabhängigkeitsstreben der Portugiesen entsprang und nicht etwa (allein) der
Armut geschuldet war: „No es por el huevo sino por el fuero“. Am Ende dieser
Entwicklung stand der Coup d’Etat vom 1. 12. 1640: Vasconcellos wurde ermordet,
das Schloß in Lissabon, wo die Vizekönigin/ Statthalterin residierte, im Sturm
genommen und die Vizekönigin als Repräsentantin Philipps IV. des Landes verwiesen.
Am 28. Januar 1641 schließlich wurde der Herzog v. Braganza zum Kg. Johann (João)
IV. v. Portugal ausgerufen. Zur Revolte von Évora vgl. besonders John H. Elliot:
The Count-Duke of Olivares. The Statesman in an Age of Decline. New Haven, London
1986, 526–530 u. Rafael Valladares: La Rebellión de Portugal. Guerra, conflicto y
poderes en la Monarquía Hispánica (1640–1680). Junta de Castilla y León.
Consejería de Educación y Cultura 1998, 25 (Estudios de Historia). Zu Hzn.
Margareta v. Mantua, auch im Zusammenhang mit den Befreiungsbestrebungen Portugals
vgl. Elliot, a. a. O., 526, 530f., 597 u. 615; Christian Wilhelm Ahlwardt u.
Johann Gottfried Lucas Hagemeister: Dom Joam von Braganza ein historisches
Gemählde. Nach René
Aubert de Vertot. 2. Ausg. Berlin 1802, 29–121 (betrifft fast
ausschließlich das Jahr 1640); The Cambridge Modern History. Hg. W. W. Ward, G. W.
Prothero u. Stanley Leathes. Cambridge 1906 (Neudruck 1969), IV, 650; Handbuch der
europäischen Geschichte. Hg. Theodor Schieder. Bd. 3 (Stuttgart 1971), 659f.; A.
H. de Oliveira Marques: Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs.
Aus dem Portugiesischen von Michael von Killisch-Horn. Stuttgart 2001, 232 u.
Fernand Salentiny: Aufstieg und Fall des portugiesischen Imperiums. Wien, Köln,
Graz 1977, 337. Das
Theatrum Europaeum, Tl. 3 (1644), 887, berichtete: „Jn
Portugal war wegen der newen Gelt-Contribution ein mächtige Auffruhr entstanden/
vnd etliche Spanische Ministri (!) darüber den Halß dargeben müssen/ die
Auffgestandene wolten sich nicht stillen lassen/ mit anbietung deß Perdons/ dann
sie auch nicht darfür wolten angesehen seyn/ als ob sie gesündiget hetten/ dieweil
sie anders nichts gethan/ als die vber jhren Privilegien gehalten.“ Vgl. auch
EST
II, T. 195 u. Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte. Bd. II.1. Frankfurt a. M. 1993, T. 405.
Trotz diverser Friedensbemühungen ging 1637 der Krieg mit aller Macht weiter.
Mit dem Jahr 1638 sollte sich allerdings eine Tendenzwende zugunsten der
antihabsburgischen Koalition abzeichnen. Die Erneuerung des
französisch-schwedischen Bündnisses im März 1638 machte ebenso den o. g. Vorstoß
des spanischen Königs zu einem Ausgleich des Kaisers mit Schweden wie die ksl.
Intention, Frankreich von Schweden zu trennen, zunichte. Erst 1641 leitete der
Hamburger Präliminarfrieden die großen europäischen Friedensverhandlungen von
Münster und Osnabrück ein. Vgl. 370729 K 11, 371014 K 7 u. 380210 K 10; ferner
auch Reinhard Weber: Würzburg und Bamberg im Dreißigjährigen Krieg. Die
Regierungszeit des Bischofs Franz v. Hatzfeld 1631–1642. Würzburg 1979, 340f.