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371117 Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Fürst Ludwig
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Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen an Fürst Ludwig


Antwort auf 371112A. — Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238. Der Verfolgende/ Le Poursuivant) bedankt sich für das Mitgliederverzeichnis der Fruchtbringenden Gesellschaft und versichert, daß er sich bemühen werde, die Mitgliedernamen dem Sprachgebrauch gemäß ins Französische zu übertragen. Auch werde F. Ludwigs Cupido-Dichtung an Ernst v. Wietersheim (FG 279) bzw. Claus (v.) Sehested (FG 284) (Le Singulier) weitergeleitet. — Das Brieflein für Christoph Deichmann (FG 288. Der Lautere/ Le Pur) wurde diesem ausgehändigt. Johann Stöcker (FG 133. Der Vortreffliche/ L’Excellent) ist inzwischen nach Bückeburg zurückgekehrt, so daß Innhausen ihn nun brieflich ansprechen werde. — Bei einem Aufstand in Lissabon sind der spanische Vizekönig und fast alle Offiziere getötet worden, und die Portugiesen haben zugleich jene Festungen eingenommen, die Kg. Philipp IV. bisher noch gehalten hatte. Es heißt deshalb und auch wegen der französischen Erfolge in Savoyen, daß der spanische König Ks. Ferdinand III. ausdrücklich bitten werde, mit den Schweden Frieden zu schließen. Innhausen befürchtet jedoch, daß dies eine vergebliche Bemühung bleiben werde, solange man nicht einen Generalfrieden aushandle.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 85r–86v [A u. Empfangsvermerk: 86v], 86r leer; eigenh.; Sig.

Anschrift


A A Son Altesse Mon Seigneur Louys Prince d’Anhalt, Comte d’Ascanie, Seignr de Zerbst et Bernburg etc. Cöthen.
Eingangsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 23. Novemb. 1637

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MonSieur
Je me recognois infiniment obligé à V. A. pour le Registre des Academiques1 dont elle m’a voulu faire participant, ne plaignant que mon incapacité si suyvant son desir ie ne pourray rendre naifuement en langue Françoise les noms contenus au Registre, cependant pour obeïr aux commandements de V. A. ie m’esvertueray pour en faire un essay.2 Je ne manqueray aussi d’envoyer la Poesie de Cupido3 au Singulier4 et le bilet pour le Pur5 luy a esté delivré, l’Eccellent6 est party d’icy pour retourner à Buckebourg, où il luy serà addressé avec le premier ordinaire. Pour nouvelles nous n’avons gueres de remarquable, si non que les Portugais ont faict une revolte à Lisbonne ayant massacré le Vice Roy et presque tout les Officiers que le Roy d’Espagne avoit en la dicte ville, s’estant quant et quant rendu maistre des fortresses que le Roy y tenoit.7 On croit que tant pour ce sujet comme pour les grand progres des François en Savoye, le Roy d’Espagne sollicite grandement l’Empereur pour procurer une paix avec les Suedois, mais ie crains que ce serà en vain, s’on ne traictea une paix generale8 laquelle le bon Dieu nous veuille octroyer, et priant iceluy de conserver V. A. et Madame la Princesse sa treschere ConSorte, enb tres longue et bienheureuse vie, ie m’eterniseray
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  De V. A. Le treshumble et tresobeissant serviteur,
  le poursuyvant etc.
  D’Hambourg ce 17. Nov. 1637.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Folgt durchstrichener unleserlicher Buchstabe.
b
Eingefügt für ein gestrichenes unleserliches Wort.

Kommentar

K
1
Liste der ersten 315 FG-Mitglieder und ihrer Gesellschaftsnamen, vgl. 371028 u. 371112A. Zur durchaus üblichen Bezeichnung der Gesellschaftsmitglieder als académiques und der Gesellschaft als académie vgl. 371112A K 1.
2
F. Ludwig hatte Inhausen in 371112A den Auftrag erteilt, die FG-Gesellschaftsnamen auf der ihm geschickten Mitgliederliste ins Französische zu übersetzen.
3
F. Ludwigs Dichtung „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten Cupidine“, von der einst ein von F. Ludwig mehrfach versandter eigenständiger Druck existiert haben muß. S. 371027 K 2.
4
Ernst v. Wietersheim (FG 279) oder Claus (v.) Sehested (FG 284); vgl. 371112A K 3.
5
Christoph Deichmann (FG 288. Der Lautere/ Le Pur). Vgl. 371112A.
6
Johann Stöcker (FG 133. Der Vortreffliche/ L’Excellent). Vgl. 371112A.
7
Der Aufruhr hing mit der Weigerung Kg. Philipps IV. v. Spanien zusammen, die verfassungsrechtliche Eigenständigkeit Portugals zu akzeptieren. Durch die Bündelung aller finanziellen wie militärischen Kräfte des seit 1580 in Personalunion vereinigten Königreichs auf Kosten der regionalen Autonomien wollte er die Weltstellung seiner Monarchie behaupten. Bei dem im Brief genannten Aufstand handelte es sich um die Revolte von Évora (nicht Lissabon), die im August 1637 ausbrach und erst am 5. März des folgenden Jahres von Olivares niedergeschlagen werden konnte. Unmittelbar ausgelöst wurde sie von der Entscheidung, eine neue Steuer ohne Einwilligung der portugiesischen Cortes einzutreiben. In der Folge hatte sie auch Auswirkungen in anderen Orten. Das Land wurde seit 1634 statthalterisch regiert von der Witwe des Franz IV. Gonzaga, Hz. v. Mantua u. Montferrat (1586–1612), Margareta v. Savoyen (1589–1655), Tochter von Hz. Carl Emanuel I. v. Savoyen (1562–1630) und Katharina, Infantin v. Spanien (1567–1597). Über ihre Mutter war Margareta somit Enkelin Kg. Philipps II. und damit Cousine Kg. Philipps IV. Ursprünglich von Olivares gefördert und als Hoffnungsträgerin eingesetzt, um Portugal wieder näher an die spanische Krone zu binden, mußte Olivares bald erkennen, daß seine Hoffnungen sich nicht erfüllten. Eigentlicher Exekutor (der Steuereinführung) war dann auch Miguel Vasconcellos, Anhänger Olivares’ und selbst gebürtiger Portugiese, der seine Landsleute rücksichtslos ausbeutete. Olivares war sich darüber im Klaren, daß die Rebellion dem Unabhängigkeitsstreben der Portugiesen entsprang und nicht etwa (allein) der Armut geschuldet war: „No es por el huevo sino por el fuero“. Am Ende dieser Entwicklung stand der Coup d’Etat vom 1. 12. 1640: Vasconcellos wurde ermordet, das Schloß in Lissabon, wo die Vizekönigin/ Statthalterin residierte, im Sturm genommen und die Vizekönigin als Repräsentantin Philipps IV. des Landes verwiesen. Am 28. Januar 1641 schließlich wurde der Herzog v. Braganza zum Kg. Johann (João) IV. v. Portugal ausgerufen. Zur Revolte von Évora vgl. besonders John H. Elliot: The Count-Duke of Olivares. The Statesman in an Age of Decline. New Haven, London 1986, 526–530 u. Rafael Valladares: La Rebellión de Portugal. Guerra, conflicto y poderes en la Monarquía Hispánica (1640–1680). Junta de Castilla y León. Consejería de Educación y Cultura 1998, 25 (Estudios de Historia). Zu Hzn. Margareta v. Mantua, auch im Zusammenhang mit den Befreiungsbestrebungen Portugals vgl. Elliot, a. a. O., 526, 530f., 597 u. 615; Christian Wilhelm Ahlwardt u. Johann Gottfried Lucas Hagemeister: Dom Joam von Braganza ein historisches Gemählde. Nach René
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Aubert de Vertot. 2. Ausg. Berlin 1802, 29–121 (betrifft fast ausschließlich das Jahr 1640); The Cambridge Modern History. Hg. W. W. Ward, G. W. Prothero u. Stanley Leathes. Cambridge 1906 (Neudruck 1969), IV, 650; Handbuch der europäischen Geschichte. Hg. Theodor Schieder. Bd. 3 (Stuttgart 1971), 659f.; A. H. de Oliveira Marques: Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs. Aus dem Portugiesischen von Michael von Killisch-Horn. Stuttgart 2001, 232 u. Fernand Salentiny: Aufstieg und Fall des portugiesischen Imperiums. Wien, Köln, Graz 1977, 337. Das Theatrum Europaeum, Tl. 3 (1644), 887, berichtete: „Jn Portugal war wegen der newen Gelt-Contribution ein mächtige Auffruhr entstanden/ vnd etliche Spanische Ministri (!) darüber den Halß dargeben müssen/ die Auffgestandene wolten sich nicht stillen lassen/ mit anbietung deß Perdons/ dann sie auch nicht darfür wolten angesehen seyn/ als ob sie gesündiget hetten/ dieweil sie anders nichts gethan/ als die vber jhren Privilegien gehalten.“ Vgl. auch EST II, T. 195 u. Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte. Bd. II.1. Frankfurt a. M. 1993, T. 405.
8 Trotz diverser Friedensbemühungen ging 1637 der Krieg mit aller Macht weiter. Mit dem Jahr 1638 sollte sich allerdings eine Tendenzwende zugunsten der antihabsburgischen Koalition abzeichnen. Die Erneuerung des französisch-schwedischen Bündnisses im März 1638 machte ebenso den o. g. Vorstoß des spanischen Königs zu einem Ausgleich des Kaisers mit Schweden wie die ksl. Intention, Frankreich von Schweden zu trennen, zunichte. Erst 1641 leitete der Hamburger Präliminarfrieden die großen europäischen Friedensverhandlungen von Münster und Osnabrück ein. Vgl. 370729 K 11, 371014 K 7 u. 380210 K 10; ferner auch Reinhard Weber: Würzburg und Bamberg im Dreißigjährigen Krieg. Die Regierungszeit des Bischofs Franz v. Hatzfeld 1631–1642. Würzburg 1979, 340f.

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