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371120 Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
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Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg


Antwort auf 371116, beantwortet durch 371208A (?). — Obwohl F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) dem Neumitglied Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Ergäntzende) aufgrund seiner 15jährigen Mitgliedschaft in der Fruchtbringenden Gesellschaft hinreichend Unterweisung hinsichtlich der Zwecke und Ziele der Vereinigung erteilen könnte, mag es F. Ludwig (Der Nährende) an Unterstützung nicht fehlen lassen und sendet Christian für Geuder das Exemplar einer älteren Ausgabe des Gesellschaftsbuches zu, aus dem v. a. der Kurtze Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben nützlich sein dürfte. Bei Bedarf und Wunsch möge Christian ein Exemplar des mit Kupferstichen illustrierten und bis zum 200. Mitglied fortgeschrittenen Gesellschaftsbuches von 1629/30 beim Köthener Buchbinder bestellen.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 34rv [A: 34v] (ältere Blattzählung „33“ gestrichen); eigenh.; Sig. — HM Köthen: V S 544, Bl. 116r, eigenh. Konzept (zit. mit der Sigel R). — Nach dem Konzept veröffentlicht in KE, 73. Bl. 116v: s. 371116. Bibliographisch erfaßt in Bürger, S. 947 Nr. 14.

Anschrift


A Dem Unverenderlichen zu handen. Bernburg oder Ballenstedt1

Text


Wiewoll der Unverenderliche, der nun funftzehen Jhar ein glied der fruchtbringenden gesellschaft ist,2 den zwega und vorhaben derselben woll wissen, und darvon dem Ergentzenden3 unterricht geben können:b Jedoch das es an dem
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Nehrenden hierunter auch nicht ermangelec , so wirdt ihme fur dissmall ein altesd gesellschafft büchleine 4 zugeschickt, dessen er sich darzu zu gebrauchen, sonderlich was den berichtf in ungebundener Rede5 betrifft: Und woferneg der Unverenderliche einesh mitt den gemählden in Kupfferi gestochenes, und bis auff zweyhundert6 gedrucktes gesellschafft buch7 , haben will, kan er solches bey hiesigemj Buchbinder, der ihrer noch hatt,k zu binden fur deml Ergentzenden bestellen, und mitt gelegenheit lassen abholen. Das hierauff vomm Nehrenden zur antwort werden sollen, der da verbleibet
  Des Unverenderlichen dienstwilliger
  Nehrendern
  Cöthen an Danielstage8 deno zwantzigsten Wintermonats im Jhar 1637.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
R zwegk
b
R kan;
c
R nit ermangle
d
R gebessert aus alter
e
R geselschaft büchlein am Rand ergänzt für <Ertzschrein> darüber und am Rand unleserliche Streichung.
f
R unterricht
g
R wofern folgt <er das> (?)
h
R gebessert aus ein folgt <mö> (?)
i
Passage bis haben will in R: gestochen gesellschafft buch bis auff die zwohundert gedruckt haben will dabei gesellschafft buch am Rand ergänzt
j
R dem hiesigen
k
R Komma fehlt, nach hat folgt <zu mitt>
l
R den
m
Wortfolge in R umgestellt: zur antwort vom Nehrenden
n
Für Nehrender hat R gesellschafter der
o
R folgt 20. Wintermonats 1637.

Kommentar

K
1
Vom 11. — 24. 11. 1637 hielt sich F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) mit seiner Frau Eleonora Sophia (TG 39) in der Nebenresidenz Ballenstedt auf. Vgl. 371116 K 4.
2
F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg war Ende Februar 1622 in die FG aufgenommen worden. KT, 29, Eintrag vom 25. 2. 1622: „Ich bin in die fruchtbringende Gesellschaft, deren Haupt Hr. Vetter Fürst Ludwig, genommen worden. Mein Name ist der Vnveränderliche, darüber ein Cypreßenbaum gemahlet mit dem spruche: Dringet in die Höhe.“ Eine beratende Versammlung in Köthen mit F. Ludwig und F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau (FG 10) sowie den fl. Räten Heinrich v. Börstel (FG 78), (Albrecht) Christof v. Krosigk (FG 7), Tobias Hübner (FG 25), Gottfried Müller (FG 353), Ernst v. Freyberg (FG 75) und Johannes Stalmann (FG 214) bot den Anlaß für diese Aufnahme. In das GB Kö. trug sich Christian 1630 eigenhändig mit dem Spruch „Tugendt schwebt oben“ ein. S. Conermann I, Bl. Niij r.
3
Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310), der am 25. 5. 1637 auf Vorschlag F. Christians II. in die FG aufgenommen worden war. S. 370517 Postskriptum und K 6. Zu der von F. Christian II. erbetenen Sendung von Büchern der FG an Geuder vgl. 371106 K 6.
4
GB 1622 oder GB 1628, denn GB 1624 entbehrt des Kurtzen Berichts (s. Anm. 5). Die illustrierten GB 1629 oder GB 1629/30 können hier nicht gemeint sein, wie der folgende Satz im Brief ausweist. Vgl. DA Köthen II. 1.
5
Kurtzer Bericht der Fruchtbringenden Gesellschafft Zweck und Vorhaben, der 1622 erstmals im Druck erschienen war und dann allen Gesellschaftsbüchern mit Ausnahme von GB 1624 vorangestellt wurde.
6
Das 200. FG-Mitglied war Martin Opitz v. Boberfeld (Der Gekrönte).
7
GB 1629/30. Vgl. Conermann II, 48ff.; DA Köthen II. 1, *4.
8
Der Datierungshinweis auf den „Danielstag“ bleibt unerfindlich. In keiner der christlichen Konfessionen fiel ein Daniel-Gedenktag auf den 20. November. Die katholische Kirche feiert den 21. Juli als Tag des Propheten Daniel, die orthodoxe den 17. De-
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zember. Andere Namenspatrone, wie Daniel von Padua (Märtyrer 2. Jh. n. Chr.) oder Daniel Stylites ([Säulen-]Heiliger 5. Jh. n. Chr.) haben ihre Festtage ebenfalls nicht im November, sondern am 3. Januar bzw. 11. Dezember. Vgl. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon; Grotefend II, 84; Hermann Brinkmann: Alte und neue Zeitrechnung. Görlitz o. J., 79; Vollständiges Heiligen-Lexikon. Hg. Johann Evangelist Stadler u. Franz Joseph Heim. Bd. 1, Hildesheim/ New York 1975, 722ff. Der Kalender Zerbst 1654 führt für den 20. 11. gar keinen Namenspatron an; Kalender Herlitz 1646 nennt zum 20. 11. im katholischen wie evangelischen Kalender Amos (Prophet 8. Jh. v. Chr.) als Tagesheiligen.

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