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371121 Martin Opitz an Diederich von dem Werder
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Martin Opitz an Diederich von dem Werder


Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) widmet Diederich v. dem Werder (FG 31) den zweiten Teil seiner (erst postum gedruckten) Gedichtsammlung (1644). Er bezeugt Werders Zuneigung, bekennt, in seiner Schuld zu stehen, und preist Werders Welterfahrung, Verstand, Tatkraft, seine adligen, geistlichen und sittlichen Tugenden.

Beschreibung der Quelle


Q  Opitz: Weltl. Poemata (1644) II, S. 3f. HAB: Lo 5840. Ndr. Hg. Trunz 1975 — Er-
wähnt in 340912 K 3.
Nachdrucke in:
  [I.] Opitz: Poemata (1645–1646) II, S. 3f.: „Dem Hoch-Edlen Herrn/ | Herrn Dieter-
  ichen von dem Werder.“ HAB: 189. 5 Poet.
  [II.] Opitz: Poemata (1689) II, S. 3f.: „Dem Hoch-Edlen Herrn/ | Herrn Dieterichen
  von dem | Werder.“ HAB: Lo 5837.
  [III.] Opitz: Poemata (1690) II, S. 3f.: „Dem Hoch-Edlen Herrn/ | Herrn Dieteri-
  chen von dem | Werder.“ HAB: Töpfer 267; Faber du Faur, Nr. 233 (Film in HAB).

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Dem Hoch-Edlen Herrn/
Herrn Dieterichen von dem
Werder.1

JCh gestehe es/ Hochgeehrter Herr Obrister/ es ist genug/ daß er meine Reimen lieset/ vnnd köndte ich jhn wol mit dem Schreiben verschonen. Aber er wolle solches auch lesen/ den Reimen zu Ehren/ vnd die Zuschreibung dieser Gedichte an meine statt auffnehmen/ der ich seiner Gegenwart nicht mit Willen/ je dennoch darumb geduldiger/ weil ich mich seiner Liebe genug versichert weiß/ entbehre. Jch bin auch sonst in seiner Schuldt: weil aber dieselbe abzugelten/ bey mir nicht gestanden/ als habe ich den Nachkommenen2 (wo ich mir der-[4]selben Gunst verheissen darff) hierdurch zuerkennen geben wollen/ wie hoch ich seine Zuneigung gegen mir/ die bloß auß einem guten Hertzen herkompt/ gehalten habe. So weiß ich auch diesem Buch ein bessers Ansehen nicht zumachen/ als wann ich jhm desselben löblichen Namen an die Stirne schreibe/ dessen adeliche Beschaffenheiten/ Erfahrung der Weltsachen/ vngefälschte Frömmigkeit/ Verstand in Rathschlägen/ Hurtigkeit in Thaten/ vnvergleichliche Wissenschafft in Ritterspielen vnd allen Tugenden in gemein alle die jenigen
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wissen vnd hoch halten/ die auch nur mit einer von allen begabet sind. Dantzig den 21. Tag des Wintermonats/ im 1637. Jahre.
  Meines liebsten Herrn Obristen
  stets trewer Knecht
  Opitz.

Textapparat und Kommentar

T

Kommentar

K
1
Dieser Widmungsbrief an den ehemaligen schwedischen Obristen (bis 1635), Unterdirektor der anhaltischen Landschaft, später (1645) kurbrandenburgischen Obristen, Geheimen Rat und Amtshauptmann Diederich v. dem Werder (FG 31) gehört in den Kontext eines größtenteils verlorenen Briefwechsels (s. 260831) zwischen Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200) und seinem Dichterkollegen. Werder, der bedeutende Tasso-, Ariosto- und Loredano-Übersetzer und Verfasser vieler geistlicher Sonette, Psalmengedichte und Trostlieder, war wohl der entschiedenste Förderer des ,Gekrönten’ in der FG. Opitz stellte den Widmungsbrief, der unter den Vorzügen des adligen, ritterlichen, welterfahrenen, sittenfrommen und verständigen Herrn erwartungsgemäß nicht dessen poetische Fähigkeit erwähnt, dem zweiten Teil einer neuen Sammelausgabe seiner weltlichen Gedichte voran, deren erster Teil F. Ludwig, dem Oberhaupt der FG, dediziert ist (s. 250700). Vgl. auch Opitz’ Widmungsgedicht an Werder in 340912. Der erste Teil der Sammelausgabe konnte schon 1638 und nochmals 1639 erscheinen, während der zweite Teil erst postum 1644 in Frankfurt a. M. ans Licht der Öffentlichkeit trat. Vgl. dazu 371126; ferner Erich Trunz im Nachwort zu seiner Ausgabe von Opitz: Weltl. Poemata (1644) II und ebenda die von Marian Szyrocki zusammengestellte Opitz-Bibliographie, S. 218*: Szyr., Nr. 250. Werder vermißte diese Widmung irrtümlich in Opitz: Poemata (1637), einem (nichtautorisierten) Nachdruck der Ausgabe Opitz: Poemata (1629) I–II. Vgl. 380507 u. 380625.
2
Substantivisch gebrauchtes Partizip, für heute allein gebräuchliches Nachkommen, D. Pl.; DW VII, 81.

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