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371126 Martin Opitz an Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen
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Martin Opitz an Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen


Beantwortet in 380411. — Friedrich v. Schilling (FG 21) habe ihn, Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200), von F. Ludwigs gnädiger Gesinnung informiert. Um ihrer würdig zu werden, sende Opitz dem Fürsten seinen Psalter. Dieser könne darüber ohne Opitz‘ fernere Erklärung selbst am besten urteilen. Der Danziger Buchhändler (Andreas Hünefeldt) werde hoffentlich einen Teil der Auflage zum Verkauf nach Hamburg schicken. — Opitz erwartet, daß die (neue) Auflage seiner weltlichen Gedichte, deren erster Teil wie bisher F. Ludwig gewidmet und deren zweiter Teil Diederich v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) zugeschrieben sei, zu Ostern erscheinen wird. — Opitz vermutet auch, daß die von ihm übersehene Verdeutschung der Arcadia (Sir Philip Sidneys) mit seinen kunstmäßig übersetzten Gedichten inzwischen von Matthäus Merian illustriert und herausgebracht worden sei. — Er sitze jetzt an seiner Dacia antiqua und hoffe — falls der drohende Krieg nicht auch in seiner Gegend einziehe —, das Werk noch vor dem Frühling abzuschließen.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 279r–280v [A u. Empfangsvermerk: 280v][Handschrift: [279r]], 280r leer; eigenh.; Sig. — Veröffentlicht in Ebeling, 195f.; KE, 124f. (u. nach S. 122, Faksimile). Bibliographisch erfaßt in Szyrocki: Opitz (1956), 204; Opitz-Brieferepertorium, Nr. 235; Bürger, S. 1121 Nr. 175 u. 176 [sic].

Anschrift


A A Son Altesse LOVIS Prince d’Anhalt.
Empfangsvermerk v. F. Ludwigs H.: Pres. 8 Martij 1638. Cöthen. Der irritierend späte Präsentationsvermerk wird im Antwortbrief 380411 vielleicht bestätigt.

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Durchlauchter, hochgeborner, Gnädiger Fürst vndt herr, herr,
E. Fürstl. Gn. seindt nebenst wündtschung gueter gesundtheit, ruhigen zuestandes vndt aller Fürstlicher wolfarth meine vnterthänige dienste bevor, vndt habe von Deroselbigen annoch gnädiger zueneigung gegen meiner wenigen person ich auß des von Schilling schreiben hiebevor1 mitt frewden vernommen, wundtsche nur daß ich einige wege erdencken könne, wordurch ich mich solcher hohen gnade ferner möge fähig machen. Anietzo v̈bersende ich meinen Psalter2 : darff keine außführung darvon thun, weil E. F. Gn. vrtheil so herrlich, daß sie von einem vndt dem andern die entscheidung selbst am besten machen können. Jch hoffe der hiesige buchhandler3 wirdt nach Hamburg einen antheil der
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exemplarien richten, domit sie mögen zertheilet vndt vntergebracht werden. Meine weltliche getichte4 erwarte ich verfertigt auff Ostern: deren erster theil mitt E. F. Gn. hochlöblichen Namen, als vor auch geschehen, außgeziehret; der andere dem edlen Vielgekörnten zuegeschrieben ist. Auch habe ich des Herrn von Sidney, Arcadie v̈bersehen5 , vndt alle getichte vndt lieder darinnen nach der gehörigen Reimkunst gesetzet: wirdt meinentlicha 6 vom Merian schon mitt seinen schönen kupferstücken heraußgegeben sein. Nunmehr bin ich über dem Lateinischen wercke Dacia Antiqua7 , hoffe es vor dem frülinge auß zue arbeiten, doferren nicht der leidige krieg sich auchb dieser ortenc einsezt, wie es wol ein sehr gefehrliches außsehen hatt. Doch der Höchste wirdt alles zum besten schicken, deßen gnädiger [279v] obsicht E. Fürstl. Gn. ich von hertzen befehlen mitt angehenckter demütiger bitte, E. F. Gn. geruhe mir ferner mitt dero wolgewogenheit gnädig beygethan zue verbleiben. Danzig den 27. tag8 des Wintermonats im 1637. Jhare.
  E. Fürstl. Gnaden vnterthäniger trewer knecht
  M. Opitz.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Ebeling u. KE fälschlich erinentlich
b
Ebeling nach
c
KE orden

Kommentar

K
1
Vgl. Martin Opitz’ v. Boberfeld (FG 200) vorhergehenden Briefwechsel mit F. Ludwigs Hofmeister Friedrich v. Schilling (FG 21), namentlich 371030. Vgl. 371127. F. Ludwig legte seine und wohl auch Schillings Korrespondenz mit Opitz in ein doppeltes Quartblatt, auf dem er mit eigener Hand Namen und Titulatur eintrug: „Martin Opitzen schreiben von Boberfeldt. Derx Königlicher Majestät und Kron Pohlen Historiographus Secretariox und furstlichen Brigischen Rath. No. 43.“ (x = hinzugefügt). HM Köthen: V S 544, Bl. 271r.
2
Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1637). S. 371030. Zur Übersendung des Buchs s. 371127, vgl. 371208, 380125A, 380210, 380411 u. 380504. Zur 2. verb. Aufl. (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1638) s. 380405 u. ö. Zum Bücherverkehr innerhalb der FG vgl. 371112 K 1.
3
Andreas Hünefeld(t) in Danzig. Vgl. z. B. Benzing: Buchdrucker, 78.
4
[Kupfertitel]: MARTINI | OPITII | Weltliche Poëmata. Das erste Theil. Zum vierdten mal vermehret | vnd vbersehen | herauß | gegeben. | Cum Gratia & Privil: | Jn Verlegung David Müllers | Buchhandlers seel. Erben. | Jn Breßlaw. 1638. Zit. in Szyr., Nr. 207a u. Dünnhaupt: Handbuch, Art. Opitz Nr. 5.II nach Witkowski in Opitz: Poemata 1624 (1902), XXII und Trunz in Opitz: Weltl. Poemata 1644 I (1975), 6*ff. In der vorliegenden Edition zit. als Opitz: Weltl. Poemata I (1638). Das einzige Exemplar der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin (Sign. Yh 9421) ist verschollen. Es entbehrte — trotz der Aussage des Verfassers im vorliegenden Brief — der aus drei früheren Sammelausgaben von 1625, 1629 und 1637 bekannten Widmung an F. Ludwig (250700; vgl. 371121 u. 380504), dazu der Gedichte der Freunde. (Zum Erscheinen der Ausgabe vgl. 380402 und 380411.) Widmung und Dedikationsgedichte stehen aber in dem in der BU Wrocław erhaltenen Unikat (Sign. 320335) einer Neuauflage von 1639 (Szyr., Nr. 224; Dünnhaupt: Handbuch, Art. Opitz Nr. 6). Eine Titelauflage des ersten Teils (Szyr., Nr. 250; Dünnhaupt: Handbuch, Art. Opitz Nr. 9; mit Widmung und Freundschaftsgedichten) erschien 1644 zusammen mit der Erstauflage des zweiten Teils (Szyr., Nr. 250,
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Dünnhaupt: Handbuch, Art. Opitz Nr. 9; mit Widmung an Diederich v. dem Werder, FG 31, s. 371121). Vgl. außerdem 380504, 380625 u. 380720.
5
Sir Philip Sidney: The Countess of Pembroke’s Arcadia, dt. übers. von Valentinus Theocritus v. Hirschberg (pseud. für Daniel Mögling), mit den von Martin Opitz neu bearb. Gedichten: ARCADIA | Der Gräffin von Pembrock: | Vom Herrn Graffen vnd Rittern | Herrn Philippsen | von Sidney | Jn Englischer Sprach geschrieben/ auß dersel- | bigen Frantzösisch/ vnd auß beyden erstlich | Teutsch gegeben | Durch | VALENTINVM THEOCRITVM | von Hirschberg : | Jetzo allenthalben vffs new vbersetzt | Von dem Edlen vnd Vesten | M. O. V. B. | Auch mit schönen Kupfferstücken gezieret vnd ver- | legt von | MATTHAEO MERIAN. | Getruckt zu Franckfurt am Mayn/ in Wolffgang Hoff- | manns Buchtruckerey/ im Jahr nach Christi Geburt | M. DC. XXXVIII. HAB: 30.3 Eth.; SUB Göttingen: 8° Fab. Rom. IX 393; BSB München: Res./ P. o. angl. 379; UB München: 8 P angl. 59; BU Wrocław: 372960 (unvollst.). Die Vorrede Merians datiert vom 1. 2. 1638. S. Szyr., Nr. 199; Dünnhaupt: Handbuch, Art. Opitz Nr. 179.1. Die dt. Vorlage war im selben Verlag wohl erst 1630 herausgekommen, wenn sie Merian auch schon am 1. 9. 1629 einer Fürstin widmete (STB Berlin — PK: 4 P. o. angl. 28d); vgl. 290629 u. 290715. Zur Ausgabe von 1638 vgl. 380402, 380504 u. 380625.
6
Vermutlich. Vgl. Stieler, 1264 unmeinendlich/ wolmeinendlich, vgl. dort unmeinend. S. Wilhelm v. Kalcheim gen. Lohausen (FG 172): C. Crisp. Sal. Von Catilinischer rottierung vnd Jugurthinischem Krieg verteutscht (Bremen 1629: Berthold de Villiers; vgl. 300216), 333: „mein wollmeinendlicher vorschlag“; Schottelius, 169 (wolmeinentlich); DW XI.3, 1172 (unmeinendlich) u. XIV.2, 1170 (wohlmeinendlich). In der nichtpräfigierten Form schwer nachweisliche sekundäre Suffixbildung wohl zum Partizip meinend, fraglich ob ähnlich wie hoffentlich und wesentlich gebildet, s. Paul: Dt. Grammatik II § 206.
7
Diese seit langem geplante gelehrte Arbeit, in der Opitz auch seine 1623 in Siebenbürgen gesammelten römischen Inschriften verarbeiten wollte, sollte nie erscheinen. Sie wird in zahlreichen Briefen erwähnt. S. 250700 (K 36), 260217 (K 10), 260617 K 14 u. ö.
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Wie aus 371127 hervorgeht, ist der vorliegende Brief um einen Tag vordatiert.

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