K
S. 371221A, Brief Hans Philipps (v.) Geuder (FG 310. 1637) an F. Christian II.
v. Anhalt-Bernburg (FG 51). Zu Geuder s. 370517 K 6.
Das Schreiben F. Christians an Geuder ist ebenso unbekannt wie der Überbringer
Surcroist. Der Brief dürfte die zum Teil auch in 371208A und 371209
angesprochenen, Geuder betreffenden Themen behandelt haben. Vgl. jedoch auch
Geuders Schreiben 371221A und 371224. F. Christian II. notierte am 25. 12. 1637
und 1. 1. 1638 den Empfang von Briefen Geuders. Zu Neujahr 1638 kann Christian
frühestens 371221A und 371223 empfangen haben. S.
Christian: Tageb. XIV, 540v.
In der FG hieß F. Ludwig ,Der Nährende‘.
In der FG wurde der Gesellschaftsname des Fortkommenden (Heinrich v. dem
Werder; FG 86) nur von
Hille frz. als L’ Avazant, ital. als L’ Avanzante
übersetzt, jedoch haben Hilles Angaben keine offiziöse Bedeutung erhalten. Sie
kommen auch hier schon deshalb nicht in Betracht, weil H. v. dem Werder 1636
starb. Es handelt sich bei L‘Avanceant um ein anderes Gesellschaftsmitglied: den
Obristleutnant und Schweinfurter Kommandanten Hans Andreas Kessler (v. Kessel) (FG
171. Der Befördernde), dessen Gesellschaftsname von F. Ludwig frz. als Le
Promouvant, ital. als Il Promovente übersetzt wurde. Vgl. HM Köthen: V S 449d, Bl.
28r; LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 167, Bl. 3v u. 6v. Vgl. zu den ins
Französische übersetzten Gesellschaftsnamen 371112A K 9. Kessler war — im Heere
Wallensteins (1629–1631) oder unter den Kursachsen (1631–1632) — Obristleutnant
von F. Ernst v. Anhalt-Bernburg (FG 47) gewesen. Am 23. 10. 1636 hatte F.
Christian II. den Offizier in Schweinfurt getroffen und mit ihm gespeist.
Christian: Tageb. XIV, 225r. Vgl. Anm. 5.
F. Ludwig hatte F. Christian II. in 371209 gebeten, Kesslers Wappen zu
beschaffen. Vgl. im
GB Kö. (
Conermann I, Nr. 171) die bloße Zeichnung des Wappens
ohne Farben. F. Christian bzw. Geuder gelang es nie, die Tinkturenbezeichnung zu
bekommen, so daß der Fürst schließlich das Gerücht glaubhaft fand, Kessler „seye
kein guter vom Adel, sondern eines Kisters oder Meßners Sohn, vndt mag wol kein
recht wapen haben. Er mag aber sonsten ein tapfrer Kerll sein.“ 490312 (
KE 118);
vgl. 371209 K 6 u.
Conermann III, 172f. Zum FG-Brauch, die Wappen (wie auch die
Impresen) aller Mitglieder auf Seide sticken zu lassen und für den Köthener
Schloßsaal in Gobelins zusammenzunähen vgl. 371220 K 12.
Johann Milde, bis zu seiner Entlassung nach dem Tode Hz. Johann Albrechts II.
v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158) dessen Fiskal. Da sich Johann Albrechts Witwe Hzn.
Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1617. TG 17) weigerte, ihre Rechte
(besonders in der Vormundschaft über ihren Sohn Gustav Adolph; FG 511. 1648)
zugunsten ihres Schwagers Hz. Adolph Friedrich v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175)
aufzugeben und in ihr Wittum Strelitz zu ziehen, diente ihr Milde als Gesandter
und Vertreter ihrer Ansprüche am Kaiserhof. In seinem Tagebuch vermerkte F.
Christian II. am 22. 12. 1636 a. St. (
Christian: Tageb. XIV, 301v) Mildes Ankunft
in Regensburg, wo Ks. Ferdinand II. gerade seinen Sohn Ehz. Ferdinand zum neuen
Römischen König krönen ließ: Milde habe bei Christian „querulirt vber hertzog
Adolfs grobe proceduren, sich rahts erholet, vndt seinen verträwlichen Raht, mir
auch com
municirt.“ S. 371009 K 0. Milde reiste weiter nach Wien (
Christian: Tageb.
XIV, 363r; dorthin schrieb Christian am 17./ 27. 2. 1637), wo er seit dem 28. 3.
1637 auch wieder mit Christian zusammentraf (Bl. 393r, vgl. 398r u. 405r). Über
das wohlfinanzierte und großspurige Auftreten Mildes, der auch von Hz. Franz
Albrecht v. Sachsen-Lauenburg (FG 194) unterstützt wurde, notierte Christian am
18. 4. 1637: „Jl despend luy 4 par
mi. par mois, 120 Rthlr. sans l’avoyne, s’a fait
bien habiller, s’est fort importun aux Cons
rs: Jl a eu 2
m. Thlr. au com
mencem
t:
& en aura encores du D. F. A. de S. L. jusques a 4
m. d’plus. On se plaint, de
son orgueil, mauvayse langue, & importunitèz.“ (Bl. 416r). Immerhin scheint
Milde in Wien die Zusage erhalten zu haben, daß die Rechte Hzn. Eleonora Marias in
Kraft blieben. Auf seiner Rückreise nach Güstrow informierte er darüber F.
Christian am 14. 12. 1637
in Bernburg (Bl. 535r) und reiste am nächsten Tag
(zusammen mit dem auch für die Anhaltiner tätigen Wiener Agenten Johann Löw) nach
Köthen, wo einer der testamentarisch vorgesehenen Mitvormünder des Güstrower
Mündels, F. Ludwig residierte (ebd.). Am 18. 12. reiste Milde weiter über
Schöningen, wahrscheinlich um dem Vermittler Hz. August d. J. v.
Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) Bericht zu erstatten (536vf.); vgl. 380423. Zu
Johann Mildes Rolle im Vormundschaftsstreit vgl. auch Richard Stehmann: Auswärtige
Politik des Herzogs Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin in den Jahren
1636–1644. In: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und
Altertumskunde 72 (1907), 1–84, hier: 33–38.
Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow. S. Anm. 6.
Jonas Libing († 1646), vielleicht ein Verwandter/ Sohn des 1628 zu Bernburg
gestorbenen gleichnamigen Ballenstedter Pfarrers zu St. Nikolai (1597–1598), der
aus Löwenberg in Schlesien stammte. Dort hatte ein Jonas Libing aus Liegnitz von
1581–1592 als Archidiakon an der Stadt- und Klosterkirche gewirkt. Als er 1592
sein Amt verlor, fand er als Kantor in Wohlau ein Unterkommen (bis 1596/97?).
Graf: Anh. Pfarrerbuch, 178 u. 336;
DBA I, 763/ 204. Ein Johannes Libing,
vielleicht ein Sohn des Erstgenannten, diente anhaltischen Adligen auf ihren
weiten Reisen als Hofmeister, sandte Caspar Scioppius (1576–1649) sein gelehrtes
lat. Gedicht und fand eine Anstellung in Zweibrücken.
DBA I, 763/ 33. Über einen
Gleichnamigen (aus Münsterberg/ Schlesien) am Pädagogium Amberg vgl.
Maximilian Weigel: Verzeichnis nebst Angaben über die Lebensläufe und
Familienverhältnisse der Geistlichen und Präzeptoren der Stadt Amberg während
ihrer evangel. Periode von 1538 bis 1626. In: Blätter f. Fränkische Familienkunde
13 (1938), 1–26, 13. Jonas Libing, der Geschäftsführer über das von Oberpfälzer
reformierten Exulanten um oder nach 1623 gegründete Kollektenwesen, das nach deren
Vertreibung aus dem einst von F. Christian I. v. Anhalt-Bernburg (FG 26) regierten
kurpfälzischen Land die geflüchteten Familien der Beamten, Pfarrer und Lehrer
unterstützen sollte, war seit 1631 der Richter des Stifts Weißenohe. Libing, dem
hauptsächlich die Korrespondenz mit den reformierten Gemeinden Europas oblag
(daher die scherzhafte Übertreibung „tant d’oultre mer, que de terre ferme“) wurde
bei der Verteilung der Gelder von einigen Pfarrern unterstützt und von F.
Christians I. altem Rat Dr. Johannes Heber und den niederländischen Bankiers in
Nürnberg kontrolliert. Hans Neidiger: Die Entstehung der evangelisch-reformierten
Gemeinde in Nürnberg als rechtsgeschichtliches Problem. In: Mitteilungen d.
Vereins f. d. Geschichte d. Stadt Nürnberg 43 (1952), 225–340, hier 270 u. 274.
Eine Nachricht zum europäischen Kollektenwesen der Reformierten zugunsten
bedrohter Konfessionsverwandter in
Christian: Tageb. XIV, 591vf. (Eintrag vom 9.
5. 1638): „Die Hamburgische Gemeine zu
Altena [Altona], hatt 350. Thlr. nach
Cöhten geschicktt, vor vnsre Geistlichen, Jst viel von einer solchen gemeine.
Stadt Bremen will 400. Thlr. auch hergeben vom Rahthause, ohne waß die bürger
absonderlich thun wollen.“ Christian habe auch erfahren, daß die Kirchen des
Landes auf Spenden aus den reformierten Kirchen Europas hoffen, zweifelt aber, sie
würden ein Viertel von dem bekommen, was sie erwarten: „J’entends qu’ils se font
esperance nos Ecclesiastiq
ues, d’impetrer 20.000 Dalers, ce quj seroit une grande
collecte, des Eglises reformées de l’Europe. Je n’eusse pas creu, & ne le croy
pas encores, qu’ils obtiendroyent le quart de ceste somme.“
William Laud (1573–1645, enthauptet), seit 1633 Ebf. v. Canterbury,
antipuritanischer Vertreter der anglikanischen Hochkirche und des Absolutismus,
wegen papistischer Tendenzen angeklagt. Vgl. 330603 K 1 u.
DA Halle II. 1, 113.
Kgn. Elisabeth v. Böhmen, geb. Pzn. v. England und Schottland, Wwe. des
Winterkönigs Friedrich I., Kf. der Pfalz, hatte zusammen mit ihrem Sohn (Kf.) Karl
Ludwig den Erzbischof um eine Kollekte für die vertriebenen Pfälzer gebeten.
(Einen der beiden Briefe Elisabeths hatte der englische Gesandte Sir Robert
Anstruther, FG 240, übermittelt.) Laud beeilte sich, die Königin und ihren Sohn am
2. 5. 1635 seiner Unterstützung zu versichern und sandte
schon am 8. 5. 1635 im
Namen Kg. Karls I. v. England erlassene Patente an die ihm unterstellten Bischöfe.
William Laud: The Works. 7 vols. Oxford 1847–1860 (Ndr. Hildesheim usw. 1977) VII,
126f. bzw. VI, 417f. Am 22. 7. 1635 beantwortete Laud Briefe Elisabeths und Karl
Ludwigs, die der mit dem Vorhaben betraute pfälzische Prediger Rulisius (Ruly) dem
Erzbischof ausgehändigt hatte. Im Prozeß gegen Laud kam diese Kollekte am 17. 7.
1644 nochmals zur Sprache (Laud, a. a. O., IV, 312–314), weil der Erzbischof den
Wortlaut früherer Kollektenpatente geändert hatte — nicht nur den Affront gegen
den sonst als Antichrist bezeichneten Papst vermieden, sondern auch die beiden
Wörter „with them“ in der Beschreibung des in der anglikanischen und der
pfälzischen Kirche herrschenden evangelischen Glaubens ausgelassen: „the religion
which we with them profess“. Laud verteidigte sich so: „For we may be, and are of
the same religion; and yet 'agree' not with them in those opinions in which we
differ from them.“ Offenbar war 1635 ein Streit mit Rulisius entstanden, der das
Verhalten Lauds zur Anzeige brachte. Die Umstände sind uns nicht in ihren
Einzelheiten bekannt, doch könnten hier die Wurzeln für Geuders Nachricht liegen,
daß in England keine Kollekten solcher Art ohne das Wissen und die Erlaubnis des
Erzbischofs von Canterbury unternommen werden können.
Melchior Louis, fl.-anhalt-bernburgischer Diener, später auch Rat und fl.
Stadtvogt in Bernburg. Vgl. 280404 K 12 u. 300509 K 3. Am 4. 1. 1638 kehrte er von
seiner Reise nach Nürnberg und Leipzig nach Bernburg zurück. S.
Christian: Tageb.
XIV, 544r (4. 1. 1638), vgl. 201v, 432r, 466v, 467v, 515r, 517v, 560v, 564v f.,
566r, 567v, 570r, 577r, 579r u. v, 582r, 588r, 594v, 597v, 602v, 609r, 617r, 618r,
622v u. 628r.