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380100 Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
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Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen


F. Ludwig (Der Nährende/ Le Nourrissant), der Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) eine Weile nicht geschrieben hat, entbietet diesem seine guten Wünsche für das neue Jahr. Da er vernommen habe, daß Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) und Gf. Otto zur Lippe-Brake (FG 121) Innhausen (in Hamburg) aufsuchen werden, sendet er diesem die Abschrift seines jüngsten Briefes an Gf. Otto. Innhausen möge F. Ludwig, der sich bei dessen geplantem Besuch durch Verhandlungen für Gf. Otto einsetzen will (betr. den Streit Gf. Ottos über das braunschweig. Lehen Lauenau), durch seine Dienste bei der Stadt Hamburg unterstützen. — F. Ludwig bittet Innhausen, ihm bei der Erlangung der Wappen von Torsten Stålhandske (FG 254) und Christoph Ludwig (v.) Rasche (FG 242) behilflich zu sein. Das Wappen Claus’ (v.) Sehested (FG 284) habe Ludwig schon anschauen können und der Ort, wo sich dasjenige von James King (FG 224) finden lasse, sei ihm auch bekannt. — Sollte Innhausen die Mitgliedernamen bereits ins Französische übertragen haben, so bittet F. Ludwig um die Liste, die er um zwei neu aufgenommene Mitglieder ergänzen werde. — Der Tamerlan (von Jean Du Bec-Crespin) sei fast vollständig in recht gutes Deutsch übersetzt, der Rest werde in etwa einem Monat ergänzt. F. Ludwig schätzt das Buch wegen seiner nützlichen Lehren und plädiert dafür, es nach der Durchsicht drucken zu lassen.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 22rv, 22v leer; eigenh. Konzept.

Anschrift


A Fehlt.

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Monsieur, il y a quelque temps que ie ne vous ay point escrit, poura ne vous estre moleste et sçachant qu’avez tousiours eu de noz nouvelles, mais avec ce nouvel an ie vous souhaitte autant de prosperité que pourrez desirer; D’autant que i’ay entendu que les Contes de Schaumbourg et Lippe1 devoyent arriver en voz quartiers, ie vous ay voulu communiquer en copie, ce que i’ayb respondu au premier, sur ce sien voyage, et luy ay escrit peu au paravant,2 Je presuppose qu’on a mirè ou visera a ce qu’en mac presence ild y a plus d’aucune serviette[;] on vouse a en confiance particuliere, touchant Messieurs de la ville de Ham-
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bourg, mais d’autant que ç’a este une chose secrette, ie n’y ay pas voulu toucher, estant toutes fois encores de ceste resolution, que si de ma part, i’y pourray negocier enf temps commodeg quelque chose de bon pour le Conte de Schauenbourg, que ie m’y employeray tresvolontiers.h Je suis encores desireux d’avoir les armoiries dei Stalhans3 , et de Raschej 4 , pour celles de Sehstedt5 ie les ay eues, et sçay aussi lek lieu ou sont celles de Kingl 6 , gueres loin de cesm quartiers. En cas qu’ayesn encores mis les noms Accademiques en François, vous me ferez deo plaisir de me les envoyer, et pour remplir la liste7 iusques a ce iour d’huy voicy deux autres selon le billet lesquels s’y sont mis depuis peu: L’histoire de Tamerlane8 est presque traduicte, ie pense en assez bon Allemand, et le reste s’achevera en un mois environ : C’est un livret aussi a mon opinion, de belles doctrines, et aprez la revision il faudra penser de le faire imprimer: C’est ce que ie vous puis mander pour maintenant, vousp recommendant avec les vostres a la garde du Trespuissant, et demeurant

  Monsieur Vostre tresaffectionné amy.
  Le Nourrissant.
  De Cöten ce    de Janvier 1638.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Eingefügt bis nouvelle,
b
Folgt <escrit>
c
Eingefügt für <mon>
d
Eingefügt bis serviette
e
Folgt <donn>
f
Folgt <son>
g
Am Rand ergänzt.
h
Folgt <En cas qu’ayéz receue les armoiries de Stalhans>
i
Aus des
j
Ein Buchstabe vor s gestrichen.
k
le lieu korrigiert.
l
Anfangsbuchstabe berichtigt.
m
Eingefügt für <noz>
n
Folgt <sçeu>
o
Sofortkorrektur, ersetzt <un gran>
p
Eingefügt für <vous priant de me tenir au rang de voz amis>

Kommentar

K
1
Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) und einer seiner ehemaligen Vormünder, Gf. Otto zur Lippe-Brake (FG 121).
2
Unbekanntes Schreiben. Zu Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg s. 371226. Zur politischen Lage des Grafen vgl. auch 380125 (Streit um das ihm entzogene braunschweigische Lehen Lauenau, in dem F. Ludwig Otto rät, zusammen mit Innhausen einen vorsichtigen Neubeginn zu suchen). Zu den Erbauseinandersetzungen vgl. Conermann III, 201. Darauf bezieht sich wohl auch der kleine Dienst (oder kryptisches „serviette“ für ‚Korb’ [geben] bzw. Rohrstock?), von dem F. Ludwig, der nach Hamburg kommen will, im vorliegenden Schreiben von Innhausen spricht. Vgl. 380125A. Zum Lehen Lauenau vgl. Heinrich Munk: Jobst Hermann 1593–1635 u. Otto V. 1614–1650 Grafen von Schaumburg. In: Niedersächsische Lebensbilder. 9. Bd. Im Auftrag der historischen Kommission. hg. Edgar Kalthoff. Hildesheim 1976, 37–44, hier 42f.
3
Der schwedische Generalmajor Torsten Stålhandske (FG 254). S. 371028 K 14. Um das Wappen Stålhandskes bat F. Ludwig Innhausen in 371028 und fügte hinzu, daß er bei diesem und einem anderen Wappen (s. Anm. 6) nur eine Federzeichnung mit Angabe der Farben erwarte. Da der größte Teil der Auslandspost von oder nach Schweden im 17. Jahrhundert über das schwedische Postkontor in Hamburg lief, saß Innhausen, der zudem seit 1636 als kgl.-schwedischer Geheimer Kriegsrat wirkte (s. 370715 K 0), an günstiger Quelle, um an schwedische Wappen zu gelangen. Vgl. Arne Losman: Das Informationssystem und die deutschen kulturellen Verbindungen des schwedischen Magnaten Carl Gustaf Wrangel. In: Studien zur europäischen Rezeption deutscher Barockliteratur. Hg. Leonard Forster. Wiesbaden 1983 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barock-
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forschung, 11), 119–128, hier 123. Bloße Wappenzeichnung ohne Farben im GB Kö., abgebildet in Conermann II, vgl. Conermann III, 280. Zum FG-Gebrauch, die Wappen (wie auch die Impresen) aller Mitglieder auf Seide gestickt zu sammeln und in Gobelins für den Köthener Schloßsaal zusammenzunähen vgl. 371220 K 12.
4
Der ehemalige schwedische Gesandte und Assessor des Evangelischen Bundes in Deutschland, Christoph Ludwig (v.) Rasche (FG 242). Er hatte sich 1637 zur Verteidigung gegen einen Verdacht nach Schweden begeben, wo er inhaftiert wurde. Der schwedische Feldmarschall Johan Banér (FG 222) am 4. 11. 1637: „Hiernechst habe ich zue rettung meiner ehrennotturfft nicht underlassen können, E. Excell. [Oxenstierna; FG 232] dess an dieselbe von Christoff Ludewig Raschen am 5. Febr. des 1636 jahres abgangenen schreibens, dorinn der ehrenvergessene vogell mich insonderheit mit erschrecklichen calumnien undt ehrenrührigen wortten angreiffenn thutt, zu erinnernn“. Er habe vergeblich Rasche stellen und zur Rechenschaft ziehen wollen, vernehme daher nun gern, „das er sich jezo in meinem hochgeehrten vaterlande, woselbst man seiner habhafft werdenn kan, auffhalttenn thutt.“ Im Anschluß zieht Banér Verbindungen zwischen Rasche und der Stalmann-Verschwörung (s. 350800). AOSB SA VI, 467ff, Zitat 467, vgl. auch 540. Rasches Beschwerde und Apologie an Oxenstierna, d. d. Bremen, 5. 2. 1636 in ebd., 467ff. Fußnote. Rasches Wappen im GB Kö., abgebildet in Conermann II, vgl. Conermann III, 266.
5
Der dänische Hofmann Claus (v.) Sehested (FG 284). Wappen im GB Kö., abgebildet in Conermann II, vgl. Conermann III, 318. Um dieses Wappen bat F. Ludwig Innhausen in 371028. F. Ludwig sandte Sehested möglicherweise seine eigene Cupido-Dichtung, s. 371112A.
6
Der schwedische General James King (FG 224). Wappen im GB Kö., abgebildet in Conermann II, vgl. Conermann III, 239. Vgl. 370722 K 14.
7
Vgl. 371112A K 9. Zur Nachfrage und Zirkulation von Mitgliederlisten vgl. 371028 K 16.
8
[Jean Du Bec-Crespin: Histoire du grand Empéreur Tamerlanes; dt. v. Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108), vollendet u. hg. v. F. Ludwig u. d. T.:] Denckwürdige Geschichte/ Des grossen Tamerlanis/ der Parthen vnd Tartern Käysers ... Für etzlichen Jahren ins Französische aus den alten gedechtnus Briefen der Araber zusammen gebracht/ vnd nun verdeütscht (1639: Cöthen). Wartensleben hatte die Verdeutschung bei seinem Tode im Jahre 1633 nahezu vollendet hinterlassen. Vgl. 370902 K 11. F. Ludwig schloß die Übersetzung ab und ließ sie auf seiner Presse drucken. Vgl. Conermann: Fürst Ludwig und Christian II. von Anhalt, 460f. Eine möglicherweise genauere Datierung des vorliegenden Briefs ergibt sich aus F. Ludwigs Schreiben 380110 an F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51): „Es wirdt verhoffentlich der Tamerlanes in ein drey oder vier wochen auch verdeutschet sein, der soll dan auch noch einst ubersehen, und an orten, do nöttig, verbessert werden“. Das Werk harrte aber lt. Ludwigs Brief 380128 zu dem Zeitpunkt noch der Durchsicht. Die Abschrift für den Drucker war lt. 380221 damals angefangen, jedoch noch nicht abgeschlossen. Vgl. zum Stilideal der flüssig-eleganten Prosa 371209 K 3.

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