Fürst Ludwigs „Kurtze Erzehlung Von dem Erdichteten
Cupidine“, ein Lehrgedicht in Alexandrinern, s. 371027 K 2. Vgl. Martin Opitz‘ (FG
200) Urteil über das Werk in 380402. Vgl. 380720. Hinter dem in 380207 genannten
„Reimgedicht“ könnten sich kaum das Trauersonett F. Ludwigs auf den verstorbenen
Friedrich v. Schilling (FG 21; s.
DA Köthen I.4 371027 I u.
II), desselben Widmungssonett für die
Vnterweisung Eines
Christlichen Fürsten (s. 371209 I u. II) Fürst Christians II. v.
Anhalt-Bernburg (FG 51), F. Ludwigs Sonett auf Martin Opitz’ (FG 200) geplante
Hochzeit (s. 371208 I) oder seine Reimgesetze auf neue Mitglieder der FG
verbergen. Die kleine Sammlung „Geistliche Lieder | vnd | Psalmen. | [Linie] |
Gedruckt im jahr 1638.“ kommt wohl schon wegen des Plurals nicht in Betracht. Aus
terminologischen und gattungsmäßigen Gründen kann an die (vertonten) geistlichen
Lieder (s. 371222 mit Beil. I–III) Diederichs v. dem Werder (FG 31) ebenfalls
nicht gedacht werden. Noch weniger dürften größere literarische Arbeiten F.
Ludwigs wie seine Bibelepik (s.
Conermann: Ludwig und Christian
II. von Anhalt u. 371110 K 5) oder seine Petrarca-Übersetzung (s. 371027 K
2) gemeint sein, so daß nur seine
Cupido-Dichtung und seine
Dichtung auf den Jubilus Ps. Bernhards (s. 371124 I) zur Wahl stehen. Da nur der
Cupido 1637 gedruckt (s. 371110) und verschickt wurde,
kommt allein er in Betracht. Zur Schwierigkeit der Bestimmung von ungenau
bezeichneten „reimen“ vgl. auch 380226.
Der 1637 von Kg. Wladislaus IV. Sigismund v. Polen
geplante Ordo equestris Immaculatae Virginis. S. 380310, 380312, 380320A u.
380501. Er fehlt in der Liste der Ritterorden bei
Hille, s.
jedoch Christiani Gryphii kurtzer Entwurff der Geist- und Weltlichen Ritterorden,
Jtzo nach des Hn. Autoris seel. Tode zum andernmahl weit verbesserter ... [v.
Christian Stieff] heraus gegeben. (Leipzig u. Breslau: Christian Bauch 1709),
319–351. HAB: Tq 484. Enthält die Erstveröffentlichung eines lateinischen
„Project[s]“, welches Stieff von einem ungenannten Theologen erhielt:
Gründungsritual mit Eidformel, Statuten, Bestätigung durch Papst Urban VIII. Vgl.
Gryphius, 319f.: „Jm Jahre 1637. stifftete König Vladislaus IV. in Pohlen einen
neuen Ritter-Orden der unbeflecktem Empfängniß Mariä/ welcher aber/ ehe er noch zu
Kräfften kommen/ von dem Fürsten Radczivil und einigen anderen Magnaten
hintertriben worden.“ Die BU Warszawa besitzt zwei Handschriften, die das
Stiftungsprojekt und Radzwills Gegnerschaft dokumentieren. Die Entwürfe für die
Statuten des Ordens samt päpstlicher Konfirmation vom 4. 7. 1637 bezeugt die
Handschrift Rps 62, Bl. 5r–14v: Modus præficiendi et ordinandi militem
inclyti et Heroici ordinis Equitum Immaculatæ Virginis. Radziwills
Gegenargumente entwickelt Rps 62, 15v–19v unter dem Titel: Sexzehen starcke
gründe, mit welchen Jhre fürstli. Durchl. Christoff Radziwill, Jhr. Königl.
Maÿst. in Pohlen, von dem neue vorgeschlagenen Ritters Orden: Der
vnnbeflecten Jungfraw Marien Brüder, abrahtet, vnd Schlieslich bittet: Das Jhre
Maÿ. die stifftung desselben, biß auff den nechst künfftigen
Reichstag verlegen wolle. Vgl. Hugo Grotius’ Bemerkung in seinem Brief an den
Danziger kgl. Burgvogt Israel Köhne-Jaski (den Vater des späteren
Opitz-
Herausgebers Andreas Köhne-Jaski, vgl. 260217 K 1, 310703 Q, T, K u. 330311
K bzw.
Opitz-Brieferepertorium, S. 15ff.) v. 16. 1. 1638 n.
St.: „Pour le serment de la Chevalière de la S. Vierge considérant tout le sens,
qui se peut cacher sous ce mot ,Successorum’ et sous ces mots ,Romane sedis’ et
sous le mot ,infidelibus´ ie ne m’estonne pas que tant les protestants que les
sages d´entre les catholiques romains s’en ombragent. Outre cela le prince
Radzivil a si bie[n] mérité du roy de Pologne, que quand il n’y auroit pas tant de
ray[s]ons pour quitter ces inventions nouvelles, son authorité devroit suff[r]ir
pour raison.“
Grotius: Briefwisseling IX, 34; zuerst
veröffentl. durch Andreas Köhne-Jaski in HUGONIS GROTII EPISTOLÆ AD ISRAELEM
JASKI. (Dantisci 1670: Typis Rhetianis), 14–16, hier 15. HAB: Li 3163. Der Gegner
des Vorhabens war der reformierte Reichsfürst Krzystof II. Radziwill, Fürst v.
Birze, Woiwode von Wilna und Kronfeldherr von Litauen (1585–1640), der Bruder F.
Janusz’ (vgl. dessen Gattin u. Töchter in der TG, 290410 K 6). Er machte sich in
Kämpfen gegen Moskowiter und Schweden um die Krone Litauen verdient und erhob,
dabei von allen Reformierten und vom polnischen Großkanzler Thomas Zamoyski
(1594–1638) und anderen Katholiken unterstützt, in einem Brief an den polnischen
König (lt. Jaski in seinem Schreiben an Grotius, 3. 12. 1637;
Grotius: Briefwisseling VIII, 763f.), sechzehn Einwände vor allem gegen
den (von Gryphius/ Stieff, 329f. zitierten) Eid der Ritter: „Ego N. juro, quod
Serenissimi Principis ac D. Vlatislai IV. Regis Poloniæ & Suecorum
[Successorum], ac Reip. Poloniæ salutem, dignitatem & commoda post DEUM, ejus
Deiparæ virginis, sanctæque Matris Ecclesiæ Romanæ sedis Apostolicæ honorem præ
oculis habebo: si bellum a Barbaris & infidelibus ingruat, pro virili obviabo,
& vires meas conferam. In bello ut milites Ordinis [commilitones] mei
stipendiis contenti sint, nec a quoquam quidpiam violenter extorqueant, curabo,
& a rapinis pro posse meo arcebo. Ne DEUS ejusque Sanctissima Mater, me
audiente, blasphemetur, vel cum vitæ periculo me opponam, ejusque cultum
promovebo. Leges Ordinis & amorem cum fratribus meis debitum observabo. Sic
[Ita] me DEUS adjuvet, & hoc S. S. Evangelium:” Die hier von uns in eckige
Klammern gesetzten Abweichungen entstammen der Abschrift in der UB Amsterdam:
coll. RK., 555
15, zit. in
Grotius: Briefwisseling VIII,
764), deren Fassung auch Grotius vorgelegen haben dürfte. In Deutschland machte
noch 1638 eine Flugschrift das kgl. Vorhaben sowie F. Radziwills Einwände dagegen
publik: Newer |
angestalter |
Ritter-Orden/ | der vnbefleckten Jungfraw | Mariæ. | Wie
solcher von Jhrer Königl. Maj. in Pohlen an- | gefangen/ mit Ausschreiben/
Gesetzen vnd Ordnungen be- | stättiget vnd zu Männigliches Wissenschafft |
publiciret worden. | [Abb. einer Krone] | Mit angehengten
16. starcken Gründen/ mit welchen | Jhre Furstliche Gnad. H. Christoph Ratzeviel/
Jhrer | Königl. Maj. in Pohlen/ von dem vorgeschlagenen Ritters- | Orden der
vnbefleckten Mariæ Brüder abrathet/ | vnd schließlich bittet/ die
Stifftung biß auff | nechst künfftigen ReichsTag zuverschieben. | [Vignette,
darunter Linie] | M. DC. XXXVIII. ULB Halle: Pon. IIm 654, QK (weiteres Ex. in STB
Berlin — PK). Wir konnten die Schrift nicht einsehen u. zitieren nach VD 17
3:657473G. Der König mußte 1638 auf das Projekt verzichten, s. 380501 K 13. F.
Ludwig dürfte zweifellos auch von anderer Seite über das spektakuläre
Ordensprojekt informiert worden sein, da es die Stellung der Protestanten in Polen
bedrohte, als Auftrag zur gewaltsamen Gegenreformation verstanden werden und zudem
den polnischen Staat in eine Abhängigkeit vom Papst bringen konnte. Vgl. Joachim
Pastorius ab Hirtenberg: FLORUS POLONICUS, Seu POLONICÆ
HISTORIÆ EPITOME NOVA, Quintum recognita, aucta, & ad nostri usque
temporis bella continuata (Gedani et Francofurti: Simon Beckensteinius 1679), 435
(HAB: Go 89]: „Quem [erg. ordinem] legibus certis definitum summus Pontifex
Urbanus VIII. rem fervide inprimis, agente Georgio Osslinscio, hoc anno confirmat.
Sed institutum à male suspicacibus mirificè vituperatum, per dissensum Ordinum,
accedente inprimis Comitiorum anno sequente habitorum, auctoritate, exolevit.“ Das
Erlöschen des Ritterordens notierte F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) am
28. 5. 1638 in sein Tagebuch: „[Zeitung], daß der Polln.
Reichstag sich geendet,
vndt der Ritterorden S. Mariæ gantz aufgehoben vndt cassirt worden.“ (
Christian: Tageb. XIV, 601r). Vgl.
Theatrum Europaeum III, 885 u. 944f.