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380312 Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg
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Fürst Ludwig an Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg


Antwort auf 380310. — F. Ludwig (Der Nährende) dankt F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) für die Rücksendung des Ausforderungsbriefes der holländischen Ritterschaft, der Gesetze des Ringelrennens und der darauf ergangenen Antworten. Er selbst schickt Christian mit Dank die ihm gesandten Gepränge und Satzungen des neuen polnischen Ritterordens und der dagegen erhobenen Einwände zurück. Ludwig legt den Abriß eines in diesem Jahr vor Stralsund gefangenen seltsamen Fisches bei und verbindet das mit der Frage, ob die Buchstaben auf den zwei Fähnlein wohl Aufschluß über den Wunderfisch geben könnten. F. Christian könne die Zeichnung auch F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46. Der Sieghafte) senden und dann zurückschicken.
— Martin Opitz’ v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte) Deutsche Psalmen sind in Danzig im Druck erschienen und werden gewiß auf der Leipziger Ostermesse angeboten werden.
— Hans Philipp (v.) Geuder (FG 310. Der Ergänzende) möge dem Erzschrein, wie angeboten, das Wappen des Hans Andreas Kessler (v. Kessel) (FG 171. Der Befördernde) einsenden.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 131rv, 131v leer;[Handschrift: [Bl. 131r]]; eigenh. Konzept. — Ohne Briefschluß veröffentlicht in KE, 78. Bibliographisch erfaßt in Bürger, S. 947 Nr. 15.

Anschrift


A  Fehlt.

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Gegen dem Unverenderlichen bedanckt sich der Nehrende, das ihme der holländischen Ritter ausfoderungsbrieff, nechst den gesetzen des Ringelrennens, und die darauff ausgelassene beantwortungen wieder,1 wie auch von dem neuen Polnischen Ritterorden, die geprenge, satzungen, und das dargegen gesteltea bedencken2 mittgetheilet worden, so hiemitt zurucke auch gesendet wirdt. Und weillb etwa fur ein viertzehen tage ein abriß von einem wunderseltzamen fisch, der in diesem Jhare zu Stralsund soll gefangen sein,3 zukommen, hatt er solchen hiermitt auch uberfertigen wollen, ob etwanc die in den zwey fähnlein stehende buchstaben etwas daruber andeuten möchten. Er kann den abrißd dem Sieghaften4 auch zu, und dan solchen mitt gelegenheit wieder herschicken. Des
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Gekrönten deutsche Psalmen auff die frantzösische weisen gestellet seind nun auch zu Dantzig gedruckt heraus kommen, werden sonder zweiffell diesen Ostermarkt in leiptzig zu erlangen sein.5 Durch mittell des Ergentzenden6 erwartet der Nehrende nochmals zu ergentzung des Ertzschreins des Befödernden wappen7 , zu dessen erlangung solcher sich albereit erbotten. Unde verbleibet

  An der schüler festtage8 12. Mertz 1638.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
KE dem gegengestelte statt dargegen gestelte
b
Folgt gestrichene unleserliche Silbe.
c
Folgt überflüssiges oder verschriebenes (auch?) auff
d
Folgt <mitt>
e
Durch den Schreiber fortzusetzender Briefschluß, bis verbleibet ausgelassen in KE.

Kommentar

K
1
Zu den in der Akte nicht mehr beiliegenden Texten des Haager Ringrennens bei der Vermählung Brederode-Solms im Februar 1638 vgl. 380310 u. I–V.
2
Zum 1637 von Kg. Wladislaus IV. Sigismund v. Polen geplanten Ordo equestris Immaculatae Virginis und den dagegen erhobenen Einwänden des Reichsfürsten Krzystof II. Radziwill und anderer s. 380207, vgl. 380310.
3
Vgl. 380226 K 3. F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51. Der Unveränderliche) hatte bereits eine Zeichnung des ominösen Fisches erlangt. Die Beschreibung desselben in seinem Tagebuch zit. in 380226 K 3. Dort ist u. a. von „zween fahnen vndt buchstaben darinnen“ die Rede. F. Ludwig las sie als „Jarislaus Rex Poloniæ“ und „Alle Neuerung zu baltt“, s. 380302A.
4
F. August v. Anhalt-Plötzkau (FG 46. Der Sieghafte), F. Ludwigs gelehrter älterer Bruder, der sich stark für Geheimlehren interessierte.
5
Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1637). S. 371030 K 4. F. Christian erlangte ein Exemplar, s. Catalogus secundus: Libri theologici in octavo, Nr. „66. Opitij Lobwaßer in größer Octav.“ Um diese Zeit (s. 380321A) teilte Diederich v. dem Werder (FG 31) F. Ludwig mit, Opitz habe keine große Lust zum Schreiben und verschiebe wohl alles bis auf den Leipziger Ostermarkt. Tatsächlich konnte Werder aber noch im März den Empfang eines Briefs des Gekrönten und zweier Exemplare der verbesserten zweiten Auflage des Psalters dem Fürsten melden, s. 380405. Obwohl F. Ludwig wohl erst im Frühling 1638 ein eigenes Exemplar der Erstauflage erlangte (s. 380411), könnte er doch im vorliegenden Brief schon die Nachricht vom Erscheinen der zweiten Auflage verbreitet haben: Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen. Jetzo auffs new übersehen vnd verbessert. (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1638).
6
Hans Philipp v. Geuder (FG 310. Der Ergänzende), den F. Christian II. nach eigener Aussage mehrfach bat, eine farbige Visierung des Wappens von Hans Andreas Kessler (s. Anm. 7) zu beschaffen. Vgl. 371221, 371223 u. 380606.
7
Hans Andreas Kessler (v. Kessel) (FG 171. Der Befördernde), dessen farbige Wappenvisierung einzuholen F. Christian II. und Geuder (s. Anm. 6) über die Jahre nicht gelungen ist.Vgl. 371209 K 6. Zum Begriff des Erzschreins, der im allgemeinen das Archiv der FG meint, s. 371110 K 11.
8
Eine der vor allem bei F. Ludwig und Diederich v. dem Werder (FG 31) zu findenden scherzhaften Anspielungen auf Tage des Heiligenkalenders. Hier ist der 12. März als Festtag des hl. Papsts und Kirchenlehrers Gregor I. gemeint, den Protestanten als eigentlichen Stifter des Papsttums oder wegen seines Einflusses auf Dogmen der Scholastiker („Schüler“; Götze, 195) kritisierten. Vgl. z. B. schon Martin Luther: „Ich wolt nicht vill nemen, dixit Doctor, vnd drauff sterben, das Hieronymus vnd Gregorius selig weren, denn sie habens vbell ausgerichtt, der mit seim coelibatus, der ander mit dem purgatorio
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vnd sacrificio missae, vnd man heltt sie dennoch pro columnis ecclesiae. Aber de Augustino et Ambrosio nihil dubito.“ Luthers Werke in Auswahl. [8 Bde.] Achter Bd. Tischreden hg. v. Otto Clemen. Berlin 1930, 285f. (Joh. Mathesius). Vgl. auch REThK (1896) VII, 88f. u. Johannes Schilling: Luther und Gregor der Große. In: Auctoritas Patrum. Zur Rezeption der Kirchenväter im 15. und 16. Jahrhundert. Hg. Leif Grane, Alfred Schindler u. Markus Wriedt. Mainz 1993, 175–184.

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