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[Jean Du Bec-Crespin: Histoire du grand Empéreur
Tamerlanes, dt. v. Johann Joachim v. Wartensleben (FG 108), vollendet u. hg. v. F.
Ludwig u. d. T.:] Denckwürdige Geschichte/ Des grossen Tamerlanis/ der Parthen vnd
Tartern Käysers... Für etzlichen Jahren ins Französische aus
den alten gedechtnus Briefen der Araber zusammen gebracht/ vnd nun verdeütscht
(1639: Cöthen) S. Beil. I Q u. 380321 K 6 u. 8. Zur kritiklosen Zustimmung
Diederichs v. dem Werder (FG 31. Der Vielgekörnte) zu diesem Übersetzungswerk vgl.
auch
Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 463.
S. Beil. I. In seiner Bitte um ein Widmungsgedicht für den
verdeutschten
Tamerlan hatte es F. Ludwig in 380321 Werder
freigestellt, ein eigenes Gedicht aufzusetzen oder das Sonett von D. Duthot aus
dem frz. Original zu übersetzen. Werder entschied sich für letzteres, wobei er die
Bezüge auf Du Bec-Crespin bzw. Frankreich durch solche auf F. Ludwig und
Deutschland ersetzte. Vgl. hier K I 0 u. 380321 K 11. Das vorsichtige Insistieren
Werders, F. Ludwig möge das Widmungssonett mit den Gesellschaftsnamen in Adresse
und Unterschrift übernehmen, entspricht der Bescheidenheit und gesellschaftlichen
Gesinnung F. Ludwigs, der Selbstlob scheute und persönliche Leistungen gern einer
fruchtbringerischen Konsoziabilität unterordnen wollte. Vgl.
Conermann: Ludwig und Christian II. von Anhalt, 464.
Im Vergleich zum frz. Original hatte F. Ludwig in der
Verdeutschung des
Tamerlan die knappen Inhaltsangaben Du
Becs deutlich vermehrt und eine feinere und klarere Untergliederung des Textes
vorgenommen. Vgl. 371112A K 4 u. 380321 K 8.
F. Ludwig führte in der deutschen
Tamerlan-Übersetzung Randnoten ein,
die knapp
über den Inhalt der
jeweiligen Passagen orientieren. Im frz. Original fehlen solche Angaben. Vgl.
380321 K 8.
Mit dem Brief 380321 hatte F. Ludwig an Werder auch das
folgende Werk gesandt: [Daniel Dyke d. Ä.: The mystery of
selfe-deceiving. Or a dicovrse and discouery of the deceitfullnesse of mans
heart
, postum hg. v. seinem Bruder Jeremiah Dyke, zuerst
London 1614; dt. Übersetzung von Theodor(e) Haak u. d. T.:] NOSCE TEIPSVM, Das
grosse Geheimnuß deß Selb-Betrugs/ Oder Reiche/ vnd in Gottes Wort gegründete
Betrachtung/ vnd Entdeckung der grossen Betrüglichkeit vnd Tücke deß Menschlichen
Hertzens (Frankfurt a. M.: Johann Friderich Weisse 1636). S. 380321 K 1. In 380321
nennt F. Ludwig zwar auch die französische Übersetzung von Dykes Werk durch Jean
Verneuil,
La sonde de la conscience (zuerst Oxford 1628),
jedoch deutet er mit keinem Wort an, daß er auch diese Übertragung seinem Brief an
Werder beilegt. Gemeint sein könnte demnach nur noch die (nicht erhaltene)
Handschrift von F. Ludwigs Lehrdichtung über das 1. Buch Mose, die er zusammen mit
seinem Schreiben 380321 Werder geschickt hatte. Die Abschnitte aus seiner
Bearbeitung des 5. Buchs Mose hatte Werder nämlich schon zusammen mit seinem Brief
380321A an den Fürsten zurückgesandt.
Da Werder nachweislich für das Jahr 1637 einen
Herlitz-Kalender verwendete (s. 371110), liegt es nahe, seine Datierung des
vorliegenden Briefes an den uns verfügbaren Herlitz-Kalendern zu überprüfen. In
den Tagen zwischen dem 21. 3. (s. 380321A) und 9. 4. 1638 (Empfangsvermerk), als
der vorliegende Brief abgefaßt worden sein muß, wird im
Kalender
Herlitz 1646 der 5. 4. neuen Kalenders, im
Kalender Herlitz 1651 der 5. 4. alten und neuen Kalenders
als Gedenktag eines „Maximus“ angegeben. (Der
Kalender Zerbst
1654, 188f., führt für den 5. 4. als Tagesheiligen „Maximilian der grosse“
an). Allerdings geht diese Angabe in den Herlitz-Kalendern nicht konform mit den
Gedenktagen, die
Grotefend II.2, 141, das
Ökumenische Heiligenlexikon und das
Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon für verschiedene Träger des
Namens Maximus (lat. der Größte) anführen, etwa einen Märtyrer des 3. Jahrhunderts
in Italien (kathol. Gedenktag 19. 10.), Maximus, „den Bekenner (von
Konstantinopel)“, Mönch und wichtiger Theologe des 7. Jahrhunderts (kathol. und
orthodoxer Gedenktag 13. 8.), Maximus, Bf. v. Turin im 4. Jahrhundert und Heiliger
(Festtag: 25. 6.) u. a. m. Gegenüber den Herlitz-Hinweisen erscheint eine
Beziehung der Werderschen Datierungsformel auf den Ostersonntag, der im Jahr 1638
auf den 25. 3. fiel (
Grotefend I, Tafelteil S. [40]),
weitaus weniger plausibel. Für den 5. 4. als Abfassungsdatum spricht auch, daß
Werder genügend Zeit seit F. Ludwigs Schreiben 380321 gehabt hätte, um die
Durchsicht des verdeutschten
Tamerlan vorzunehmen. Obwohl
aufgrund der geringen Distanz zwischen Köthen und Reinsdorf F. Ludwig und Werder
ihre Sendungen i. d. R. durch eigene Boten („zeiger“) bestellen ließen, und auf
diese Weise Brief und Gegenbrief das gleiche Datum tragen können (vgl. 380321 und
380321A oder 380522A und 380522B; ferner 371028A, 380423 I, 380502 u. 380803),
konnten doch auch ein Tag (s. 380608A und 380609A, ebenfalls per „überbringer“
bestellt) oder mehrere Tage zwischen Brief und Gegenbrief bzw. Empfangsvermerk
liegen, für gewöhnlich wohl durch persönliche Abwesenheit eines Partners oder
andere äußere Umstände bedingt (vgl. etwa 380602 mit dem Empfangsvermerk vom 6. 6.
oder die Schreiben 381116A u. 381123). Leider lassen uns
KU
IV und
Christian: Tageb. für den April 1638 mit Hinweisen
zu einer möglichen Abwesenheit F. Ludwigs im Stich.
Es gibt in der überlieferten Korrespondenz zwischen F.
Ludwig und Werder kein Stück, dem sich der undatierte Postskriptzettel inhaltlich
und chronologisch (Eingangsvermerk) besser zuordnen ließe als 380405. Aufgrund des
eigenen, späteren Eingangsvermerks ist aber keineswegs auszuschließen, daß er zu
einem verlorenen, zwischen 380405 und 380423 abgefaßten Brief Werders gehörte.
Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte). In
380321 hatte F. Ludwig um Mitteilung gebeten, wenn Werder Nachricht von Opitz
erhalte.
Die | Psalmen Davids | Nach den Frantzösi- | schen Weisen
gesetzt. | Durch | Martin Opitzen. | Jetzo auffs new übersehen | vnd verbessert. |
[Vignette] | Mit Kön. M. begnad. vnd Freyheit. | Dantzigk/ | Gedrückt vnd verlegt
durch | Andream Hünefeldt/ | Buchhändler/ 1638. — 12°; mit Melodien. UL Yale (
Faber du Faur II, Nr. 223a), Mikrofilm. Zweite Auflage des
zuerst 1637 in Danzig erschienenen Werks. Vgl. 380312 K 5, 380402, 380606, 380608,
380609, 380625, 380720 u. ö. Vgl. auch
Opitz-Brieferepertorium, Nr. 242 (Opitz an Friherre Axel Oxenstierna, 10.
6. 1638), Nr. 247 (Hugo Grotius an Opitz, 27. 7./ 6. 8. 1638) u. Nr. 252 (Opitz an
Georg Rodolf Weckherlin, 4. 10. 1638). Zur 1. Aufl. Danzig: Andreas Hünefeldt 1637
s. 371030 K 4. Da Werder für F. Ludwig die Opitz betreffenden Sendungen
abwickelte, wird das zweite Exemplar für den Fürsten bestimmt gewesen sein. Vgl.
380504, 380625 u. 380720.
K I Werder hat Duthots Widmungssonett im frz. Original, Bl.
[A 4]r (s. 371112A K 4 u. 380321 K 6) übersetzt und alle Anspielungen darin auf Du
Bec-Crespin und Frankreich durch solche auf F. Ludwig und Deutschland ersetzt.
Vgl. oben K 2. Das frz. Sonett im Wortlaut nach der in 371112A K 4 zitierten
Ausgabe Rouen 1614:
A MESSIRE IEAN DV
Bec, ABBÉ DE Mortemer, ET
de Ponterou. Sur la tradu-
ction de l’Histoire de
Tamerlanes
C’est Arabe discret qui par son eloquence,
Le nom de Tamerlan retira du tombeau:
Vient parler auec nous d’vn langage plus beau,
Ce que la France doibt à ta grand’ diligence.
Le facond Arabic, la Scytique vaillance,
Sont par toy reuestus d’vn habit tout nouueau:
Ils sont portraicts au vif par ton docte pinceau.
Tu les as est allez dans le pourpris de France.
Le Tartare Empereur seroit enseuely,
Auecques ses honneurs dans le fleuue d’oubly,
Si l’Arabe escriuain n’eust reueillé sa gloire.
Ce Prince conquerant & son docte sonneur
Ne feroient retentir en France tant d’honneur,
Si le sçauāt du Bec n’eust traduit leur Histoire.
D. Dvthot.
1 Als seine Quelle gibt Du Bec-Crespin eine Schrift des
Arabers „Alhacent“ (Alhazen/ Abu Ali al-Hasan ibn al-Hasan ibn al-Haytham al-Basri
al-Misri; vgl. auch 280122 II) an. Während seiner Reisen in der Levante (Ägypten,
Palästina) habe ihn ein Dolmetscher auf diesen Gegenstand aufmerksam gemacht. In
der Forschung ist aber bezweifelt worden, daß Alhazen eine historiographische
Quelle über den mongolisch-tartarischen Herrscher Timur Lenk/ Tamerlan vorgelegt
habe. Im Übrigen hält das positive Bild, das Du Bec-Crespin und mit ihm die
deutschen Übersetzer der FG von Tamerlan als einem weisen, tugendhaften und den
Wissenschaften und Künsten aufgeschlossenen „Kaiser“ zeichneten, dem historischen
Befund nicht stand. Vgl.
Conermann: Ludwig und Christian II. von
Anhalt, 464ff.