Text

380411 Fürst Ludwig an Martin Opitz
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380411

Fürst Ludwig an Martin Opitz


Antwort auf 371126. Zusammen mit 380504 beantwortet in 380625. — F. Ludwig (Der Nährende) dankt Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte) für dessen kunstvolle Psalmen Davids (1637), die er erst kürzlich zusammen mit Opitz’ Brief vom 27. 11. 1637 empfangen und mit großem Vergnügen gelesen habe. Wenn er nun auch noch Opitz’ gesammelte Schriften [Opitz: Geistl. Poemata (1638) u Opitz: Weltl. Poemata I (1638)] erhalte, könne er es unterlassen, den Dichter an versäumte Sendungen zu erinnern. — F. Ludwig fragt Opitz, ob er einer wohlmeinenden, der Fruchtbringenden Gesellschaft gemäßen Untersuchung der Psalmen Davids nach dem Kriterium der ,reinsten und besten deutschen Art’ zustimme und schickt ihm als Probe einige Verbesserungen der Sprache und Verskunst im Lied auf den 32. Psalm (Beil. I).

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen: V S 544, Bl. 282r–283v [Anschriftnotiz: 282r], 283v leer [Handschrift: [282r]]; eigenh. Konzept. (Bl. 282v: s. Beil. I; Bl. 283r: Sonett Fürst Ludwigs auf Martin Opitz’ geplante Hochzeit, s. 371208 I.) — Unvollständig veröffentlicht in KE, 125f.; KL III, 104f. Bibliographisch nachgewiesen in Szyrocki (1956), 204; Opitz-Brieferepertorium, Nr. 239; Bürger, S. 952 Nr. 93.

Anschrift


A Am unteren linken Blattrand: An Martin Opitzen

Text


Es ist dem Nehrenden erst fur weiniger Zeitt des Gekrönten deutscher Psalter1 mitt seinem schreiben vom 27. des Wintermonats abgewichenen 1637. Jhares2 zukommen; den er Nehrendea mitt sonderbahrerb erfreuung empfangen, mitt grosserc lust und vergnugung als ein kunstlich gesetztes werk belesen, und der ubersendung wegen aller gebuhr undd fleisses sicha bedancken thute ;f wan aucha von obgemelten gekrönten seineg ferner in den druck gegebene und angezogene anmutigea schriften3 werden ankommen, soll dem Nehrenden dadurch ein sonderbahrer dancknehmender gefallen ebener gestalth geschehen undi wird er diese gedechtnusj unterlassen können. Weill den zwar folglichk dem Gekrönten nicht unangenehm sein kanl , dar er sich sonderlich eines herrlichen urtheils getröstet, dessenm er dann auch theillworden, und vorlengsten erlanget, das ihme die gedancken ausn der fruchtbringenden gesellschaft uber diesen seinen deutschen Psalter zukommen4 , der zwaren5 keines sonderbahreno verbesserns vonnöten, sintemallp er fleissig und kunstlich ausgearbeitet[,] so hatt sich der Nehrende hiemitt erkundigen wollen, ob ihme dergleichen wolmeinendea erinnerung, alsq obgedachter unserera gesellschaft zwecke durchaus gemess nicht möchten zuwider fallen, soll darauff mitt allem fleisse durchforschung nach der besten undr reinesten deutschen art vorgenommen werden; Und dessen mitt weinigem einen vorschmack zu geben, ist fur gut gefunden worden, ob in dem 32. Psalm6 , weill darinnens etwas von der Reimkunstt mit enthaltent, den einen
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reim daruber angefugteru massen, nechst andern gara weinigenv umbzusetzen, alleine zu dem ende, damittw wan es dem gekrönten beliebig, das man ferner dergestalt fortfharen solle, er sich hierunter freywillig erkleren wolle. Jm ubrigen wird dem Gekrönten vom Nehrenden alles selb begehrendes wollergehen gewuntschet und verbleibet des Gekrönten

  gantzwilliger Nehrender.
  Cöthen. den 11. des Aprils im Jhar 1638x

I
Verbesserungen zu Opitz' Lied auf den 32. Psalm

Text

[Handschrift: [282v]] Bey dem 32. Psalm1
v 2 l. 5 Dan deine hand mitt ihrer harten plage nichtt gehett.
das wortt grimmen plage ist so gemein nicht
soll grimmig heißen, so aber in den reim hier
nichtt gehett.
l. 6 Lag fest und schwer
l. 8 Wie sommerszeit durch heißen sonnenschein
Harter sonnenschein ist zwar schön aber
ist gemein und eigentlich nicht
v. 5 l. 5 Dem muß der zaum den Kopf zu rechte bringen,
l. 6 Und das gebiß das harte maul bezwingen.
v. 6 l. 5 Ihra seine leuttb ihr sollet drumb nit schweigenc

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Eingefügt.
b
Folgt <lust>
c
Eingefügt für <sonderbahrer>
d
Ausgelassen in KE.
e
Aus thun
f
Folgt <Und>
g
Bis ferner eingefügt für <die ferner von ihme>. Das Einschaltzeichen für ferner fehlt im Text.
h
KE gleichergestalt
i
Eingefügt bis können
j
Folgen 2 gestrichene Wörter.
k
zwar folglich fehlt in KE.
l
Eingefügt für <soll>
m
Eingefügt bis auch. Fehlt in KE.
n
Eingefügt für <etzlicher von>
o
Eingefügt für <grossen>
p
Eingefügt bis ausgearbeitet
q
Folgt <der fr>
r
Eingefügt bis reinesten
s
Eingefügt bis der für <solcher an einem ortt in die>
t
Folgt <etwas> und nach mit enthalten für <eintworffen>
u
Eingefügt für <etwas begeht inliegender>
v
Folgen Einschaltzeichen q ohne Einfügung und <almelig>
w
Eingefügt für <das>
x
Anweisung an den Schreiber: Es ist den das blatt vol Für Ludwigs folgende Vorschläge zum Psalter soll der Schreiber ein neues Blatt anfangen.

T I
a
Vers eingefügt für <So sollet nun ihr seine leut nitt schweigen>
b
Folgt <nun drumb>
c
Folgt <Seinige>

Kommentar

K
1
Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen (Dantzigk: Andreas Hünefeldt 1637). S. 371030 K 4.
2
Martin Opitz’ v. Boberfeld (FG 200. Der Gekrönte) Brief 371126 an F. Ludwig (Der Nährende). Lt. 371127 ist Opitz’ Schreiben 381126 auf den 27. 11. 1637 vordatiert. Zur Übersendung des Buchs vgl. auch 371030, 371127, 371208, 380125A, 380210 u. 380504.
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3
Opitz: Geistl. Poemata (1638) u. Opitz: Weltl. Poemata I (1638). S. 371126, 380402 u. ö.
4
Dazu hatte sich Opitz schon in 380402 bereit erklärt. Vgl. F. Ludwigs Erinnerungen in 380828 I.
5
Zwar, adv. Vgl. 371027 K I 1.
6
S. Beilage I.


K I
1
Vgl. 380828 I.

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