K Seit sich das Gerücht von der neuen Bibelübersetzung, deren
Druck unmittelbar bevorstehe, im protestantischen Lager verbreitet hatte, sah Hz.
August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227) sich und sein Werk zunehmender
Kritik ausgesetzt. Ohne deswegen zunächst auf die Veröffentlichung seiner Arbeit
verzichten zu wollen, war er jedoch bereit, die Verbesserungsvorschläge
wohlmeinender Theologen zu berücksichtigen und sich mit der Edition nicht zu
übereilen, wie der vorliegende Brief zeigt.
HAB: BA (Bibliotheksarchiv) Hz. August Briefe, Kasten II.8,
Nr. 732. Vgl. Anm. 3 u. 380320 K 1.
Johann Saubert d. Ä. (s. 380320 K 1) hatte in seinem Brief
vom 6. 4. (s. Anm. 1) berichtet, er habe gerade heute „von einem vornehmen ort“
Schreiben — es bleibt unklar im Text, ob eines oder mehrere Schreiben gemeint sind
— mit Berichten erhalten, es sei schon früher „durch Meißen vndt Sachsen das
Geschrei erschollen, daß E. F. D. vorhabens, der Teutschen version Lutheri, eine
andere Teutsche dolmetschung an die seit
en zu setzen;
darauff schon albereit etzliche an hoh
en ort
en die feder gespitzt. etc. werde also das werck, ohne
öffentlich
en widerstand, nit am tag lig
en können.“
In Sorge, daß katholischerseits der zu befürchtende Disput
befeuert und für eigene Zwecke ausgenutzt werden würde, trug Saubert dem Herzog
ein modifiziertes Vorgehen an. S. Anm. 3.
In Voraussicht drohender theologischer und konfessioneller
Streitereien hatte Saubert in seinem Brief vom 6. 4. gefragt, „Ob es vielleicht,
vmb viler erheblichen vrsachen willen, nit rathsamer [...] wann
PARALIPOMENA
versionis Germanicæ Biblior. oder
OBSERVATIONES ad versione
m Germanica
m, daraus gemacht würden:
da man in vnterschidlichen capitis oder articulis köndte sehen, e. g.
1 Die Klage vber mannichfaltigem vnfleiß deß nachdrucks,
qvoad orthographiam,
2 wie solche mengel köndten verbeßert werd
en.
3 von der ordnung der heyligen Bücher,
4 von etlichen außgelaßnen stellen in der Teutschen version.
5 von etlichen locis, so den grundtsprachen nach, deutlicher können erklehret v. gegeben
werden; vndt so fort an.“
Saubert rückt damit zum ersten Mal in seinen (überlieferten) Briefen an Hz. August
von der geplanten Veröffentlichung einer neuen revidierten dt. Bibel ab. Im
vorliegenden Brief geht Hz. August wiederum auf Distanz zu diesem Vorschlag. In
Sorge um die vorauszusehenden Streitigkeiten wiederholte Saubert später seine
Einwände. In seinem Schreiben vom 21. 4. (a. a. O., Nr. 733) erinnerte er an den
Fall des Franciscus Lucas, dem es seitens der Kurie verboten worden war, seine
verbesserte lateinische Bibelversion im Druck herauszubringen. Er sei daher den
weniger anfechtbaren Weg gegangen, einen besonderen Traktat mit seiner „revisio
vndt relectio“ der Vulgata zu veröffentlichen, in dem die Korrekturen Stelle für
Stelle angegeben werden. Ob das nicht ein Vorbild für Hz. August sein könnte? S.
Franciscus Lucas: Romanae correctionis in latinis bibliis editionis vulgatae,
iussu Sixti V. Pont. Max. recognitis, loca insigniora observatá (zuerst
Antverpiae: Ioannes Moretus 1603: Officina Plantiniana). HAB: 1222. 20 Theol. In
seinem Brief vom 29. 4. (a. a. O., Nr. 734) führte Saubert weitere Beispiele von
Gottesgelehrten an, denen ihr Plan, eine gereinigte dt. Bibelversion vorzulegen,
allerhand Mißhelligkeiten eingetragen habe — Paul Tarnow (1562–1633), dessen Neffe
Johann Tarnow (1586–1629), Samuel Bohl (1611–1639), alle drei Professoren der
Theologie an der U. Rostock, sowie der Wittenberger Theologie-Professor Wolfgang
Franz (1564–1628) — oder die, wie der Leipziger (später Helmstedter) Professor für
oriental. Sprachen, Johannes Baldovius (1602–1662), aus denselben Gründen ihre
Ergebnisse zurückhielten. Umgehend bekundete Hz. August sein Interesse an den
Tarnovii und Franz (s. Sauberts Brief vom 10. 5., a. a. O., Nr. 735). Baldovius
wiederum wurde von Saubert nach Wolfenbüttel/ Helmstedt empfohlen. Er werde sich
demnächst „per literas [bei Hz. August] anmelden“. (Saubert an Hz. August, 18. 5.
1638, a. a. O., Nr. 736; vgl. auch Hz. August an Georg Calixt, 17. 5. 1639, HAB:
Cod. Guelf. 84.9 Extrav., Bl. 77r–78v, da er um Förderung des Baldovius in
Helmstedt bittet). Über Saubert erklärte Baldovius seine Bereitschaft, das Alte
Testament Wort für Wort durchzusehen und die Lutherbibel kritisch damit zu
vergleichen, nachdem er von der negativen Aufnahme der Augusteischen
Bibel-„observationes“ bei etlichen Leipziger Professoren erfahren habe und von
Saubert nochmals über „den löblichen
scopum derselben“ unterrichtet worden sei
(Saubert an Hz. August, 1. 6. 1638, a. a. O., Nr. 737). Am 19. 6. zeigt sich
Saubert alarmiert, daß „in bewuster vffrichtiger handlung“ mit „Krieg“ auch von
Glaubensgenossen zu rechnen sei (a. a. O., Nr. 738). In einem Brief des gleichen
Datums rechtfertigte Hz. August noch einmal sein Vorhaben, mit dem er keineswegs
den Luthertext manipulieren, sondern eine neue Übersetzung vorlegen werde: „Soll
es Gott zugeb
en, daß dieses unser vorhabendes werck seine
perfection erreichet, so wirdt es verhoffentlich noch vielen nutzen.
Lutheri
versio kan doch bleib
en, und gelesen werd
en
von dehnen, die ihrer gewohnet. Dan unsere
versio, nicht
mutata vel
innovata Lutheri, sed planè nova seyn wirdt: Wiewoll wir seine worth da sie sich
schicken wollen, behalten: und nicht des Piscatoris, Dietenbergers, Emsers oder
der alten teutschen Interp
retu
m
worten gefolget haben.“ Er kündigt sogar an, Saubert demnächst erneut eine
(überarbeitete) Vorrede zu seinem Bibelwerk (vgl. 380320 I) zuzusenden. (Hz.
August an Saubert, 19. 6. 1638; HAB: Cod. Guelf. 92.2 Ex-
trav., Bl. 12r–13v).
Gemeint sind 1. die Herborner Bibel des reformierten Theologen Johann Piscator
(1546–1625) [s.
Biblia (Piscator), vgl. Heimo Reinitzer:
Biblia deutsch. Luthers Bibelübersetzung und ihre Tradition. Wolfenbüttel 1983
(Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek, 40), Nr. 163]; 2. die erstmals
1534 in Mainz erschienene Bibelübersetzung des Dominikaners Johannes Dietenberger
(1475–1537) [s. Reinitzer: Biblia deutsch, Nr. 117]; 3. die erstmals 1527
erschienene Übersetzung des Neuen Testaments durch den katholischen
Kontroverstheologen Hieronymus Emser (1478–1527) [Reinitzer: Biblia deutsch, Nr.
111 u. Christian Heitzmann: Ganze Bücher von Geschichten. Bibeln aus
Niedersachsen. Wolfenbüttel 2003 (Ausstellungskataloge der Herzog August
Bibliothek, 81), Nr. 36]. Vgl. die Art. „Bibelübersetzungen“ in
REThK (1896) III, 1–179, hier 79f.;
RGG4 I, 1500;
TRE VI, 242; Uwe Köster: Studien zu den katholischen
deutschen Bibelübersetzungen im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Münster 1995
(ausführlich zu Emser und Dietenberger). Zu den älteren, vorlutherischen dt.
Bibelübersetzungen vgl.
REThK (1896) III, 59ff.;
TRE VI, 228ff.; Reinitzer: Biblia deutsch, 64ff. In seinem
Antwortbrief an Hz. August vom 5. 7. 1638 wünscht Saubert Gottes Beistand, „damitt
vorhabendes heyliges werck [...] endlich seine perfection erreiche.“ In der
Verfolgung des gleichen Zieles treibe ihn, Saubert, seit Jahren der Plan um, eine
in den Grundsprachen Hebräisch, Griechisch, Lateinisch und Deutsch interlinear
eingerichtete Bibel zu veröffentlichen, die es sogar dem in den Ursprachen
Unkundigen gestatte, auf das biblische „fundament selbst“ zurückzugehen. Indirekt
scheint Saubert erneut eine vorsichtige Warnung an den „Laien“ Hz. August
auszusprechen, indem er theologischen Sachverstand und enge philologische
Kooperation mehrerer Bibelkundler bei einem solchen Vorhaben für nötig hält, in
welch letzterem „biß dato die Jesuit
en einen groß
en vortheil gehabt“. A. a. O., Nr. 739. Damit bricht, soweit
ersichtlich, der Briefwechsel zw. Saubert und Hz. August bzw. dessen Überlieferung
in der HAB ab, um sich erst in den 40er Jahren fortzusetzen. Vgl. a. a. O., Nr.
740–744 (5 Briefe Sauberts an Hz. August, 1643–1646); Cod. Guelf. 102.1 Novi, Bl.
1r–2v (Brief Sauberts an Hz. August, 1641) u. Cod. Guelf. 6 Noviss. 2°, Bl.
64r–72v (7 Briefe Sauberts an Hz. August, 1642–46).
Vgl. Hz. Augusts Bibel-Handexemplar, in das er seine
zahllosen Änderungen und Bemerkungen vom 1. 1. 1635 bis zum 1. 2. 1638 eintrug:
BIBLIA. Das ist: Die gantze heilige Schrifft Deutsch/ D. Mart. Luth. (Lüneburg:
Johann u. Heinrich Stern 1634). HAB: 519. 4. 1 Theol. 2°. Zit. in 380320 K 0.
Johann Matthäus Meyfart (1590–1642), profilierter Vertreter
der lutherischen Reformorthodoxie, hatte 1616 gemeinsam mit Johann Saubert d. Ä.
(1592–1646, vgl. 380320 K 1) in Jena, u. a. bei Johann Gerhard (1582–1637),
studiert, bevor er noch im selben Jahr als Lehrer der Theologie an das junge
Reforminstitut des Gymnasium Casimirianum zu Coburg wechselte. Die Freundschaft
zwischen Meyfart und Saubert hatte bis zum Tode Meyfarts Bestand. Seit Juli 1633
wirkte Meyfart als Professor und Dekan an der 1632 unter Kg. Gustav II. Adolf v.
Schweden neu gegründeten evang.-lutherischen theologischen Fakultät, seit Herbst
1634 als Rektor der U. Erfurt. Als die Schweden die Stadt verließen und diese im
September 1635 zwischenzeitlich wieder kurmainzisch wurde (vgl. 380125A K 8),
wechselte er als Gemeindepfarrer an die Predigerkirche, da die Universität dem
evangelischen Theologen kein Auskommen mehr bot. Zugleich wurde er zum Senior des
evangelischen Ministeriums (alle evangel. Geistlichen) der Stadt gewählt, welches
Amt er bis zu seinem Tode ausfüllte. Befreundet mit Reformpädagogen wie Wolfgang
Ratke und Andreas Reyher, verfaßte Meyfart die erste deutschsprachige Rhetorik
(
Teutsche Rhetorica oder Redekunst, Coburg 1634, Ndr.
hg. Erich Trunz Tübingen 1977), die die Kunstfähigkeit der dt. Sprache nicht nur
propagierte, sondern lehrte und anschaulich demonstrierte, die zudem die Sprache
Luthers immer wieder in ihrer rhetorischen Prägekraft herbeizog und — bei allen
anderen Funktionen einer gelungenen Rede (efficacia, persuasio, occupatio usw.) —
dem Stilideal der Klarheit (claritas) anhing.
Belobigung hatte Meyfart auch
bereits von Hz. August d. J. erfahren im Hinblick auf seine
Christliche Erinnerung von der auß den Evangelischen Hohen Schulen in
Teutschland ... entwichenen Ordnungen und Erbaren Sitten (Erfurt/
Schleusingen: 1636), ein Werk, das sich zu einer scharfzüngigen allgemeinen
Sozial- und Kulturkritik auswuchs. Desgleichen hatte Hz. Ernst I. („der Fromme“)
v. Sachsen-Gotha (FG 19) bei Meyfart um Mitarbeit in seinem großangelegten Projekt
einer umfassend und verständlich kommentierten lutherischen Volksbibel
nachgesucht. Wegen Überarbeitung und Krankheit hatte Meyfart aber im Dezember 1636
seine Kooperation an diesem sog. Weimarer oder Jenaer Bibelwerk absagen müssen,
das erstmals 1641 in Nürnberg erscheinen sollte. Vgl. dazu 380320 K 1.
Erschöpfung, Auszehrung und Melancholie hatten Meyfart schon lange, besonders
heftig seit 1635 zugesetzt, als eine starke, sich bis 1640 hinziehende
Pestepidemie Erfurt heimsuchte und ihm auch seine erste Frau (†1635) und alle
Kinder bis auf eine Tochter entriß. Sein eigener Gesundheitszustand verschlimmerte
sich seit 1640 und ließ keine Erholung mehr zu. Er starb am 26. 1. 1642. — Im
vorliegenden Brief scheint Hz. August einer Fehlinformation zu folgen: Saubert
weiß in seinem Antwortbrief vom 29. 4. (s. Anm. 3) von keiner Sendung an Meyfart;
er habe ihm seit einiger Zeit nicht geschrieben, abgesehen von einer Empfehlung
für Exulanten, die Meyfart neulich zugegangen sei. Vgl. zu Meyfart 340421 K 3;
REThK (1896) XIII, 44ff.; Richard Bärwinkel: Joh. Matth.
Meyfart, Rektor der Universität und Senior des evangel. Ministeriums zu Erfurt,
Dichter des Liedes „Jerusalem, du hochgebaute Stadt“. Erfurt 1896; ders.: Johann
Matthäus Meyfart, Rector magnificus und Senior ministerii zu Erfurt, ein Vorläufer
Speners und ein Freund der Union. In: R. B.: Solemnia, Memoriae beati Joannis
Henrici de Gerstenberg dicata, quae feriis tertiis Jesu Christi nati anno MDCCCIC
die XXVII. Decembris hora 11½ antemeridiana in Seminarii Regii aedibus ... invitat
(Erfurt 1899), 5–15; Dieter Breuer: Endzeitliche Ausblicke ins Himmlische
Jerusalem bei J. M. Meyfart, Angelus Silesius und Martin von Cochem. In:
Morgen-Glantz 10 (2000), 67–94; Christian Hallier: Johann Matthaeus Meyfart. Ein
Schriftsteller, Pädagoge und Theologe des 17. Jahrhunderts. [1928–30]. Mit einem
Vorwort hg. Erich Trunz. Neumünster 1982, insbes. 74ff.; Oliver Pfefferkorn:
Imagination der ewigen Herrlichkeit. J. M. Meyfart und sein Buch
Vom himmlischen Jerusalem. In: Euphorion 97 (2003), 379–403; Johann
Anselm Steiger: Rhetorica sacra seu biblica. J. M. Meyfart (1590–1642) und die
Defizite der heutigen rhetorischen Homiletik. In: Zs. f. Theologie u. Kirche 92
(1995), 517–558, insbes. 540f. u. 555; Erich Trunz: Johann Matthäus Meyfart.
Theologe und Schriftsteller in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. München 1987,
23f, 49ff., 60ff., 70f. u. 245ff., insbes. 252; Dieter Wölfel: Die Krankheit von
Johann Matthäus Meyfart. In: Zs. f. bayerische Kirchengeschichte 52 (1983),
53–59.
Am 31. 3. 1638 hatte Johann Saubert d. Ä. (s. Anm. 2 u. 3)
Hz. August nicht nur einen Rat hinsichtlich seines Entwurfs einer Vorrede zu
geplanten Ausgabe einer revidierten dt. Bibel erteilt, sondern in 10 „Quaestiones“
allerhand eigene Überlegungen und kritische Korrekturen zum deutschen Bibeltext
vorgestellt. Auch in der Quaestio secunda plädierte er für eine getreue Wiedergabe
des hebräischen Urtextes. In 2 Mo 4, 21 habe Luther übersetzt: „ich will sein
hertz verstock
en.“ S.
Biblia (Luther
1545), S. 129. Stattdessen aber wäre „Rectius: ich will sein hertz
verstock
en laßen, oder verstockt werd
en laß
en.“ In 2 Mo 8, 32 habe Luther selbst besser
übersetzt: „Pharao verhärtet sein hertz auch daßelbe mahl.“ S.
Biblia (Luther 1545), S. 136. Saubert führt etliche weitere Stellen an,
wir nennen hier nur seinen Übersetzungsvorschlag zu 2 Mo 7, 13 u. 22 u. a.: „Das
hertz pharao machte sich hart: oder verstockte sich:
COR ROBORAVIT SE. Es solte
heißen Ex. 8 v. 15: Er hatt sein hertz verstockt: INGRAVAVIT COR SUUM. Es solte
heißen, Deut. 2. v. 30. Der herr dein Gott ließ seinen muth erharten vndt sein
hertz verstockt werd
en.“ HAB: BA Hz. August Briefe, Kasten
II.8, Nr. 731, hier Bl. 2r ff. Vgl. dazu
Biblia (Luther
1545): „Also ward das hertz pharao verstockt“ (S. 133: 2 Mo 7, 13); „Also
ward das hertz Pharao verstockt“ (S. 134: 2 Mo 7, 22); „ward sein hertz verhertet“
(S. 135: 2 Mo
8, 15); „Denn der HERR dein Gott verhertet seinen mut vnd verstockt
jm sein hertz“ (S. 339: 5. Mo 2, 30). — Wenn unter des „Helvici anleitung“ nicht
die grammatischen Arbeiten des Hebraisten und einstigen Ratke-Mitarbeiters
Christoph Helwig (1581–1617; vgl. 321201 K 9 u. 350312 K 3) zu verstehen sind
(vgl. etwa den Sammelbd. in der HAB: 28. Gram.), dann dürfte hier gemeint sein:
Chr. H.: Vindicatio locorum potissimorum u. t. à corruptelis pontificiorum, et in
his praecipuè Bellarmini, Calvinianorum, Photinianorum, Judaeorum etc. (Gissae
1620: Caspar Chemlin). HAB: 751.29 Theol. (1) oder ders.: Tractatvs Historicvus et
Theologicus, De Chaldaicis Bibliorum Paraphrasibus, Earum Origine, Numero,
Autoribus, Antiqvitate, Differentiis, Autoritate, & insigni Usu in
controversiis Theologicis, ac Scripturae interpretationibus/ Conscriptus (Giessae:
1612: Chemlinus). HAB: 321. 100 Theol. (10).
Johann Saubert d. Ä. (s. Anm. 2 u. 3) hatte in seinem
Brief vom 31. 3. 1638 in der siebten „Quaestio“ (s. Anm. 6) ein weiteres Mal auf
Unstimmigkeiten in der Übersetzung der Bibel ins Deutsche durch Luther
hingewiesen: „Woher der vnterscheid in der Teutschen dolmetschung kom
me, daß das einige wörtlein
עִ
י
ם
צְ
פַ
רְ
דְּ
cap. 8 Exodi, durch und durch bedeuten solle die
frösche, vndt doch in erzehlung
ejusdem historiæ psal. 78. v. 45 vnd psal. 105 v. 30. das wort krötten, gesetzt werde? Da er
Krötten vnter sie schickte, die sie verderbten etc. Jhr land wimmelte Krötten
heraus etc. villeicht were es beßer,
eandem eorundem interpretationem retinere. Im
Buch der Weißheit wirdts auch gegeben, Frösche; cap. 19 v. 11.“ HAB: BA Hz. August
Briefe, Kasten II.8, Nr. 731, hier Bl. 4r. Vgl.
Biblia (Luther
1545): „so wil ich alle deine Grentze mit Fröschen plagen“ usw. (S.
134ff.: 2 Mo 8, hier V. 2); „Da er Vnzifer vnter sie schickt/ die sie frassen/ Vnd
Kröten die sie verderbeten.“ (S. 1034: Ps 78, 45); „Jr Land wimmelte Kröten er
aus“ (S. 1057: Ps 105, 30); „Wie [...] das Wasser an stat der Fische/ Frösche die
menge gab.“ (S. 1730: Wh 19, 10. Apokryph). Reinitzer verwies zu dieser Stelle in
Unkenntnis des zitierten Saubert-Briefes auf Ps 48, 44ff. in Hz. Augusts
Lüneburger Handbibel (s. Anm. 4), wo der Fürst in der Tat das Wort Kröten durch
das Wort Frösche ersetzt hatte. S. Heimo Reinitzer: Auch in Psalmis ex Bubonis
ranas gemachet. Herzog August d. J. von Braunschweig und Lüneburg und seine
Revision der Lutherbibel. In: Was Dolmetschen fur Kunst und Erbeit sey. Beiträge
zur Geschichte der deutschen Bibelübersetzung. Hg. H. R. Hamburg 1982 (Vestigia
Bibliae, 4), 42–69, hier S. 67 Anm. 17. Daß Hz. August aus den Kröten „Uhus“
(latein. Bubones) machte, mag ein Scherz oder eine literarische Anspielung gewesen
sein. Allerdings scheint der Ausdruck aus keiner antiken oder biblischen Quelle zu
stammen. Vielleicht wollte der Herzog nur mit leiser Ironie andeuten, daß es
Saubert an diesem Punkt ein wenig zu genau nehme.