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380423 Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen
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380423

Fürst Ludwig an Freiherr Enno Wilhelm von Innhausen und Knyphausen


Wolfgang Edler Herr v. Plotho, Frh. v. Engelmünster auf Parey und Weissand (FG 320) überbringe Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphausen (FG 238) sein, F. Ludwigs (Der Nährende/ Le Nourrissant), vorliegendes Schreiben, dem eine französische Liste der Mitglieder dieser Akademie (FG)“ habe beilegen wollen, in die Plotho gestern an 320. Stelle aufgenommen worden sei. Die Übersetzung sei hier nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt. Falls etwas zu beanstanden werde, unterwerfe man sich gern Innhausens Urteil. Wenn Innhausen noch die Devisen bzw. ,Worte’ der zuletzt eingetretenen Mitglieder benötige, schicke F. Ludwig ihm das Mangelnde mit dem ersten Boten. Er müsse nur wissen, ab welcher Nummer die Angaben fehlen. — Das für den Erzschrein benötigte Wappen Torsten Stålhandskes (FG 254) habe F. Ludwig noch nicht erhalten. Gruß an
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die Grafen (Otto) v. Holstein-Schaumburg (FG 198) und (Otto) zur Lippe-Brake (FG 121). — F. Ludwig nimmt mit Freude zur Kenntnis, daß der Pastor Johannes Appelius, den er selbst von der Witwe Hz. Johann Albrechts II. v. Mecklenburg-Güstrow [FG 158], Eleonora Maria [AL 1627. TG 17]), erbeten hatte, nun in den Dienst Gf. Ottos eingetreten sei. Die in Güstrow grassierende Krankheit belaste die Fürstinnen aufs Äußerste. Gott möge nicht nur die Kranken bei ihrer Genesung, sondern auch die noch Gesunden beschützen sowie die Hzn. Eleonora Maria aus dem mißlichen Streit um die Erziehung des Prinzen Gustav Adolph v. Mecklenburg-Güstrow (FG 511. 1648) befreien. Der Schwager des Prinzen, Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227), habe allem Anschein nach bei dieser Auseinandersetzung keine sonderlich rühmliche Rolle gespielt.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 87b, Bl. 21rv [A: 21r], 21v leer; eigenh. Konzept. Am Rande Ziffern einer nicht hierhergehörigen Rechnung.

Anschrift


A Hinter den Schlußkurialien: A Monsieur Monsieur Le Baron et Colonel de Cniphausen a Hambourg. Es mains prop[r]es.

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Monsieur
Le sieur de Plato, baron d’Engelmünster1 vous portera la presente, a laquelle i’ay voulu adjoindre la liste Françoise desa noms de noz Accademiques fructifians en laquelle Accademieb il print hier sa place enc nombre le trois cent et vingtiesme. Ceste translation s’est faite icy, le mieux qu’on a sçeu, en cas que vous y trouviezd quelque chose a redire, on se soubmete tresvolontiers a vostre censure, et si vous avez faulte des devises etf mots és dernieres, ie lesg vous envoyerai par le premier messager, sçachant seulement auquel nombre le default commence: Je n’ay encores sçeu recouvrir les armoiries de Stalhans2 , laquelle [sic] me viendroit a propos; pour nostre archiveh 3 . Saluez de ma part avec occasion les contes de Schaumbourg et de Lippe4 . J’ay entendu tresvolontiers que le ministre Nappelius5 est entré maintenant au service, pour lequel ie l’avois sollicité chez Madame la douairiere de Meckelbourg6 , les maladiesi de Goustro attaquent fierement lesj princesses7 en cest endroict, Dieu les veuille remettre en bonne santé, et garderk celles qui sont encoresl saines, comme aussi faire la grace a Madame la Duchesse6, de sortir une fois de ce facheux [sic] affaire, touchant L’education de son unique Prince8 , auquel il me semble que le Duc de Brunswig9 n’ayt monstré le role qui y estoit requis. Je prie Dieu pour vostre prosperite, et suis

  Monsieur Vostre tresaffectionné amy
  le Nourrissant.
  De Cöten ce 23 d’Avril 1638.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
Am Rand ergänzt bis noms
b
Am Rand ergänzt.
c
Aus au
d
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e
Aus soubmet<ter[a]>
f
Folgt <des>
g
Eingefügt.
h
Eingefügt für <noz memoires>
i
Folgt <en ce lieu la>
j
Folgt <dames>
k
Folgt <encores>
l
Eingefügt.

Kommentar

K
1
Wolfgang Edler Herr v. Plotho, Freiherr v. Engelmünster auf Parey und Weissand (FG 320. Der Aufhebende). Die von ihm Frh. Enno Wilhelm v. Innhausen u. Knyphau-
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sen (FG 238) überbrachte Liste der ins Französische übersetzten Gesellschaftsnamen der FG ist unbekannt, jedoch stimmen die späteren Köthener Listen der Gesellschaftsnamen darin überein, daß der Aufhebende frz. Le Relevant hieß. Zu den Mitgliederlisten allgemein s. 371028 K 16. Zum Auftrag F. Ludwigs an Innhausen, die Namen ins Französische zu übersetzen s. 371112A u. 371117. Stattdessen hatte Innhausen in 380100 F. Ludwig um eine frz. Namenliste gebeten. Vgl. zu diesem gesamten Komplex 371112A K 9.
2
Der schwedische Generalmajor der Reiterei Torsten Stålhandske (FG 254. 1635). S. 371028 K 14. Im 2. Band des im HM Köthen aufbewahrten Gesellschaftsbuchs eine nichttingierte Zeichnung seines Wappens. Vgl. Conermann III, 280. Die Wappen der Mitglieder wurden in das GB Kö. eingemalt und, wie auch die Impresen, in Seide gestickt zu Wandteppichen für den Köthener Schloßsaal zusammengenäht. S. 371220 K 12.
3
Archiv der FG, dt. Erzschrein. S. 371110 K 11.
4
Gf. Otto V. v. Holstein-Schaumburg (FG 198) und dessen Onkel Gf. Otto zur Lippe-Brake (FG 121). Vgl. 380100.
5
Gemeint ist gewiß der reformierte Pastor Johannes Appelius, der aus seinem Güstrower Amt als Hofprediger in den Dienst Gf. Ottos V. v. Hostein-Schaumburg wechselte. F. Ludwig erinnerte sich hier nicht mehr genau an den Namen des Theologen. Zu Appelius vgl. 370902 K 7.
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Hzn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow (1600–1657; AL 1617. TG 17), Witwe des 1636 verstorbenen Hzs. Johann Albrecht II. v. Mecklenburg-Güstrow (FG 158).
7
Aus dem Tagebuch F. Christians II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), Eintrag vom 5. April 1638, wird deutlich, daß es sich um Hzn. Christina Margaretha (1615–1666) u. Hzn. Anna Sophia (1628–1669), Stieftochter respektive Tochter der Hzn. Eleonora Maria (s. Anm. 6) u. Töchter Hz. Johann Albrechts II. v. Mecklenburg-Güstrow (s. Anm. 6), handelt: „Avis: daß Freẅlein Christina von Mecklenburgk, an den Masern gefährlich darnieder liege, wie auch freẅlein Anne Sofichen, vndt sollen gar viel Offizirer vndt Hofdiener zu Güstero kranck sein.“ (Christian: Tageb. XIV, 374v).
8
Die lutherische Erziehung von Pz. Gustav Adolph v. Mecklenburg-Güstrow (FG 511. 1648), welche sein Oheim Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (FG 175) erzwang, indem er den Dreijährigen am 17. 1. 1637 seiner reformierten Mutter Fn. Eleonora Maria v. Mecklenburg-Güstrow (s. Anm. 6) entriß und nach Bützow und 1639 nach Schwerin bringen ließ. F. Ludwig war, neben der Güstrower Witwe, Kf. Georg Wilhelm v. Brandenburg (FG 307) und Lgf. Wilhelm V. v. Hessen-Kassel (FG 65), einer der im Testament des Vaters vorgesehenen (reformierten) Vormünder des Kindes. Als solcher erlangte er wie die Witwe im Oktober 1639 die förmliche ksl. Bestätigung. S. Anm. 9, 371009 K 0 und Conermann III, 646 bzw. Beckmann V, 342.
9
Hz. August d. J. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 227), der 1635 Pz. Gustav Adolphs Halbschwester Sophia Elisabeth v. Mecklenburg-Güstrow (AL 1629. TG 42b; vgl. 340107) geheiratet hatte. Um den unmündigen Güstrower Erbprinzen war nach dem Tod Hz. Johann Albrechts II. v. Mecklenburg-Güstrow (s. Anm. 6; † 23. 4. 1636) zwischen der Herzoginwitwe Eleonora Maria, geb. Fn. v. Anhalt-Bernburg (s. Anm. 6), und ihrem Schwager Hz. Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin (s. Anm. 8) ein erbitterter Streit hinsichtlich der Regent- und Vormundschaft entbrannt. S. Anm. 8 u. 371009 K 0. Der schroffe Gegensatz der Parteien hatte schon im Juli 1636 einen ersten Vermittlungsversuch Hz. Augusts und Kf. Georg Wilhelms (s. Anm. 8) zum Scheitern gebracht. Vgl. Richard Stehmann: Auswärtige Politik des Herzogs Adolph Friedrich I. v. Mecklenburg-Schwerin in den Jahren 1636–1644. In: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 72 (1907) 1–84, hier: 29. Auf Vorschlag der Witwe — um Religionsstreit zu vermeiden — hatte Ks. Ferdinand III. in einem Mandat an den Schweriner Herzog vom 19. 10. 1637 verfügt, daß dieser den Prinzen zur weiteren Erziehung Hz. August d. J. „als einem der Augspurgischen Confession zugethanen Fürsten“
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übergeben sollte, bis der Streit endgültig entschieden sei. An Hz. August erging zeitgleich eine entsprechende Vollmacht und Aufforderung, den Prinzen abzuholen. Vgl. Warhaffter Abdruck Der Kayserlichen RESOLVTIONEN, MANDATEN, SENTENtien, Tutorij vnd Executorialien, Jn Sachen Frawen Eleonoren Marien/ Hertzogin zu Mechelnburg ... Wittiben. Contra Herrn Adolph Friderichen/ Hertzogen zu Mechleburg/ &c. Jn puncto tutelæ. ... Gedruckt im Jahr/ M. DC. XXXX, 14f. u. 16ff. (HAB: Gm 3041 [2]; LB Schwerin: Mklb. i. 375). Die im vorliegenden Brief geäußerte Kritik an Hz. August dürfte wohl den Vorwurf beinhalten, er habe es an Entschlossenheit und Durchsetzungskraft in der Exekution der ksl. Mandate fehlen lassen. Hz. Adolph Friedrich ignorierte die ksl. Anordnung; die Gesandten Hz. Augusts mußten unverrichteter Dinge abziehen. In seiner Verfügung VOn Gottes Gnaden/ Wir Adolph Friederich/ Hertzog zu Mecklenburg ... Fügen für Vns vnd in Vormundschafft ... Herrn Gustaff Adolphen/ Hertzogen zu Mecklenburgk ... (o. Titelbl.; HAB: 448.21 Theol. [2]; s. 371009 K 0), d. d. Schwerin, 4. 11. 1639, wird der Herzog zwar den ksl. Befehl, das Kind Hz. August auszuhändigen, ansprechen, seine Verweigerung aber mit keinem Wort zu rechtfertigen suchen. A. a. O., Bl. Aiv v. Wenig später verklausulierte er seine Ablehnung, da eine „in viele wege auß eingeführten Vrsachen Suspecte vnnd vnsichere Education bey Herrn Hertzog Augusti“ anzunehmen sei. Abdruck Des an Sembtliche deß H. Römischen Reichs/ auff gegenwertigem ReichsTage Versamblete/ Höchst: Hoch: vnd Löbliche Chur: Fürsten/ vnd Stände ... Jn VormundschafftSachen Deß ... Herrn Adolff Friderichen/ Hertzogen zu Mecklenburg ... Wider den Newlicher Tage von einem vermeinten Güstrowischen Abgeordneten spargirten vnd außgetheileten Druck/ vnd demselben angehengte vnbegründete Glossen/ Von den Fürstlichen Mecklenburgischen auff jetzigen Reichstag abgefertigten Gesandten Vbergebenen Memorials. (Regensburg 1640), 32f. HAB: Gm 3041 (3); vgl. 371009 K 0. In Wirklichkeit habe die Witwe nur gehofft, ihren Sohn „von Hertzog Augusti F. G. wol wider loß zubekommen [...] Also daß die Herrn Abgesandten/ wie sie ein vorhin verdeckte vnd verholene Intention vermercket/ sich hinweg begeben“. (S. 34). Diese Version wird die Herzoginwitwe in ihrer Informatio Facti et Juris (1641; vgl. 371009 K 0), entschieden zurückweisen: weder habe Hz. Augusts Prinzen-Erziehung in Gefahr gestanden, „in viel Wege“ unsicher und suspekt zu werden, noch seien seine Abgesandten wegen irgendwelcher Machinationen der Witwe zurückgekehrt. Adolph Friedrich habe sich an die ksl. Aufforderung, den Prinzen herausgegeben, nicht gehalten, so daß die „deßwegen mit aller Zubehör- vnnd Nothwendigkeit abgefertigte Legation [Hz. Augusts] vnverrichteter Sachen widerumb zu Ruck kehren müssen“. A. a. O., 84; vgl. 104, 110, 136. Am 28. 8. 1638 bekräftigte ein ksl. Mandat an Hz. Adolph Friedrich die früheren Befehle einschließlich desjenigen vom 19. 10. 1637, wonach der Herzog verpflichtet sei, „nit allein obbesagter Wittiben vor sich vnnd die Jhrige zum vnterhalt alle vnd jede AmptsGefälle/ Einkommen/ Renten/ Pension, vnd Zollgelder vnweigerlich zuzustellen/ sondern auch deß Hertzogs Augusti zu Braunschwig vnd Lüneburg L. den Fürstl. Pupillen in seine verpflegung auff abfodern vnweigerlich folgen zulassen.“ Leider habe der Herzog „in allen das widerspiel“ getrieben. Ferdinand III. bestätigte nun F. Ludwig und Kf. Friedrich Wilhelm ausdrücklich als „Contutorn“ und forderte den Schweriner Herzog „sub pæna præclusionis“ auf, dem Befehl nachzukommen oder innerhalb dreier Monate seine Auffassung begründet darzulegen. Andernfalls ergehe nach Verstreichung der Frist unweigerlich der ksl. Urteilsspruch. S. Warhaffter Abdruck Der Kayserlichen RESOLVTIONEN, MANDATEN, SENTENtien, Tutorij vnd Executorialien, Jn Sachsen Frawen Eleonoren Marien/ Hertzogin zu Mechelnburg ... Wittiben. Contra Herrn Adolph Friderichen/ Hertzogen zu Mechleburg/ &c. Jn puncto tutelæ. ... Gedruckt im Jahr/ M. DC. XXXX, 20–22. Am 9. 2. 1639 wurde des Herzogs Rechtfertigungsschrift d. d. 26. 11. 1638 dem Kaiser eingeschickt, den sie indessen nicht von seiner bisherigen Auffassung abzubringen geeignet war. Das ksl. Urteil wurde daher aufgesetzt und Hz. August d. J. mit Schreiben vom 7. 5. 1639 zugeschickt, der Hz. Adolph Friedrich nochmals in Güte ermahnen, ihm im Falle der Unbelehrbarkeit aber das ksl. Urteil aushändigen und den
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Prinzen in seine Obhut nehmen solle. (A. a. O., 22f.; die Beilage des ksl. Urteils, das Eleonora Marias Position und das Testament ihres verstorbenen Gemahls förmlich anerkennt, d. d. 7. 5. 1639, a. a. O., 23–26). Auch hier der Befehl, „den Fürstlichen Pupillum Hertzogen Gustavum Adolphum, alsobalden Hertzogen Augusto zu Braunschweig vnd Lünenburg [...] vngehindert/ auff seine Abfoderung abfolgen [zu] lassen.“ S. 25). Zwar hielt das ksl. Urteil Hz. Adolph Friedrich den Rechtsweg der Berufung offen, jedoch hat der Kaiser nach Beckmann V, 343 damit „die Fürstl. Fr. Witwe in Jhrer Vormundschaft confirmiret/ und Herzog Adolf Friedrich zum Petitorio verwiesen/ diese Sententz auch durch Hertzog Augustum zu Braunschweig solenniter publiciret/ und Jhm insinuieret/ anbei von der Fr. Witwen im Monat Septembr. A. 1639. aus Gustrow an die sämptl. Stände und Unterthanen des Hertzogthums bekannt gemacht worden“. S. Conermann III, 201; zum weiteren Verlauf des Konflikts vgl. 371009 K 0.

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