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380427 Fürst Ludwig an Fürst Ernst Gottlieb von Anhalt-Plötzkau
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380427

Fürst Ludwig an Fürst Ernst Gottlieb von Anhalt-Plötzkau


F. Ludwig (Der Nährende) hat die von F. Ernst Gottlieb v. Anhalt-Plötzkau (FG 245. Der Starke) ins Deutsche übersetzten und ihm eingereichten drei Kapitel der in lateinischer Sprache verfaßten Beschreibung des Königreiches China, welche er seinem Neffen zur Übertragung vorgeschlagen hatte, übersehen und schickt sie ihm mit Korrekturvorschlägen zurück. Bei der kritischen Durchsicht habe sich F. Ludwig auch des Rates von Leuten mit guten Lateinkenntnissen bedient. Nachdem der Anfang so vielversprechend gelungen sei, möge Ernst Gottlieb zu seiner eigenen nützlichen Sprachübung in der Übersetzungsarbeit fortfahren, die ihm auch Nachruhm eintragen werde. V. a. die Vorrede an den Leser zeige eine elegante Gefälligkeit der Sprache. Mithilfe der Korrekturen werde Ernst Gottlieb zweifellos an Sprachfertigkeit und Stilsicherheit gewinnen, so daß künftig Verbesserungen kaum noch für nötig zu halten sein werden. Ernst Gottlieb sollte aber bei allen Kapiteln die Randnoten des Originals in der Übersetzung wiedergeben, womit F. Ludwig in seinen Verbesserungen bereits den Anfang gemacht habe, wie dort zu sehen sei. Auch weiterhin erklärt sich F. Ludwig zur Korrekturdurchsicht bereit.

Beschreibung der Quelle


Q HM Köthen:V S 544, Bl. 14rv [Handschrift: [14r]]; eigenh. Konzept; Bl. 14v: einige Rechnungsziffern von unbek. H. — Veröffentlicht in KE, 32 u. KL III, 98. Bibliographisch erfaßt in Bürger, S. 948 Nr. 31.

Anschrift


A Fehlt.

Text


Als jüngsten von des [sic] Starcken wegen dem Nehrenden eina anfang der deutschen verdolmetschungb des Chinesischen Königreichs beschreibung uberreichet worden1 , hatt derselbe nicht unterlaßen, das ubergebene, so sich bis in das dritte Capittell erstrecket mitt allem fleiße benebensc mitt zuziehung der lateinischen sprache kundigen zu durchsehen, und hiermitt zum ferneren ausschreiben zu ruck zuschicken. Und wie der anfang also wolld und verstendlich gemacht, also wird der Starcke anderweit ersuchet in dieser verdeutschung jhme selbsten zu nutzlicher übung und hohen nachruhme fort zu fahren; Wie dan bey der vorrede amf leser eine sonderliche lauffige gutte artt2 gespüret worden, und zweiffelt der Nehrende garg nichtt es werde der Starcke durch die anietzo mitkommende erinnerungen3 sich von tage zu tage in der verdeutschung undh beyden sprachen sog geschicktti machen, dasj es ins kunftige großer verbesserungk nicht mehr wirdt von nötten haben. Esl will aberm bey allen Capitteln dienlich sein, das was im lateinischen am rande gemercket, zugleich im deutschen darbey gesetzet werde,4 Jnmaßenn der anfang dieses orts auch als zusehen gemacht worden. Dero Nehrende erklert sich zup fernerweitt ubersehung deßen, so noch zu verdeutschen, und verbleibett

  Desq Starcken freundwilliger.

  Geben Cöthen den 27. Aprils 1638.
[14v]  600 —
 600 —
1200 —
4000
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Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a
ein anfang der eingefügt für <der anfang>
b
Folgt <anfang>
c
benebens mitt eingefügt für <nechst andern> KE, KL und zuziehung statt benebens mitt zuziehung
d
Bis verstendlich am Rand ergänzt.
e
nach eingefügt.
f
Lies: an den
g
Eingefügt.
h
und beyden sprachen fehlt in KE.
i
Am Rand ergänzt <und also>
j
Bis von nötten haben am Rand ergänzt; mehr eingefügt in der Ergänzung.
k
KE verbesserungen
l
Eingefügt für <und>
m
Eingefügt für <auch>
n
Bis worden am Rand ergänzt, fehlt in KE und KL
o
KE, KL Der Nehrende ist ferner bereit zur übersehung [...]
p
Eingefügt für <er[?]>
q
Passus fehlt in KE und KL.

Kommentar

K
1
F. Ludwig (Der Nährende) hatte dem jungen Prinzen Ernst Gottlieb v. Anhalt-Plötzkau (FG 245. Der Starke, s. 380302 K 1) in seinem Brief 380302 vorgeschlagen, eine „beschreibung des konigreichs China in Latein“ ins Deutsche zu übertragen. Die Vorlage kann nicht mit Sicherheit ermittelt werden. Vgl. 380302 K 2. Zusätzlich zu 380302 und zum vorliegenden Brief konnten wir bislang keine weiteren Spuren oder Hinweise zu diesem zweifellos begonnenen, aber nicht beendeten, jedenfalls nicht zur Druckveröffentlichung gebrachten fruchtbringerischen Übersetzungsprojekt finden. Wie F. Ludwigs Verbesserungen („erinnerungen“) konnte auch ein Übersetzungsmanuskript von uns nicht nachgewiesen werden.
2
Zum Stilideal der flüssigen oder „(ge)läufigen“ Rede vgl. 371209 K 3.
3
Die dem Brief beigegebenen Verbesserungen F. Ludwigs zu Pz. Ernst Gottliebs Übersetzung liegen heute weder dem Brief, noch dem überlieferten Köthener Erzschrein, noch anderen bislang ermittelten und eingesehenen Brief- und Quellenakten zur Fruchtbringenden Gesellschaft bei und müssen als verloren gelten.
4
Zum Hinweis auf Randnoten vgl. 380302 K 2.

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