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380501 Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig
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380501

Christian Ernst Knoch an Fürst Ludwig


Antwort auf 380328, beantwortet in 380509. — Christian Ernst (v.) Knoch (FG 268) habe Hans v. Rochow (FG 317. 1638. Der Beliebte) eine Pflanzensendung und einen Gruß F. Ludwigs übermittelt. Voller Dankbarkeit und Freude sei er sofort (von seinem Regiment) nach Hause geeilt, um die Pflänzlinge und Samen einzusetzen. Einen Dankesbrief, von Rochow aus Brandenburg an Albrecht Christof v. Krosigk (FG 7) in Dessau gesandt, werde F. Ludwig erhalten haben. Die Stickereien seiner Imprese und seines Wappens will Rochow erst demnächst nach Köthen schicken, da er die dazu benötigte Seide nicht in Berlin bekommen und deshalb in Leipzig besorgt hat. Er trägt seinen neuen Gesellschaftspfennig mit Stolz. — Knoch legt ein Schreiben des Generalwachtmeisters Moritz Adolph v. Dehn-Rotfelser (FG 318. 1638) über dessen Imprese bei und erklärt sich bereit, diesem F. Ludwigs Antwort zuzustellen. — Knoch fragt an, warum der Page Lattorf noch nicht eingetroffen sei, um seine noch offene Stelle anzutreten. — Knoch beklagt, daß das neue Gesellschaftsmitglied Dam Vitzthum v. Eckstädt (FG 312. 1637. Der Abhelfende) so schnell gestorben sei, zum Schaden der Soldaten, Sachsens und Anhalts. Gott möge dem Elend des Vaterlands endlich durch die Rückkkehr des Friedens abhelfen. — Gegen die noch ruhigen Schweden Johan Banérs (FG 222) wird ein Zug Klitzings in die Stettiner Gegend erwartet, den auch Rochows Regiment im Notfall unterstützen soll. Jung hat vom Kaiser das Kommando zur äußersten Verteidigung Landsbergs (Warthe) und Großglogaus empfangen. — Das Königreich Polen hat sich mit dem osmanischen Reich friedlich verglichen. — Danzig wird die Abgeltung des kgl.-polnischen Seezolls zugestanden. — Der (jüngst gegründete) polnische Ritterorden wurde aufgehoben. — Frh. Siegmund Seifried v. Promnitz wollte die Hälfte der Rochow von F.
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Ludwig geschickten Pflanzen abhaben, verpaßte jedoch den Obristen. Er werde F. Ludwig ein unterhaltsames spanisches Buch schicken. Knoch meldet, er werde F. Ludwig die Schriften etlicher neuer deutscher Dichter senden, die er in Dresden erlangt habe. Diese glaubten, Opitz in nichts nachzustehen.

Beschreibung der Quelle


Q LHA Sa.-Anh./ Dessau: Abt. Köthen A 9a Nr. 94, Bl. 3r–4v [A u. Eingangsvermerk: 4v], 4r leer; Schreiberh. mit eigenh. Unterschrift; Sig.

Anschrift


A Dem Durchlauchtigen Hochgebohrnen Fürsten vndt Herren, Herren Ludwigen, Fürsten zue Anhaldt, Graffen zue Aßcanien, Herren zue Behrenburgk, vndt Zerbist etc. Meinem Gnedigen Fursten vndt Herren etc. gehorsamb
Präsentationsvermerk von F. Ludwigs H.: Pres. 8. Maij 1638.

Text


Durchlauchtiger Hochgebohrner Furst, Gnediger Furst, vnd Herr etc.
Eu. Furst. Gnd. kuße ich vnterthenigk die Hende, Gehorsambst Berichtende das Jch Eu. Furst. Gnd. gnediges Brifflein, vom 28 Mertz mit vntertheniger Ehrerbittung empfangen, vndt Eu. Furst. Gnd. Furstliches wolergehen, vndt Gutte gesundtheit mit höchsten Freuden drauß gehorsamb vernohmen habe,
  Vndt gleich wie ich mich vor die erzeigete große Gnade, wegen gethaner wurdigung gegen Ew. Furst. Gnd. Vnterthenigk bedanke, Also habe Jch alsofort Eu. Furst. Gnd. gnedigen gruß, wie auch die im Moß eingemachte Gewechße, benebenst bey gefugten Schachtlein, dem Beliebten1 zue rechte eingehändtiget, welcher gewiß sich vber derselbten Hoch Furstl. Gnade, von Herzen erfreuet, derselben so lange ihme die Augen offen stunden, nicht zue vorgeßen, Besondern mit vnterthenigen diensten gewißlich hienwiederumb zuverschulden, Gehorsamb anerbothen. Sagete auch weiln Er ein rechter Liebhaber der Garten, ein geschencke von 1000 Tlen. wehre Jhme nicht so angenehmbe, alß die vberschickten Gewechße vndt saamen, Jst auch also fort von hier den andern Morgen, aufbrochen, darmit nichts vor abseummet werden möchtte nacher Hauße gezogen vndt soliche gewechß vndt Saamen in die Erde bringen laßen, ein vntertheniges dancksagungs Brifflein, weiln Er eß von Brandenburgck auf Deßau an Marschalgk Kroßigk2 geschicket, werden Eu. Furst. Gnad. gnedige erhalten haben, Jzo weiln Er sehr vnpaß, vndt am Schreiben vorhindert worden, kußet Eu. Furst. Gnd. vnterthenigk die hende, Befihlet sich derselben Beharlichen Furstlichen Gnade, vndt wirdtt die Jmprese vndt Wapen ehestes tages vnterthenigk einschicken, wehre albereit vorlengsten geschehen, so hat Er die darzugehörliche Seyden zue Berlin nicht erlangen, Besondern deßhalben auf Leipzigk schicken, vndt soliche darzue Holen laßen mußen.3 Bittet derenthalben Eu. Furst. Gnd. wegen solicher Langen aufhaltung vnterthenig vmb vorzeihung, die vom Golde gemachte Jmprese4 ist vorfertiget, vndt gewiß recht schön gemachet, Er Pranget Gewaltig darmit, Waß Herr Generalwachtmeister Dehne5 , wegen seiner Jmprese an mich gelangen Leßet, haben Eu. Furst. Gnd. auß inliegenden zu ersehen, stehet zue Eu. Furst. Gnd. gnedigem Belieben, Ob Eu. Furst. Gd. dieselbe durch zeigern mihr anhero gnedig vbersenden wollen, will dinstliche schon an gehörige Orthe zuubersenden wißen, Der Edelknabe Lattorff6 hat sich noch nicht eingestellet, sein platz ist noch zur zeit offen, daß
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dem Abhelffenden7 sobaldt abgeholffen, vndt der Allerhöchste ihn vnß nicht lenger gönnen wollen, Beclage Jch von herczen, vndt haben nicht allein die Soldaten, besondern auch daß Ganze Churfurstenthumb gewiß ein großes an ihme verlohren, Furchte das Furstenthumb Anhaldt [3v] werde soliches auch gewiß empfinden, vndt durffte wie Jch wol vornehme, die Last nicht vermindert, sondern wol vormehret werden, Gott der Allerhöchste Helfe doch daß dießem Vnheil einmahl abgeholffen werden, vndt der Liebste Friede sich in vnßerm geliebten Vater Lande wiederumb blicken laßen möchtte[.] Banier8 ist noch ganz stille, vndt stehet drauf daß General Kliczingk9 daß volck zue sahmen ziehen, vndt nicht weith von Stettin ein Lager schlagen möchtte[.] Vnßer Regiment hat auf ein Nothfahl ihn zuehulffe zue kommen beuehl empfangen[.] Obrister Junge10 ist Commendant an dem Warth vndt Oderstrom worden, hatt kayß. Maytt. allergnedigsten Beuehl, Landeßbergk vndt GroßGlogau, biß aufs eußerße [sic] zuehalten, vndt solten gleich alle Regimenter zue scheitern gehen, Pohlen ist richtig mit dem Turcken vorglichen11 , wie auch mit der Stadt Danczigk12 , welche eine gewiße Anzahl geldes herschießen thuet, der Ritter Orden13 ist auch wiederumb zuruckgangen. Der herr Landtvoigtt herr von Promniz14 befihlet sich Eu. Furst. Gnd. gehorsamb, alß Er kundtschaftt von den vberschickten Gewechßen bekam, batte Er den herren Obristen15 vmb den halben theil, aber Er kam zue Spatte, den der h. Obriste 2 tage zuuor albereith, mit denselben nacher hauße vorreißet, Er wirdt Eu. Furst. Gnd. ein Spanisch buchlein gehorsamb vberschicken, so sehr Lustig zue leßen sein soll,16 Jch hatte auch ezliche Neue deuzsche Poeten so dem opitz17 nichts nachzugeben vormeinen, zue Dreßden vberkommen, sollen auch Eu. Furst. Gn. ehestes vnterthenigk vberschicket werden;
  Dießes habe ich Eu. Furst. Gd. auß vntertheniger schuldigkeit, gehorsamb zuwißen machen sollen, Befehle dieselbe benebenst deroselben vielgeliebten Furstlichen Gemahlin, welcher ich vnterthenig den Rock kuße, vndt ganzen Furstlichen Hauße, dem Allgewaltigen Schuz Gottes deß Allerhöchsten zue allem Furstlichen wolergehen vndt erwunschenden Gesundtheit, mich aber deroselben Beharlichen HochFurstlichen Gnaden, bin vndt verbleibe etc.
  Eur. Furst. gnad. vntertheniger gehorsamer Diener vndt Knecht
  Christian Ernst Knoche mppria.
  Guben am 11 Maij18 ao 1638

Textapparat und Kommentar

T

Kommentar

K
1
Hans v. Rochow (FG 317. Der Beliebte. 1638). Vgl. 380128 K 18. Zur Bitte Rochows um Pflanzen und zu F. Ludwigs Sendung von Pflänzlingen und Samen vgl. 380320A u. 380328. Ob die erwähnte Gnade und Würdigung nur Knoch auszeichnete oder ob damit auch die Aufnahme Rochows in die FG gemeint ist, läßt sich nicht entscheiden.
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(Albrecht) Christof v. Krosigk (FG 7), Hofmarschall F. Johann Casimirs v. Anhalt-Dessau (FG 10). Der Dankesbrief Rochows ist unbekannt.
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Die Rede ist von der auf Atlas gestickten FG-Imprese Rochows und seinem gleichfalls auf Seide gestickten Wappen. Beide sollte der Beliebte zur Erweiterung der Gobelins im Köthener Schloß einschicken, das Wappen vielleicht auch als Vorlage für die heraldische Illustration im Köthener Gesellschaftsbuch (GB Kö., s. Conermann III, 362 u.
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Abb. in Conermann II, Wappen Nr. 317). Vgl. 380328, 380509 u. allgemein zu der Verfertigung und Sammlung gestickter Impresen und Wappen in der FG 371220 K 12 u. Conermann: Nachlaßinventar, S. 74–76.
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Der aus emailliertem Gold gefertigte, an einem sittichgrünen Bande um den Hals getragene Gesellschaftspfennig Rochows. Er ist sonst nicht bezeugt oder nachgewiesen. Auf dem Avers zeigt jeder Gesellschaftpfennig die Imprese der FG. Auf dem Revers des Gesellschaftspfennigs wurde die Imprese des Mitglieds aus dem Gesellschaftsbuch wiedergegeben. Vgl. die Abb. in DA Köthen I. 3, S. 138. Zu diesen Medaillen vgl. auch den Kurtzen Bericht in den Gesellschaftsbüchern der FG, z. B. DA Köthen II.1, S. [10].
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Moritz Adolph v. Dehn-Rotfelser (FG 318. 1638). Vgl. 380320A K 5. Die erwähnte Beilage ist verschollen. Die Imprese und das Reimgesetz wurden in aller Regel von F. Ludwig (auch mit Hilfe Diederichs v. dem Werder, FG 31) verfaßt, wenn auch neue Mitglieder gelegentlich dazu Vorschläge und sogar Gedichte einreichten. Knoch nimmt deshalb hier wohl an, daß der Fürst ihm die Anweisung bzw. Vorlage (Visierung) oder den Text der Imprese (mit dem Reimgesetz?) zuschicken werde.
6
S. 380320A K 1, 380328 u. 380509.
7
Der kursächsische Generalfeldwachtmeister Dam Vitzthum v. Eckstädt (FG 312. 1637. Der Abhelfende) war am 10. 3. 1638 an den vor der Warnemünder Schanze erlittenen Verletzungen gestorben. Conermann III, 354; Theatrum europaeum III, 921. Nach einem Bericht im Theatrum europaeum III, 966, der keine Einzelheiten mitteilt, wurde der allseits anerkannte und auch von den Anhaltinern betrauerte Offizier am 31. 7. 1638 in Magdeburg bestattet. Vgl. auch 380608A K 7. Eine Notiz in Christian: Tageb. XV, 4r (Eintrag vom 4. 8. 1638): „Der allte George Petz ist von Magdeburgk wiederkommen, mitt meinem Küriß [den Brustpanzer hatte Christian den vitzthumbischen Verwandten für die Bestattungsfeierlichkeiten geliehen], sampt einem Danckschreiben von den Fitzthumbern, Erzehlen wunder was stadtlich, vndt ansehlich, alles angeordnet gewesen, auf des Generals Feldtwachmeisters Sehl. Dam Vitzthumbs celebrirten Leichbegängnüß am Dinstage.“ Als Gouverneur im Ebst. Magdeburg hatte Dam Vitzthumb u. a. anhaltische Kontributionen eingetrieben, so daß die Anhaltiner auf sein Wohlwollen angewiesen waren. Tatsächlich scheint er sich maßvoll verhalten zu haben. Vgl. 371221 K 6.
8
Der schwedische Heerführer Johan Banér (FG 222) verharrte damals in der Tat noch in seinen Quartieren an der pommerschen „Seekante“, plante aber, gestärkt durch die in Hamburg geschlossene Allianz mit Frankreich (März 1638; vgl. 380210 K 10) und in Erwartung neuer Truppen, bereits einen Vorstoß nach Süden bis in die ksl. Erblande. Sollte der erwünschte „succurs“ eintreffen, so wolle er, wie er dem schwedischen Reichskanzler Friherre Axel Oxenstierna (FG 232) am 7. 5. 1638 von Usedom schrieb, die schwedische Position in Pommern, welche „dass fundament ist, worauff meine desseings und actiones müssen gegründet sein“, festigen und „mich in eine posture zum feldtzuge einrichten“. Dabei wünschte er, „dem feinde einen solchen stachell in die augen zu setzen, an deme er ohne mühe nicht würde ziehen können.“ AOSB SA VI, 539, vgl. 543ff. Er befand sich am 8. 5. bei Anklam, zog sich dann wieder nach Stettin zurück, wo er den angekündigten Nachschub aus Schweden erwartete. Vgl. ebd. und Documenta Bohemica VI, Nr. 613. Gallas berichtete am 1. 5. 1638 Kf. Johann Georg I. v. Sachsen, daß für die Schweden Verstärkungen anrückten und daß Banér die Absicht hege, in Landsberg und Schlesien einzufallen. Keinerlei Vorkehrungen zur Verhinderung des feindlichen Vormarsches seien getroffen. Auch wenn Hilfe an die Oder käme, stünden nicht genug Fuhrwerke zur Verfügung. Der Kurfürst von Brandenburg habe 10000 Mann Hilfstruppen versprochen. Documenta Bohemica VI, Nr. 603, vgl. auch Nr. 623. Tatsächlich vertrieb Banér in der zweiten Jahreshälfte 1638 mit frischem Geld und frischen Truppen zunächst den Gegner aus Mecklenburg und Vorpommern. So nahmen die Schweden den Kaiserlichen Ende Juli Gartz und am 7. 9. 1638 Wolgast ab. Vgl. 380503 K 3; AOSB SA VI, 553. Am 31. 12. 1638 brach er dann aus seinem Lager bei Neukloster (südlich von Wismar) zu
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einem Feldzug auf, der ihn durch die Altmark und Sachsen bis nach Prag führte. Vgl. 380320A K 9 u. 380503; ferner Englund, 193ff.; Ritter: Deutsche Geschichte, 607.
9
Der Kommandeur der kleinen kurbrandenburgischen Armee, Generalmajor Johann Caspar v. Klitzing (1594–1644), s. 370805 K 7, vgl. 380503 K 2. Im März 1638 war er nach Vorpommern vorgerückt und hatte den Pass Gartz (Oder) in der Uckermarck den Schweden abgenommen. S. Theatrum Europaeum III, 919 u. 935; Documenta Bohemica VI, 228. Vgl. auch Christian: Tageb. XIV, 564r (Eintrag vom 4. 3. 1638): „Avis von Magdeb. Daß der General Klitzing, den festen paß Gartz den 22. Februarij mitt stürmender handt eingenommen, ob schon der feindt kundtschaft von ihm gehabtt, vndt von Stettin secours dahin geschicktt. Der generalwachmeister Dromondt, drey ObristLeuttnants etzliche hauptleutte, vndt fast bey 500 Mann, gefangen bekommen, bey 200 Niedergehawen, 12 fenlein nebst vielen Schiffen, darauf ein guter vorrath, an munition vndt andern sachen gewesen, dem feindt abgenommen, vndt die wolfortificirte brücke erhalten.” Zum Generalwachtmeister David Drummond (1593–1638) s. SBL XI, 461–464 u. Åke Meyerson, Björn Hallström, Ove Hidemark, Olov Lönnqvist, Irene Sigurdsson: Herman Wrangel och hans krigskamrater. En porträttserie på Skokloster. In: Skokloster-Studier 5 (Balsta 1972), 237–300, hier 249 (Porträt David Drummonds, S. 263). Am 21. 5. 1638 meldete Banér (s. Anm. 8) aus Stettin, es „seindt die Brandenburgischen unter Klitzing (mit einem guten theil keyserlische [...] regimenter) in vollen begriff und praeparatorijs bemühet Anclam zu belegern, zu dem apparentlichen ende mich alhier in Pommern zu behalten und mir arbeit zu geben.“ Zugleich erwartete er aus den entfernteren Quartieren Gallas’ dessen Angriff auf Wismar und hoffte, bald in der Lage zu einem Feldzuge zu sein. AOSB SA VI, 542. Am 14. Mai 1638 sollte Klitzing bereits mit der Belagerung Anklams begonnen haben, sie verlief aber im Sande. Vgl. dazu 380605 K 7; Documenta Bohemica VI, Nr. 613, 618 u. 628. Vgl. zur Entwicklung der Lage an Oder und Elbe Anm. 8.
10
Der ksl. Oberst Johann Gottfried Jung, Kommandant an der Warthe und Oder, s. Documenta Bohemica VI, Nr. 640 (24. 6. 1638 Grünberg). Schon längst waren Vorstöße der Schweden in den Oder-Warthe-Raum erwartet worden. Vgl. den Brief Kf. Georg Wilhelms v. Brandenburg (FG 307) an Gallas vom 12. 2. 1638. Documenta Bohemica VI, Nr. 558.
11
Es ist ungewiß, ob der hier behauptete Vergleich zwischen Polen und dem Osmanischen Reich der Absicherung des Vorgehens gegen die Zaporoger Kosaken dienen sollte, denen der Warschauer Reichstag 1638 ihre Privilegien wegen ihres Aufstands von 1635/36 entzog. Tatsächlich vermeldet das Theatrum europaeum III, 815 aber ein Friedensabkommen Polens mit dem Tataren-Khan (vgl. 380800 K 6) gegen die Türken: „Jn Polen rüstet man sich sehr wider den Türcken/ zu welchem Ende mit dem TartarCham ein ewiger Friede erhandelt vnnd beschlossen wurde.“
12
Streit Kg. Wladislaus‘ IV. Sigismund v. Polen mit der Stadt Danzig über den ihr auferlegten Seezoll. Die Abgeltung des Zolls durch eine zu vereinbarende Geldsumme konnte nicht verwirklicht werden. S. 371030 u. ö.
13
Der Plan eines polnischen Ritterordens Immaculatae Virginis wurde auf dem damals stattfindenden Warschauer Reichstag durch protestantische und andere Opponenten durchkreuzt und daher vom König aufgegeben, s. 380207 K 5. Das Erlöschen des Ritterordens notierte F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) am 28. 5. 1638 in seinem Tagebuch: „[Zeitung], daß der Polln. Reichstag sich geendet, vndt der Ritterorden S. Mariæ gantz aufgehoben vndt cassirt worden.“ (Christian: Tageb. XIV, 601r). Vgl. Theatrum Europaeum III, 885 u. 944f. S. Archivum Głowne Akt Dawnych, Warschau, M. K. 185, Bl. 45r–46v Dekret Kg. Wladislaus IV. Sigismund, Datum Varsauiæ in Conuentione Regni Generali. die xxviii Mensis Aprilis (1638): „Et quia amplitudini eius [Regni] non exiguum allaturam momentum pietatem armis instructam arbitramur nouum Ordinem militarem instituere erat nobis in animo cuius hic vnicus erat Scopus sub
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auspicio cælesti Deo et patriæ militare, Sed quia nonnullis innoxia hæc pietas nostra iniustum parit metum vanæ timentibus ne nouus hic Ordo qui saluti et dignitati publicæ militare debebat, libertati publicæ quandoque pernicie mineretur ad demendum inanem hunc ex animis omnium metu institutionem huius ordinis abrogamus Fidem nostram Regiæ Reipub: vniuersæ obligando nonnunquam eiusmodi Ordines sine expresso Consensu totius Reipub: in hoc Regnum introducturos.“
14
Frh. Siegmund Seifried v. Promnitz Herr zu Sorau (17. 7. 1595 – 30. 6. 1654), Landvogt der Niederlausitz, am 9. 6. 1652 in den Reichsgrafenstand erhoben. Vielleicht handelt es sich bei dem „jungen Herrn von Promnitz“, den F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51) auf seiner Italien-Reise in Venedig „Zu gaste gehabt“ (Einträge vom 22. 2. 1624 u. 21. 3. 1624, s. KT, 212, 214) um den o. g. Promnitz. Walter v. Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815, Band II, 503; Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Hamburg 1937, 29, Nr. 44 (Sohn: Gf. Ulrich Hipparch v. P.); Historische Beschreibung der hochreichsgräflich Promnitzschen Residenzstadt Sorau, von J. O. Magno, Leipzig 1710 (HAB: Gm 4454). In 380503 I gebraucht Promnitz nur die Initiale S für einen seiner beiden Rufnamen (vgl. auch 380503), jedoch werden beide Vornamen in 380509 bestätigt. S. auch Historia insignium illustrium [...] pars specialis [...]. Editio Secunda. (Frankfurt: Johann Adam Jung 1717), 299: „Wann wir nun gnädiglich angesehen/ wahrgenommen und betrachtet/ das uhralte Adeliche Geschlecht der Freyherren von Promnitz/ so vor etlich hundert Jahren Banerherren gewesen/ massen in Historien befindlich/ welchen ihren Standt aber/ sie von wegen dessen/ vor Zeiten von den Tartaren in unser Hertzogthum Schlesien beschehenen Einfalls/ [...] und dann erfolget/ daß weyland unser Uhr-Anherr/ Kayser Ferdinand der Erste/ dieses Geschlecht umb seiner Jhrer Liebd. und unserem löbl. Ertzhauß Oesterreich geleisten nützlichen getreuen Dienste willen Anno 1542. mit Vermehr- und Verbesserung ihres Wapens versehen/ auch darauff in Anno 1549. in deß Heil. Röm. Reichs würcklichen Freyherrn-Standt erhoben/ und einer aus solchem Geschlecht/ Namens Balthasar von Promnitz/ wegen seiner ansehnlichen guten Geschicklichkeit und Erfahrung zum Bischoff zur Neuß und Breßlau in unserem Hertzogthum Schlesien erwählet/ [...].“ (HAB: Fe 2° 4). Vgl. den Eintrag: „Sigmundt Seyfridt Herr von Promnitz“ unter der Rubrik „A. Namen von Freunden der Exulantengemeinde a) ohne Wappen“ an zweiter Stelle in: Vierteljahrsschrift f. Wappen-, Siegel- u. Familienkunde 30 (1902) 66–264, hier 250.
15
Hans v. Rochow, s. Anm. 1.
16
Unbekannt, möglicherweise der Don Quijote. S. 371124 K 5. Vgl. 380503 u. 380509. Zu spanischen Büchern im Gebrauch der FG vgl. 371224 K 6 und die Hinweise im Personenregister unter Cervantes, González, Guevara, Mexía, Quevedo u. Vega. Vgl. auch Conermann: Lope de Vega.
17
Martin Opitz v. Boberfeld (FG 200). Bei den „neuen deuzschen Poeten“, deren Werke Knoch in Dresden erstanden hatte, dürfte wohl in erster Linie an die sächsischen Opitzianer der 1630er Jahre zu denken sein, etwa an Paul Fleming (s. 360800 u. I–II), Gottfried Finckelthaus (1614–1648), dessen Deutsche Oden oder Gesänge 1638 in Leipzig erschienen, oder Christian Brehme (1613–1667), der seine Allerhandt lustige, trawrige vnd nach gelegenheit der Zeit vorgekommene Gedichte 1637 in Leipzig veröffentlicht hatte. Zu der kurz zuvor (1630) noch am Dresdner Hof herrschenden altertümlichen deutschen Poesie s. Conermann: Opitz auf der Dresdner Fürstenhochzeit.
18
Nach dem Gregorianischen oder Neuen Kalender datiert. Vgl. 380509 K 1.
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